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Persona 3 -After the Years-

von

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XXVI - Kako, die Spürnase


 

~~~Donnerstag 26. Mai 2016~~~

 

Kurz nachdem es zur Mittagspause geläutet hatte, hatten sich Aiden und Miyuki mit Luca und Haruka wieder auf dem Dach der Schule eingefunden, wobei die Brünette etwas geknickt wirkte. Natürlich hakte die Grünhaarige direkt nach, was denn los sei, woraufhin die Mechanikerin erklärte, dass sie Sakura zum Mittagessen abgesagt hatte. Aiden konnte verstehen, warum das die Brünette störte, denn schließlich war Sakura ihre beste Freundin und die vertröstete man ungern auf eine andere Zeit. Da sie sich allerdings über die Shadow-Welt unterhielten, wäre es äußerst hinderlich, wenn Unwissende etwas davon mitbekommen hätten, weshalb sie unter sich blieben. Sie standen leider immer noch vor dem gleichen Problem wie auch am Anfang, dass sie keine Gewissheit über den Aufenthaltsort von Setsuna hatten. Da Haruka aber von dessen Mutter erfahren hatte, dass er immer noch nicht nach Hause gekommen sei, waren sie sich zumindest sicher, dass der Junge nur in der anderen Welt sein konnte, sonst wäre er schon längst wieder aufgetaucht.

Aiden tippte ein wenig auf seinem Handy herum und versuchte den Kopf frei zu bekommen, als Miyuki laut seufzte: „Das ist doch zum Haare raufen. Wir haben keine Spur wo er sein könnte.“

„Ich habe echt Angst um ihn. Er hat doch keine Chance zu überleben, wenn er diesen Monstern begegnet“, schluchzte Haruka und zog die Knie an die Brust, weshalb Luca versuchte, irgendwie die Stimmung zu lockern: „Tja, dann müssen wir wohl weiter versuchen ihn aufzuspüren. Aufspüren, kapiert? Wegen der Spur.“

Die drei Schüler sahen den Spanier einen Moment, doch konnte keiner über den Witz lachen, weshalb der Oberschüler noch einmal nachhakte: „Wirklich? Keiner von euch? Nicht mal du, Aiden?“

Als die drei erneut nur mit dem Kopf schüttelten, verzog Luca das Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust: „Och kommt schon! Der war doch gut.“

 

Während Luca sich immer noch schmollend mit Haruka und Miyuki darüber stritt, ob sei Scherz denn jetzt lustig war oder nicht, tippte Aiden weiter auf seinem Handy herum.

Er grübelte ein wenig nach, während er eine Aufgabe seines Kreuzworträtsels betrachtete, als ihm ein Einfall kam: „Spur… Aufspüren… Das ist es!“

Er war so ruckartig aufgesprungen, dass seine Freunde erschrocken zusammenzuckten und ihn anstarrten.

Auf die fragenden Blicke begann der Braunhaarige nur zu grinsen: „Ich habe eine Idee, wie wir an Akutagawa rankommen können. Luca, du bist ein Genie, auf deine eigene, völlig behämmerte Art.“

„Haha, danke für das Kompliment, Amigo. Warte mal, was war das Letzte?“, freute sich der Spanier, doch sah er dann skeptisch zu seinem Freund, der sein Handy in die Tasche steckte und sich ein Onigiri genehmigte: „Nimm es als Kompliment, Luca und ignorier den Rest.“

Mehr als ein langgezogenes „Ah ja“ brachte der Spanier nicht heraus, als Miyuki sich fragend nach vorne lehnte: „Was genau hast du denn für einen Plan, Aiden-kun?“

„Das seht ihr heute Abend, denn wir gehen heute wieder rüber“, stellte der Anführer klar und wurde erst überrascht angeschaut, ehe seine Kameraden entschlossen nickten.

 

Die Schulglocke ließ sie aber sofort zusammenzucken, weshalb sie ihre Sachen packten und sich auf den Rückweg zur Klasse machten.

Auf der Treppe hielt Aiden Haruka noch kurz an der Schulter zurück und sprach sie leise an: „Tenno, du müsstest mir einen Gefallen tun.“

„Einen Gefallen? Sicher, was brauchst du denn?“, wunderte sich die Brünette und neigte leicht den Kopf, als ihr Mitbewohner ihr seine Bitte ins Ohr flüsterte und dadurch große Augen machen ließ: „Warum brauchst du das denn?“

„Wirst du dann sehen. Meinst du, du kriegst das hin?“, hakte er nach und wurde etwas unsicher wegen seines Plans, doch nickte Haruka anschließend: „Keine Sorge, ich weiß schon, wie ich das anstelle. Wird zwar etwas komisch aussehen, aber das klappt schon.“

„Alles klar, ich verlass mich auf dich, Tenno“, grinste der Braunhaarige und klopfte seiner Freundin sanft auf die Schulter, ehe er den anderen beiden die Treppe nach unten folgte.

 

Bis auf die Tatsache, dass Mr. Edogawa seine gesamte Schülerschaft wieder in den Schlaf lullte, geschah an diesem Tag nichts außergewöhnliches, weshalb Aiden froh war, nicht zu viel nachdenken zu müssen. Den Nachmittag nutzte er, um mit Luca und einigen anderen Jungs aus ihren Klassen in die Spielhalle in der Mall zu gehen.

Wenn er ehrlich war, hatte Aiden noch nie eine solche Spielhalle betreten, aber er konnte bei all den Spielen und Möglichkeiten nur staunen: „Wow, die haben echt das volle Programm. Kampfspiele, Shooter, Autorennen. Wer spielt bitte einen Zug-Brems-Simulator?“

„Das frage ich mich auch, aber es scheint ja genug Leute zu geben, sonst wäre das Teil nicht da“, lachte Luca auf und sah sich anschließend um: „Worauf hast du Lust, Amigo?“

„Wenn ich spontan antworten müsste, würde ich gerne einen Motorradsimulator ausprobieren“, lachte Aiden, dem gerade ihre langsamen Roller für die Shadow-Welt durch den Kopf schossen.

Sofort zog Luca ihn durch die Halle, bis sie zu einem Spiel mit einem Motorrad kamen. Einige Schüler schienen das Spiel ebenfalls spielen zu wollen, doch traute sich niemand heran, da an dem Motorrad ein junger Mann mit schwarzen Haaren stand. Er schaute nur auf sein Handy und schien die ganzen Leute um sich herum gar nicht wahrzunehmen oder es störte ihn schlicht und ergreifend nicht, dass er den anderen im Weg stand.

 

Luca verzog kurz das Gesicht und sah sich schon nach einer Alternative um, als Aiden einfach einen Schritt vor machte und auf das Spiel deutete: „Entschuldigung? Benutzen Sie das Teil gerade? Wenn nicht, würde ich gerne mal ne Runde fahren.“

Luca biss sich auf den Fingerknöchel, als einer seiner Klassenkameraden ihn am Arm packte: „Silva, ist der dämlich? Der redet Nomura einfach so von der Seite an?“

„Er ist neu und weiß es nicht. Oh fuck, Aiden“, jammerte der Spanier und hielt den Atem an, als der Schwarzhaarige seinen besten Freund mit einem irritierten Blick musterte.

Seine Augen hatten eine helle, eisblaue Farbe, während sein schwarzes Haar am Pony rot gefärbt war. Er trug dieselbe Uniform wie Aiden, jedoch war sie am unteren Ende ziemlich ramponiert, was ihn auch nicht zu stören schien.

Er sah noch einmal zu dem Motorrad und dann zu Aiden, bevor er sich locker abdrückte und aufrecht hinstellte, wobei er den Braunhaarigen ein gutes Stück überragte: „Tu dir keinen Zwang an.“

„Besten Dank“, grinste der Braunhaarige zurück und sah zu, wie der Schwarzhaarige davonging und dabei die Zuschauer wild auseinander springen ließ.

Er fand die Reaktion definitiv übertrieben, aber das sollte ihn nicht von einer schönen Fahrt abhalten, weshalb er sich einfach auf das Plastik-Rad setzte und das Spiel startete. Während des ganzen Nachmittags wurde Aiden von seinen Schülern ehrfürchtig angestarrt, was er aber nicht wirklich realisierte, bis er sich nach einer schönen Zeit mit Luca auf den Weg nach Hause machte.

 
 

~~~später am Abend~~~

 

Aiden, Haruka und Miyuki überprüften noch einmal ihre Ausrüstung, während Mirai am Boden hockte und Kako streichelte. Sie machte sich Sorgen, wie ihr Hund auf ihre Abwesenheit reagieren könnte, doch hob sie den Kopf, als Miyuki sie zum Aufbruch animierte.

„Ich bin bald wieder da, Kako. Sei schön brav, okay?“, murmelte die Silberhaarige und erhob sich bereits, als Aiden die Arme vor der Brust verschränkte: „Was machst du denn? Kako kommt mit uns.“

„Was?“, entfuhr es den drei Frauen, die dem Braunhaarigen dabei zusahen, wie er dem Hund die neu gekaufte Leine anlegte und dann das Wohnheim verließ, wobei er sich noch einmal von Kiara verabschiedete, die zur Sicherheit auf einem Schrank hockte.

Nach und nach folgten die Damen ihrem Kollegen, der mit Kako zielstrebig auf den Schrein zusteuerte, an dem sie alle bereits von Luca erwartet wurden. Miyuki musterte Aiden die ganze Zeit extrem skeptisch, denn sie hatte so einen Verdacht, warum er den Hund dabeihaben wollte. Noch einmal überprüften alle ihre Ausrüstung, bevor erst Aiden mit Kako, dann Luca und zum Schluss die drei Mädchen durch das Portal schritten.

 
 

~~~Shadow-Welt~~~

 

Vor dem riesigen Schrein versammelte sich das Team und Mirai machte ihrem Ärger Luft: „Hat es einen Grund, dass du Kako unbedingt hierher mitnehmen wolltest? Sie hat Angst, siehst du das nicht?“

„Doch, das sehe ich, aber ich weiß auch, dass Kako unser Trumpf ist, um Akutagawa zu finden“, erklärte Aiden und sah die Hündin an, die seinen Blick leicht fragend erwiderte, während ihr Frauchen völlig auf dem Schlauch stand: „Warte... was? Ich dachte, du willst sie nur nicht im Wohnheim lassen, weil du ihr nicht traust.“

Die vier Persona-User sahen ihre Freundin an, die leicht rot wurde und zur Seite schaute: „Also ob ich die Einzige wäre, die das geglaubt hatte. Was willst du also mit ihr?“

„Das wirst du gleich sehen. Tenno, hast du dabei, worum ich dich gebeten habe?“, wandte sich der Braunhaarige nun an die Mechanikerin, die kurz blinzelte und dann eifrig nickte: „Was? Ach so, ja. Warte... hier!“

Sie wühlte kurz in ihrer Tasche herum, ehe sie eine kleine Stoffjacke in einer Plastiktüte hervorholte: „Ich glaube, jetzt versteh ich endlich, was du vorhast.“

„Kann es mir dann einer erklären? Ich schnall es nämlich nicht“, brummte Luca und stützte sich auf seiner Hellebarde ab, als Aiden die Sache erklärte: „Genau genommen hat mich dein blöder Witz mit dem aufspüren drauf gebracht. Ich mache oft Kreuzworträtsel und heute war eins dabei, welches lautete: »Anderes Wort für Hund mit neun Buchstaben«.“

 

Er sah kurz in die Runde und wartete ab, bis Miyuki laut ausrief: „Oh mein Gott! Spürnase! Natürlich, die Jacke da muss Akutagawa-kun gehören und wenn er hier langgelaufen ist, kann Kako ihn bestimmt riechen.“

Sofort gingen alle Blicke zu der Hündin, die die Ohren aufstellte und zur Treppe sah, aus deren Richtung ein junger Mann mit dunkelbraunem Haar und schwarzer Kleidung auftauchte, der die Gruppe neugierig musterte.

„Hola, Zen. Wie geht’s?“, grüßte Luca den jungen Mann, der kurz den Kopf neigte und dann auf sie zukam: „Kann mich nicht beklagen, aber ihr scheint irgendwas zu planen.“

Auf die Aussage setzte Miyuki einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf und ballte die Fäuste: „Natürlich hecken wir was aus! Wir haben jemanden zu retten!“

„Es ist also wieder jemand hier gelandet? Das erklärt, warum die Shadows sich so unruhig verhalten“, überlegte Zen laut, was Aiden kurz seufzen ließ: „Wenn ich dich richtig verstehe, hast du also nicht gewusst, dass jemand hier ist. Richtig?“

„Korrekt. Aber ich denke mal, dass ihr euch auf die Suche machen werdet. Wollt ihr etwa den Hund dafür benutzen?“, deutete der in schwarz Gekleidete nun auf Kako, die ein freudiges Bellen hören ließ und mit dem Schwanz wedelte.

Aiden verschränkte die Arme vor der Brust und nickte zustimmend: „Das war der Plan gewesen, Zen. Aber ob Kako ihn wirklich finden kann, werden wir sehen, wenn wir es versucht haben.“

„Haben wir vertrauen in unser rotes Puffelchen“, grinste Luca und sah zu dem Tier, welches immer noch wedelnd auf die Tüte in Harukas Händen starrte.

 

Als sich aber keiner der Gruppe rührte, deutete Aiden auf Mirai: „Wärst du so nett?“

„Was? Warum ich?“, wunderte sich die Silberhaarige und bekam eine Antwort von Luca, der nur mit den Achseln zuckte: „Es ist dein Hund, also ist es nur logisch, dass sie einen Befehl zum Suchen eher von dir als von einem von uns annehmen wird. Also hopp, Mirai!“

„Ja, ist ja gut“, brummte die junge Frau und nahm die Jacke von Haruka entgegen, bei der es sich bei genauerer Betrachtung um den oberen Teil eines Pyjamas handelte und hielt ihn der Hündin hin: „Schnupper mal dran, Kako. Wir suchen den Jungen, dem das gehört. Kannst du ihn finden?“

Neugierig begann die Hündin das Stück Stoff zu beschnuppern, ehe sie anfing, den Boden abzusuchen.

„Und jetzt?“, warf Miyuki fragend in den Raum und sah ihre Freunde an, von denen Haruka das Wort ergriff: „Jetzt warten wir, bis sie was gefunden hat.“

Gespannt sahen alle auf den Hund, was Mirai aber Zeit gab, um ein anderes Problem der Gruppe zu beseitigen: „Sag mal, Haruka, weißt du, was eine Armbrust ist?“

„Ähm, ja, das weiß ich. Warum fragst du?“

„Meinst du, du kannst mit einer umgehen?“, fragte Mirai weiter nach und ließ die Brünette nervös zurückweichen: „A-also… Vielleicht. Ich weiß es nicht, weil ich noch nie eine in der Hand hatte.“

 

Verwundert über das Gespräch legte Luca den Kopf schief und sah zu seinem Freund hinüber, der ebenfalls leicht irritiert wirkte: „Wo will sie denn auf die schnelle eine Armbrust herkriegen?“

Erst zuckte der andere Braunhaarige mit den Schultern, doch dann verstand er den Wink und sah mit einem breiten Grinsen zu Zen, was Miyuki ihm gleichtat.

Der junge Mann schien es nicht ganz zu verstehen, weshalb er kurz zwischen den beiden hin und her sah und dann eine Augenbraue hob: „Warum guckt ihr mich so an?“

Auf die Frage hielt Miyuki die Hand auf und trat einen Schritt an Zen heran: „Wärst du so freundlich, uns eine deiner Armbrüste zu leihen, Zen-kun? Haruka braucht dringend eine Waffe.“

Langsam zog der Dunkelbraunhaarige eine seiner beiden Waffen hervor und drehte sie nachdenklich in der Hand, bevor Mirai sie ihm wütend aus der Hand riss und dazu noch den Köcher mit Bolzen von seiner Hose entfernte: „Glotz nicht so dämlich, du hast eh zwei davon!“

Auf die Aussage war Zen erst einmal sprachlos, während die Silberhaarige Haruka die Waffe und den Köcher in die Hand drückte: „Wird schon schief gehen und es ist besser, als wenn du immer deine Persona rufen musst, das verkraftest du nämlich nicht lange.“

 

Mit etwas gemischten Gefühlen betrachtete Haruka die Waffe, die in ihrer Hand lag und fühlte sich nicht unbedingt wohl dabei, weshalb sie versuchte, sich irgendwie abzulenken: „Was genau meinst du mit »Ich würde es nicht lange verkraften«?“

Auf die Frage hob Mirai lediglich eine Augenbraue in die Höhe, bevor sie mit einem Schulterzucken die Arme ausbreitete: „Genau das, was ich gesagt habe.“

„Der Einsatz deiner Persona laugt dich körperlich und mental aus, Tenno, also versuche es nicht zu übertreiben, okay?“, übernahm Aiden jetzt die Erklärung und sah dann auf Kako, die plötzlich stocksteif dastand und zu bellen begann.

Luca machte einen Schritt vor und hob die Faust: „Sieht so aus, als ob unser Puffel was gerochen hätte! Los geht’s!“

„Ja. Los, Kako. Such, mein Mädchen!“, feuerte die Silberhaarige ihren Hund an, der im nächsten Moment die Treppe vom Schrein hinunter hechtete und ihr Frauchen dabei gnadenlos mit sich riss.

Zen konnte über die Szene nur skeptisch eine Augenbraue heben, während der Rest der Gruppe nun ebenfalls die Treppe hinunterlief, um Mirai zu folgen. Haruka verneigte sich noch schnell vor Zen und versprach ihm, ihm seine Armbrust bald wiederzugeben, bevor auch sie hinter den anderen herlief.

 

Mirai hatte sichtlich Probleme damit, ihren Hund zu bremsen, doch nach einigen hundert Metern schaffte sie es endlich: „Kako, mach etwas langsamer, die anderen kommen nicht nach.“

Die Hündin zuckte kurz mit den Ohren, ehe sie begann wieder den Boden zu beschnuppern und dabei zielstrebig in eine Richtung marschierte. Die Silberhaarige sah über die Schulter, wo sie ihre Freunde entdeckte, die kurz darauf zu ihr aufgeschlossen hatten und nun neben ihr herliefen.

„Dein Plan scheint tatsächlich zu funktionieren, Kurosaki-kun“, lobte Haruka ihren Anführer, der allerdings leicht das Gesicht verzog: „Das klingt ein bisschen so, als ob du nicht dran geglaubt hättest.“

„Nein, nein, so hab ich das nicht gemeint“, wedelte die Brünette schnell mit den Armen und versuchte, die Sache wieder gerade zu biegen, doch leider war ihr Luca keine Hilfe: „Also ich habe nicht wirklich dran geglaubt.“

„Danke, Luca“, brummte der Braunhaarige und sah seinen besten Freund leicht verstimmt an, der allerdings nur mit den Achseln zuckte: „Hey, ich lag falsch und es klappt, also freu dich. Ich bin nur ehrlich, weißt du?“

 

Die beiden Jungs diskutierten munter weiter über die Frage, ob dies nun ein Vertrauensbruch sei oder nicht, während die Mädchen ein Stück vorgingen und mit Kako den Weg weiter absuchten.

„Es ist schon interessant zu sehen, wie die beiden miteinander umgehen“, brummte Mirai zum Teil erstaunt und zum Teil genervt, während sie aus dem Augenwinkel einen Blick nach hinten auf die beiden Männer warf.

Auch Haruka war überrascht, wie locker die beiden miteinander umgingen und wandte sich deshalb an ihre Begleiterinnen: „Sagt mal, kennen sich Kurosaki-kun und Silva schon lange?“

„Seit ihrer Kindheit. Zumindest habe ich das so verstanden. Weil einer von beiden wegziehen musste, haben sie sich aber jahrelang nicht gesehen“, erklärte nun Miyuki und überprüfte die Sehne ihres Bogens, indem sie ihn ein paar Mal spannte.

Als sie dies getan hatte, ließ sie den Blick schweifen und stieß ein nachdenkliches Brummen aus: „Diese Welt ist eine gruselige Version von unserer, oder? Also existiert alles, was bei uns drüben ist auch hier. Sehe ich das richtig?“

Mirai bremste Kako etwas im Tempo, ehe sie sich durch die Haare fuhr und kurz nachdachte: „Also ich glaube, man kann es ungefähr so ausdrücken. Zumindest habe ich viele Orte, die ich hier gesehen habe, auch bei euch drüben wiedererkannt. Warum fragst du?“

 

Auf die Frage begann Miyuki etwas zu gestikulieren, da sie anscheinend nach den richtigen Worten suchte um zu erklären, dass eine Aktion in der einen Welt die andere irgendwie beeinträchtigen könnte. Mirai musste diese Theorie leider schnell widerlegen, denn all die Schäden, die die Shadows in der Stadt und an einigen Gebäuden angerichtet hatten, hatten in der normalen Welt absolut gar nichts bewirkt. Etwas enttäuscht ließ die Grünhaarige den Kopf sinken und trottete nun stumm neben den anderen her, als die beiden Jungs zu ihnen aufschlossen.

„Habt ihr eine Ahnung, wie weit wir noch müssen?“, erkundigte sich Luca und sah in die Runde, allerdings bekam er auf die Frage keine Antwort, denn die Mädchen wussten es schlicht und ergreifend nicht.

Aiden nutzte die Chance, um sich einen Überblick über seine Umgebung zu machen und sich ein wenig umzusehen. Die Gegend, durch die sie gerade liefen, schien wohl ein altes Einkaufsviertel zu sein, denn der Braunhaarige meinte, hier und da ein altes Verkaufsschild erkennen zu können.

„Ein Einkaufsdistrikt?“, fragte er in die Runde und erhoffte sich eine neue Erkenntnis von seinen Freunden, die Haruka ihm auch geben konnte: „Wenn ich so darüber nachdenke... Ja, ich glaube vor einigen Jahren gab es hier eine kleine Shoppingmeile.“

„Es gab sie?“, hakte Mirai nach und blieb einen Moment stehen, damit sie dieses Gespräch in Ruhe führen konnten.

 

„Ja, es gab sie. Es waren aber alles wirklich nur kleine Geschäfte, die auch etwas abgelegen lagen. Als die Paulownia Mall vor 16 Jahren gebaut wurde, muss es mit den Geschäften langsam aber sich bergab gegangen sein. Das hat mir mein Opa zumindest erzählt“, erklärte die Brünette und als sie geendet hatte, stieß Luca ein belustigtes Schnauben aus: „Früher war alles besser, oder wie darf ich deinen Opa verstehen, Tenno-chan?“

„Das war nicht der Punkt, Luca. Durch die Mall haben vermutlich viele Leute ihren Lebensunterhalt verloren, oder?“, murmelte der Anführer der Gruppe und wurde von Miyuki unterstützt: „Das ist ja fast so wie in Yaso Inaba. Da hat vor einigen Jahren auch so ein Superstore aufgemacht, Junes. Seither geht es den örtlichen Geschäften immer schlechter.“

Mirais Auge zuckte genervt, als sie einmal mit dem Fuß aufstampfte: „Ernsthaft, habt ihr wirklich nichts Besseres zu tun, als über irgendwelche Geschäfte zu diskutieren, die gar nicht mehr da sind? Geht’s euch noch gut?“

„Tut uns leid“, brummten Aiden und Miyuki, als Haruka sich zwischen die Parteien schob: „Wartet mal, mir fällt da gerade was ein.“

 

Unter dem strengen Blick der Silberhaarigen knickte die Brünette leicht ein, doch kam Luca ihr zur Hilfe: „Guck nicht so grimmig, Mirai. Was ist dir denn eingefallen, Tenno-chan?“

„Naja, der Ort, an dem mich mein Shadow gefangen gehalten hat, war doch die Werkstatt oder?“, setzte die Brünette an und wurde von Mirai sofort abgeblockt: „Ja, aber ihr habt doch bereits bei seinem Haus nachgesehen und da war nichts.“

„Lass mich doch ausreden, Mirai. Die Werkstatt ist nun einmal nicht mein Haus, sondern ein Ort, an dem ich mich wohlfühle. Wenn man sein Zuhause ausschließt...“, begann die Brünette zu erklären, als Aiden sofort darauf einging und sie unterbrach: „Dann muss es einen Ort geben, an dem er sich wohl fühlt und der sich vermutlich so verändert hat, wie es die Werkstatt getan hat. Tenno, gab es in dieser Einkaufsmeile ein Geschäft, welches Akutagawa sehr gemocht hat?“

„Du verstehst, worauf ich hinaus will, Kurosaki-kun. Ja, das gab es und zwar war es ein altes Spielwarengeschäft. Fast alle Ladenbesitzer, die hier waren, sind mit ihren Geschäften in die Mall umgezogen. Der Besitzer des Spielwarengeschäfts war allerdings schon sehr alt und hat den Laden lieber komplett geschlossen, als sich noch einmal den Stress eines Umzugs zu geben. Ich meine, ich kann ihn verstehen, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie es Setsuna-kun damals fast das Herz gebrochen hat. Ich lege fast schon meine Hand dafür ins Feuer, dass er zu diesem Geschäft gegangen ist. Wenn ich mich nicht irre, dann sind wir auch ganz nahe und müssen nur noch eine Kreuzung weiter“, beendete Haruka ihre Erklärung, woraufhin die Gruppe sich entschlossen ansah und nickte.

 

Unter der Führung von Kako und Haruka, die auch bestätigen konnte, dass die Hündin genau in die Richtung lief, in der auch das Geschäft lag, marschierte die Gruppe weiter. Das Team wurde mit jedem Schritt nervöser und als sie um die nächste Ecke kamen, stockte ihnen erst einmal der Atem. Vor ihnen erstreckte sich ein völlig verwüsteter Parkplatz, bei dem der Asphalt an mehreren Stellen aufgeplatzt war. Die Laternen auf dem Parkplatz waren komplett zerstört und überall lagen Metall- und Glassplitter herum, vor denen Kako demonstrativ zurückwich, da sie sich nicht die Pfotenballen aufschneiden wollte. Doch nichts in der Umgebung jagte den Schülern so einen Schrecken ein, wie das Geschäft, zu dem der Parkplatz gehörte. Es war ein riesiges Gebäude mit verglaster Front, aus denen ein unheimliches, grünes Licht drang und einer doppelten Schiebetür als Eingang. Über der Tür hingen ein überdimensionaler Stoffteddie, dessen Bauch von einer Schere aufgeschnitten wurde und eine Stoffkatze mit einem halben Kopf, die mit einer Kettensäge hantierte.

Miyuki stieß bei dem Anblick einen spitzen Schrei aus und versteckte sich hinter Mirai, die lediglich den Kopf neigte und die Türverzierung musterte: „Sehr einladend, genau das richtige für kleine Kinder.“

„Muss der Sarkasmus wirklich sein, Mirai-san?“, murrte Haruka und starrte leicht verängstigt auf das Geschäft, als Aiden sich zu ihr umdrehte: „Ist das der Laden?“

„Ja, kein Zweifel, das ist genau die Stelle. Kako-chan scheint das auch so zu sehen“, stimmte Haruka zu und sah zu der Hündin, die immer wieder vor den Scherben hin und her trottete, den Blick allerdings fest auf das Gebäude gerichtet hatte.

 

„Müssen wir wirklich da rein gehen? Ich meine, natürlich müssen wir Akutagawa-kun finden, aber... Muss es denn unbedingt so eine Hölle sein?“, beschwerte sich die Grünhaarige erneut und versuchte nicht auf die Horror-Plüschtiere zu schauen.

Aiden trat an sie heran und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter: „Hey, es ist alles gut. Ich kann mir denken, dass dir das Angst macht, aber das Einzige, was dich hier irgendwie angreifen kann, sind die Shadows und die kannst du wegbrennen. Kriegst du das hin, Miyuki?“

„I-ich versuche mein Bestes, Aiden-kun“, nickte die Künstlerin und lächelte den Braunhaarigen dankbar an, bevor dieser sich dem Geschäft zuwandte: „Okay, Leute, dann wollen wir mal loslegen. Mirai, kannst du Kako über die Splitter heben, oder sollen wir das machen?“

„Das mach ich selbst, geh du mit Luca vor und beseitige mögliche Gefahren. Haruka und Miyuki bleiben hinten und schießen von da“, bestimmte die Silberhaarige und stemmte die Hände an die Hüfte.

Als sie keine Widerworte bekam, hob sie ihren Hund hoch und trug ihn den Rest bis zum Geschäft, wo sich die doppelte Glastür wie von selbst öffnete und nur auf sie zu warten schien.

„Spielwarengeschäft des Grauens, here we go“, murmelte Luca mit leichter Sorge in der Stimme, bevor sie zusammen in das Geschäft gingen, in dem Setsuna auf sie wartete.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: ShioChan
2022-09-23T16:08:45+00:00 23.09.2022 18:08
Hallo Fubuki-kun,

Heute kommt der Kommentar. Hab gerade mal Internet.

Das Kapitel war wieder cool. Der Schulaltag muss ja weiter gehen. Aber schon blöd, dass Haruka da so im Zwiespalt ist. Irgendwie reagieren da Mädchen aber auch häufig anders als Jungs, denke ich. Ich glaube Jungs ist es relativ egal, ob ihr bester Kumpel jetzt mit ihnen die Pause verbringt oder nicht. X'D Aber Sakura wird es sicher auch verstehen.

Oh man... der Wortwitz von Luca war... naja eher daneben. Aber es hat Aiden geholfen einen Plan zu schmieden, also wars doch ganz nützlich. XD Aidens Kommentar dazu, als er seinen Plan erläutert war dafür lustig. XD
Und der Plan geht ja zum Glück auch auf. Kako kann Setsuna erschnüffeln. Die Frage ist, wie wird es weiter gehen? Werden sie ihn retten können? Uh so spannend.
Akane hätten sie übrigens wie BA aus dem A-Team K.O. schlagen müssen, um sie in diesen Dungeon zu bekommen. XD

Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
Freue mich schon auf das nächste Kapitel.

LG
Shio~


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