Zwiebel
Eine Zwiebel ist rund. Rund wie ein Ball. Nachdenklich legt Elsa das Gemüse auf das Brett vor sich. Ein Ball wie ein Fußball.
„Ahhhhhhh!“
WAMM!
Wütend und scharf gleitet das Messer quer durch sie hindurch und hinterlässt ein tiefe Rille im Holz.
Eine Zwiebel enthält zwei Stoffe, die sich in ihren Schichten verstecken: Alliinase und Iso-Alliin. Zwei Stoffe, die so verwandt klingen. Herzensverwandt. Sie gehören zusammen.
Doch sobald sie in Kontakt kommen, entsteht Propanthial-S-oxid, das die Augen reizt und Tränen hervorruft.
„Schwesterchen, alles in Ordnung?“ Gregors besorgte Nasenspitze erscheint im Türrahmen.
„Ja“, schluckt Elsa tapfer, „es ist nur die Zwiebel.“
Gras
Viktor hasste den Geschmack von Gras. Gras schmeckte nach Niederlage. Wütend wischt er sich den Dreck aus dem Mundwinkel, den er beim Sprung nach dem Ball abbekommen hatte.
Gras schmeckte nach Tor. Tor für den Gegner.
Es gab nur eine Entschädigung für diesen Geschmack.
Möglichst verärgert sieht er auf und auf den Stürmer, der kurz vor seinem Tor zum Stehen gekommen ist. Gregors Gesicht leuchtet vor Stolz.
„Na, was sagst du jetzt?“
„Guter Schuss“, knurrt er und verkneift sich mit aller Macht ebenfalls ein Lächeln. „Aber glaub ja nicht, dass du das noch einmal hinbekommst!“
Gras hatte nicht zu schmecken.
Rosen
„Hier, für dich“
Ungefragt landen rote Blütenblätter in Elsas Gesicht. Sie zieht die Nase kraus. Es sind Rosen. Elsa mag keine Rosen. Zu schwülstig, zu aufdringlich ist ihr Duft.
Sie mag Gänseblümchen lieber. Schüchterne, zarte Blütenkörbchen, mit denen man „Er liebt mich- er liebt mich nicht“ spielen kann.
„Diesmal persönlich“, ergänzt die Stimme hinter dem Strauß.
Die Blütenblätter schieben sich dichter gegen Elsas Nase, in der es verdächtig zu kribbeln beginnt.
„Ha…“
„Alle mal herhören“, ruft Harry in die Traube von Schülern, die sich um sie herum gebildet hat.
„Haaa….“
„Von mir aus können alle wissen, dass ich …“
„Tschiiiiiii!“
