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That feelings makes me insane

Wanderer x Lumine
von

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"Warum?" fragte sich Lumine und sah sich in der bescheidenen Behausung um, in der sie sich schon in der vorherigen Nacht befunden hatte und trat auf den toten Jungen am Boden zu.

"Ob Aether hinter diesen Traum steckt oder ist das nur ein dummer Zufall?" überlegte sie und drehte sich alarmiert herum, als das leise Knarren der Haustür ertönte.

Allerdings stand im Türrahmen nicht wie vermutet ihr Zwillingsbruder, sondern Kunikuzushi.

Wie im vorherigen Traum wich ihm die Freude aus dem Gesicht, trat schließlich auf den leblosen Jungen zu und ließ sich auf die Knie fallen.

Dieses Mal wollte sie jedoch nicht seiner Trauer beiwohnen und hastete auf die Haustür zu, die er offen gelassen hatte, wollte ihren Fuß über die Schwelle setzen und stieß unerwartet auf Widerstand.

Verwundert erhob sie ihre Hände, konnte soetwas wie eine unsichtbare Mauer ertasten, vermutlich eine Barriere, die sie daran hinderte, ins Freie zu treten und zuckte erschrocken zusammen, als hinter ihr ein verzweifelter Schrei ertönte.

Als sie sich vom Schreck erholt hatte, drehte sie sich wieder zu Kunikuzushi herum, der sich allmählich erhob, nur um in seiner Wut die Möbel zu zerstören.

"Warum?" fragte sie sich noch einmal und zuckte abermals zusammen, als sie bei der linken Schulter ergriffen wurde.

"Erwache..." drang ein Flüstern an ihr Ohr und senkte ihre Augenlider, während sie versuchte, die Panik, die von ihr Besitz ergriffen hatte, nieder zu kämpfen.
 

~
 

Eben mit jener Panik riss die Blondine die Augen auf und vermutlich hätte sie sich auch vor Schreck aufgesetzt, wenn ihr nicht dieser höllische Schmerz beim Versuch durch die Glieder gefahren wäre.

"Entspann dich, Reisende" ertönte eine leise Stimme neben ihr, drehte ihren Kopf minimal, wodurch ein weiterer Schmerz durch ihren Körper fuhr und erblickte nun erst den Wanderer, der neben ihrem Bett stand und spürte Finger auf ihrer linken Schulter, die kaum merklich Druck ausübten.

"Wie... Wie spät ist es?" wollte sie in Erfahrung bringen und versuchte sich allmählich zu beruhigen.

"Kurz nach fünf Uhr. Versuche noch etwas zu schlafen" erfuhr sie von ihm und öffnete bereits ihren Mund, als er seine Hand zurück zog.

Allerdings brachte sie kein einziges Wort über die Lippen, schloss ihren Mund wieder und wendete ihren Blick von ihm ab.
 

Abwartend, obgleich sie ihren Blick von ihm abgewendet hatte, blieb der Wanderer neben dem Bett stehen und rief sich ihre leisen Wimmerlaute ins Gedächtnis, die sie zuvor im Schlaf von sich gegeben hatte.

Dementsprechend war er alarmiert vom Stuhl aufgesprungen, auf dem er sich gesetzt hatte, nachdem sie eingeschlafen war und war zu ihrem Bett heran getreten.

Ihr verzweifelter Gesichtsausdruck war für ihn Anlass genug gewesen, um ihre Schulter zu ergreifen, seine Augen zu schließen und sich Zugang zu ihrer Traumwelt zu verschaffen.

"Nutze meine Macht nur im äußersten Notfall" hatte Buer gemeint und sehr wahrscheinlich hatte er die richtige Entscheidung getroffen, obwohl er sich die berechtigte Frage stellte, wieso sie ein weiteres Mal von seiner Vergangenheit geträumt hatte.

Diese Tatsache musste doch eine Bedeutung haben.

Sollte er sie direkt mit dieser Frage konfrontieren oder sollte er einen späteren Zeitpunkt abwarten?
 

"Könntest du mir bitte ein Glas Wasser bringen?" bat Lumine ihn nach einer Weile der Stille und hob ihren Blick wieder.

Nickend erhielt sie seine Antwort, ehe er aus ihrem Sichtfeld verschwand, die Nachttischlampe einschaltete und lauschte den anschließenden Geräuschen in der Ferne.

Nur wenige Sekunden später tauchte er wieder in ihrem Sichtfeld auf, in der linken Hand ein fast volles Glas Wasser haltend und beugte sich ein wenig zu ihr hinab.

Wortlos schob er seine rechte Hand unter ihrem Kopf, setzte das Glas an ihre Lippen an und ließ sie in vorsichtigen Schlücken trinken.

Als das Glas fast leer war, wurde ihr Kopf zurück auf das Kissen gebettet und wollte gerade ihre Stimme erheben, um sich ein weiteres Mal für seine Hilfe zu bedanken, doch sein erneutes Verschwinden hinderte sie an ihrem Vorhaben und lauschte erneut vereinzelten Geräuschen.
 

Seine Gedanken kreisten noch immer um die Frage, warum sie zum zweiten Mal von ihm geträumt hatte und schälte zwei Dämmerfrüchte, die er zu kleine Würfelstücke schneiden würde, damit die Reisende zumindest eine Kleinigkeit im Magen hatte.

Das er gerade aus eigenem Antrieb handelte, fiel ihm erst auf, als er die erste Frucht zu kleinen Häppchen verarbeitet hatte und hielt für einen kurzen Augenblick inne.

Warum machte er sich eigentlich diese Mühe?

Weil er ganz genau wusste, dass sich die Reisende wohl kaum selbst versorgen konnte?

Weil er Buer sein Wort gegeben hatte, sich um das Wohlergehen der Blondine zu bemühen?

Ja, vermutlich handelte er aus eben jenen Gründen, die ihm einen lautlosen Seufzer abverlangten und fuhr mit seiner Tätigkeit fort.

Nach nur einer weiteren Minute legte er das Messer ab und ergriff das kleine Holzbrett, auf dem er die Früchte zubereitet hatte und kehrte zu Lumine zurück, deren goldene Augen eine gewisse Überraschung ausstrahlten.
 

"Was? Im Gegensatz zu mir benötigst du Nahrung, um bei Kräften zu bleiben" erhielt sie jene Erklärung von ihm und nickte ihm zaghaft zu, obgleich sie noch immer ein klein wenig überrascht über seine ungewohnte Fürsorge war und beobachtete, wie er sich direkt neben ihrem Kissen auf die Bettkante setzte und sich ein minimales Stück zu ihr hinab beugte, nur um seinen rechten Arm unter ihren Nacken hindurch zu schieben.

Langsam wurde sie in eine aufrechte Sitzposition gebracht und stieß einen erleichterten Seufzer aus, weil sie diese Veränderung doch sehr begrüßte.

"Brauchst du wirklich keine..." wollte sie ihn fragen und verstummte durch eines der Fruchtstücke, welches er ihr vollkommen unerwartet in den Mund geschoben hatte.

Das süße Fruchtfleisch entlockte ihr augenblicklich einen genießerischen Laut und errötete um die Nase, als ihr Magen knurrte und nach weiterer Nahrung verlangte.
 

Ihr lautes Magenknurren ließ er unkommentiert und obwohl er für einen kurzen Moment mit dem Gedanken spielte, sie ein wenig zu ärgern, tat er es letzten Endes doch nicht und steckte ihr ein weiteres Fruchtstück in den Mund.

Augenscheinlich fühlte sie sich nun wieder etwas besser.

Sollte er nun die Gelegenheit nutzen und ihr seine Frage stellen?

Nein, er musste sich eine Taktik überlegen.

"Wir könnten eine Abmachung treffen, nachdem du aufgegessen hast" schlug er ihr nach reifer Überlegung vor, denn er wollte nicht mit irgendeiner Ausrede abgespeist werden.

"Ich beantworte dir all deine Fragen bezüglich meiner Person und im Gegenzug stelle ich dir eine Frage, auf die ich eine aufrichtige Antwort erwarte" stellte er ihr diese einmalige Chance in Aussicht, um auf diesen Wege an die Wahrheit zu gelangen.

"Gibt es einen Haken?" fragte sie skeptisch und er konnte ihr nicht einmal verdenken, dass sie seinem Vorschlag mit Misstrauen begegnete.

"Nein, es gibt keinen Haken. Ich kann dir natürlich nicht versprechen, ob ich auf all deine Fragen antworten werde, aber ich bin zumindest geneigt, dir mein Gehör zu schenken" setzte er sie in Kenntnis und sah ihr abwartend in die Augen.

Er wollte doch nur wissen, wieso sie ausgerechnet von ihm träumte.
 

Lumine überlegte noch und wägte vor allem ab, ob ihr durch eine solche Abmachung mögliche Nachteile entstehen könnten.

Warum unterbreitete er ihr ein derartiges Angebot?

"Du planst aber nichts Hinterhältiges, oder?" wollte sie sich noch einmal vergewissern und stieß einen leisen Seufzer aus, als er ihre Frage verneinte.

"Okay, ich bin einverstanden" stimmte sie dem Vorschlag zu und betrachtete ihn noch eine ganze Weile mit fragender Miene.

Durfte sie ihn wirklich bedingungslos ausfragen?

Natürlich hatte er ihr eben zu verstehen gegeben, dass er ihr nicht unbedingt auf jede Frage antworten würde, aber dennoch stellte sie sich die berechtigte Frage, wieso er ihr diese Möglichkeit gab.

Hing sein Angebot möglicherweise mit seiner Frage zusammen, die er ihr im Gegenzug stellen wollte?
 

"Hier kommt das letzte Fluggefährt" kündigte er schmunzelnd das letzte Fruchtstück an und lachte amüsiert, als er die Irritation in ihren Augen erkennen konnte.

"Sehr witzig" hörte er sie nach ihrem letzten Bissen murren und wollte sie eigentlich zurück auf das Bett legen, um einerseits das Holzbrett auf den runden Tisch zu legen und andererseits aus dem Grund, weil seine momentane Sitzposition nicht unbedingt bequem war, doch als sie leise anmerkte, dass sie noch etwas sitzen bleiben wollte, sah er sich nach einer Alternative um.

Sein Blick fiel auf die Wand, die an das Bett angrenzte, legte vorerst das Holzbrett auf der Decke ab und tastete mit der linken Hand nach seinen Hut, den er erst einmal in Sicherheit bringen wollte.

"Was hast du vor?" fragte die Reisende, doch anstatt ihr zu antworten hob er sie mit einem Ruck hoch, rutschte auf den Knien über die Matratze und setzte sie vor der Wand wieder ab.

"Hast du Schmerzen?" erkundigte er sich bei ihr, nicht ohne sich zu vergewissern, dass sie nicht zur Seite rutschen konnte und nickte ihr verstehend zu, als sie seine Frage leise verneinte.
 

Während der Wanderer vom Bett stieg, um seinen Hut und das Holzbrett auf den Tisch zu legen, hing Lumine ihren Gedanken nach.

Allmählich fühlte sie sich wie eine alte, gebrechliche Frau, die auf eine Pflegekraft angewiesen war.

Natürlich würde sich ihr momentaner Zustand in den kommenden Tagen bessern, sofern Aether ihnen die Wahrheit gesagt hatte, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie nicht wusste, wie sie ihr tägliches Leben bestreiten sollte.

Es fing schon bei der morgendlichen Routine an.

Am frühen Morgen aufstehen, der Toilettengang, die Zähne putzen, unter die Dusche steigen, sich für den Tag fertig machen und oftmals ein üppiges Frühstück, weil Paimon eben sehr viel aß.

All diese Kleinigkeiten konnte sie nun nicht tun und sie wollte dem Wanderer nicht unbedingt ihren sonstigen Tagesablauf aufzählen, davon einmal abgesehen, dass sie gewisse Dinge nicht in seinem Beisein tun wollte.

Der Toilettengang war ihr schon peinlich genug gewesen.
 

Nach einer kurzen Handwäsche, um seine Finger vom klebrigen Fruchtsaft zu befreien, kehrte der Wanderer zurück, blieb kurz vor dem Bett stehen und entledigte sich seiner Schuhe.

Anschließend stieg er auf die Matratze und fragte sich insgeheim schon, worüber die Blondine grübelte und setzte sich zu ihrer rechten Seite, um sich ebenfalls gegen die Wand zu lehnen.

"Überlegst du dir gerade deine erste Frage, die du an mich richten kannst?" durchbrach er die Stille, erhielt endlich ihre Aufmerksamkeit und zog sein rechtes Bein an, um seinen Arm auf das Knie zu stützen.

"Nein, ich habe nur über einige Probleme nachgedacht" erwiderte sie ihm und hob fragend seine linke Augenbraue, um Näheres zu erfahren.

"Probleme, bei denen du mir nicht helfen solltest. Besitzt du denn überhaupt kein Schamgefühl?" offenbarte sie ihm und kam nicht umhin, ihre erste Frage amüsiert zu belächeln.
 

"Nein, solche Gefühlsregungen habe ich noch nie empfunden. Ich mache keinen wirklichen Unterschied zwischen Mann und Frau. Ihr Körperbau mag sich voneinander unterscheiden, aber das war es meiner persönlichen Ansicht nach auch schon" erklärte er ihr im sachlichen Ton, weswegen Lumine erneut an die Situation im Badezimmer denken musste.

Er hatte sich tatsächlich nichts dabei gedacht, als er ihr das Höschen hinab gezogen hatte, eben weil er mit derartigen Gefühlsregungen wohl noch nie in Kontakt gekommen war.

"Aber bist du in deinem bisherigen Leben noch keiner einzigen Person über den Weg gelaufen, nach der du dich noch einmal umdrehen musstest, weil sie dir auf Anhieb gefallen hat?" hinterfragte sie seine Ansicht, denn es existierte ihrer Meinung nach schon ein gewaltiger Unterschied zwischen Mann und Frau.

Außerdem wollte und konnte sie sich nicht vorstellen, dass er wirklich alle Menschen aus gleicher Perspektive betrachtete.
 

"Nein, aber ich entnehme deinen Worten, dass du dich schon einmal in einer derartigen Lage befunden hast" erwiderte er ihr nach reifer Überlegung und klopfte sich innerlich auf die Schulter, als er ihren ertappten Gesichtsausdruck sah.

Da er im Vorfeld angekündigt hatte, ihr nur eine einzige Frage zu stellen, würde er einfach Behauptungen in den Raum werfen, um somit indirekte Fragen zu stellen.

Zwar hätte er gern den Grund erfahren, wieso sie ihm diverse Fragen stellte, aber vielleicht ergaben sich im Laufe des Gespräches noch weitere Hinweise auf ihre wahren Motive.

Er konnte sich nämlich nicht vorstellen, dass sie sich ernsthaft für sein bisheriges Leben interessierte.
 

"Schon möglich" nuschelte Lumine verlegen und erinnerte sich unweigerlich an ihre erste Begegnung mit ihm.

Allein sein ungewöhnlicher Kleidungsstil hatte ihre komplette Aufmerksamkeit eingefordert.

Sie hatte kaum ihre Augen von ihm lösen können, nur mit halben Ohr der eigentlichen Unterhaltung gelauscht und hatte sein traumhaft hübsches Gesicht bewundert.

Sie war derart gefesselt von ihm gewesen und war erst aus ihrer intensiven Musterung erwacht, als er ihr direkt in die Augen gesehen und ihr ein charmantes Lächeln geschenkt hatte.

Irgendwie war es ihr schließlich gelungen, trotz ihrer Aufregung und der anhaltenden Nervosität, mit ihm zu sprechen und noch bevor sie ihn nach seinen Namen hätte fragen können, hatte er sich bereits von ihnen verabschiedet.

Diese Tatsache hatte sie wahrlich bedauert und als sie ihm Tage später erneut über den Weg gelaufen waren, hatte sie sich im ersten Moment doch sehr gefreut, bis Mona sie zurück gezerrt und sie nach ihrer Flucht von ihr erfahren hatte, dass er der sechste Harbinger der Fatui war.

"Das ist schon eine halbe Ewigkeit her" dachte sie, senkte ihre Augenlider und stieß einen tiefen Seufzer aus.

Kein Mann nach ihm hatte sie noch einmal derart in den Bann ziehen können.

Ja, eigentlich war er sogar der Hauptgrund, wieso sich ihr Interesse für andere Männer in Grenzen gehalten hatte.

Dabei hatte sie sich ihm doch schon vor langer Zeit aus dem Kopf schlagen wollen.
 

"Wenn du keine weiteren Fragen hast, würde ich nun meine Frage an dich richten" erhob der Wanderer nach einer gefühlten Minute seine Stimme und linste zur Reisenden herüber, deren Augen sich wieder öffneten und erhielt ihr zaghaftes Kopfnicken.

"Und du musst mir aufrichtig antworten. Solltest du versuchen, mich zu belügen, werde ich ungemütlich" warnte er sie vor, was sie unweigerlich dazu veranlasste, ihren Kopf in seine Richtung zu drehen, obgleich jene leichte Drehung bereits unerträgliche Schmerzen verursachte.

"Ich werde es versuchen, sofern ich deine Frage überhaupt beantworten kann" wurde ihm versichert, konnte die Aufrichtigkeit in ihren goldenen Augen erkennen und holte noch einmal tief Luft.

"Warum träumst du von mir?" fiel er ohne weitere Umschweife mit der Tür ins Haus und war sich nicht sicher, wie er ihren betrübten Blick deuten sollte, wobei sie nun einen unsichtbaren Punkt auf der Matratze fixierte, weil es ihr scheinbar sehr unangenehm war, ihm noch länger in die Augen zu sehen.
 

"Ich weiß es nicht" murmelte Lumine nach einer Weile der Stille und hob ihren Blick wieder, als er einen unzufriedenen Laut ausstieß und die Arme vor der Brust verschränkte.

"Ist das so? Willst du mir ernsthaft weismachen, dass du mehrere Male von mir träumst, sogar im Schlaf nach mir rufst und diese Tatsachen keinerlei Bedeutung besitzen?" erwiderte er ihr nicht gerade im freundlichen Tonfall, weil er seinen momentanen Unmut irgendwie Luft verschaffen musste.

"Und glaube bloß nicht, dass du mich jetzt besser verstehen könntest, nur weil du einen weiteren, tieferen Einblick in meine Vergangenheit erhaschen durftest. Vergiss einfach, was du gesehen hast" presste er wütend hervor und noch bevor sie hätte etwas sagen können, um sich ihm gegenüber in irgendeine Art und Weise zu rechtfertigen, stieß er sich von der Wand ab, rutschte zum Rand des Bettes und erhob sich, um in seine Schuhe zu schlüpfen.
 

Der Wanderer wusste selbst nicht so genau, was ihn eigentlich derart wütend machte.

War er vielleicht wütend auf sie, weil er in ihren Augen soetwas wie Verständnis und Mitgefühl hatte erkennen können?

Was veranlasste sie bloß dazu, ihm derartige Gefühle entgegen zu bringen, nach allem, was er ihr in der Vergangenheit angetan hatte?

Vielleicht war er aber auch eher wütend auf sich selbst, weil er mit der entstandenen Situation beim besten Willen nicht umgehen konnte.

Er brauchte kein Mitleid von ihr.

Nein, zu ihm musste sie nicht einmal freundlich sein.

"Wanderer, ich kann dir wirklich nicht sagen, wieso ich gestern Morgen und vorhin von deinem früheren Ich geträumt habe. Ich... Ich bin genauso ratlos wie du und wüsste selbst gern, was diese Träume zu bedeuten haben" hörte er ihre verzweifelte Stimme, als er sich seinen Hut aufsetzte und hielt abrupt inne, als sie einen gequälten Laut ausstieß und sah prüfend zur Reisenden, welche sich wohl hatte bewegen wollen, bei ihrer unsinnigen Aktion zur Seite gerutscht war und nun auf der linken Körperhälfte lag.
 

"Vielleicht hast du recht und ich habe mir tatsächlich eingebildet, dich etwas besser zu verstehen und vielleicht sollte ich diese Träume wieder vergessen, aber..." fuhr Lumine fort und versuchte sich von den Schmerzen zu erholen.

"Aber..." setzte sie erneut zum Sprechen an und biss sich auf ihre Unterlippe, während sie ihre Augenlider senkte.

"Ich weiß doch auch nicht, was ich im Augenblick denken oder fühlen soll" ließ sie ihn wissen und bemühte sich um ihre Fassung.

"Seit gestern Morgen beschäftigen mich immer wieder dieselben Fragen. Was hat mein Zwillingsbruder mit dieser Aktion bezwecken wollen? Wieso hat er mich mit Abyss Magie angegriffen? Ist Aether wirklich für diese Träume verantwortlich oder wollte mir mein Unterbewusstsein nur vor Augen führen, dass ich dir schon vor Wochen vergeben habe? Können wir nicht endlich das Kriegsbeil begraben und Freundschaft miteinander schließen? Warum können wir nicht das, was zwischen dir und mir vorgefallen ist, einfach vergessen und einen Neuanfang beginnen? Wir stehen schließlich auf der gleichen Seite, oder nicht?" verriet sie ihm all ihre Gedankengänge und öffnete ihre Augen wieder, als sie leise Schritte hörte.
 

"Ich verstehe dich nicht" teilte der Wanderer sein Unverständnis mit und schaltete die Nachttischlampe aus, weil die Sonne inzwischen aufgegangen war und die ersten Sonnenstrahlen durch das offene Fenster fielen.

"Ich könnte keiner Person vergeben, die mir noch vor wenigen Wochen nach dem Leben getrachtet hat" offenbarte er ihr seine Sicht und trat auf die Tür zu, die er ohne Umschweife öffnete.

Vorerst wollte er der unwirklichen Situation entfliehen, um seine Gedanken zu sortieren.

Natürlich würde er sich nicht weit vom Haus entfernen, aber er brauchte zumindest etwas Abstand und vor allem Zeit zum Nachdenken.

"Rufe mich, falls du etwas benötigen solltest" sagte er noch abschließend, ehe er das Haus verließ und die Tür hinter sich ins Schloss zog.

"Können wir nicht endlich das Kriegsbeil begraben und Freundschaft miteinander schließen? Warum können wir nicht das, was zwischen dir und mir vorgefallen ist, einfach vergessen und einen Neuanfang beginnen? Wir stehen schließlich auf der gleichen Seite, oder nicht?" hallten jene Worte in seinen Gedanken wieder, die ihn regelrecht zur Flucht getrieben hatten und lauschte in die Stille hinein, als er ein leises Geräusch vom Fenster her hörte.

Leise, gedämpfte Schluchzlaute drangen an sein Ohr, die er ebenso wenig nachvollziehen konnte.

Voller Fragen, die ihn teils wütend und teils frustrierten, entfernte er sich schnellen Schrittes vom Haus und ignorierte den flüchtigen Gedanken, dass er möglicherweise der Grund ihrer jetzigen Tränen sein könnte.



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