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Golden Sunrise

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Episode 2 - Lanas Wunsch

Golden Sunrise

Jahreszeit 1 - Sommer der Begegnungen

Episode 2 - Lanas Wunsch
 

+++ Am Tag danach, direkt nach dem Training der Cheerleader, in der Umkleide +++

Lana saß auf der Holzbank und starrte vor sich hin. Irgendwie gingen ihr das unerwartete Ende des Trainings gestern und die Unterhaltung mit Toby nicht mehr aus dem Kopf. Das Training heute war furchtbar ereignislos gewesen. Ganz zu schweigen davon, dass sie Toby heute in der Menge nirgendwo gesehen hatte.

Hatte er ihr etwa doch nicht verziehen? Warum musste er auch ausgerechnet so unglücklich vor ihr landen...

Gracie legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie war Lanas beste Freundin seit Kindertagen.

"Die Hopper haben Toby auf uns geworfen und sind getürmt. So schnell konntest du nicht schauen. Jeder hätte gedacht, er wäre Schuld." wiederholte sie, was ihr Gestern schon aufgefallen war.

"Woher wusstest du eigentlich, wie er heißt?" wollte Lana wissen.

"Ihm passieren ständig Unfälle, die ganze Schule spricht schon davon. Er ist in der gleichen Stufe wie wir, in einer der Parallelklassen." wusste Gracie bescheid.

"Ah..." machte Lana nur.
 

Eine Weile danach blieb Lana als Letzte in der Umkleide übrig. Die Cheerleaderin stellte sich und schloss die Augen. Das Mädchen nahm einen tiefen Atemzug. Schließlich hob sie den rechten Arm und ballte die Hand zur Faust.

Sie streckte die Faust nach Oben zum Dachfenster aus - der Goldenen Sonne entgegen.

Ein gleißend heller goldener Sonnenstrahl fing sich in ihrer geballten Hand. Für einen kurzen Moment überkamen sie Zweifel. Lana hatte ihre Kräfte noch nie für einen egoistischen Wunsch eingesetzt. Sie wusste nicht einmal, ob es funktionieren würde. Aber wenn sie nur genug auf ihn verteilen würde, gab es vielleicht eine Chance...

Dafür musste sie es versuchen.
 

+++ Zur gleichen Zeit, im Technik-Labor der Schule +++

Sicher, die Unterhaltung mit Lana gestern Abend war ganz gut gelaufen. Doch Toby hatte es trotzdem vorgezogen, an diesem Tag nicht beim Training zuzuschauen. Einerseits gab es noch eine Menge aufgestaute Schularbeit. Andererseits war es bestimmt besser, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Außerdem war Cray - so als Football-Kapitän - mit Sicherheit ihr fester Freund. 100%, das konnte gar nicht anders sein.

Toby befand sich deshalb, nach ein paar Wochen Abwesenheit, wieder an dem Ort, den er eigentlich sonst nach der Schule immer besuchte: Das Technik-Labor.

Technik war sein Hauptfach. Später wollte er unbedingt etwas tun, das ihn hoch hinaus brachte. Flugzeug-Ingenieur, Pilot - am Besten beides. Sein Kumpel Gary half ihm über die Sache mit Lana hinweg. Gary war ein echtes Genie und Dauergast im Technik-Labor. Vom ersten Tag im Labor an hatten sie sich ohne viele Worte verstanden. Toby hatte ihm seine Perspektive der Ereignisse Gestern allerdings doch mit ein paar Worten mehr geschildert. Gary war zu jeder Zeit komplett über Tobys Situation informiert und wusste immer hilfreichen Rat.

"Es verwundert in Anbetracht der Umstände nicht, dass du heute hier bist, anstatt ihrem Training beizuwohnen." folgerte Gary goldrichtig.

"Ja weißt du, ich hab keine Chance und sie ist auch echt hübsch, ich würde sie gerne wieder sehen nur, das bringt mir auch nichts, wenn ich sie nie haben kann. Das tut mehr weh, als sie nicht zu sehen..." resignierte Toby.

Ein gleißend heller goldener Sonnenstrahl blendete ihn kurz, aber überraschend lang.

"Vollkommen korrekt. Du wirst nichts erreichen, indem du sie nur aus der Ferne bewunderst. Geh einfach in die Mädchenumkleide." riet Gary.

Das hatte Gary gerade nicht wirklich gesagt?

"Hätte nicht gedacht, dass du solche Witze machen kannst, Kumpel." gab Toby zurück

"Das Training ist sicher gleich vorbei. Wenn du jetzt gehst, wirst du sie genau zur richtigen Zeit in der Umkleide treffen." fuhr Gary unbeirrt fort.

"So lustig finde ich deine neuen Witze doch nicht... Du kannst damit aufhören." wurde Toby unruhig.

"Los Toby, alles wird gut! Vertraue meinem Expertenurteil!" bestand Gary darauf.

Anschließend schob er den völlig perplexen Toby vor die Tür.
 

Da stand Toby dann und kam ins Grübeln. Garys Rat war bisher jedes Mal unschlagbar gewesen. Aber die Mädchenumkleide?? Und... warum hatte Gary so komisch geredet? Diese Ausdrucksweise kannte Toby von ihm gar nicht. Der Teenager setzte sich Richtung Wohnheim in Bewegung, nahm aber doch den Umweg durchs ganze Gebäude. Der führte über den Sporthallen-Trakt.

Ein paar Minuten später stand er vor der Tür zur Umkleide, bekam aber wieder einen Anflug von Zweifeln.

Da würde er bestimmt nicht rein gehen. Nicht freiwillig. Und es sah auch doof aus, wenn er davor auf Lana warten würde. Besonders nach seiner Bruchlandung vor Lanas Füße Gestern Abend. Sie wusste ja, wie das passiert war. Das war trotzdem noch lange kein Freifahrtschein, einfach in fremde Reiche einzumarschieren. Und es konnten ja auch noch andere Cheerleader da drin sein!

Niemand, der noch ganz bei Trost war, würde glauben, dass das Mädchen seiner Träume darin warten würde. Viel mehr klang es nach einem Streich, auf den nur verzweifelte Vollidioten reinfallen konnten. Aber vielleicht war er auch einfach ein vernarrter Vollidiot und das Ganze KEIN Scherz?

Es gab nur einen Weg, das herauszufinden...

Jetzt ging er doch rein.

Toby sah sich gründlich um, ob niemand ihn dabei sehen konnte. Die Luft war rein und er machte einen schnellen Satz durch die Tür. Beinahe fiel er dabei hin. Also normalerweise wäre er garantiert auf der Nase gelandet, diesmal blieb es wie durch ein Wunder aus. Ganz wie bei einem normalen Menschen.

Innen war es recht dunkel. Er hatte keine Ahnung, wo die Lichtschalter waren, aber es war sowieso aus gewissen Gründen besser, das Licht auszulassen.

Hoffentlich machte er hier gerade keinen Fehler. Hatte Gary das wirklich gesagt? Langsam zweifelte er immer mehr daran. Warum war er dann auch einfach rein gegangen? Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.

Er tastete sich Meter für Meter durch den spärlich beleuchteten Raum...

Wahrscheinlich war niemand mehr da. Oder alle warteten im angeschlossenen Duschraum mit einer versteckten Kamera auf ihn.

Doch plötzlich klackte ein Lichtschalter. Neonlampen flackerten mit dem typischen, elektronischen Geräusch auf. Als seine Augen sich an das helle Licht gewöhnt hatten, sah er ein Mädchen. Da stand Lana.

Sie war schon fertig geduscht und umgezogen, die Haare glänzten noch etwas nass. Der angenehme Geruch von Shampoo hing in der Luft.

"Da bist du ja..." begrüßte sie ihn.

"Du hast auf mich gewartet? Wie lange tust du das schon?" grinste Toby.

Lana musste lachen.

"Wo warst du heute beim Training?" wollte sie wissen.

"Verrate mir lieber mal, wieso ich hier bin..." lachte er.

"Ich wollte... ungestört mit dir reden. Mein Zimmer teile ich mir mit Gracie und es ist noch schwerer, Jungs ins Mädchen-Wohnheim reinzubekommen, ... egal. Ich wollte dir nur sagen, gestern Abend habe ich nicht meine Trinkflasche gesucht, sondern gehofft, dass ich dich treffe." gestand das Mädchen.

Toby konnte noch nicht wirklich fassen, was er da hörte und suchte nach Worten.

"Jetzt bist du dran." forderte sie mit einem spielerischen Unterton.

"Im Technik-Labor... wo ich normalerweise bin, wenn ich nicht gerade im Publikum sitze und mich frage, ob du MIR winkst oder allen Leuten." konterte der Teenager.

"Das hast du bemerkt?" war sie überrascht.

"Du hast wirklich mich gemeint?" überraschte es Toby nicht weniger.

Sie brachen in Gelächter aus. Lana fing sich zuerst wieder. Sie kam mit ihrem Gesicht ganz nah an Seines heran.

"Ich habe keinen Freund." flüsterte sie fast in Tobys Ohr.

"WAS? Woher weißt du..." verstand er nicht.

"Komm doch Morgen wieder zu den Cheerleadern, okay? Aber nicht als jemand aus dem Publikum. Ich habe allen im Team gesagt, dass du nichts dafür konntest. Deine Pechsträne endet, wenn du an dich glaubst. Bis dann, Toby!" ließ sie ihm zurück.

Lana rannte weg und verschwand aus der Tür. Sie ließ ihm keine Zeit, etwas zu erwidern. Ein paar Fragen waren da schon noch übrig geblieben.

Woher kannte sie seinen Namen? Er hatte ihn ihr nie gesagt!

Wieso wusste sie, dass er dachte, dass sie einen Freund hatte?

Weshalb wusste Gary, dass sie ihn hier treffen wollte?

Warum, warum, warum??

Toby war ziemlich verwirrt, aber irgendwie fühlte er sich gerade, als könnte er fliegen...
 

+++ Kurz darauf, irgendwo in der Stadt +++

Die Dunkelheit hatte bereits eingesetzt. Ohne das Licht der Goldenen Sonne war es in dieser Sommernacht frisch, aber nicht kalt. Die schwarzen Silhouetten zweier Gestalten huschten an einem großen Leuchtreklame-Schild vorbei. Sie sprangen von einem Hochhausdach auf das Nächste. Der Wind hier oben WAR kalt.

Eine Gestalt schien die Andere zu verfolgen. Die verfolgte Gestalt kam an einer größeren Häuserschlucht zum stehen. Sie traute sich den Sprung nicht zu. Das Neonbanner auf diesem Dach warf buntes Licht auf ihr Gesicht. Es war ein jüngerer Mann mit einer grell-pinken Irokesen-Frisur. Trotz der späten Tageszeit trug er eine Sonnenbrille.

Die andere Gestalt trug eine furchteinflößende Maske, welche ihr Gesicht verdeckte. Die Shillouette ließ erahnen, dass sie eine Art Rüstung anhaben musste. Es war ein Mädchen, vielleicht 16, mit langen blonden Haaren. Unter der Maske steckte Lana.

"Bitte, gib die Energie der Goldenen Sonne wieder zurück. Zwing mich nicht, sie dir abzunehmen." redete Lana auf den Sonnenbrillenträger ein.

Ihre Stimme hörte sich für den Energie-Dieb gar nicht an, wie Lanas Stimme eigentlich klang. Die Maske verbarg nicht nur das Aussehen, sondern auch den Klang der Stimmbänder.

"Du verstehst das nicht, Sonnenwächterin! Dir sind diese Kräfte einfach zugeflogen! Wenn du wüsstest, wie hart ich sie mir erarbeitet habe, würdest du das nicht sagen." kam es zitternd zurück.

Das mochte stimmen. Lana hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlte, keine Sonnenwächterin zu sein. Doch genauso wenig wusste dieser Dieb, dass es nicht immer spaßig war, die damit verbundenen Pflichten erfüllen zu müssen. Auf einem Schwertgriff in Lanas Hand erschien eine goldene, durchsichtige Licht-Klinge. Sie war nicht immer so transparent wie gerade eben. Lana hatte für die Sache mit Toby schon eine Menge Energie verbraucht, die ihr jetzt fehlte. Das musste der Irokesen-Kerl ja nicht wissen.

"Es tut auch nicht so weh." versprach Lana und schwang das Schwert.

"Niemals!" brüllte der Dieb und wich gerade so aus.

Er konterte mit einem Tritt, unterschätzte jedoch Lanas akrobatische Fähigkeiten. Sie sprang höher, als er gedacht hatte und entging damit seinem Bein. Die Athletin legte ein Salto in der Luft hin und landete auf ihm. Die Klinge ließ sie mit dem Schwung und der Kraft beider Arme auf ihn herabsegeln. Dabei ging er zu Fall. Dem Dieb entfuhr ein spitzer Schrei. Das hatte gesessen. Es verletzte ihn aber nicht ernsthaft, so stark würde Lana das Schwert nie aufladen. Sie musste ihn nur in Schach halten, damit sie ihn wie angedroht zwingen konnte, die Kraft loszulassen.

Lana nahm eine Hand vom Schwert und drückte mit der Anderen den Arm des Typen Richtung Sonne. Ein heller goldener Lichtblitz entwich seinem Körper über den Arm.

Das Mädchen bemerkte zu spät, wie er sich mit der Hand des anderen Arms die Sonnenbrille vom Gesicht riss...

Aus den Augen des Energiediebs schossen Strahlen. Glühend heiße rote Strahlen.

Die Sonnenwächterin konnte sich noch mit einem Sprung davon entfernen, was einen direkten Treffer verhinderte. Ohne Cheerleader-Training wäre sie dazu nicht in der Lage gewesen. Hätte sie aber keine Energie verbraucht, um Toby näher zu kommen, wäre ihr Schwert stark genug gewesen, sodass sich der Typ nicht mehr gerührt hätte.

Die Hitze des Strahls hatte sie leider abbekommen. Lanas rechte Körperhälfte fühlte sich an, als würde sie im Feuer stehen. Von der Hüfte abwärts bis zum Oberschenkel. Als sie sich vor Schmerz krümmte und instinktiv die Hand darauf legte, fuhr ihr ein Schreck durch Mark und Bein. Die Rüstung war an der Seite teilweise eingeschmolzen.

Ihre Haut warf Blasen, schälte sich ab. Überall trat Blut hervor.

Der Energie-Dieb richtete sich auf. Seine Augen waren geschlossen und er setzte sich die Brille wieder auf die Nase.

"Es tut mir Leid, aber du hast mir keine Wahl gelassen!" gab er von sich.

Lana konnte ihm nicht antworten, zu sehr hatten die Schmerzen sie im Griff. Sie hätte ohnehin nicht gewusst, was sie darauf hätte erwiedern sollen.

Das Mädchen sah noch verschwommen, wie der Dieb sich in die Richtung entfernte, aus der sie gekommen waren.

Dann wurde alles um sie herum Schwarz...



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