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Ich plane mein Leben mit dir

während ich plane, geschieht das Leben
von

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Kapitel 2

Heute musste mein Team ohne mich klar kommen. Ich hatte heute ein Termin mit dem Chef. Christian hatte mir gesagt, es gab keine großartigen Überraschungen und es lief alles nach Plan, deshalb war ich etwas aufgeregt. Wir hatten nur noch drei Tage bis zum Weihnachtsfest. Für Catering, Musik, Sektempfang und Dekoration war gesorgt. Angelika hatte gestern mit dem dekorieren angefangen. Marco hatte alle Gerätschaften verbunden und geprüft. Wir hatten ein Programm von der Feier bekommen und sorgten für einen reibungslosen Verlauf. Marco würde an der Weihnachtsfeier da sein und immer für die Garantie der funktionierenden Technik sorgen. Ich wollte auch immer erreichbar sein um im Notfall reagieren zu können.
 

Dieser Samstag würde wieder keine Erholung zulassen. Ich besah mich in meinem Strickkleid, als ich vor meinem Spiegel stand. Ich fummelte am Rollenkragen herum, sodass er schön fiel, schnallte einen dünnen Gürtel um die Taille und lief hastig in den Flur. Ich zog meine dunkelbraunen Stiefel über die in schwarzen, blickdichten Strümpfen steckenden Füße, wickelte mich in meinen Wintermantel und setzte mir meine Wollmütze auf. Heute hatten wir wieder Minusgrade. Ich wollte sichergehen, dass mir warm war. Der Wind sauste pfeifend durch die Straßen. Mein Navigationssystem navigierte mich in die Firma.

Am Unternehmen angekommen, stieß ich die schwere Eingangstüre auf und quetschte mich hinein.
 

Auf den Weg in die Chefetage warfen mir einige Mitarbeiter einen fragenden Blick zu und ich wusste nicht, ob es daran lag, dass sie mich nicht kannten oder ob es vielleicht an meinen Outfit lag. Im Gegensatz zu ihnen trug ich heute keinen Blazer. Ich bereute es mich heute gegen ihn entschieden zu haben. Im Besprechungszimmer erwartete mich bereits Christian. Es war noch keine Spur vom Geschäftsführer. "Setzt dich. Herr Keicher, lässt sich für 10 Minuten entschuldigen. Wichtiger Anruf" brachte er mich auf den neusten Stand. Ich nickte verstehend und nutzte die Zeit um mich einzurichten, mein MacBook anzuschließen um vorbereitet zu sein. "Entspann dich" flüsterte Chris neben mir. Ich seufzte etwas zu laut. "Ich spüre deine Aufregung regelrecht" Sauer blickte ich zu ihm. Ich wusste selbst, dass ich aufgeregt war. Es machte es nicht besser, wenn er mich aufklärte, dass dies für Jedermann sichtbar war. Ich war wirklich sehr aufgeregt.
 

"Er will nur den Stand wissen" erklärte er mir um mich wahrscheinlich etwas zu beruhigen. "Warum wendet er sich dann nicht an dich?" Ich konnte es nicht lassen eine Augenbraue fragend zu heben. Warum verspürte er das Bedürfnis mich zu beruhigen? Dieses Meeting hatte einen anderen Grund.
 

Herr Keicher betrat im nächsten Moment den Besprechungsraum. Er schien noch mit seiner Sekretärin im Gespräch zu sein. "Ich bin jetzt ungefähr eine halbe Stunde nicht Erreichbar. Keine Weiterleitungen" hörten wir seine Stimme aus dem Flur. Er schlug die Türe hinter sich z, als er den Raum betrat. Ich konnte es nicht unterdrücken leicht zusammenzuzucken. "Frau Sketsch, entschuldigen Sie bitte, dieses spontane Treffen. Ich danke Ihnen, dass Sie es so kurzfristig noch einrichten konnten" Ich wank nur dankend ab und beteuerte, dass es kein Problem sei. Er kam recht zügig zur Sprache. "Ich lege Ihnen Nahe bei der Bandauswahl doch auf Plan B zurückzugreifen" Seine Aussage überrumpelte mich. Natürlich hatte ich als Eventplanerin unglaubliche viele Musiker parat. Leider war meine Zielgruppe der eines Kindergeburtstag bis vor kurzem noch gewesen, deshalb hatte ich nicht so richtig einen Plan B. "Sie haben doch einen Plan B?" seine strengen Gesichtszüge vertieften sich, als ahnte er etwas, Ich fühlte mich klein wie ein Mäuschen. Ich musste reagieren. Irgendwie. Sofort, "Darf ich fragen warum die momentane Band nicht in Frage kommt?" Ich bemühte mich um eine sichere Tonlage. War mir aber unsicher, ob es mir gelang. Ich merkte, dass Christian sich neben mir versteift hatte. Ich wusste nicht, ob auch er etwas geahnt hatte. Er wirkte nicht überrascht. Ich sah ihm jedoch an, dass er sich ebenso wie ich unwohl fühlte.
 

"Unser Unternehmen hat eine weitreichende Zielgruppe. Von jungen Auszubildenden bis zur pensionierten Kollegen ist alles dabei, da hätte ich angenommen, eine klassische Linie wäre naheliegend." Sofort musste ich an Eduard denken. Ich hätte ihm doch eine Chance geben sollen. Oder mit der Abstimmung warten können, bis er seine Idee zu Ende ausgeführt hatte. Er war immerhin langjähriger Mitarbeiter und konnte die Feste vergleichen. Ich speicherte mir den Gedanken im Kopf ab um später darauf zurückzukommen. Ich nickte meinem Klienten verstehend zu. Ich hatte meinen Fehler begriffen und musste ihn nun ausbaden. "Zuerst möchte ich mich für die unannehmliche Auswahl entschuldigen. Ich hatte dies berücksichtigt, jedoch eine andere Sichtweise zu dieser Auswahl. Ich bin mir sicher, dass ich das nach Ihren Wünschen ausbessern kann" Meine Antwort schien ihn zufrieden zustellen denn er nickte mir bestätigend zu. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie auch Chris sich entspannte. Mir selbst fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Dennoch blieb mir ein Seitenhieb nicht erspart, als er streng ergänzte: "Ich würde empfehlen, sich besser mit ihren Klienten abzusprechen. Das dürfte einer guten Eventmanagerin nicht passieren" Ich wünschte es täte nur halb so weh, wie es tatsächlich tat. Er sah die Bedauerung in meinem Gesicht, deshalb beendete er wahrscheinlich so schnell wie möglich diese Sitzung. Er wünschte uns noch eine gute Restwoche und verabschiedete sich mit den Worten: "Wie treffen uns auf der Weihnachtsfeier" Das galt uns Beiden, denn er nickte zwei Mal. Ich hörte wie Christian angestrengt den angehaltenen Atem abließ, als sein Chef den Raum verließ. Ich stürzte meinen Kopf sofort gegen meine Hände. Das war erniedrigend.
 

Ich spürte wie Christian mir seine Hand auf den Rücken legte. "Es waren harte Worte, aber versuch die Härte rauszunehmen indem du daraus lernst" Genervt sah ich zu ihm. "Habe ich um deinen Rat gebeten?" fragte ich ihn etwas zu gereizt. Mir war gerade wirklich nicht nach Ratschlägen. Als er mit erhobenen Händen von mir wich und ich diese Geste als ziemlich übertrieben empfand, fauchte ich noch genervter: "Du musst nicht immer alles um dich herum kommentieren, weißt du?" Seine Belustigung verschwand augenblicklich. Er wurde wirklich ernst. Anscheinend hatte diesmal ich ihn verärgert. In dem Moment war mir das jedoch egal. Ich war wütend. Wütend auf den Chef, der mir so empathielos meine Fehler aufzeigte, wütend auf Christian, weil er nur dagesessen hatte und mir nicht zu Hilfe kam und wütend auf mich selbst, weil ich es hätte besser wissen müssen. Es half mir auch nicht über meine Wut hinweg, dass Chris einfach nur dasaß. Es sagte nichts und machte nichts. Er sah mich nur an. Als ich seinen Blick immer noch verärgert erwiderte, seufzte er, nahm sich ein Glas und schenkte sich das Glas halbvoll ein. Selbst diese ruhige Geste nervte mich im Moment. Warum konnte er mich nicht kurz alleine lassen? Ich konnte so gedemütigt noch nicht über die halbe Firma stolzieren. Ich wurde aus ihm nicht schlau. Alles an ihm widersprach mir.
 

"Chris, könntest du mich alleine lassen?" fragte ich ihn deshalb und versuchte meine Wut auf ihn zu unterdrücken. Es sollte bittend klingen. Klang es nicht. "Nope. Ich möchte noch nicht gehen" Ich konnte mir ein genervtes Stöhnen nicht verkneifen. Wirklich nichts an ihm entsprach nur ein kleinigwenig dem von mir. Und wieso fand ich gerade das so interessant an ihm? "Wenn du willst, können wir eine rauchen gehen? Ich brauche eine Zigarette" Er er erhob sich sofort und zog sich seine Jacke an. Ich verstand nicht warum, aber ich nickte.
 

Anstatt jedoch den Aufzug nach unten zu nehmen, stiegen wir die Treppe rauf. Er schob eine dicke, alte und zum Teil bereits rostende Türe auf. Ich schwieg den ganzen Weg über, bis wir auf der Dachterrasse ankamen. Es war eine Raucherlounge für die Mitarbeiter. Es standen Stehtische mit Aschenbecher über der Terrasse. Zu dieser Uhrzeit war die Raucherlounge ziemlich leer. Christian stellte sich etwas weiter weg von den Kollegen, die er eben noch fröhlich gegrüßt hatte. Als er mir seine Zigarettenschachtel hinhielt, lehnte ihr abwehrend mit der Hand ab. "Ich rauche eigentlich gar nicht" gestand ich etwas peinlich berührt. Anstatt verwirrt zu schauen, fing er an zu lachen. Ich kam mir noch eine Spur blöder vor, als sowieso bereits. "Darf ich?" fragte er immer noch belustigt und steckte sich sogleich eine Zigaretten zwischen die Lippen. "Natürlich, du scheinst diesem Rauch unterlegen zu sein" konnte ich meine Zunge Mal wieder nicht im Zaun halten. Ich war eindeutig und überzeugte Nichtraucherin. Er hatte mich in einem schwachen Moment erwischt. Ich wollte einfach nur aus diesem Besprechungszimmer flüchten, da schien mir sogar eine Zigarette ein guter Grund zu sein. Grinsend antwortete er mir: "Auch ich habe die Fähigkeiten Schwächen zu entwickeln. Und manchmal sind diese auch schädlich." Er zog genüßlich an seiner Zigarette und verlieh seiner Aussage damit eine völlig andere Bedeutung. Ihm war scheißegal, dass rauchen schädlich war. Ich schüttelte nicht verstehend den Kopf. Er grinste mir nur weiterhin entgegen.

Er steckte mich regelrecht an. Mir fiel auf, dass er mich gut von meiner Demütigung abgelenkt hatte. Als mir das auffiel, konnte ich nicht anders als aufzulachen. Er besah mich, wie ich anfing zu lachen, weil es ihm so einfach möglich war mich aus meiner Tiefphase zu holen. Ich lächelte immer noch über das ganze Gesicht, als ich ihm leise ein "Danke" zu hauchte. Er atmete den stinkenden Rauch aus und antwortete grinsend: "Kein Problem"
 

Ich war mir sicher, dass er verstanden hatte.



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