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Mein Weg zu Dir

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich denke, es ist mal wieder Zeit für ein bisschen Michiiiii *_* <3 Komplett anzeigen

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Mimi

Es ist absolut nicht in Ordnung, was Matt mit mir gemacht hat!

Dank ihm kann ich seit ein paar Tagen nicht mehr abends ins Bett gehen, ohne daran zu denken, was da neulich in der Bar zwischen uns geschehen ist. Dabei ist noch nicht mal was nennenswertes vorgefallen. Eigentlich ist überhaupt nichts passiert. Eben nur … fast.

Aber es reichte vollkommen aus, um sich in meine Gedanken zu schleichen. Wieso kann ich nicht aufhören, daran zu denken? Das nervt mich tierisch.

Trotzdem ist mir klar, dass das nie wieder vorkommen wird. Darauf haben wir uns geeinigt.

Wir hatten uns an diesem einen Abend zu etwas hinreißen lassen. Genauso wie an dem Abend auf Tais Party. Und beide Male war eine nicht unerhebliche Menge Alkohol im Spiel. Zumindest bei mir.

Also: keinen Alkohol mehr für mich!

Als ich an diesem Abend meine Schicht im Café beende, klingelt mein Handy. Ich will gerade zur Tür raus.

Ich krame in meiner Handtasche danach, dann sehe ich stirnrunzelnd auf den Namen, der erscheint.

»Matt?«, gehe ich verwirrt ran, weil er mich sonst nie anruft und wir uns auch nicht mehr gesehen haben, seit … na ja, seit neulich Abend.

»Hey, Süße«, begrüßt er mich fröhlich, während ich leicht mit den Augen rolle. Süße? Was sind das denn für neue Angewohnheiten?

»Nenn mich nicht so!«

»Oh, wir sind wohl heute etwas kratzbürstig?«

Ich knurre in mein Telefon. »Nein, aber du sollst das trotzdem lassen.«

»Okay, Kätzchen«, flötet er und ich stöhne auf. »Hättest du eventuell kurz Zeit für mich? Ich brauche deine Hilfe.«

Ich bleibe in der Bewegung stehen und sehe mich fragend um. »Wie? Meinst du mich?«

»Natürlich meine ich dich, sonst hätte ich dich doch wohl kaum angerufen, oder?«

Okay. Das ist merkwürdig. Matt hat mich noch nie um Hilfe gebeten. Das kann doch nix Gutes sein, oder?

»Na schön, und wofür brauchst du mich?«, frage ich und kaue dabei nervös auf meiner Unterlippe herum.

»Wir haben ein sehr gutes Angebot für einen Gig, bei einem ziemlich bekannten Veranstalter bekommen. Er will, dass wir auf einem Open Air Festival spielen«, erklärt Matt mir.

»Wow, das ist fantastisch. Glückwunsch!«

»Danke«, sagt er, bevor er schnaubt. »Wir brauchen dafür neue Instrumente, die sind ja leider neulich alle dank Tatsuya drauf gegangen.«

Allerdings. Daran kann ich mich noch gut erinnern.

»Oh, Matt«, unterbreche ich ihn, noch bevor er seine Frage stellen kann. »Ich kann euch nicht noch mal aushelfen, wirklich nicht. Ich habe mich eh schon viel zu weit aus dem Fenster gelehnt.« Das tut mir zwar unendlich leid, aber ich kann für die Band nicht meinen Job riskieren.

»Deswegen rufe ich nicht an«, meint Matt und ich hebe überrascht den Kopf. »Ich habe bereits neue Instrumente gekauft. Die liegen zur Abholung im Music Shop bereit. Wir sollen sie bis heute Abend dem Veranstalter des Festivals liefern, damit er sie bis zum Auftritt für uns einlagern kann. Es soll einfach nicht noch mal etwas schief gehen, so kurz vor einem Auftritt. Sie bauen die Instrumente sogar vorher für uns auf.«

Ich nicke. »Das kann ich verstehen. Aber wie kann ich dir dabei helfen?«

»Könntest du die Instrumente abholen und dort hin bringen? Wir schaffen es alle zeitlich nicht, es zu erledigen. Ich bin gerade bei meinem Dad im Büro eingespannt, weil ein Kollege ausgefallen ist und ich ihn diese Woche bei der Arbeit unterstütze. Die anderen haben auch keine Zeit. Aber wenn wir uns nicht an die Vertragsbedingungen halten, wirkt das sehr unprofessionell.«

Ich nicke wieder. »Ich verstehe dein Problem. Ich habe gerade Feierabend gemacht und hätte Zeit.«

Ich höre, wie Matt am anderen Ende der Leitung erleichtert aufatmet. »Wirklich? Das würdest du für uns tun?«

»Klar.« Die traurige Wahrheit ist, dass es gerade Freitagabend ist und ich nichts Besseres vor habe. Also, warum dann nicht einem Freund aus der Patsche helfen?

»Super, Mimi. Du rettest uns den Arsch. Schon wieder.«

Ich schmunzle und zucke mit den Schultern. »Mach ich doch gerne.«

»Danke. Ich schicke dir gleich die Adresse auf dein Handy, wo du die Instrumente abholen und dann hin fahren kannst. Der Van steht beim Music Shop für dich bereit.«

»Okay«, sage ich, doch dann fällt mir noch was ein. »Aber wie komme ich an die Schlüssel für den Van?«

Im Hintergrund höre ich, wie jemand Matt’s Namen ruft. Anscheinend ist er gerade bei der Arbeit.

»Ich bin gleich da«, ruft er zurück, bevor er hastig weiter spricht. »Die Schlüssel habe ich Tai mitgegeben. Ich muss wieder an die Arbeit. Bis später. Und danke.«

Ich öffne den Mund, um zu widersprechen, doch er legt auf.

Mit verwirrtem Blick starre ich mein Handy an. Wie, er hat die Schlüssel Tai mitgegeben? Was soll denn das? Er müsste doch wissen, dass Tai und ich uns momentan nicht sehen.

Ehe ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen kann, wie ich denn jetzt an diese verdammten Schlüssel komme, klingelt mein Handy erneut. Tais Name blinkt auf und ich zucke zusammen. Was zur Hölle ist hier los? Er hat mich nicht mehr angerufen, seit … seit seiner Party. Da haben wir das letzte Mal miteinander gesprochen und vereinbart, dass er sich über seine Gefühle klar werden muss. Oh man, das ist jetzt bereits vier Wochen her. Mit zittrigen Fingern hebe ich ab.

»Hallo?«

»Mimi«, ertönt seine Stimme am anderen Ende der Leitung und ich atme erleichtert aus.

Es fühlt sich wie ein Segen an, ihn zu hören.

Wie eine Erlösung.

Mir war gar nicht bewusst, wie sehr ich ihn vermisst habe.

»Tai …«, antworte ich mit bebender Stimme, während ich versuche, meine Hormone unter Kontrolle zu bringen. »Was gibt's?«

Ich höre Tai auflachen. »Wir haben uns seit vier Wochen nicht gesprochen und du fragst mich, was es gibt? So ganz nebenbei?«

Mein Herz macht einen Hüpfer, als ich ihn Lachen höre. Es streckt seine Arme nach ihm aus und möchte am liebsten sofort durch's Telefon greifen und ihn an sich ziehen.

»Na ja«, grinse ich. »Du hast mich angerufen. Also, wirst du wohl irgendetwas von mir wollen.«

»Da hast du recht«, antwortet er. Ich kann fast schon hören, wie er lächelt. Mir wird ganz warm ums Herz.

»Ich vermisse dich.«

Was? Träume ich? Oder hat er das gerade wirklich gesagt?

»Mimi?«, fragt er, als ich nichts darauf erwidere. »Bist du noch dran?« Ich schüttle den Kopf, um mich wach zu rütteln.

»Ja. Ja, natürlich.«

»Gut. Wollen wir uns treffen? Heute Abend?«

Völlig benommen starre ich ins Leere. Heute Abend? Also … jetzt gleich? Das geht schnell. Zu schnell. Darauf bin ich nicht vorbereitet.

»Klar«, schießt es aus mir heraus. Gleich danach beiße ich mir auf die Zunge. Was war denn das bitteschön? Kannst du ein Mal denken, bevor du sprichst?

»Super. Ich komme … na ja, sagen wir so in einer Stunde zu dir und hole dich ab. Bis dann.«

»Abholen? Wo gehen wir denn …«

Es tutet. Er hat aufgelegt.

»Verdammt«, fluche ich und stampfe wütend mit dem Fuß auf. Warum legen alle immer so wahnsinnig schnell auf? Eine Stunde? Scheiße, da komme ich doch gerade mal zu Hause an.

Nicht, wenn ich renne. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr, dann sprinte ich los. Wenn ich drei Stationen laufe, dann die U-Bahn nehme und dann noch mal zwei weitere laufe, könnte ich es sogar noch pünktlich schaffen, ohne einen Umweg fahren zu müssen.

In meinem Kopf klingt dieser Plan definitiv besser und einfacher, aber als ich nach 40 Minuten total erhitzt und verschwitzt zu Hause ankomme, merke ich, wie bescheuert diese Idee war. Ich bin aber auch blöd. Ich hätte Tai doch einfach anrufen und sagen können, dass ich es nicht schaffe. Aber irgendwie wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, ihn jetzt gleich schon sehen zu können. Ehrlich gesagt geht in meinem Kopf gerade nichts anderes mehr vor. Eilig springe ich unter die Dusche und ziehe mir frische Sachen an. Gerade, als ich aus dem Bad komme, klingelt es an der Tür.

Man, ist der pünktlich. Und Gott verdammt, bin ich aufgeregt! Wie albern von dir, Mimi. Er ist dein bester Freund und du warst schon zig Mal mit ihm abends aus.

Aber was, wenn es heute anders ist? - schießt es mir durch den Kopf.

Was, wenn er mich sehen will, um mir eine endgültige Entscheidung zu verkünden?

Okay. Was auch immer geschieht - jetzt bloß keine Panik!

Ich schaudere, atme noch mal tief durch, dann öffne ich die Tür.

Ich strahle Tai an, während er mir ein warmes Lächeln schenkt.

»Hey«, sagt er fast schon im Flüsterton.

Meine Augen kleben an ihm.

Genauso wie seine an mir.

Es kommt mir vor, als würden wir uns heute zum ersten Mal sehen.

»Hey«, sage ich ebenfalls und weiß gar nicht, wohin mit mir. Allein seine Anwesenheit löst ein so warmes Gefühl in mir aus, dass mein Herz platzen könnte. Ein paar Sekunden lang stehen wir da und sehen uns einfach nur an, als könnten wir uns nicht voneinander losreißen.

Schließlich runzelt Tai die Stirn und unterbricht die Stille.

»Deine Haare sind nass«, bemerkt er und ich greife mir erschrocken an den Kopf.

»Oh, shit«, fluche ich und renne ins Bad. »Hab vergessen, sie zu föhnen. Bin gleich wieder da. Mach's dir gemütlich.«

Ich höre, wie die Tür ins Schloss fällt, während ich den Föhn anstelle. Als ich wieder aus dem Bad komme, diesmal deutlich mehr gestylt als vorher, steht Tai im Wohnzimmer und sieht aus dem Fenster. Er bemerkt mich und dreht sich zu mir um.

Wieder dieses warme Lächeln, als er seinen Blick über mich gleiten lässt.

Unfassbar. Ich werde nervös.

»Tut mir leid, es war etwas chaotisch, nachdem du mich angerufen hast«, entschuldige ich mich. »Ich hatte gerade erst Feierabend gemacht und bin nach Hause gerannt, um pünktlich hier zu sein, wenn du kommst.«

»So?« Tai legt den Kopf schief. »Du hättest auch einfach was sagen können, dann hätte ich dich mit dem Auto vom Café abgeholt.«

Oh. Ja, das wäre auch eine Option gewesen. Nun gut …

»Egal«, winke ich nervös ab. »Also, was wolltest du unternehmen? Du hast am Telefon gesagt, wir gehen irgendwohin?«

Tais Mundwinkel wandern in die Höhe. Er nickt und zieht zwei Karten aus der Hosentasche. Meine Augen weiten sich.

»Das sind …«

»Ich weiß«, grinst er, weil er merkt, wie perplex ich bin. »Die zwei Karten fürs Cosmo Planetarium, die du mir zum Geburtstag geschenkt hast. Ich dachte, es ist an der Zeit, sie einzulösen.«

Kurz steht mir der Mund offen und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Dann muss ich lachen. »Moment. Heißt das etwa, du lädst mich auf ein Date ein, das ich selbst bezahlt habe?«

Tai legt die Stirn in Falten und denkt gerade ernsthaft darüber nach. »Wenn man es so formulieren will: ja. Irgendwie schon.«

Wir prusten beide los.

»Hey, darüber habe ich mir gar keine Gedanken gemacht«, verteidigt Tai sich nun. »Ich hatte einfach Lust mit dir da hin zu gehen und ich dachte, es wäre eine schöne Idee.«

»Das ist typisch du«, sage ich und halte mir den Bauch, während ich mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel wische.

»Das heißt, du kommst nicht mit?« Für einen Moment wirkt er ernsthaft schockiert. Aber nur, bis er meine Grimasse sieht.

»Klar komme ich mit. Was denkst du denn? Man verschenkt ja wohl nichts, was man nicht selbst gerne machen würde.«

»Gut, dann bin ich ja beruhigt«, erwidert Tai nun grinsend und kommt auf mich zu. Vor mir bleibt er stehen und fängt an, in seiner Jackentasche herumzuwühlen. »Warte mal, ich hab da noch was für dich.« Er zieht einen Schlüsselbund hervor. In dem Moment macht es bei mir Klick.

»Oh, Mist.«

»Wieso Mist?«, hakt Tai verwundert nach. »Matt meinte, ich soll dir den hier geben? Was du damit machen sollst, hat er nicht gesagt. Er hatte es heute Morgen ziemlich eilig, weg zu kommen. Ich weiß auch nicht … ist das nicht der Schlüssel für den Van seiner Band?«

Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.

Verdammt, verdammt, verdammt. Das hatte ich vor lauter Aufregung völlig vergessen.

»Tut mir leid«, sage ich entschuldigend. »Er rief mich vorhin an und hat mich um einen Gefallen gebeten. Ich soll seine neuen Instrumente abholen und sie zu … äh …« Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und halte es ihm vor die Nase. » … zu der Adresse bringen.«

»Zeig mal her«, meint Tai und reißt mir das Handy aus der Hand. Er scrollt durch unseren Chatverlauf. Seine Augen verengen sich zu zwei schmalen Schlitzen. Er sieht nachdenklich aus. Ich lege den Kopf schief. Was hat er denn?

Oh NEIN!

Er scrollt durch unseren Chatverlauf!

Die Bilder könnte er definitiv falsch verstehen.

»Gib her«, entfährt es mir viel zu schnell und ich entreiße ihm das Handy wieder. Er sieht mich fragend an. Weiß er überhaupt, dass Matt und ich neulich den Abend zusammen verbracht haben? Scheiße, ich weiß, dass er irgendwie eifersüchtig auf Matt ist und ich will lieber nichts riskieren. Nicht heute.

»Wieso? Ich weiß, wo das ist. Kein Problem. Wir schaffen es locker, die Instrumente zu holen, sie abzuliefern und trotzdem noch pünktlich im Planetarium zu sein. Ich frage mich nur, warum er nicht gleich mich gebeten hat. Ich hätte ihm doch auch aus der Patsche geholfen«, überlegt Tai nun laut.

Während mir bereits der Schweiß auf der Stirn glitzert und Tai immer noch unwissend drein blickt, sehe ich ihn verdattert an. Bin ich bescheuert? Ich habe seit neulich Abend nicht mehr mit Matt geschrieben. Unsere gemeinsamen Fotos, auf denen wir so innig wirken, müssten genau oberhalb der Adresse erscheinen, die er mir geschickt hat. Quasi nicht zu übersehen …

»Stimmt was nicht?«, fragt mich Tai nun besorgt, da mir jegliches Blut aus dem Gesicht gewichen zu sein scheint. Ich werfe einen Blick auf das Display und scrolle nun selbst weiter hoch.

Gelöscht.

Er hat alles gelöscht.

Die gesamten Nachrichten. Entfernt. Für uns beide nicht mehr sichtbar. Als hätten sie nie existiert. Die letzte Nachricht, die wir uns geschrieben haben, war nun offiziell die, als ich ihn gefragt habe, ob er mich vom Krankenhaus abholen kann. Völlig harmlos. Völlig unschuldig.

Ich atme erleichtert auf. Oh Gott. Das wäre beinahe in die Hose gegangen. Ich will mir gar nicht erst Tais Gesicht ausmalen, wenn er diese Fotos gesehen und viel zu viel rein interpretiert hätte. Obwohl ich nicht seine Freundin bin, weiß ich, dass er es nicht gut finden würde, wenn ich ausgerechnet mit Matt was anfangen würde.

Na, wie auch immer. Ich habe keine Zeit, mich weiter in diese Situation hineinzusteigern, also nicke ich nur und versuche, die Fassung zurück zu gewinnen.

»Es ist alles in Ordnung. Wollen wir dann gehen?«

Tai sieht mich zwar immer noch zweifelnd an, weil ihm meine Reaktion natürlich nicht entgangen ist, aber er sagt nichts mehr dazu. Wir verlassen die Wohnung und machen uns auf den Weg zum Music Shop.
 

Dort angekommen, falle ich aus allen Wolken.

»WAS?«, donnert meine Stimme durch den gesamten Laden, wodurch ich mir mehrere fragende Blicke einheimse. »Das kann ja wohl nicht ihr Ernst sein!« Entsetzt schlage ich mit der flachen Hand auf den Tresen. Der Verkäufer vor mir und Tai neben mir, zucken beide zusammen.

»Das ist viel zu viel Geld. Sie haben die Jungs abgezockt!«

Ich sehe, wie der Verkäufer schluckt, während ich ihn wütend anfunkle. Als er uns die Instrumente und die dazugehörige Rechnung gezeigt hat, um zu beweisen, dass die komplette Summe bereits beglichen wurde, hab ich große Augen gemacht. Das war nicht von schlechten Eltern. Der Preis, den Matt für die neuen Instrumente bezahlt hat, war viel zu hoch angesetzt. Da war ich mir sicher.

»N-nein … das sind gute Instrumente. Die kosten nun mal etwas. Der Preis ist vollkommen gerechtfertigt«, versucht der Verkäufer sich zu verteidigen, aber das lasse ich mir nicht bieten.

»Wollen sie mich für dumm verkaufen?«, fahre ich ihn an und er weicht instinktiv einen Schritt vor mir zurück, als würde ich gleich über den Tresen springen und ihm die Halsschlagader aufbeißen.

»Mimi«, sagt Tai beschwichtigend und legt eine Hand auf meinen Unterarm. »Lass gut sein. Ich denke nicht, dass du in dieser Angelegenheit mitreden kannst.«

Er und der Verkäufer tauschen einen beunruhigenden Blick aus, bevor ich seine Hand weg schlage und nun auch Tai böse anschaue.

»Rein zufällig arbeite ich in einem Café, wo jede Woche live Auftritte stattfinden. Ich habe schon die unterschiedlichsten Instrumente, von den unterschiedlichsten Musikern gesehen und mich abends, nach den Auftritten mit ihnen unterhalten. Ich weiß also sehr wohl, was dieses Zeug wert ist«, fauche ich. Ich kann nicht fassen, dass Matt sich hat dermaßen über den Tisch ziehen lassen. Er müsste doch am allerbesten wissen, was diese Instrumente normalerweise kosten. Dieser skrupellose Verkäufer hat mindestens ein Drittel mehr drauf geschlagen, als es auf dem freien Markt üblich ist.

»Okay, hier mein Angebot«, wende ich mich wieder dem Verkäufer zu. »Du erlässt uns die Hälfte des Kaufpreises.« Er öffnet den Mund, um zu widersprechen, aber ich zische ihn nur an. »Und legst uns noch ein Ersatzmikrofon mit oben drauf. Dann wird niemand von euren unseriösen Geschäften erfahren. Und ich werde auch keine schlechte Bewertung im Internet schreiben, dass ihr eure Kunden abzockt. Schlechte PR kann wirklich niemand gebrauchen.«

Sein hilfloser Blick wandert zurück zu Tai.

»Sieh mich an!«, meckere ich und schnippe mit den Fingern vor seinem Gesicht rum. »Der kann dir jetzt auch nicht mehr weiter helfen.«

Tai grinst unschuldig und zuckt nur mit den Schultern. Er weiß genau, dass es keinen Sinn hat, mich aufzuhalten, wenn ich einmal so richtig in Fahrt komme.

»Also, Deal?«, dränge ich und warte auf eine Antwort. Der Verkäufer hat keine andere Wahl. Nach kurzem Zögern und einem ergebenen Stöhnen schlägt er ein. »Okay. Deal.«

»Geht doch«, grinse ich diabolisch. Zähneknirschend öffnet er die Kasse und zahlt mir die abgemachte, nicht unerhebliche Summe bar auf die Hand aus. Wenn Blicke töten könnten …

Höchst zufrieden mit mir selbst, schlendere ich mit Tai aus dem Geschäft, während ich Matt eine Nachricht schreibe …
 

»Was ist nur in euch gefahren? Ist euch klar, dass ihr viel zu viel Kohle für diese mittelmäßigen Instrumente hingelegt habt?«
 

Seine Antwort folgt auf der Stelle.
 

»Was??? Wirklich? Ich habe Tatsuya damit beauftragt, die Instrumente zu kaufen. Ich glaube, er hat sie lediglich telefonisch bestellt, weil er keine Zeit hatte. Diese Ratten. Wie viel haben sie uns abgeknöpft?«
 

»Keine Sorge«, schreibe ich schnell zurück. »Ich habe das für euch geregelt. Jetzt habt ihr die Teile fast für umsonst bekommen. Grandios, oder? Du hättest das Gesicht des Verkäufers sehen müssen, als er mir die Hälfte der Summe wieder ausgezahlt hat. In dem Laden habe ich wahrscheinlich ab jetzt Hausverbot ;-P«
 

Matt schreibt zurück, wie sprachlos er darüber ist und dass er nicht weiß, wie er das wieder gut machen soll. Ich grinse nur und stecke das Handy weg. Mir würde da schon was einfallen …

Aber zurück zum Thema.

»Das war ja vielleicht ein Auftritt«, merkt Tai glucksend an, während ich in den Van springe. »So verbissen kenne ich dich gar nicht. Du warst eine richtige Löwin.«

»Tja«, zucke ich nur mit den Schultern. »Ich lasse mich eben nicht gerne über den Tisch ziehen. Außerdem sind diese Instrumente für Matt sehr wichtig.«

Tai runzelt die Stirn. »Seit wann ist dir wichtig, was Matt wichtig ist?«

Ich stocke. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Und auch nicht gemeint.

»Also, das ist … nur so«, stammle ich rum und weiß selbst nicht so richtig, was ich darauf antworten soll. Doch zum Glück lacht Tai im nächsten Moment.

»Keine Sorge. Ich mag diese neue, rebellische Art an dir.« Er grinst und geht auf die Zehenspitzen, um mir einen Kuss auf die Schläfe zu drücken. »Wir sehen uns gleich. Fahr mir einfach hinterher.«

Ich nicke, wie betäubt und fahre schließlich los, Tai hinterher. Dabei frage ich mich die ganze Zeit: mag ich diese rebellische Art an mir genauso wie er? Und: würde er sie immer noch mögen, wenn er jede dunkle Seite von mir kennen würde?
 

Zum Glück läuft alles wie geplant und ich kann die Instrumente pünktlich beim Veranstalter abgeben. Sie werden sofort abgeladen und in eine Halle eingelagert, um rechtzeitig vor dem Auftritt aufgebaut werden zu können. Den Van lasse ich stehen, weil Matt mir geschrieben hat, dass Jingle ihn am nächsten Tag abholen wird.

»Na, das lief doch wie am Schnürchen«, freue ich mich und steige in Tais Auto. Ich gebe ihm die Schlüssel zurück und er verstaut sie sicher wieder in seiner Jackentasche, ehe er den Motor startet und wir losfahren. Dann grinst er und sieht mich schief von der Seite her an.

»Du bist grad ziemlich stolz auf dich, oder?«

Sofort versuche ich mein dämliches Grinsen zu unterdrücken, nicke jedoch wahrheitsgemäß. »Irgendwie schon. Wieso? Stört es dich?«

Tai schüttelt sofort den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Ich habe dich selten etwas mit so viel Begeisterung tun sehen. Das ist schön. Dir scheint was daran zu liegen, dass die Jungs voran kommen. Vielleicht solltest du sie fragen, ob du als fünftes Mitglied in ihre Band einsteigen kannst.«

Okay, der letzte Satz war definitiv ein Witz. Aber mit dem Rest hat er recht.

»Es fühlt sich einfach richtig gut an, wenn ich ihnen dabei helfen kann, ihren Traum zu leben. Das ist … etwas Sinnvolles weißt du.«

»Hey, vielleicht ist es das ja«, meint Tai plötzlich und macht große Augen. »Vielleicht ist es nicht deine Berufung, deinen eigenen Traum zu leben, sondern anderen dabei zu helfen, dass sie ihren leben können.«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und sehe ihn schräg an. »Das erklär mir mal.«

»Na ja«, sagt Tai und zuckt nachdenklich mit den Schultern. »Vielleicht so etwas wie … ich weiß auch nicht. Eine Agentin oder so was.«

Ich pruste los. »Eine Agentin? Wenn du so was sagst, muss ich an James Bond denken.« Meine Hände formen sich zu einer Pistole und mit einem »Pow« ziele ich auf Tais Brust. Dieser lacht nur und schüttelt den Kopf.

»Keine Geheimagentin, du Dummchen. Ich meine eher so was wie eine Managerin. Vielleicht ist das genau dein Ding.«

»Ha ha«, witzle ich, weil ich mir kaum vorstellen kann, so eine Person zu sein. »Das klingt irgendwie abgehoben. Und es klingt nach viel Verantwortung. So etwas kann ich nicht.«

Tai seufzt kurz auf, lässt das Thema dann jedoch fallen. Worüber ich sehr dankbar bin. In den letzten Wochen habe ich sehr viel Zeit damit zugebracht, herauszufinden, was ich machen möchte. Wohin meine berufliche Zukunft mich führen wird. Managerin einer Musikgruppe - da wäre ich nie drauf gekommen. Überhaupt ist dieses ganze Thema ziemlich frustrierend, denn auf die richtige Antwort bin ich immer noch nicht gestoßen.

»Okay, lassen wir das«, lenkt Tai ein, während er sich weiter auf die Straße konzentriert. »Wie geht es deinem Dad?«

Ich stütze den Kopf in meine Hand und den Ellenbogen gegen das Fenster. »So la la. Er gibt sich Mühe. Aber es fällt ihm schwer. Er macht eine ambulante Therapie. Außerdem habe ich ihm ein Bewerbungsgespräch für die kommende Woche beschafft. Es ist eine kleine Start Up Firma, die gerade erst anfängt. Aber so gesehen, fängt er ja auch gerade erst wieder von Neuem an. Deshalb dachte ich, das wäre vielleicht genau das Richtige für ihn.«

Tai nickt zustimmend. »Ich finde es klasse, dass du dich so um ihn kümmerst. Er hat wirklich Glück, dass er dich hat.«

Er stellt mir noch einige Fragen. Wie es auf der Arbeit läuft. Wie es meiner Mom und dem Baby geht. Wir reden über ganz alltägliche Dinge, so wie wir es immer tun. Dass wir uns vier Wochen lang nicht gesehen und gesprochen haben, merkt man kein Stück. Es ist unbefangen wie eh und je zwischen uns. Das endet jedoch, als wir auf den Parkplatz des Planetariums einbiegen und ich so langsam nervös werde. Bis jetzt habe ich es verdrängt, aber … so langsam frage ich mich, ob das hier ein richtiges Date ist oder mit welchem Hintergedanken mich Tai hierher eingeladen hat. Vielleicht will er mich abschießen, weil er gemerkt hat, dass Sora ihm mehr bedeutet und er nicht uns beide haben kann. Ein letzter, schöner Abend als Freunde und dann sayonara.

»Stimmt etwas nicht?«, fragt Tai mich, als wir reingehen und unsere Karten an der Kasse abgeben. Ertappt hebe ich den Kopf. Natürlich spürt er es mal wieder sofort, wenn mich etwas bedrückt. Doch ich traue mich nicht, ihm das zu sagen - jetzt noch nicht.

»Nein«, entgegne ich deshalb. »Es ist alles in Ordnung. Ich freue mich, mit dir hier zu sein.«

Das beschwichtigt ihn zwar nicht ganz, denn er sieht mich weiterhin mit einem ungläubigen Blick an. Aber für den Moment reicht es, um ihn zaghaft lächeln zu lassen.

»Gut. Ich freue mich nämlich auch, mit dir hier sein zu dürfen. Wollen wir dann?«

Ich nicke und folge ihm und ein paar anderen Gästen in den Raum mit der großen Kuppel. Auf zwei gekippten Sesseln in der dritten Reihe nehmen wir Platz.

»Verdammt, ist das bequem«, merkt Tai erstaunt an und kuschelt sich so richtig in seinen Sessel rein.

Auch ich seufze, weil er so schön weich ist. »Oh ja, ich muss aufpassen, dass ich nicht einschlafe.«

»Kein Problem. Sobald du die Augen zu machst, kneif ich dich. Ungefähr so.« Sein Angriff kommt so schnell, dass ich nicht mal mehr mein Bein wegziehen kann, ehe er mich beherzt und mit voller Absicht rein kneift.

»Aua«, jaule ich auf und reibe mir die schmerzende Stelle, während Tai nur dämlich grinst. »Du bist so was von fies. Das nächste Mal kannst du alleine herkommen.«

Tai streckt mir die Zunge raus und verschränkt dann gemütlich die Arme hinter dem Kopf, als auch schon das Licht aus geht und die Vorstellung beginnt. Eine raue Stimme aus den Lautsprechern erklärt uns die unendlichen Weiten des Universums. Im Hintergrund läuft leise Musik, als auf der Kuppel über uns zahlreiche Sterne erscheinen, die rotieren und sich wie im Zeitraffer immer wieder verändern. Planeten werden in den Sternenhimmel hinein projiziert und sogar Galaxien erscheinen, die uns Menschen normalerweise verborgen bleiben. Mit Begeisterung lausche ich der Stimme und bin wie gefesselt von diesem Antlitz. Es ist einfach wunderschön.

»Gefällt es dir?«, flüstert Tai mir nach einer Weile zu und lehnt sich etwas zu mir rüber.

Ich nicke schwach. »Hmm, hab schon Besseres gesehen.«

Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, kneift Tai mich erneut ins Bein. Ich beiße mir auf die Zunge, um nicht laut aufzuschreien und mir böse Blicke von den anderen Gästen einzufangen.

»Hey, ist ja gut«, gebe ich schließlich zu. »Das war nur ein Spaß. Um ehrlich zu sein, hab ich noch nie etwas Schöneres gesehen. Hier drin fühlt es sich an, als könnte man alles um sich herum vergessen, weil man sich selbst nur noch klitzeklein vorkommt. Wie unbedeutend muss unser kleines Leben hier auf der Erde wohl sein, wenn es da draußen so viele Galaxien und Sterne gibt, die seit tausenden von Jahren auf uns hinabsehen?«

Ich werfe einen flüchtigen Blick zu Tai und sehe, wie seine Mundwinkel sich zu einem Lächeln formen.

»Das ist die Kunst dabei, oder?«, sagt er leise. »Unserem kleinen, kurzen Leben hier auf diesem Planeten eine Bedeutung zu geben. Etwas Besonderes daraus zu machen, bevor wir verschwinden.«

Seine Worte gehen mir durch Mark und Bein. »Buh, das baut aber Druck auf. Ich komme mir noch kleiner vor als die Sterne da oben.«, lache ich leise auf.

»Oh, das bist du auch«, bestätigt mir Tai wissend. »Wie wir alle. Aber deine Aufgabe ist es, zu leuchten.«

Ich drehe den Kopf in seine Richtung und grinse ihn an. »Du bist ja ein richtiger Poet«, flüstere ich.

Er zuckt mit den Schultern. »Ich würde mich eher als Philosophen bezeichnen. Vielleicht sollte ich mein unendliches Wissen für die Nachwelt niederschreiben, um mich zu verewigen.« Arrogant verschränkt er die Arme vor der Brust.

Ich hole aus und schlage ihm gegen den Arm, während er die Lippen zusammen presst, um nicht loslachen zu müssen. Dann widme ich mich wieder der Milchstraße über mir, die hell über uns aufleuchtet. Ich bin so froh, dass Tai mich hierhin mitgenommen hat. Ich habe selten etwas Schöneres erlebt.

Ehrlich gesagt habe ich fest damit gerechnet, dass er Sora hierher einlädt.

Sora …

Bei dem Gedanken an sie krampft sich mein Magen zusammen und ich lege die Hände auf den Bauch, um ihn zu beruhigen. Das Gefühl, dass es nicht richtig sein könnte, gerade mit Tai hier zu sein, keimt in mir auf. Mit einem Mal fühlt es sich falsch an, weil ich weiß, dass es da noch jemand anderen gibt. Und ich bis jetzt nicht sicher weiß, was mit diesem Jemand ist. Hat er sie vor mir getroffen? Hat er schon mit ihr gesprochen? Oder hat er sie ebenfalls seit vier Wochen nicht gesehen? Was fühlt er, wenn er an sie denkt? Vermisst er sie in diesem Augenblick?

Ich weiß es nicht …

Ich weiß es nicht.

Ich … weiß … es … nicht!

Und das macht mich wahnsinnig.

So sehr, wie ich diesen Ausflug mit Tai bis eben noch genossen habe, so sehr bereue ich es jetzt. Ich hätte mich nicht hierher schleifen lassen dürfen, ohne vorher Klarheit zu schaffen.

Gott, bin ich naiv.

Genau in dem Moment, als ich mich so schlecht deswegen fühle, greift Tai zu mir rüber und sucht meine Hand. Er verschränkt unsere Finger miteinander, was mich verwundert aufsehen lässt. Was tut er da?

Irgendwie ist mir das alles zu viel, diese ganzen kleinen, liebevollen Gesten. Das macht es noch schlimmer. Deshalb winde ich mich aus seinem Griff und schiebe seine Hand von mir weg. Er seufzt und dreht sich halbliegend auf die Seite, damit er mich ansehen kann. Ich drehe ebenfalls den Kopf in seine Richtung. Sein Blick ist sanft, während mein Gesicht wie versteinert wirken muss. Viel zu ernst.

»Ich weiß genau, was du denkst«, flüstert er.

»Ach ja? Was denn?«

Gequält atmet er aus. »Du denkst, dass es falsch war, dich mit mir zu treffen. Du kannst nicht aufhören, an sie zu denken.«

Das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Tai kennt mich eben zu gut. Er weiß genau, was in meinem Kopf vor sich geht.

»Und …«, setze ich zaghaft an. » … geht es dir genauso?«

Er überlegt nicht lange und schüttelt stattdessen den Kopf. »Nein, überhaupt nicht.« Dann hebt er eine Hand und streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Allein davon kriege ich eine angenehme Gänsehaut.

»Ich habe es nicht länger ausgehalten, dich nicht zu sehen. In den letzten Wochen habe ich sehr viel nachgedacht - über Sora und mich, aber vor allem über dich und mich.«

Ich ziehe die Luft scharf ein.

»Weißt du, Mimi«, erzählt Tai leise und mit ruhiger Stimme weiter. »Es ist nicht so, dass ich Sora nicht gern habe. Das kannst du dir sicher denken. Ich gehe mit keinem Mädchen aus, dass mir nicht irgendwas bedeutet.«

Oh.

Ich glaube, mir wird schlecht.

Was will er mir damit sagen?

»Aber als ich nach meinem Geburtstag mit ihr gesprochen habe und ihr erklärt habe, dass ich verwirrt bin und Zeit brauche, um mir über meine Gefühle klar zu werden … hat sich das richtig angefühlt. Danach musste ich pausenlos an dich denken. Ich habe mich gezwungen, Abstand von dir zu halten. Das war wie die schlimmste Folter für mich, glaub mir.« Er lacht leise auf. »Du warst einfach ständig in meinem Kopf. Und das nicht nur, weil du meine beste Freundin bist und ich dich vermisst habe. An Sora habe ich kaum gedacht … so gut wie gar nicht, um ehrlich zu sein.«

Bei seinen ehrlichen Worten beginnt mein Herz wie wild zu rasen. Am liebsten würde ich ihm um den Hals fallen, weil es mir genauso geht wie ihm.

»Mimi, ich weiß …«, sagt er nun und wirkt plötzlich ein wenig angespannt. » … dass ich ein Idiot war. Es war gelogen, als ich damals auf dem Dach zu dir gesagt habe, ich wollte dich nicht küssen. Ich hatte einfach nur Schiss, dass du nicht das Gleiche für mich empfinden würdest, wie ich für dich. Deshalb habe ich einen Rückzieher gemacht. Deshalb bin ich mit Sora zusammen gekommen. Weil ich wusste, dass ich dich niemals haben kann. Aber mir ist klar geworden, dass das nichts bringt. Ich kann davor nicht weglaufen. Ich habe mich in eine Beziehung geflüchtet, um dich aus meinem Kopf zu kriegen, weil ich zu feige war, dir zu sagen, was ich fühle.«

Ich habe Angst zu atmen.

Ich habe Angst, mich zu bewegen.

Ich habe Angst, dass ich jeden Moment aufwache und alles war nur ein Traum …

»Tut mir leid, wenn ich jetzt vielleicht eine Grenze überschreite, aber ich muss das tun. Ich muss alles auf eine Karte setzen.«

Tais Blick wird ernst. Er beugt sich zu mir rüber und ohne eine Antwort auf sein Geständnis von mir abzuwarten, küsst er mich.

Seine Lippen sind warm und vorsichtig. Das erste Mal in meinem Leben spüre ich sie auf meinen und verliebe mich ihren süßen Geschmack.

Sein Kuss ist so sanft, dass ich mich kurz frage, ob ich es mir in der Dunkelheit um uns herum nur einbilde.

Aber er tut es wirklich.

Er küsst mich.

Für einen kurzen Augenblick bin ich wie versteinert, weiß nicht, was ich tun soll.

Doch dann gewinnt das wilde Pochen meines Herzens die Oberhand und ich schlinge meine Arme um ihn. Ich ziehe ihn an mich und küsse ihn ebenfalls, mit all den Gefühlen, die ich für ihn habe. Das ist meine Antwort.

Mein Innerstes explodiert genau in dem Moment, als über uns ein Stern explodiert und eine Supernova hell aufleuchtet.

Als sie vorbei ist, lösen wir uns wieder voneinander. Meine Lippen spüren noch immer den zarten Kuss, der ein angenehmes Prickeln auf ihnen hinterlässt. Tais Mundwinkel heben sich zu einem Lächeln, während seine Stirn an meine sinkt. Auch ich muss lächeln.

»Ist das gerade wirklich passiert?«, frage ich hoffnungsvoll. »Kneif mich noch mal.«

Prompt spüre ich den stechenden Schmerz, diesmal in meinem Arm.

»Au, das tut verdammt weh«, beschwere ich mich, nachdem ich heftig zusammengezuckt bin.

Tai grinst frech. »Du wolltest es doch so.«

Stimmt. Genau das wollte ich immer schon. Und jetzt war es endlich passiert. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass er mir seine Gefühle gestehen würde. Schon gar nicht nachdem er mich damals auf dem Dach zurückgewiesen hat. Nun weiß ich, dass er die ganze Zeit dasselbe empfunden hat wie ich. Wir hatten beide Angst davor, uns diese Gefühle einzugestehen, weil wir unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen wollten. Aber Tai hat recht mit dem, was er gesagt hat. In diesem Spiel gab es nur einen Ausweg. Und nun war es an der Zeit, alles auf eine Karte zu setzen.

Hitze schießt mir in die Wangen, weil ich die folgenden Worte nun zum aller ersten Mal in meinem Leben aussprechen werde …

»Ich liebe dich, Tai.«



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Linchen-86
2022-08-08T18:26:59+00:00 08.08.2022 20:26
OMG *-* Liebes.

Das ist wohl das bisher tollste und Lieblingskapitel. ;)

Nochmal kurz zum Anfang. Matt bittet Mimi um Hilfe. Mimi, nicht Tai, obwohl Tai wohl verfügbar gewesen wäre, obwohl er ein Mann und Instrumente vielleicht etwas besser tragen kann. Nein er bittet Mimi... Und scheint wohl auch an sie denken zu müssen...

Und dann die Instrumente... Argh, Mimi reißt dem Verkäufer ja fast den Kopf ab. Haha, zu geil und hab ich nicht in einen meiner Kommis geschrieben, dass Managerin nicht voll gut passen würde? Da sind Tai und ich wohl einer Meinung:) ;)

Und wie romantisch war bitte dieses Date? Und wie schön ihr ehrliches Gespräch. Endlich spricht Tai das aus, was wir alle ja schon längst wissen und keine Überraschung dass er nur an Mimi und kaum an Sora gedacht hat. Go for it, alles auf eine Karte setzen, 1000 mal besser als sich im Nachhinein immer zu fragen, ob nicht doch eine Chance gewesen wäre und dann sagt Mimi sogar die 3 großen Wörter... Wow...
Also das Date muss man erstmal toppen :)
Richtig schön *-*
Von:  Hallostern2014
2022-08-03T21:12:43+00:00 03.08.2022 23:12
Huhu Liebes ❤😍

OMG 😍 so ein schönes Michi-Kapitel

Matt weiß auch am besten das sie die beste für die Aufgabe wäre. Und natürlich hat Tai den Schlüssel 🤣. Nachher war es doch irgendwie geplant von ihn.

Da hat jemand aber sich wirklich beeilt.. Ich habe mich aber auch gefragt warum sie nicht einfach sagte er könnte sie ja erstmal abholen 😂. Aber so ist es ja auch gut gewesen.
Das er sie wirklich mit nimmt ist so toll ( sonst hätte ich ihn aber was gesagt wäre es nicht so 🤣).

Aber vorher muss die andere Sache noch erledigt werden. Zum Glück hat Matt die Nachrichten vorher gelöscht. Nicht auszudenken was sonst passiert wäre. Tai wäre bestimmt ohne eine Erklärung wieder abgehauen.
Ich fand es mega wie Mimi mit dem Verkäufer geredet hat. Man hat gemerkt wie die Verkäufer wirklich Angst vor Mimi hatte 🤣. Tja, Pech für ihn das Mimi sich mittlerweile damit auskennt. Und Glück für Matt und seine Band.

Tai hat recht Mimi wäre eine gute Managerin. Die Perfekte, man merkt wirklich wie gut sie dadrinne wäre. Ein Versuch wäre es ja wert. Auch das Tai nach ihre Eltern gefragt hat fand ich schön. Aber beide hatten auch 4 Wochen keinen Kontakt mehr gehabt.

Ich konnte Mimis Angst verstehen. Sie wusste ja nicht wo genau sie jetzt war. Aber zum Glück kam ja alles anders 😍. Ich habe schon geahnt, dass Tai endlich weiß was er will als er Mimi Hand genommen hatte. Mimi dachte aber da wieder an Sora und hatte ein schlechtes Gewissen. Da merkt man wieder wie toll Mimi ist. Und Tai? Er merkte sofort was sie gerade denkt. Und dann ? Endlich! Er sagt ihr das er sie eigentlich küssen wollte, aber Angst hatte das es alles Kaputt machen würde. Das er sich deswegen auf Sora eingelassen hatte. Auch wenn da so etwas wie Gefühle für ihr war. So waren die wahre Gefühle für Mimi viel viel stärker. Und das er ebend in den 4 Wochen gemerkt. Er musste nur an Mimi denken. An Sora woll dann als sie ihn terrorisiert hatte. Dann setzt er endlich mal alles auf einer Karte und küsst sie. Und sie kurzem Schock zurück. Und beide taten es unter den Sternen wie es damals hätte sein sollen 😍. Mit dem kneifen hatte er es ja wirklich 🤣. Aber sie wollte es.😍 Mit dem ich Liebe dich hast du so ein schönen Abschluss für diesen Kapitel gemacht.

Ich freue mich nun nochmehr auf das nächste Kapitel. Und Hoffentlich kommt Sora erst viel viel viel viel später. Denn das sie das Kaputt machen wird ist klar 😭. Aber solange genießen wir unsere Lieblinge 😍

Danke für dieses Kapitel 😍


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