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Immer dienstags

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Nun, Gregory war sich nicht sicher.

Sollte er wirklich Sherlock darauf ansprechen? Oder sollte er bis Dienstag warten und Marc zur Rede stellen? Das würde bedeuten, sich noch beinahe eine ganze Woche mit dieser Ungewissheit herumzuschlagen.

Und wenn er sich täuschte? Wenn er Sherlocks Reaktion komplett falsch ausgelegt hatte?

Oh Gott, den Spott des Detektivs mochte er sich gar nicht vorstellen.

Außerdem, wenn man es recht bedachte, wäre es nicht eher fair, Marc selber die Chance zu geben, ehrlich zu sein?
 

Wenn der denn überhaupt unehrlich zu ihm gewesen war.

Vielleicht hieß er ja wirklich einfach nur Marc Anthony und Sherlocks Reaktion hatte sich auf etwas ganz anders bezogen.

Denn, überlegte er seufzend, eigentlich konnte das doch nicht sein. Er konnte seinen warmherzigen fürsorglichen Marc nicht mit dem unter einen Hut bringen, was Dr. Watson über Mycroft Holmes angedeutet hatte. Kalt, arrogant, herzlos. Das passte doch in keinster Weise zu dem Mann, den er jeden Dienstag traf! Was also sollte er tun?
 

Vor lauter Grübelei hatte er gar nicht bemerkt, dass er den Weg inzwischen schon so gut wie zurückgelegt hatte. Es wurde ihm erst bewusst, als er den Wagen in die Baker Street lenkte.

Nun, wo ich nun schon einmal hier bin, kann ich auch hochgehen, dachte er. Und dann entscheide ich, was ich anspreche oder nicht.

Also stieg er aus und machte sich gleich darauf an der Türklingel zu schaffen. Die liebe, wenngleich überaus neugierige Mrs. Hudson öffnete ihm.
 

„Oh, Detektiv Inspector, welch eine Freude, Sie mal wieder hier bei uns zu sehen!“, sagte die Frau mit einladendem Lächeln.

„Mrs. Hudson, ich freue mich ebenfalls!“

„Ich nehme an, Sie wollen zu Sherlock? Ich fürchte, da haben Sie Pech, lieber Inspector, der ist vor zehn Minuten aus dem Haus gegangen, und der Himmel weiß, wohin er diesmal wollte, aber nun ja, unser lieber Dr. Watson ist zu Hause.“

„Danke, Mrs. Hudson“, sagte Greg und trat ein, als die alte Dame ihm die Tür aufhielt und Platz machte.

Sie begleitete ihn die Treppe hinauf. Er klopfte und Dr. Watson erschien an der Wohnungstür.

„Lestrade!“, sagte er.

„Bitte, kommen Sie herein!“

Die alte Dame winkte dem Doktor zu, als Greg in die Wohnung trat.

„Ich bringe Ihnen ein Tablett mit Tee und Keksen, Dr. Watson. Aber nur ausnahmsweise, weil Sie so lieben Besuch haben!“

Und schon verschwand sie in der unteren Etage.
 

Gregory schmunzelte.

„Sie ist schon etwas besonderes, nicht wahr?“

Dr. Watson nickte.

„Oh ja, immerhin hält sie es mit Sherlock als Mieter aus, da muss sie schon ein dickes Fell haben!“

Er lachte.

Dann gestikulierte er Greg in die Wohnung hinein.

„Nehmen Sie Platz, Lestrade.“

Greg machte es sich auf dem Sessel, Watson gegenüber, gemütlich und räusperte sich.
 

„Also“, sagte Dr. Watson. „Was kann ich für Sie tun?“

Greg atmete tief durch.

„Ich möchte bitte, dass Sie mir ... etwas mehr über Mycroft Holmes erzählen."

„Mycroft?!“ Erstaunt sah Dr. Watson sein Gegenüber an.

„Nun, ja. Ich möchte wissen, wie er so ist.“

„Okay ...“

Der Doktor schien sich ein wenig zu sammeln.
 

Es klopfte und herein rauschte eine fröhliche Mrs. Hudson mit dem versprochenen Tablett mit Erfrischungen.

Nachdem der Tee eingeschenkt und die Qualität ihrer hausgebackenen Plätzchen ausgiebig gelobt worden war, segelte sie wie eine Fregatte unter voller Takelung wieder davon.
 

„Also“, setzte Dr. Watson an, als Ruhe eingekehrt war.

„Er ist ... anders als Sherlock. Und doch auch wieder so ähnlich ... Er hat auch diese Fähigkeiten, Menschen zu deduzieren, allerdings hat er keine Lust, damit so anzugeben, wie unser geschätzter Lockenkopf. Er ist ein hohes Tier in der Politik und nutzt die Deduktionen, um Politische Gegner, oder wohl besser Freund und Feind nach seinem Willen zu manipulieren.“
 

Watson nahm einen Schluck Tee.

„Was genau er eigentlich treibt, weiß wohl niemand. Sherlock behauptet, er sei 'Die britische Regierung', und ich neige dazu, ihm zu glauben.“

Greg klopfte nervös einen ungeduldigen Rhythmus mit den Fingern auf der Sessellehne.

„Aber wie ist er ... menschlich gesehen?“

Der Doktor lachte auf.

„Nun, wenn man Sherlock glauben mag, ist nicht viel menschliches an ihm.“

Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar.
 

„Ich habe ihn inzwischen auch kennengelernt“, fuhr er dann fort. „Und ich kann tatsächlich nur sagen, dass er kalt ist. Gegenüber Sherlock von einer Eiseskälte, die mich erschüttert. Auch wenn ich sicher bin, dass ihm an Sherlock liegt, aber ... er zeigt das nicht. Seinen Angestellten und Untergebenen gegenüber ist er von ebenso kalter Sachlichkeit. Da gibt es kein freundliches Wort. Aber auch keine bösen Worte. Er ist fair und gerecht ihnen gegenüber, hält sich genau an Regeln und das in Arbeitsverträgen geschriebene Wort. Das muss man zugeben.“

Watson überlegte.

„Auf dem politischen Parkett ... nun, das weiß ich natürlich nur vom Hörensagen, aber ... er leistet sich keine Gefühle, er ist sachlich und eisig, doch er spielt eine Freundlichkeit, mit der er die Leute einfach wie Puppen tanzen lässt, nach seinem Willen handeln lässt, und dabei glauben lässt, sie würden aus eigenem Antrieb handeln. Wenn es je einen Manipulator gegeben hat, dann ihn. Er beherrscht diese Kunst.“
 

Gregory schüttelte den Kopf..

Das alles passte so gar nicht zu Marc.

Marc, der ihn umwarb. Mit liebevollen Gesten überschüttete. So zärtlich berührt hatte. Mit soviel Fürsorge und …

Oh.

Moment mal.

Was, wenn das alles nicht echt war? Wenn das alles dazu diente, ihn, Gregory, zu manipulieren?

Aber ... wozu?
 

Nun, Greg musste Gewissheit haben.

„Dr. Watson, hat ... hat Sherlock ein Foto von ihm hier? Irgendwo?“



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