Zum Inhalt der Seite

Life in the [Un]known World: Band Eins ~ Im Verborgenen

Chapter 00 ~ Alles begann mit einem Disput
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chapter 09 ~ Neue Erkenntnisse rund um und mit meinem Frauchen

Sechs Tage. Also ganze 144 Stunden befand ich mich, wie mir im Nachhinein berichtet wurde, in der Gestalt eines Meerschweinchens. Ich persönlich hatte keinerlei Zeitgefühl in dieser Form gehabt, was nicht wirklich an der Atmosphäre als dieses Tier lag, sondern allein an der Situation, dass die werte Hexengöttin über keinerlei Fenster verfügte und stets das Licht angeschaltet war. Auch konnte ich mich etwas in die Rolle hineinfühlen, wie sich Leute damals in der DDR fühlen mussten, die genau wussten von der Regierung beobachtet zu werden, denn meine Gefängniswärterin war andauernd vor mir gesessen. Ob sie nun wirklich jede Einzelne dieser Stunden vor meinem Gehege gesessen hatte, wusste ich nicht, doch da Götter keinerlei Schlaf benötigten und sie mehrere Körper besaßen und sie daher diesen ruhig bei mir lassen konnte, hielt ich es für sehr wahrscheinlich. Fakt war einfach das jedes Mal, kurz bevor ich eingeschlafen war, ich die Göttin vor mir mit demselben Blick erblickte, wie wenn ich aufwachte.
 

23.01.2006 – Chaos Island – Hütte der Hekate

Auch wenn ein Meerschweinchen nicht gefährlich aussehen konnte, versuchte ich die Göttin mit dem wütendsten Blick anzuschauen, den ich nur beherrschte. Keinerlei Privatsphäre hatte sie mir gegeben, obwohl die Situation ohnehin schon schlimm genug war. Und irgendwann nach dem Essen und Trinken, das sie mir im Gehege aufgestellt hatte, musste ich schließlich auch das tätigen, das jedes Lebewesen irgendwann tat, wenn die Verdauung intakt arbeitete. Als hätte sie dies geahnt gehabt, hatte sie einfach gesagt, dass es normal sei. Und am ersten Tag war es mir unangenehm gewesen, doch der Mensch war ein Gewohnheitstier, desto öfter ich dies tätigte, desto weniger… schlimm empfand ich´s, auch wenn ich mir für die Zukunft vornahm meine Erleichterungen nicht weiterhin vor der Göttin zu machen. Im ersten Moment hatte ich, als Rache, versucht, dies so nah wie möglich bei ihr zu hinterlassen, damit sie den Geruch abbekam, doch da war wieder der Nachteil, dass sie eine Göttin war, denn mit einem Fingerschnippen hatte sie meinen Plan zunichtegemacht, zumal ich sogar meine, mich erinnern zu können, dass Meerschweinchen Kötel geruchsneutral waren und vom Duft der Meerschweinchen an sich überdeckt wurden. Und nun war sie noch immer hier vor mir, auf einem Stuhl, und thronte auf diesem wie eine erhabene Königin.

„Wie lange hast du noch vor in dieser Gestalt zu leben?“, entglitt es ihren Lippen. Als würde es mir spaß machen, in einem kleinen Gehege zu leben, von einer Göttin dabei beobachtet zu werden, egal wie schön diese auch sein mochte, und dort vor Langweile irgendwann einzugehen. Das spannendste hier war ein Laufrad gewesen das ich, nur damit ich etwas Beschäftigung besaß, tatsächlich benutzte.

„Wieso? Langweilt dich dein neues Haustier schon?“, antwortete ich ihr prompt.

„Dir ist bewusst, dass du jederzeit herauskommen kannst. Es obliegt ganz allein dir.“ Ignorierte sie meine getätigte Aussage. Ich verstand nicht, was sie damit meinte. Natürlich versuchte ich mich zurückzuverwandeln, doch es gelang mir nicht. Außerdem, sobald ich mich zurückverwandelte, würde dieser Käfig gesprengt werden, was sicherlich auch kein angenehmes Gefühl war.

„Du hältst es noch immer für den besten Weg dich direkt in einen Menschen zu wandeln, nicht wahr?“ Als hätte diese Hexe meine Gedanken gelesen und so langsam hatte ich das Gefühl, dass sie dies auch tat.

„Natürlich, wieso auch nicht. Das ist doch mein Ziel. Wieder ich selbst zu werden“, antworte ich ihr auch sogleich, meine Gedanken offenbarend.

„Narr. Meinst du wirklich, ich gab dir diese Form nur, damit ich mich an dir belustigen kann? Ich gestehe, es amüsant zu finden, doch eigentlich sollte dies dir helfen. Es ist Teil des Unterrichts, den ich dir, als deine von dir ernannte Berater- und Mentorin auf den Weg gebe.“ Hätte ich Augenbrauen, wären diese nun in die Höhe gestiegen, doch ich war mir sicher wie ein überraschtes Meerschweinchen auszusehen, wie auch immer dies aussehen mochte.

„Erkläre dich“, forderte ich sogleich, was die Göttin dazu brachte ihr Gesicht näher an den Käfig zu bringen, um meinem pelzigen Körper besser betrachten zu können.

„Erneut in einer kindlichen Form zu sein, war doch auch nicht gleich zu Anfang einfach, oder Maximilian?“ Ich hasste es, wenn sie mich mit Absicht mit vollständigem Vornamen ansprach, damit ich besser aufpasste.

„Du musstest dich an deinen Körper gewöhnen. Hast mit ihm trainiert. In ihm geschlafen. Gespräche geführt. Alles, was man im Alltag tätigt, und irgendwann fühlte er sich normal für dich an, oder etwa nicht? Als hättest du ihn schon immer besessen. Und hier ist es ähnlich.“

„Du meinst, ich muss mich an meine Meerschweinchenform gewöhnen? Wie sollte mir diese Form in Zukunft helfen?“ Zum ersten Mal hörte ich von der sonst so kontrollierten Gottheit ein Seufzen, was vermutlich an dieser Form von ihr lag, die ohnehin die Aggressivste von ihnen allen war.

„Es ist egal, in welches Tier ich dich verwandelt habe. Es geht um den Punkt, dass du dich daran gewöhnst ein Tier zu sein.“ Nun machte sich Verwirrung in mir breit.

„Das habe ich mich doch bereit mit meiner Hundegestalt.“ Ihr Haupt schüttelte sich.

„Wie lange bist du denn stets ein Hund? War das Längste nicht vielleicht 90 Minuten, die du mit Hecuba herumgetobt bist? Gerade als sich dein Geist darauf einstellt, von dem Körper zu lernen, verwandelst du dich zurück. Die größten Gestaltwandler der Geschichte haben sogar Jahre in ihren tierischen Formen verbracht, um die Verwandlungsgabe zu Perfektionieren. Sag, ist es solch ein enormer Unterschied ein Hund oder ein Meerschweinchen zu sein, abgesehen von der Perspektive? Haben sie beide nicht Instinkte, die dich animalisch werden lassen? Die sich normal anfühlen, gänzlich andere Gefühle als die eines Menschen?“ Meine Knopfaugen weiteten sich. Jetzt, wo sie es so erwähnte, hatte sie recht. Es war ein Unterschied zwischen menschlichen und tierischen Gedanken. Der Körper wusste automatisch zu reagieren, während der Mensch noch nachdachte und sich auf seinen Verstand verließ. Die Instinkte eines Tieres handelten, wo der humane, Überlegungen anstellte.

„Ich habe in diesem Körper geschlafen. Gegessen. Getrunken. Trainiert durch das Laufrad. Meine Erleichterungen getätigt. Alles, wie es ein Tier machen würde. Alles…“ Ich drehte mich einmal mit meinem pelzigen Hinterteil im Kreis, ehe meine rosa Nase und schwarzen Knopfaugen auf die Göttin gerichtet waren, „…um mich wie ein Tier fühlen zu lassen.“ Sie nickte.

„Du scheinst es verstanden zu haben“, hörte ich sie, als sich meine Iriden nun auf die Käfigtür richteten. Dies alles, damit ich wusste wie sich ein Tier fühlt. Wie es denkt. Wie es handelt. Spürt. Meine animalische Seite kennenlerne. Damit ich nicht mehr so verbissen menschlich dachte, sondern eine weitere Perspektive lernte und zukünftig in Betracht zog. Lebte.

„Die Verwandlung ist etwas ganz Natürliches. Etwas Fließendes. Denk nicht zu sehr darüber nach, sondern handle. Lass es geschehen. Werde die Gestalt, die du annehmen möchtest“, riet mir die Göttin. Meine Augen schlossen sich. Ich brauchte ein Tier, das klein genug für diesen Käfig, aber stark genug für die Öffnung der Tür war. Wärme breitete sich in meinem Körper aus und ich spürte wie sich dieser verformte. Ich wurde größer, schlanker. Meine Pfoten wurden länger und ein langer Schweif zierte mein Hinterteil. Meine Augen öffneten sich, während ich schon die Verbesserung dieser wahrnahm. Aus dem Augenwinkel erkannte ich mein nun komplett schwarzes Fell, als meine Pfote gegen die Tür schlug. Es gelang mir nicht. Ein weiteres Mal schlug ich dagegen und erst beim darauffolgenden Schlag öffnete sich diese durch den Laut eines metallischen Klangs. Zufrieden schnurrte ich, während sich mein Körper, im Gleichgewicht gehalten, dank meines schwarzen Schweifs, durch die kleine Öffnung zwängte und elegant auf dem Fußboden landete. Mein Blick richtete sich auf mein Frauchen, das Zufriedenheit in ihren Augen besaß. Etwas, das in diesem Moment wie eine Belohnung für mich erschien. Ich konnte wahrnehmen, dass sie kurz davor war sich zu erheben, weswegen meine Pfoten schnellen Schrittes die kurze Distanz überbrückten und ich mit Anmut auf ihrem Schoss landete. Überrascht blickte sie mich an, ehe ich zu Miauen begann und wie ein zufriedener Kater mein Gesicht gegen ihre Wange stupste.

„Max, was bezweckst du damit?“ Eine kleine Drehung meinerseits auf ihrem Schoss ließ mich mit meinen grünlichen Katzenaugen in ihre blauen Menschen oder besser gesagt göttlichen Augen blicken.

„Drücken so Katzen nicht ihre Zuneigung aus, indem sie mit ihrer Wange stets Leute für sich markierten? Nun, zum einen wollte ich mich trotz der ständigen Beobachtung und der Überrumpelung bedanken, dass ich, hoffentlich auch weiterhin, den Bogen mit Verwandlungen heraushabe und zum einen durch meine Markierung ausdrücken, dass du an meine Seite gehörst.“ Für einen Moment schwieg ich, ehe ich noch einmal über meine Worte nachdachte. Warte… was?

„A-aber n-nicht s-o. Ich habe mich etwas f-falsch ausgedrückt.“ Augenblicklich sprang ich von ihren Beinen, um die Distanz zwischen uns zu erweitern. Manchmal redete ich mich noch um Kopf und Kragen.

„Es ist ironisch, dass du dich in eine schwarze Katze verwandelt hast, welche doch den Hexen zugeschrieben wird.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass sie mich, trotz meiner eigenen Verwandlung, noch immer verstehen konnte. Hatte es davor wirklich nur daran gelegen, dass sie mich selbst verwandelt hatte und ich nun wie sie sagt ein Hexentier geworden war?

„Ich sagte doch du gehörst zu…“ Erneut bemerkte ich, was ich da sagte und stoppte mitten im Satz.

„Zu dir?“ Vervollständigte sie meinen Satz und ich begann mich zurückzuverwandeln, in einen Menschen. Es war ungewöhnlich, sich als solcher wieder zu erleben, seinen eigenen Körper, wenn man längere Zeit ein Tier war. Ich fühlte mich so…

„Nackt“, sprach ich aus, als ich meinen Body betrachtete, der im Adamskostüm vor der Göttin stehend, präsentiert wurde. Sie schnippte mit den Fingern und ein rotes Muskelshirt, eine kurze, in Tarnfarben der Army gehaltene Hose wie auch schwarze Turnschuhe mit den gleichfarbigen Socken, zierten meinen Körper. Ich räusperte mich, um die Situation zu überspielen. Ein Danke hielt ich für unnötig, war sie ja schließlich auch der Grund, weswegen mein Körper an Freiluft gewann.

„Kann ich, ohne in der Angst leben zu müssen erneut dein Haustier sein zu dürfen, noch einmal draußen ein paar Formen ausprobieren, die mir meine Reise sicherer machen würden oder stehen die Chancen schlecht darauf?“

„Nun, zum einen würde es nichts mehr nutzen, dich in ein Tier zu verwandeln, da du die Verwandlungen beherrschst. In Gegenstände hingegen wäre effektiv. Vielleicht ein Stuhl.“ Meine Augenbrauen glitten in die Höhe. Gegenstände? Da wäre man ja absolut in der Bewegung gefangen. Und dann als ihr Stuhl… ehe ich überhaupt die Möglichkeit besaß, mir eine Pro und Kontra-Liste gedanklich erstellen zu können, wie es wäre, das Gesäß der Zaubergöttin auf meinem Körper spüren zu können, stand sie auch schon auf und näherte sich mir.

„Zum anderen bist du doch der Boss, als zukünftiger Herrscher des Olymps und Sohn des Chaos. Nicht ich. Also höre auf die Unsicherheit Oberhand gewinnen oder dich vom äußeren deines Gegenübers einschüchtern zu lassen, und nimm es selbst in die Hand. Ich bin deine Berater- und Mentorin. Meine Rolle besteht darin, auf dich zu achten. Mir sind schon die offensichtlichen Schwächen von dir aufgefallen, wie die, dass ein hübsches Gesicht und ein schöner Körper dich besonders ablenken können. Immerhin habe ich dies in drei Gestalten beobachten dürfen. Hingegen deiner offensichtlichen Vermutung, bin ich immer Hekate.“ Ich war zu verblüfft, um etwas zu erwidern. Zum einen dadurch, dass sie mir so eine Rüge gab und eine offene Schwäche von mir aussprach, zum anderen, dass sie mir nun offenbarte, dass sie in jeder ihrer Erscheinungsformen stetig gleich war und meine Annahme, dass jegliche ihrer Formen bestimmte Charaktereigenschaften besaßen, hinfällig wurde. Sie schritt an mir vorbei und ehe sie aus ihrer Haustür trat, flüsterte sie ein: „Achte auf deine Wortwahl. Es ist ein Unterschied ein Haustier sein zu müssen, oder, wie du es ausgesprochen hast, es sein zu dürfen.“ Und schon schritt sie heraus. Ich stand allein da. Verblüfft von alledem was passiert war. Wie einfach sie mich lesen konnte und mir meine, manchmal nicht überlegten Worte, um die Ohren schlug.
 

Davor hatte die Göttin des Nebels, diese mysteriöse Gestalt, schon meine Faszination geweckt. Mir war klar gewesen, wie viel ich von ihr Lernen konnte und wie mächtig sie doch war. Ich besaß eine hohe Meinung von ihr. Doch an diesem Tag, zu diesem Zeitpunkt, war mir erst bewusst geworden, wie wichtig sie für mich war. Wie wichtig sie noch sein würde. Das ich mit ihr als meine Berater- und Mentorin, wahrscheinlich die beste aller Entscheidungen getroffen hatte. Dieses sonst so gefühllose, machtvolle Wesen, das eigentlich eine Titanin war, wusste womöglich mehr über Gefühle, als ich jemals könnte. Dieser Augenblick war es, der meine Ansicht von Hekate, was sie mir bedeutete, von Grund auf veränderte.

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück