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Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten

von

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Heimlichkeit und Rückendeckung

Als Alec den Saal hinter seinem Vater wieder betrat, war er fest entschlossen, heute Abend Spaß zu haben.

Jetzt erst recht, dachte er. Was war schließlich dagegen einzuwenden?

Wenn er schon nicht das Recht hatte, sein Leben so zu leben, wie er es sich wünschte. Wenn es schon ein Leben ohne Liebe sein sollte, und es anscheinend keinen anderen Weg gab.
 

Tja, das mit der Liebe war so eine Sache.

Alec hielt sich erst einmal im Hintergrund des Saales, um ein wenig nachzudenken.

Die Liebe war ihm noch nicht begegnet in seinem Leben. Nun ja, sicher, er schwärmte für Jace. Vielleicht war er auch tatsächlich verliebt in ihn, oder war es jedenfalls gewesen … aber das, was er mit Liebe verband, der wirklichen, tiefen Liebe zu einem Partner, mit dem man das Leben verbringen wollte … nein, das war es nicht.
 

Und wenn er ehrlich war zu sich selbst, hoffte er beinahe, dass diese Art von Liebe ihm niemals begegnen würde. Denn was würde es bringen? Er könnte ihr nicht nachgeben; immerhin würde er bald mit einer Frau verheiratet sein, wenn auch vermutlich nicht mit Clary. Und Alec mochte seine Fehler haben, das bestritt er nicht, aber er war treu und loyal. Sollte er wirklich heiraten, würde er, Liebe hin, Liebe her, seine Frau nicht betrügen.
 

Er seufzte und beschloss, heute nicht mehr über das Thema nachzudenken.

Also schob er sich durch die Menge und trat schließlich zu ihrem Familientisch.

Robert war nicht hier; er war auf der Tanzfläche und tanzte mit Maryse.

Alec setzte sich neben Clary, die ihn fragend ansah.

„Alles okay, Alec?“, fragte sie.

Er zögerte einen Augenblick, und antwortete dann:

„Ja, schon.“

Nun, wirklich überzeugend klang das nicht. Doch Clary schien zu spüren, dass er nicht reden wollte.
 

In dem Augenblick kamen Jace und Izzy, beide fröhlich lachend und erhitzt, von der Tanzfläche. Izzy schnappte sich ihr Champagnerglas und stürzte es hinunter, während Jace eine formvollendete Verbeugung vor Clary machte, sie verschmitzt anlächelte und sagte:

„Darf ich bitten, holdes Fräulein?“

Clary lachte.

„Spinner! Aber ja, gerne.“

Und schon schwirrten die beiden ab.
 

Izzy fächelte sich mit der Hand Luft zu.

Dann schaute sie zu Alec hinüber.

„Er ist beeindruckend, oder?“

Alec nickte.

„Jace? Ja, ich denke schon.“

Seine Schwester lachte.

„Doch nicht Jace! Ich meine Magnus Bane!“
 

Oh, ja, natürlich. Sie meinte Magnus Bane.

Alec schluckte.

„Ja. Ja, das ist er.“

„Gefällt er dir?“, fragte Izzy, die offensichtlich auch Bescheid wusste … hey, wieso wusste hier scheinbar jeder Bescheid? Kannten ihn einfach alle so gut? Oder war er einfach so wenig subtil?

„Ja, das tut er“, sagte Alec.
 

Izzy rutschte näher an ihn ran. Sie schaute sich um, aber sie saßen allein am Tisch, und die anderen waren noch auf der Tanzfläche und dort schwer in Schwung.

„Hör mal“, sagte sie leise.

„Ich habe vorhin mit Raphael gesprochen. Und, na ja …“

Sie sah sich erneut um.

„ …morgen Abend findet eine Party statt. In den Personalquartieren. Unter den Angestellten, die dann gerade keinen Dienst haben. Raphael hat mich eingeladen.“

Alec riss die Augen auf.

„Izzy! Was wird Vater sagen!“

Isabelle schnaubte.

„Nix, weil er nichts davon weiß. Und du wirst ihm sicher auch nichts sagen, oder?“

„Nein, du kannst dich auf mich verlassen. Aber willst du denn wirklich dahin gehen?“

Izzy nickte und strahlte.

„Du magst Raphael, oder?“, fragte Alec.

Izzy wurde rot.

„Ich weiß nicht … irgendwie schon.“

Sie war sichtlich verlegen, ganz ungewöhnlich für diese sonst so selbstbewusste junge Frau.

„Na jedenfalls“, fuhr sie fort, „hat er gesagt, ich solle dich ruhig mitbringen.“

Alec schüttelte den Kopf.

„Nein, Izzy, das geht nicht, ich kann nicht …“

„Ach, Alec“, fuhr seine Schwester ihm ins Wort.

„Denk doch mal einen Abend nicht an deine Pflichten, deine Zukunft, unseren Vater. Wir sagen ihm, wir wollten zusammen ausgehen, und dann haben wir einfach mal Spaß, ja? Bitte, Alec.“

Sie sah ihn eindringlich an.

„Übrigens“, fügte sie leise hinzu, „Magnus wird auch dort sein.“
 

Jetzt war es an Alec, rot zu werden.

Sein Blick glitt zur Tanzfläche, wo Magnus gerade mit einer dicklichen und scheinbar etwas unbeholfenen Frau in den Vierzigern tanzte und dabei ein gequältes Lächeln zur Schau stellte.

Magnus würde auch dort sein, und er, Alec, würde vielleicht die Gelegenheit haben, sich mit ihm zu unterhalten … doch nein, sicher hätte ein Mann wir Magnus kein Interesse an einem langweiligen Typen wie Alec. Aber immerhin könnte er ihn anschauen und vielleicht erneut beim Tanzen beobachten … beim richtigen Tanzen und nicht beim Rumstolpern mit irgendwelchen Muttchen …
 

„Also gut“, sagte er. „Ich komme mit. Aber Vater darf um Himmels willen nichts davon erfahren.“

„Das wird er nicht“, sagte Izzy. „Jace gibt uns Rückendeckung. Mit dem hab ich schon gesprochen. Dafür helfen wir ihm, zu verbergen, dass er den morgigen Abend komplett mit Clary verbringt.“

Alec grinste. Seine Schwester war schon was besonderes.

„Und jetzt komm“, sagte Izzy. „Lass uns tanzen, Brüderchen.“

Er seufzte. Andererseits, mehr blamieren als vorhin mit Clary konnte er sich ohnehin nicht mehr, also los! Und so stolperte er mit Isabelle über die Tanzfläche, stieß mit anderen Paaren zusammen, lachte; fing immer mal wieder missbilligende Blicke von Robert auf, der sich aber mit irgendwelchen Äußerungen immerhin zurück hielt; und fing von Zeit zu Zeit den Duft von Magnus auf, wenn er nah an ihm vorbei tanzte.
 

Magnus Augen, die nun die Farbe von weichem Karamelltoffee hatten, blieben immer wieder an ihm hängen. Und das Lächeln, das Magnus in seine Richtung schickte … nein, sicher galt das nicht ihm. Sicher nicht.

Aber, zur Hölle, ja, Alec hätte es sich gewünscht, dass es an ihn gerichtet gewesen wäre.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DieLadi
2021-09-06T14:12:53+00:00 06.09.2021 16:12
JA, das ist sie :-)
Von:  Aracona
2021-09-05T17:04:13+00:00 05.09.2021 19:04
Was für ein süßes Kapitel. Izzy ist als Schwester und Verbündete einfach unbezahlbar *g*



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