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Der Sommer, den wir bei Garroway's verbrachten

von

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Pläne und Pflichten

Es war der Sommer, als Alec 18 Jahre alt wurde.
 

Mit achtzehn haben die meisten jungen Leute eine Zeit, in der sie ihr junges Leben genießen.

Sie gehen mit Freunden aus. Sie gehen in Clubs feiern und tanzen.

Sie treffen sich in Cafés oder auf dem Sportplatz.

Sie fahren gemeinsam campen.

Sie gehen auf Konzerte oder spielen in einer Band.

Und sie lernen oder studieren und versuchen auf die ein oder andere Weise, den Weg in ihr Leben zu finden.
 

Für Alec traf das alles nicht zu. Zum Feiern gehen oder dergleichen war in seinem Leben keine Zeit. Die Ausbildung zum Schattenjäger nahm jede Stunde des Tages in Anspruch. Das Training war hart und fordernd. Freunde hatte er daher keine; er kannte nur die anderen Schattenjäger, von denen die meisten älter waren als er. Die einzigen jungen Leute in seinem Alter waren seine Schwester Isabelle und sein Adoptivbruder Jace. Und die hatten genauso wenig Zeit für „Spinnereien“ wie er selbst.
 

Den Weg ins Leben zu finden - nun, Alecs Leben lag bis ins kleinste vorgezeichnet vor ihm. Als hätte jemand eine sehr detailreiche Zeichnung mit feinem spitzem Bleistift vorgenommen: jede Kleinigkeit war bereits zu sehen, und es gab kaum noch Dinge, die unklar blieben.

Er würde an der Seite seines Vaters studieren, damit er in einigen Jahren die Institutsleitung übernehmen konnte. Das war fest geplant, denn auch wenn es offiziell keine Berechtigung gab, so etwas zu vererben, sah die Praxis doch so aus, dass es de facto so gehandhabt wurde.

Er würde das Institut streng nach den Regeln des Rates führen, dabei das Abkommen mit den Schattenwesen einhalten; Vergehen bestrafen, Irdische beschützen, Dämonen töten.

Und er würde, um seine Stellung zu sichern, ein Mädchen aus einer der alten Schattenjäger- Familien heiraten.
 

Grundsätzlich war dieses Leben, wie es sich vor ihm ausbreitete, durchaus in Alecs Sinne. Sein Leben lang war er auf diese Dinge vorbereitet worden und hatte darauf hin gearbeitet. Er wollte es so, es war sein Lebensinhalt - nun ja, bis auf das heiraten vielleicht. Aber gut, wenn das dazu gehörte, würde er auch das tun, wenngleich …

Also insgesamt gesehen war das alles ganz in Ordnung so.

Nur …

Er wäre gern gefragt worden.
 

War es denn wirklich normal, dass niemand sich die Mühe machte, zu hören, was er selber, um den es hier ging, zu all dem zu sagen hätte? Ob das Leben, so wie es vorausbestimmt zu sein schien, das Leben war, das er sich vorstellte? Oder wünschte?

Ja, sicher, er kannte seine Pflichten, und er würde sie nicht vernachlässigen.

Aber - so völlig, ohne sein Einverständnis einzuholen???
 

Nun, was soll man machen. Wahrscheinlich war das einfach das Schicksal eines Schattenjägers. Nicht zu fragen, nicht zu hoffen, nicht zu wünschen. Sondern einfach zu machen, was erwartet wurde. Und dagegen widersetzte man sich nicht.

Alec hatte nicht vor, sich zu widersetzen, nur - er seufzte und sah aus dem Fenster des Kleinbusses, der ihn und seine Familie zum Hotel transferierte, in dem sie die nächsten Wochen zu bringen würden.

Bevor sein Studium zur Institutsleitung beginnen würde, hatten die Eltern entschieden, dass sie alle fünf zusammen, er, seine beiden Geschwister und die Eltern, ein paar Wochen Urlaub machen würden. So richtig ausspannen, bevor der Ernst des Lebens beginnen würde. Pah, als ob sein Leben jemals etwas anderes als ernst gewesen war.

Aber gut, er musste gestehen, er freute sich auf die Ferien bei Garroway’s.
 

Das Garroway’s Resort war ein Urlaupsparadies in Indonesien und wurde geführt von Luke Garroway und seiner Frau Jocelyn, die beide ehemalige Schattenjäger waren, jedoch nicht mehr im aktiven Dienst tätig waren. Ihre Tochter Clary lebte ebenfalls dort bei ihnen.

Es lag am Meer und hatte einen Pool, eine Strandbar, ein Hauptgebäude mit Restaurant und Ballsaal für Abendveranstaltungen, einen Tanzpavillion und etliche Bungalows, in denen die Gäste residierten.

Es wurde einiges an Animation geboten: Sport, Spiel, Tanz … nun, darauf hatte Alec nicht wirklich Lust. Aber Strand und Ruhe wäre schon ganz okay, und er hoffte, dass die Eltern ihm diese Ruhe wenigstens ließen. Na ja, Isabelle würde ihn sicher wenigstens einmal mit zum Tanzen schleppen, aber seiner Schwester konnte er ohnehin kaum etwas abschlagen, das war schon in Ordnung.
 

Ach was solls. Insgesamt freute er sich auf das Garroway’s.

Er war schon einmal hier gewesen, als er und Isabelle noch klein gewesen waren. Das war gewesen, bevor Jace zu ihnen gekommen war. Er erinnerte sich nicht allzu intensiv daran, aber er hatte das Gefühl, dass es damals ein toller Sommer gewesen war. Also würde es das auch diesmal wieder werden.

Und er konnte die Erholung gebrauchen, bevor der harte Teil des Lebens im Herbst wieder richtig Fahrt aufnehmen würde.

Das Studium würde kein Zuckerschlecken werden.
 

Alecs Mutter, Maryse Lightwood, rieb sich müde die Augen. Der Flug war lang gewesen. Und, nun, die letzten Wochen waren nicht gerade nach Plan verlaufen.

Alec musste schmunzeln, wenn er daran dachte. Maryse und Alecs Vater, Robert, hatten die Sache mit der Heirat genau geplant gehabt.

Die Wahl war auf Lydia Branwell gefallen - auch hier hatte wieder niemand Alec um seine Meinung gebeten - und die Verhandlungen mit den Branwells waren schon recht weit gediehen. Die Hochzeit hatte im nächsten oder übernächsten Jahr stattfinden sollen.
 

Doch dann hatte Lydia allen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Sie, die sonst eine strenge Verfechterin der Regeln und Gesetze des Rates der Schattenjäger war, hatte heimlich den Mann geheiratet, den sie liebte.

Und alle vor vollendete Tatsachen gestellt. Alecs Eltern hatte beinahe der Schlag getroffen.
 

Alec selber war nicht unglücklich darüber. Lydia war nett, aber, nun ja … sie war nicht der Mensch, von dem er träumte.

Na ja, er wusste natürlich, dass das nur ein Aufschub war und es nun ein anderes Mädchen aus ebenso geachteter Familie treffen würde.

Den Menschen, für den er selber so etwas wie Schwärmerei empfand, würde er nicht bekommen …

Sein Blick glitt vorsichtig hinüber zu Jace, und er wurde ein wenig rot.
 

Jace war ein Frauenheld. Er liebte Alec. Doch er liebte ihn so, wie man einen Bruder, einen Parabatai liebt. Nicht so, wie Alec es sich gewünscht hätte. Obwohl … so ganz war sich Alec nicht sicher, ob die Schwärmerei für Jace wirklich Verliebtheit war … woher sollte er das auch wissen. Immerhin konnte er mit niemandem darüber reden.

Mit Jace - Gott bewahre. Mit den Eltern auch nicht, denn Schattenjäger waren nicht schwul. So etwas war eine Schande.

Und mit Isabelle? Nun, sie hätte ihn noch am ehesten verstanden - aber sie war eine Plaudertasche.
 

Also behielt er es für sich und versuchte, einfach zurecht zu kommen.
 

Das Auto stotterte, hielt an und der Angestellte hinter dem Steuer wandte sich zur Familie Lightwood um.

„Meine Herrschaften, wir sind da. Willkommen im Garroway’s. Ich bringe Sie zu Ihrem Bungalow.“

Alec seufzte, schulterte seinen Rucksack und stieg aus.



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