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But sometimes love hurts

von

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~7~

„Liebling, machst du Yuis Essen bitte warm?“ „Sicher! Soll ich nebenbei auch noch Staub wischen?!“ Toshiya stand am Herd, weil er uns etwas zu essen machen wollte, und Kai und ich saßen hinter ihm am Mosaiktisch, um Toshiya Gesellschaft zu leisten und ihm ab und an unter die Arme zu greifen. Immerhin sollte er ja nicht alles allein machen. Aoi war soeben mit Yui im Arm in der Tür erschienen und versuchte jetzt, zu flüchten, da Toshiya mit dem Kochlöffel ausgeholt hatte und drauf und dran war, Aoi mit diesem zu bewerfen. „Hey, bleib ruhig, Totchi! Du triffst sonst noch das Kind! Ich mache das schon“, sprang Kai beschwichtigend ein und erhob sich vom Stuhl, um Yuis Essen in der Mikrowelle aufzuwärmen. Aoi hatte sich längst wieder mit der Kleinen verzogen, da er es in Toshiyas Nähe anscheinend als etwas gefährlich empfunden hatte, was faktisch auch so war. Der Schwarzhaarige wirkte irgendwie gereizt und rührte beinahe brutal im Topf herum. Ich konnte es öfter mal zischen hören, als würde immer wieder etwas vom Essen danebengehen und auf dem heißen Herd landen. Jedoch konnte ich nur darüber grinsen. Die beiden waren wirklich wie ein altes Ehepaar. Ich schaute Kai dabei zu, wie der vor der Mikrowelle hin- und herwackelnd darauf wartete, dass das Essen warm wurde, als plötzlich Reita mit Ruki in der Küche erschien und mit grimmiger Miene auf mich zu stampfte. Was war denn nun los? “Baby, Ruki sagt, dass mein Schwanz kein Punk ist!“, motzte er beleidigt und ohne Kontext und sah nur verwirrt drein, da mir daraufhin die Gesichtszüge komplett entgleist waren. „Bitte was?!“, rief ich nur perplex aus und wurde sogleich von Kai, Ruki und Reita ausgelacht, als hätten sie sich gegen mich verschworen. „Na ja, wir haben uns über unsere Schwängel unterhalten und ich habe ihm erklärt, dass meiner ein Schläger ist. Und Reita hat danach behauptet, dass seiner ein Punk wäre, aber das glaube ich ihm nicht! Es sei denn, er zeigt ihn mir!“, sprach Ruki nickend, als wäre dieses Gespräch das Normalste der Welt, während er gleichzeitig Reitas flachen Hand auswich, die nach ihm ausgeholt hatte. Wie gelangweilt mussten die beiden sein, dass sie sich schon über ihre Geschlechtsteile unterhielten?! „Sag ihm, dass es so ist!“, drängte mich Reita dazu und stellte sich zu mir, um an meinen Haaren zu spielen und mir nebenbei immer wieder mürrisch gegen die Schulter zu tippen.
 

Ich sah nur ungläubig zu ihm hoch, fixierte dann verdutzt Ruki und wusste tatsächlich nicht, was ich dazu sagen sollte. Dann tippte ich mir überlegend auf die Nasenspitze und atmete einmal tief durch. Hier musste Wahnsinn mit Wahnsinn bekämpft werden. Konnten die beiden gerne haben. „Also, weißt du, wenn der da unten ein Punk ist, müsste er doch eigentlich bunt gefärbtes Haar tragen, oder? Und außerdem müsstest du mit Spikes in der Hose herumlaufen, und das ist mir bis jetzt auch nicht aufgefallen. Unangenehm wäre es sicher auch. Also kommen wir zu dem Schluss, dass der kleine Reita, der eigentlich gar nicht so klein ist, kein Punk ist!“, erklärte ich überlegend und wurde sofort von Reita angemault, dass ich doch keine Ahnung hätte, was ich da sagte. „Mein Schwanz ist Punk und damit basta!“, grummelte er und verschwand beleidigt aus der Küche. Als ich mir sicher war, dass er mich nicht hören konnte, fing ich an, herzhaft zu lachen. Wie bescheuert musste man sein?! „Ich wusste es doch!“, triumphierte Ruki breit grinsend, verengte die Augen jedoch sofort zu Schlitzen und knurrte auf, als Kai nebenbei unverblümt, „Deiner ist aber auch kein Schläger. Das ist eher ein kleines, weiches Würstchen, was mehr um Aufmerksamkeit bettelt, als ein Straßenhund es tut“, anmerkte und mit Yuis Essen in der Hand nonchalant aus der Küche verschwand. „Das war jetzt mehr oder weniger hart!“, murmelte ich zweideutig und grinste entschuldigend, als Ruki mich sauer anstierte und gleich darauf auf der Hacke herumwirbelte. „WAS HEISST HIER WÜRSTCHEN?!“, brüllte der Kleine durch das gesamte Appartement und lief zurück ins Wohnzimmer. Von hier aus konnte ich Ruki plötzlich jammern hören. Schnell stand ich auf und lief grinsend Richtung Wohnzimmer, weil ich mir das Schauspiel zwischen den beiden sicher nicht entgehen lassen wollte. Der Kleine verschätzte sich sehr gerne, was seine körperliche Überlegenheit anging. Ich blieb in der Tür stehen und sah somit Kai und Ruki vor mir auf dem Boden liegen, wobei erster rittlings auf dem Kleineren saß und ihm mit einem überlegenen Grinsen und nur einer Hand beide Arme über dem Kopf festhielt.
 

„Lass mich los!“, keifte Ruki und stemmte sich vergebens gegen Kai, der sich nur süffisant lächelnd und der Länge nach auf den Kleineren legte, um ihn heftig zu küssen und ihn somit zum Schweigen zu bringen. Ok, sowas kam nicht oft vor, da mein bester Freund eher zurückhaltend war, was öffentliche Zurschaustellung ihrer Zuneigung zueinander anging. „Ich glaube es hackt! Verlegt eure Schweinereien auf später, hier ist ein kleines Kind!“, entrüstete sich Aoi und hielt Yui die Augen mit einer Hand zu, die nur mit leicht geöffnetem Mund und ihrem Augenlicht beraubt auf Aois Schoß saß und leise, „Wuawuawua“, machte. Da Kai nicht so unverschämt sein wollte, löste er sich schnell von Ruki und war im Begriff, von diesem runter zu steigen, doch der Kleinere schlang sofort angetan seine Beine um den unteren Rücken des Schwarzhaarigen und drückte diesen wieder an sich, um erneut über Kais Lippen herzufallen. Ich stand indessen in der Tür und grinste ob dieses Anblicks amüsiert vor mich hin. Als sich plötzlich von hinten zwei Arme um meinen Bauch schlangen und ich schnell an einen festen Körper gezogen wurde, der sich eng an meine Kehrseite schmiegte, zuckte ich vor Schreck zusammen und drehte meinen Kopf so weit wie möglich herum, um hinter mich sehen zu können. „Was machst du denn hier im Flur?“, fragte ich Reita perplex, der seinen Kopf nur auf meine Schulter bettete und mir, „War im Bad“, antwortete und mir gleich darauf einen Kuss auf den Hals hauchte. Wenn ich ehrlich war, war mir gar nicht aufgefallen, dass er nicht anwesend gewesen war. Ups! „Nicht ihr auch noch! Raus hier, die kleine Maus muss etwas essen. Und das, wenn’s geht, ohne eure schweinischen Showeinlagen!“, meckerte Aoi, als er zu uns herübersah und uns so entdeckte, und ließ die Kleine tatsächlich mal los, um sich zu erheben und Kai und Ruki auseinanderzuziehen. Yui hatte er auf das Sofa gesetzt, die interessiert das ganze hier betrachtete und sofort in die Hände klatschte, als Aoi laut, „Ruki, mach die Fliege!“, rief und den Kleineren aus dem Wohnzimmer schubste, der sich nur schwer von Kai gelöst hatte und jetzt schmollend in die Küche watschelte. Ich kehrte lachend gemeinsam mit den anderen dreien zurück in die Küche, wo Toshiya noch immer mit derselben wütenden Miene vorm Herd stand. Was war eigentlich mit ihm los?
 

„Was hast du denn schon wieder?“, fragte Reita den Älteren, nachdem wir eingetreten waren, und ließ meine Hand los, um sich neben Toshiya zu stellen und diesen ein wenig aufzuheitern, weil dieser nur wütend geschnaubt hatte, indem er ihm irgendwelche Sauereien erzählte. Toshiya konnte sich natürlich ein Grinsen nicht verkneifen. Wie immer also. Ich ließ mich mit Kai und Ruki am Tisch nieder und betrachtete das intrikate Muster der Tischplatte. Unbewusst zeichnete ich die Muster mit einem Finger nach und sah verwundert auf, als Kais Stimme ertönte. „Du denkst über etwas nach!“, teilte er mir seine Vermutung mit und lächelte auf seine typisch sanfte Art und Weise, die eine angenehme Wärme in mir auslöste. Seine tiefen Grübchen ließen mich innerlich lächeln. Ruki hatte seinen Kopf auf Kais Schulter gebettet und sah interessiert zu mir rüber, während auch Kai mich abwartend musterte. Ich dachte über etwas nach? Tat ich gar nicht. „Tu ich gar nicht“, sprach ich meinen Gedanken also laut aus und wurde von Kai ausgelacht. „Erzähl das jemandem anders, aber nicht mir“, tadelte er mit einem belehrenden Blick. Ja, der Schwarzhaarige wusste meistens, was in mir vorging, und genau das konnte manchmal ziemlich gespenstisch sein. „Ist es wegen-“, fing er an, stockte jedoch und blinzelte unauffällig zu Ruki hinunter, der nur gespannt darauf wartete, dass der Ältere weiterredete. „Wegen?“, spuckte Ruki nach einigen Sekunden fragend aus und setzte sich wieder aufrecht hin, um Kai abwartend anzusehen. Ich hatte meinen Blick gesenkt, damit ich Ruki entgehen konnte, der jetzt zwischen Kai und mir hin und her sah. „Wegen.. Ähm“, gab Kai hilflos von sich, lächelte entschuldigend und hauchte Ruki einen sanften Kuss auf die halb geöffneten Lippen, der daraufhin verstand und schmollend dreinschauend nickte, ehe er sich erhob und zurück ins Wohnzimmer ging. „Du schon wieder?“, hörte man Aoi bis hierhin empört rufen, und ich lachte zeitgleich mit Kai auf.
 

„Es war nicht nötig, ihn wegzuschicken. Er fühlt sich jetzt sicher ausgeschlossen“, sagte ich leise, da wir wieder verstumm waren, und betrachtete dabei Reitas Rücken. Der Blonde hatte sich hinter Toshiya gestellt und ärgerte ihn jetzt anscheinend, da der Ältere vor sich hin zeterte und meinen Freund von sich wegzuschieben versuchte. Es war wirklich nicht nötig gewesen, Ruki wegzuschicken. Immerhin gab es keinen Grund, sich so geheimnisvoll zu geben, oder? Wer weiß, was Ruki jetzt wohl dachte. „Lass gut sein. Ich bin mir sicher, er versteht das. Außerdem wirst du es uns allen später sowieso noch mitteilen, nicht wahr?“, redete Kai, der die Arme auf dem Tisch ineinander verschränkt hatte, und verwirrte mich damit. „Was mitteilen?“, fragte ich unwissend und schluckte trocken, als er selbstverständlich, „Na, dass deine Mutter jetzt nicht mehr allein ist“, nickte und aufbauend meine Hand ergriff, als er meinen Gesichtsausdruck sah. „Hey, Uruha, mach mal nicht so ein Gesicht. Du solltest dich für deine Ma freuen!“, redete er flüsternd auf mich ein und lächelte anerkennend, als ich, „Tu ich doch auch. Irgendwie..“, einwandte und in seine dunklen Augen stierte. „Ich kann mir vorstellen, dass es dir erst nicht gepasst hat. Ich kenn’ dich doch“, hauchte er und trieb mich dazu an, zu lächeln. „Nun, erzähl mal. Wie ist er so?“, redete Kai sofort munter weiter, um mich ein wenig abzulenken, und ich bemerkte, dass Reita durch dessen heitere Stimme neugierig herumblickte, um uns beide eingehend zu mustern. „Worüber tuschelt ihr da? Und wieso hältst du die Hand, die eigentlich ich halten sollte, Kai?“, meckerte Reita aufgesetzt und verschränkte die Arme vor der Brust, was uns lachen ließ. „Reg dich ab, Kleiner!“ Toshiya war es diesmal, der Reita schadenfreudig angrinste und ihm neckend gegen die Wange schnippte. „Lass das!“, motzte Reita abgelenkt und hielt Toshiyas Hände fest, die frech an dessen Nasenbinde zu zerren versucht hatten.
 

Ich überlegte kurz, weil ich nicht wusste, was ich auf Kais Frage antworten sollte. Immerhin kannte ich Keisuke ja nicht, um ihn und seine Person beschreiben zu können, also konnte ich meinem besten Freund nur von meinem ersten Eindruck berichten. Und der war weder positiv, noch wirklich negativ. Also eher ein Mittelding, würde ich sagen. Das Einzige, was mir zuerst über die Lippen kam, und Reita hatte es natürlich gehört, war, „Er sieht wirklich gut aus!“ Kai lachte kopfschüttelnd, doch Reita zog irritiert eine Braue hoch und sah mich prüfend an. „Ach, tut er das?“, schnarrte er in einem schnippischen Ton und schnalzte bockig mit der Zunge, als ich mich sofort entschuldigte. „Mal im Ernst. Gesehen habe ich ihn selbst, also brauchst du mir sein Aussehen nicht beschreiben. Wie alt ist der Gute?“, grinste Kai, verzog aber sofort ungläubig das Gesicht, als ich mit aufkommender Unzufriedenheit, „Er ist knackige 29 Jahre alt!“, aussagte und dabei missmutig aus dem Fenster sah. Komisch.. Es regnete draußen, und ich hatte es nicht einmal bemerkt. „Ach, verarsch mich doch nicht, Uruha. Jetzt mal ehrlich!“, lachte Kai, nachdem er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte, doch erneut verzog er das Gesicht, als ich ihm versicherte, dass ich keine Scherze machte. „Ich will ja nicht unhöflich klingen oder so, aber hat Nami einen Knall?“, fragte Kai mit gedämpfter Stimme, über den Tisch hinweg gebeugt, und sah mich beinahe schon mitleidig an. Also, das konnte ich echt nicht gebrauchen! Ich wollte kein Mitleid! Aus Trotz gab ich hochnäsig, „Sie lieben sich, also spielt das Alter da keine Rolle!“, von mir, und genau diese Aussage brachte sowohl Kai, als auch Reita zum Grinsen. „Na, wenn du das sagst!“, flötete Kai mit den Augenbrauen wippend und lächelte entschuldigend, da ich ihn sauer ansah. Ok, da hatte ich mir gerade widersprochen, nicht wahr? Ach, was soll’s.
 

Wir blieben noch einige Stunden und ich kam nicht umhin, Kai zu erzählen, was Keisuke bei unserem ersten Treffen von sich gegeben hatte. Natürlich hatte auch Kai geschockt reagiert, doch hatte er nicht gedroht, Keisuke zu verprügeln, wie es Reita vorher getan hatte. Das passte ja auch nicht zu meinem lieblichen Kai, der aber auch mal aus der Haut fahren konnte, wenn es ihm zu bunt wurde. Er hatte mir nur gesagt, dass er sich sicher war, dass sich Keisuke noch bei mir entschuldigen würde. Na, mal sehen, ob das passierte. „Liebling, Yui wird gleich abgeholt!“, informierte Toshiya, der gerade telefoniert hatte, den Älteren, der zusammen mit Yui auf ihrer Decke saß, die auf dem Boden ausgebreitet lag, und mit ihr spielte. Ich saß wiederum mit Reita und den anderen auf dem Sofa und schwieg, während diese sich unterhielten. „Was?!“, kam es sofort von Aoi und er schob unwillig die Unterlippe vor, als Toshiya sich wiederholte und sich erhob, um Yui schon mal reisefertig zu machen. Doch der Ältere gab nicht nach, sondern nahm die Kleine auf den Arm und rannte sofort ins Schlafzimmer, um sich dort gemeinsam mit ihr einzuschließen. Von hier aus konnten wir hören, wie Toshiya lautstark brüllend drohte, Aoi für mehrere Tage rauszuschmeißen, wenn er nicht sofort herauskam. Auch mir zauberte die jetzige Situation ein amüsiertes Grinsen auf die Gesichtszüge und ich unterdrückte mein Lachen genauso wenig wie Reita, als Aoi die Tür doch noch öffnete und wie ein getretener Hund in der Wohnzimmertür erschien, ohne Yui im Arm, wohlgemerkt. „Dass du in deinem Alter noch so ein Theater machst, ehrlich!“, motzte Toshiya, der mit seiner Nichte auf dem Arm ins Wohnzimmer kam und ihre Sachen schnappte, die auf der Sessellehne bereitlagen. Während er sie anzog, verzog sich Aoi bockig auf den Balkon, trotz des Regenwetters, und rauchte dort mürrisch eine Stresszigarette. „Nein, lass ihn bitte. Der kriegt sich heute sonst gar nicht mehr ein! Ich ertrage seine Laune so nicht!“, nörgelte Toshiya, als Ruki pflichtbewusst aufstehen wollte, um seinen besten Freund wieder reinzuholen. Es dauerte nicht lange, bis es an der Wohnungstür klingelte, und Aoi hatte dies natürlich sofort gehört. Wir konnten gar nicht so schnell schauen, wie der Ältere wieder ins Wohnzimmer und rüber in den Flur gehetzt war, um Yui noch einmal abfangen zu können.
 

Auch dies brachte uns amüsiert zum Lachen. Ich konnte hören, wie Aoi sich angeregt mit Toshiyas Schwester unterhielt und Toshiya bockig meinte, dass sie ihre kleine Tochter in nächster Zeit lieber nicht hierherbringen sollte, weil Aoi sonst auf den Gedanken kommen könnte, zusammen mit der Kleinen ins Ausland auszuwandern. Nachdem sie sich lautstark verabschiedeten und die Wohnungstür ins Schloss fiel, passierte kurze Zeit nichts, und wir warteten alle gespannt darauf, dass die beiden Streithähne zurückkamen. Nach einigen Augenblicken erschien dann zuerst Toshiya in der Tür und Aoi folgte ihm dicht auf den Fersen. Als sei nichts gewesen, nahm der Ältere den Schwarzhaarigen auf den Schoß und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, und ich merkte, wie Toshiya nur schwerfällig ein Lächeln unterdrückte. Musste man die beiden verstehen? Die waren ja beide der Inbegriff von Stimmungsschwankungen! „Wir sollten langsam nach Hause. Ich muss bald ins Restaurant!“, meldete sich Kai jetzt mit einem Blick auf seine Armbanduhr zu Wort und erhob sich, was Toshiya ihm sofort gleichtat. „Na gut..“, ergab sich Ruki schnell und stand ebenfalls auf. Ich entschied kurzerhand, jetzt ebenfalls aufzubrechen, da es schon spät geworden war. Immerhin musste ich morgen früh zum Unterricht und da wollte ich sicher nicht zu spät kommen. „Wollen wir auch?“, fragte mich Reita leise, als hätte er meine Gedanken gelesen, und erhob sich, als ich nickte. „Gebt es zu, ihr wollt mich alle mit dem hier allein lassen, damit es später keine Zeugen gibt, wenn er mich killt!“, entrüstete sich Aoi und kassierte dafür einen schnellen Hieb in die Seite von Toshiyas Ellenbogen. „Seht ihr?! Der fängt ja schon an!“, krächzte er und schloss Toshiya lachend und gegen dessen Willen fest in die Arme. „Ärgere ihn nicht zu sehr, vielleicht kommst du dann mit einigen blauen Flecken davon!“, schlug Kai grinsend vor und wurde zeitgleich von Ruki in Richtung des Flures gezogen. „Ha, ha“, lachte Aoi trocken und schmollte, als Toshiya Kai tonlos Recht gab. „Na los, macht ’nen Abflug!“, murrte Aoi und wartete, bis wir uns angezogen hatten, damit er uns ins Treppenhaus jagen konnte. Wir winkten nur lachend vom Fahrstuhl aus und betraten diesen dann.
 

Als ich wieder zurück im trauten Heim war, empfing mich nichts weiter als ein leeres Haus. Meine Mutter war nicht da, hatte nicht einmal eine Nachricht hinterlassen, geschweige denn, mich angerufen, um mir zu sagen, wo sie steckte. Wieso machte sie so etwas? Deprimiert lief ich in der Küche und im Wohnzimmer umher. Es war jetzt kurz nach acht und meine Müdigkeit war wie verflogen. Hunger hatte ich plötzlich auch keinen mehr, zumal ich sowieso bei Aoi und Toshiya gegessen hatte. Ich erinnerte mich zwischen dem Hin und Her an ihren Blick, als ich heute früh gemeinsam mit Reita das Haus verlassen hatte. Hatte sie mir damit irgendetwas sagen wollen? War sie jetzt vielleicht bei diesem Typen? Argh, ich würde hier noch wahnsinnig werden! Schnaubend raufte ich mir die Haare und warf mich mit einem Satz auf das Sofa im Wohnzimmer, schreckte aber sofort auf, als das Telefon klingelte, welches auf dem Glastisch vor mir lag. Hecktisch nahm ich ab und grüßte schnell die Person auf der anderen Seite des Hörers, blickte aber missmutig drein, als ich Reitas Stimme vernahm. Wieso meldete er sich immer dann, wenn ich es am wenigsten gebrauchen konnte? Nicht falsch verstehen, ich liebte diesen Trottel, aber manchmal, da.. Argh! „Ich wollte dich nur darüber informieren, dass deine Mutter hier ist“, sagte er und mir entkam sofort ein erleichtertes Seufzen, was Reita nicht entging.
 

„Hast du dir Sorgen gemacht?“, fragte er gespielt dümmlich und lachte nur leise, als ich ihn wütend anfuhr. Er machte das mit Absicht! „Wann hat sie vor, zurückzukommen?“, fragte ich nur versucht ruhig und ignorierte ihn, da er noch immer lachte. War das irgendwie witzig? Ich glaubte nicht! „Keine Ahnung. Sie unterhält sich gerade so herzallerliebst mit meiner Mom, das könnte hier also noch ein wenig dauern!“, informierte er mich und redete schnell auf mich ein, als ich genervt schnaubte. „Lass sie doch. Es schadet nicht, ein Gespräch unter Frauen zu führen. Sie wird schon noch früh genug zurück sein. Geh du ins Bett und mach dir einen klaren Kopf“ „Sag mir nicht immer, dass ich mir einen klaren Kopf machen soll, sonst-“ „Sonst was?“, neckte er mich und ich konnte sein Grinsen beinahe vor mir sehen. „Ach, leck mich!“, murrte ich und war kurz davor, aufzulegen, doch Reita flüsterte noch schnell, „Ich liebe dich! Und wenn du willst, komme ich deinem Wunsch später liebend gern nach“, in den Hörer und wickelte mich somit wie immer geschickt um sein Fingerchen. Ich konnte nicht anders, als bei seiner süßlich klingenden Stimme zu erweichen. Verdammt, er konnte so niedlich und gleichzeitig so anrüchig sein! „Ich liebe dich auch. Das großzügige Angebot nehme ich gerne an. Und es tut mir leid..“, murmelte ich in den Hörer und lächelte leicht, als er mir durch die Leitung hindurch einen geräuschvollen Schmatzer gab und mir eine gute Nacht wünschte, ehe er auflegte. Blieb mir also nichts anderes übrig, als mich schlafen zu legen.
 

Ich sollte mich langsam an die neu erworbene Weckmethode meiner Mutter gewöhnen. Denn ich war mir sicher, dass sie diese unmenschliche Methode in Zukunft noch weiter anwenden und sogar weiter ausbauen würde. Bei ihr konnte man echt nicht wissen. Fehlte nur noch, dass sie mir einen Eimer arschkalten Wassers über den Schädel goss, nachdem sie mich brutal aus dem Bett zog. Sie hatte mich auch an diesem Morgen so sanft geweckt, dass mir Tränen der Rührung in die Augen gestiegen waren. Wie schaffte sie es eigentlich mit der mickrigen Körpergröße, mich mit so einem Ruck aus dem Bett zu zerren? War sie insgeheim der Hulk oder was?! Ich würde zu spät zum Unterricht kommen, also wie immer. „Was machst du in der Nacht, sag mal? Das kann doch nicht angehen, dass du so oft verschläfst! Mir reicht es langsam mit dir!“, motzte sie pausenlos und half mir, wieder auf beiden Beinen zu stehen. Ich zeigte ihr nur zickig die Zunge und verschwand wortlos im Bad. Sollte sie ihre morgendlichen Moralpredigten doch meinem Bett halten. Das Ding hörte ihr sicher gerne zu. Als ich fertig war – mit der Welt und meinem Styling – ging ich extrem gelassen die Treppe hinab und schnappte mir wie immer mein Pausenbrot, welches sie mir aus der Küchentür direkt vor die Nase hielt. „Noch etwas langsamer, und du kannst gleich zu Hause bleiben!“, schnarrte sie mit hochgezogener Augenbraue. Hoffnungsvoll blickte ich zu ihr auf – ich hatte mich auf den Boden gesetzt, um mir meine Schuhe anzuziehen – und fragte mit glänzenden Augen, „Ehrlich, ich darf?“, doch sie schnaubte nur ungläubig, zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger Richtung Haustür und sagte herzlos, „Abmarsch mit dir!“, was mir das Herz brach. Theatralisch wimmernd hielt ich mir den Handrücken an die Stirn und fasste mir ans Herz, lehnte mich leicht nach hinten und rief, „Oh du, mein schwaches Herz. Du wurdest erbarmungslos gebrochen!“ Sie verkniff sich ein Grinsen, das konnte ich sehen. „Ich breche dir gleich deine langen Lulatsch-Beine, raus hier!“, lachte sie resignierend und klapste mir verspielt auf den Hintern. Ich schnappte mir meine Sachen, schenkte ihr noch einen Luftkuss, den sie auffing und an ihre Brust drückte – Gott, das war gerade niedlich gewesen! – und steuerte auf mein Auto zu. Ich würde heute viel früher nach Hause kommen und meine Mutter würde mich sicher erwarten, denn sie musste heute nicht arbeiten, da sie endlich auch mal ihren freien Tag hatte. Ich freute mich schon gewaltig darauf, den Unterricht hinter mich zu bringen und wieder nach Hause zu fahren.
 

Die Schule war anstrengend langweilig. Ich hätte so gerne wieder gemeinsam mit Kai und Reita Unterricht, so wie früher. Da hatte der Unterricht wenigstens noch Spaß gemacht. Jetzt saß ich hier in dieser stickigen Klasse und kein einziger im Raum gab einen Mucks von sich. Das war doch total langweilig! Na ja, gut, so gehörte sich das ja auch eigentlich für Leute in unserem Alter. Ich folgte dem Unterricht nur mühevoll, da ich immer wieder andere Sachen im Kopf hatte. Gott sei Dank merkten meine Lehrer das nicht. Mein damaliger Klassenlehrer, Kinoshita-san, hätte es sicher sofort bemerkt. Hach, wie sehr ich diese Klasse doch vermisste. Auch wenn die Schüler mir gegenüber sehr, sehr lange Zeit ziemlich fies gewesen waren. Ich kam trotzdem nicht umhin, träumerisch vor mich hinzulächeln, und Hotaru, die mit mir in einer Klasse war – leider – bemerkte dies natürlich sofort. Sie saß neben mir und hatte sich jetzt leicht über den Tisch gebeugt, damit sie mir besser ins Gesicht sehen konnte. Unsere Lehrerin faselte vorne etwas von heißen Steinen und wie man sie am besten einsetzte, doch das bekam ich weniger mit. Genauso wenig wie Hotaru, die mit den Brauen wippte, als ich sie perplex ansah. „Hä?!“ „Woran denkst du? Oder sollte ich eher fragen, an wen?“, fragte sie mich leise, hatte meinen intelligenten Laut völlig ignoriert. Ich schürzte die Lippen und zischte gedämpft, „Das ist doch dir egal!“ Die hübsche Frau neben mir schüttelte schnell den Kopf, grinste wieder breit und bettelte gleichzeitig, „Komm schon, sag’s mir, biiiitte!“ Ich atmete einmal tief durch, sah flüchtig nach vorne zu unserer Lehrerin und fixierte sie dann wieder. Sie wollte es wissen? Das konnte sie haben! Wie sie mir, so ich ihr.
 

„Also gut, ich habe eben daran gedacht, wie mir mein Tag später versüßt wird, wenn ich wieder zu Hause bin“, flüsterte ich verheißungsvoll mit verengten Augen und verkniff mir ein Grinsen, als sie neugierig, „Wieso denn, was ist denn später?“, hibbelte und mich erwartungsvoll ansah. Aufgeregt zwirbelte sie den schmalen Ring an ihrem Mittelfinger hin- und her und sah mich dabei erwartungsvoll aus großen, glänzenden Augen an. Süß war sie allemal. Ich verstand nicht wirklich, wieso Hotaru noch immer single war, könnte sie doch sicher zweifelsohne jeden Mann, den sie sich in den Kopf setzte, um den Finger wickeln. „Du willst es wirklich wissen?“, hinterfragte ich und mein Grinsen wurde breiter, als sie mit Kulleraugen nickte und zu mir aufblinzelte. „Ich weiß ganz genau, dass mein Freund bei mir zuhause sein wird. Zuerst wird er mich liebevoll begrüßen, wie er es immer mit seinen Küssen tut. Dann serviert er mir sicher auf meinem Zimmer das leckere Essen, was er höchstpersönlich für mich gekocht hat, und nachdem wir beide uns satt gegessen und somit Energie geschöpft haben, verbrauchen wir diese auch schon wieder in meinem Bett, indem wir uns die ganze Nacht lang gegenseitig ins Nirwana bumsen!“ „Boaaaah Kouyou, du Sau!“, rief sie laut mit hochroten Wangen und lenkte somit alle Aufmerksamkeit in der Klasse auf uns. Ich konnte mir nur schwer eine Lachattacke verkneifen. Sie hatte doch gefragt, also hatte ich geantwortet!
 

Hotaru wusste, dass ich schwul war. Und vor allem, dass ich einen Freund hatte. Aber trotzdem ließ sie es sich nicht nehmen, mich immer mal wieder anzuflirten. „Jetzt glaube ich wirklich daran, dass alle hübschen Männer schwul sind!“, hatte sie damals geknickt gesagt, als ich ihr frei von meiner sexuellen Orientierung erzählt hatte. Irgendwie hatte sie mir danach leidgetan, aber nur ein kleines bisschen. „Ogawa-san, ich bitte um Ruhe!“, sprach unsere Lehrerin sofort im strengen Ton, würdigte uns danach aber keines Blickes mehr, sondern sprach weiter ihren auswendig gelernten, öden Text. Während Hotaru nervös an ihren Fingern spielte, grinste ich amüsiert vor mich hin und konnte es mir nicht verkneifen, mir langsam und betont lasziv über die vollen Lippen zu lecken, als sie mich zögernd ansah. Sofort quiekte Hotaru gedämpft, stierte aber wie besessen auf meine Lippen und wurde letztendlich hochrot, als ich mit leiser Stimme, so dass es außer ihr keiner hören konnte, „Oh ja, tiefer, Akira. Du bist so verdammt geil! Bitte, nimm mich härter!“, stöhnte und dabei leicht meinen Hals reckte, um meinen Kopf dezent in den Nacken zu legen. Wären wir in einem Anime, da war ich mir sehr sicher, würde Hotaru jetzt an Nasenbluten verrecken. „Mann, hör jetzt auf!“, meckerte sie leise und boxte mir immer wieder gegen den Oberarm, brachte mich somit aber nur dazu, gedämpft zu hecheln und mir immer wieder “Ah’s“ und “Hm’s“ zu entlocken. Ja, ja, ich hatte es schon immer lustig gefunden, sie zu ärgern. Das machte so Spaß! Besonders weil sie dann immer einer roten Ampel glich und nicht wusste, wie sie reagieren sollte. War das gemein von mir? Nein, oder? Immerhin ärgerte sie mich auch gerne in den unpassendsten Momenten.
 

Ich verschwendete nicht viel Zeit, als es endlich zum Schulschluss klingelte. Ich verabschiedete mich schnell mit einem entschuldigenden Grinsen von Hotaru, die mir nur beleidigt hinterher sah, und lief aus der Klasse, um hastig auf den Parkplatz für Schüler zu gehen und in mein Auto zu steigen. Ich brauchte nicht lange, bis ich zu Hause war. Ungefähr eine viertel Stunde, mehr nicht. Natürlich würde mich Reita nicht empfangen und kochen würde er erst recht nicht, da er es nicht konnte. Dabei wäre es schön, wenn er mich nach der Schule empfangen, mir etwas zu essen servieren und mich danach ohnmächtig vögeln würde, aber ich denke, dass das nie passieren würde. Schade eigentlich. Vielleicht müsste ich es ihm einfach nur beibringen. Also, das Kochen meinte ich. Das mit dem Vögeln klappte wunderbar. Ich schnappte mir meine Schultasche, stieg aus und ging auf die Haustür zu. Doch bevor ich diese überhaupt aufschließen konnte, wurde sie aufgerissen und meine fertig gestylte und hektisch wirkende Mutter stand vor mir. „Da bist du ja, mein Schatz! Ich muss jetzt los, Essen ist gerade eben fertig geworden. Ich komm gegen halb fünf wieder nach Hause, ich liebe dich!“ Und somit war sie an mir vorbeigerast, aber nicht, ehe sie mir einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. „Wo willst du denn hin?!“, rief ich ihr hinterher. Sie war schon auf der anderen Straßenseite. „Ich werde gemeinsam mit Mari deine Tante besuchen!“, rief sie winkend zurück, lächelte ein atemberaubendes Lächeln und ging schnell die Straße entlang. Ok, schön. Genauso hatte ich mir das definitiv gewünscht. Seufzend und beleidigt schloss ich die Tür hinter mir und ließ meine Tasche einfach zu Boden fallen. Da konnte sie jetzt erst mal verweilen, störte ja eh keinen. Ich zog mir die Schuhe aus und legte meine Jacke weg, bemerkte dann aber an der Garderobe eine weitere Jacke. Eine Jacke, die sicher nicht mir gehörte. Und meiner Mutter genauso wenig. Einen Augenblick mal.. Das war eine Herrenjacke! Oh Gott, was machte diese Jacke hier!? Sollte ich sie mal fragen? Das Gespräch wäre sicher sehr informativ.
 

Ich: „Hey Jacke, was machst du hier und woher kommst du!?“

Jacke: „Ach, ich häng’ hier nur ein wenig ’rum und komme aus dem teuren Laden, einige Straßen weiter. Und was machst du so hier?“
 

Ich unterdrückte ob meiner dämlichen Gedanken ein Grinsen, schob es auf die Müdigkeit, und beeilte mich, erst einmal in die Küche zu gehen. Denn ich hatte Hunger. Dass diese Jacke sicher nicht einfach so dort hing, verdrängte ich erst mal. Ein hungriger Kouyou war nämlich ein aufnahmeunfähiger Kouyou. Bevor ich jedoch in die Küche treten konnte, ertönte plötzlich ein lautes Räuspern hinter mir und ich schrie überaus unmännlich und erschrocken auf und drehte mich genauso schnell herum. Argh, was machte der denn hier?! Mir sprangen beinahe die Augen aus den Höhlen, und zur Sicherheit legte ich mir die Hände auf die Augen. So nach dem Motto, “Bleibt wo ihr seid!“ Ich hörte ein angenehm tiefes Lachen, was mir eine Gänsehaut bescherte. Ungläubig und ein wenig erstarrt nahm ich meine Hände wieder runter und sah zu Keisuke rüber, der auf einem der Sessel saß und mich milde anlächelte. Oh Ma.. Was machte der denn hier? Wieso hatte sie mich mit dem allein gelassen? Hatte sie denn keine Angst, dass ich ihn vielleicht verprügelte oder so?! Ok, das könnte ich gar nicht. Ich wusste in dem Moment wirklich nicht, was ich machen sollte. Der letzte Eindruck, den er von mir hatte, war “kindisches Benehmen“. Immerhin war ich an dem Tag in mein Zimmer gelaufen und hatte ihn auch noch angebrüllt. War doch ein tolles erstes Treffen gewesen, oder? Oh Gott, ich merkte, wie meine Wangen tatsächlich wärmer wurden. Heutzutage wurde ich so gut wie gar nicht mehr rot, aber gerade jetzt musste das ja passieren, nicht? Unsicher bewegte ich meine Lippen, wusste aber nicht, was ich überhaupt sagen sollte, also gab ich keinen Ton von mir und stierte mit heißen Wangen zu Boden. Wieso tat der nichts, außer da herumzusitzen und doof zu lächeln? War der grenzdebil oder was?!
 

„Kouyou..“, fing er plötzlich an und ich hielt erschrocken die Luft zurück, die mir eigentlich entweichen wollte. Ich sah unsicher zu ihm herüber und er winkte mich zu sich in Richtung des Wohnzimmers. Ok, ich würde ja auf ihn zugehen, wenn ich wüsste, wie ich meine Beine benutzen musste. Diese beiden unnützen Stängel trugen mich an meiner Stelle, wollten sich aber keinen Zentimeter weiterbewegen. So, als hätte ich in feuchten Zement getreten und wäre stundenlang darin stehen geblieben. „Ähm..“, machte ich verlegen, kratzte mich dann am Nacken und schaffte es dann doch noch, mich in Bewegung zu setzen. Schön so, Uruha, ich bin ganz stolz auf dich! Immer einen Fuß vor den anderen, das machst du gut! Sobald ich neben ihm stand, packte er einfach mein rechtes Handgelenk und zog mich sanft neben sich auf das Sofa. Ok, wo war mein Reita?! Ich wollte nicht mit diesem Kerl allein sein. „Deine Mutter hat mich heute früh angerufen, weil sie wollte, dass wir uns aussprechen“, redete er einfach, ohne mich zu begrüßen. Wie höflich er doch war. Ach, gerade ich musste so denken. „Hm, aha“, verließ es schwach meine Lippen, und ich konnte nicht anders, als zu lächeln, da er mir gerade auch zulächelte und dabei seine niedlichen Grübchen zeigte. Grübchen.. Süß. Genau wie Kai. „Also, eigentlich bin ich nur hier, weil.. Weil ich mich bei dir entschuldigen will!“, platzte es jetzt zögernd aus ihm heraus und ich bekam große Augen. Oh Kai, du Alleswisser, du hattest mal wieder Recht behalten! Er entschuldigte sich bei mir! „Ich bedauere meine Aussage wirklich, Kouyou. Aber bitte habe Nachsicht mit mir, denn ich war in diesem Moment selbst arg aufgeregt und wusste nicht, was ich sagen und wie ich mich verhalten soll! Das war für mich das erste Mal, dass ich mich in solch einer Situation befand. Auch wenn das mein Verhalten selbstverständlich nicht entschuldigt. Ich hoffe, du kannst es trotzdem ein wenig nachvollziehen“ Beim Reden sah er mir die ganze Zeit über stur in die Augen und hielt den Kopf leicht schief, und ich konnte bei dem Anblick nicht anders, als ihm zu verzeihen. Er war aufgeregt gewesen.. Das verstand ich. Er hatte nicht gewusst, was er sagen sollte.. Ok, das verstand ich ebenfalls.
 

Es war wirklich lieb und vor allem aufrichtig von ihm, sich bei mir zu entschuldigen. Für einen ganz kurzen Moment fing ich an, ihn zu mögen. Doch dann kam mir plötzlich ein Gedanke und meine Miene verfinsterte sich sofort, was Keisuke wiederum ziemlich verwirrte. Meine Mutter hatte ihn angerufen. Das hieß, dass sie ihn sicher auch dazu gezwungen hatte, herzukommen und sich bei mir zu entschuldigen. Also machte er das hier gerade auch nicht freiwillig! Argh, die regten mich hier alle auf! „Was hast du? Du siehst plötzlich so unzufrieden aus“, merkte er an und wagte es doch tatsächlich, seine Hand an meine Wange zu legen, damit ich ihn ansah. Iiiieeehks! Mit immer schneller klopfendem Herzen krampfte ich meine Hände fest um sein Handgelenk, doch er zog seine Hand trotzdem nicht zurück, sondern blieb so, um mich weiter mit seinem unergründlichen Blick zu durchbohren. Ich spürte, wie seine Wärme auf meinen Körper überging. Irgendwie wurde mir gerade schwindelig.. „Ich, äh, es-“, stotterte ich zusammenhanglos und veranlasste ihn somit dazu, zu lachen. Mit vibrierender Stimme lachte er heiter und schüttelte dann knapp den Kopf, ehe er endlich seine Hand zurückzog und mir dann beinahe brüderlich durch das gestylte Haar wuschelte. Durfte ich anmerken, dass das keiner außer Reita durfte?! „Weißt du, wir beide müssen miteinander auskommen, sonst haben wir schon bald ein Problem..“, sagte er leise und lächelte dabei so geheimnisvoll, dass er mich gedanklich dazu trieb, ihm die geraden Zähne aus der Fresse zu schlagen. Der Typ machte mich aggressiv, so richtig aggressiv! „W-wieso?“, fragte ich nur, wusste aber eigentlich, was er meinte. Er gab einen überlegenden Laut von sich und lehnte sich weiter zurück. Ich konnte es nicht lassen, ihn förmlich anzustarren.
 

Sein weißes Hemd, welches er an den drei oberen Knöpfen nicht zugeknöpft hatte, spannte sich leicht um seine muskulöse Brust, wenn er lachte. Seine lässig übereinander geschlagenen Beine steckten in einer verwaschenen Bluejeans, die am linken Knie einen weiten Schlitz aufwies. Sein fast schulterlanges Haar trug er heute offen, hatte sich den längeren Pony aus dem Gesicht nach hinten gestylt und seine dunklen Augen, die von langen, dichten Wimpern umrandet waren, funkelten ungewöhnlich. Irgendwie hatte er etwas Anziehendes an sich und er war alles andere als hässlich. Verdammt, der Kerl war wirklich sexy! Und dennoch wirkte er beinahe gefährlich. Ah, was dachte ich mir hier überhaupt?! Es ging hier um etwas Ernstes und ich dachte an so etwas! „Deine Mutter wird dir das sicher noch erklären. Ich wäre zwar gern dabei, aber das geht nicht!“, offenbarte er mir und machte mich somit überaus neugierig. Wollten die etwa jetzt schon..? Ah, mein armes Herz! Ich nickte nur betreten. Ich sollte das Positive darin sehen. Meine Mutter hätte ihn dann immer bei sich, das war doch schön, oder nicht? Er seufzte auf, weil er wohl gemerkt hatte, dass ich in Gedanken war. „Ich werde mich jetzt mal auf den Weg nach Hause machen. Du hast sicher Hunger und bist fertig von der Arbeit, und ich will dich nicht von deinem wohlverdienten Feierabend abhalten“, kam es von ihm, und ich hörte, dass er lächelte. Gemeinsam erhoben wir uns und ich begleitete ihn höflich in den Flur, wo ich auch wartete, bis er sich fertig angezogen hatte. Gedanklich winkte ich der Jacke hinterher, die er sich gerade überstreifte und dann zumachte, und wünschte ihr alles Gute. Schick war sie allemal. Der Kerl hatte echt Stil. Er öffnete die Haustür, drehte sich dann aber noch einmal herum und grinste plötzlich. Würde ich es nicht besser wissen, würde ich sagen, dass es ein ziemlich draufgängerisches Grinsen war, welches er sicher auch aufsetzte, wenn schöne Frauen anwesend waren. Dreckspenner! „Deine Mutter hat mich nicht dazu gezwungen, mich bei dir zu entschuldigen. Ich wollte es von mir aus, aber ich dachte mir, dass ich erst mal warten sollte, bis ich das tue!“, grinste er und zwinkerte, bevor er sich gänzlich herumdrehte und aus dem Haus verschwand. Oh heiliger Kerzenständer, der Typ konnte entweder Gedanken lesen, was gar nicht vorteilhaft für mich wäre, oder ich hatte eben im Wohnzimmer laut gedacht. Oh mein Gott, das war ja schrecklich!



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