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Break on through

von

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Gegen den Willen ihres Bruders führte die Prinzessin die Männer der Rebellenarmee über das Land, das nur durch einen Schleier von ihnen getrennt war. Die neue Welt erstreckten sich vor den Widerstandskämpfern. Ehrfurcht erfasste die Männer, die so riesige Weiten noch nie erblickt hatten. Aus anfänglicher Skepsis wuchs Neugier, die ihn grenzenloses Staunen überging, vor dem sich nicht einmal der Anführer verschließen konnte. Prinzessin Eoweli zeigte den Pangäsanen die neue Welt. Erhabene Geschöpfe flogen über ihren Köpfen, die Männer erstarrten - die Furcht vor dem Unbekannten übermannte sie. Griffe von Schwertern wurden gestreichelt, doch die Prinzessin streckte ihren Arm aus. Ihre Unerschrockenheit faszinierte sie. Ihre Entschlossenheit steckte an. Selbst als eine menschenähnliche, geflügelte Gestalt auf sie zuschwebte, blieb die junge Prinzessin ruhig. Ihr Blick - voller Liebe und Respekt vor dem fremden Geschöpf. Prinzessin Eowelis Freundschaft zu jenen Wesen auf der anderen Seite reichte bis in die Tiefen der Welt, dass die Königin der Drachen ihr Haupt zum Gruße senkte und die Prinzessin willkommen hieß. Still beobachteten die Männer, wie Prinzessin und Drachenkönigin einander die Hände reichten. Wie sie Worte aus einer unbekannten Sprache miteinander austauschten. Mächtige Geschöpfe näherten sich ihnen, beäugten die Neuankömmlinge, die der Gnade der Drachenkönigin ausgeliefert schienen. Einer von ihnen legte sich vor die Füße der Prinzessin, die dem Geschöpf liebevoll über den Kopf strich. Eisblaue Augen sahen in das Antlitz der Prinzessin, die sich auf den Rücken des Tieres setzte und ihre Begleiter mit sich zog. Gemeinsam überflogen sie die Ländereien der anderen Welt. Sie erkannten Schönheit und Freiheit in ihnen. Die Prinzessin zeigte auf die Wälder und deren Lichtungen. Sie sprach von neuer Heimat, Hoffnung und einem Pakt. In den Köpfen der Rebellen stauten sich Bilder einer neuen Zukunft; keiner leichten, aber dennoch freien Zukunft. Rebellische Augen begannen zu leuchten - Farben der Erkenntnis spiegelten sich wider. Die Prinzessin im Blick erschien diese in jener Welt wie ein Farbklecks der Zuversicht, dass die Begleiter des Anführers ihr Haupt vor ihr senkten.

Eoweli hatte den Rebellen die Hände entgegen gestreckt. Die eigene Hoffnung hatte die junge Prinzessin zu ihnen geschickt. Der Wind begann sich zu drehen. Eine neue Möglichkeit offenbarte sich, die bald bis in die Schlossmauern von Atlantis durchdringen sollte.
 

Heißes Quellwasser rann über ihren Körper. Die Badehäuser des Königspalastes konnten durch erstaunliche Erneuerungen die Temperatur des Wassers aufrechterhalten. Allein in den riesigen Gemäuern hallten die Tropfen mehrfach durch den Raum. Die Prinzessin schloss die Augen, genoss die Ruhe, die nichts mit dem Sturm in ihrem Innersten gemein hatte. Seit sie zurück im Palast war, konnte sie ihre Gefühle kaum im Zaum halten. Ihr Herz raste, die Emotionen kochten über. Nicht nur, dass sie sich hinausgeschlichen und zu den Rebellen begeben hatte. Sie hatte ihr Versprechen gebrochenen - der Verrat war besiegelt. Die Hände vor's Gesicht gehalten floss das Wasser in ihre Innenfläche. Wie konnte sie ihrem Bruder jemals wieder unter die Augen treten? Angst überlappte sich mit Aufregung. Als sie den Männern ihre geliebte Welt gezeigt hatte, waren sie nicht feindlich gesinnt gewesen. Sie ließ die Arme sinken. Wie ihr Bruder damals, musste sie auch den Rebellen das Versprechen abnehmen, niemandem von ihren Fähigkeiten zu erzählen. Diesmal hatte man sie nicht verspottet. Ernsthaftigkeit lag in ihren Worten. Die Männer hatten sich sogar vor ihr verneigt - bis auf einen. Tiwaz. Eoweli hielt inne. Das Wasser floss über ihr Gesicht, ließ die Sicht vor ihr verschwimmen. Der Anführer der Rebellen, das Oberhaupt des Pangäsanen-Clans. Sein Blick ließ sie einfach nicht los. Wie er ihren eigenen stand gehalten hatte. Hitze stieg ihr ins Gesicht. Es ärgerte sie, sein Antlitz nicht mehr aus ihrem Kopf zu bekommen. Sie wischte sich eine Strähne von der Schläfe. Dieser Kerl, der so alt wie ihr Bruder schien - wieso machte er sie nervös? Die Hitze wanderte weiter ihren Körper hinab, erfuhr Stellen, die sie nicht von sich kannte - nicht wusste, dass sie so sehr brennen konnten. Eoweli schüttelte den Kopf. Schob die Hitze auf die Quelle, die ihren Geist benebelte. Auf die Unterlippe gebissen stieg sie aus dem heißen Strahl, der sich über ihren Kopf ergoss. Ein neuer Wille flammte auf. Sie war fest entschlossen heute Nacht zurück zu kehren. Er war ihr noch eine Antwort schuldig. In eines der flauschigen Handtücher gehüllt lief sie aus dem Raum. Eines der Bademädchen kam auf sie zu, trocknete ihr Haar und brachte neue Kleider.

"Amedessa!", Eoweli streckte den Arm aus. Die Dienerin verbeugte sich.

"Teile dem Schneider mit, dass er neue Stoffe bringen soll. Keine weißen. Ich möchte Farbe an meinem Körper tragen."

"Jawohl", sie tat einen Knicks und lief so schnell sie konnte. Wenig später kehrte sie keuchend zurück. In den Händen bunte Stoffe und Kleider. Eoweli hatte sich währenddessen selbst eingekleidet. Sie klemmte die Stoffe unter ihren Arm und schritt zurück in den Palast. Auf dem Weg passte sie den Diener ab, der sie wissend anlächelte. Mit wenigen Zeichen gab sie ihm zu verstehen, dass er sie diese Nacht erneut aus dem Schloss bringen sollte. Er nickte, dass es kaum einer bemerkte und schritt an der Prinzessin vorbei. Diese verscheuchte die Aufregung, verschanzte sich für den Rest des Tages in ihr Zimmer und vertrieb sich die Zeit bis zur späten Abendstunde.
 

Wie in der Nacht zuvor klopfte der Diener an ihre Tür, schlich sich mit der Prinzessin an den Palastwachen vorbei und durchquerte mit ihr die Stadt. Diesmal kam sie zu jenem besagten Haus mit den roten Laken vor der Tür und klopfte mit den Fingerspitzen an die Fensterscheibe. Dunkle Augenpaare schoben sich durch das Schlüsselloch. Die Tür ging knacksend auf und ein alter Greis wies ihr den Weg. Der Unterschlupf der Widerstandskämpfer entpuppte sich als unterirdischer Gang, der mehrfach verwinkelt war und in die verschiedensten Teile der Insel führte. Wie ein Maulwurf waren sie fleißig am Graben gewesen. Es ging in die Tiefe, zu einer Höhle, die einst von riesigen, Menschen fressenden Bären besiedelt war und daher kein Bewohner von Atlantis den Weg dorthin auf sich nähme. Das perfekte Versteck. Der Greis geleitete sie bis an den Stützpunkt der Rebellen. Dutzende hatten sich in den Tiefen versammelt. Um ein Lagerfeuer standen verschiedenste Gruppierungen. Unter ihnen junge und alte Menschen, Pangäsanen und sogar ein paar Einheimische. Ihre Köpfe drehten sich zu dem neuen Gast, der seine Kapuze herunter gezogen hatte und in die Runde blickte.

"Prinzessin Eoweli ist das", flüsterte jemand.

"Ich hörte, sie sei es, die uns aus dem Unglück befreien kann", murmelte ein anderer.

"Unmöglich. Niemand im Palast stellt sich gegen den König."

"Aber sie soll eine neue Heimat gefunden haben-"

"Ja, sogar Anführer Tiwaz scheint überzeugt."

"Wenn sogar unser Anführer ihr glaubt-"

"Still jetzt!"

Aus den Reihen hatte sich Tiwaz erhoben und schritt auf die Prinzessin zu. Noch nie hatte sich die Aufmerksamkeit auf die Prinzessin gerichtet, dass sie leicht den Kopf neigte. Die Rebellen senkten ihre Stimme als ihr Anführer direkt vor der Prinzessin stehen blieb, die Arme verschränkte und erneut seine eiskalten Blicke auf sie richtete - für Eoweli noch ein Grund mehr, das Haupt zu senken.

"Du bist also zurückgekehrt", sagte er ganz selbstverständlich.

"Ich sagte doch", entgegnete die Prinzessin und versuchte ruhig zu klingen, "dass ich Eure Antwort ersuchen würde."

"Nun, ich kann nicht behaupten, dass meine Leute nicht ganz ohne Zweifel sind. Viele von ihnen fürchten sich vor dem Neuen. Dennoch sind die meisten von ihnen gewillt, den Pakt einzugehen. Sie haben akzeptiert, dass ihre Zukunft außerhalb von Atlantis stattfinden muss - wenn sie denn überhaupt noch eine Zukunft haben wollen."

"Ich verstehe", es erfüllte sie mit Trauer, dass es einige gab, denen nichts als die Hoffnung auf das Unbekannte geblieben war. Die keinen Platz auf der Insel hatten. Ihrem Vater hätte es das Herz gebrochen. Sie schluckte den Schmerz hinunter und fuhr fort: "Ich werde mit den Einwohnern...der Welt sprechen. Die fünf großen Clans müssen einer Umsiedlung zustimmen. Ich werde die nächsten Tage aufbrechen und ihre Erlaubnis einholen."

"Das klingt nicht gerade einfach", entgegnete Tiwaz.

"Ihr vergesst, dass sie nicht wie wir sind. Worte und Versprechungen zählen etwas in ihrer Welt."

"Was ist mit dieser Welt", er zwang sie, seinen Blick zu erwidern, "wessen Erlaubnis braucht es hier?"

"Es wird schwierig, das muss ich zugeben. Vorbereitungen müssen getroffen werden. Das könnte einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich werde es nicht vermeiden können, dass der König früher oder später davon erfährt...Deshalb braucht es Geduld und Euer Stillschweigen."

"Uns bleibt nichts anderes übrig. Ich frage mich nur", er hob den Kopf an, "was springt für dich dabei heraus? Was willst du? Die neue Zivilisation anführen? Als unsere Königin?" In der Höhle wurde es totenstill. Eowelis Brust verkrampfte. Die Rebellen starrten auf die junge Prinzessin, die sich ihrer königlichen Abstammung besinnte und sich aufrichtete. "Ich will nichts dergleichen. Ich bin keine Anführerin und schon gar keine König."

"Warum dann? Wieso riskierst du deine Stellung, wenn du nach nichts Höherem strebst?"

"Weil ich glaube, dass der Weg meines Bruders falsch ist. Das... Geschenk, das wir einst erhalten haben - es sollte für uns alle sein. Ich glaubte, mein Bruder würde das Richtige tun. Schließlich verstehe ich nichts von Politik oder davon ein Königreich zu regieren. Aber langsam kommen mir Zweifel, ob seine Entscheidung die Richtige war. Ich möchte den Menschen die Chance geben, diese Entscheidung selbst zu treffen. Es kann kein Urteil gefällt werden, noch bevor Entscheidungen getroffen wurden. Die Menschen sollen sehen und wählen können, ob sie mit oder ohne die neue Welt leben wollen." Noch immer hüllte Schweigen die Höhle ein. Seelenruhig knisterte das Feuer um die Rebellen. Eowelis Wangen standen in Flammen. "Aber", setzte sie an, "es gäbe schon etwas, das Ihr für mich tun könntet."

"Und das wäre?" sagte er so eisig wie sein Blick.

"Bringt mir bei, mit dem Schwert zu kämpfen."

"Das soll ein Scherz sein", er hob die linke Augenbraue hoch.

"Euer Volk beherrscht die Schwertkunst besser als jeder andere. Zumindest laut den Gerüchten."

"Das sind keine Gerüchte, doch ich muss entschieden ablehnen", er lächelte träge, "ich soll dir zeigen, wie man mit dem Schwert umgeht? Einer schwachen, kleinen Prinzessin? Dieses Unterfangen ist sinnlos, noch bevor es begonnen hat."

"Ich will, dass Ihr mir zeigt, wie man kämpft", beharrte sie darauf und spürte wie sie Wut packte. Auf diesen arroganten Mann vor ihr, der keinen Schritt von seiner Position weichen wollte.

"Du kannst mir keine Befehle erteilen", sagte er amüsiert über ihren Blick. Ihre Nasenflügel begannen zu beben. Sie wollte nicht nachgeben. Nein. Sie wollte kämpfen lernen, endlich aufhören, am Rockzipfel der anderen zu hängen. Wenn sie in der neuen Welt leben wollte - und dieser Gedanke existierte seit sie das erste Mal durch das Tor geschritten war - dann musste sie selbstständig handeln können. Die Prinzessin machte einen Schritt zur Seite, dass sie neben einen der Rebellen stand, zog ihm das Schwert aus der Scheide und streckte es dem Anführer entgegen. Ein Raunen ging durch die Höhle. Die ersten hatten ihre Fassung wiedererlangt und machten sich bereit, ihrem Anführer zur Seite zu stehen. Doch dieser blickte auf die Klinge vor seiner Nase. Er lächelte schief.

"Wenn du mir schon drohen willst", er griff nach der Klinge, "dann musst du es schon richtig machen." Seine linke Hand umfasste das Metall. Er drückte sie weiter herunter, dass die Spitze auf sein Herz zeigte. Blut sickerte aus seiner Handfläche. Tiwaz zuckte nicht einmal als die rote Flüssigkeit über das Metall floss. Mit aufgerissenen Augen starrte die Prinzessin darauf.

"Eines muss man dir lassen", sagte er als sie das Schwert sinken ließ, "ich dachte, du würdest in Ohnmacht fallen...vielleicht ist es doch nicht völlig vergebens."

"Ihr meint-"

"Noch weniger würde es mir gefallen, in deiner Schuld zu stehen."

Sie nickte - allmählich fingen ihre Entscheidungen an, sich richtig anzufühlen.



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