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The Weapon They Fear

Sasuke x Sakura
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser,

dieses Kapitel ist eine Rückblende und spielt ca. drei Jahre vor den Ereignissen in The Weapon They Fear. Dieses Kapitel war eins der ersten, die ich zu dieser Geschichte geschrieben habe. Es ist schließlich die Ausgangsitation und erklärt das Verhalten von Sakura und Sasuke. Ich denke, jetzt wird einiges klar. Ich bin schon sehr gespannt auf eure Reaktionen.

Das nächste Kapitel ist noch in Arbeit. Im Moment gibt es ein anderes Pairing aus dem Narutoverse, das mich ein wenig ablenkt, und zu dem ich gerne schreiben würde. Deshalb kann ich noch nicht sagen, wann das nächste Update bei TWTF kommt.

Vielen lieben Dank an die Kommentare, die ihr mir hinterlasst! Ich freue mich wirklich sehr darüber :)

Jetzt erstmal viel Spaß beim Lesen!
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Helle, anklagende Augen

„Ey Stirni, mach mal Platz.“

 

Ino wartete gar nicht erst ab, bis Sakura reagierte, sondern ließ sich sofort neben ihr auf dem Erdboden nieder. Mit dem Rücken lehnten sie beide gegen einen umgestürzten Baumstamm. Das Lagerfeuer knisterte leise vor sich hin und warf tanzende Schatten auf die vier ausgebreiteten Schlafsäcke, die darum platziert lagen.

 

Momentan befanden sie sich auf dem Weg nach Tanzakugai. Das kleine Dorf war vor zwei Tagen von einem Erdrutsch überrascht worden und hatte Konoha um Hilfe gebeten. Teile des Krankenhauses waren beschädigt worden und deren Medic-Nins mit den Verwundeten heillos überfordert, sodass Kakashi, der gerade erst zum Hokage ernannt worden war, sich dazu entschlossen hatte Unterstützung zu schicken. Da Tsunade in Konohas Krankenhaus unentbehrlich war entschied er sich dazu Sakura und Ino zu schicken, die beide gerade in ihrer medizinischen Ausbildung steckten. Dieser Einsatz wäre eine gute Möglichkeit für sie, um das bereits Erlernte auszuprobieren und neue Erfahrungen zu sammeln.

 

„Wir beide waren vorher noch nie zusammen auf einer Mission. Ich dachte ja, du würdest mir nur auf die Nerven gehen“, grinste Ino, „aber ich muss zugeben, so sehr nervst du gar nicht.“

 

Sakura schnitt ihr eine Grimasse. „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, Ino-Pig.“

 

Die Blonde legte schmunzelnd den Kopf in den Nacken und starrte in den Himmel. Er war wolkenklar und der helle Vollmond zeigte sich doppelt so groß wie sonst am Firmament und tauchte ihr hübsches Gesicht in ein silbernes Licht.

 

„Ist das nicht romantisch?“, fragte Ino mit leiser, verträumter Stimme, als wäre sie in Gedanken ganz weit weg. „Die perfekte Kulisse für ein Doppeldate.“

 

„Ino!“ Sakura sah ihre Freundin erschrocken an. Sie warf einen Blick zu den anderen zwei Mitgliedern ihres Teams. In einigen Metern Entfernung standen Sasuke und Shikamaru, die sich leise miteinander unterhielten. Sie komplettierten ihr Team, um in Tanzakugai beim Wiederaufbau zu helfen und nach Überlebenden zu suchen. Hoffentlich hörten die beiden ihr verrücktes Gefasel nicht. Schließlich befanden sie sich auf einer ernst zunehmenden Mission und nicht auf einem Date. „Hör auf so einen Quatsch zu reden! Du bist doch echt verrückt!“

 

Aber Ino kicherte nur leise. „Ja, aber gib zu, genau das liebst du an mir.“

 

Resignierend schüttelte Sakura den Kopf. Doch dann dachte sie genauer darüber nach, was ihre Freundin soeben gesagt hatte. „Moment mal, heißt das … Du und Shikamaru?“

 

Mit hochgezogenen Augenbrauen sahen Inos helle Augen sie an. Unschuldig legte sie den Kopf schief. „Wer sagt denn, dass ich von Shikamaru rede?“

 

Geschockt zog Sakura die Luft ein, als sie verstand. „Was? Aber du– Da heißt– Was?“

 

Sofort brach Ino in schallendes Gelächter aus, was ihr auch einen irritierten Blick von Sasuke und Shikamaru einbrachte. „Beruhig dich, Stirni. Ich mache nur Spaß. Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen.“ Belustigt stupste sie ihr mit dem manikürten Zeigefinger in die Wange, doch Sakura wischte ihre Hand mit einer schnellen Bewegung barsch beiseite.

 

Sie knurrte leise. „Das ist nicht lustig!“

 

Ino grinste immer noch. Sie betrachtete Sakura interessiert und richtete dann ihren Blick zu den beiden Jō-Nin. „Als wenn ich bei Sasuke eine Chance hätte“, sagte sie leise und Sakura entging nicht der leicht traurige Unterton. Schon seit ihrer Kindheit hatten sie beide um die Aufmerksamkeit des Uchihas gebuhlt, waren unerbittliche Konkurrentinnen gewesen. Sakura hatte ihr damals sogar wegen ihm die Freundschaft gekündigt. Eine Entscheidung, die sie mittlerweile bereute. Doch wie es das Schicksal wollte hatten die beiden kurz nach den Chū-Nin-Prüfungen wieder zueinander gefunden und ihre Freundschaft war seitdem stärker denn je. Ino Yamanaka, die hübsche Kunoichi aus Team 10, war ihre beste Freundin, diejenige, der sie ihre Geheimnisse anvertrauen, mit der sie lachen, aber auch weinen konnte. Gemeinsam nahmen sie Unterricht bei Tsunade Senju, um sich zu Medic-Nins ausbilden zu lassen. Als Sakura erfahren hatte, dass sie gemeinsam auf eine Mission gehen würden, war sie vor Freude in die Luft gesprungen.

 

„Was läuft da zwischen euch?“, fragte Ino ehrlich interessiert.

 

„Was meinst du?“

 

„Komm schon, Sakura. Spiel nicht die Blöde. Ich sehe doch die Blicke, die ihr euch gegenseitig zuwerft.“

 

Überrascht weiteten sich ihre grünen Augen. Sie sah in Sasukes Richtung, der nach wie vor mit Shikamaru sprach.

 

„Deine schmachtenden Blicke sind wir ja alle gewohnt“, fuhr Ino seufzend fort, „aber dass er auch Interesse hat ist neu für mich.“

 

Vor Verblüffung klappte ihr der Mund auf. Sakura war sprachlos. Hierbei konnte es sich doch nur um ein Missverständnis handeln. Sasuke Uchiha hatte Interesse an ihr? Beinahe hätte sie laut losgelacht. Natürlich wünschte sie sich, dass diese Behauptung der Wahrheit entspräche, aber sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. Auch wenn ihr schon aufgefallen war, dass sich ihre Freundschaft in letzter Zeit leicht verändert hatte. In den vier Jahren, in denen sie nun schon ein Team bildeten, waren sie sich nie so nahe gestanden wie jetzt. Sie verstanden sich gut, das stimmte, aber konnte sie es wirklich wagen mehr hineinzuinterpretieren, als bloße Kameradschaft?

 

„Sakura, es ist offensichtlich, dass er dich mag.“

 

„Meinst du wirklich?“, fragte sie von Zweifeln geplagt. Sakura überlegte, versuchte sich an etwas zu erinnern, was Ino aufgefallen sein mochte. Umso länger sie suchte, desto mehr Zeichen fielen ihr auf – eine zufällige Berührung, ein leichtes Lächeln, die Wärme in seinen Augen, wenn er mit ihr sprach. Sie wurde leicht rot um die Nase bei der Vorstellung, er könnte wirklich ihre Gefühle erwidern. Ihr Herz schlug automatisch schneller.

 

Ino nickte. „Vertrau mir und meinem scharfen Beobachtungssinn.“ Da musste Sakura ihr zustimmen. Die Blonde hatte wirklich ein Talent für so etwas. Schließlich war sie auch die erste gewesen, die bemerkt hatte, dass sich etwas zwischen Tenten und Neji entwickelte.

 

„Na los, schnapp ihn dir.“ Ino stieß ihr leicht mit dem Ellenbogen in die Seite. „Du hast meinen Segen. Aber ich sage dir eins, Stirni. Vermassel es bloß nicht. Versprich mir nur mir im Anschluss alles zu erzählen. Und zwar alle Details! Wir sind doch beste Freundinnen.“ Mit einem verschmitzten Lächeln zwinkerte sie ihr zu.

 

Verlegen lächelte Sakura. Verliebt betrachtete sie ihre große Liebe. Wenn es etwas zu erzählen gab, dann wäre Ino die erste, der sie es erzählen würde. Das stand fest.

 

„Versprochen.“

 

Drei Stunden später saß Sakura in den Bäumen. Sie hatte es sich auf einem breiten Ast einer Pinie gemütlich gemacht, denn sie hielt die erste Wache. Während die anderen am bereits gelöschten Feuer schliefen überwachte sie die Umgebung. Der helle Vollmond machte es ihr leicht die weite Landschaft zu überblicken. Es war beinahe so hell, als wäre es Tag. Falls sich jemand anschleichen würde, würde sie das bemerken.

 

Sie gähnte herzhaft. Noch eine Stunde, dann würde Sasuke sie ablösen, und sie würde sich in ihren gemütlichen Schlafsack kuscheln können, um auch ein wenig Schlaf zu bekommen. Am nächsten Tag würden sie Tanzakugai erreichen und sie rechnete damit, dass es ein langer und anstrengender Tag werden würde. Sie hoffte nur, dass es die Bewohner dieses Dorfes nicht allzu schlimm erwischt hatte. Vor allem um die Kinder machte sie sich Sorgen, die nun ihr Zuhause oder gar Familienangehörige verloren hatten. Mit ihren medizinischen Fähigkeiten würde sie nur die körperlichen Verletzungen heilen können, aber leider nicht die seelischen.

 

Plötzlich spürte sie eine Präsenz hinter sich. Blitzschnell griff sie nach ihrem Kunai, drehte sich um und hielt es ihrem vermeintlichen Angreifer gegen die Kehle. Statt sich jedoch einem Feind gegenüberzusehen starrte sie in zwei bekannte schwarze Augen, die ihren Blick unerschrocken erwiderten.

 

Die Waffe an seinem Hals ließ ihn unbeeindruckt. „Störe ich?“

 

Sie schnaubte bloß, um ihre Überraschung zu überspielen, und ließ das Kunai sinken, dass sie daraufhin wieder in ihrer Waffentasche am Bein verstaute. „Bilde dir bloß nichts ein. Ich hab dich schon vor zehn Sekunden bemerkt.“

 

Sasuke musterte ihr Gesicht. „Wenn du das sagst.“ Sein Blick schien leicht spöttisch, was ihr offenbarte, dass er ihr nicht glaubte.

 

„Was machst du hier?“, fragte sie ausweichend, während sich ihr Herzschlag von dem Schock langsam erholte. „Du musst mich erst in einer Stunde ablösen.“

 

Sasuke setzte sich neben sie auf den Ast. Der Stamm war breit genug, dass sie beide mit dem Rücken dagegen lehnen konnten. Ihre Oberarme berührten sich dabei. Früher hätte sie so etwas nervös gemacht, doch inzwischen war ihr seine Nähe vertraut.

 

„Ich konnte nicht schlafen“, antwortete er leise. „Von daher dachte ich mir, ich leiste dir ein wenig Gesellschaft.“

 

Sakura verkniff sich ein verliebtes Lächeln. Suchte er womöglich ihre Nähe? Hatte Ino vielleicht doch Recht gehabt?

 

„Hast du etwas Auffälliges bemerkt?“

 

„Nein“, antwortete sie. Erneut ließ sie den Blick über die Landschaft schweifen. „Es ist alles ruhig. Und es ist so hell, dass ein Angriff nicht unentdeckt bleiben würde. Nicht unbedingt die besten Bedingungen, um sich anzuschleichen.“

 

Minutenlang saßen sie schweigend nebeneinander und blickten hinaus in die Ferne, achteten dabei auf jedes verdächtige Geräusch, doch das einzige, was sie hörten, war das entfernte Krächzen eines Uhus sowie das Knacken der Äste im Wind. Die Stille zwischen ihnen war alles andere als unangenehm. Sie hatte eher etwas von Verbundenheit.

 

„Wie kommst du mit deiner Ausbildung voran?“, fragte Sasuke irgendwann.

 

Augenblicklich hellten sich ihre Gesichtszüge auf. „Wirklich gut! Tsunade ist zwar streng, aber sie bringt mir sehr viel bei. Ich könnte mir keine bessere Lehrmeisterin vorstellen. Ich hoffe, dass ich eines Tages auch so talentiert bin wie sie.“

 

Dass Tsunade nach Konoha zurückgekehrt war, war wirklich ein Segen für das Dorf. Vorher hatte sie sich in Tanzakugai aufgehalten, eben jenem Dorf, das sie morgen erreichen würden. Noch dazu war Sakura stolz, dass Tsunade als erste Frau das Amt des Hokage ausgeübt hatte. Die Kunoichi hatten es in der von Männern angeführten Ninjawelt nicht leicht. Viele sahen auf das schwache Geschlecht herab, dabei war Tsunade die stärkste Person, die Sakura kannte. Noch dazu war sie eine außergewöhnliche Iryōnin. Von ihr lernen zu dürfen war ein hohes Privileg.

 

„Vor ein paar Tagen durfte ich bei einer Geburt helfen.“ Sakura lächelte bei der Erinnerung. Im Kreissaal hatte viel Aufregung geherrscht. Die Patientin hatte stundenlang in den Wehen gelegen, sich vor Schmerzen gekrümmt und sich die Seele aus dem Leib geschrien. Und doch war es für sie eine schöne Erinnerung. „Allein dabei zu sein, wie ein Mensch auf die Welt kommt, war unbeschreiblich. Aber weißt du, was noch schöner war? Der Moment, in dem die Frau ihr Kind das erste Mal in den Armen gehalten hat. Obwohl die Geburt ihr alles abverlangt hatte sah sie in diesem Moment so unendlich glücklich aus.“

 

Sie sah ihn lächelnd an und musterte sein Gesicht. Er hörte ihr interessiert zu, weshalb sie fortfuhr. „Natürlich gibt es im Krankenhaus nicht nur positive Geschichten sondern auch unheilbare Krankheiten und tragische Ereignisse. Noch vor einigen Jahren hätte ich nicht gedacht, dass ich psychisch dazu in der Lage wäre, aber anscheinend bin ich doch stärker, als ich dachte. Das wird wohl an meiner Ausbildung als Kunoichi liegen. Wir haben schließlich schon sehr früh die ersten Kampferfahrungen gesammelt.“

 

Sasuke nickte zustimmend. „Das stimmt wohl.“

 

Eine Weile hing sie ihren Gedanken nach, angefangen mit ihrer Reise ins Reich der Wellen, über ihre Kämpfe im Wald des Schreckens, bis hin zu ihren Missionen, die sich über alle Nationen erstreckten. Vieles war in den letzten Jahren geschehen und sie hatten Erfahrungen gesammelt, auf die sie kein Lehrbuch der Welt in der Akademie hätte vorbereiten können. Im Gegensatz zu ihm entsprang Sakura keinem bedeutenden Clan, in dem das mächtige Erbe an die nächste Generation weitergegeben wurde. Ihre Eltern waren keine nennenswerten Shinobi. Sie hatten sie auch nie dazu gedrängt sich für den Weg des Ninja zu entscheiden. Dieser Wunsch war immer ganz von ihr allein gekommen. Auch wenn sie zugeben musste, dass der Schwarzhaarige, der momentan neben ihr saß, an diesem Wunsch nicht ganz unbeteiligt gewesen war.

 

Sakura wurde wieder einmal bewusst, wie lange sie schon in ihn verliebt war. Sie konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wie es gewesen war, bevor sie ihn kennengelernt hatte. Der Tag, an dem sie in sein Team eingeteilt wurde, war einer der glücklichsten ihres Lebens gewesen.

 

In einem Anflug von plötzlichem Mut lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und schaute verträumt in den Himmel, an dem unzählige Sterne funkelten. Ino hatte recht gehabt, die Aussicht war wirklich romantisch. Er erwiderte die Geste zwar nicht, tolerierte ihre Nähe allerdings, was schon viel über ihn aussagte und ihr ein ungeheures Glücksgefühl bescherte. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus. Leise sagte sie: „Schau mal wie groß der Mond ist.“

 

„Mhm“, murmelte er direkt neben ihr. „Die perfekte Kulisse für ein Doppeldate.“

 

Augenblick entglitten ihr sämtliche Gesichtszüge, als sie seine Worte verstand. „Grundgütiger!“ Sie rückte wieder von ihm weg und starrte ihn geschockt an. „Du hast uns gehört?“

 

„Jedes Wort.“

 

Beschämt verbarg sie ihr Gesicht in den Händen und stöhnte gequält gegen ihre Finger. Wie peinlich! Wieso hatte Ino auch nicht einfach ihre verdammte Klappe halten können? Was dachte er denn nun über sie? Argh!

 

„Ino war schon immer alles andere als leise“, meinte er bloß, als sprächen sie über nichts anderes als das Wetter.

 

„D-d-das … kann ich erklären“, stammelte sie, während sie vorsichtig durch ihre Finger zu ihm lugte. Abwartend sah er sie an, während ihr Gehirn auf Hochtouren arbeitete und versuchte eine plausible Erklärung zu finden. Aber was sollte sie sagen?

 

Schnell rief sie sich in Erinnerung, was sie und Ino alles gesagt hatten, um abzuschätzen, wie groß der Schaden war. Wenn sie genauer darüber nachdachte, war es ja eigentlich kein großes Geheimnis, dass sie ihn mochte. Schon als Kind hatte sie ihm stets ihre Gefühle um die Ohren gehauen und sich in ihren Zeiten als Ge-Nin ständig an ihn rangeschmissen. Ein Verhalten, wofür sie sich heute schämte. Rückblickend betrachtet hatte sie in dem jungen Alter noch gar nicht gewusst, was Liebe war und für ihn höchstens stark geschwärmt. Im Laufe der Jahre hatten sich ihre Gefühle weiterentwickelt. Erst als sie ihn richtig kennengelernt hatte, hatte sie sich neu in ihn verliebt. Nicht nur in den attraktiven Schönling, sondern auch in seinen Charakter. Nun, im Alter von sechzehn Jahren, war sie ruhiger geworden und versuchte ihn nicht durch ihre Aufdringlichkeit, sondern durch sich selbst für sich zu gewinnen.

 

Sasuke beugte sich zu ihr, hob seine beiden Hände, legte sie auf ihre und zog ihre Finger sanft von ihrem Gesicht, damit sie sich nicht weiter vor ihm verstecken konnte. In seinen Augen suchte sie nach einem Anzeichen, das ihr offenbarte, was in ihm vorging. Sie erwartete Spott oder Mitleid, vielleicht sogar Wut, aber stattdessen fand sie … fand sie …

 

„Ino hat Recht“, gestand er ruhig, aber bestimmt.

 

Sie blinzelte verwirrt. „W-Womit?“

 

Seine schwarzen Augen sahen sie durchdringend an, während er ihre Hände immer noch in seinen hielt. „Mit allem.“

 

Es dauerte eine Weile, bis diese Worte bei ihr Sinn ergaben. Seine Nähe führte dazu, dass sie sich kaum noch konzentrieren konnte. Sie überlegte, was Ino gesagt hatte … Sie überlegte, überlegte fieberhaft, bis –

 

„Es ist offensichtlich, dass er dich mag.“

 

Ihre Augen weiteten sich bei der Erkenntnis. Ihr Mund öffnete sich zu einer stummen Frage. Er nickte langsam. Alles um sie herum geriet in Vergessenheit, was nur noch zählte, war dieser eine Moment. Ihr Herz begann aufgeregt in ihrer Brust zu schlagen. Es kam ihr vor wie ein Traum, vollkommen unwirklich.

 

Er mochte sie?

 

Sie hatte das Gefühl etwas sagen zu müssen. Sie wollte unbedingt erwidern, dass sie ihn auch mochte. War das nicht die perfekte Gelegenheit? Ihr Herz schlug immer schneller, arbeitete in einem rasanten Tempo, während sich ihr Verstand vollkommen verabschiedete. Ihr Kopf war leer, unfähig einen klaren Gedanken zu verfassen. Alles, was sie nur noch wahrnahm, war, wie er sie ansah und wie sie sich mehr und mehr vor Nervosität anspannte. Seine Augen studierten sie, wanderten über ihr Gesicht, bis sie an ihrem leicht geöffneten Mund hängen blieben. Dann lehnte er sich langsam nach vorne und während er die letzte Distanz überwand schloss sie die Augen, nur um kurz darauf seine Lippen auf ihren zu spüren. Eine federleichte Berührung, die sie dahinschmelzen ließ und jegliche Anspannung aus ihrem Körper vertrieb. Ihre Muskeln entspannten sich und sie öffnete ihren Mund, um ihn zurück zu küssen.

 

Bei Kami, dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. Seine Lippen fühlten sich unglaublich an und jagten ein Kribbeln durch ihren gesamten Körper. Diese sinnlichen Berührungen seines Mundes waren äußerst erregend und erschufen in ihr eine ungeahnte Sehnsucht. Sie lehnte sich weiter vor, seufzte gegen seine Lippen, drückte ihren Mund immer und immer wieder gegen seinen. Wie lange schon hatte sie sich das gewünscht?

 

Doch auch wenn sich gerade ihr sehnlichster Wunsch erfüllte, gab es etwas, dass sich in ihr sträubte, etwas, das sie von ihm wegzog. Deshalb löste sie sich von ihm, äußerst widerwillig. Ihre Atmung ging beschleunigt und sie spürte eindeutig die Hitze in ihren Wangen. Fragend sah er sie an. Es kostete sie enorme Anstrengung und Selbstbeherrschung die folgenden Worte auszusprechen. „Wir … wir sollten das nicht tun“, murmelte sie so leise, dass es sie überraschte, dass er sie überhaupt verstand. „Wir müssen doch Wache halten. Was ist, wenn jemand angreift?“

 

Ihre grünen Augen fixierten dabei seine Lippen, Lippen, die sie so sehr auf ihren eigenen vermisste. Sie biss sich auf die Unterlippe, was ihren Widerwillen mehr als verriet.

 

Als sie wieder in seine Augen blickte sah sie seinen intensiven, verlangenden Blick. „Vertrau mir“, wisperte er, während er ihr Gesicht in beide Hände nahm und sie wieder zu sich zog. Seine Lippen pressten sich fordernd auf ihre. „Ich passe auf.“

 

Ein Keuchen entfuhr ihr, als sie seine Zunge in ihrem Mund spürte. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, weil sie befürchtete, sonst den Halt unter dem Boden zu verlieren. Dass sie immer noch in einem Baum saßen war weit in Vergessenheit geraten. Er küsste ihren Widerwillen in Sekunden fort, drückte sie gegen den Baumstamm und beugte sich über sie. Wellen des Glücks durchströmten sie, Wellen der Liebe, des Verlangens und der Sehnsucht. Er küsste sie beinahe um den Verstand.

 

Unerwartet löste sich Sasuke abrupt von ihr und drehte den Kopf, als hätte er etwas gehört. Sakura sah noch wie seine Augen in der Dunkelheit rot aufleuchten, während sie das erstickte Geräusch hörte. Im nächsten Moment war er verschwunden. Sie schnappte nach Luft, um wieder zu Atem zu kommen und versuchte ihren beschleunigten Herzschlag zu beruhigen. Sie fühlte sich wie berauscht.

 

Dann erst merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Ihr Herz, das eben noch vor Glückseligkeit beinahe geplatzt wäre, rutschte ihr nun in den Magen, als sie erkannte, dass sie nicht länger allein waren. So schnell sie konnte sprang sie vom Baum, landete auf dem Boden und sah noch wie unmittelbar vor ihr jemand mit einem Kunai in der Brust zu Boden ging. Auf seinem Stirnband erkannte sie das Zeichen von Otogakure. Sie wurden angegriffen. Und sie hatte es nicht bemerkt. Erst als es zu spät war.

 

Das erstickte Geräusch drang wieder an ihre Ohren, diesmal lauter, verzweifelter.

 

„Ino!“ Sie rannte in Richtung Lagerfeuer. Innerhalb von Sekunden war sie bei Ino und ihr Herz blieb für einen Moment stehen, als sie ihre Freundin erblickte. Die Blonde lag noch in ihrem Schlafsack, sah sie mit schreckgeweiteten Augen an und hielt sich mit beiden Händen verzweifelt den Hals zu, aus dem viel zu viel Blut sickerte. Sofort presste Sakura ihre Hände auf die von Ino, die rot und glitschig vom Blut waren und versuchte, die Blutung zu stillen. Das Blut lief weiter und weiter, verließ viel zu schnell ihren zitternden Körper, nässte den Schlafsack und färbte ihre blonden Haare im hellen Mondeslicht schwarz.

 

Sakura aktivierte ihr Chakra, um die Wunde zu verschließen. Ino röchelte und zappelte. Ihr Gesicht war inzwischen unnatürlich blass. Nur nebenbei bemerkte Sakura die Kampfgeräusche um sich herum. Sie hatte nicht aufgepasst! Verdammt, wieso hatte sie nicht aufgepasst?! Der blanke Horror stand ihr ins Gesicht geschrieben.

 

„Halte durch, Ino!“ Sie redete sich ein, dass sie Ino noch retten konnte. Ihr Verstand realisierte, dass sie inzwischen viel zu viel Blut verloren hatte, dass der Schnitt an ihrer Kehle viel zu tief war, aber sie schob diese Gedanken einfach beiseite, da sie viel zu grausam waren, um der Realität zu entsprechen

 

Das ist alles meine Schuld!, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hat mir vertraut und ich war abgelenkt ...

 

Aufgeben war keine Option. Sie verstärkte ihr Chakra, während die ersten Tränen anfingen über ihre Wangen zu laufen. Inos Gesicht war vor Schmerz und Angst verzerrt. Ihre hellen Augen starrten sie weit aufgerissen und panisch an. Ein anklagender Ausdruck lag in ihnen, als würde sie sagen wollen:

 

Wo warst du?“

 

„Wieso hast du uns nicht gewarnt?“

 

„Deinetwegen sterbe ich!“

 

Sakura entfuhr ein Wimmern. Vielleicht, wenn sie schnell handelte, vielleicht konnte sie mit einer Bluttransfusion … Doch auch dieser Gedanke erstarb, als sie mit Schrecken beobachtete, wie Inos Augen immer leerer, ihre Bewegungen immer langsamer und ihr verzerrtes Gesicht immer entspannter wurde. Sakura vergaß zu atmen, während sie zusah, wie das Leben aus ihrer besten Freundin wich. Ihr entfuhr ein verzweifeltes Schluchzen. Mit ihren blutigen Händen berührte sie Inos Gesicht, fuhr mehrmals mit ihren Fingern über ihre Wangen. „Nein, Ino, bitte nicht …“

 

Sie bemerkte nicht, wie die Kampfgeräusche um sie erstarben und sich Sasuke und Shikamaru neben sie stellten, bemerkte nicht, dass die feindlichen Ninja, denen der Überraschungsangriff gelungen war, besiegt waren. In diesem Moment kümmerte es sie nicht, selbst wenn sie noch da wären, und sie angriffen, sie hätte sich keinen Millimeter von Ino fortbewegt. Schluchzend sah sie in das ausdruckslose Gesicht ihrer besten Freundin, während weiterhin Blut aus der tiefen Wunde lief. Ino war tot und alles was blieb, war der anklagende Blick aus ihren hellen Augen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: RuffysKreationen
2021-06-07T13:37:33+00:00 07.06.2021 15:37
Uff...okay, das ging recht zügig O.o
Hatte ja eher erwartet, das mehr zwischen Sakura und Sasuke lief? Kommt da noch mehr? D:
Umso gespannter bin ich nun auf das Gespräch zwischen den Beiden X3
Antwort von:  stone0902
07.06.2021 20:27
Hallo Ruffy,

was genau ging dir denn zu schnell? Wenn du den Kuss meinst, dann musst du bedenken, dass es dazu ebenso eine Vorgeschichte gibt, die ich aber nicht ausführlich erläutert habe. Sakura und Sasuke sind sich in ihrem Team mit der Zeit immer näher gekommen ... (An einer Stelle habe ich geschrieben, dass sie sich noch nie so nahe standen, wie zu diesem Zeitpunkt und es schon einige Anzeichen von Annäherung seinerseits gab) Es hat sozusagen vier Jahre gedauert, bis es zu diesem Kuss gekommen ist. Sakura war sich ihrer Gefühle ja sehr früh bewusst, aber Sasuke brauchte eben seine Zeit.
Du hattest also mehr erwartet? Bezüglich der Vergangenheit? Dann muss ich dich enttäuschen: da gab es "nur" den Kuss. ;)

Vielen Dank für dein Kommi :)
Antwort von: RuffysKreationen
08.06.2021 16:53
Dass die Gefühle sich im Laufe der Zeit entwickelt haben, ist ja klar :D
es war nur so schnell vorbei mit allem ^^°
Und vor allem so tragisch...
Antwort von:  stone0902
08.06.2021 18:29
Achso meinst du das ... Ja das stimmt schon, ich hätte den beiden ruhig etwas mehr Zweisamkeit gönnen können ^^ Aber was nicht ist kann ja noch werden ;)
Antwort von: RuffysKreationen
09.06.2021 16:42
Das hoffe ich doch ~
Von:  Studio
2021-06-06T11:31:39+00:00 06.06.2021 13:31
Dramatisch Kapi!!!
Endlich ist es raus, also das da kurz was zwischen Sakura und Sasuke gelaufen ist, hätte ich tatsächlich nicht erwartet! Das du Ino dabei drauf gehen lässt, hab ich schon vermutet, als Sakura mal von ihr in der Vergangenheitsform geredet hat... find ich trotzdem echt traurig...
Aber der Cliffhänger vom letzten Kapi ist immer noch da!? Bei der Spannung wird man ja verrückt! xD xD xD
Ich freu mich schon mega aufs nächste Kapi!!! Ich hoffe, dass dich die Muse zu dieser Story schnell weider packt und wir bald ein neues Kapi lesen dürfen!
VG Studio
Antwort von:  stone0902
07.06.2021 20:29
Hallo Studio,

es freut mich, dass ich dich überraschen konnte :D Und es freut mich, dass du das mit Ino rausbekommen hast. Ich habe versucht es anzudeuten, ohne dabei zu viel zu verraten.

Und danke für das Lob! Ich versuche die Geschichte auch weiterhin spannend zu gestalten, wobei ich schon denke, dass wir uns gerade auf dem Höhepunkt befinden, bzw. ihn gerade erreichen.

Vielen Dank fürs Lesen! :)

LG


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