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Nach all der Zeit

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Kapitel 16

20. Oktober
 

“Käpt'n?”

“Hey, Käpt'n.”

“Mario!”
 

Erst jetzt reagierte der junge Mann und blickte zu seinen Freunden, die ihn alle ansahen.

“Alles in Ordnung?”, fragte Gregor ihn besorgt.

“Hmm? Ja, klar”, antwortete Mario und erkannte, das jeder Einzelne der Kickers ihn mit einem seltsamen Blick musterte.

“Bist du sicher?”, fragte Tommy ihn.

“Warum?” Mario sah den Verteidiger verwirrt an.

“Deswegen”, beantwortete jedoch Benjamin die Frage des Torwarts und deutete neben diesen.

Mario runzelte seine Stirn und sah neben sich auf den Boden. Seine Augen weiteten sich, als er den Fußball dort liegen sah. Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass im Tor ebenfalls zwei Bälle lagen. Er hatte es nicht mitbekommen, dass seine Jungs geschossen hatten. Sein Kopf war eindeutig nicht bei der Sache, in dem Fall beim Training. Seine Gedanken drehten sich nur noch um Elsa, er konnte sich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Und das zeigte sich auch jetzt. Er seufzte auf.

“Mensch Mario!”, erklang Kevins Stimme laut und aufgebracht.

“Was?” Der Torwart sah verwirrt zu ihm.

“Wir haben dich gerade mehrmals angesprochen und du hast nicht reagiert. Schon wieder!”, gab der Fußballer stirnrunzelnd von sich.

Mario sah nochmal zu den Fußbällen hinter sich, ehe er seine Kappe von seinem Kopf nahm und diese nachdenklich musterte. Anschließend sah er seine Mannschaft an.

“Jungs, das macht so keinen Sinn. Ich mache Schluss für heute, ihr trainiert einfach weiter. Bis morgen.”

Er wartete nicht ab, wie die Anderen reagierten, sondern ging einfach an ihnen vorbei zum Clubhaus. Alle sahen mit großen Augen zu, wie er kurz darauf mit seiner Tasche aus diesem wieder herauskam. Er hob seine Hand noch einen Moment, dann war er weg.
 

“Was … was war das?”, fragte Tino ungläubig.

“Mario hat das Training noch nie einfach abgebrochen! Noch nie! Egal was war, er hat immer weitergemacht.” Philipp war schockiert.

“Naja, außer er war krank, dann hat er eigentlich nicht trainiert. Meint ihr, er ist krank und ist deshalb gegangen?”, überlegte Sascha.

Gregor, der immer noch seinem besten Freund hinterher sah, auch wenn dieser bereits weg war, blickte zu ihrem Ersatzspieler. “Ich denke nicht. Vermutlich”, erneut sah er in die Richtung, in die Mario gelaufen war, “beschäftigt ihn immer noch die ganze Sache mit meiner Schwester.”

“Und das Gerede an der Schule.” “Ellen hat da echt ganze Arbeit geleistet.” Die Zwillinge wechselten einen Blick.

“Was machen wir mit ihm?” Kevin runzelte seine Stirn. “Ich meine, wir spielen nächste Woche gegen die Teufel. Und Mario ist schon einige Zeit nicht mehr bei der Sache. Das heute war nur die Spitze des Eisberges.”

“So können wir nicht gegen eine andere Mannschaft antreten. Und erst recht nicht gegen die Teufe, die machen uns gnadenlos fertig.” Daniel wirkte verzweifelt.

“Ich bin dafür, dass wir das Spiel absagen, so werden wir verlieren. Da habe ich echt keine Lust drauf!” Christoph verzog sein Gesicht.

“Das sehe ich genauso.” Philipp nickte und schob seine Brille nach hinten. “Es ist zwar schön, wenn Gregor für uns Tore gegen Viktor schießt, aber Eric, Gordon und Steve werden Mario in seiner aktuellen Verfassung ein Tor nach dem anderen in den Kasten hauen. Wir haben keine Chance.”

“Gregor, was sagst du denn dazu?”, richtete Charlie an ihren Mittelstürmer.

Dieser verzog sein Gesicht, ehe er Christoph ansah. “Ich stimme dir zu. Wir sollten das Spiel absagen. Ich bezweifle stark, dass Mario bis nächste Woche besser drauf ist und Viktor und seine Jungs sind nunmal mit die stärksten Gegner, die wir haben.”

“Ja. Nur zum verlieren müssen wir nicht an die Nanyo gehen.” Benjamin verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper.

“Also wenn wir alle der gleiche Meinung sind, dann werde ich nachher zu Viktor gehen und ihm absagen.” Gregor sah seine Freunde an. Diese nickten.

“Ich komme mit dir mit”, erklärte Kevin.

Gregor nickte ihm zu. “Sehr gerne. Dann würde ich vorschlagen”, richtete er an die anderen, “dass wir jetzt noch ein wenig trainieren. Das können wir auch ohne Mario, geben wir einfach unser bestes.”
 

~~~
 

“Ich weiß nicht, wenn ich denen zusehe, habe ich immer das Gefühl, dass wir zuwenig trainieren und das machen wir beim besten Willen nicht!” Kevin sah auf das Fußballfeld der Nanyo Schule, wo die Teufel unter der Anleitung von Viktor trainierten.

“Ich schaue ihnen wirklich gerne zu, da kann man immer noch was lernen. Viktor ist ein toller Lehrer!” Gregor beobachtete die gegnerische Mannschaft mit leuchtenden Augen.

Kevin runzelte seine Stirn. “Lass das nur nicht Mario hören.”

Der Mittelstürmer winkte ab. “Ach, der weiß das doch schon längst und er stimmt mir zu. Wir haben oft genug mit Viktor zusammen geübt.”

Nun weiteten sich die Augen seines Freundes. “Was? Ihr habt mit Viktor trainiert? Er hat euch Tipps gegeben?”

Gregor nickte. “Ja, genau.”

Kevin hob eine Faust und wedelte damit vor dem Gesicht des neben ihm Stehenden herum.

“Warum habt ihr uns das nicht gesagt? Wollt ihr nicht, dass er uns anderen Kickers auch Tipps gibt? Was seid ihr denn für Freunde? Und vor allem was seid ihr für Mannschaftskameraden? Ihr wollt doch auch, dass wir besser werden!”

Gregor blinzelte ihn verwundert an. “Äh … keine Ahnung. Ich glaube, das will Viktor gar nicht. Es war eigentlich immer Zufall. Wenn Mario und ich uns so zum kicken getroffen haben am Wochenende. Und da kam Viktor halt das ein oder andere Mal vorbei.”

“Ach so, schade. Der hätte uns sicher noch was beigebracht.” Kevin ließ seine Hand wieder sinken.

Nun war es an Gregor, der breit grinste. “Wie war das? Lass das nur nicht Mario hören.”

Auch Kevin grinste schief. “Klar. Wobei”, er wurde ernst, “momentan ist vermutlich jeder ein besserer Trainer und Lehrer als unser Käpt´n.”

Auch der Mittelstürmer wurde ernst. “Das stimmt leider.”

“Oh”, sein Freund sah auf, “ich glaube, wir wurden gesehen. Da schau mal.” Er deutete auf Viktor, der tatsächlich in ihre Richtung sah und eine Hand grüßend gehoben hatte.

“Ja, das hat er. Los, komm mit, Kevin.”

Gregor lief los, auf den Kapitän der Teufel und gleichzeitig auch Bruder seiner Freundin, zu.
 

“Hey”, begrüßte dieser sie, “was macht ihr hier? Wollt ihr uns Teufel vor dem Spiel nächste Woche noch ausspionieren?” Er grinste breit, was zeigte, dass er die Frage nicht ganz ernst meinte, die Kickers waren den Teufeln schon lange ebenbürtig.

Gregor und Kevin sahen ihn ernst an. “Wir kommen tatsächlich wegen dem Spiel nächste Woche.”

Der Teufel-Torwart bemerkte die ernste Stimmung. “Okay, was ist los?”, fragte er sie.

Die Kickers wechselten einen kurzen Blick. “Wir müssen das Spiel leider absagen”, erklärte Gregor seinem Mentor.

“Absagen? Was ist los, ist etwas passiert? Ist bei euch jemand verletzt? Mario? Denn eigentlich wäre er derjenige, der so etwas mit mir besprechen würde, ohne euch zu nahe treten zu wollen.” Viktor sah sie an. Nur ein kurzes Zucken seiner Augen zeigte seine Sorgen, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.

“Verletzt ist er nicht …”, murmelte Gregor.

“Aber tatsächlich sagen wir seinetwegen ab”, fügte Kevin hinzu.

“Okay, sagt einfach was Sache ist und nicht rumdrucksen”, verlangte Viktor und verschränkte seine Arme vor seinem Oberkörper.
 

~~~
 

“So ist das also …” Viktor runzelte seine Stirn.

Sie hatten sich an den Spielfeldrand gesetzt und Gregor hatte erklärt, dass Mario zurzeit in keiner guten Verfassung war, dass er sich nicht mehr konzentrierte, nicht bei der Sache war, mit dem Kopf immer woanders. Dass er heute nicht einmal mehr mitbekommen hatte, dass sie geschossen hatten, während er im Tor stand und danach einfach gegangen war, etwas, das tatsächlich noch nie vorgekommen war.

“Hat das damit zu tun, dass Mario mit deiner Schwester geschlafen hat?”, richtete der Ältere schließlich an den Mittelstürmer der Kickers. Der riss seine Augen weit auf.

“W-was? Woher weißt du ...? Warum?”

Viktor zog einen Mundwinkel hoch, ehe er wieder ernst aussah. “Auch wir an der Nanyo haben mitbekommen, was da passiert ist. Das hat vermutlich weitere Kreise gezogen, als ihr gedacht habt. Und zudem”, sein Blick richtete sich auf den Jüngsten unter ihnen Dreien, “ist deine Freundin und auch enge Freundin deiner Schwester, meine Schwester.”

“Also der Satz ist kompliziert, ich weiß nicht, ob Gregor den verstanden hat.” Kevin wand sich seinem Freund zu. “Er hat mit Conny geredet.”

Gregor verdrehte seine Augen. “Manchmal bist du wirklich blöd”, richtete er an Kevin.

Viktor musste kurz lachen. “Naja, unwahrscheinlich ist das nicht unbedingt.”
 

“Alter”, murrte Gregor. “Könnten wir uns vielleicht wieder den wichtigen Dingen zuwenden?”

Der Teufel-Torwart nickte. “Du hast recht.” Er seufzte auf. “Tatsächlich hat mich das alles sehr überrascht. Mario war immer ernst, ruhig und besonnen, er hat sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, so kannte ich ihn jahrelang. Als er mit Elsa zusammengekommen ist, kam die erste Änderung. Er wurde lockerer, offener, er war glücklich. Und dann die Trennung, die keiner von uns erwartet hatte und ich bin mir sicher, dass ich nicht nur für mich spreche, wenn ich sage, dass ich schockiert war. Das hatte doch keiner erwartet. Und ab dem Zeitpunkt habe ich ihn teilweise nicht mehr erkannt, diese Streitereien mit Elsa, so habe ich ihn nie erlebt, so aufbrausend und zynisch. Dabei war er sonst wie immer, wenn Elsa nicht in der Nähe war oder man nicht über sie gesprochen hat, aber zusammen? Und dann das jetzt. Mario hat immer so darauf geachtet, dass alle Regeln eingehalten werden, dass alles mit richtigen Dingen zugeht, man nichts falsches tut. Und dann schläft ausgerechnet er mit einer vergebenen Frau, betrügt seine eigene Freundin. Das ist nicht der Mario, den wir kennen …”

Gregor und Kevin nickten.

“Da hast du vollkommen recht. Er und Elsa, das war schon übel, wie die beiden aufeinander reagiert haben. Wie du sagtest Viktor”, Kevin sah diesen an, “Mario war in diesen Situationen anders. Aber das jetzt, keiner hätte ihm so eine Aktion zugetraut.”

“Meiner Schwester hätte ich so etwas auch nicht zugetraut, niemals. Sie war auch immer so ruhig, besonnen. Dass sie so ausrasten kann, das hat mich schon echt erschreckt. Und dann das … das hat man doch von keinem der beiden erwartet. Das ist nicht nur eine Kleinigkeit …” Gregor seufzte auf.
 

Die drei Fußballer wurden still.

“Ich hoffe, das wird wieder”, erklärte Viktor.

“Frag uns mal”, murmelte Kevin.

“Das wird es schon werden. Aber es dauert halt. Mario macht sich gerade viele Gedanken, ihn beschäftigen halt einfach Dinge, die wichtiger sind als das Training.”

Er bekam zwei verwunderte Blicke zugeworfen.

“Was denn?”, fragte Gregor, als er diese bemerkte. “Es gibt in seinem Leben halt mehr als nur den Fußball.”

Kevin schüttelte ungläubig seinen Kopf. “Solche Worte aus deinem Mund, Gregor.”

“Ist doch so. Mir ist Conny auch wichtiger.” Der Mittelstürmer sah seinen Freund ernst an.

“Das erwarte ich auch, Gregor. Aber es wird ja mal Zeit, dass Mario das auch bemerkt”, stellte Viktor fest.

“Wie meinst du das?” Kevin sah ihn fragend an.

Der Ältere zuckte mit seinen Schultern. “Ich werde dazu nicht mehr sagen.”

Gregor musterte ihn nachdenklich. Wusste Viktor mehr? Wahrscheinlich dachte er sich seinen Teil. Viktor war ein guter und aufmerksamer Beobachter und Zuhörer. Er wusste oft Dinge, die anderen noch gar nicht aufgefallen waren. Daher könnte er sich gut vorstellen, dass dem Älteren klar war, was Mario beschäftigte. Elsa. Elsa und seine Gefühle für sie.

Gregor seufzte auf und sah auf ein Tor auf dem Fußballfeld. Wenn es sich zwischen seiner Schwester und Mario nicht bald klären würde, befürchtete er, dass das Spiel gegen die Teufel nicht das einzige war, das die Kickers absagen mussten.
 

~~~
 

03. November
 

“Hey Gregor!”

“Ja Käpt´n?”

Der Gerufene streckte seinen Kopf ins Clubhaus, wo Mario vor ihren Trainingsplänen stand, die sie an die Wand gepinnt hatten.

“Gregor”, Mario sah seinen besten Freund über seine Schulter an, “wir hatten doch ein Spiel gegen die Teufel vereinbart. Warum steht das nicht mehr auf dem Plan?”

Der Mittelstürmer trat in das Clubhaus ein und kratzte sich unbehaglich am Hinterkopf.

“Ehrlich gesagt haben wir das abgesagt, Mario.”

“Was?” Mit großen Augen sah Mario ihn an.

“Naja, so wie du die letzten Wochen drauf warst, haben wir keinen Sinn darin gesehen, das Spiel zu bestreiten. Viktor und seine Jungs hätten uns gnadenlos fertig gemacht.”

“Aber … wann habt ihr das abgesagt? Und warum habt ihr nicht mit mir gesprochen?” Fassungslos drehte der Torwart sich zu seinem besten Freund um.

Der ließ seine Hand sinken. “Mario, ist dir eigentlich klar, dass das Spiel bereits letzte Woche hätte stattfinden sollen? Wir haben es eine Woche vorher abgesagt, also vor fast zwei Wochen.

Mario blinzelte ungläubig. “Was?”
 

Gregor setzte sich auf eine der Bänke und Mario ließ sich ihm gegenüber ebenfalls auf die Bank sinken.

“Mario, das macht so gerade keinen Sinn mehr. Du bist total abwesend, das hier ist wieder so ein Beispiel dafür. Früher hättest du nie ein Spiel vergessen. Ich weiß, du hast genug im Kopf, dein Abschlussjahr, meine Schwester. Und ich, sicher auch alle anderen, wir haben Verständnis, wenn du gerade nicht ganz bei der Sache sein kannst, aber du bemerkst es ja selbst nicht. Und das macht alles gerade echt kompliziert. Das Training zum Beispiel, wir sind froh, wenn du da bist und mitmachst. Teilweise bist du so abwesend … du hast uns auch schon versetzt oder hast das Training abgebrochen.”

Marios Hände, die auf dem Tisch lagen, ballten sich zu Fäusten. “Es tut mir leid”, murmelte er und sah auf seine Hände.

“Ach Mario. Wir verstehen ja, dass es dir momentan nicht gut geht. Aber trotzdem … du hast die Kickers die letzten Jahre so weit gebracht, ohne dich wären wir nicht, wo wir heute sind. Und wir brauchen dich, wir brauchen es, dass unser Kapitän und Torwart sich konzentriert. Denn wenn du es nicht tust, dann klappt das hier alles nicht.”

Mario runzelte bei Gregors Worten die Stirn. “Und das ist ein Problem, Gregor. Das darf so nicht sein, es darf nicht alles von mir abhängig sein.”

“Wie meinst du das?” Auch der Mittelstürmer runzelte seine Stirn.
 

Sein bester Freund schloss die Augen und strich sich mit einer Hand erschöpft über das Gesicht. “Weißt du, warum Elsa und ich uns getrennt haben?”

Nun schüttelte der Jüngere den Kopf. “Nein, das habt ihr beide für euch behalten.”

Mario seufzte auf. “Es wirft ein schlechtes Licht auf mich … zurecht … Ich habe Elsa vernachlässigt. Die letzten Monate unserer Beziehung. Sie hat mir vorgeworfen, die Kickers über alles zu stellen, dass unsere Mannschaft, mir wichtiger wäre als sie. Das habe ich immer verneint. Ich habe sie geliebt, sehr, aber sie hatte recht, ich habe sie nicht mehr wichtig genommen, eher als selbstverständlich erachtet. Ich habe sie ständig versetzt, weil ich wichtigeres zu tun hatte, in meinen Augen zumindest. Und ich habe ihr vorgeworfen, egoistisch zu sein, dass sie nicht verstehen kann, dass die Kickers mich brauchen, wie wichtig ich für die Mannschaft bin. Schlimmerweise ist mir erst jetzt klar geworden, was ich ihr damit angetan habe. Mit meinem Verhalten, aber auch mit meinen Worten. Ich verstehe, weshalb sie sich von mir abgewandt hat, warum sie so wütend auf mich war. Ich habe alles verdient, was sie mir an den Kopf geworfen hat.”

Er wurde still, dachte nach. Seine Hände ballten sich wieder zu Fäusten.
 

“Gregor, ich habe so viel falsch gemacht. Ich glaube, ich habe Elsa nicht einmal zugehört, ich habe ihr Unrecht getan. Das hat sie nicht verdient. Sie hat jemanden verdient, der sie liebt, der ihr die Welt zu Füßen legt, der alles für sie tut, der für sie da ist, uneingeschränkt und am wichtigsten, der sie glücklich macht. Wie soll ich jemals derjenige sein, der das tut, der sie so glücklich macht? Ich habe sie verletzt, wie soll sie sich jemals wieder auf mich einlassen können? Und das Schlimme ist, dass diese Erkenntnis darüber erst mit der Erkenntnis gekommen ist, dass ich sie immer noch liebe. Wie soll das jemals gut gehen? Wie kann ich auf der einen Seite darauf hoffen, dass sie zu mir zurück kommt, unserer Beziehung nochmal eine Chance gibt und gleichzeitig wissen, dass ich sie so verletzt habe, dass die einzige logische Schlussfolgerung ist, dass das niemals passieren wird? Diese Gedanken, die beschäftigen mich zur Zeit Tag und Nacht, ich kann an nichts anderes mehr als an deine Schwester denken. Ich liebe sie so sehr, Gregor und es zerreißt mich innerlich, zu wissen, dass das alles reines Wunschdenken von mir ist. Ich will sie nicht wieder verletzen, daher ist es besser, wenn sie von mir fern bleibt, das ist mir klar. Aber dann sehe ich sie und will sie nur in den Arm nehmen. Ich kann einfach nicht mehr …”
 

Gregors Augen hatten sich bei jedem Satz des Älteren mehr geweitet, der einfach nur verzweifelt wirkte.

“Mario”, gab er leise von sich. Er hatte gewusst, dass es seinem besten Freund nicht gut ging, gerade was Elsa anging, aber dass es ihm so schlecht ging … “Mario”, wiederholte er, “ich denke, du bist auf dem richtigen Weg”, erklärte er mit festen Worten.

Der Torwart sah verwirrt auf. “Auf dem richtigen Weg?”

Gregor nickte. “Ja. Du machst dir Gedanken über Elsa, dir ist klar, was damals der ausschlaggebende Grund für eure Trennung, und sicher auch für eure ganzen Streitereien und die Wut in euch war. Und du hast dich doch geändert.”

“Wie meinst du es, dass ich mich geändert habe?” Mario war sehr verwirrt. Was redete sein bester Freund da?

Dieser zuckte mit seinen Schultern. “Mario, früher hättest du nie, niemals das Training einfach abgebrochen oder ausfallen lassen. Und heute … du sagst, dass du nur an meine Schwester denkst, dass du dir Sorgen machst, sie niemals glücklich zu machen. Vor ein paar Jahren hast du wohl nur an die Kickers gedacht, Elsa stand an zweiter Stelle. Und heute ist es doch eindeutig andersrum, oder? Also ist es der richtige Weg. Wenn du sie zurück haben willst, dann muss sie an erster Stelle stehen, du musst ihr zeigen, dass sie das Wichtigste für dich ist und dass alles andere hinten ansteht. Nur so wirst du ihr beweisen können, dass es dir dieses Mal ernst ist.”

Der Torwart nickte langsam. “Da hast du wohl recht …” Er sah auf. “Wie machst du das, Gregor? Ich meine, du liebst den Fußball. Und trotzdem bist du jetzt auch schon lange mit Conny zusammen und ihr scheint immer glücklich zu sein.”

Gregor musste bei dem Gedanken an seine Freundin lächeln. “Wie ich es dir gesagt habe. Conny ist für mich das Wichtigste, sie ist meine Nummer eins. Ich liebe den Fußball, aber sie liebe ich mehr. Und sie weiß es. Weil ich es ihr zeige, immer wieder. Und das musst du auch tun. Es wäre mir zwar recht, wenn du dich ein wenig mehr zusammen reißen könntest, wieder etwas besser drauf wärst und das hier mal wieder ernst nimmst, aber du solltest die Kickers nicht zu deinem absoluten Lebensmittelpunkt machen. Ich glaube, du nimmst es oft zu ernst. Dabei soll es doch in erster Linie Spaß machen, oder?”
 

Mario blinzelte, als ihm klar wurde, dass genau das nach der Trennung von Elsa passiert war, vermutlich schon vorher. Er hatte die Kickers als Lebensmittelpunkt angesehen. Und das musste geändert werden.

“Du hast recht. Vielleicht … vielleicht müssten wir uns alle mal zusammensetzen. Ich denke, wir müssten vermutlich nicht so oft trainieren, wie wir es momentan machen. Jeden Tag vor der Schule und dann auch noch danach ... Vielleicht können wir da etwas zurück treten, nicht jeden Tag nach der Schule trainieren.“

Gregor nickte. “Das ist doch eine Idee. Und glaube mir, das zeigt Elsa, dass es dir ernst ist.”

Mario hob seine Augenbrauen. “Dir ist bewusst, dass alle dich schräg ansehen werden, wenn du mit so Sprüchen ankommst? Also dass man weniger trainieren kann?”

Der Jüngere lachte. “Mario, glaube mir, ich trainiere sowieso mehr als jeder von euch. Daran wird sich auch mit weniger offiziellem Training nichts ändern.”

Der Torwart schmunzelte. “Vermutlich.” Dann wurde er wieder ernst. “Meinst du wirklich, dass es für die Anderen okay ist, wenn wir an unseren Trainingszeiten rumschrauben und sie verkürzen, nur weil ich wieder mit Elsa zusammen sein will?”

Gregor grinste nun breit. “Glaube mir, keiner von uns wird damit ein Problem haben. Wenn wir dann den alten Mario wieder haben, dann würden wir fast alles tun. Und wenn noch dazu du und Elsa glücklich seid, dann sind wir für alles bereit.”

Mario lächelte ihn dankbar an. “Danke, Gregor. Für alles.”

Der winkte ab. “Ach, dafür nicht.” Er wurde ernst. “Mario, ich will wirklich, dass es euch besser geht. Die ganze Situation. Eure, Elsas und deine Streitereien, waren schlimm genug. Aber das jetzt, ich will es nicht mehr mit ansehen müssen. Elsa geht es nicht gut und dir auch nicht. Ich will einfach nur, dass alles sich klärt.”

Mario sah ihn ernst an. “Glaube mir Gregor, auch ich will nichts mehr als das.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Centranthusalba
2021-07-21T12:12:56+00:00 21.07.2021 14:12
Hallo Tasha,
Ahhh wieder ein reines Mario-Kapitel.
Also bei der ersten Szene musste ich ganz laut lachen. Mario, der nicht einmal bemerkt, dass drei Bälle hinter ihm im Tor liegen. Den abwesenden Gesichtsausdruck konnte ich mir regelrecht vorstellen. 🙈 Ayayay, da geht es ihm wirklich nicht gut.
Und dann kommt die Szene mit Viktor. Die kenn ich ja schon 😉. Ach herrlich, brutal ehrlich wie immer. Und diesen Satz mit/über Conny musste ich auch dreimal lesen bis ich ihn verstanden hab. Und dann fühlte ich mich von Kevin auch angesprochen 😂😂😂
Und dann die Szene im Clubhaus. Ich gebe es zu: ich habe schnell zurückgescrollt, um das erste Datum noch einmal zu lesen. Und dann das zweite. Großes Fragezeichen. „Tasha, kommst du mit deinem eigenen Zeitplan durcheinander?“ und dann kommt Gregor und tadelt ihn, dass er es verpeilt hat. Und wieder war ich ertappt. 😁
Und holla, die Waldfee, „vielleicht muss sich das ändern“. Mario, was für Worte? Das wird spannend.
Lässt du Mario und Viktor noch miteinander reden? So von Käptain zu Käptain? Äh Captain zu Captain… Käptn zu Käptn…? dieses Wort macht mich fertig😂
Antwort von:  Tasha88
21.07.2021 14:46
Hello :)

also gleich zu Beginn - ich glaube: Kapitän ist korrekt ;p wenn du in die "Chronik" schaust, wirst du merken - also nope, das konnte Tasha auch nicht XD
und die Jungs rufen immer Käpt´n - und um dabei zu bleiben, ähm eine kurze, gaaanz kurze Szene gibt es bereits im nächsten Kapitel ;)

und sonst lache ich jetzt auch - oh ja, der Satz ... und ich habe erst vor kurzem einen Fehler entdeckt - fast hätte Viktor behauptet, dass COnny auch seine Freundin ist ... jetzt ist sie, korrekterweise, seine Schwester ... zum Glück habe ich das rechtzeitig gemerkt ;)

und mein Zeitplan .. du erinnerst dich? ich mache mir vieeeele Gedanken darüber ;) da habe ich sogar eine Timeline gezeichnet und alles eingetragen. es gab auch nochmal einige Änderungen und hin und her geschiebe, aber so ist es jetzt perfekt ^^

Und alles weitere wird sich zeigen ^^ wir haben jetzt auch so pi mal daumen die Hälfte geschafft ^^
Von:  Devilvegeta
2021-07-20T18:24:32+00:00 20.07.2021 20:24
🥰🥰🥰🥰🥰
Der Absatz, in dem Mario seine Gedanken und Gefühle offen legt, ist wirklich total schön geschrieben. Als Leserin habe ich die ganzen Emotionen gespürt und hätte Mario am Liebsten in den Arm genommen. ^^
Vielen Dank für deine mitreißende Schreibkunst :*
Und unser lieber Gregor ist mal wieder überraschend reif mit seinen Ratschlägen und seinem Verhalten :)
Antwort von:  Tasha88
20.07.2021 21:10
*-* danke dir für deine lieben Worte, es ist einfach schön, so eine Rückmeldung zu lesen ♥
hach ja, da hat mir Mario auch echt leid getan. Und Gregor .. .hach, der Junge ist schon so einer. Verpeilt und naiv .. und dann haut er so was raus XD


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