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Insomnia

Midnight x Mt. Lady
von

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Sonnenstrahlen tauchten den Raum in ein warmes Licht, während frische Luft durch das offen stehende Fenster ins Innere des Zimmers drang.

Der Fernseher, welcher im Hintergrund lief, wurde größtenteils von dem eintönigen Geräusch des Staubsaugers übertönt, doch die Blondine störte sich nicht daran.

Aktuell gab es sowieso nur eine Werbesendung zu bestaunen, in welcher zwei Personen in einer Studioküche ein Küchengerät anpriesen, welches Gemüse nicht nur in Streifen oder Würfel schneiden konnte, sondern die geschnittenen Lebensmittel gleich noch in die darunter angebrachte, praktische Plastikbox beförderte.

Nichts interessierte die junge Frau aktuell weniger, als die beiden Küchenfeen, welche fleißig allerlei Obst und Gemüse kleinhackten.

Natürlich hätte sie das Programm ganz einfach umschalten können, doch die Fernbedienung lag auf dem Tisch und war von ihrer derzeitigen, sehr bequemen Position auf dem Sofa, praktisch unerreichbar. Nun, sei es drum. Aufgrund des laufenden Staubsaugers würde sie den Fernseher sowieso nicht verstehen.

„Denk dran auch in den Ecken staubzusaugen.“, wies sie ihren Praktikanten an, ohne von der Modezeitschrift, welche sie aktuell in den Händen hielt, aufzublicken.

„Ja, Ma'am.“, kam es etwas gequält von dem fleißigen Helferlein, welches aktuell das Studio saugte, das zwar gemütlich wie ein Wohnzimmer eingerichtet war, ihr allerdings als Büro diente.

Zwar hegte Yu leise Zweifel, dass die UA diese Art von Beschäftigung für das Schülerpraktikum vorgesehen hatte, doch aktuell war es friedlich in der Stadt. Ihr Einsatz wurde folglich nicht gebraucht und selbst wenn, konnte sie auch gut darauf verzichten, ihren derzeitigen Praktikanten zu einem Einsatz mitzunehmen.

Was hatte die renommierte Heldenschule ihr da auch bitte für einen Schüler geschickt?

Auf sie machte der Junge einen reichlich unfähigen Eindruck und würde sie ihn zu einem echten Einsatz mitnehmen, hatte sie Sorge den Zwerg am Ende noch versehentlich zu zertreten, wenn sie im Kampf nicht genaustens auf ihre Umgebung achtete.

Immerhin lernte der kleine Perversling gerade auch etwas fürs Leben, nämlich wie man sich im Haushalt nützlich machte. Später konnte er davon nur profitieren, während die Blondine aktuell vom Einsatz des Praktikanten profitierte, musste sie doch keinen Finger krumm machen, um ihr Büro in Ordnung zu halten.

Die junge Frau konzentrierte sich wieder mehr auf die Modezeitschrift in ihren Händen und blendete das nervige Geräusch des Staubsaugers dabei so gut wie aus.

Die Sommermode dieses Jahr war ein wahrer Hingucker. Wenn sie so durch die Zeitschrift blätterte, bekam sie nicht übel Lust shoppen zu gehen, doch dafür war im Moment wohl eher keine Zeit.

Sie streckte sich gemütlich auf dem bequemen Sofa, schob sich einen Kartoffelchips in den Mund und blätterte die Zeitschrift um.
 

Ganz aus den Gedanken gerissen wurde die Blondine, als es plötzlich an der Tür klopfte.

Eh? Wer war das denn jetzt? Vielleicht ihre Assistentin? Wenn ja, war sie etwas früh dran, doch beschweren würde sie sich nicht.

„Die Tür ist offen!“, rief Yu lediglich gegen den Staubsaugerlärm an, machte sich jedoch nicht die Mühe vom Sofa aufzustehen, da sie lediglich ihre Assistentin erwartete.

Sie blickte in Richtung Tür, als diese sich öffnete und blinzelte schließlich doch etwas überrascht, als die Besucherin ihr Büro schließlich betreten hatte.

„Guten Morgen zusammen!“ Die großgewachsene, dunkelhaarige Frau, welche einen Stapel Unterlagen bei sich hatte, blickte sich kurz im Büro um und stutzte nun ebenfalls.

„Was ist denn hier los?“ Scheinbar hatte die Besucherin nicht damit gerechnet, dass das eigentliche Praktikum bei einer Profiheldin für den UA Schüler zu einem Putz-Praktikum ausarten würde.

„Aktuell ist es eben sehr ruhig in der Stadt.“, gab die Blondine ungerührt Auskunft, setzte sich nun doch wieder auf und zuckte unbekümmert mit den Schultern.

„Was genau machst du überhaupt hier, Midnight?“, wollte sie schließlich wissen.

Die beiden Frauen waren nicht unbedingt dafür bekannt besonders gut miteinander auszukommen, um so mehr verwunderte die Blondine der spontane Besuch der Lehrerin.

„Ich bin ersatzweise für den Praktikumsbesuch eingesprungen.“, erklärte die Dunkelhaarige, trat näher an das Sofa heran und reichte ihrem Gegenüber die Unterlagen, die sie bei sich trug.

„Die UA möchte sicherstellen, dass ihre Schüler während des Praktikums gewisse Dinge lernen, daher haben wir uns dieses Jahr dafür entschieden, eine To-Do Liste zu erstellen, welche abgearbeitet werden muss.“

Yu nahm der Älteren die Papiere ab und überflog die erste Seite der Liste kurz. Ihre Begeisterung sank mit jedem, sich auf der Liste befindenden, Punkt.

„Das ist kein schlechter Grundgedanke, aber sehe ich so aus, als könnte ich mir ein paar Schurken aus den Rippen schneiden?“, hakte sie nach, ehe sie die Papiere vor sich auf den Tisch legte.

„Das nicht, aber die Liste soll vermeiden, dass die Schüler zu Aufgaben herangezogen werden, die rein gar nichts mit dem Beruf des Helden zu tun haben.“

Zeitgleich mit ihren Worten nickte Nemuri in Richtung Mineta, welcher immer noch dabei war das Zimmer zu staubsaugen, allerdings innegehalten hatte, um das Gespräch seiner beiden Idole mitverfolgen zu können. Stumm aber zustimmend nickte der Junge sogleich.

„Als wenn ich ihn den ganzen Tag das Haus putzen lassen würde.“, fauchte die Blondine, welche sich ein wenig ertappt fühlte. „Der Junge hat freiwillig angeboten, kurz zum Staubsauger zu greifen.“, behauptete sie und wandte sich mit einem engelsgleichen Lächeln ihrem Praktikanten zu.

„Ist doch so, oder?“ Kaum, dass Midnight es nicht mehr sehen konnte, verwandelte sich Yus freundliches Lächeln in ein drohendes Funkeln, welches den Schüler kreidebleich werden ließ.

„Äh...j-ja, Ma'am...!“, brachte er spontan heraus, auch wenn er ursprünglich das Gegenteil hatte sagen wollen.

Die gruselige Mimik der Heldin verschwand und wurde nahtlos durch das engelsgleiche Lächeln von zuvor ersetzt, mit welchem sie sich nun der Besucherin zuwandte. „Du hast es gehört.“

Nemuri, die nicht auf den Kopf gefallen war, blickte weiterhin skeptisch drein. „Da bin ich mir nicht so sicher.“

Kaum ausgesprochen, zog die Blondine eine Augenbraue hoch, während ihr Lächeln sich zu einem provokanten Grinsen verwandelte. „Wenn du dir nicht sicher bist, ob du verstanden hast, was der Junge gesagt hat, solltest du vielleicht über ein Hörgerät nachdenken. In deinem Alter ist das immerhin keine Schande.“

„In meinem Alter?!“, schnappte die Dunkelhaarige verärgert und funkelte die Jüngere über die Sofalehne hinweg wütend an. „Ich geb dir gleich in meinem Alter! Im übrigen ist mein Gehör allemal besser als deine Arbeitsmoral!“

Unbeeindruckt blickte die Profiheldin hoch zu der UA Lehrerin, welche hinter dem Sofa stand und zu ihr herabfunkelte.

„Hey, Junge, sieh dir das gut an. Du erlebst hier gerade live einen prähistorischen Wutanfall mit.“, rief sie Mineta zu und provozierte die andere Heldin damit nur noch mehr.

„Jetzt reicht's!“, blaffte Nemuri und packte verärgert eins der hornähnlichen Enden, welche zur Heldenmaske der Blondine gehörten, um diese dazu zu bringen, sich zu ihr umzudrehen. „Du bist doch selbst nicht mehr die Jüngste! Und noch dazu ein faules Stück!“

Das provokante Grinsen der anderen Frau, wich blitzartig einem nun ebenfalls verärgerten Gesichtsausdruck. Während die Ältere das hornähnliche Ende der Dominomaske nach wie vor noch nicht losgelassen hatte, griff die Blondine spontan hoch und zog ihr Gegenüber an den Haaren.

„Das muss ich mir von dir nicht anhören! Wen nennst du hier ein faules Stück, alte Schachtel!?“

Mineta, der im ersten Augenblick eigentlich begeistert darüber gewesen war, seine Idole an einem Ort versammelt zu sehen, packte inzwischen das kalte Grauen. Möglichst unauffällig schob der Schüler sich aus dem Raum, denn der Flur erschien im eindeutig der sicherere Ort zu sein, falls hier gleich das Armageddon losbrechen würde, was er für sehr wahrscheinlich hielt.
 

Wiedererwartend hatten die beiden Heldinnen sich einige Minuten später doch wieder zusammengerauft, sodass ein normales Gespräch möglich war.

Nemuri hatte sich Yu gegenüber auf einen Sessel gesetzt und war noch damit beschäftigt ihre Frisur wieder in Ordnung zu bringen, während auch die Blondine das Chaos auf ihrem Kopf wieder richtete.

„Zurück zum Praktikumsbesuch.“, beschloss Midnight schließlich und räusperte sich kurz.

„Von mir aus. Je schneller wir das besprochen haben, desto schneller sind wir hier fertig.“, stimmte die Jüngere ihr zu.

Da ihre Kaffeetasse, welche auf dem Tisch stand, inzwischen dummerweise leer war, beschloss sie jedoch noch kurz aufzustehen, um sich neuen Kaffee zu holen.

Mit einem neuen Getränk in der Hand und einer weiteren Tasse für die Besucherin, kehrte Yu schließlich wieder zurück und setzte sich.

„Also dann schieß mal los. Wie genau hat die UA sich die Sache mit der To-Do Liste vorgestellt? Bis wann müssen die einzelnen Punkte abgearbeitet sein?“

Nach wie vor hatte sie eigentlich keine rechte Lust sich wirklich um den Praktikanten zu kümmern, doch für Profihelden war es nur von Vorteil Praktikumsplätze anzubieten. Nicht nur, dass besagte Praktikanten dann und wann passable Helferlein abgaben, nein, auch vor der Presse stand man gut da und die Außenwirkung war das, was Yu eigentlich interessierte.

„Die Punkte auf der zweiten Seite, haben kein festes Datum, bis wann sie abgearbeitet werden müssen. Wir wissen immerhin selbst, dass man nicht beeinflussen kann, wann ein echter Einsatz ansteht. Bis zum Ende des Praktikums sollten besagte Punkte allerdings erfahrungsgemäß abgehakt werden können.“

Die Dunkelhaarige genehmigte sich einen Schluck Kaffee, stutzte und kippte lieber noch etwas Milch in ihre Tasse. Das Zeug war dermaßen stark, dass es sie ernsthaft wunderte, warum die Blondine nicht den ganzen Tag über hyperaktiv herumsprang, vor allem, da die Jüngere offensichtlich bereits mehr als einen superstarken Kaffee getrunken hatte.

Schließlich wandte sie sich wieder der Liste zu. „Die Punkte der ersten Seite, sollten sich allerdings recht zeitnah abarbeiten lassen. Den Schülern von Einsätzen und Kämpfen zu berichten, dürfte immerhin kein Problem sein. Und wenn es so ruhig ist wie jetzt, ist es den betreuenden Profihelden auch zuzumuten, sich die Trainingsfortschritte der Praktikanten anzusehen.“

Na wunderbar. Innerlich verdrehte Yu die Augen. Diese Liste beinhaltete eine ganze Menge Arbeit, auf die sie überhaupt keine Lust hatte, doch was tat man nicht alles, um der Außenwelt einen möglichst positiven Eindruck zu vermitteln?

„Ich sehe was sich machen lässt.“, murrte sie daher also widerwillig ihre Zustimmung.

„Aber diese Listen sind ganz eindeutig neu. Krempelt die UA gerade ihre gesamte Herangehensweise um?“, erkundigte Yu sich.

„Nicht alles, aber es stimmt schon, die ein oder anderen Punkte wollen wir zukünftig verbessern, um unseren Schülern eine noch bessere Ausbildung zu gewährleisten.“

Nemuri genehmigte sich noch einen Schluck von dem Herzinfarktkaffee.

„Zu den geplanten Verbesserungen zählt nicht nur die To-Do Liste für den Praktikumseinsatz, wir wollen zukünftig auch mit den Profihelden, die sich unserer Schüler annehmen, enger zusammenarbeiten. Das beinhaltet gemeinsame Workshops und Übungscamps, soweit der Terminkalender es zulässt.“

Die Laune der jüngeren Heldin sank nur noch weiter in den Keller. Bislang war es immer eine recht entspannte Angelegenheit gewesen, Praktikanten aufzunehmen, jetzt steckte auf einmal wirkliche Arbeit dahinter.

„Wie sollen wir Profis wissen, ob unser Terminkalender Übungscamps zulässt? Die Schurken werden sich im Vorfeld wohl kaum jedes Mal brav ankündigen.“ Die Blondine verdrehte die Augen.

„Genau das ist ein Punkt, der noch etwas genauer ausgearbeitet werden muss.“, räumte Midnight ein. „Genau so, wie die Profihelden zukünftig feste Ansprechpartner innerhalb der Lehrerschaft bekommen sollen. Die genauen Listen hierzu sind allerdings auch noch nicht abschließend erstellt.“
 

Eine Weile lang besprachen die beiden Frauen noch die zukünftig eintretenden Änderungen. Auch ließ die UA Lehrerin sich noch eine aktuelle Einschätzung des Praktikanten mit auf den Weg geben, ehe es an der Zeit wurde wieder aufzubrechen.

Schließlich stand Nemuri von ihrem Platz auf, streckte sich und ging zwei Schritte auf die Tür zu.

„Das wären erst einmal alle Neuerungen. Wenn du keine Fragen mehr hast, würde ich mich auf den Weg zum nächsten Praktikumsbesuch machen, Mt. Lady.“

Die Blondine, welche nach dem Gespräch und der Erkenntnis, dass zukünftig nun wirklich echte Arbeit auf sie zukommen würde, schon mehr als bedient war, winkte nur ab.

„Nein, von meiner Seite aus gibt es nichts mehr zu besprechen. Ich gehe davon aus, die Schule wird von allein auf mich zukommen, wenn die Liste mit den Ansprechpartnern erstellt wurde.“

Anstatt das Büro wieder zu verlassen, womit die Blondine eigentlich gerechnet hatte, trat ihre Besucherin von einem Bein aufs andere und blieb ihr wohl oder übel noch einen Moment länger erhalten.

„Eine Frage hätte ich allerdings noch.“, streute die Ältere ein.

Yu zog fragend eine Augenbraue hoch.

„Wo genau ist dein Bad?“, erkundigte die Lehrerin sich schließlich, nachdem sie eben noch eine große Tasse Kaffee getrunken hatte.

Im ersten Moment wollte Yu ihr Gegenüber ganz einfach in Richtung Gäste-WC lotsen, doch nachdem der Praktikant sich als Perversling entpuppt hatte und sie ernsthaft befürchtete, dass er das Bad verwanzt haben könnte, entschied sie sich dagegen.

„Hier, fang!“ Sie warf Nemuri ein Schlüsselbund zu, an welchem sich auch ihr Wohnungsschlüssel befand. Die Wohnung der Blondine lag praktischerweise direkt über ihrem Büro, was ihr täglich unnötige Arbeitswege ersparte.

„Die Treppe im Flur hoch und in der Wohnung gleich die erste Tür links.“

Zwar verstanden die beiden Frauen sich alles andere als gut, doch ging Yu davon aus, dass sie der anderen Heldin zumindest in so weit vertrauen konnte, als dass diese ihre Wohnung nicht erst einmal gründlich auf den Kopf stellen würde.
 

Nachdem Nemuri das Badezimmer ohne Probleme gefunden hatte und sich noch rasch die Hände wusch, fiel ihr Blick ganz automatisch zu dem Spiegelschränkchen über dem Waschbecken.

Sie musterte ihr Spiegelbild und befand es durchaus für sehr passabel. Dann bemerkte sie jedoch, dass die Tür des Schränkchens ein Stück weit offen stand.

Zugegebenermaßen juckte es sie sowieso schon in allen Fingern, rasch einen Blick in die Räume der Wohnung der jüngeren Heldin zu riskieren, wo sie schon einmal hier war, doch wusste sie, dass sie das schlecht tun konnte.

Interessant war der Gedanke jedoch durchaus. Bereits die Diele der Wohnung war stilvoll eingerichtet und auch das Bad war hell und sauber. Bei einer so faulen Person wie der Besitzerin dieser Wohnung, hätte Nemuri ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sich hier nirgendwo auch nur ein einziges Staubkorn fand.

Die ganze Wohnung konnte sie kaum auf den Kopf stellen, doch da das Spiegelschränkchen eh schon ein Stück weit offen stand, könnte ein Blick hinein wohl kaum schaden.

Bereits auf dem Badewannenrand waren allerlei Shampoos, Haarpflegeprodukte und Cremes aufgereiht, weshalb sie damit rechnete, im Spiegelschrank lediglich Yus Make-Up Vorräte zu finden.

Sie öffnete mit einem Schmunzeln auf den Lippen das Schränkchen.

//Dann wollen wir doch mal sehen, was du dir täglich so alles ins Gesicht klatschst.//, kommentierte sie in Gedanken.

Wie Midnight es bereits erwartet hatte, fand sich auf der rechten Seite des Schränkchens tatsächlich einiges an Make-Up, wobei es sich ausnahmslos um teure Markenprodukte handelte. Was sie auf der linken Seite des Schränkchens fand, überraschte sie jedoch.

Nemuri blinzelte und griff nach einem der Döschen, um das Schild darauf besser lesen zu können.

Schlaftabletten. Allein schon eine dieser Dosen würde einen beachtlichen Vorrat der Tabletten beinhalten, doch es fanden sich noch weitere Dosen der gleichen Marke im Schrank. So viele Tabletten! Du liebe Zeit! Bei einer Frau Mitte zwanzig hätte sie eigentlich nicht damit gerechnet. Eigentlich hätte sie generell nicht damit gerechnet, dass eine Person einen solchen Vorrat an Schlaftabletten im Badezimmer hortete.
 

Schließlich zog sie die Wohnungstür wieder hinter sich zu, schloss ab und lief die Treppe hinunter, zurück in das Büro der anderen Heldin.

„Hier, der Wohnungsschlüssel.“ Nemuri warf Yu den Schlüssel zu, welche das Schlüsselbund geschickt auffing.

„Sag mal, was genau hast du eigentlich mit den ganzen Schlaftabletten vor? Damit kann man ja eine ganze Herde Büffel ausschalten.“ Ihre Entdeckung schien ihr so absurd, dass sie sie einfach ansprechen musste.

Die Blondine zog eine Augenbraue hoch und wirkte wenig begeistert. „Warum siehst du dir den Inhalt meiner Schränke an, wenn ich schon so nett bin und dich mein privates Bad benutzen lasse?“

„Das Schränkchen stand offen, es war also kaum möglich diesen Vorrat zu übersehen.“ räumte Midnight ein.

Die Jüngere verdrehte genervt die Augen, verzichtete jedoch darauf sich weiter aufzuregen.

„Wie du schon sagst, sind die Tabletten bloß ein Vorrat. Es ist nicht so, als hätte ich vor die alle auf einmal zu nehmen.“

Als sie den skeptischen Blick ihres Gegenübers bemerkte, fügte Yu ein :“In der Steinzeit, in der du die Schule besucht hast, lernt man es vielleicht noch nicht, aber in der Moderne wird man durchaus über Risiken und Nebenwirkungen von Tabletten aufgeklärt, weißt du?“

Das rechte Auge der Dunkelhaarigen begann verärgert zu zucken. „Vielleicht hast du Recht und es sollte mir egal sein, ob du dir die Tabletten händeweise einwirfst, oder nicht. Arbeite einfach die To-Do Liste mit Mineta ab und verabschiede dich von dem Gedanken, unsere Schüler als unbezahlte Putzhilfen umzufunktionieren. Ich würde gerne darauf verzichten, hier all zu bald schon wieder vorbeischauen zu müssen, Zimtzicke.“

„Oh, keine Sorge, Mama Midnight wird schon keine Beschwerden zu hören bekommen. Aufregung ist immerhin nicht gut fürs Herz. Im fortgeschrittenen Alter erst recht nicht.“, konterte Yu gereizt.
 

Schließlich blickte die Blondine der UA Lehrerin nach, als diese das Büro verließ und die Tür hinter sich zuzog. Diese Frau schaffte es jedes Mal wieder sie binnen Sekunden zu provozieren!

Ihr Blick büßte etwas des Ärgers ein und sie seufzte, als sie schließlich wieder allein im Büro war.

Es stimmte schon, dass es der Dunkelhaarigen ein leichtes war sie zu provozieren, dennoch war dies nur ein Teil der Geschichte.

//Ich hoffe, dass ich auch noch so gut aussehe, wenn ich erst mal über 30 bin.//, dachte sie. //Und ich hoffe, dass sie nur mein Badezimmer unter die Lupe genommen, aber das Wohnzimmer ausgelassen hat.// Würde sich herausstellen, dass die andere Heldin auch über das im Wohnzimmer aufgehängte Fan-Poster, welches keine andere Person als die Dunkelhaarigen selbst zeigte, gestolpert war, Yu würde augenblicklich im Erdboden versinken.

„Hey, Junge! Wo bist du jetzt schon wieder hin?! Sieh zu, dass du das Studio fertig staubsaugst und die Fenster müssen auch noch geputzt werden! Wenn du damit fertig bist, sehen wir uns mal die Liste an, die die alte Schachtel gerade vorbeigebracht hat!“, rief Yu schließlich nach ihrem Praktikanten, um das Kribbeln in der Magengegend und die Gedanken an die Ältere zu verdrängen.
 

Etwa zur gleichen Zeit, hatte Midnight draußen ihr Auto erreicht und hatte sich auf den Fahrersitz gesetzt.

Diese kleine, arrogante Zicke. Jedes Mal, wenn sie sich über den Weg liefen, trieb die junge Frau sie zur Weißglut. Immerhin in einem Punkt machte die Blondine ihrem Heldennamen alle Ehre - ihr Ego war mindestens genau so hoch wie ein Berg.

Kopfschüttelnd startete Nemuri den Wagen und fuhr los. Sie war sich ziemlich sicher, dass es Yu ganz und gar nicht passte, dass die UA nun eine Liste eingeführt hatte, welche es innerhalb des Praktikums abzuarbeiten galt. Mineta war ganz bestimmt nicht der erste Schülerpraktikant, der zur billigen Putzkraft umfunktioniert wurde.

Aber zukünftig wäre dem zumindest größtenteils ein Riegel vorgeschoben, würde die UA mit den Profihelden, welche Praktikumsstellen anboten, von nun an um einiges enger zusammenarbeiten.

Das würde dann wohl auch bedeuten, dass sie sich in Zukunft unweigerlich öfter über den Weg laufen würden. Einerseits Gift für ihr Nervenkostüm, anderseits...

//Hoffentlich stellt sie bald irgendetwas dummes an, was einen Anlass zu einem weiteren Besuch gibt. Sie hat zwar ein Ego, dass höher als jeder Berg ist, aber auch wenn ich es nie zugeben würde, amüsieren mich diese Aufeinandertreffen in Wirklichkeit jedes Mal mehr, als sie sollten.//

Ja, diese arrogante, faule...gutaussehende, wahnsinnig niedliche Blondine provozierte sie zwar jedes Mal binnen Sekunden, aber das war eben nur die eine Seite der Medaille...



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