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Ich wollte niemals von euch fort

von

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Kapitel 27

Die Feuerschatten starrte auf den dunkler werdenden Horizont. Gewaltige anthrazitgraue Wolken, aus denen dicke Tropfen zur Erde fielen und Konoha hinter einem undurchdringlichen Schleier verbargen, türmten sich im Osten auf.

Shizunes schlanke Silhouette spiegelte sich in der Scheibe, gegen die unaufhörlich der Regen trommelte, ehe sie die Tür leise hinter sich schloss, das Flurlicht verbannte und den Raum erneut in matte Dunkelheit tauchte. Leise knisterten ihre Schritte auf den Tatami-Matten.

Seit sie ein ANBU-Team zur Ergreifung des Uchihas ausgeschickt hatte, nagte die Hokage beunruhigt an ihrem Daumennagel.

„Tsunade ...“, begann die junge Frau, wurde aber von einer abrupten Handbewegung der Angesprochenen brüsk zum Schweigen gebracht.

Sie brauchte Zeit, um nachzudenken, um eine Entscheidung zu treffen.

Ruhelos schritt die Hokage hinter ihrem Schreibtisch auf und ab, während sie die dicken Rauchwolken über dem Uchiha-Viertel besorgt beobachtete; immer wieder leckten Feuerzungen empor. In diesem Augenblick zeriss ein Blitz den Horizont, tauchte das Dorf für einen kurzen Moment in grelle Helligkeit.

Tsunade presste die Hand gegen das kühle Fensterglas und lehnte erschöpft die Stirn dagegen, gab in diesem Augenblick zu viel von sich preis. Zeigte ihre nackte, ungeschützte Seite. Sie musste eine Entscheidung treffen, welche das Dorf nicht gefährden würde.

Die Hokage musste dabei flüchtig an den von Sarutobi versiegelten Bericht denken, den Shizune heute Nachmittag heimlich aus den Archiven besorgt hatte.

Ein ANBU, dessen animalische Maske unnatürlich im schummrigen Licht der Wandlampe schimmerte, tauchte überraschend und doch lautlos vor dem Schreibtisch auf.

„Bring ihn her!“, befahl die Hokage schließlich energisch. „Sofort!“

Shizune, die das Büro gerade mit einem Stapel Akten verließ, wirbelte entsetzt herum. „Tsunade, nein! Er ist zu gefährlich. Ohne ausreichenden Schutz wäre das Wahnsinn!“ Flehend blickte die dunkelhaarige Frau die Gondaime an.

„Auf der Stelle!“ Tsunades ausdruckslose Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Etliches wusste die Hokage bereits aus dem versiegelten Bericht des Feuerschatten der dritten Generation, doch nun war die Zeit gekommen, Uchiha Itachis Version der damaligen Geschehnisse zu erfahren.
 

~. . . ~
 

Der Regen hatte aufgehört; es roch nach feuchter Erde und nassem Asphalt.

Vollkommene Stille legte sich über das Geschehen, hüllte die Umstehenden mit einer feuchten Decke ein. Es tropfte nur noch, die Blätter der umliegenden Bäume neigten sich sacht nach unten, sodass Wasserfäden auf den Boden rannen.

Zitternd steckte die Schwertklinge im Boden, nachdem sie sich wie durch Butter in seinen Widerstand gebohrt hatte.

„Nein, Itachi“, hauchte Kasumi nah an seinem Gesicht – ein feiner Rinnsal aus Blut lief ihren Hals hinab – ihre Lippen berührten beinah sein Ohr. „Ich bin nicht wie du.“

Bewegungslos lag Itachi unter ihr. Langsam drehte er den Kopf und blickte das Katana an, welches um Haaresbreite neben seinem Kopf ins morsche Bodenholz des Torbogens gedrungen war. Noch immer schwankte es.

„Ich habe nie die Liebe zu Konoha verloren“, wisperte Itachi mit gebrochener Stimme, ehe er zu seiner Schwester aufsah.

Erschüttert über den tiefen Schmerz in seinen Augen, rappelte Kasumi sich hektisch auf, stolperte über ihre eigenen Füße und fiel zu Boden. Entsetzt starrte die junge Uchiha auf ihre zitternden Hände. Weit entfernt hörte sie dumpf besorgte Stimmen, eine große Hand stützte ihren bebenden Körper.

Ehe sie das Bewusstsein verlor und gegen eine warme Brust sank, vernahm sie Kakashis vorwurfsvolle Worte: „Ihr seid spät ... Wieso habt ihr so lange gebraucht?“

Schmerzhaft keuchte Kasumi und setzte sich ruckartig auf; weckte damit Kakashi, der neben ihr schlief.

„Hast du Schmerzen?“ Verschlafen stützte er sich auf die Ellenbogen.

Abweisend schüttelte sie den Kopf, drängten Tränen zurück, welche unaufhaltsam in ihr hochstiegen.

„Sakura hätte deine Verletzungen richtig behandeln sollen. Warum hast du ihr nicht erlaubt ihre Iryonin Fähigkeiten einzusetzen?“ Vorwurfsvoll klang seine leise Stimme durch die Dunkelheit des Schlafzimmers.

Kasumi schwieg eisern, ehe sie die Beine aus dem Bett schwang und aus dem Fenster in den sternenübersäten Nachthimmel sah. Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Körper. „Weil das meine Strafe ist“, murmelte die Uchiha.

Fast hätte Kakashi ihre Worte in den umherschwirrenden Nachtgeräuschen überhört. Bevor er reagieren konnte, blickte sie ihn über ihre Schulter an. Ungeweinte Tränen schimmerten in ihren schwarzen Augen.

„Sie hat mir bereits mit den Zoketsugan geholfen. Der Verband und die Salbe müssen reichen, um die Heilung zu unterstützen ... Und Zeit“, flüsterte sie. Vorsichtig berührte sie den Verband, der unter ihrem weißen Schlaf-Yukata verborgen war.

„Du bist verdammt uneinsichtig!“, stieß der Jonin ungehalten hervor. Bereits viele Male hatten sie dieses Thema durchgesprochen „Und was soll dieser Blödsinn mit deiner Strafe, hm?“

„Ich hätte beinahe meinen Bruder getötet“, brachte sie unter Tränen hervor, die nun ungehindert ihre Wangen hinab rannen. „Ich wäre beinahe genauso geworden wie Sasuke, von Rache zerfressen! Wie konnte ich das nur tun?“ Kasumi schlug die Hände vors Gesicht, ihre Schultern bebten. Sie empfand Ekel vor sich selbst.

Kakashi setzte sich auf. „Du quälst dich seit Wochen; seit Itachi von den ANBU abgeführt wurde. Du verzögerst damit deinen Heilungsprozess. Ist dir das überhaupt klar?“ Wütend darüber, dass Kasumi sich nicht um Hilfe an ihn wandte und frustriert, da er das Gefühl hatte ohnmächtig zu sein, starrte er ihre bebenden Schultern an. Er war erschöpft und überreizt, diese endlosen Diskussionen zu führen.

Tag für Tag, Nacht für Nacht. Es gab keinen Augenblick, in dem sie nicht von ihrem Träumen aus den Schlaf gerissen wurde. Und er rannte gegen eine unüberwindbare Mauer an.

„Wie willst du das nachvollziehen, du hast doch keine Ahnung was alles geschehen ist, du weiß nichts!“, flüsterte sie mit bebender Stimme.

„Warum wohl! Du erzählst ja nichts, nichts persönliches, rein gar nichts. Du frisst alles in dich rein, ohne mich an deinem Leben teilhaben zu lassen. ... Ich dachte, ich bin dein Partner. Ich dachte, wir teilen alles.“ Er schwieg verbittert.

Der Hatake schnaubte frustriert. „Ich bin weg hier.“ Raschelnd schlüpfte er in seine Kleidung, legte seine Maske an. „Ich bin bei Irkua“, fügte er ruhiger hinzu, als Kasumi nicht reagiert. Zögernd wandte er sich zum Gehen. Es tat ihm bereits leid, so ungehalten und verständnislos reagiert zu haben. Aber mehr noch schmerzte es ihn, sie sich so quälen zu sehen, doch Kasumi reagierte nicht auf seine Worte. Es war, als ob sie gar nicht anwesend wäre, als ob ihre Seele fort wäre und nur die überflüssige Hülle zurückgelassen hätte.

Sie fraß ihren Schmerz in sich hinein, genauso, wie sie nie mit ihm über die Zeit bei Orochimaru sprach.

„Verdammte Scheiße“, fluchte er ungehalten, ehe er die Tür heftig hinter sich zu schlug.

Teilnahmslos vernahm Kasumi das Zuschlagen der Tür. Mühsam öffnete sie die Augen.

Dabei glitt ihr Blick zu dem einzelnen Kunai in seinem Holster. Direkt neben dem Bett hatte sie ihre Sachen am vergangenen Abend achtlos fallen gelassen, nun ragte der Griff lockend hervor. Sie brauchte sich nur ein wenig zu strecken. Nur ein winziges bisschen und ihre Finger würden sich um den kühlen Stahl schließen.

Kasumi brauchte nur ein wenig Ruhe, etwas Abstand vor allen Dingen. Und seien es auch nur wenige Minuten. Sie würden fürs Erste genügen, würden ihr eine unglaubliche Art von ... Frieden schenken. Das war sich die junge Frau deutlich bewusst.

Es würde nicht ihr erstes Mal sein; sie hatte es bereits öfters getan. Damals ... in Orochimarus Gewalt. Jahre waren seither vergangen, dass sie sich selbst verletzt hatte. Dabei hatte sie so sehr gehofft, diese schmerzliche Zeit hinter sich gelassen zu haben.

Diesen merkwürdigen, beschämenden Zwang. Abgeschüttelt, wie damals die Fesseln der Gefangenschaft. Kenshin hatte sie unglaublich viel zu verdanken. Mehr als nur ihr Leben.

Gedankenverloren drehte sie das Kunai geschickt in der Hand. Sie hatte so hart darum gekämpft, diesen Zwang tief in sich zu vergraben. Ob das Verhör daran schuld war, dass düstere Vorfreude sie zu durchfluten begann, wenn sie nur die glänzende Klinge beobachtete?

Zögernd schob Kasumi den linken Ärmel ihres Schlaf-Yukata hoch.

Ihr Blick blieb wie gebannt auf einer Reihe von schwachen Malen ruhen, die ihre ansonsten makellose Haut ruinierten. Winzige, fast unscheinbare Narben zogen sich über die Unterseite ihres Arms. Sie spürte sie mehr unter ihren tasteten Fingerspitzen, als das sie im fahlen Licht des Mondes zu erkennen wären.

Scham überflutete sie wie eine Woge und sie verbarg das verblasste Netz aus sich überkreuzenden, leicht violetten Narben mit der Hand.

Geschehen, ohne das jemand da gewesen wäre, der sie davon abgehalten hätte.

Verheilt, aber niemals genesen. Und deswegen war sie so schwach. Ihr reserviertes Verhalten war alles nur eine geschickte Täuschung, um in Wahrheit ihre zerstörte Seele zu verbergen. Kasumi merkte, wie sie den Kampf gegen sich selbst verlor, wie schwach sie tatsächlich war.

Das hier war ihr persönlicher Dämon, das war aus ihr geworden – noch nie hatte sie offen darüber mit einem anderen Menschen gesprochen ... und würde es auch niemals tun.

Kasumi drückte die Spitze des Kunai gegen die weiche Innenseite ihres Unterarms. Nur ein Schnitt, nur ein winziger Schnitt und der Dämon namens Hass und Verzweiflung würde sich besänftigen lassen, würde sich friedlich zusammenrollen und warten.

Warten auf das nächste Mal, denn auf dies würde sie unaufhaltsam zusteuern, wieder und wieder.

Die junge Frau legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. Als sie langsam wieder ausatmete und das Kinn sinken ließ, zog sie die Klinge langsam quer über den Arm.

Träge öffnete sie die Augen, betrachtete emotionslos den roten Rinnsal der über ihre blasse Haut rann. Der Anblick ihres vergossenen Blutes beruhigte sie und sie spürte keine Schmerzen mehr. Nicht, seitdem sie der Dämon in das Tuch der Erschöpfung gewickelt hatte und sie mit festen Klauen umklammert hielt.

Kasumi sank auf das Bett, vernahm schwach das Klappern des Kunai, das aus ihren kraftlosen Fingern fiel.

Ein Schnitt, mehr würde heute Nacht nicht notwendig sein, um sie vor Erschöpfung traumlos schlafen zu lassen.
 

~. . . ~
 

Eine Gruppe Kinder rannte lachend und lärmend über den leeren Platz vor der Ninja-Akademie. Durch die Gassen rund um die Hokage-Residenz strömten die Dorfbewohner, Hunde bellten und schnappten nacheinander, balgten sich zwischen den unzähligen Beinen; es war Markttag und die Sonne schien vom diesigen Himmel.

Abseits dieser lärmenden und lachenden Menschen stand eine junge Frau im Schatten der Residenz. Sie trug ein Oberteil mit hohem Kragen und bis zu den Handgelenken reichenden Ärmeln. Sie war schlank und anmutig, ihr blasses Gesicht wurde von kurzen, wirren schwarzen Haaren umrahmt. Das Uchiha-Wappen prangte auf ihrem Rücken.

Ihre dunklen Augen ruhten abwesend auf der wogenden Masse, die langen Wimpern warfen schwache Schatten auf ihre hervorstehenden Wangenknochen.

Das Lachen um sie herum wurde lauter, drang bewusster in ihre düsteren Gedanken; die Hunde rannten wild umher, rauften miteinander im staubigen Dreck, doch die junge Frau wirkte in diesem Durcheinander so unbeteiligt, als wäre sie durch eine unsichtbare Wand davon getrennt.

Eine frische Brise spielte mit ihren Strähnen. Sie biss sich auf die Lippe, die Arme um ihren bebenden Körper geschlungen, als müsste sie sich selbst beschützen. Als wäre sie ganz alleine auf der Welt. Mit Tränen in den Augen drehte sie sich um. Sie blickte über den Vorhof der Residenz, doch ihre Augen waren blind; eine Träne lief ihr ungehindert über die Wange, und sie wischte sie hastig ab.

„Kasumi.“

Sie blickte auf, als sie die mitfühlende Stimme Tsunades vernahm. Für einen Augenblick sah die Hokage ihr tief in die Augen, dann wandte sie sich um. Ohne die junge Uchiha anzusehen, sagte sie mit ruhiger Stimme: „Begleite mich.“

Schweigend schloss sie sich Tsunade und Shizune an, welche einen Stapel Akten im Arm trug und TonTon zu ihren Füßen hatte.

Shinobis, die ihnen entgegenkamen, verbeugten sich respektvoll vor ihrer Hokage; Ikruka, mit einem Berg Schulunterlagen für die neuen Genin, trat ihnen ehrerbietig aus dem Weg. Jedoch ruhte sein besorgter Blick auf Kasumis Rücken, als die drei Frauen an ihm vorübergegangen waren. Die junge Uchiha wirkte erschöpft und ausgezehrt; krank in seinen Augen.
 

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Dicke Wände umgaben den Verhörraum in der Informationsabteilung; durchzogen mit einer ebenso dicken Chakraschicht. Klapprige Holzbänke, die ihre besten Tage schon lange hinter sich hatten, reihten sich hintereinander auf. Die schweren, dunklen Holztüren standen weit offen, als Kasumi den düsteren Raum betrat. Fenster gab es keine, somit konnte ein Fluchtversuch vereitelt werden.

Kakashi stand mit Nara Shikaku zusammen und unterhielt sich leise mit ihm, sodass die junge Frau ungesehen an ihm vorbeischlüpfen konnte. Es war ihr unmöglich ihm in die Augen zu schauen. Nicht nachdem was sie letzte Nacht getan hatte.

Vorsichtig berührte Kasumi den weißen Verband unter ihrer dunklen Kleidung. Schmerzhaft keuchte sie leise auf, als sie über die frische Wunde fuhr. Paradoxerweise fühlte sie sich dadurch genug gestärkt, um an Itachis Anhörung teilzunehmen. Sie drückte noch ein wenig fester zu. Sie wurde ganz ruhig.

Kasumi wirkte unbeteiligt, seit sie auf einem dieser klapprigen Holzbänke platzgenommen hatte; Kakashi bemerkte ihre angespannten Schultern und die verkrampfte Hand auf ihrem linken Arm.

Verwirrte runzelte er die Stirn, doch während er in eine Reihe weiter hinten schlüpfte, wurde er von Tsunades verärgerte Stimme abgelenkt. Der Hatake spähte über die Schulter.

Gerade verschloss die Hokage energisch die schweren Türen und stapfte wütend den Mittelgang nach vorne. Trotzdem hatte er noch den verkniffen Gesichtsausdruck von Utatane Koharu im Türspalt erkennen können.

Das Ratsmitglied schien darüber zu zürnen, von der Befragung Uchiha Itachis ausgeschlossen zu werden.

Fast meinte Kakashi sogar so etwas wie Unbehagen in ihren dunklen Augen aufflackern gesehen zuhaben. Was aber unmöglich sein konnte. Utatane Koharu war keine Person, die sich leicht einschüchtern ließ.
 

~. . . ~
 

Sie führten ihn in einen großen, hohen Saal. Sein Blick war gesenkt, die langen, schwarzen Haare fielen ihm ins Gesicht. Grob stießen ihn die Wächter zu Boden. Auf Knien saß er da und starrte die weißen Fliesen vor sich an.

Weit über ihm thronte Tsunade. Die Augen ruhig, der Blick ernst, doch die Stimme herrisch und klar. Mit ausdrucksloser Miene starrte die Hokage auf den Verbrecher, den sie schon so lange suchten:

Uchiha Itachi.

„Uchiha Itachi“, erklang die klare Stimme des Dorfoberhauptes und mit einer unverkennbaren Arroganz in den Augen, hob Itachi seinen Blick. Er wankte nicht, wich den wütenden Iriden nicht aus, sondern sah beinahe belustigt in diese. Doch Kasumi konnte flüchtig die Angst in seinen Augen erkennen.

Sie hatten ihm sein Stirnband abgenommen, stattdessen prangte nun ein seiner Stelle des Juinjutsu des Hyuga-Clans, dessen Swastika es Hyuga Tokuma ermöglichte Itachi zu kontrollieren.

Würde das Siegel aktiviert werden, zerstörte es langsam die Gehirnzellen des Trägers. Sollte sich Itachi also den kleinsten Fehler erlauben, würde Tokuma nicht zögern den Befehl Godaime Hokages ausführen und mit einem speziellen Fingerzeichen das Siegel aktivieren.

Und Uchiha Itachi töten.

Zwei Ansatsu Senjutsu Tokushu Butai nahmen hinter dem Nukenin Aufstellung, nachdem er sich gesetzt hatte. Sofort schossen Schattenlinien auf ihn zu und fesselten ihn. Spöttisch grinsend blickt er den Nara an und hob die gefesselten Hände, um sich an der Wange zu kratzen. Anschließend begutachtete er gelangweilt seine schwarz lackierten Fingernägel.

Kasumi wandte den Blick ab, ihre Finger gruben sich in den Stoff ihres linken Unterarms. Der Schmerz schoss pfeilschnell ihren Arm hinauf. Ein kleines Keuchen entfleuchte ihr, was die Weite des Saals verschluckte. Sie mied den Blick ihres Bruders, war sie doch nicht in der Lage ihm in die Augen zu sehen.

Tsunade raschelte leise mit den Papieren vor sich. Schließlich blickte sie auf.

„Uchiha Itachi, mir sind hinlänglich einige Dinge aus dem kryptischen Bericht des Sandaime Hokages bekannt. Doch will ich mehr von dir über die Geschehnisse vor zehn Jahren wissen. Berichte!“

Der Uchiha schwieg, er hielt den Blick noch immer gesenkt, die Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und verbargen seine dunkeln Iriden. Schließlich hob er den Kopf und sah Tsunade mit derselben Arroganz in die Augen, mit der er sie bereits die ganze Zeit anblickte.

„Tsunade, kennst du die 25. Ninjavorschrift?“

Die Hokage wirkte einen Augenblick lang überrascht. „Natürlich“, entgegnete sie unwirsch. „Ein Ninja darf auf keinen Fall seine Gefühle zeigen.“ Sie blickte verärgert drein. „Was willst du damit sagen?“

„Ich war und bin es immer gewesen ... Konoha treu ergeben. Als damals mein Vater begann, Verschwörungspläne gegen das Dorf zu entwickeln, und mir den Auftrag gab, Konohagakure auszuspionieren, habe ich mich von meiner Familie distanziert. Zuviel Leid und Schmerz würde daraus resultieren. Das hatten wir alle bereits zu genüge im Dritten Ninja-Weltkrieg durchlitten.“ Itachi blickte seine Schwester ernst an, die seinem Blick nicht standhalten konnte und weg sah.

„Um die Gefahren eines Bürgerkrieges wissend, erklärte ich mich dazu bereit, als Doppelagent zu arbeiten, und informierte Konohas Obrigkeit von den Plänen der Uchiha.

Fast zur selben Zeit bekam Uchiha Shisui den Auftrag, ein Auge auf mich zu haben, da sich mein Verhalten wohl geändert haben musste.“ Itachi zuckte gleichgültig mit den Achseln. Als wäre diese kleine Gegebenheit nebensächlich.

„Shisui, der mein Freund war, erfuhr damals von den wahren Plänen Danzos, der ihn jedoch daraufhin angriff und ihm sein rechtes Mangekyo Sharingan Auge stahl.

Und ich wurde somit der Hauptverdächtige für den Mord an meinem besten Freund.

Man fand ihn ertrunken im Naka no Kawa und trotz seiner besonnenen Vorbereitung eines Abschiedsbriefes – in dem Shisui als Grund für seinen Suizid angibt, von den Pflichten gegenüber seines Clans erschöpft zu sein – wurde ich verdächtigt.“ Der Uchiha schüttelte traurig den Kopf. Noch immer schmerzte der Verlust seines besten Freundes ihn.

„Aber es war alles ganz anders, als mein Vater geglaubt hatte. Shisui entschied sich, da er durch seinen Kampf mit Danzo tödlich verwundet worden war, sein verbliebenes Auge mir zu geben, damit ich Konohagakure und den Uchiha-Clan beschützen kann.“ Er lächelte wehmütig.

„Danach starb er; jedoch nicht, ohne vorher seine Augen als zerstört erscheinen zu lassen.

Da Danzo den Uchiha-Clan wegen eben jenem Dojutsu misstraute und fürchtete ließ er ihn ab diesem Zeitpunkt ständig von seinen ANBUs überwachen. Dieses Misstrauen sorgte jedoch dafür, dass der Uchiha-Clan sich gegen Konoha stellte und einen Putsch plante.

Zeitgleich scheiterten die Gespräche zwischen dem dritten Hokage und dem Uchiha-Clan, weshalb ich, als ANBU- und Uchiha-Clan-Mitglied, entgegen den Wünschen Sarutobis von den Ältesten des Dorfes den Auftrag erhielt, meinen eigenen Clan auszulöschen und so Unruhen zu verhindern.“ Itachi verstummte für einen Moment gequält. Er fuhr sich mit der gefesselten zitternden Hand über die Stirn.

„Danzo, der wusste, wie sehr ich Krieg verabscheute, machte dies sich zu Nutzen“, flüsterte er und ließ die Hand sinken.

„Er sagte mir damals, dass es unweigerlich zu Kriegen kommen würde, falls ich seinen Auftrag nicht erledigen wolle.“

„Ich glaube, für heute genügt es“, sagte Tsunade in die auftretende Stille nach Itachis letzten Worten. Das warf natürlich ein ganz anderes Licht auf die damaligen Geschehnisse.

Erschöpft hob die junge Uchiha den Kopf. Ihre Nägel bohrten sich in ihre Haut, bis der Schmerz ihre Gedanken auf sich zog und Ruhe in ihren Kopf kehrte. Eine bleierne Müdigkeit hatte von ihr Besitz ergriffen, beschwerte ihr ohnehin beschwertes Gemüt.
 

~. . . ~
 

Wie betäubt starrte Kasumi das Kunai in ihrer Hand an. Vier Tage war es her, seit sie rückfällig geworden war. Vier Tage waren seit Itachis erstem Verhör vergangen, doch es würden noch weitere folgen.

So wie heute.

Heute würde ihr Bruder weiter berichten, was damals passiert war. Wie es zu dem Massaker kommen konnte.

Das kleine Werkzeug in ihrer Hand zitterte.

Sie konnte nicht mehr. Sie war zu schwach, um ohne diese besondere Ruhe diesen Tag zu überstehen. Es war, als ob eine innere Stimme immer wieder drängen würde, ihr Erleichterung zu verschaffen. Der Dämon schrie und tobte, brüllte sie an und schien ihre Gliedmaßen zu bewegen.

Es war ihr Körper, doch schien es Kasumi in solchen Augenblicken, dass ihre Gedanken so fremd waren, als würden sie von einer anderen Person stammen. Als würde sie in ihrer eigenen Seele gefangen gehalten werden und dieser Fremde beherrschte ihren Körper.

Kasumi riss ihren Blick von der zitternden Klinge los und begutachtete die unzähligen Narben auf der Innenseite ihres linken Arms. Ein letztes Mal seufzte sie auf, bevor sie ansetze und mit festem Griff einen weiteren vertikalen Schnitt entlang zog.

Plötzlich ging die Tür auf.

Überrascht und erschrocken ließ Kasumi das Kunai fallen und erstarrte.

Kakashi! Ausgerechnet jetzt!

Hastig ließ sie den Stoff ihres Ärmels über die Wunde fallen, dabei ballte sie die Hand zur Faust, damit das Blut nicht auf den Boden tropfte, und richtete sich schnell auf. Dann drehte sich zu dem Jonin um, der gerade das Schlafzimmer betrat.

„Kakashi. Du bist schon zurück?“ Erfolglos versuchte sie sich an einem heiteren Lächeln.

Überrascht blickte der Hatake auf. „Ja?“ Misstrauen schwang in seiner Stimme mit.

„Ich dachte nur, du wärst heute auf Mission und ...“ Kasumi lächelte flüchtige, wedelte mit der unverletzten Hand und kickte dabei das Kunai unbemerkt unter das Bett.

Verwirrt runzelte er die Stirn. „Dachtest du wirklich, ich würde dich an einem solchen Tag alleine lassen?“

Die junge Uchiha fühlte sich unter seinem stechenden Blick unwohl und verbarg die Arme hinter ihrem Rücken. Sie konnte spüren, wie beruhigend warme Tropfen ihren Arm hinunterliefen und zu Boden tropften.

Eine Antwort blieb sie ihm dennoch schuldig.
 

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„Damals bemerkte ich als Einziger einen maskierten Mann, der sich in den Wäldern rund um Konoha aufhielt und sich als Uchiha Madara bezeichnete. Er plante, Konohagakure erneut in einen Krieg zu stürzen, da er auf Rache an dem Dorf und dem Uchiha-Clan aus war.“

Es war düster im Verhörraum, flackernde Fackeln an den Wänden warfen ihr unheimliches Licht in den hohen Saal, konnten aber nicht jeden Winkel erhellen. Der späte, herbstliche Nachmittag drückte zusätzlich die Stimmung im Raum.

„Ich machte ihm ein Angebot: Wenn er von seinen kriegstreibenden Plänen abließe, würde ich ihm helfen, Rache gegen die Uchiha zu verüben, die ihn vor sehr langer Zeit hintergangen und sich dem Senju-Clan zugewandt hatten. Auf der anderen Seite sollte er aber das restliche Dorf verschonen.“ Itachi schluckte sichtbar und griff nach dem Wasserglas vor sich. Langsam trank er ein wenig, befeuchtete seine trockenen Lippen. Nun kam der schwerste Teil.

„Er nahm das Angebot an und gemeinsam führten wir das Attentat aus. Wir töteten jedes Mitglied des Clans, ... bis auf Sasuke“, flüsterte Itachi.

„Ich konnte es nicht übers Herz bringen, meinen kleinen Bruder zu töten. Ich hatte bereits meine O-nee-san an den Krieg verloren.

Ich verließ Konoha, ging ins Exil, um wenigsten das Leben von Sasuke zu retten. Vorher bat ich Hiruzen meinen kleinen Bruder zu beschützen, er war mir mehr wehrt, als meinen eigenes Leben, und auch Danzo stattete ich einen Besuch ab. Ich drohte ihm, da ich wusste, wie sehr er den Uchiha-Clan fürchtete, falls dieser jemals Hand an Sasuke legen würde, würde ich alle Geheimnisse Konohas an andere Dörfer verraten.

Was nach meinem Verschwinden durch den Shimura verbreitet wurde; das mein Talent mir zu Kopf gestiegen und sich in Machtgier verwandelt hätte, ist alles eine Lüge.“ Der Uchiha schnaubte wütend.

„Stattdessen gab ich mich in jener Nacht gegenüber Sasuke als Verräter aus, der das Attentat nur begangen hätte, um seine Fähigkeiten zu testen und sagte ihm, er sei es nicht wert, von mir getötet zu werden“, emotional erschöpft brach Itachi ab.

Eine ungeheure Stille breitete so sich im gesamten Saal aus. Tsunade war sichtlich erschüttert, doch auch der Nara begriff nun, was Itachi für eine sichtliche Last in den letzten Jahren getragen hatte.

„Rache ist so ein großartiger Antrieb. Mein Ziel war es, in Sasuke einen solchen Hass zu erzeugen, der ihn schließlich dazu bringen würde, mich zu töten und so die Ehre des Uchiha-Clans wieder herzustellen.“

Kasumi keuchte entsetzt auf, ihre Augen riesig im schmalem Gesicht. Itachi hatte seit ewiger Zeit geplant gehabt, von der Hand seines Bruders zu sterben?
 

~. . . ~
 

Kakashi schwenkte träge seinen Drink. Normalerweise heiterte das Kagaya ihn auf, aber im Augenblick kreisten seine Gedanken nur darum, wie er Kasumi, die sich emotional immer weiter von ihm entfernte, helfen konnte. Er blickte nicht auf, als unter den wehenden weißen Noren der Bar ein weiterer Gast das Kagaya betrat.

Hyuga Tokuma musste sich bücken und tauchte so in der symbolischen Verbeugung unter dem geschlitzten Vorhang hindurch. Anschließen ließ er seinen suchenden Blick über die vielen Gäste schweifen, bis er Kakashis silbernen Haarschopf in der Menge ausmachte.

Er drängte sich eilig durch die Massen und ließ sich schnaufend an Kakashis Tisch auf einen Stuhl fallen, den er sich vom Nachbartisch lieh.

„Kakashi.“

Der Jonin blickte abwesend auf und nahm einen Schluck Sake, während der Hyuga bei einer vorübereilenden Kellnerin ebenfalls einen Drink bestellte. Sie nickte, warf ihm einen lächelnden Blick zu und verschwand in der Menge.

„Ja, Tokuma?“

„Mir ist in der heutigen Verhandlung etwas aufgefallen, das mich beunruhigt hat“, begann der Hyuga. Die Kellnerin kam und reichte ihm das bestellte Getränk, sein Blick wanderte dabei durch den Raum.

„Was hat Itachi getan?“ Kakashi nippte an seinem Drink.

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Nicht Itachi. Es geht um Kasumi.“

Mit hochgezogenen Brauen blickt der Jonin den Hyuga an; er stellte sein halb volles Glas so heftig auf den Tisch, das der Sake überschnappte und einen klebrigen Film, auf dem dunkel Holz hinterließ. „Was ist mit ihr?“, krächzte er.

„Ihr Chakra spielt komplett verrückt. Es ist nicht mehr im Gleichgewicht. Wenn du nichts unternimmst, wird sie daran sterben!“

Kakashi starrte den Hyuga schockiert an. Hatte ihr abweisendes Verhalten damit zu tun? Ihre gequälte Miene? Waren das die Anzeichen für die Dunkelheit, die ihre Seele umgab?
 

~. . . ~
 

Kasumi schloss die Tür auf und betrat Kakashis Wohnung. Es war spät und Dunkelheit hatte sich bereits über Konoha ausgebreitet. Der Hatake saß in der Finsternis des Wohnzimmers mit dem Rücken zu ihr.

„Kakashi?“, fragte sie verwirrt. „Was machst du hier im Dunkeln?“

„Kasumi“, flüstert er, kaum wahrnehmbar.

„Ja?“

Ruckartig stand er auf und drehte sich um. „Wir müssen reden!“

Überrumpelt, fast schon panisch, riss Kasumi die Augen auf und blickte den Silberhaarigen ungläubig an, welcher ihren Blick jedoch standhaft erwiderte. In ihrem Innern zog sich alles schmerzhaft zusammen. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Zitternd schlang sie die Arme um sich und wich stolpernd einige Schritte zurück. Sie war aufgeflogen! Und das fühlte sich wie ein Schlag in den Magen an.

„N ... Nicht ... B ... Bitte nicht!“, flehte Kasumi und blinzelte die Tränen weg, die ihr in die Augen gestiegen waren.

„Kasumi ...“ Vorsichtig ging Kakashi auf sie zu. „... Verletzt du dich selbst?“, fragte er leise. Besorgt blickte er die junge Frau an, zögerte dennoch, sie zu berühren, aus Angst, dass sie vor ihm davon lief, wie ein verschrecktes Reh.

Kasumi hob den Kopf. Der Schmerz, die Panik in ihren weit aufgerissenen Augen traf ihn wie eine unsichtbare Wand und ihr Blick schien ihm zu sagen: „Such dir Worte aus meinem Schweigen heraus.“

„Bleib bei mir, Kasumi!“, flehte Kakashi und streckte die Hände nach ihr aus. „Zerfließe nicht wie Schatten im Wind. Ich kann dir dahin nicht folgen!“

Unvermittelt stolperte sie vor dem Hatake davon, riss blind die Vase mit frischen Blumen vom shintoitischen Hausschrein und fiel in die Scherben. Dabei presste sie ihre Hand dagegen, bis die scharfen Kanten in ihre Haut schnitten, bis Blut ihr aus den Fingern sickerte und auf den Boden tropfte, bis der Schmerz in ihrer Handfläche so stark war, dass sie nur noch an das Jetzt denken konnte.

„Warum Kasumi?“, fragte der Jonin fassungslos. Geschockt blickt er auf ihre blutige Handfläche. Dann reagiert er schnell, schnappt sich ein Tuch und presst es auf die heftig blutende Wunde.

„Bitte, erklär es mir.“ Sein Blick war so liebevoll, dass es die junge Frau schmerzte. Warum verachtete er sie nicht? Warum wandte er sich nicht von ihr ab und ließ sie allein? Warum presste er ein Handtuch auf die Wunde und stillte die Blutung?

„Kasumi“, flüstert er leise, sodass sie ihn kaum verstehen konnte. Er sah sie voller Trauer an. „Sag mir, warum du das machst. Sag es mir bitte, ich kann nicht verstehen, wie du dir nur freiwillig Schmerzen zufügen kannst.“

„Um die Seelenpein zu überdecken“, murmelte sie und sah auf seine Hand, die noch immer ihre festhielt; stark und dennoch sanft, und sie niemals wieder loslassen würde.

„Was für seelische Schmerzen?“

„Mein Herz fühlt sich an, als würde es zerreißen, als würde meine Brust zerquetscht. Dieser Druck muss heraus, sonst gehe ich daran noch zugrunde.“ Kasumi presste ihre verletzte Hand an ihre Brust. „Tief in mir drin, bin ich schwach. Ich bin ein schlechter, verdorbener Mensch. Orochimaru hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Abgrundtief böse. Ich wollte nur diesen seelischen Schmerzen überdecken, anstatt dagegen anzukämpfen.“ Kasumi mied Kakashis Blick. „Ich bin ein Monster. Ich habe so viele unschuldige Menschen in seinem Namen getötet“, flüsterte sie; wartete auf seine Ablehnung, seinen Hass, darauf, wie die Tür ging und er sie verlassen würde. Diesen Dämon.

Kakashi tat nichts dergleichen, stattdessen umarmte er sie. Warme, sanfte Arme schlangen sich um ihren zitternden Körper, zogen sie an seine Brust.

Überrumpelt von dieser Aktion riss Kasumi die Augen weit auf, reflexartig krallte sie sich an ihm fest.

„Du kannst ruhig weinen, wenn du willst“, murmelte er zärtlich und legte eine Hand auf ihren Kopf.

„Ich kann nicht mehr richtig weinen“, nuschelte Kasumi leise gegen seine Brust und drehte ihren Kopf ein bisschen zur Seite. Leise konnte sie seinen gleichmäßigen Herzschlag hören, welcher sie ganz ruhig werden ließ, je länger sie ihm zuhörte. Noch immer kauerten beide inmitten der verstreuten Blumen und Scherben.

„Bei meiner Seele“, wisperte Kakashi heiser und presste seine Lippen auf ihren Scheitel, nahm dann sanft ihr Gesicht zwischen seine rauen Hände und blickte ihr ernst in die Augen. „Du bist herzergreifend liebevoll. Zweifle niemals mehr daran. Hörst du?“ Schließlich küsste er sie, langsam und träge.

Seine Lippen waren weich und warm und indem Kasumi ihre Arme um seinen Hals legte gab sie sich seinem Kuss voll und ganz hin. Es war, als ob sie endlich nach Hause gekommen war. Als wenn von jetzt an, alles gut werden würde.

Kasumi legte den Kopf in den Nacken, dabei öffnete sie träge die Augen, sah den Hatake eindringlich an und zwang sich, mit fester Stimme zu sprechen: „Ich habe es überlebt.“

„Ja, das hast du“, bestätigte Kakashi leise. „Aber für wie lange?“ Er blickte sie ernst an, fuhr ihr sanft durch die kurzen Haare.

„Die Schatten meiner Vergangenheit haben meine Seele verbaut, doch du bist mein Anker, der mich im Jetzt hält.“ Sanft fuhr Kasumi die Konturen seines Kinns nach. „Es ist in Ordnung, wenn Wolken die Sonne blockieren ...“ Die junge Uchiha blickte ihn an. Tränen hingen ihr an den langen, schwarzen Wimpern. „So lange du bei mir bist.“
 

~. . . ~
 

„Und? Was sagt er?“ Sasuke klang gelangweilt. Abwesend betrachtete er das unter ihnen liegende Tal.

Seit einer ganzen Weile hörte Jugo dem aufgeregtem Gezwitscher des kleinen Komadori zu, der auf seiner Schulter saß und hin und wieder aufgeregt mit den Flügeln schlug, während er von einer Seite zur anderen trippelte.

Trotz seines kühlen Verhaltens, seiner abweisenden Haltung schlug Sasukes Herz aufgeregt in der Brust. Endlich würde er den entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort seines Bruders erfahren. Er spürte es.

Kalter Wind blies vom Gebirge über die zerklüfteten Felsüberhänge und fegte den Steilhang entlang, an dem Team Taka rastete. Karin zitterte und schimpfte abwechselnd vor sich hin, während Suigetsu genüsslich bereits aus der zweiten Wasserflasche von seinem Gürtel trank; froh über die kurze Rast.

Dunkle, graue Wolken zogen über den trostlosen Himmel und ließen die karge Landschaft noch ungastlicher wirken.

„Er ist in Konoha“, berichtete Jugo schließlich und lächelte sanft, während er dem Vogel hinterher sah, wie er mit den grauen Wolken am Horizont verschmolz. Vorübergehend nahm sein Gesicht einen wehmütigen Ausdruck an.

„Ist das alles?“ Sasuke beobachtete ihn. Der junge Mann zuckte mit den Schultern, wandte sich ihm dann wieder zu.

„Er wurde gefangen genommen.“

Überrascht hob der Uchiha eine fein geschwungene Braue. „Von wem?“ Itachis Gegner musste außergewöhnlich stark und gerissen sein, wenn er gegen Itachis Mangekyo Sharingan bestehen konnte.

„Von einer Frau. Einer Frau, mit den Haaren eines Raben.“ Jugo musterte seinen Team-Führer. „Und er wurde nicht besiegt ... Er hat sich ergeben.“

Zum ersten Mal entgleisten Sasuke wieder die Gesichtszüge und er starrte den Orangehaarigen verblüfft an.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zoketsugan

Blutbildungspille

Komadori

japanisches Rotkehlchen

Noren

Typische Vorhänge vor einem Nudelrestaurant bzw. anderen kleinen Lokalen in Japan, reichen nicht bis zum Boden, aber man muss sich drunter durchbücken, quasi eine symbolische Verbeugung; Anzeichen dafür, dass das Restaurant, die Bar geöffnet ist. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Scorbion1984
2021-07-09T21:06:42+00:00 09.07.2021 23:06
Oha ,ich wollte garnicht aufhören zu lesen.
Dieses Kapitel ist Dir wirklich gelungen .
Hoffentlich planen die Ältesten nun nichts, die werden doch versuchen an Itachi ran zu kommen.
Ich kann diese aroganten Alten nicht leiden .
Hoffe das die endlich mal zur Rechenschaft gezogen werden .
Antwort von:  OmShantiOm
12.07.2021 22:36
Hey, freut mich. *grinst wie ein Honigkuchenpferd*
Danke dir.
Ich auch nicht. Wenn ich könnte, wie ich wollte ...

Lieben Dank für dein Review. Hat mich wie immer sehr gefreut.


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