Zum Inhalt der Seite

Der Wächter

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Investitionen in die Zukunft

Sie setzten Kamden und Embry bei den Calls ab und machten eine große Runde. Quil fanden sie am Strand vor, dort spielte er schon seit einer geschlagenen Stunde Kuckuck mit Claire. Der Wolfsjunge war immer noch mit Begeisterung bei dieser Aktivität als sie zu ihm kamen. Aufgedreht grinste er Jake an und sagte verträumt: „Sie grinst, wie die Sonne. Meine Sonne!“

Er sah wieder zu ihr hinunter. Sie giggelte ihn an und seine Augen strahlten. Dann hob er sie auf den Arm und wickelte sie in eine Decke. Die Temperatur hatte um ein halbes Grad abgenommen und er musste sofort handeln. Der Zweijährigen durfte es an nichts mangeln. Jake schüttelte den Kopf, sie hatten Mitte Juli und somit Sommer.

Erst als der Gestaltwandler sich überzeugt hatte, dass sie auf keinen Fall fror, wandte er sich wieder an die Neuankömmlinge: „Ich weiß zwar nicht mehr alles, was ich gestern Abend gesagt habe, aber die Jungs haben es mir freundlicherweise den ganzen Morgen über gezeigt. So alle fünf Minuten.“ Sein Gesicht wurde ernst und er sagte: „War vielleicht nicht ganz so glücklich ausgedrückt, aber ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Jake, bitte nimm meine Entschuldigung an und lass uns das Kriegsbeil begraben.“

Der Alpha seufzte und legte einen Arm über die Schulter seines alten Kumpels. Dabei achtete er genau darauf Claire nicht zu berühren. Er wusste wie außerordentlich beschützerisch frisch geprägte Wölfe waren. Ihm ging es ja genauso. Nur konnte Isaak sprechen und ihn auch zügeln. Claire hingegen hatte nun eine überfürsorgliche Glucke in Wolfsgestalt. Ein geprägter Wolf war der perfekte Babysitter. In seiner Gegenwart war sie absolut sicher.

Isaak hielt sich im Hintergrund. Zum einen wollte er die beiden Männer bei ihrer Versöhnung nicht stören, zudem spürte er, dass Quil zwar Jake seinen Segen gab, ihm aber weiterhin misstraute und es nicht tolerieren würde, wenn er der Kleinen zu nahe kam.

Schnell erklärte Jake, warum sie hier waren. Daraufhin war Quil Feuer und Flamme. Aufgeregt quasselte er drauf los: „Kann ich auch welche für Claie haben? Sie mag rosa und Schleifchen. Sie freut sich immer mega wenn ich ihr sowas anziehe.“

Jake runzelte die Stirn und scherzte: „Dann pass mal auf, dass sie dir keine rosa Schleifchen in die Haare flechtet.“

„Würde dir das gefallen? Vielleicht sollte ich sie wieder wachsen lassen“, fragte Quil die Kleine und befingerte seine kurzgeschorenen Haare.

Claire giggelte und sagte undeutlich: „Sliiife.“

Er grinste sie dümmlich an und alles um ihn war vergessen.

Schnell räusperte sich der Leitwolf und fragte vorsichtig: „Klar kann ich auch für sie was besorgen, aber Isaak muss sie dafür anfassen und ihre Maße zu nehmen. Sonst passen die Sachen nicht richtig.“

Quil sah auf und ein dunkles Knurren entrann seiner Kehle. Die Botschaft war eindeutig und Jake zuckte mit den Schultern. „Wer nicht will, der hat schon. Gib sie mir. Ich halte sie, während mein Freund deine Maße nimmt.“

Er streckte die Arme aus und Quil beäugte ihn äußerst misstrauisch.

„Du weißt schon, dass ich auch geprägt bin und keine Gefahr darstelle? Na, willst du auf den Arm von Onkel Jake?“

Der Wolfsjunge mahlte mit den Zähnen. Am Ende entschied es Claire. Sie streckte die Arme aus und brabbelte: „Ogel Jake.“

Der Alpha grinste und Quil gab sie ihm. „Du musst auf ihren Kopf aufpassen und sie ist sehr leicht. Pass auf, dass du nicht grob zu ihr bist. Sie ist ein normaler Mensch. Wenn sie friert, habe ich noch eine zweite Decke. Sie darf nicht ins Wasser und pass auf, sie versucht gerne zu rennen, aber auf den nassen Steinen hier rutscht sie immer aus.“

Als Quil Luft holte, um weitere Anweisungen zu geben, hob Jake die Hand und meinte: „Je schneller du dich ausziehst, desto schneller hast du sie zurück.“

Der andere blinzelte und zog sich rasch aus. Bevor ihn einer aufhalten konnte hatte er schon blankgezogen. Hibbelig sah er zu Claire und behielt sie genau im Auge. Er bekam das Maßnehmen gar nicht wirklich mit und zog sich anschließend schneller an als menschenmöglich. Erst als er seine Kleine wieder auf dem Arm hatte, verschwand sein besorgter Gesichtsausdruck.

Dann sah er in den Himmel und zog aus der Tasche neben sich einen Schirm. Schnell öffnete er diesen und murmelte: „Verdammter Regen.“

Es begann zu tröpfeln und sie ließen den Wolf wieder mit Claire allein. Als sie außer Hörweite waren sagte Isaak: „Weißt du nun, was ich meinte? Genau das ist es, was mir an der Prägung nicht gefällt. Sie ändert eure Identität.“

„Ja, am Anfang schon, aber das wird besser, oder nicht?“, fragte Jake und sprang über eine dicke Baumwurzel.

„Oh, Quil wird noch lange Zeit die Glucke mimen“, meinte der Wächter und zuckte mit den Schultern. „Aber sie werden sich finden, sobald Claire alt genug ist.“

Anschließend klapperten sie die anderen Wölfe ab. Bei keinem gab es Problem. Nur Paul hoben sie für den Schluss auf. Diesen würden sie bei Rachel im Haus der Blacks finden, wie Sam ihnen berichtete.

Langsam näherten sie sich dem Haus. Paul und Rachel erwarteten sie in der Tür stehend. Nach einer kurzen Begrüßung, bei der beide Neuankömmlinge von der Frau umarmt wurden, gingen sie ins Haus. Dort fanden sie auch den Hausherren vor. Dieser saß in seiner gewohnten Ecke, nun aber auf einem Sessel und nicht mehr im Rollstuhl.

Vorsichtig sagte Jake: „Hallo Dad.“

Billy knurrte und nickte. Er schloss die Augen und seufzte. „Hallo, Jacob.“ Isaak ignorierte er einfach mal. Aber dennoch war es ein Fortschritt. „Sue sagte mir, dass du den Rat einberufen hast? Was ist los?“

Rachel ließ sich auf dem zweiten Sessel nieder und Paul stellte sich hinter ihr auf. Die beiden anderen quetschten sich auf das winzige Sofa.

Der Leitwolf sah seinem Vater in die Augen und erklärte: „Ich habe da einige Dinge mit dem Rat zu besprechen. Zum einen wie es weiter gehen soll und was Isaak gegen die Magierin geplant hat. Zudem müssen wir uns mal über die Finanzen des Rudels unterhalten.“

Billy schnaubte: „Finanzen? Die Rücklagen des Stammes sind schon längst aufgebraucht. Wir hatten noch nie viel. Den Familien etwas zu helfen wegen eurem Kleidungsverbrauch, hat den Rest aufgebraucht. Also egal, was du dir zusammengesponnen hast, daraus wird nichts.“

„Ja, genau darüber will ich reden. Aber eines nach dem anderen“, sagte Jake und wandte sich an den zweiten Wolf im Raum: „Paul, ich möchte allen Wölfen eine neue Garderobe kaufen. Zieh dich mal kurz aus, damit Isaak Maß nehmen kann.“

Paul knurrte wütend und warf dem Wächter einen bösen Blick zu. „Ich werde mich nicht vor euch Schwuchteln ausziehen.“

Rachel räusperte sich und Paul fuhr zusammen. „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.“

„Ja, Ma´am“, erwiderte Paul kleinlaut, stampfte um den Sessel und zog sich aus.

„Die Buchse kannste anbehalten“, meinte Jake. Schnell war auch das erledigt und Billy schnaubte: „Und woher soll das Geld dafür kommen? Das wächst nicht auf Bäumen. Du bist vielleicht der Alpha des Rudels, aber auch du kannst das nicht einfach vom Himmel regnen lassen.“

Der Leitwolf grinste breit und eröffnete: „Also ich glaube, Isaak könnte das sogar. Vielleicht nicht direkt Geld, aber Dinge, die gutes Geld bringen würden.“ Dann wurde er ernst. „Aber das brauchen wir gar nicht. Mein Freund hat ausversehen“, bei dem Wort machte er Anführungszeichen mit den Fingern: „zu viel Kohle angehäuft. Er kann damit weder was anfangen noch umgehen. Deshalb hat er mich bevollmächtigt und beauftragt das Geld los zu werden. Ich plane einen Teil davon für das Rudel zu verwenden. Kamden kam auf die Idee und ich finde sie gut.“

Sein Vater staunte Bauklötze, schüttelte den Kopf und fragte: „Über wie viel Geld reden wir da?“

„Bevor ich dir das verrate, will ich euch vorwarnen. Mein Freund wird einen Bann auf euch legen, wenn ich mehr sage. Niemand soll davon wissen. Außer uns beiden wissen nur eine Handvoll Leute davon. Die Menschen haben Verschwiegenheitsklauseln unterschrieben. Kamden und Embry habe ich es mit einem Alphabefehl verboten was zu verraten. Seid ihr mit dieser Bedingung einverstanden?“

Die drei anderen sahen sich kurz an und nickten. Jake nahm sich sofort Paul vor und unterwarf ihn dem gleichen Befehl wie die anderen beiden Wölfe. Erst dann wandte er sich wieder seinem Vater zu. „Ich habe keine Ahnung, wie viel Geld Isaak genau besitzt. Ich weiß nur, dass diese Karte“, er zog seine Platin-Kreditkarte hervor: „mit 100 Millionen Dollar pro Transaktion belastet werden kann. Der Direktor von Isaaks Bank sagte, dass wäre lediglich ein Spesenkonto und ich kann den Betrag jederzeit anheben. Mit Fug und Recht kann ich behaupten, Isaak ist der reichste Mann auf dem Planeten und keiner weiß davon. Als Wächter darf er sich aber nicht einmischen, deshalb hat er mich gebeten das Geld loszuwerden.“

Isaak rutschte etwas nervös umher als alle ihn anstarrten und sagte: „Du hast Zeit bis zur Finanzkrise in zwei Jahren. Wenn dann noch was da ist, werde ich es dort entsorgen.“

Jake rollte mit den Augen. „Seht ihr. Er will es nicht und ich gedenke einen Teil davon sinnvoll zu verwenden. Deshalb würde ich das gerne mit dir, dem Häuptling des Stammes, besprechen.“

Alle starrten zwischen dem Wächter und dem Leitwolf hin und her. Kein Wort entrann ihren Kehlen. Jake, der keine Lust hatte alles mehrfach zu erklären, zückte sein Handy, dass er in ihrem Schlafzimmer wieder gefunden hatte. Die KI im Posten hatte es sogar aufgeladen. Wie? Das fragte er besser nicht. Er kannte seinen Freund nun schon gut genug, um solche kleinen Dinge einfach hinzunehmen. An einer langatmigen Erklärung hatte er da kein besonderes Interesse.

„Am besten wir klären das direkt mit John.“ Schnell hob er den Finger und mahnte: „Er weiß nichts über die übernatürliche Welt und glaubt, Isaak wäre eine Art Prophet oder so. Das soll so auch bleiben.“

Dann tippte er eine Weile auf dem Gerät herum. „Blödes Ding. Ich will nur telefonieren“, murrte er frustriert und fand endlich die richtige Funktion. Schnell wählte er und am anderen Ende erklang Johns Stimme: „Hi, Jake. Wie geht’s, wie stehts? Was kann ich für dich tun?“

Ausversehen hatte der Leitwolf die Freisprechfunktion eingestellt. Er zuckte mit den Schultern und legte das Ding auf den Tisch. „Hi, John. Hast du Zeit? Ich möchte da ein paar Dinge mit dir besprechen.“

„Klar, Boss. Aber zuvor wüsste ich gerne, wie es denn dem Big Boss geht. Ihr habt euch nicht mehr gemeldet. Ich habe mir schon Sorgen um euch gemacht“, tadelte der Broker.

„Uns geht’s gut. Danke nochmal für deine Hilfe die Anzeige abzuwenden.“

Unruhig rutschte Billy auf seinem Sessel herum.

„Kein Ding, Boss. Dafür bin ich ja da. Euer privater Anwalt kann auch mal was tun für sein Gehalt. Ich hoffe mal, alles ist zu eurer Zufriedenheit abgelaufen?“

Jake schmunzelte und scherzte: „Ja, war lustig zu sehen wie Charlie ins Schwitzen kam. Wenn wir schon mal bei dem Thema sind. Ich wünsche, dass keine weiteren Schritte gegen Sherif Swan eingeleitet werden. Das Thema ist für uns abgeschlossen.“

„Natürlich, wie du willst.“

Erst als Jake sicher war, dass diese Angelegenheit abgehakt war, ging er zum Nächsten über: „Gut, nun zu einem anderen Punkt. Ich gedenke ein wenig Geld von Isaaks Vermögen in einen Fond einzulagern, um meinem Stamm zu unterstützen. Ist das möglich?“

„Klar Boss. Wie viel? Auf welchen Namen soll das laufen und wer soll Zugriff darauf haben?“

Jake sah Billy an und sagte: „Genau das wollen wir jetzt besprechen. Ach, ich habe mich mit meinem Dad versöhnt. Er ist der Häuptling des Stammes und wird bei dieser Besprechung mitwirken.“

„Das freut mich zu hören. Vincent wird ein Stein vom Herzen fallen. Er hat sich echt Sorgen um euch gemacht. Vor allem nach Isaaks Verhaftung.“

„Liebe Grüße“, mischte sich Isaak ein und fragte: „Bevor wir anfangen, wüsste ich gerne noch, was aus Blondie geworden ist.“

„Blondie …, Blondie? Ach, du meinst den Kellner, der uns KO-Tropfen untergeschoben hat? Ja, um den habe ich mich gekümmert. Als die gesamte Rechtsabteilung bei ihm aufgetaucht ist, hat er klein beigegeben. Von dem habt ihr nichts mehr zu befürchten. Ich habe mir erlaubt ihm den Aufenthalt im Krankenhaus zu sponsern, damit war dann alles geregelt.“

Isaak nickte bedächtig, sagte „Danke“ und machte es sich wieder bequem. Bei dem finanziellen Teil würde er sich raushalten.

„Gut, zurück zu meinem Fond“, begann Jake und sie diskutierten eine Weile über dieses Thema. Nach ein paar Minuten erwachte auch Billy aus seiner Starre und warf ein paar gute Punkte mit ein. Es ging immerhin um den Stamm und wie seine Tochter schon sagte: „Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.“ Nachdem er dann verstand, was sein Sohn plante, machte er begeistert mit, wobei er dem Braten nicht ganz traute.

Sie beschlossen ein Konto für diesen Zweck zu erstellen, ähnlich des Spesenkontos 001. Dieses würde über Strohfirmen bedient werden, damit es keine Möglichkeit gab, das Geld zurückzuverfolgen. Ganz der Häuptling versuchte Billy den Verwendungszweck etwas weiter zu fassen, damit der gesamte Stamm davon profitieren konnte. Das meiste war aber für bestimmte, „notdürftige“ Familien vorgesehen.

Mit dem Geld sollten Miete und Lebenshaltungskosten, wie Strom, Wasser, Steuern, Essen und Kleidung gestellt werden. John beschloss eine kleine Abteilung dafür zu erstellen um Anträge zu prüfen. Jake bestimmte, dass kein Bargeld ausgeschüttet werden soll und nichts für Luxusartikel drauf gehen darf. Nur das Lebensnotwendigste sollte bezahlt werden.

Zudem würde, durch Billys Zuspruch, Geld in die Modernisierung der Schule und anderer wichtiger Gebäude abgezweigt. In diesem Punkt war Jake sehr spendabel. An Bildung sollte es dem Stamm nicht mangeln. Allerdings verknüpfte er dieses Vorhaben mit einer Aufklärungskampagne, welche gegen die Homophobie im Stamm ankämpfen sollte.

Der Häuptling war damit zwar nicht so ganz einverstanden, aber er hatte nicht wirklich eine Wahl. Entweder er nahm die Spende samt Bedingung an, oder es würde kein Geld fließen. Er seufzte schwer und gestand: „Vielleicht ist es wirklich an der Zeit ein paar der alten Bräuche zu überdenken.“

Jake wollte zudem eine Art Wohnheim mitten im Wald errichten. Es sollte einige Kilometer vom Dorf entfernt aufgebaut werden. Dieses Gebäude war für das Rudel bestimmt, auch wenn er gegenüber John etwas von wegen Hilfsbedürftigen faselte. Zum Glück war der Broker ein guter Geschäftsmann und wusste bei welchen Dingen er besser nicht nachhaken sollte.

Auch Rachel mischte sich ein und so fügten sie auch die großflächige Erschließung des Dorfes ans Internet hinzu. Jeder Haushalt sollte zudem mit einem passablen Computer ausgestattet werden. Es wurde echt mal Zeit, dass der Stamm sich der Welt öffnete.

John war in seinem Element und ergänzte alles mit scharfsinnigen Fragen und kleinen Anmerkungen. Als erstes, so schlug er vor, würde er, um die späteren Aufgaben besser Händeln zu können, die Straße nach La Push, bisher ein breiterer Feldweg, komplett ausbauen. Das erleichterte die Anfahrt der LKWs mit dem Baumaterial.

Zudem schlug er vor auch über eine eigene Stromversorgung nachzudenken. In Anbetracht seiner eigenen Kampagne zum Klimaschutz tendierte er zu Offshore-Windanlagen. Diese würden sich in Küstennähe besonders gut eignen und auch die Umwelt nicht belasten. Er würde sich auch gerne mal das Dorf ansehen und schlug eine Modernisierung aller Gebäude vor.

Ganz in seinem Business überlegte er laut, ob er einige neue Tochtergesellschaften von Turner Industries gründen sollte. Wenn man das richtig aufziehen würde, könnte man La Push zu einem Vorzeigebeispiel für Umweltschutz und klimaneutralen Wohnraum mitten im Wald aufbauen. Die Marketingabteilung lag ihm schon lange mit sowas in der Art in den Ohren und wollte gemeinsam mit der Technologieabteilung ein Statement setzen.

Auch dem Stamm würde das zugutekommen und den Tourismus fördern. Rachel plädierte diesbezüglich aber, dass die Sitten und Bräuche des Stammes berücksichtigt werden sollen und sie keine Plattenbauten akzeptieren würden. John war ganz ihrer Meinung und wollte lediglich alles auf neuestem Stand bringen. Das Dorf sollte in neuem Glanze erstrahlen ohne die Natur darum zu gefährden.

Das Ganze ging viel weiter als Jake anfangs beabsichtigt hatte. Auch wenn sein Freund sicher froh darüber sein würde, einen Teil seines Vermögens sinnvoll anzulegen, so wusste Jake nicht, ob sie ein wenig übers Ziel hinausgeschossen waren.

Er hob den Blick. In den Augen seiner Schwester funkelte es euphorisch. Sein Vater war ebenfalls voll bei der Sache, auch wenn er Isaak hin und wieder einen misstrauischen Blick zuwarf.

Wenn alle damit einverstanden waren, so wollte Jake ihnen nicht den Spaß verderben. Er entschied sich, mitzuziehen und die ganze Angelegenheit im Auge zu behalten.

Wie der Geschäftsführer bereits sagte, hatte Tuner Industries nahezu überall seine Finger mit drin und so war es ihm ein großes Anliegen, den Wandel in der Gesellschaft voranzutreiben. Zudem wäre dieser Sektor eine wahre Goldgrube, so prophezeite es jedenfalls seine Planungsabteilung. Genügend Startkapital hatten sie ja zur Verfügung und in einigen Jahren würde ihre Saat Früchte tragen. Nur hatte er sich bisher gescheut so viel zu investieren, ohne zuvor den Big Boss um seinen Segen zu bitten.

Isaak grinste in sich hinein. Ja, John war ein Unternehmer nach seinem Geschmack und schlug von sich aus schon die richtige Richtung ein. „Ich begrüße dein Engagement in diesem Bereich und werfe mal ein paar Ideen hinzu. Ich würde gerne einen Großteil des Gewinns in dieses Segment setzen. Zudem hatten wir auf unserer Reise den Einfall ein Tierschutzorganisation zu gründen. Das könnte man Hand in Hand laufen lassen. Umwelt- und Tierschutz, diese Dinge liegen mir am Herzen.“

„Alles klar, Boss“, flötete es aus dem Lautsprecher. „Ich werde noch heute den Aufsichtsrat einberufen und alles in die Wege leiten. In diesem Sinne werde ich einige neue Firmen gründen und die Vorhandenen auch in diese Richtung verschieben. Ich melde mich, wenn ich einen ausgearbeiteten Plan vorweisen kann.“

Langsam sagte der Wächter nachdenklich: „Ich habe da noch ein Anliegen. In Anbetracht der Zukunft möchte ich das Unternehmen absichern. Sollten Jake und mir etwas zustoßen, muss die Nachfolge gesichert sein. In diesem Zusammenhang möchte ich, dass du ein Testament für mich aufsetzen lässt. Das Konto für die Quileute und alle Planungen, welche wir gerade besprochen haben, sollen auch dann noch umgesetzt werden. Zudem möchte ich dich als Treuhänder einsetzen. Deine Aufgabe wird die gleiche sein, wie bisher, nur mit dem kleinen Unterschied, dass du alles auf meinen wahren Erben überschreiben wirst, sollte dieser sich bei dir melden.“

Ungläubig fragte John: „Du hast einen Erben? Da fällt mir mal wieder auf, wie wenig ich über dich weiß. Aber das geht mich auch nichts an. Würdest du mir bitte den Namen deines Erben verraten?“

„Die Formulierung lautet einfach nur: „Mein wahrer Erbe“. Ich bin mir sicher, dass du es erkennen wirst, wenn mein Erbe bei dir auftaucht. Er oder sie wird sich zweifelsohne identifizieren können“, schloss der Wächter die Unterhaltung und zog sich wieder zurück.

Alles was er zu sagen hatte war gesagt und John kannte ihn gut genug um nicht nachzubohren. Auch wenn er es nicht verstand, so würde er alles in die Wege leiten. Nur die Anwesenden im Hause Black wussten, was der Rotblonde soeben getan hatte. All sein Besitz würde somit an den nächsten Wächter übergehen. Es oblag dann diesem die Entscheidungen zu treffen.

„So, wir haben da noch eine große Bestellung für Alexei. Schnapp dir einen Stift, das wird einiges werden“, sagte Isaak, während er sich das Handy schnappte. Um die anderen nicht zu stören, ging er kurz vor die Tür und ratterte dort alle Maße, die jeweiligen Mengen, Farben und Stoffe hinunter.

Den Rest des Nachmittags verbrachten sie gemeinsam und unterhielten sich ein wenig. So langsam tauten Paul und Billy auf und wagten es sogar Isaak ein paar Fragen zu stellen, auch wenn sie ihn dabei nicht ansahen und auch nur das Nötigste von ihm wissen wollten.

Sie bestellten Pizza, da nicht genug Essen für alle im Haus war und Isaak bezahlte brav mit seiner Karte. Nur mussten sie dem Lieferjungen eine Wegbeschreibung mitgeben. Die Quileute bestellten eher selten und so wusste dieser nicht, wo sich das Haus der Blacks befand.

Nachdem dann alles Essbare vernichtet war, wobei sich Jake und Paul wie zwei Neandertaler aufführten, verabschiedeten sich der Leitwolf und sein Gefährte. Sie wollten ein wenig spazieren gehen und die schwarze Tüte mit den Einkäufen des Tages loswerden, vor der Ratsversammlung.
 

In der Zwischenzeit standen Embry und Kamden Tiffany Rede und Antwort. Die Frau hatte über Nacht alles Erfahrene des vorigen Tages sacken lassen und bombardierte die beiden nun mit unzähligen Fragen. Vor allem wollte sie alles über die Gestaltwandler, Vampire und Werwölfe wissen. Gegen Mittag kochte sie dann für die Jungs. Da sie nun verstand, warum ihr Sohn so eine Menge essen konnte und kein Gramm Fett ansetzte, erstellte sie gleich eine gewaltige Portion für die beiden.

Kamden zeigte sich von seiner besten Seite. War höflich, viel seinem Kleinen nicht ins Wort und bedankte sich artig für das leckere Essen. Anschließend ließ er es sich nicht nehmen den Abwasch zu machen. Eine Spülmaschine besaß Familie Call nicht. Embry trocknete ab und verstaute alles, wo es hingehörte, wobei seine Mutter immer mal wieder regulierend eingreifen musste. Ihr Junge hatte noch nie Interesse am Kochen gezeigt und drückte sich in der Regel auch vor dem Saubermachen.

Nun verstand sie aber auch, welche gewaltige Last bisher auf seinen Schultern ruhte und bedauerte die Eltern der anderen Wolfsjungen, die keine Ahnung hatten, was mit ihren Kindern los war. Im Dorf munkelte man schon länger, dass Sam der Anführer einer Sekte war und keiner wollte sein Kind bei dieser Bande wissen.

Nachmittags zogen sich die Jungs dann in Embrys Zimmer zurück und Kamden sah sich dort interessiert um. Gestern hatte sein Freund geschmollt und ihn nicht reingelassen. Nun aber saß er auf dem kleinen Bett und schaute sich die Einrichtung des kleinen Raumes an. Viel mehr als das Bett, einen winzigen Schreibtisch mit Schulbüchern und einen kleinen Schrank mit Klamotten besaß sein Freund nicht.

Embry hatte es sich neben ihm gemütlich gemacht und wartete auf seine Einschätzung. Kamden ließ den Blick über die nackten Wände wandern und sah dann seinen Freund an. Er grinste dümmlich und sagte: „Gemütlich. Aber solange ich bei dir sein darf, kann es auch eine Abstellkammer sein.“

Sein Kleiner verdrehte die Augen und raunte: „Das ist ja sowas von schwul.“

„Na und? Ich bin bi und ich stehe dazu“, meinte der Brünette und beugte sich zu seinem Partner hinunter. Sanft gab er ihm einen Kuss und murmelte: „Vor allem stehe ich aber auf dich, mein kleiner Prinz.“

Embry wurde leicht rot und konterte: „Eselchen.“

„Damit kann ich leben“, sagte sein Gegenüber und zuckte mit den Schultern. Dann warf er sich auf seinen Kleinen und drückte ihn auf die Matratze. Bevor der Schwarzhaarige wusste wie ihm geschah, wurde er durchgekitzelt.

Er lachte und versuchte zu entkommen, aber sein Freund hatte ihm jede Möglichkeit des Entkommens abgeschnitten. Da Flucht aussichtslos war, ging er zum Gegenangriff über, aber er hatte keine Chance. Erst als er um Gnade rief, ließ sein Freund von ihm ab. Während er noch nach Luft japste krabbelte Kamden hinter ihn und zog ihn in eine Umarmung.

Der Größere gähnte und küsste den Nacken seines Gefährten. Dann kuschelte er sich an ihn und schloss müde die Augen. Die Nacht war kurz und das Essen lag schwer im Magen. Er war müde und er wollte ein kleines Nickerchen einlegen. Sein Kleiner sträubte sich erst, dann seufzte er, machte es sich bequem und schloss ebenfalls die Augen.

Beide schliefen rasch ein und bekamen nicht mit wie sie von Tiffany beobachtet wurden. Die Frau stand im Türrahmen und sah den beiden jungen Männer eine Weile zu. Sie seufzte und schloss leise die Tür. Die zwei war schon nach nur wenigen Tagen ein Herz und eine Seele. Sie hatte zwar immer noch vorbehalte dagegen, dass ihr Sohn schwul war, aber Kamden konnte sie akzeptieren. Er würde auf Embry aufpassen und ihn ergänzen. Zudem blieb ihr aber auch kaum eine Wahl. Die beiden waren geprägt, das würde sich nicht mehr ändern.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tomasu
2021-12-06T19:55:29+00:00 06.12.2021 20:55
moin moin

Wiedermal ein tolles Kapitel. wirklich tiefsiinig und verschmust am ende ^^

Das mit dem "fond" zum Erhalt und rekonstruirung des Stammes, mit weitergehedem Autraken KLeben finde ich gut. auch das es wohl so gesichert sein wird, so das 2 Jahre Später der börsencrach überleben wirs.
apropo was wird aus den genzen Menschen die für die "Wächter"großfirma arbeiten? werden da viele oder alle bankkortt gehen?


ich lass mich überrschen und bin gespannt was kommt.

Hast du auch daran gedacht Das Wasser in fors zu benutzen? ich meine mit wasser vom Himmel und aus den bergen kann man auch strohm gewinnen ohne in die tur einzugreifen. also nur das oberfläüchen wasser ohne der Grund auszusieben


grüße TK
Antwort von:  Drachenlords
21.12.2021 10:41
Hiho,

sorry für die späte Meldung. Die letzten Wochen waren recht anstrengend gewesen.

Was mit Isaaks Finanzimperium wird, weiß ich jetzt noch nicht. Mal sehen wie sich das ganze entwickelt. Gerade spiele ich mit dem Gedanken, John einzuweihen. Das würde vieles vereinfachen.

Deine Idee mit dem Wasser werde ich mal im Hinterkopf behalten. Zwar nicht zur Stromversorgung, wohl aber für die Trinkwasserversorgung. Die sollen am Ende Autark Leben können, da benötigen sie alles was man zum Leben benötigt. Wobei ich da sogar mit der Technologie der Wächter spiele, in Gedanken. Mal sehen wo die Reise hingeht. Erstmal muss die Endschlacht zu Ende gehen. An der schreibe ich gerade.

MFG
Drachenlords


Zurück