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Somewhere over the rainbow

von

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Wirklichkeit Teil 1

London, die Hauptstadt Großbritanniens, lag in dichtem Nebel und widerlichem feinem Nieselregen.

Jeder kennt doch diese Witze, die beginnen mit „London, dichter Nebel...“

Na ja, und die Stadt war sich an diesem Nachmittag nicht zu fein für dieses Klischee.
 

An einem Tisch in der Cafeteria des Krankenhauses St. Barts saßen zwei Männer und sahen sich sorgenvoll ins Gesicht.

Der ältere der beiden, silbergrauhaarig, mit tiefbraunen Augen und einem warmherzigen Lächeln, legte die Hand auf die seines Gesprächspartners und sagte:

„Ich denke, Mycroft, Sherlock ist über das schlimmste hinweg.“

Der andere, mit rotbraunem Haar und wasserhellen Augen, antwortete:

„Ich weiß, und ich bin auch sehr froh darüber, dass es ihm besser geht. Nur ...“

Er seufzte.

„... ich sorge mich darum, wie es weiter geht.“

„Du meinst, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird?“

Mycroft nickte.

„Ja, Greg. Ich habe einfach Angst, dass er sich gleich wieder auf die nächste Dummheit stürzt. Wenn er will, kommt er an Drogen, da kann ich mich noch so bemühen, ihn davon fernzuhalten.“

„Mein lieber, du weißt, dass auch ich auf ihn aufpassen werde. Immerhin ist er dein kleiner Bruder. Aber du hast recht. Man müsste ihm zu tun geben. Ihn so beschäftigen, dass er keine Zeit und vor allem nicht das Bedürfnis nach dieser Art Rausch hat.“
 

Er krauste die Stirn. Er hatte da eine Idee. Die würde er seinem Mann aber noch nicht erzählen, er würde erst einmal abwarten, ob es funktionieren würde.

Vielleicht konnte dessen Bruder Sherlock, das Sorgenkind der Familie und Gegenstand ihres Gespräches, sein überaus kluges Hirn nutzen, um ihn in seiner Polizeiarbeit zu unterstützen.

Nun, man würde sehen.

Er stand auf.
 

„Komm“, sagte er, „jetzt ist Zeit, ihn erst einmal zu besuchen.“ Er grinste. „Bin gespannt, wie er die Schwestern und Ärzte heute wieder in den Wahnsinn getrieben hat.“

Greg lächelte seinem Mann zu, der das Lächeln erwiderte. Dann ergriff er Mycrofts Hand und sie machten sich auf den Weg auf die Station, auf der Sherlock nach seinem Zusammenbruch wegen einer zu hohen Dosis eines ungesetzlichen Betäubungsmittels behandelt wurde.
 

Sie liefen den Krankenhausflur hinunter und kamen dabei am Abzweig zur Komapatienten- Station vorbei, als plötzlich ein Rufen ertönte und ein Geräusch, dass sie hier ganz bestimmt nicht erwartet hatten: ein Bellen.

„Was zum Teufel ...?“, fragte Greg, als auch schon ein kleiner schwarzgestruppter Hund auf sie zu sauste und ein Mann ihm Arztkittel hinterher gerannt kam, der laut rief: „Toto! So bleib doch stehen!“

Instinktiv ging Greg in die Hocke, klopfte sich mit beiden Händen auf die Schenkel und rief dem Hund zu : „Hey, Kleiner, mach Sitz!“

Scheinbar hatte Greg so etwas wie „Hundeverstand“, denn der schwarze Wirbelwind hielt in seinem Laufe inne und setzte sich tatsächlich schwanzwedelnd und hechelnd vor Greg auf den Boden des Krankenhausflures.
 

Der Mann, der hinter ihm her gerannt war, war nach wenigen Schritten bei ihm, klinkte die Leine, die er bei sich hatte, in Totos Halsband und versuchte dann, ein wenig zu Atem zu kommen. Als er nicht mehr ganz so schlimm keuchte, hielt er erst Greg, dann Mycroft die Hand hin und sagte:

„Danke. Mike Stamford, ich bin Arzt hier am St. Barts.“

„Gregory Holmes-Lestrade, und das hier ist mein Mann, Mycroft Holmes-Lestrade“, sagte Greg, in dem er erst auf sich und dann auf Mycroft zeigte.

Dann fragte er lächelnd:

„Und dieser süße kleine Kerl hier heißt Toto?“

Toto kläffte kurz, als er seinen Namen hörte.

„Ja“, sagte Mike. „Ich war gerade mit ihm Gassi und wollte ihn zurück zu seinem Herrchen bringen, als der Frechdachs mir ausgerückt ist.“
 

„Zu seinem Herrchen?“, fragte nun Mycroft. „Aber ... Sie kamen von der Komastation ...“

Mike nickte.

„Ja, sein Herrchen ist ein alter Studienkamerad von mir. Er wurde in Afghanistan angeschossen und liegt im Koma. Eigentlich müsste er längst wieder erwacht sein, aber ...“

Stamfords Gesicht zog sich in sorgenvolle Falten.

„Die Ärzte wissen nicht, was los ist. Na ja und Toto hätte sich ohne ihn zu Tode getrauert. Und außerdem haben wir gehofft, dass die Anwesenheit des Kleinen irgendetwas bewirkt. Nun vielleicht tut sie das auch, wer weiß das schon, Komaforschung ist immer noch ein in vieler Hinsicht unbeschriebenes Blatt.“

Stamford wischte sich über die Stirn.

„Daher habe ich die Genehmigung bekommen, dass der kleine bei meinem Freund im Zimmer bleiben darf, solange er keinen Unsinn macht und mehrmals täglich jemand mit ihm Gassi geht. Und, na ja, das tue ich eben. Obwohl es schon ganz schon anstrengend ist, manchmal ist es nicht so einfach, das alles zeitlich hinzubekommen ...“
 

Greg, der sich wieder hingehockt hatte und Toto inzwischen das Fell kraulte, was der Kleine sich gerne gefallen ließ, sah zwischen Mike und dem Hund hin und her.

Bevor er jedoch etwas sagen konnte, klatschte Mike in die Hände.

„Vielen Dank jedenfalls, dass sie den Wirbelwind aufgehalten haben. Ich muss ihn zu seinem Herren bringen und dann muss ich weiter, mein Dienst wartet.“

Er gab beiden Männern noch mal die Hand und stapfte mit Toto an der Leine davon.
 

Greg sah ihnen hinterher, bis Mycroft sich schließlich räusperte.

„Kommst du? Wir wollten doch zu Sherlock.“

„Was? ... Ach so, ja.“

Greg nahm seine Hand und sie gingen gemeinsam ins Zimmer des Bruders seines Mannes.
 

Sherlock ging es ganz gut; er hatte zwar noch einen Tropf im Arm, aber er war nicht mehr so blass wie noch vor wenigen Tagen.

Er glänzte auch schon wieder durch zynische Kommentare und bissige kleine Angriffe auf seinen Bruder, die teilweise ziemlich unter die Gürtellinie gingen. Greg seufzte, denn auch wenn sein Mann nach außen hin den Eisblock spielte, den das alles nicht tangierte, wusste er doch, das dem nicht so war und Mycroft sehr wohl darunter litt.
 

Mycroft dagegen dachte voll Sorge an die Zeit, wenn sein Bruder das Krankenhaus verlassen würde.

Er beschloss, ein paar Fäden zu ziehen, ein paar Gefallen einzufordern und ein Forschungsprojekt der Klinik mit großzügigen Zuwendungen zu unterstützen, wenn man diesen Zeitpunkt so lange wie möglich hinauszögerte.



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