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Break to Breathe

von

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Dying is not an outcome

Der Herbst schlich sich früher als erwartet nach Konoha. Die roten Farbtöne, die sich normalerweise immer erst einen Monat später zeigten, begannen bereits, das Dorf versteckt hinter den Blättern in ein Bild zu verwandeln, das mehr zu einem anderen Titel passte. Das Land des Feuers. Der vorzeitige Jahreszeitenwechsel brachte auch einen steten Strom neuer Missionen mit sich; und manche davon erstreckten sich deutlich weiter, als die Hokage die Shinobi von Konoha eigentlich aussenden wollte.

 

Die Bedrohung durch Akatsuki im Zusammenspiel mit der immer noch hoch priorisierten Abtrünnigkeit von Sasuke verursachten noch immer Brüche in dem Frieden, den sie zu sichern versuchten. Es war nun schon drei Jahre her, doch Naruto wollte einfach nicht loslassen. Und Tsunade brachte es nicht übers Herz, ihn dazu zu zwingen, ein Versprechen zu brechen, das Shikamaru selbst als unrealistisch und grausam erachtete. 

 

Sasuke würde nicht zurückkehren. 

 

Das war die gegenwärtige Realität. Und die würde sich in naher Zukunft auch nicht ändern, da war er sich sicher. 

 

Doch offensichtlich scherte sich Naruto einen Dreck um Realitäten – und Shikamaru musste feststellen, dass er den hyperaktiven Idioten dafür verantwortlich machte, einen Sinn für hingebungsvolle Kameraderie in ihm ausgelöst zu haben, die eigentlich Chōji und Ino vorbehalten gewesen war. Sicher, er würde sein Leben auch für jeden anderen seiner Shinobi Kollegen riskieren. Nicht jedoch seine Vernunft und geistige Gesundheit.

 

Aber natürlich hatte es der Hyūga Bastard geschafft, diese Realität zu zerstören. 

 

Zwei Monate und ich denke immer noch darüber nach…Mann, was für ein unnötiger Aufwand…

 

Shikamaru seufzte und blätterte kopfschüttelnd durch die Missionsberichte. Er überflog das Gekritzel eines Ninja, der unbedingt noch einmal Buchstabieren lernen musste. Es enthielt Informationen zu einer Spionagemission, bei der die Verteidigungstaktiken benachbarter Dörfer ausgekundschaftet worden waren. Shikamarus Aufgabe war es nun, Schwachstellen in diesen Taktiken zu identifizieren und dieses Wissen anschließend zu nutzen, um etwaige Mängel in Konohas eigener Sicherheit zu finden. Es war eine notwendige und auch wichtige Aufgabe. Nach der letzten Infiltrationsattacke auf das Dorf hatte man die Verteidigung des Dorfes in die Hände des Nara gelegt. Und seitdem hielt die Hokage es für angemessen, ihn in absolut jedes militärisches Revisionstreffen mit einzubeziehen. 

 

So nervig…

 

Shikamaru gähnte laut genug, um die Aufmerksamkeit seines Senseis auf sich zu ziehen. 

 

„Zehn Minuten.“ Asuma grinste ohne aufzusehen und blätterte durch eine Zeitung; seine eigenen Berichte mied er gekonnt. „Fünfzehn, wenn du mir Zigaretten mitbringst.“

 

„Abgemacht.“ Der Chūnin gähnte erneut, ließ seine Missionsreporte liegen und schlüpfte aus dem Besprechungszimmer. 

 

Er schlurfte den Korridor der Hokage Residenz entlang, hinaus auf die Straße und lenkte seine Schritte in Richtung Dorfmitte. Chōji und Ino waren vor ein paar Stunden gemeinsam mit Lee, der das Trio an Shikamarus Stelle vervollständigte, zu einer Mission aufgebrochen. Lee hatte irgendetwas darüber erwähnt, dass Tenten Babysitter für eine Gruppe Genin spielen musste und Neji wohl mit irgendeiner anderen Aufgabe betraut worden war. 

 

Shikamaru hatte nicht weiter nachgefragt und Lee war nicht weiter darauf eingegangen.

 

Jede Neuigkeit über den Hyūga hatte er von anderen Leuten erfahren; auf diese Weise konnte er einen sicheren und vernünftigen Abstand wahren. Seine Freunde lieferten ihm immer wieder häppchenweise Informationen, die Shikamaru zusammenpuzzelte, um einen ungefähren Eindruck davon zu erhalten, was gerade bei Neji los war. 

 

Von Ino hatte er erfahren, dass der Hyūga ihr dabei geholfen hatte, ihre Meditationstechnik weiter zu entwickeln und dass Sakura irgendwie davon Wind bekommen hatte. Scheinbar wollte die Rosahaarige Neji nun dazu nötigen, ihr ebenfalls zu helfen. Tenten hatte einen ganzen Haufen von Missionen erwähnt, die der Hyūga abgeschlossen hatte und die auch einen S-Klasse Auftrag mit Gai beinhalteten. Neji nahm jede verfügbare Mission an, bewarb sich immer sofort für jeden Auftrag oder bat darum, die Führung übernehmen zu dürfen. Von der letzten war er scheinbar sicher und gelassen zurückgekehrt.

 

Tenten meinte, es sei seine übliche Art. 

 

Scheinbar trainierte er auch immer noch mit Lee, wenn der ihm lange genug auf die Nerven ging. Und genauso wie sonst, schaffte er es immer noch ohne den geringsten Aufwand, alle Genin und Akademieschüler einzuschüchtern, die mit ihm in Kontakt kamen. Doch alle diese Informationen interessierten Shikamaru nicht annähernd so sehr wie die, die er von Hinata erhalten hatte.

 

Wäre besser gewesen, wenn ich gar nicht erst gefragt hätte…

 

Shikamaru runzelte die Stirn, und schritt eine Gasse entlang, die von kleinen Läden gesäumt war. Er wählte den nächstgelegenen Einzelhändler aus und suchte nach Asumas Zigarettenmarke. Sein Verstand verweilte allerdings bei dem Mittagessen, zu dem er sich vor einer Woche mit Kiba, Naruto und Hinata getroffen hatte. 

 

Während Kiba und Naruto sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf geworfen hatten, hatte sich Shikamaru deutlich mehr Mühe als sonst gegeben, Hinata in ein Gespräch zu verwickeln. Und dann, an irgendeinem Punkt, den er wahrscheinlich geplant hatte ohne es zugeben zu wollen, hatte sich die Unterhaltung Neji zugewandt. 

 

„Ja! Wo zur Hölle ist er?“, hatte sich Kiba direkt eingemischt. „Ich hab‘ ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“

 

„Schnappt einem die ganzen Missionen unter der Nase weg! Der verfluchte Jōnin staubt die ganzen guten Sachen ab.“, hatte Naruto durch einen Mund voll Ramen gegrummelt. 

 

Doch Hinata war sofort still geworden, was keinem der anderen beiden Männer aufgefallen war. Wenn man bedachte, dass sie sowieso immer sehr schweigsam war, war es nicht verwunderlich, dass es leicht übersehen wurde. Doch Shikamaru war es aufgefallen. Als die äußerst reservierte Persönlichkeit, die sie nun einmal war, war es beinahe ebenso schwer gewesen, sie zum Reden zu bringen, wie Neji dazu, seine schützende Mauer ein wenig zu senken. 

 

Allerdings war Hinata auch sehr scharfsinnig. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Naruto und Kiba ihnen keine Beachtung schenkten, hatte sie aus den Augenwinkeln zu Shikamaru hinüber gespäht und ihm ein schwaches Lächeln geschenkt. 

 

„Neji-kun bleibt in letzter Zeit oft für sich selbst.“

 

Shikamaru hatte daraufhin nur mit den Achseln gezuckt. „Macht er das nicht immer?“

 

„Schon, aber…er bleibt oft von zuhause fern…und Vater frägt sich, ob…“ Hinatas Blick war abgeschweift und ihre Stimme hatte so unglaublich besorgt geklungen, obwohl sie sich alle Mühe gegeben hatte, es vor ihm zu verbergen. „Ich glaube, diesmal ist es anders.“

 

Shikamaru hatte daraufhin so unauffällig und elegant wie möglich das Thema gewechselt. Doch die kryptischen Worte der jungen Hyūga hatten sich in seinem Hirn festgesetzt und Wurzeln geschlagen – sie hatten für die ganze vergangene Woche nicht aufgehört, an ihm zu nagen. Wie ihn Dauerschleife schienen sie in seinem Kopf abzulaufen und lenkten ihn ununterbrochen von seinen Aufgaben ab. 

 

Lästig…

 

Sogar jetzt, als er die Ryō für Asumas Zigaretten über die Theke schob, konnte er immer noch diesen Blick aus Hinatas Augen vor sich sehen. Es war nicht einfach nur Besorgnis um ihren Cousin, sondern ein fast schon erwartungsvoller Ausdruck gewesen; als erwartete sie, dass Shikamaru etwas darüber wusste. 

 

Oder etwas deswegen unternahm.

 

Das ist verfickt nochmal nicht mein Problem.

 

Shikamaru schob die Zigaretten in eine Tasche seiner Flakweste und setzte sich in Bewegung, um wieder zum Hokage Turm zurückzukehren. Während er dahin schlenderte, spähte er himmelwärts und versuchte, in den Wolken ein wenig Ruhe und Frieden zu finden. Seine Füße trugen ihn an dem Shogi Spielhaus vorbei, in dem er und Neji gespielt hatten. Unbewusst vergrößerte er seine Schritte, um schneller daran vorbei zu laufen und bog um eine Ecke, hinter der er mit Kiba zusammenstieß – und Akamaru.

 

Der Hund schaffte es gerade noch, sich zwischen die beiden zu zwängen und so den Aufprall etwas abzufangen, zwickte ihn dafür aber hart mit spitzen Zähnen in den Daumen. 

 

„Hey!“, maulte Shikamaru und schüttelte die Hand, um den kurzen stechenden Schmerz abzuschütteln. 

 

Kiba lachte und kraulte seinen Hund hinter den Ohren. „Guter Junge, Akamaru!“

 

„Wie nett.“ Der Nara rollte mit den Augen und richtete seine Aufmerksamkeit hinunter zu dem riesigen weißen Köter, der gerade an seiner Flakjacke schnüffelte. „Tja Pech gehabt…ich habe keine Leckerchen dabei.“

 

Das ist wirklich schade, denn wir haben eins für dich.“ Kiba grinste breit, seine tiergleichen Augen glitzerten vor einer Vorfreude, von der Shikamaru wusste, dass er sie nicht teilen würde. 

 

„Ich will es nicht wissen.“ Der Schattenninja wich einen Schritt von dem neugierigen Hund zurück, der ihn wie ein Hai umkreiste. 

 

„Hier kommst du nicht so schnell raus, du Drückberger.“, kicherte Kiba, doch seine Augen blieben auf Akamaru geheftet. „Die Pflicht ruft nämlich.“

 

Shikamaru blinzelte und prompt warf er dem Inuzuka eine Ausrede ins Gesicht. „Jo und ich stecke schon bis zum Hals in Arbeit. Frag die Hokage. Such dir jemand anderen dafür.“

 

„Die Hokage war diejenige, die mich geschickt hat, um dich zu suchen.“

 

Das kann nur eines bedeuten…Dreck…Mann, was für ein Drama…

 

Shikamaru seufzte und seine Schultern sackten nach unten. „Noch eine Mission…“

 

„Darauf kannst du wetten! Das Team ist schon zusammengestellt – und du hast die Führung.“

 

„Klasse.“, grummelte der Schattenninja und versuchte, aus dem Radar von Akamarus Nase zu entkommen, als der Hund schon wieder seine Flakweste anstupste. „Willst du mich dann mal ins Bild setzen?“

 

„Na klar. Aber zuerst…“ Kiba legte die Stirn in Falten, trat dann einen Schritt vorwärts und griff ohne Vorwarnung in die Tasche von Shikamarus Jacke, um das Päckchen Zigaretten daraus hervor zu zerren. „Ich wusste es!“

 

„Super.“, schnaubte der Nara, seine Stimme klang apathisch. „Mir ist klar, wo das hinführt…“

 

„Ha!“ Kiba schnippte mit den Fingern und deutete dann anklagend auf Shikamarus Gesicht, während der Hund weiterhin um sie herumlief und bellte. „Das Schwein hatte recht!“

 

„Dir ist klar, wie dämlich das klingt, wenn du es laut aussprichst, oder?“

 

„Du rauchst!“

 

Shikamarus Wimpern zitterten, als er ein Augenrollen unterdrückte. „Hat Ino dir aufgetragen, deinen Hund auf mich zu hetzen?“

 

Kiba lachte bellend, seine ungläubige Stimme wurde lauter. „Mann, du leugnest es ja nicht mal!“

 

„Warum sollte ich mir die Mühe machen?“ Shikamaru zuckte mit den Achseln und schnappte die Packung aus Kibas Hand. „Du würdest mir wahrscheinlich sowieso nicht glauben, wenn ich dir sage, dass diese Zigaretten für Asuma sind; was auch wirklich der Fall ist. Also könnte ich entweder meine Zeit damit verschwenden, dich zu überzeugen, oder aber du kannst dich um deinen eigenen verfickten Kram kümmern und mich über die Mission informieren.“

 

Akamaru legte den Kopf schräg, blickte zu Kiba auf und jaulte leise. Shikamaru hatte nicht die geringste Ahnung, was der Hund gerade sagte, doch er vergab dem Köter den vorherigen Angriff auf seinen Daumen sofort, denn was auch immer dieses Jaulen bedeutet hatte, der Inuzuka ließ das Zigarettenthema fallen.

 

„Okay, was auch immer.“ Kiba zuckte mit den Achseln und setzte sich in Richtung Dorfausgang in Bewegung. „Du, ich und Hinata.“

 

Ah fuck, es musste ja Hinata sein…die Hyūga scheinen mich zu verfolgen…

 

„Achja? Und was ist mit Shino, hat der keine Zeit?“, murmelte Shikamaru und schob die Zigaretten zurück in seine Tasche, während er dem Inuzuka folgte. 

 

„Doch. Aber es werden nicht drei Spürhunde benötigt.“ Kiba hob eine Hand, um der Hyūga zuzuwinken, die am Ende der Straße auftauchte. „Ich, Hinata und Akamaru sind Ohren, Augen und Nase genug.“

 

Shikamaru beobachtete, wie Hinata zwei Ninja Taschen vor sich auf eine Bank legte. Er runzelte die Stirn und spähte zu Kiba hinüber. 

 

„Also worum geht es hier? Spionage?“

 

„Nö!“ Kiba grinste. „Wir sind die Verstärkung für ein Eliminierungsteam. Vermutlich S-Klasse.“

 

Was?“ Shikamaru stolperte beinahe über seine eigenen Füße. „S-Klasse? Sollte man da nicht eher Jōnin schicken? Scheiße, ich bin überrascht, dass Naruto da nicht mitmischt.“

 

Kiba ließ seinen Blick unruhig über die Umgebung schweifen, als würde er nach dem Uzumaki suchen. „Nah, die Hokage will, dass er hier bleibt.“

 

„Ah, geht es vielleicht um Sasuke?“, vermutete Shikamaru, auch wenn es nicht wirklich danach aussah.

 

„Nein, aber möglicherweise um Akatsuki.“

 

„Möglicherweise, huh?“ Der Nara zog eine finstere Miene. „Das hat man auch schon vor zwei Monaten über eine Mission gesagt und wie sich herausgestellt hat, war es nur ein Haufen von Nachahmern.“

 

„Ja, also selbst wenn es so sein sollte, die Hokage will kein Risiko eingehen.“ Kiba griff nach einer der Taschen, die Hinata ihm entgegenstreckte. „Wir brauchen dich, um die Teamfähigkeiten auszubalancieren, Nara. Also reiß dich zusammen.“

 

„Drei Chūnin für eine S-Klasse Mission – das erfüllt mich nicht gerade mit Zuversicht.“ Shikamaru nickte der Hyūga träge zu und nahm das Ninja Paket entgegen, das sie ihm reichte. „Danke.“

 

„Aww, sei nicht so streng zu dir selbst, Shikamaru. Gib dir ein bisschen Mühe und vielleicht wärst du dann sogar von dir selbst überrascht. Du weißt schon, dann bekommst du vielleicht endlich diese Beförderung!“ Kiba lachte und zwinkerte Hinata zu, als er sich zu den Toren umwandte. „Außerdem brauchen wir einen Strategen und jemanden, der den Gegner hinhalten kann. Mit deinem Jutsu bist du dafür perfekt geeignet.“

 

Shikamaru wünschte sich mehr als alles andere, dass er es nicht wäre.
 

Er fing das kleine Funkgerät auf, das Kiba ihm über die Schulter hinweg zuwarf. „Super…“

 

„Das wirst du brauchen.“

 

„Du hast meine Frage nicht beantwortet, Kiba.“ Angestrengt versuchte Shikamaru den seltsamen Blick zu ignorieren, mit dem Hinata ihn bedachte. „Sicher, falls es nötig ist, können wir auch auf geringere Entfernung kämpfen, aber wenn es um die hohen Ansprüche einer S-Rang Mission geht – wer zur Hölle soll dabei unser Nahkämpfer sein? Akamaru?“

 

Der Hund bellte angesichts des Sarkasmus in der Stimme des Nara. 

 

Der Inuzuka wuschelte seinem tierischen Begleiter durchs Fell und spähte über die Schulter hinweg zu dem Schattenninja. „Wie ich bereits sagte, Shikamaru, wir sind nur die Verstärkung. Es sind bereits Jōnin da draußen. Kurenai-sensai, Gai…“

 

„…und Neji-kun.“, beendete Hinata den Satz. Ihre lavendelfarbenen Augen zuckten kurz zur Seite, bevor sie sich wieder Shikamaru zuwandten. 

 

Der Nara hielt den Blick starr geradeaus gerichtet, sein Gesicht blieb trotz der plötzlichen Spannung in seinen Eingeweiden täuschend ausdruckslos. Es half ihm auch nicht besonders, dass Hinata ihn auf diese seltsame Weise beobachtete. Warum zur Hölle sah sie ihn so an?

 

Lästige Frau…

 

Abrupt richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Aufgabe, die vor ihm lag. Er brauchte nicht mehr als ein paar Sekunden, um sich zu fokussieren und eine Strategie auszuarbeiten. 

 

„Na schön, wie auch immer. Kiba und Akamaru an die Spitze. Nehmt Fährte auf und zeigt uns den Weg; macht sie so schnell wie möglich ausfindig.“ Shikamaru linste zu der schüchternen Hyūga hinüber. „Hinata, wir brauchen deine Augen am Ende der Formation. Der übliche Byakugan Radius, verdammt, du weißt wie das läuft.“

 

Hinata nickte knapp. „Ja.“

 

„Schön, ihr beide werdet mich rund um die Uhr auf dem Laufenden halten. Über alles, auch wenn es unbedeutend wirken mag, es ist es nicht!“ Shikamaru schnallte sich seufzend seine Tasche um. „Wenn drei Jōnin Verstärkung anfordern, könnte das darauf hindeuten, dass sie getrennt wurden. Sollte das der Fall sein, will ich wissen, wo jeder von ihnen ist und zwar bevor sie mitbekommen, dass ihre Chūnin Kavallerie ankommt, verstanden?“

 

„Alles klar.“ Kiba grinste. Akamaru bellte zustimmend und sprang los. 

 

Shikamaru beobachtete, wie Kiba lossprintete, sich hart abstieß und seinem tierischen Kameraden himmelwärts in die Bäume folgte. Er starrte dem jaulenden Duo für einen Moment hinterher, bevor seine Augen langsam höher glitten…hinauf zu den vorbeiziehenden Wolken…wo sich ein Vogel gegen den milchigen Hintergrund abhob…frei von dem Käfig des Waldes und seinen Gittern aus Ästen.

 

„Shikamaru-kun?“, fragte Hinata zaghaft.

 

Shikamaru atmete langsam und tief ein. „Lass uns gehen.“

 
 

oOo
 

 
 

„Neji, kannst du mich hören?“

 

Neji hob die Hand, um der brüchigen Übertragung von Gai zu antworten, doch seine Finger hatten kaum Zeit, das Mikrofon zu berühren. Shuriken sirrten an ihm vorbei und zwangen ihn dazu, sich über den breiten Ast eines Baumes zurückzuziehen. Eine große Spinne fiel vor ihm nach unten und krabbelte ihm den Ast entlang nach. Neji sprang hoch und nagelte die Kreatur mit einem Kunai am Holz fest, bevor er sich auf Bodenlevel fallen ließ.

 

Ninjutsu, Taijutsu…jetzt schon Beschwörungsjutsus…ihre Teams sind perfekt ausgeglichen…

 

Nejis Arm schnellte nach vorn und halbierte eine Spinne mit chakra-geladener Handkante. Er wirbelte herum, um noch zwei weitere zu zerteilen und außerhalb ihrer Reichweite zu bleiben. Die Arachniden riefen Erinnerungen an seinen Kampf gegen Kidōmaru in ihm hervor. 

 

Ich weiß, wie man so einen Gegner bekämpft. Ich werde nicht verlieren.

 

„Na dann lass mal sehen, wie du das zerteilen willst!“, knurrte der Beschwörungsninja.

 

Nejis Kopf ruckte gerade rechtzeitig herum, um das das Flattern im Chakranetzwerk seines Gegners sehen zu können. Er wusste, was jetzt kommen würde. Sein Feind biss sich hart in den Daumen und schmetterte seine Handfläche auf den Boden. 

 

„Ninjakunst, Jutsu des vertrauten Geistes.“

 

In einem Schwall wabernden Chakras tauchte eine riesige Spinne auf, die sich auf vier ihrer haarigen Beine aufbäumte. Neji grinste, er wusste bereits ganz genau, wie er dieses Biest besiegen konnte.

 

„Los!“, brüllte der Mann. 

 

Ohne zu zögern rutschte der Hyūga in Position, eine Handfläche hoch erhoben. 

 

Doch die Attacke kam nicht. 

 

Die Spinne sprang von ihm weg und krabbelte in die Richtung davon, in der Neji zuletzt Gai gesehen hatte. Das Vieh ignorierte den Hyūga völlig.

 

Nejis Lippen zogen sich in einem Knurren zurück. „Verdammt.“

 

„Keine Sorge, für dich haben wir uns etwas ganz besonderes ausgedacht.“, versprach ihm sein Gegner, als sich drei weitere Ninja hinter ihm auf den Boden fallen ließen. Einer von ihnen trug ein lächerlich großes Schwert. 

 

Neji hatte das bereits kommen sehen, auch wenn sie ihre Chakrasignatur gut verborgen hatten. Gemeinsam mit Kurenai und Gai hatte er es geschafft, die Formation zu vereiteln, die der Feind ursprünglich hatte einnehmen wollen. Die zwölf gegnerischen Ninjas hatten anfangs versucht, ihre Reihen in vier Kreisen mit je drei Kämpfern um die Konoha Shinobi zu schließen. Anschließend hatten sie die Schlinge immer enger ziehen wollen. 

 

Doch Neji hatte eine Schwachstelle in ihrer Angriffslinie gefunden, auf die Gai einen schnellen und harten Schlag konzentriert hatte. Sie hatten es geschafft, die Formation zu durchbrechen und den Feind dadurch gezwungen, sich neu zu sammeln. Ihre Gegner hatten es daraufhin ausschließlich auf Kurenai abgesehen. Doch nachdem einer der Männer lauthals verkündet hatte, sie besäße nicht das Sharingan oder ein ähnliches visuelles Jutsu, hatten sie sofort die Taktik geändert und sich darauf fokussiert, die Konoha Ninjas zu trennen und einzeln anzugreifen. 

 

Obwohl Neji sein Bestes gegeben hatte, ein Auge auf jeden von ihnen zu behalten, waren die Konoha Jōnin immer weiter auseinandergezogen worden. Der Feind trieb mit aller Gewalt räumliche Keile zwischen das Trio und nutzte dabei eine effektive Kombination aus Ninjutsu und Taijutsu. 

 

Dann waren die Spinnen dazu gekommen – und um das Ganze nur noch schlimmer zu machen, schien ihr Gegner seine Chakrareserven durch eine externe Quelle immer wieder auffüllen zu können.

 

Ich muss zurück zum Team…

 

Neji stieß sich in einem hohen Sprung vom Boden ab, als einer der Ninjas auf ihn losging. Er traf mit einem heftigen Tritt den Kopf des Mannes und hämmerte ihn in den Waldboden. Scharf wirbelte der Hyūga herum und stieß seine Handfläche den Baumkronen entgegen, als zwei weitere Gegner auf ihn zu sprangen. 

 

„Acht Trigramme! Lufthandfläche!“

 

Konzentriertes Chakra explodierte aus seiner Hand und fegte seine Gegner aus der Bahn. Dann hörte er ein statisches Knacken. 

 

„Neji!“, Kurenais Stimme kratzte durch den Transmitter. „Wie ist deine Position?“

 

Nejis Finger hoben sich rasch zu seinem Mikrofon, während er in geduckter Haltung landete und sich umsah. Sein Körper konnte die Distanz zu seinen Kameraden nicht schließen, das Byakugan jedoch schon. Er konnte Kurenai sehen – und sie steckte in Schwierigkeiten; ihr Chakra war durch den exzessiven Einsatz von Genjutsus fast vollständig aufgebraucht.

 

Sie wird nicht mehr lange durchhalten…

 

„Neji!“

 

„Ich bin östlich von…“ Er verstummte und riss den Kopf zurück, um dem schweren Schlag einer Klinge auszuweichen, die so lang war wie sein ganzer Körper. 

 

„Du bist verdammt schnell, Bengel!“, lachte der schwertschwingende Ninja. 

 

Die Stirn des Hyūga legte sich in Falten. Diese Stimme kam ihm bekannt vor. 

 

„Neji!“ Kurenais Stimme knackte erneut durch das Mikrofon. „Du…sofort hierher zurück…Ziel…jetzt!“

 

Nejis Miene verfinsterte sich, als er versuchte, sein Funkgerät einzustellen und gleichzeitig den Attacken auszuweichen. Er bemerkte, wie einer der Männer Handzeichen formte. Das Chakra eines anderen begann zu flattern. 

 

Scheiße!

 

„Feuerversteck! Jutsu der Flammenentfesselung!“

 

Er wandte sich in dem Moment um, als ein Schauer von Shuriken auf ihn zugeschossen kam. Die tödlichen fliegenden Sterne brachen in funkenspritzende Flammen aus. Neji knurrte und drehte sich auf dem Absatz, um eine fließende Pirouette zu vollführen.

 

„ROTATION!“

 

Er konnte spüren, wie die Hitze der entzündeten Projektile sein Chakraschild versengten. Er kam wirbelnd zum Stehen und hatte kaum Zeit, überhaupt wieder voll auf dem Boden aufzukommen, als ihn ein Schlag auf die Brust durch den nächstgelegenen Baum donnerte. Schmerz explodierte in seinen Lungen, das Bersten des Stammes vibrierte durch seine Wirbelsäule und presste ihm ein ersticktes Husten ab, bevor er hart auf dem Rücken landete.

 

„Pinnt ihn fest!“, bellte einer seiner Gegner. 

 

Nejis Augen flogen weit auf und gerade noch rechtzeitig rollte er sich zur Seite weg. Kunais schlugen einen Sekundenbruchteil später im Boden ein. Mit einem Knurren kam Neji auf die Beine und stieß seine Handfläche in die Richtung, aus der die Messer geflogen kamen. 

 

„Acht Trigramme! Lufthandfläche!“

 

Die Gegner zerstreuten sich und gestatteten es Neji so, sich zu drehen und denselben Chakrastoß gegen den schwertschwingenden Anführer des Teams zu schleudern. Der Ninja schaffte es, den Großteil des Schadens mit seiner mächtigen Klinge abzufangen. In kurzer Entfernung kam der Mann schlitternd zum Stehen, sein Schwert hatte eine massive Furche in dem verwurzelten Waldboden hinterlassen. 

 

„Nicht schlecht! Sind die Fähigkeiten meines Clans denn diesmal gut genug?“

 

Und jetzt erkannte Neji die Stimme. 

 

Unmöglich.

 

Der Mann, der vor ihm stand, war breit gebaut und mit mehr Muskeln bepackt als ein Ochse. Allerdings sah er dem stämmigen Klienten nicht im Mindesten ähnlich, der vor zwei Monaten vor Tsunade gestanden hatte. Doch die Stimme war dieselbe, die Chakrasignatur so ähnlich, wenn auch leicht verändert. 

 

Ist das irgendeine Art von Transformationsjutsu? Oder vielleicht ist das ja seine wirkliche Form. 

 

Neji wich einen Schritt zurück und hob erneut seine Handfläche. Mit der anderen Hand suchte er nach seinen Kunais, die er während seines Sturzes verloren hatte. 

 

Verdammt.

 

Sein Gegner lachte und der Klang dröhnte über die Lichtung. „Ah, du erinnerst dich also an mich!“ 

 

„Was wollt ihr?“ Neji entschied sich für eine defensive Haltung, seine scharfen Augen blieben starr geradeaus gerichtet, nahmen aber automatisch die Peripherie um ihn herum wahr. Er wusste, dass die anderen drei Männer immer noch da waren und sich bewegten, doch sie schienen Abstand zu halten. 

 

Der Mann ignorierte seine Frage und verkündete stattdessen: „Ich bin Fukurō! Oberhaupt des Tsubasa Clans. Auch wenn ich mich seit unserem letzten Treffen etwas verändert habe, wie du sehen kannst.“ Seine Augen verengten sich und wurden dunkel. „Als du die Frechheit besessen hast, mich zu entehren.“

 

Auch Nejis Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen. „Warum greift ihr Konoha an? Euer Clan hat einen Frieden mit dem Dorf geschlossen.“

 

„Frieden – was für ein naives Ziel.“ Fukurō grinste. „Wie auch immer, ich habe kein Interesse an Konoha. Nur an ein oder zwei Clans. Die Sache vor zwei Monaten war eine exzellente Gelegenheit, deine Fähigkeiten zu testen und zu beurteilen, ohne dabei etwas von Wert zu verlieren.“

 

Nejis Kiefer verkrampfte sich, als pure Abscheu in ihm hochkochte. „Du hast unvorbereitete Ninja auf Genin-Level zu uns geschickt wie die Lämmer zur Schlachtbank! Ein fehlgeleitetes Mädchen und ihr ungeborenes Kind mussten deswegen sterben!“

 

„Das Gör wäre so oder so gestorben. Du hast sie von ihrem Elend erlöst, bevor ich es tun konnte.“

 

Nejis Gesichtszüge begannen angewidert zu zucken. „Und ihr Kind?“

 

„Darum hast du dich ja auch gekümmert, oder nicht?“ Fukurō feixte. „Ich weiß das sehr zu schätzen. Mein Tochter war eine Schande. Der Tsubasa Clan hat keine Verwendung für Huren oder Verräter, geschweige denn für Bastardkinder. Besonders nicht, wenn sie drohen, Clangeheimnisse preiszugeben. So etwas ist unverzeihlich. Ihr Schicksal wurde an dem Tag besiegelt, an dem sie sich mir widersetzt hat.“

 

Schicksal…besiegelt…

 

Diese Worte brachten eine gefährliche Saite in Neji zum Schwingen und er spürte das Gift eines unterdrückten Hasses in sich aufsteigen. „Du hast nicht das Recht, über das Schicksal eines unschuldigen Kindes zu entscheiden!“

 

„Musste ich ja auch nicht.“, schnaubte Fukurō. „Konoha hat das für mich übernommen. Und jetzt wirst du mir noch einmal behilflich sein. Also wenn du das Gefühl hast, dass es hier um eine Auge um Auge Sache geht, dann nehme ich gerne die deinen als Ausgleich für das Leben meiner Tochter und das ihres wertlosen Kindes.“

 

Die Zuversicht dieses Versprechens war nicht vorgetäuscht. Neji spürte, wie sich die anderen drei Ninjas näherten. Sie nahmen irgendetwas zu sich und sofort loderte ihr Chakra wie eine Feuersbrunst auf. 

 

Chakrapillen…?

 

Neji begann zurückzuweichen und schätzte rasch seine Lage ein. Sein Blick zuckte zu der Tablette, die sich Fukurō auf die Zunge legte und schluckte. Beinahe zeitgleich explodierte sein Chakra. 

 

Dagegen komme ich nicht lange an…

 

„Mit deinen Augen kannst du es sehen, nicht wahr?“ Der Schwertkämpfer grinste. „Beeindruckend, oder? Es waren zahllose Opfer nötig, um die Verdichtung des Chakras so genau hinzubekommen, dass sie das Netzwerk nicht beschädigt.“

 

Unbändiger Zorn breitete sich auf Nejis Zügen aus. Auf einmal machte alles entsetzlichen Sinn. Die Krankheit, die er im Chakrasystem des Mädchens entdeckt hatte, bevor sie starb. Er schüttelte den Kopf und als er der perversen Erkenntnis eine Stimme verlieh, war sie nicht mehr als ein bebendes Raunen.

 

„Du hast deine eigene Tochter für Experimente missbraucht…“

 

Der Hyūga war mehr als angewidert, als er sah, dass der Mann beeindruckt aussah, beinahe ehrfurchtsvoll. „Du konntest es sehen? Natürlich konntest du das. Ein Kekkei Genkai von solch mächtiger Form ist wirklich von unschätzbarem Wert.“ Fukurōs Finger schlossen sich fester um den Griff seines Schwertes. „Ich werde diesen Ort nicht ohne das Geheimnis deiner Augen verlassen.“

 

Sie sammeln also Dōjutsus…

 

Das erklärte zumindest, warum sie das Interesse an Kurenai verloren hatten, nachdem sie erkannt hatten, dass sie nicht über das Sharingan verfügte. 

 

Nejis Gedanken stockten, als Gais Stimme durch den Transmitter kratzte. „Neji…antworte! …du in Sicherheit? …wo…?“

 

„Die Tsubasa haben eine sehr lange Zeit darauf gewartet, einen Hyūga von Konoha isolieren zu können.“, fuhr Fukurō fast schon träumerisch fort. „Wir haben auch schon andere Clangeheimnisse begehrt. Aber mit der Stärke des berühmten Byakugans werden wir endlich in der Lage sein, unserem Clan eine Stellung der Ehre und Macht zurückzugeben. Es ist unser Schicksal!“

 

Bestimmung…Schicksal…Kontrolle…
 

„Neji…?“ Kurenais Stimme hallte durch das Funkgerät. 

 

Neji hob eine Hand, als wollte er antworten – nur um das Mikrofon auszuschalten. 

 

Sein Blick richtete sich auf Fukurō. Eine gefährliche Ruhe fror seine Züge ein und seine begehrten Augen wurden hart wie die kostbaren Opale, mit denen sie so oft verglichen wurden. 

 

„Ah, das ist schon viel besser.“ Fukurō feixte, offensichtlich glücklich über die Aufmerksamkeit, die Neji ihm schenkte. Er hob seine gewaltige Klinge. „Du wirst feststellen, dass sich dieser Kampf auf einem Niveau bewegt, von dem du einst gesagt hast, es würde uns fehlen. Ich frage mich, wie lange du durchhalten wirst, bis ich mir deine Augen nehme.“ 

 

Anmutig schob Neji ein Bein zurück, seine Handfläche hielt er nach Außen gerichtet, als er in die Haltung für die Acht Trigramme, vierundsechzig Hände fiel. Seine Iriden blieben starr auf Fukurō fixiert, auch als die restlichen Tsubasa Ninjas mit vor Stärke waberndem Chakra näher rückten. 

 

Der Tsubasa grinste und legte sein Schwert lässig auf einer Schulter ab. „Erinnere dich an meinen Namen, Hyūga. Du kannst ihn meiner Tochter sagen, wenn du sie auf der anderen Seite siehst.“

 
 

oOo
 

 
 

„Was zur Hölle ist los mit dir, Komori?!“, fauchte einer der Tsubasa Ninjas und wandte sich zu seinem Kameraden um, der mitten in der Bewegung erstarrt war. Der Schlag, der Kurenai hätte enthaupten sollen, hatte nie sein Ziel getroffen. 

 

„Ich…kann mich…nicht bewegen!“, keuchte Komori erstickt.

 

„Was zum Geier? Jetzt bring sie schon endlich um!“

 

„Ich…kann…meinen Körper…nicht bewegen!“

 

„Sag bloß.“ Shikamarus Stimme erscholl aus den Baumkronen, wo er stand und sich mit seinem Schattenbesitz außerhalb der Reichweite seines Gegners aufhielt. „Aber ich werde dir helfen.“

 

Ohne Vorwarnung, wirbelte Komori herum und erstach seinen Kameraden mit seinem Schwert. Der Angriff ließ den Tsubasa Ninja deckungslos zurück und Kurenai vollführte einen raschen Streich gegen seine Kehle, um ihn zu erledigen. Ruckartig befreite sie ihr Messer aus dem Hals des Mannes und blickte himmelwärts. 

 

„Überraschung!“, sagte Shikamaru träge und ließ sich auf den Boden fallen, als Kiba mit seinem ‚Durchbohrender Zahn‘ die Lichtung zerfurchte und zwei Feinde mit sich riss. „Gai-senpai und Neji?“

 

Kurenai schüttelte den Kopf, hielt sich einen blutenden Arm und sackte kraftlos gegen einen nahen Baum. „Gai hat gegen eine beschworene Spinne gekämpft und Neji antwortet nicht. Vielleicht ist sein Funkgerät kaputt.“

 

Shikamaru fluchte und wandte sich rasch um. „Das brauchen wir nicht, um ihn zu finden. Hinata!“

 

Die Kunoichi landete neben ihm, ihr Byakugan war bereits aktiviert. „Er ist in der Nähe und kämpft gegen drei Männer. Das Chakra von ihnen…ist ungewöhnlich stark.“

 

„Sie haben Pillen, die Chakra wiederherstellen.“, erklärte Kurenai, ihre roten Augen kniffen sich erschöpft zusammen. „Sie haben das seit Monaten geplant…sind sehr gut vorbereitet…“

 

„Die Spinne, gegen die Gai-sensei gekämpft hat, hat mehrere kleine produziert.“, informierte Hinata, ihre Augen bewegten sich rasch und unruhig. 

 

Fuck!

 

Shikamarus Blick schnellte zu Kurenai. „Was muss ich sonst noch wissen?“

 

„Sie sammeln Dōjutsus…sie dachten, ich hätte das Sharingan und hatten sich darauf vorbereitet.“ Kurenai spähte zu Hinata hinüber. „Es wäre besser, wenn du außer Reichweite bleibst und dich darauf konzentrierst, Gai und Kiba zu helfen.“

 

„Aber…“ Hinatas Atem stockte, ihre Auen schwangen nach Osten. „Aber Neji…“

 

„Ihm wird nichts passieren. Ich gehe mit Shikamaru.“

 

„Nein!“ Der Nara ließ seine Tasche von den Schultern gleiten, aufmerksam studierten seine dunklen Augen die Vorräte. „Wenn sie von diesen Pillen Schwankungen in ihrem Chakra haben, brauche ich jemanden, der das sehen und interpretieren kann. Ich brauche Hinatas Augen, wenn Neji mit Kämpfen beschäftigt ist.“

 

„Es sind ihre Augen, hinter denen sie her sind, Shikamaru!“ Kurenai packte ihn am Ellbogen, ihr Beschützerinstinkt gegenüber Hinata spiegelte sich klar auf ihrem Gesicht wider. „Mein Genjutsu wird sie ablenken und…“

 

„…du bist am Ende, Kurenai-senpai.“ Shikamaru begegnete ihrem karmesinroten Blick. Seine Stimme blieb ruhig, doch seine dunklen Iriden waren unnachgiebig. „Ich schätze, dir bleibt gerade mal genug Chakra für eine einzige Illusion, bevor du völlig ausgelaugt bist. Habe ich recht?“

 

Kurenai ließ ihre Hand sinken. „Shikamaru…“

 

„Ja, mir gefällt das Ganze auch nicht mehr als dir.“, grummelte der Nara, als er eine Salbe aus seiner Flakweste zog. „Aber wenn sie dachten, dass du das Sharingan hast und dich trotzdem angegriffen haben, dann sind sie auch auf Genjutsu vorbereitet, selbst wenn du es schaffen solltest, eines zu kreieren. Ich habe nicht vor, diese Kerle zu unterschätzen und zu riskieren, dass am Ende jemand sterben muss.“

 

Er beobachtete, wie Kurenai den Blick abwandte und über seine Worte nachdachte; natürlich erkannte sie den Sinn in seiner Argumentation. Sie hatten jetzt keine Zeit für einen Willenskampf. Und Hinata war bereits auf die Auseinandersetzung fokussiert, die weder der Nara, noch Kurenai sehen konnten. 

 

„Lass das mal die Kavallerie machen.“, versuchte Shikamaru zu scherzen, doch seine Stimme wurde flach, als er Kurenai die Heilsalbe reichte. „Wenn ich in Reichweite komme, wird eine Ablenkung unsere…“

 

Neji!“, schrie Hinata schrill, ihre lavendelfarbenen Augen flogen weit auf, bevor sie losstürzte. 

 

„Hinata!“ Kurenais Finger umklammerten wirkungslos die Luft, als ihre Schülerin schon außer Reichweite war und in den Baumkronen verschwand. „Hinata!“

 

„Gott verdammt!“, knurrte Shikamaru, stieß sich hart vom Boden ab und hetzte der Hyūga hinterher. „Was zur Hölle stimmt nicht mit den Hyūgas, dass sie ständig aus dem Team brechen müssen?!“

 
 

oOo
 

 
 

„Acht Trigramme! Luftha…ngh!“ Neji keuchte, als brennender Schmerz seinen Arm ergriff. Seine Finger begannen spastisch zu zucken. 

 

Verdammt!

 

Mit einem Zischen packte er seinen Arm und vollführte eine Seitwärtsrolle, um hinter einem Baum in Deckung zu gehen. Er sackte zusammen und sank gegen den mächtigen Stamm; rasselnd schnappte er nach Luft. Er hatte viel zu viel Chakra verbraucht. Sein Jutsu jetzt noch einmal zu erzwingen, würde zu einem tödlichen Rückschlag führen. 

 

Er deaktivierte das Byakugan und überprüfte aus reinem Instinkt sein Chakranetzwerk. Auf keinen Fall könnte er noch einmal die Acht Trigramme vollführen, nicht nach der Menge an Chakra, die er für das Kaiten Jutsu und die Sanfte Faust benötigt hatte. 

 

Er hatte es geschafft, einen seiner vier Gegner auszuschalten und einen weiteren zu verkrüppeln. Doch das hatte ihn kostbare Chakrareserven gekostet und da seine Gegner ihres immer wieder regenerieren konnten, befand er sich in extremen Nachteil. 

 

„Und wie lautet dein Urteil, Bengel? Befinden wir uns jetzt auf gewünschtem Niveau?“ Fukurō lachte, offenbar war es ihm gleich, ob der Hyūga seine Position verriet oder nicht. 

 

Er kann es sich ja auch leisten, arrogant zu sein…er weiß, dass ich mein Limit fast erreicht habe…

 

Nejis Gesicht verfinsterte sich und er starrte auf seinen Arm. Er legte seinen Daumen in die Armbeuge und presste seine Finger gegen die Extremität. Dumpfer Schmerz breitete sich aus; er war zu weit gegangen. 

 

„Komm schon Hyūga! Wo ist deine Zuversicht jetzt?“

 

Neji biss die Zähne zusammen und atmete langsam durch die Nase aus, während er seinen Geist neu fokussierte. Ihm blieb noch eine letzte Option, ein Notfallplan, den er nicht in Betracht und geschweige denn darauf zurückgreifen wollte. 

 

„Du kannst dich nicht ewig verstecken!“, brüllte der Tsubasa fast schon theatralisch; seine Stimme klang nun deutlich näher. 

 

Neji schloss die Augen. Er tat einen langen tiefen Atemzug und augenblicklich beruhigte er sich, seine angespannten Züge glätteten sich. Aus irgendeinem seltsamen Grund war es Shikamarus Stimme, die in seinem Verstand widerhallte. 

 

Entspann dich…

 

Er drängte sich durch den stechenden Schmerz und streckte seine Finger aus, um eine geringe Menge an Chakra in ihre Spitzen zu zwingen. Dann hob er die Hand und berührte leicht mit den Fingerspitzen die beiden verschlossenen Chakrapunkte in seiner Brust. 

 

Er drückte fest in die Haut. 

 

Qual jagte wie ein Stromschlag direkt in seine Lunge. 

 

Ein raues Husten explodierte aus den Tiefen seiner Brust, erschütterte seine Rippen und riss ihm den Atem in einem blutigen Spritzen aus der Lunge.

 

„Hab ich dich!“, brüllte Fukurō.

 

Nejis Augen flogen auf. Instinktiv duckte er sich und rollte zur Seite weg, um einer Enthauptung zu entgehen, als Fukurōs Schwert den Baum spaltete. Der Tsubasa Anführer kehrte seinen Hieb um und sägte mit seiner Klinge durch den kollabierenden Stamm, als wäre es Butter. 

 

Byakugan!“, keuchte Neji und presste eine Hand gegen seine Brust, während er rückwärts sprang, um den stürzenden Holzklumpen auszuweichen. 

 

Splitter und Staub wurden in Schwaden von Fukurōs Chakraattacke aufgewirbelt und der Schmutz drohte seine Kehle zu verstopfen. 

 

Atme!

 

Neji landete in einer geduckten Haltung, seine Robe flatterte in den Luftstößen, die von den sensenartigen Schwüngen der enormen Klinge verursacht wurden. Er hustete erstickt und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund; sein Blick verfinsterte sich angesichts der tiefroten Spur, die sich hart von seiner blassen Haut abhob. Er ignorierte das Blut, presste eine Handfläche gegen den Waldboden und krallte die Finger seiner anderen in den Stoff seiner Robe – als könne er so den Schmerz aus seinen Lungen reißen. 

 

…Wenn ich jetzt die Chakra Blockaden löse…bin ich erledigt…

 

Doch er brauchte das versiegelte Chakra in seinen Tenketsu. Schnell. Er hatte keine Zeit mehr, seine Optionen zu überdenken; das leise Wispern von fliegenden Shuriken zog seine Aufmerksamkeit auf sich, Sekunden nachdem das Byakugan ihre Bewegungen bemerkt hatte. 

 

„Feuerversteck! Jutsu der Flammenentfesselung!“

 

Flammen erwachten zuckend zum Leben und zogen gleißende Bahnen hinter den sich drehenden Sternen her. Sie waren wie riesige Glühwürmchen, die auf ihre Explosion zusteuerten.

 

Sie erreichten den Hyūga nie.

 

Doch etwas anderes schon – hart genug, um ihn seitwärts quer über die Lichtung stolpern zu lassen. Er schaffte es, ein Bein auszustrecken und sich abzufangen; Staub wirbelte auf, als er schlitternd auf den Knien stoppte. 

 

Er hatte kaum Zeit den Kopf zu heben, bevor ihm Hundeatem ins Gesicht schlug und Akamarus Zunge grob und nass über seine Wange schlabberte. 

 

Verstärkung…

 

Es war zwar nicht die eleganteste Rettung, aber immerhin hatte man es nicht geschafft, ihn in Streifen zu schneiden und gleichzeitig zu rösten. 

 

„Tsūga!“

 

Neji klammerte sich mit einer Hand an einem Ast fest, um sich auf die Füße zu ziehen und beobachtete, wie Kibas Jutsu den Feind dazu brachte, sich zurückzuziehen. Zumindest würde ihnen das etwas Zeit verschaffen. Er biss die Zähne gegen den Schmerz zusammen und zwang seinen Körper zur Kooperation. Energisch entzog er sich dem besorgten Schnüffeln des Hundes, strich aber dennoch zaghaft über Akamarus Kopf. 

 

„Danke!“, murmelte er dem Hund zu, bevor er sich aufrichtete und dem Inuzuka entgegen lief. „Gai und Kurenai?“

 

„Auch schön, dich zu sehen! Hat dein Mikro den Geist aufgegeben, oder was?“ Kiba grinste, seine wilden Augen wanderten unruhig umher. „Keine Sorge, die kümmern sich um diese widerlichen Spinnen und räumen den Müll weg. Kurenai-sensei hat mich hinter euch her geschickt.“

 

Nejis Puls beschleunigte sich. „Euch?“

 

Kiba runzelte die Stirn und Neji konnte an der Besorgnis, die sich langsam auf das Gesicht des Hunde-Ninjas schlich, erkennen, dass etwas furchtbar falsch lief. 

 

„Du meinst, Hinata ist noch gar nicht hier?“

 

„Was?“ Nejis Augen weiteten sich, in seinem Inneren bildete sich ein ziehender Knoten. „Hinata…?“

 

„Ja!“ Die Falten auf Kibas Stirn wurden noch tiefer, während er Akamarus Kopf streichelte. „Scheiße…Shikamaru sollte bei ihr sein.“

 

Nejis Atem stockte. 

 

Shikamaru…?

 
 

oOo
 

 
 

Ich schwörs, dieser ironische Bullshit wäre vermutlich komisch, wenn es nicht mir passieren würde…

 

Shikamaru zog eine finstere Miene, seine Brauen waren tief über seinen dunklen Augen zusammengezogen, während er den Blick aufmerksam über die Bäume schweifen ließ. Auch wenn er seinen Fokus auf etwas bestimmtes richtete, war er dennoch ununterbrochen dabei, alles um ihn herum zu analysieren; er notierte sich im Geiste jedes Detail über seine Umgebung und – was am wichtigsten für sein Jutsu war – das Licht. Je dichter das Blätterdach war, desto höher wäre sein Bedarf an Blitzbomben. Er hatte bereits eine als Ablenkungsmanöver eingesetzt. 

 

Fuck…laufe ich überhaupt in die richtige Richtung?

 

Shikamaru kanalisierte Chakra in seine Füße und ging auf einem Ast in die Hocke. Während er sich orientierte, versuchte er seinen Transmitter einzustellen. Ohne Vorwarnung, bohrte sich ein schriller Schrei wie ein Kunai durch das Funkgerät in sein Trommelfell.

 

„Fuck!“ Er schlug sich mit der Hand gegen die Schläfe. „Dieser Hundesohn…“

 

„Shikamaru! Bist du da?“

 

„Kiba? Sekunde…“ Er stellte die Lautstärke des Transmitters ein und versuchte es nochmal. „Jetzt.“

 

„Wo zur Hölle bist du?“ Akamarus Bellen mischte sich zu Kibas Stimme. 

 

„Ich würde ja mein Radargerät fragen, aber ich jage immer noch hinter ihr her.“ Shikamaru klemmte sich drei Kunai zwischen die Finger; mit einem kratzte er ein Zeichen in den Baum. „Wo zur Hölle bist du?“

 

„Ich folge Neji…“

 

Er lebt…

 

„…er ist abgehauen.“

 

Ich bring ihn um.

 

Beinahe hätte Shikamaru vor Frust seinen Kopf gegen den Stamm des Baumes gehämmert. 

 

„Shikamaru? Hey! Hörst du mich?“

 

„Scheiße. Wohin ist er abgehauen?“

 

„Mann, wenn ich das wüsste, würde ich nicht meine Zeit damit verschwenden mit dir zu reden!“

 

Der Nara gönnte sich einen Augenblick, um genervt das Gesicht in einer Handfläche zu vergraben und einen bunten Schwall an Flüchen auszustoßen, der Kiba nervös kichern ließ. Nachdem er damit fertig war, seinen Zorn in seine Handfläche zu fauchen, richtete er sich mit einem Seufzen auf. Seine Finger ballten sich um die Kunais herum zur Faust, als er seine nächsten Worte grollte.

 

„Dieser dämliche, sture, lästige Bastard!“

 

„Ich kann dich hören, weißt du?!“ Die Stimme des Hyūga knackte durch die Leitung in sein Ohr. 

 

„Neji!“, riefen Shikamaru und Kiba wie aus einem Munde. 

 

Erleichterung wogte wie eine Droge durch Shikamaru und ließ ihn für einen Moment schwindeln, bevor er sich daran erinnerte, wie sauer er eigentlich war. Er schüttelte den Kopf und spürte, wie ihm die Griffe der Kunais die Blutzufuhr abschnitten – so verdammt heftig umklammerte er sie. Er zwang seine Worte an seinen zusammengebissenen Zähnen vorbei und klang dabei gefährlich ruhig. 

 

„Wo zur Hölle bist du, Hyūga?“

 

„Direkt hinter dir, Nara.“

 

Shikamaru verzog überrascht das Gesicht, bevor er sich umwandte und sein Blick auf Neji fiel, als der Hyūga auf einem Baum hinter ihm landete. Sofort wanderten seine dunklen Augen prüfend über den Jōnin und bemerkten das Blut und den Schmutz auf seiner Robe. Doch seltsamerweise beeinträchtigte es die lächerliche Gelassenheit nicht, die den Hyūga immerzu zu umgeben schien. 

 

Schnaubend schüttelte Shikamaru den Kopf. 

 

„Du siehst ziemlich scheiße aus.“, begrüßte er den langhaarigen Jōnin gedehnt, doch die schwindelerregende Erleichterung jagte erneut durch seinen Körper und Geist. Es fühlte sich trotz der Umstände nicht so an, als wären zwei lange Monate vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. 

 

Nejis Miene verdüsterte sich und sein Byakugan verblasste. „Und du läufst in die falsche Richtung.“

 

Das wäre mehr als peinlich gewesen, wenn Shikamaru nicht wenige Momente zuvor zu demselben Schluss gekommen wäre. Doch seine Aufmerksamkeit war starr darauf gerichtet, wie Neji seine rechte Seite entlastete. Statt auf die Stichelei zu reagieren, sprang er hinüber auf den Ast, auf dem der Hyūga stand und ließ gleichzeitig die Kunais wieder in seiner Tasche verschwinden. Sofort bemerkte er die Spannung in Nejis Zügen. 

 

„Du bist ziemlich schwer verletzt, oder?“

 

„Wir müssen Hinata finden“, antwortete Neji nur und aktivierte erneut sein Dōjutsu. „Jetzt!“

 

Der viel zu ruhige Tonfall ließ keinerlei Raum für Diskussionen. Shikamaru seufzte und rieb sich kurz die Nasenwurzel, bevor seine Finger zu seinem Funkgerät wanderten. 

 

„Kiba?“

 

„Jo! Ich bin dran; Akamaru hat ihre Spur aufgenommen. Wir holen ziemlich schnell auf.“

 

„Was erwartet uns, Kiba?“

 

„Sieht so aus als wären noch vier von den Kerlen übrig, den Typ mit dem Schwert und seinen feuerspeienden Kumpel eingeschlossen. Akamaru nimmt ziemlich heftiges Chakra wahr. Hinata muss versucht haben, zwei von denen von Neji wegzulocken, bevor ich angekommen bin. Beeilt euch mal lieber, ok?!“

 

„Wir sind sofort da!“ Shikamaru ließ seine Hand sinken und hielt kurz in der Bewegung inne, als ihm etwas einfiel. Er spähte zu Neji hinüber. „Diese Dreckskerle sind hinter Dōjutsus her…“

 

„Das weiß ich!“, fauchte Neji und drehte ihm den Rücken zu. 

 

Verwirrt beobachtete Shikamaru ihn. „Dann weißt du auch, dass Hinata im Moment ein viel interessanteres Ziel ist als ich. Und du wusstest, dass ich in die falsche Richtung unterwegs war; warum bist du zu mir gekommen und nicht direkt zu ihr?“

 

Neji warf stirnrunzelnd einen Blick über die Schulter. „Was?“

 

„Ich habe dich gefragt, warum verdammt nochmal du nicht direkt zu Hinata gegangen bist?“

 

Neji erstarrte, er zögerte einen winzigen Moment zu lange, bevor er antwortete. „Hör auf, meine Zeit zu verschwenden, Shikamaru.“

 

Und damit setzte er sich in Bewegung. Er übernahm die Führung, um sie zurück auf den richtigen Weg zu bringen. Der Nara schüttelte noch den Kopf, bevor er dem Hyūga folgte; seine Füße stießen sich immer wieder von den Ästen ab, während sie durch die Baumkronen hetzten. 

 

Unverwandt beobachtete er Nejis Bewegungen und suchte aufmerksam nach Anzeichen dafür, dass der Hyūga zusammenbrechen würde. Sollte er wirklich Schmerzen haben, versteckte er sie gut; was nicht überraschend war. Doch falls seine Chakrareserven aufgebraucht waren – wovon Shikamaru stark ausging – durften sie keinen Nahkampf riskieren. 

 

Das bedeutet, dass ich den Anführer dieser Mistkerle irgendwie mit dem Schattenbesitz festnageln muss…Klasse…

 

Eine Strategie begann bereits in seinem Kopf Gestalt anzunehmen, sie formte sich, als ob sie von unsichtbaren Fingern vor seinem inneren Auge gezeichnet würde. Zuversichtlich, dass der Plan funktionieren würde, berührte er sein Mikrofon, um mit Neji sprechen zu können. 

 

„Wenn wir auf Kiba treffen, müsst ihr beide drei unserer Gegner beschäftigen, während ich mich um den Anführer kümmere.“

 

„Beschäftigen?“, fragte der Hyūga – und hielt abrupt auf einem Ast des nächsten Baumes. 

 

Shikamaru fluchte und stoppte schlitternd in einer geduckten Haltung neben ihm. „Scheiße verdammt, Neji. Warn mich das nächste Mal vor, wenn du sowas machst!“

 

„Wir müssen eine Sache klarstellen, Shikamaru.“ Neji presste eine Hand gegen die Rinde des Baumes, seine Augen blieben weiter geradeaus gerichtet. „Hinata da rauszuholen hat oberste Priorität.“

 

„Es hat oberste Priorität, alle da rauszuholen!“, erwiderte Shikamaru ruhig und blickte in dieselbe Richtung wie der Hyūga. 

 

Die spitze Endgültigkeit in Nejis Worten gefiel ihm nicht. 

 

„Ich bin am Ende.“, gestand der Jōnin, seine Stimme war leise. „Und dieser Feind hat kein Limit, sofern er weiterhin diese Chakra Pillen nimmt. Kiba und Akamaru müssen die Aufmerksamkeit des Ninjas mit dem Feuerversteck lange genug auf sich ziehen, damit du oder Hinata die anderen beiden ablenken könnt. Das wird Fukurō eine Öffnung in unserer Formation gewähren, die ich abdecken muss.“

 

Shikamarus Stirn legte sich in Falten. Es gefiel ihm jetzt wirklich überhaupt nicht mehr, wohin das zu führen schien.

 

„Pass auf, warum überlässt du die Ausarbeitung einer Strategie nicht einfach mir?“

 

Neji warf ihm einen verärgerten Blick zu, den der Nara erwidert hätte. Doch er dachte angestrengt darüber nach, dem auszuweichen oder zu kontern, von dem er fürchtete, dass es als Nächstes kommen würde.

 

„Weil ich im Rang über dir stehe, Nara und weil ich mehr Erfahrung mit diesem Gegner habe.“ Nejis Gesichtsausdruck veränderte sich und wurde beinahe nachdenklich. „Sollte es nötig sein, werde ich Fukurō geben, was er seiner Meinung nach will.“

 

Shikamaru lachte auf. Es war nicht mehr als ein kurzes raues Rasseln, das mehr nach einem Schnauben klang. Denn es war das Einzige, dass er als Reaktion auf so etwas Dämliches anbieten konnte. Neji teilte seine Belustigung nicht.

 

„Und genau deswegen solltest du lieber mich den Plan ausarbeiten lassen, Hyūga.“

 

„Auch die beste Taktik kann misslingen, Shikamaru.“

 

„Vielen Dank für dein Vertrauen in mich.“, grinste er und versuchte verzweifelt, die Stimmung etwas aufzuhellen. 

 

„Hier geht es nicht um dich, Nara. Ich werde Fukurō lange genug ablenken, damit du Hinata abfangen und die anderen hier rausholen kannst.“, fuhr Neji fort, seine ruhigen Worte lösten eine unerklärliche Übelkeit in Shikamarus Magengegend aus.

 

Was zur Hölle sagt er da…?

 

Das hatte Shikamaru wirklich nicht erwartet. Er war mehr als zuversichtlich gewesen, dass es jeder von ihnen lebend aus dieser Situation schaffen würde. Auch nicht für einen einzigen Moment hatte er einen solchen letzten Ausweg, wie Neji ihn jetzt vorschlug, in Betracht gezogen. Lag darin denn nicht der ganze Sinn einer Verstärkung? Damit so eine Scheiße nicht passierte?

 

„Jetzt pass mal auf!“, knurrte der Nara. „Wir können ihre Aufmerksamkeit lange genug zwischen Kiba, Akamaru und dir aufteilen, damit ich diesen Fukurō mit dem Schattenbesitz festsetze. Hinata wird uns unterstützen.“

 

Neji schüttelte nur den Kopf. „Sie wird wahrscheinlich unsere Formation erkennen, aber sie kann nicht unsere Strategie erraten, Shikamaru. Sie hat die Gegner von uns weggelockt, aber im Moment ist Fukurō direkt hinter ihr. Er wird sofort auf sie losgehen, genauso wie bei Kurenai. Er ist arrogant, aber im Moment verfügt er über die Stärke, dass er sich das leisten kann – und dann hat er auch noch drei andere Ninjas im Spiel.“

 

„Eine Strategie kann jede noch so große Stärke außer Kraft setzen. Wir können das schaffen, Neji!“

 

„Wir haben keine Zeit. Du hast getan, weswegen du gekommen bist. Gai und Kurenai sind in Sicherheit und ich wäre tot, wenn Kiba nicht rechtzeitig aufgetaucht wäre. Aber jetzt haben wir ein neues Ziel: Hinata und euch von hier weg zu schaffen, das ist unser Ziel!“ Neji machte eine kurze Pause. „Im besten Fall kommen wir alle davon; und im schlimmsten wird das Geheimnis des Byakugan mit mir sterben. Das Siegel wird dafür sorgen.“

 

Shikamaru erhob sich aus seiner Hocke, Zorn schlich sich in seine Stimme und überlagerte dieses entsetzliche Gefühl, das in seinem Inneren an ihm nagte. „Halts Maul, Neji! Niemand wird sterben!“

 

Er konnte spüren, wie der Hyūga ihn beobachtete. „Es ist eine Variable, die wir nicht ausschließen können. Wir haben die Tsubasa bereits zweimal unterschätzt.“

 

„Ist mir ziemlich egal.“ Shikamaru schüttelte den Kopf. „Zu sterben ist keine Option.“

 

„Sei nicht dämlich, Nara. Wenn Hinata gefährdet ist, ist es mein ganzer Clan. Es ist meine Pflicht, die Erbin der Hauptfa…“

 

„Es ist deine verfickte Pflicht, am Leben zu bleiben, Hyūga!“ Shikamaru warf Neji einen finsteren Blick zu, von der Vehemenz seiner eigenen Worte überrascht. „Ich habe es dir bereits gesagt. Zu sterben ist keine Option. Und jetzt sei still und lass mich nachdenken.“

 

Zu seiner Überraschung, kontere Neji nicht oder bestand weiterhin auf seinen Standpunkt; was möglicherweise sogar schlimmer war. Denn es bedeutete, dass der Hyūga keinen Sinn darin sah, jemandem von etwas zu überzeugen, das für ihn bereits in Stein gemeißelt war. Shikamaru biss die Zähne zusammen, doch die Worte verließen seinen Mund, bevor er sie aufhalten konnte. 

 

„Wann hast du eigentlich angefangen, so schnell aufzugeben? Was ist verfickt nochmal los mit dir? Ich dachte du könntest es nicht akzeptieren, zu verlieren!“

 

Neji erwiderte nichts. Stattdessen ließ der Hyūga seine Fingerspitzen ein paar Mal über seine Brust gleiten, als würde er etwas Unsichtbarem folgen. Dann wandte er den Kopf, als er etwas außerhalb ihrer Sichtweite bemerkte. 

 

„Kiba ist da.“

 

Shikamaru nickte und wandte sich in dem Moment um, als Akamaru leise über den benachbarten Ast tapste. Der Schattenninja ließ sich wieder in eine geduckte Haltung sinken und formte mit seinen Händen einen Kreis, indem er die Fingerspitzen in seiner üblichen nachdenklichen Pose aneinander legte. Er spürte, wie sich Neji neben ihm bewegte. 

 

„Sie sind fast da. Dir bleiben drei Minuten, Shikamaru.“

 

Er benötigte nur zwei.

 

__________________

Motiviert von den wunderbaren Kommentaren ist hier das 7. Kapitel von BtB. Gott, es war irgendwie so schwer zu schreiben, ich hoffe sehr dass es euch gefällt! Ja? Nein? ;) Meinungen und Anregungen wie immer sehr erwünscht - ich freu mich so über jedes Wort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Scorbion1984
2021-03-18T20:44:50+00:00 18.03.2021 21:44
Neji ,hat er immer noch Selbstmordgedanken, Hilfe annehmen kann der stolze Hyuga wohl nicht ,denkt er schafft alles allein . Ein Glück ist sein Gegenspieler ein Nara . Den er mit seiner Art aus der Reserve gelockt hat .
Tolle Geschichte , Spinnen als Gegner, iegitt!

Antwort von:  _Scatach_
18.03.2021 22:55
Ja ich denke, Hilfe anzunehmen ist wirklich etwas, das unserm Hyūga sehr schwer fällt. :D
Aber wie du sagst hat er in Shikamaru ja einen sehr fähigen Gegenspieler ;)
Freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt und vielen vielen Dank für deinen Kommentar! :)
Von:  SasukeUzumaki
2021-03-18T18:15:19+00:00 18.03.2021 19:15
Hey Scatach

Ich freue mich so *.*
und wieder gab es ein neues Kapitel bei dem ich total baff bin o.o
Die Szenen beim Kampf sich echt mega geschrieben und fesseln einen durch gehend.
Ich hoffe aber sehr das Shika Neji's "Entscheidung" verhindert und es noch interessanter wird.

Ich freue mich auf die nächsten Kapitel.

Mach weiter so

Liebe Grüße <3

SasukeUzumaki
Antwort von:  _Scatach_
18.03.2021 22:54
Hey SasukeUzumaki,

wie schön, wieder von dir zu lesen :)
Awww, deine Worte freuen mich so abartig! Es ist so ein unglaubliches Kompliment, wenn du schreibst, dass du total baff bist, danke! :)
Schön, dass dir die Kampfszenen so gut gefallen haben, die waren irgendwie gar nicht so leicht zu schreiben xD
Na das hoffe ich doch auch, dass es noch interessanter wird und dir die Geschichte weiterhin gefallen wird! :)

Vielen Dank für deine liebe Unterstützung! <3 :)

LG
Scatach


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