Zum Inhalt der Seite

Midnight at Mio

Sasuke x Sakura
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Waterbottle

Sakura wachte vom Klingeln eines Telefons auf. Schrill und beharrlich. Dann erfolgte die Erleichterung, als es aufhörte und stattdessen eine Männerstimme an ihr Ohr drang. Der willkommene bitter-herbe Geruch von Kaffee kletterte ihre Sinne empor.

Sie schob sich ein wenig hoch, versuchte den Kopf vom Kissen zu heben, aber der Schmerz, der daraufhin in ihren Schläfen explodierte war so heftig und unbarmherzig, dass sie einen Klagelaut wie ein winselnder Hund ausstieß. Sie schloss die Augen, atmete ein und öffnete sie wieder.

Das war nicht ihr Bett.

Und es war immer noch nicht ihr Bett, als sie die Augen auch das dritte Mal wieder öffnete. Diese unbestreitbare Tatsache genügte, damit sie ihren Kopf hochschnellen ließ und den stechenden Schmerz so lange zu ignorieren, bis ihr Blick klar genug war.

Nein, es war definitiv nicht ihr Bett. Geschweige denn ihr Schlafzimmer. Wenn sie es genau nahm, war es überhaupt kein Schlafzimmer, das sie je zuvor gesehen hatte.

Unterbewusst registrierte sie Männerkleidung, die ordentlich gefaltet über einer Stuhllehne hing. Und dann wurde ihr bewusst, dass sich eine Stimme näherte.

Die Tür öffnete sich und Sasuke kam herein, in einer lockeren Trainingshose und einem einfachen, schwarzen Kapuzenpullover, in der Hand eine Tasse, mit der anderen das Smartphone am Ohr haltend. Er fing ihren Blick auf, hob eine Augenbraue und stellte die Tasse auf den Nachttisch, während er weitertelefonierte. Scheinbar war er bestrebt, seinen Gesprächspartner zu beschwichtigen. „Ja, sie ist hier. Ja, sie schaut mich ungefähr so an wie ein Teletubby dem man seinen Toast geklaut hat und nein, bisher hat sie nicht gekotzt.“
 

Sie schob sich hoch und stellte entsetzt fest, dass sie ein schwarzes, viel zu großes T-Shirt mit der Aufschrift Frankie says relax trug. Da war er wieder. Der realitätsbezogene Sarkasmus, den sie so sehr hasste. Die Röte schoss ihr bei der Erkenntnis gnadenlos ins Gesicht.

„Ja, mach dir keine Sorgen. Ich bringe sie heil nach Hause.“ Er wandte sich ab und Sakura zog sich die Decke bis unter ihr Kinn. Immerhin trug sie einen Slip. Ihren eigenen, wohlgemerkt. Wenigstens etwas.

„Wann kommt ihre Familie? Okay. Schaff ich“

„Guten Morgen Sonnenschein.“ Sasuke hatte das Gespräch beendet und schmiss das Telefon achtlos auf die andere Bettseite. „Ich wollte dir als Beilage noch eine Kopfschmerztablette hinlegen. Soll ich dir welche suchen?“
 

Sakura hatte einen fürchterlichen Geschmack im Mund und eine Zunge die so pelzig war, dass jeder Pfirsich vor Neid erblasst wäre. „Eine Schmerztablette wäre ein Traum.“ Sie zog die Decke komplett über ihren Kopf. Was hatte sie gestern noch getan? Wieso lag sie halbnackt und nur mit Sasukes Shirt bekleidet in seinem Schlafzimmer?

Hatten sie?
 

Sasuke ging an den Nachttisch auf der anderen Seite in die Knie, kramte eine kleine Schachtel aus einer Schublade, holte ein Blister heraus und legte es auf das leere Kissen neben Sakura, die sich fast nicht traute ihren Kopf wieder aus der Decke zu strecken.

„Hier. Das sollte helfen.“

Sie schluckte die bittere Pille und schob sich die Haare aus dem Gesicht. Von der wilden Lockenmähne war nicht mehr viel übrig. Sie fühlten sich fettig und verfilzt an. „Was…was ist passiert?“

„Trink erstmal deinen Kaffee.“

Gehorsam nahm sie einen Schluck. Der Kaffee war stark und belebend. Sakura schätzte grob das sie nur noch ungefähr sieben solcher Tassen inhalieren brauchte, dann ginge es ihr wieder prächtig.

Er grinste, ließ sich rückwärts auf die leere Betthälfte fallen und gähnte ausgiebig. „Shikamaru hat mich gerade angerufen. Er hat mir gesagt, dass deine Familie heute zum Kaffee kommt.“

Sakura sah von der dampfenden Tasse auf. „Ähm…ja.“

„Ich möchte dich nicht verunsichern, aber es ist bereits kurz vor dreizehn Uhr.“

Als würden alle Rädchen in Sakuras Kopf arbeiten, um die Information zu erfassen, wurde sie noch blasser als vorher. Sasuke hatte kurz Angst, dass sie gleich ohnmächtig werden würde.

„Scheiße!“ Sie sprang, balancierend mit der vollen Tasse, aus dem Bett, verhedderte sich mit den Füßen im Laken und fiel praktisch in Zeitlupe aus dem Bett auf die Knie, die ihr überraschend weh taten. Wie einen Schatz umklammerte sie die Tasse, aus der kein Tröpfchen geschwappert war.

Anschließend plumpste sie auf ihren Hintern und stellte die Tasse sicherheitshalber zurück auf das Nachtschränkchen. Ihre Knie waren rot und eines sogar leicht aufgeschürft.

„Was ist das?“

Sasuke grinste. „Das kommt von deinem Tanz.“

„Meinem Tanz?“

Er rollte sich über das Bett zu ihr und schaute sich das Knie im Tageslicht an. Diese Nacht hatte er nur ein wenig Desinfektion darauf gesprüht. Vielleicht wäre auch ein Pflaster angebracht gewesen.

„Eine Frage hätte ich allerdings noch…“ Sakura knete nervös mit den Händen und ihre Augen huschten wild im Raum umher. „Haben wir...“

„Nein. Du hast mir schon einen Korb gegeben, bevor ich überhaupt die Chance hatte, einen Versuch zu starten.“ Er grinste dieses umwerfende Grinsen mit einer Mischung aus einem ehrlichen Lächeln und seiner ungehobelten, überheblichen Frechheit und ihre schmerzenden Knie wurden augenblicklich weich.

Erleichterung machte sich in ihr breit. Wenigstens etwas, dass sie nicht vermasselt hatte.

„Wir sind in meine Wohnung gestürzt, du hast dir deine Klamotten vom Leib gerissen, sodass ich es gerade so geschafft habe dir noch ein T-Shirt drüber zu ziehen und anschließend bist du schnurstracks in mein Schlafzimmer geschwankt und als ich dir hinterher wollte, hast du bereits geschlafen.“

Eine vage Erinnerung durchflog ihren Geist und resigniert griff sie an ihre Stirn. „Tut mir echt leid. Ich mach es wieder gut. Versprochen.“

Er winkte ab, stand auf und reichte ihr ein Handtuch, das er vorhin bereit gelegt hatte. „Vielleicht willst du erst mal duschen. Eine Zahnbürste müsste im Schrank rechts oben liegen. Alles andere ist ziemlich offensichtlich zu finden. Und bevor du dir deinen hübschen Kopf darüber zerbrichst, wieso Frauenshampoo in meiner Dusche steht, dass hat Temari scheinbar vergessen wieder mitzunehmen.“
 

Sakura beschloss, bevor es noch peinlicher für sie wurde, dass Duschangebot anzunehmen. Wenn sie sich beeilte, würde sie es rechtzeitig nach Hause schaffen, bevor ihre Familie vor der Tür stand und Fragen stellte, für welche sie selbst nicht bereit war sie sich zu beantworten.

Sasuke lächelte gefährlich, bevor Sakura das Badezimmer betrat. „Brauchst du Gesellschaft?“

Anstatt einer Antwort zog sie sich das T-Shirt über den Kopf, sodass Sasuke eine ausgezeichnete Aussicht auf ihre, nur mit ihrem Slip bekleidete Rückseite geboten bekam und Sakura streckte ihm während des Verlassens den Mittelfinger entgegen. Dann schlug die Badezimmertür hinter ihr zu.

Der Uchiha grinste ein Haifischgrinsen, klaubte sein Handy vom Bett und in der Küche genehmigte er sich ebenfalls eine weitere Tasse von dem lebenserweckenden Elixier. Es war ein langer Abend und eine noch längere Nacht. Nachdem Sakura Bekanntschaft mit dem Bürgersteig seiner Straße gemacht hatte, war er fast augenblicklich wieder nüchtern. Zumindest bildete er es sich ein. Er stellte sich vor sein Küchenfenster und beobachtete das wilde Treiben auf den Straßen Chicagos. Der Pub-Besitzer von gegenüber fegte die Straße vor seinem Laden. Junge Familien spazierten in Richtung des Lincoln Parks. Aus dem Augenwinkel bekam er noch mit wie eine Katze eine Mülltonne umschmiss und vor Schreck ihr Fell sträubte und in die nächste Seitengasse verschwand.
 

Die Autofahrt brachten sie größtenteils schweigend hinter sich. Nach der Dusche fühlte sich Sakura beinahe wie Neugeboren. Abgesehen von den Kopfschmerzen und das ihre Sicht noch der eines blinden Maulwurfs glich. Sasuke lieh ihr einen Pullover und Hose, die sie, wenn sie sie nur straff genug band, halbwegs auf ihrer Hüfte saß. Auch er schien gedanklich weit abgedriftet zu sein. Er biss auf seiner Unterlippe herum, während er sich stark auf den Verkehr konzentrierte. Vielleicht wäre auch eine Kopfschmerztablette für ihn angebracht gewesen. Er notierte sich das nachzuholen, wenn er wieder in seiner Wohnung ankam. Er wusste nicht ob er sauer auf Sakura sein sollte, oder doch eher ein Freudentänzchen absolvieren sollte.

Du und deine verflucht große Klappe, schalt er sich selbst. Was, wenn sie es gehört hätte?

Er warf einen Seitenblick auf Sakura, die geistesabwesend aus dem Auto die vorbeirauschenden Häuserfassaden beobachtete. Sie schien in sich gekehrt und zu gerne würde er wissen was gerade durch ihre Gedanken geisterte. Konnte sie sich nicht an letzte Nacht erinnern oder ignorierte sie geflissentlich, was für einen gewaltigen Sack von Problemen er bereit gewesen wäre zu öffnen?
 

Mit jeder Sekunde die verstrich und er länger darüber nachdachte, sackte seine Laune in den Keller. Dabei dachte er, dass sie sich endlich näher gekommen sind. Ein angenehmes Prickeln durchflog seinen Magen. Er sah sie zu Weihnachten in ihrer Küche, als er kurz davor war sie zu küssen. Das nächste Mal, als Sakura die Initiative ergriff und ihn in seinem Büro küsste. Silvester wie sie zusammen getanzt haben, bevor Karin dazwischengefunkt ist. Karin. Ein Problem das er lösen musste, bevor Sakura jemals Wind davon bekäme. Ihr gemeinsames Bestreben Temari und Shikamaru einander näher zu bringen. Der Abend in ihrer Wohnung. Das Klettern. Sein Käsesandwich. Valentinstag und ihr Neffe. Der Streit wegen Shikamarus Flucht, an der er nicht unschuldig war. Der darauffolgende Kuss, der alles in ihm auf den Kopf gestellt hatte. Ihr erstes offizielles Nicht-Date. Und ihr Geburtstag letzte Nacht, der ihm komplett die Augen geöffnet hatte und er plötzlich wusste wie er die Gefühle ihr gegenüber einsortieren musste. Aber wollte er das auch?

Sakura bemerkte seinen gequälten Blick und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Sie legte ihre Hand über seine, die fest um Kupplung gekrallt waren. Ihre Haut war so weich, warm und zart. Wenn er sich nicht auf den Verkehr fokussieren müsste, könnte er sie stundenlang ansehen. Deuten konnte er ihren Blick nicht, aber er ging tief.
 

Vor ihrem Haus war ein freier Parkplatz den er anvisierte und mit einem geschickten Lenkmanöver in die winzige Lücke hineinmanövrierte. Die Stelle an der ihre Hand lag brannte wie Feuer, als sie sich zurückzog und das Bündel Kleidung aus dem Fußraum hob und vor ihren Bauch klemmte. Er konnte das pinke Oberteil identifizieren. Mit Zeige- und Mittelfinger hielt sie die hohen Schuhe fest umklammert. Er hatte ihr ein Paar dickere Socken geliehen, mit denen sie barfüßig bis zu seinem Auto gerannt ist.

„Also dann…“ Sie lächelte unglücklich und wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte. Auch für Sasuke war es eine seltsame Situation. Er wurde das Gefühl nicht los, dass noch viel Unausgesprochenes zwischen ihnen lag.

„Danke für alles. Das hättest du nicht für mich tun müssen.“ Sie rutschte von dem Beifahrersitz hoch, beugte sich über die Gangschaltung, deren Knüppel sich in ihren Bauch drückte und legte einen Arm um ihn, ohne dass ihre Habseligkeiten aus der anderen Hand purzelten. Automatisch sog er ihren betörenden Duft ein.
 


 

Es war die schrägste Verabschiedung, die sie jemals ablieferte. Es war steif, als läge eine kilometertiefe Schlucht zwischen ihnen. Sakura warf das Wäschebündel direkt in die Waschmaschine. In Windeseile bereinigte sie ihre Wohnung von den gestrigen Spuren. Sasukes Hose tauschte sie gegen passende, bequeme Leggins und die viel zu großen Socken lagen vor ihrem Bett. Stattdessen war sie flauschige Kuschelsocken gehüpft. Nur seinen Pullover wollte sie nicht hergeben. Sie schwor, dass er nach ihm roch. In der Küche holte sie die Torte aus dem Kühlschrank, damit sie Raumtemperatur annahm bis ihre Gäste eintrafen. Gedanklich bereitete sie eine Checkliste vor. Kaffee kochen. Tisch decken. Umziehen.

Gott war sie froh, vorhin duschen gewesen zu sein. Sie sah schrecklich aus. Das Sasuke diesen Anblick überhaupt ertragen hatte wunderte sie. Ihr kamen die Drinks von letzter Nacht hoch, als sie ihr Spiegelbild begutachtet hatte.
 

Und dann fiel ihr ihr Handy ein, auf das sie seit gestern Abend nicht mehr geschaut hatte. Der festen Überzeugung es in der kleinen Handtasche zu finden die sie im Club trug, kippte sie den gesamten Inhalt über ihren Flur. Bis auf Lippenstift, Taschentücher, den Briefumschlag mit ihrem Geschenk und Geld war die Tasche leer. Sie klopfte sicherheitshalber nochmal auf den Taschenboden. Vielleicht in der Jacke? Auch die war leer. Dann müsste ihr Vater sie später einmal anrufen, damit sie es wiederfand.

Sie hatte noch ungefähr eine Stunde Zeit und ließ ihren müden Körper auf die Couch sinken. Was war das für eine seltsame Anspannung zwischen ihr und Sasuke? Gestern Abend verstanden sie sich so gut und Sakura war der festen Überzeugung, dass er das gleiche für sie empfand. Hatte ihre Menschenkenntnis sie etwa verlassen? Die öde weiße Decke über ihr lieferte keine Antwort, als sie sich auf die Seite drehte und in Embryonalstellung zu einer Kugel formte und dabei die Fernbedienung runter schmiss.
 


 

Es lag unausgesprochen zwischen ihnen wie ein treibender Keil. Temari zog sich auf den Stuhl zurück. Ein Bein darauf abgestellt und den Kopf auf das Knie gelehnt. Ihre Augen waren gerötet. Sie versank beinahe in dem hellgrauen Kapuzenpullover. Dunkle Ringe unter ihren Augen. Sie betrachtete über den Tisch hinweg sein gutaussehendes Gesicht, die breiten Schultern, die Hände die er lose um die Wasserfalsche gelegt hatte und dachte sich, dass sie es nicht erträgt wenn er sie jetzt verlässt. Und doch war diese Tatsache so unumstößlich wie das die Erde um die Sonne kreist. Sie wusste seit ihrer Aussprache, dass sie ein Ablaufdatum besaßen und trotzdem verdrängte sie die Tatsachen. Temari war zum Schreien zu Mute. Oder sich auf die Knie werfend und ihn anflehend, es nicht zu tun.

Er hat es dir gesagt. Von Anfang an, du dumme Kuh!

Sie wusste diese zweite Trennung würde sie nicht ohne bleibende Schäden überleben.
 

Er senkte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf über seiner Flasche. „Weißt du, als wir uns endlich näher gekommen waren, näher als ich jemals einem Menschen zuvor gekommen bin, da warst du plötzlich einfach…weg. Du warst verheiratet. Ich hatte das Gefühl, jemand hat mir seine Hand gereicht mit dem Schlüssel zu all den Dingen, von denen ich nicht einmal wusste dass ich sie haben möchte und gleich darauf wurde die gleiche Hand wieder weggezogen.“

„Warum bist dann einfach gegangen? Wir hätten das alles irgendwie klären können. Du hast ohne überhaupt wirklich zu kämpfen nach einem Schlupfloch gesucht und direkt das Nächstbeste genommen!“

Seine Stimme explodierte in dem Raum. „Weil…weil ich nicht so ein Typ Mann bin, Temari!“

Temari lachte bitter.

„Und wirf mir das bloß nicht vor. Du hast gesagt, ich soll gehen. DU hast gesagt, du stehst hinter meiner Entscheidung. Und ich habe versucht Berge zu verschieben, um nicht fort zu müssen. Aber ich kann diese Entscheidung nun mal nicht rückgängig machen.“

Eine Weile saßen sie schweigend da. Temari ertappte sich dabei, wie sie seine Hände betrachtete. Die lange, blasse Narbe auf seinem Handrücken, die festen starken Finger, die doch zu so viel Zärtlichkeit im Stande waren. Sie zwang sich ihren Blick auf den eingebrannten Wachsfleck auf dem Tisch zu richten.
 

Shikamaru wollte das sie ging. Er dachte, er würde sterben, wenn sie es tat. „Es tut mir leid.“, sagte er schließlich. „Ich weiß was ich für Fehler gemacht habe. Ich habe nicht nachgedacht. Aber ich kann dich nicht zwingen bei mir zu bleiben, nur weil ich eine falsche Entscheidung getroffen habe.“

„Hör doch auf so seinen Scheiß zu labern! Wir wissen beide, dass es letztlich alles auf mich zurückführen wird. Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt. Ich habe nicht den Mut gehabt eher mit dir zu reden. Ich habe gesagt, ich akzeptiere deine Entscheidung und werde dir nicht im Weg stehen. Wieso gibst du uns schon wieder keine Chance? Wir bekommen das hin. Irgendwie. Es ist nur ein vier Stunden Flug, keine halbe Weltreise.“

„Ich kann nicht, versteh doch. Ich hätte immer das Gefühl, dass ich dich von der Möglichkeit fern halte hier glücklich zu werden. Chicago ist deine Heimat. Hier findet dein Leben statt.“

Er würde ihr gerne sagen, wie sehr er sie liebt, aber er konnte es ihnen nicht noch schwerer machen. Also schwieg er eisern und verstärkte den Griff um die Wasserflasche, die unter dem Druck knitterte.

„Also ist es aus?“
 


 

Es war ein fantastischer Nachmittag mit ihrer Familie. Sie erzählten und lachten unheimlich viel. Matthew war schon wieder gewachsen, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Ihre Schwester durchlöcherte sie mit Fragen zu dem ominösen Onkel, von dem Matty bis heute schwärmte. Sie überhörte die Fragen und wechselte die Themen in einem rasanten Tempo durch.

Von ihrer Schwester und Kyle bekam sie neue Kleidung zum Klettern, die sie sich schon länger wünschte und ihr Vater überreichte ihr ein Flugticket nach San Francisco, dass sie einlösen konnte, wann immer sie das Bedürfnis verspürte ihren besten Freund zu sehen. Mit tränenverschleihertem Blick war sie ihm um den Hals gefallen.
 

Jetzt räumte sie gerade die letzten Tassen in die Spülmaschine, wusch sich die Hände und warf das Handtuch zurück über den Haken. Nach drei weiteren Tassen Kaffee ging es ihr wieder relativ gut. Sie zog sich das Strickkleid aus, hing es zurück an seinen Bügel und schlüpfte in Sasukes weichen Pulli. Shikamaru hatte sich bis jetzt nicht bei ihr gemeldet. Er wollte eigentlich zum Kaffee vorbei schauen. Vielleicht schlief er aber auch einfach noch. Allerdings fehlte von ihrem Handy nach wie vor jede Spur. Sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustend drehte sie jedes Kissen in ihrem Schlafzimmer um, schüttelte die Decken aus und linste unter das Bett. Nicht da.

Mit einem aufgebenden Seufzen fiel sie rückwärts ins Bett und streckte die Arme über ihren Kopf aus. Sie hätte gerne mit Sasuke geredet. Im Nachhinein ärgerte sie sich, dass sie nichts unternahm und einfach aus seinem Auto gestiegen war. Wieso fiel es ihr so schwer ihm das Vertrauen entgegen zu bringen, dass er verdiente? Er kümmerte sich letzte Nacht voller Mitgefühl um sie und sie verlässt ihn mit den Worten Gib gut acht. Wie bescheuert war sie eigentlich? Stöhnend versteckte sie ihren Kopf unter einem Kissen und dachte kurzzeitig darüber nach es sich fester ins Gesicht zu drücken oder die Erinnerung damit aus ihr zu prügeln, als es zögerlich an ihrer Wohnungstür klopfte. Ächzend erhob sich Sakura vom Bett, stieß sich das Schienbein an der Nachttischkante, dem sie einen wütenden Blick zuwarf und schlurfte zur Tür. Sie schielte durch den Spion und ihr Herz setzte aus.
 

Sie riss die Tür auf und Sasuke lehnte am Türrahmen, die Arme verschränkt und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ein Rucksack stand neben seinen Füßen. Sakura blinzelte ihn an und fragte sich ob sie halluzinierte.

„Überraschung!“; flüsterte er leise und Sakura schnappte sich seine Hand, zerrte ihn aus dem Flur in ihre Wohnung und schmiegte sich an ihn, um ihn küssen zu können. Er hatte eigentlich mit einer verhaltenen Reaktion ihrerseits gerechnet. Umso mehr genoss er das Gefühl ihr weichen, einladenden Lippen.

Er legte eine Hand um ihren Hinterkopf, um sie enger an sich zu drücken. Sein Herz raste. Sakura fuhr ihm zärtlich mit den Fingern die Arme entlang, was ihm eine Gänsehaut apokalyptischen Ausmaßes bescherte. Er war es leid sich weiterhin etwas vorzumachen. Seine Geduld war am Ende und er wollte nicht länger warten, sie bei sich zu haben. Kurzentschlossen war er wieder zu ihr gefahren, auch auf die Gefahr hin ihrem Vater in die Arme zu laufen und sich einem Verhör zu unterziehen. Er wurde ihren Blick auf der Rückfahrt einfach nicht mehr los und weniger sein Verstand als seine Instinkte ließen ihn zu ihr fahren.

Er spürte wie ihre Hände langsam unter seine Jacke wanderten und an seinem Rücken glitten. Als seine Hand an ihre Wange wanderte, öffnete sie ihre Augen und strahlte ihn an.

Er konnte nicht anders, als ihre Lippen direkt wieder mit seinen zu versiegeln. Überall wo sie ihn berührte kribbelte es. Ihr Kuss wurde intensiver und das Verlangen nach ihr wuchs ins Unermessliche. Er spürte, dass es ihr ähnlich erging und als ihre Differenzen ihrer Körpergröße sie nur noch einschränkten, hob Sasuke sie mit einer Leichtigkeit hoch und sie schlang die Beine um ihn. Mit einem Fuß kickte sie die Wohnungstür hinter ihnen zu und Sasuke setzte sie auf der Kommode im Flur ab. Seine Finger wanderten unter ihren Pullover, der ihm sehr bekannt vorkam, und streichelten ihren Rücken, was ihr einen wohligen Seufzer entlockte.

Als ob eine höhere Macht etwas dagegen hatte, vibrierte Sasukes Handy in seiner Hosentasche. Schwer atmend und nicht wissend wohin mit den Gedanken, blinzelte Sakura ihre Verwirrung weg, während Sasuke ein tiefes Brummen ausstieß.

Seine Hand wanderte in seine hintere Tasche und er wedelte mit einem Handy mit rosa Hülle vor ihren Augen. „Das geht schon den ganzen Tag so.“

„Woher?“

„Das lag in meiner Bettdecke begraben. Scheinbar hast du es vergessen. Ich habe nichts daran gemacht, dachte mir aber das du es bestimmt schon vermisst hast.“

„Danke.“ Etwas perplex, dass er nur wegen ihres Handys den Weg auf sich genommen hat. Sie schaltete das Display ein und ihre Anzeige überschlug sich beinahe. Unzählige eingegangene Anrufe und Nachrichten. Sie tippte die ersten Geburtstagsgrüße an, beschloss allerdings schnell, dass das Warten könnte. Es gab jetzt wichtigeres.

Sasuke stand unschlüssig vor ihr. Seine Finger spürten noch immer ihre weiche Haut unter sich. Seidige Haare die ihn kitzelten. Seine Lippen verzehrten sich nach mehr. Es war wie eine berauschende Sucht sie zu küssen.

Doch leider war der Moment vorbei und beide knallten zurück auf den harten Boden der Realität.

„Sasuke“, hauchte sie seinen Namen und fuhr ihm durch die weichen, schwarzen Haare. Sie brauchte Klarheit. War es für ihn nur eine einfache Affäre oder zog sich auch sein Magen jedes Mal freudig zusammen, wenn er sie sah?

„Was ist das zwischen uns?“
 

Sasuke machte zwei Schritte rückwärts und Sakuras Hand landete in der Leere. Automatisch machte sich ein beklemmendes Gefühl in ihrer Brust breit. War das bereits seine Antwort?

Und dann begann er nervös über ihren kleinen Flur zu stiefeln. Es war ein ungewöhnliches Bild, denn sie kannte ihn als ruhigen, gelassen Charakter, den nichts so leicht aus der Ruhe brachte.

„Ich hätte nicht herkommen sollen.“, sagte er unvermittelt.

Etwas in ihr zerbrach. „Was machst du dann hier?“, fragte sie verärgert.

„Kannst du dir das nicht denken?“

Sakura sah auf und konnte nicht verhindern das Hoffnung in ihr aufstieg.

„Ob du es glaubst oder nicht, Sasuke Uchiha, noch bin ich nicht in der Lage Gedanken zu lesen. Du wirst mir wohl oder sagen müssen, was das hier…“, dabei kreiste ihre Hand zwischen ihnen beiden. „ist. Wenn ich einfach eine deiner Affären bin-…“

„Das würde ich dir niemals antun, Sakura.“, unterbrach er ihren abstrusen Gedanken. Dachte sie wirklich so schlecht von ihm? Wenn du ehrlich bist, hast du dir nicht sonderlich viel Vertrauen erarbeitet, schossen ihm ihre Worte durchs Gedächtnis.

„Sag es mir.“, forderte sie leicht gereizt.

„Ich war noch nie gut in großen Worten, Sakura.“

„Ja, ich…weiß.“

„Gut.“ Er holte einmal tief Luft. „Du wirst hoffentlich nicht überrascht sein.“

Sie nickte nur und ihr Magen hüpfte im Akkord.

„Ich glaube, ich habe mich ein kleines bisschen in dich-…“
 

Plötzlich klingelte es an ihrer Tür und erschrocken zuckten beide zusammen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
An dieser Stelle eine kleine Entschuldigung, aber leider ist privat momentan sehr viel los bei mir und ich komme einfach nicht mehr ordentlich zum Schreiben, was mich selbst mega nervt, da ich diese Geschichte unbedingt zu Ende bringen will.

Auch tut es mir Leid, dass es zwischen Shikamaru und Temari einfach nicht klappen will, dafür schaut es aber immerhin für Sasuke und Sakura ganz gut aus.

Lasst gerne eure Meinung da :)

Beste Grüße Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  exotically
2021-06-07T20:15:43+00:00 07.06.2021 22:15
Heey!

Ach das war so schön! Ich mag es, wie die zwei sich immer näher kommen. Dieses Gefühlschaos zwischen den beiden ist so aufregend. Richtig süß, dass Sasuke doch noch vorbeigekommen ist. Das wird noch richtig spannend. Ich denke, dass Shika an der Tür ist und erstmal von Sakura getröstet werden will. :)

Das mit Temari und Shikamaru ist so herzzerreißend... so tragisch die Situation aktuell auch ist, ich denke, die zwei werden noch zueinander finden, auch wenn es vielleicht erst in ein paar Jahren soweit ist.

Ich fände es sehr schade, wenn die Geschichte bald zu Ende geht. Dabei nimmt sie erst richtig an Spannung zu.
Mach weiter so! Du kannst wirklich super schreiben und ich freue mich schon auf ein neues Kapitel!

Liebe Grüße und hoffentlich bis bald ;)
Antwort von:  FriePa
08.06.2021 13:25
Hey :)

Danke für deine lieben Worte. Freut mich das dir das Kapitel wieder gefallen hat.

Ich glaube meistens das dieses Gefühlschaos entsteht, weil ich mir selber nie so sicher bin ich welche Richtung in die beiden lenken möchte.

Im nächsten Kapitel gibt es dann auch direkt die Auflösung. Außerdem werden sich sicherlich einige freuen, was noch passieren wird 😉

Mal schauen wie viele Kapitel es letztlich noch geben wird, da mir spontan noch eine Idee gekommen ist, die dem ganzen doch nochmal eine andere Wendung geben wird. Ich hoffe ich schaffe es zeitnah das ganze auch in Wort zu fassen.

Beste Grüße und bis bald :)
Von:  Scorbion1984
2021-06-05T17:24:52+00:00 05.06.2021 19:24
Ich denke nicht dass es mit Tema und Shika vorbei ist. Sie brauchen vielleicht nur ein bißchen mehr Zeit .
Bei Sakura und Sasuke spielt das Schicksal wohl dagegen, immer wenn sie sich näher kommen, kommt was dazwischen.
Langsam tun sie mir Leid.
Antwort von:  FriePa
08.06.2021 13:21
Hey :)
Danke für deinen lieben Kommentar.
Ja, die beiden kommen gefühlt einfach nicht zu Potte, aber vielleicht ist das Schicksal bald endlich mal auf ihrer Seite 😉

Beste Grüße
Von:  Sunny_
2021-06-05T15:12:32+00:00 05.06.2021 17:12
Hey :)

Schönes Kapitel, obwohl ich ein bisschen traurig bin das sich das mit Tema und Shika nun erledigt hat, oder kommt doch noch was?
Dafür bin ich ziemlich erfreut wie sich die Sache zwischen Sasuke und Sakura entwickelt.

Schreib schnell weiter.
Liebe Grüße
Antwort von:  Sunny_
05.06.2021 17:13
Oh und wie kannst du einfach genau an dieser Stelle aufhören, wo Sasuke endlich sagen will wie erzu Sakura steht? 😵
Von:  running
2021-06-05T12:36:17+00:00 05.06.2021 14:36
Hallo :)

Ich habe mich gerade wirklich gefreut als ich meine Startseite geöffnet habe und ein neues Kapitel von dir veröffentlich wurde.

Oh man! Du machst es aber auch spannend. Da war Sasuke tatsächlich bereit sich nüchtern zu seinen Gefühlen zu bekennen, und dann funkt jemand dazwischen? Ehrlich jetzt? T_T

Mir tut Temari leid. Sie hätte es scheinbar gerne versucht und war bereit eine Fernbeziehung einzugehen. Warum muss Shikamaru so ein verdammter Sturkopf sein? Ich hoffe, sie bekommen es hin, auch wenn die Chancen irgendwie schlecht aussehen.

Und kein Stress, jeder hat mal viel zu tun und wenig Zeit. Ich freue mich über jedes Kapitel.
LG
Antwort von:  FriePa
08.06.2021 13:20
Hey :)
Danke für deine lieben Worte. Ja, ich freue mich auch das es für Sasuke und Sakura endlich mal gut läuft. Mal schauen wie lange noch 🤔😉


Zurück