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We're (NOT) Getting Married

... it's all fake!
von

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» 3 «

- Eliza -


 

Ich war schon immer eine ruhige und zurückhaltende Person gewesen. Konflikten ging ich weitestgehend aus dem Weg, bewusste Provokationen versuchte ich zu vermeiden. Das tat nicht nur meiner harmoniebedürftigen Seele gut, sondern machte das Leben auch um einiges einfacher.
 

Das hieß allerdings nicht, dass ich mir alles einfach so gefallen ließ. Im Gegenteil, ich war normalerweise wirklich nicht auf den Mund gefallen.
 

Als mein Chef mich jedoch plötzlich in den Arm nahm und mich mit seinen dunklen Augen fixierte, war ich sprachlos.
 

»Wir werden heiraten.«
 

Bitte was?!
 

Ich war so sehr damit beschäftigt zu verstehen, was Nathan da gerade gesagt hatte, dass ich nicht in der Lage war auch nur einen Finger zu rühren.
 

»Ist das wahr?« Charles Thompson hatte sich in seinem Stuhl aufgerichtet.
 

Nein, ist es nicht!
 

Ich hielt die Luft an, als mich Nathans Hand auf meinem Rücken noch näher an ihn zog und meine Wangen fingen an zu glühen, als er mich gegen seinen eindeutig gut gebauten Oberkörper drückte. Das Training im Fitnessstudio, dreimal die Woche – es zahlte sich wirklich aus.
 

»Sie können sich doch vorstellen, dass wir das Gesprächsthema Nummer 1 gewesen wären, hätten wir unsere Beziehung öffentlich gemacht.« Nathans Stimme klang in meinen Ohren plötzlich viel tiefer als üblich. »Ein Anwalt in meiner Position und seine Assistentin. Die werten Kollegen hätten sich das Maul darüber zerrissen.«
 

Und wie sie das hätten. Über solche Beziehungen wurde immer gemunkelt und alle warteten nur darauf, irgendetwas aufzuschnappen, um sich an dem Büroklatsch beteiligen zu können. Ich würde vermutlich genauso mitmachen.
 

»Ich bin wirklich… sprachlos.«, sagte Swan langsam und sah abwechselnd zwischen Nathan und mir hin und her.
 

Da wären wir schon zwei: Ich nämlich auch!
 

Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass Sie es geschafft haben das geheim zu halten, immerhin wissen wir wie schnell sich solche Dinge herumsprechen. Wie lange geht das denn schon?«
 

Nathan antwortete, ohne auch nur zu zögern. »Etwas mehr als ein Jahr.«
 

Was um Himmelswillen tat er da?
 

Das dort drüben waren nicht nur seine Chefs, sondern auch meine! Und er berichtete ihnen gerade von einer Beziehung, die überhaupt nicht existierte!
 

Du musst das richtigstellen, schoss es mir durch den Kopf. Und zwar sofort! Bevor er noch weitere Lügen verbreitet.
 

Thompson ergriff das Wort. »Ich sehe gar keinen Ring.« Er fixierte meine linke Hand, die an Nathans Brust ruhte, seitdem er mich an sich gezogen hatte.
 

»Es wäre zu auffällig, wenn sie einen tragen würde. Er liegt sicher verwahrt auf ihrem Nachttisch.«
 

Ich war mir sicher, dass auf meinem Nachttisch kein Verlobungsring herumlag.
 

»Verständlich. So etwas würde sofort Fragen aufwerfen.« Thompson nickte und schwieg einen Moment lang, ehe er den Kopf schüttelte und sich von seinem Platz erhob. »Ich denke, dann wären Glückwünsche angebracht.«
 

Nein, wären sie nicht, weil es nichts zu beglückwünschen gab!
 

Ich hatte mit endlich die passenden Worte zurechtgelegt und wollte gerade dieses ganze Missverständnis aufklären, als Nathan seine Lippen auf meine Stirn drückte.
 

Und weg war alles, was ich gerade hatte sagen wollen.
 

Die Hand in meinem Rücken übte noch mehr Druck aus, diesmal jedoch nicht um mich bei sich zu behalten. Es war eine stumme Aufforderung.
 

Spiel mit.
 

Mit der gesamten Situation völlig überfordert bemerkte ich erst jetzt, dass Swan und Thompson zu uns getreten waren.
 

»Da hätten wir also die zukünftige Braut.« Um Thompsons Augen erschienen kleine Fältchen, als er mir lächelnd die Hand reichte. »Ich muss gestehen, dass ich damit wirklich nicht gerechnet habe.«
 

Ich auch nicht, wollte ich sagen. Dann spürte ich, wie sich Nathans Finger erneut in meinen Rücken bohrten.
 

Wie ferngesteuert hob ich die Hand und erwiderte den Händedruck. »D-danke.«
 

»Ich habe mich schon immer gefragt, welche Frau es schaffen würde, einen der begehrtesten Junggesellen der Stadt um den Finger zu wickeln.« Swan lächelte ebenfalls, doch konnte ich im Gegensatz zu Thompson in seinem Blick eindeutige Skepsis erkennen. »Und dann auch noch so… plötzlich.«
 

Auch ihm schüttelte ich die Hand, ehe ich unsicher zu Nathan hinaufsah, nachdem er ebenfalls von beiden beglückwünscht worden war.
 

»Ich habe volles Verständnis dafür, dass Sie geschäftliches und privates strikt voneinander trennen. Mir geht es da nicht anders.«, begann Thompson schließlich und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder zu sich. »Wir haben nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass Sie bereits verlobt sind. Unter diesen Umständen denke ich nicht, dass etwas dagegenspricht, Sie die Verhandlungen mit Black Wolf weiter führen zu lassen. Oder, Richard?«
 

»Nein, dieser Meinung bin ich auch.« Mich überkam eine Gänsehaut, als ich Swans durchdringenden Blick auf mir spürte, und versuchte, ihm auszuweichen. »Ich werde Ihnen die genaue Anschrift des Hotels zukommen lassen, in das Black Wolf geladen hat. Kommenden Montag werden Sie anreisen.«
 

Hotel? Montag?
 

Die danach noch gewechselten Worte bekam ich nur noch am Rande mit. Ich musste träumen, das konnte doch nicht tatsächlich passiert sein.
 

Ich zuckte erschrocken zusammen, als Nathan mir unauffällig mit der Hand, die an meiner Taille lag, in die Seite drückte. Ich versuchte, ein möglichst überzeugendes Lächeln zustande zu bringen, und nickte den beiden Vorstandsmitgliedern zu, die wenig später auch schon den Raum verlassen hatten.
 

Die Zeit schien stillzustehen. Wie gebannt starrte ich noch immer auf die geschlossene Bürotür und wartete innerlich darauf, endlich aus diesem irren Traum aufzuwachen, als Nathan sich von mir löste.
 

»Strengen Sie sich das nächste Mal mehr an. Wir müssen glaubwürdig sein, damit das funktioniert.«
 

Fassungslos drehte ich mich um und beobachtete ihn dabei, wie er sich wieder hinter seinen Schreibtisch setzte. Er hatte wieder diese undurchdringliche Maske aufgesetzt, während ich all meine Selbstbeherrschung aufbringen musste um nicht anfangen zu schreien.
 

»Funktionieren?«, wiederholte ich ungläubig.
 

»Ich arbeite seit mehreren Monaten bereits daran, Verbindungen mit hochrangigen Mitarbeitern der Black Wolf herzustellen. Wie Sie sicher wissen, reden wir hier von einem der größten Unternehmen der ganzen Stadt. Vor etwa einem halben Jahr wurde bekannt, dass sie sämtliche Verträge ihrer bis dahin zuständige Kanzlei aufgekündigt haben und nun auf der Suche nach einem neuen, dauerhaften Rechtsbeistand sind.«
 

Ich runzelte die Stirn und versuchte, das eben Gesagte schnellstmöglich zu verarbeiten. Selbstverständlich sagte mir Black Wolf etwas. Während sie vor zehn Jahren ausschließlich in New York ansässig waren, waren sie mittlerweile in mehreren Großstädten in ganz Amerika zu finden. Geschäfte, Restaurants, Tourismus – ein Millionengeschäft. Und eines, dass auf einen professionellen Rechtsbeistand angewiesen war. Nirgendwo sonst wurden mehr geklagt und mit Rechtsansprüchen um sich geworfen.
 

»Unter normalen Umständen hätte ich diesen Deal in den kommenden Wochen abschließen können. Unglücklicherweise kommt jetzt aber einer unserer größten Konkurrenten mit ins Spiel.« Nathan hatte die Akte, die ich ihm gebracht hatte, geöffnet und damit begonnen sämtliche Dokumente auf seinem Schreibtisch auszubreiten. »Die Kanzlei Prescott hat ebenfalls Kontakt aufgenommen.«
 

Die Kanzlei Prescott war der wohl gefährlichste Gegner, der mit Laws & Sons um diesen Vertrag hätte konkurrieren können. Es handelte sich um die einzige Kanzlei der Stadt, die es sowohl was die finanziellen Mittel als auch erfolgreichen Anwälte betraf mit L&S aufnehmen konnte.
 

»Der Vorstand von Black Wolf bevorzugt keine distanzierten Beziehungen zu ihren Geschäftspartnern, sondern bestehen auf enge, familiäre Kontakte. Um sich zu entscheiden, mit welcher Kanzlei sie zusammenarbeiten wollen, haben sie also sämtliche Mitbewerber kommenden Montag in ein Hotel in den Bergen eingeladen.«
 

Das waren eindeutig zu viele Informationen auf einmal, schoss es mir noch durch den Kopf, als Nathan unbeirrt fortfuhr.
 

»Ein alleinstehender Anwalt fällt nicht gerade in die typischen Kreise, mit denen sie normalerweise zu tun haben.«
 

Ich war mir ziemlich sicher, dass ein inoffizieller Ruf als Frauenmagnet und Womanizer hier vermutlich eher das Problem war. Er sah einfach lächerlich gut aus und hatte in den vergangenen beiden Jahren, seitdem ich unter ihm arbeitete, Beziehungen zu unzähligen Frauen gehabt. Woher ich das wusste? Ich führte seinen verfluchten Terminkalender! Die Frauen lagen im regelrecht zu Füßen, er schien sich nicht einmal sonderlich anstrengen zu müssen, um die nächste Dame irgendwo aufzugabeln. Und wir redeten nicht von irgendwelchen Frauen – die wenigen, die ich sogar zu Gesicht bekommen hatte, waren atemberaubend. Ganz vorne mit dabei war ein mittlerweile ziemlich bekanntes Model, das für eine weltbekannte Unterwäschemarke warb.
 

»Aus diesem Grund wollte unser Vorstand die Verhandlungen an Ethan Dawn weitergeben.«
 

Dieser Name sagte mir was. Mr. Dawn war einer der Anwälte, der ebenfalls gute Chancen auf den Vorstandsposten hatte. Seine Frau und die beiden Söhne waren schon häufiger in der Kanzlei gewesen, um ihren Vater in der Mittagspause zu besuchen. Nette Frau – anstrengende Kinder.
 

»Mir ist durchaus bewusst, dass Mr. Dawn unter normalen Umständen tatsächlich der bessere Verhandlungspartner wäre. Ich werde allerdings nicht zulassen, dass mir auf der Zielgeraden die Zügel aus der Hand genommen werden.« Es war das erste Mal, dass seine Stimme nicht mehr vollkommen kontrolliert, sondern fast schon wütend klang. »Das Zustandekommen einer dauerhaften Geschäftsbeziehung zu Black Wolf hat oberste Priorität. Und dabei werden Sie mir helfen.«
 

Das war vermutlich mein Stichwort. Jetzt sollte ich ihn wohl endlich fragen, was um alles in der Welt er sich dabei gedacht hatte, mich in all das mit hineinzuziehen.
 

»Das ist eine schlechte Idee, eine ganz schlechte Idee.« Ich versuchte, nicht hysterisch zu klingen, allerdings fiel mir das von Sekunde zu Sekunde schwerer.
 

»Im Gegenteil, umso länger ich darüber nachdenke, umso besser ist sie.« Nathan hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt und begann mich zu mustern.
 

Mir lief ein Schauer über den Rücken und kam dem Bedürfnis nach, meine Arme vor der Brust zu verschränken, als müsste ich mich bedecken.
 

»Durch diese kleine Lüge habe ich die Kontrolle über die Verhandlungen behalten und Swan und Thompson werden mir nicht mehr im Nacken sitzen.«
 

»Kleine Lüge?!«, platzte es aus mir heraus. »Mr. Scott, bei allem Respekt!« Ich schnappte nach Luft und suchte nach den passenden Worten. »Das ist doch Wahnsinn!«
 

»Es war taktisch klug und der einzige Ausweg, der mir blieb.«
 

»Taktisch klug? Wir reden hier nicht von einer kleinen Notlüge. Sie haben dem Vorstand erzählt, dass wir heiraten werden!« Ein wenig Hysterie brach in meiner Stimme durch, das konnte ich einfach nicht mehr verhindern.
 

»Bleiben Sie ruhig. Sie werden mich nächste Woche zu dem Treffen mit Black Wolf begleiten. Wenn alles so läuft, wie ich es erwarte, werde ich einen Vertrag abschließen können und wir beide gehen wieder getrennte Wege.«
 

Das konnte doch nicht sein Ernst sein. »Vergessen Sie es, ich mache da nicht mit, ich-«
 

»Aber das haben Sie doch schon.«, unterbrach er mich vollkommen unbeeindruckt.
 

Ich hatte den Mund schon aufgemacht, um ihm noch mehr Gründe zu nennen, weshalb das alles eine ganz schlechte Idee war, als ich innehalten musste.
 

Verdammt. Er hatte Recht.
 

»Das… habe ich gar nicht gewollt.«, brachte ich mühsam heraus. »Sie haben mich völlig überrumpelt.«
 

»Und dennoch haben Sie es getan.« Ein selbstgefälliges Grinsen schlich sich zu meinem Entsetzen auf sein Gesicht. »Sie hängen schon mit drin, zu spät, um umzukehren.«
 

Mir blieb fast die Luft weg, so geschockt war ich. »Dann werde ich auf der Stelle zu Mr. Thompson und Mr. Swan gehen und die Sache richtigstellen.«
 

»Das werden Sie nicht.«, erwiderte er selbstsicher.
 

»Und wieso sollte ich es nicht tun? Sie haben sich in diesen Schlamassel selbst reingeritten, damit will ich nichts zu tun haben.«
 

Das Adrenalin, das durch meinen Körper schoss, schien sich überhaupt nicht mehr abbauen zu wollen. Unter normalen Umständen hätte ich mich nie gewagt, so mit ihm zu sprechen. Er war zwar ein arroganter Mistkerl, aber immer noch mein Vorgesetzter.
 

»Weil ich mir ziemlich sicher bin, dass Sie auf diesen Job hier angewiesen sind.« Er nahm eines der Dokumente aus der Akte in die Hände und begann die Zeilen zu überfliegen.
 

Mir wurde plötzlich speiübel. »Drohen Sie etwa mich zu feuern, wenn ich nicht kooperiere?«
 

»Natürlich nicht. Das wäre doch kein Kündigungsgrund.«
 

Es machte mich rasend, dass er mich nicht einmal mehr ansah, während er sprach. Diese Arroganz, die er ausstrahlte, führte fast dazu, dass ich ihm am liebsten den nächstbesten Gegenstand gegen den Schädel gerammt hätte.
 

»Aber?«, presste ich mühsam hervor.
 

»Aufgrund wichtiger Fälle, die wir bearbeiten müssen, werden Sie zukünftig viel mehr Überstunden machen müssen. Vor allem in den Abendstunden.« Er machte sich eine Notiz auf einem der Dokumente. »Ich korrigiere mich, ich werde Sie fast ausschließlich in den Abendstunden benötigen – und zwar jeden einzelnen Abend der Woche.«
 

Hätte ich mich vorhin nur schlecht gefühlt, hätte ich mich jetzt am liebsten übergeben. Ich wusste, worauf er hinauswollte.
 

»Sie elender…« Mistkerl! Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Das können Sie nicht machen!«
 

»Ich kann und ich werde.« Er klappte den Rest der Akte wieder zu und wandte sich zu seinem Computer. »Und bis jetzt hielt ich Sie klug genug, um zu wissen, wann sie verloren haben. Enttäuschen Sie mich also nicht.«



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