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Painting the truth

von

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Der erste Tag

Als die Tür zugezogen wurde und ins Schloss fiel, hob ich meinen Kopf und blickte in Richtung der Tür zum Gang. Charmante Abschiedsworte, Shota!

Immer noch verwirrt lehnte ich mich nach hinten auf der Couch, schloss für einen kurzen Moment meine Augen und versuchte irgendwie, die ganze Situation einzuordnen. Ich war hier, fein. Ich hatte in dem Bett eines Untergrundhelden gelegen, und das komplett nackt - er auch. Hatten wir etwa Sex? Na ja, gab es den eine anderen, logische Erklärung?! Man lag immerhin nicht nackt neben seiner Schwester?! „Oh Gott“, murmelte ich verlegen und versuchte, den Gedanken aus dem Kopf zu bekommen mit Aizawa geschlafen zu haben. Mein ganzes Gesicht war warm durch das Blut darin und meine Wangen waren gerötet. Leicht quietschte ich in die Hände hinein, welche ich aufs Gesicht gelegt hatte. Das war doch alles ein schlechter Traum oder?! Im nächsten Moment blitze ein Gedanke durch meinen Kopf, ein furchtbar dummer Gedanke! Wenn Aizawa nicht hier war, könnte ich mich doch ein wenig umsehen? Eine Ausrede hatte ich ja schnell. Ich würde einfach sagen, ich hätte nach Handtüchern gesucht und immerhin wollte ich mich auch kurz frisch machen, bevor ich... ja gut, wohin sollte ich gehen? Nach Hause vermutlich, doch wo war mein Zuhause?! In den ganzen Foren stand nichts über meinen Wohnort - Gott sei Dank, musste ich gestehen!

Langsam richtete ich mich auf, blickte auf den Laptop und seufzte kurz. Es gab so viele Möglichkeiten, etwas an diesem Laptop zu finden, etwas über den Mann zu erfahren, aber ich war artig. Ohne groß auf die Suche zu gehen, klappte ich den Laptop zu, stellte ihn auf den Tisch und richtete mich dann vollends auf. Gut, ich war hier in seiner Wohnung. Wenn ich hier versackt war, hatte ich doch irgendwas mitbringen müssen außer ein rotes Kleid? Eine Tasche, mein Handy? Irgendetwas?! Mein Weg führte mich zurück ins Schlafzimmer. Ich suchte mit dem Blick nach einer Tasche oder einem Turnbeutel und fand eine kleine, schwarze Handtasche, welche auf dem Boden am Ende des Bettes lag. Na, das war wohl eine heiße Nacht gewesen! Schweigend beugte ich mich herab, nahm die Tasche hoch, öffnete diese und wühlte darin herum. Ein paar Tuben Farbe, Pinsel, ein Skizzenblock, meine Heldenlizenz - welch ein Glück! Lippenstift, eine kleine Parfümflasche, Handy, einige Schlüssel, OBs und das war‘s. Na ja, scheinbar hatte ich alles dabei. Vielleicht würde ich später ein wenig mit meinem Quirk herumspielen, doch im ersten Moment wollte ich hauptsächlich duschen und wissen, wo ich wohnte. In welcher Reihenfolge war mir das egal! Die Handtasche legte ich zurück auf das Bett, nahm mein Handy und musterte dieses kurz. Recht modern, aber das war mir bei Handys wichtig! Und ein Sensor am Rücken des Handys, vermutlich zum Fingerdruckanalysieren. Schweigend drückte ich meinen Finger darauf, doch nichts tat sich, außer eine kurze Vibration und der Benachrichtigung, dass das der falsche Finger sei und deswegen das Handy nicht entsperrt werden konnte. „Okay. Gut. Soll ich etwa meinen Zeh nehmen?“, murmelte ich fragend, versuchte jedoch dann meine restlichen Finger an der rechten Hand aus. Der kleine Finger entsperrte das Handy. Ich atmete erleichtert auf. Was für ein Glück! Zumindest konnte ich jetzt einen kurzen Einblick erhalten, was hier abging, erhoffte ich mir und wühlte mich durch zahlreiche Chatverläufe auf WhatsApp, Messenger, E-Mails, aber nichts schien mir wirklich schlüssig zu sein. Unzählige Namen in meiner Kontaktliste, die mir im ersten Moment nichts sagten, bis auf eine einzige Nummer, die ich häufiger angerufen oder gar kontaktiert hatte: Shota Aizawa. Mit einem kurzen Seufzen aktivierte ich die Bildschirmsperre, warf mein Handy zurück aufs Bett und sah mich dann im Schlafzimmer um. Schlicht, praktisch und nicht sonderlich viel Schnickschnack. Irgendwie passte dieser Stil immer mehr zu den Untergrundhelden. Einige Bücher konnte ich auch entdecken, richtige Wälzer! Aber die Titel sagten mir nichts, als ich eins der Bücher in die Hand nahm und wahllos darin blätterte. „So viel Interesse an Büchern hätte ich dir gar nicht zugetraut“, murmelte ich leise vor mich her, wissend dass niemand hier war, um es zu hören. Artig stellte ich das Buch zurück, sah mich weiter um und entdeckte die Nachttischchen neben dem Bett.... Uhhhh, das war eine Versuchung wert! Vor dem Tischchen kniete ich nieder, öffnete die obersten der beiden Schubladen und blickte hinein. Augentropfen und Ladekabel, Handyzeugs halt. Nichts Besonderes. Die nächste Schublade war interessanter! Als diese geöffnet wurde, konnte ich das Kichern nicht verbergen. Gleitgel und Kondome. Nun, er war eben ein Mann und Verhütung war wichtig, wenn man nicht sonderlich viel Bock auf Kinder hatte! Aber wenn wir schon bei diesem Thema waren... Mein Blick wanderte durch den Raum, suchte den Boden nach einer eventuellen aufgerissenen Packung ab oder gar dem Kondom. Wer wusste schon, wohin der Dunkelhaarige es werfen würde. Aber nichts. Nichts. Gott verdammt nochmal nichts! Mir lief es eiskalt den Rücken entlang, mein Hirn malte sich das einzige Szenario aus, welches möglich wäre: War er etwa in mir...? Sofort schüttelte ich heftig den Kopf, versuchte, den Gedanken zu vertreiben, redete mir ein, dass doch gar nichts gelaufen war! Vielleicht bisschen fummeln oder blasen, wer wusste das schon! Oh Gott, vielleicht sollte ich mir einen Schwangerschaftstest besorgen?!
 

Schweigend richtete ich mich auf, schob die Schublade mit meinem Fuß zu und erschauderte sichtlich. Okay, genug durchsucht! Wenn ich noch auf andere Dinge stieße, die mich vielleicht verstören würden, käme ich hier nicht mehr her! Aizawa konnte ich auch nicht mehr fragen, er war auf den Weg zur Yuei. Anrufen? Ne Nachricht schreiben? Klar, mit welchen Inhalt?! >Hey, kurze Frage: Hatten wir Sex und hast du verhütet?!<, war sicherlich eine prickelnde Nachricht am Morgen - nicht! So musste ich mich der Tatsache stellen, dass ich auf diese Frage wohl nur eine Antwort bekommen würde, wenn wir uns das nächste Mal sahen, eventuell! Wer wusste, ob das nicht einfach so ne schnelle Nummer gewesen war, um Körper und Sinnen ein wenig Erleichterung zu verschaffen? Yay. Ich war die Nutte vom Dienst!

Letztendlich seufzte ich, fuhr mir durch die Haare und beschloss, wirklich einfach nur duschen gehen zu wollen. Schweigend betrat ich das Bad, welches ein wenig kleiner ausfiel, aber das Nötigste aufwies. Zumindest eine Dusche, auch wenn eine Badewanne toller gewesen wäre, aber ich würde Handtücher brauchen, zumindest eins. So musste ich mich in seinem Bad umsehen. Ich öffnete den Spiegel, welcher über den Waschbecken hing. Was hatte ich eigentlich erwartet?! Hier war sicherlich kein Handtuch drin, aber einen kurzen Blick gönnte ich mir. Danach schloss ich den Schrank wieder, sah zu einer kleinen Kommode unter dem Waschbecken und wurde fündig. Fein zusammengelegt lagen dort einige Handtücher. Ich nahm mir eines und legte es ins Waschbecken. Ob das wohl in Ordnung war? Na ja, er ließ mich auch alleine in seiner Wohnung, also ging ich davon aus. Das Kleid zog ich aus, legte es ebenfalls fein säuberlich aufs Waschbecken und trat unter die Dusche.
 

Die Dusche war erfrischend, das Wasser prasselte auf meinen Körper herunter und ließ für einen kurzen Moment alle Sorgen verschwinden und mich klar denken. Irgendwie müsste ich eine Lösung für das Ganze finden. Irgendetwas, irgendeine Spur, wieso ich hier war. Vielleicht würde ich bald eine Lösung finden? Ein geheimes Tagebuch bei mir Zuhause? Hoffentlich. Die ganze Situation machte mich unruhig. Unter der Dusche wusch ich mich, machte mich frisch und zog mich wieder an. Mein Weg führte mich letztendlich ins Schlafzimmer. Dort nahm ich meine Tasche und Handy, lief zurück in den Flur und zog die hohen Schuhe an. Ich hatte mich wirklich aufgebrezelt! Kurz tippte ich auf meinem Handy herum, suchte zuerst im Adressbuch meine eigene Adresse, doch diese hatte ich dort nicht eingespeichert. Nun ja. Ein bisschen dumm schien ich hier auch zu sein! Hatte ich sie vielleicht im Navi eingespeichert? In unbekannten Städten oder Ortschaften nutzte ich ständig das Navi, also war die Idee nicht sehr abwegig und tatsächlich: Eine Adresse war unter „Zuhause“ gespeichert. Gott sei Dank, ich war nicht dumm! Juhu! Ich tippte darauf, das Navi wies mir den Weg.

Erstmal mit der Straßenbahn, das war kein Problem für mich! In die Bahn eingestiegen, bemerkte ich eine Sache ganz schnell: Mich starrten einige Bahnfahrer an, tuschelten ungläubig. Erst als sich ein jüngeres Mädchen zu mir gesellte, mich mit großen Augen ansah und nach einem Autogramm fragte, verstand ich das Starren der Leute. Ich war eine Profiheldin und natürlich hatte ich einen gewissen Ruf! „Aber natürlich!“, lächelte ich zu dem kleinen Mädchen, beugte mich herunter und unterschrieb letztendlich ihren Rucksack. Glücklich zufrieden quietschte das Mädchen und lief zu ihrer Mama zurück. Süß. Sehr süß. An der nächsten Station meldete sich mein Navi. Aussteigen und 300 Meter geradeaus. Gesagt, getan. Als ich ausgestiegen war und den Anweisungen folgte, fiel mir ein kleiner Laden an der Seite auf. Eine Drogerie. Vielleicht sollte ich den Plan in die Tat umsetzen und mir einen Schwangerschaftstest kaufen? Mit einem rötlichen Kopf betrat ich den Laden, schlenderte durch die Gänge und versuchte, unauffällig einige Kleinigkeiten zu kaufen. Ein wenig gekühltes Wasser, ein paar Snacks und Rotwein. Eine Maxiflasche von zwei Liter! Sicher war sicher. Und Schokolade, falls doch. Oh Gott, mein Kopf drehte sich! Plan A und B hatte ich nun in der Hand.

An der Kasse angekommen, erkannten mich auch die Leute, vor allem der Kassierer, denn er grinste mir blöd entgegen, als er den Schwangerschaftstest über die Kasse zog. „Na, wer ist der Glückliche?“, fragte der Kassierer. Meine Wangen wurden noch röter als zuvor. Schnell steckte ich die Einkäufe in meine Tasche, packte den Rotwein und verließ den Laden ohne ein einziges weiteres Wort zu verlieren. Peinlich berührt lief ich schnell den Weg entlang, wollte nur noch nach Hause und mich verkriechen!
 

Am Zielort angekommen drückte ich den Schlüssel, welchen ich in der Tasche dabei gehabt hatte, und betrat die chaotische Wohnung. Noch in der Tür blieb ich stehen, seufzte laut und legte den Kopf in den Nacken. Nicht einmal hier konnte ich ordentlich Ordnung halten?! Den Wein stellte ich auf einer Kommode ab, schlüpfte aus den hohen Schuhen und dem roten Kleid. Ein wenig müsste ich mich orientieren, blickte in jedes Zimmer hinein und entdeckte auf meinem Bett Klamotten, die unfassbar bequem aussahen. Sofort zog ich diese an, seufzte angenehm auf und fühlte mich direkt wohler! Nichts dagegen, bei einem Untergrundhelden aufzuwachen, aber mit dem roten Kleid durch die Stadt tapsen und einen Schwangerschaftstest zu kaufen, war so eine Geschichte für sich. Apropos Schwangerschaftstest. Mit rotem Kopf lief ich zu meiner Tasche, zog den Test heraus und begann, auf der Rückseite die Gebrauchsanweisung zu lesen. Den Stab in einen Behälter Urin stecken und 3 Minuten warten, Ergebnis ist eindeutig. Fein. Dann sollten wir das tun. Kurz verschwand ich im Badezimmer, welches ich zuvor gesucht hatte, und befolgte die Anweisungen. Während der drei Minuten begann ich, meine Wohnung genauer anzuschauen. Ich schien meinem Heldennamen alle Ehre zu machen! Vielleicht sollte ich erst einmal ein wenig Ordnung in das Chaos bringen? So fing ich an, den Großteil aufzuräumen, zumindest die leeren Tuben fortzuschmeißen, die Spritzen sicher zu verwahren und ein wenig Platz zu machen. Nicht allzu gut, aber für den Anfang ausreichend! Und gleichzeitig vergingen die drei Minuten der Ungewissheit. Gerade als ich danach sehen wollte, riss mich eine laute Melodie aus der Anspannung, ließ mich regelrecht kurz aufhüpfen und dann schnellte mein Kopf in Richtung Handy, welches klingelte. Wer rief mich jetzt an? Ein wenig unsicher ging ich ans Telefon. Auf dem Display stand nur „Büro“. Büro?! „Ja?“, meldete ich mich zögerlich am Telefon, doch wurde ich im nächsten Moment zugequasselt. „Guten Morgen, meine Liebe~! Auch schon wach und auf den Beinen?! Ich hätte schwören können, dass du den heutigen Tag nur im Bett verbringst! Du bist die Einzige, welche so viel verschiedenen Alkohol verträgt!“, quasselte es aus dem Handy, welches ich mir vom Ohr hielt. Abgesehen davon, dass ich die Person am anderen Ende nicht kannte, ging mir das Gespräch jetzt schon auf den Nerv. „Jaja. Was möchtest du? Eigentlich habe ich keine Zei-“, doch weiter kam ich nicht. „Also hör zu: Das Büro bräuchte dich. Wir haben einen hartnäckigen Fall, der unbedingt ein paar Fragen beantwortet haben möchte und sich nicht mehr vertrösten lässt. Schaffst du es heute? Sonst vertröste ich ihn irgendwie auf morgen!“, fuhr der scheinbare Kollege fort, fiel mit der Tür ins Haus und sorgte für ein resigniertes Seufzen auf meiner Seite. „Büro? Klient?“, fragte ich vorsichtig, denn ich wusste wirklich nicht, über was er sprach. Für einen kurzen Moment war Stille, dann lachte er laut ins Telefon hinein. „Hahaha! Du bist lustig! Bist du jetzt gerade aufgestanden? Nun gut. Hier in der Agency hast du einige Klienten! Einer davon ist ziemlich hartnäckig, er gibt wirklich keine Ruhe! Ich weiß, zwecks deines Jubiläums hast du heute frei, aber vielleicht drückst du es dazwischen?“, fragte der Anrufer, doch ich seufzte. „Eher schlecht“, wimmelte ich ihn ab, den Blick auf den Schwangerschaftstest gerichtet, aber nicht das Ergebnis sehend. „Aber“, doch ich legte auf. Vielleicht war es der kurze Moment der Überforderung gewesen, aber ich hatte hier so viele eigene Probleme, musste erstmal herausfinden, wo ich war und wie ich hierher gekommen war, als dass ich mich jetzt um Klienten kümmern könnte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
1. Nachdem du nun weißt, dass du ein Profiheld bist, probiere doch deine Fähigkeit mal aus, wenn du möchtest. In deiner Handtasche, die neben dem Bett herumfliegt, findest du ein paar Tuben Farbe sowie einen Pinsel und einen Skizzenblock. Außerdem einen Schüsselbund sowie dein Portemonnaie nebst Personalausweis und Heldenlizenz.
2. Vielleicht möchtest du dich bei Aizawa noch etwas frisch machen? Vielleicht duschen? Oder in seinen Sachen wühlen? Dies ist deine Chance!
3. Finde den Weg nach Hause. Zum Glück funktioniert auch dein Handy mit Navi-App. Unterwegs wirst du mehrmals angesprochen, sogar nach Autogrammen gefragt.
4. Deine Wohnung ist pures Chaos. Aufgeräumt wurde hier wohl schon länger nicht mehr. Überall liegen Klamotten, dazwischen Farbtuben, mehrere Spritzen (noch verpackt), Farben und dicke Skizzenbücher. Hier findest du auch dein Heldenkostüm. Ziemlich bunt, wenn man dich fragt, aber das passt wohl zu deinem Namen. Dazu gehören auch mehrere Taschen und Beutel sowie Pinsel, die am Kostüm befestigt werden können.
5. Du bist noch nicht lang zuhaus, da klingelt dein Handy. Offenbar ein Kollege, denn er stellt sich nicht vor, sondern plaudert direkt los. Wie es dir gehe, ob du schon wieder laufen könntest, immerhin hättest du dir mächtig einen hinter die Binde gekippt. Dennoch wäre es super, wenn du nacher kurz in der Agentur vorbeischauen könntest. Einer der Fälle von letzter Woche habe noch eine oder zwei Fragen offen gelassen.
6. Mach dich auf den Weg zur Agentur, sobald du herausgefunden hast, wo die denn überhaupt ist. Du arbeitest offenbar in der Nighteye Agency. Komplett anzeigen

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