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Mumei no Kami

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Kalte Glut

Durch einen anhaltenden Monolog, der dem Gott wohl wie ein Gespräch mit dem kleinen Orokasai vorkam, schlug er Stunde um Stunde um die Ohren. Er sprach von seinem Lieblingsessen, den Orten, die er alle schon gesehen hatte und seinen Plänen für die nächsten Gebiete, die er besuchen und absuchen wollte. Mit der zunehmenden Dauer des Monologes hatte sich sogar das Monster allmählich beruhigt und schien dem Namenlosen mittlerweile einfach nur zuzuhören. Als es nach und nach in der Ferne zu dämmern begann, kehrte Stille ein. Auch die umherfliegenden Irrlichter waren in ihren Bewegungen ruhiger geworden. Der Gott hatte seinen Blick gen Horizont gerichtet und ließ nun vorsichtig vom kleinen Orokasai ab. Dieser hatte wohl gar nicht mehr damit gerechnet wieder frei zu kommen und löste nur sachte die Starre seines Kiefers. Der schwarzhaarige sog scharf Luft ein, während sich die heißen Zähne aus seinem Fleisch zogen. Erst jetzt spürte er die eigentliche Hitze der Verletzung, welche den Schmerz nur noch unangenehmer machte. „Nun geh schon zu deinem Partner... Ich bin nachsichtig mit euch.“, erklärte er mit einem krampfhaft aufgesetzten Lächeln und deutete auf den Sand. Diese beiden würden ihn sicher kein zweites Mal angreifen. Zumindest hoffte er das ernsthaft. Als er den Wink endlich verstanden hatte, vergrub sich der kleine Orokasai mit seinem leisen Grummeln und grub sich geradewegs von hier weg. Der Gott legte sich erleichtert in den noch kühlen Sand. Schlafen könnte er jetzt nicht, aber wie weit er mit seiner Verletzung kommen würde, wusste er auch nicht. Seine Regeneration war unterdurchschnittlich. Allgemein konnten seine Stats keineswegs als göttlich angesehen werden. Der Namenlose war etwa auf Augenhöhe mit den Monstern, aber so überlegen, wie es andere Götter in solchen Kämpfen waren, war er nun wirklich nicht. Als die Sonne stieg und die Wärme sich nun langsam wieder drückend anfühlte, kämpfte sich der Gott unbeholfen zurück auf seine Beine und machte sich humpelnd auf. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen und dafür musste er zuallererst diese Wüste verlassen, sonst wäre es wohl bald um ihn geschehen.
 

Seine Wunde schmerzte nicht nur höllisch, auch der Anblick dieser wurde jedes mal unangenehmer. Das freiliegende Fleisch glänzte dunkelrot, an Stellen, an denen sich Sand mit dem Blut verbunden hatte, bildete sich deutlich eine bräunliche Kruste, die erhärtete und teils begann zu bröckeln und dadurch wieder frischeres Blut frei legte. Trotz allem bereute der Namenlose seine Entscheidungen nicht. Ein Leben auszulöschen war für ihn und seine Seele noch Schmerzhafter. Dies war ihm mehr als alles andere bewusst, denn er hatte es schon oft genug getan und wird es auch noch oft genug tun müssen. Bei diesem Gedanken kam ein befremdlicher Schmerz in ihm hoch, gefolgt von einem Schrei, der seinen gesamten Schädel auszufüllen schien. Diese Erinnerungen, als welche er sie abtat, hatte er immer öfter, doch wusste er sie weder, wem sie zuzuordnen waren, noch ob sie überhaupt existierten. Auf die Idee, es wären gar seine eigenen, wollte der Schwarzhaarige gar nicht erst kommen. Dieses Mal war der Schmerz und der Aufschrei der Gedanken um einiges heftiger als bisher üblich. Schwer atmend sackte der Gott auf seine Knie, die noch immer offene Wunde völlig aus seiner Wahrnehmung verdrängt. In der Hoffnung, es könne dem gefühlten Zerreißen seines Körpers entgegen wirken, presste er seine Handfläche auf die Brust, verkrampft krallte er die Finger in den Stoff seines Yukatas und die Verbände, die darunter lagen. Sein Blick ging steif gen Himmel, als könne dieser Anblick, nachdem ein normal Sterblicher sicher erblindet wäre, ihm den Schmerz vollig nehmen. So verharrte er bis die Einbildungen mit einem Mal verstummten und der Gott wieder normal durchatmen konnte. Dieser erste Atemzug war ein unglaublich schöner. Er hätte ihn fast als süß empfunden. So dauerte es noch einen weiteren Moment, bis der Gott wieder versuchte seinen Körper zu regen. Sogar das aufstehen war ihm gut gelungen, doch als er mit dem verletzten Bein auftreten wollte, sackte er lediglich weg, fiel geradewegs nach vorn und rutschte ein Stück eine heiße Düne hinunter. Stimmt, er hatte mit seiner reinen Freude darüber, dass er atmen konnte, seine wirklich existierenden Wunden vergessen. Wie naiv er doch noch denken konnte. Ein schweres Lächeln flog über seine Lippen und er stemmte seine Arme unter der brennenden Sonne in den Sand um sich Stückweise wieder etwas aufzurichten. Da fiel sein Blick auf kleine Fuße, die vor ihm standen. Wieder eine Einbildung?
 

„Ihr seht ja richtig runtergekommen aus.“, erklärte die Stimme zu den Füßen. Letztere waren abgesehen von einem umwickelten Stoffband vollkommen nackt. Der Namenlose hob seinen Blick und folgte dem schwarzen Stoff die Beine hinauf, bis sie von einem alten, dunklen Mantel überdeckt wurden. Bald darauf sah der Namenlose weißes Haar hervorschimmern. Nur der Anblick des Gesichts blieb ihm durch die scharfen Schatten der hell scheinenden Sonne bisher noch vergönnt.

„Na was denn? Etwa etwas anderes erwartet?“, ertönte erneut die bittersüße Stimme und er sah eine krallenartige Hand aus den Falten des Mantels hervorkommen, die zielstrebig sein Kinn umfasste und seinen Kopf in alle Richtungen etwas drehte.

„Es freut mich riesig, dass ihr mich suchen gekommen seid, Namenloser.“, ein letztes Mal erklang die Stimme, bevor sich eine Kralle der Hand an seine Stirn hob und zwischen seine Augen tippte. Ein helles Licht erfüllte seinen Kopf. Eine Art leere, die sich allerdings alles andere als Leer anfühlte. Den letzten Worten nach hatte der Gott also seinen selbsternannten Teufel gefunden? Oder wohl eher, der Teufel hatte ihn gefunden.



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