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Öffne dein Herz für mich- 心を開いて[TodoDeku]

**Omegaverse**
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey meine Lieben :)

ich möchte mich auf diesem Weg bei allen bedanken, die mich so tatkräftig unterstützen.
Fühlt euch geknuddelt~

LG
~Mina Komplett anzeigen

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Part XXXI- the eternal farewell

Izuku fiel ein großer Stein vom Herzen. Nach dem heutigen Aufeinandertreffen hatten sich alle seine vorherigen Sorgen in Luft aufgelöst. Der Grünhaarige spürte, dass nicht nur er seinen Alpha brauchte, sondern dass auch Shoto auf ihn angewiesen war. Sie brauchten sich gegenseitig und gaben so einander Halt. Der Weißrothaarige hatte ihn nicht mehr losgelassen. Nur widerwillig gab er seinen kleinen Omega frei. Zumindest konnte Izuku am selben Abend noch erreichen, dass der Alpha endlich sein Zimmer verließ. Seine Geschwister waren erleichtert. Der Plan ging auf. Es war ein großer Schritt in die richtige Richtung. Gemeinsam saßen sie zusammen am Tisch und Fuyumi kochte für sie.
 

Die Stimmung war zwar immer noch erdrückend, aber sie alle schauten positiv in die Zukunft. Izuku hatte das Gefühl, dass ihm und Shoto nun endlich nichts mehr im Weg stand. Nachdem der Alpha ihm endlich seine Vergangenheit offenbart hatte, war ihre Bindung noch inniger geworden als sie ohnehin schon war.
 

Fuyumi hatte daraufhin den Vorschlag gebracht, dass Izuku bei ihnen übernachten konnte. Anfangs war der Kleinere etwas skeptisch und unsicher. Als er aber mitbekam, wie Shoto sich an ihn geklammert hatte, konnte er nicht anders. Besser hätte sein Alpha ihm nicht signalisieren können, dass er ihn nicht mehr gehen lassen wollte. Es beflügelte sein Herz und ließ ihn erneut lächeln. Der Grünhaarige war erleichtert, dass er in Shotos Familie so gut aufgenommen wurde. Da Endeavor noch geschäftlich im Land unterwegs war, stand dem Ganzen nichts im Weg.
 

Nach dem Abendessen begaben sie sich zurück in Shotos Zimmer und krochen unter die Bettdecke. Es war das erste Mal, dass Izuku in einem Futon übernachtete. Die Lage war zwar anfangs etwas ungewohnt, doch als er die passende Position fand und sich an seinen Alpha kuscheln konnte, war alles egal. Shoto hatte eine Kerze angezündet, die auf einem kleinen Podest neben dem Futon stand. Gedankenverloren schaute das heterochrome Augenpaar auf die hellen Flammen, die vor ihnen hin und her tanzten. Izuku, der mit dem Rücken zu ihm lag und von dem Größeren in eine innige Umarmung gezogen wurde, tat es ihm gleich. Das kleine Feuer hatte eine beruhigende Wirkung.
 

„Wunderschön, findest du nicht?“, ein zärtliches Lächeln stahl sich auf Izukus Lippen während sein Blick weiterhin auf das kleine Feuer vor ihm gerichtet war.
 

„Hm..“
 

Immer wieder jagte es dem Kleineren einen angenehmen Schauer über den Rücken als er Shotos Atem an seiner Halsbeuge spüren konnte. Sie redeten nicht viel miteinander. Sie genossen einfach nur die Nähe zueinander. Manchmal waren Taten besser als Worte. Wie oft hatte Izuku genau diesen Spruch vernommen. Inzwischen verstand er die Botschaft, die dahinter steckte. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf seine Lippen und eine einzelne Träne kullerte an seiner Wange hinunter. Wie sehr er seine Nähe vermisst hatte.
 

Wie oft hatte sein Herz nach ihm geschrien?
 

Wie oft wollte er seiner Sehnsucht nachgeben und einfach aus dem Fenster steigen?
 

Nach fünf Tagen konnte er endlich wieder bei seinem Alpha sein. Es war einfach befreiend. Endlich hatte es ein Ende. Immer mehr kuschelte sich der Kleinere an seinen Alpha, der ihm daraufhin einen zarten Kuss auf die Schulter hauchte.
 

„Ich danke dir, Izuku. Einfach für alles.“
 

Daraufhin drehte sich der kleine Omega um und sah seinem Alpha ins Gesicht. Zärtlich legte er eine Hand auf dessen Wange und lehnte seine Stirn gegen die seines Gegenübers.
 

„Ach quatsch, nicht dafür.“
 

Es war die erste Nacht seit Tagen, in der Izuku endlich nochmal durchgeschlafen hatte. Den Duft seines Mates um sich herum zu spüren, beruhigten seine Sinne. Auch die starken Arme, die sich um seine Körpermitte geschlungen hatten, gaben dem Kleineren tiefste Geborgenheit.
 

Geborgenheit, die Beide aktuell brauchten.
 

 

 
 


 

In den darauffolgenden zwei Tagen waren sie viel draußen unterwegs gewesen. Der Wald, der in der Nähe lag, diente als perfekter Rückzugsort. Sie hatten sich auf dem Weg noch Körnerfutter in einer Zoohandlung besorgt. Gemeinsam schritten sie den Pfad entlang und ließen sich von der Ruhe treiben. Händchenhaltend wanderten sie durch das Gestrüpp und bestaunten die Natur. Auch der Spätherbst hatte einen gewissen Zauber. Die Blätter, die zuvor die Bäume geschmückt hatten, waren bereits verwelkt und bedeckten den Boden unter ihnen. Die Ruhe und Stille waren sehr angenehm.
 

Während sie weiter durch den Wald schritten, kamen sie an einer Futterkrippe vorbei, an der sich gerade zwei Rehe an dem Heu bedienten, das der Förster zuvor dort hinterlegt hatte. Behutsam signalisierte Izuku seinem Alpha still zu sein und an Ort und Stelle zu verweilen. Langsam schritt Izuku an die Tiere heran und ging vor ihnen in die Hocke. Er griff in seine Hosentasche und zog eine Hand voll Körner hervor, die er ihnen entgegenhielt. Shoto, der weiter weg stand, lehnte sich gegen den Baumstamm und verfolgte aufmerksam die Szene vor sich. Ein Reh hob daraufhin den Kopf und sah neugierig den kleinen Omega an. Vorsichtig nährte sich das Tier dem Grünhaarigen.
 

„So ist brav…komm her. Ich tu dir nichts“, zärtlich lächelte der Grünhaarige das Geschöpf vor sich an, das immer näher an ihn herantrat. Mit der feuchten Nasenspitze berührte es bereits die Fingerkuppen des Kleineren, woraufhin dieser kurz kichern musste.
 

„Hey das kitzelt~“, nun bemerkte Izuku, dass währenddessen auch das zweite Reh seitlich an ihn herangeschlichen kam. Ehe der Kleinere reagieren konnte, vernahm er ein Schnuppergeräusch an seinem Ohr. Das Tier war inzwischen so nah und berührte zaghaft mit der Nasenspitze Izukus Wange.
 

„Hey, hey~ wie aufdringlich bist du denn, Kollege?“, plötzlich leckte das zweite Reh über Izukus Gesicht als dieser sich gerade umdrehen wollte. Eins musste Izuku den beiden Tieren lassen, sie hatten keine Angst vor Menschen. Begeistert sah der kleine Omega dabei zu wie die zwei Geschöpfe ihm wortwörtlich aus der Hand fraßen. Teilweise kitzelten deren Zungen seine Handfläche, weshalb Izuku herzhaft lachen musste.
 

Shoto konnte nicht anders und musste leise kichern. Das Bild, das sich gerade vor ihm präsentierte, war ein Bild für alle Kami. Sein Omega wurde gleich von zwei Rehen belagert. Das Kichern seines Mates ließ sein Herz dahinschmelzen. Lachend musste Shoto den Kopf daraufhin schütteln. Izuku konnte anscheinend nicht nur gut mit Menschen umgehen. Gerade in solchen Momenten wurde dem Weißrothaarigen wieder mehr als bewusst, wie sehr er den Kleineren liebte. Für seine liebenswerte Art, einfach für alles.
 

Izuku vernahm währenddessen das herzhafte Lachen seines Alphas und sah hinter sich. Es war so schön ihn lachen zu hören. Izukus Herz machte einen freudigen Hüpfer. Sein Plan hatte also funktioniert. Die Ablenkung war ein voller Erfolg. Zumindest für heute, für jede Sekunde, für jede Minute, für jede Stunde, die verging. Jedoch wusste Izuku, dass dies nicht lange anhalten konnte.
 

Denn der schwierigste Weg stand ihnen noch bevor.

 

 
 


 

Tsuchis Beerdigung, die am darauffolgenden Tag stattfand, verlangte nochmal alles von den Beiden ab. Es war ein schwerer Weg und Izuku wusste, dass die heutige Zeremonie nicht so belanglos an Shoto vorbeigehen würde. Erst hatte der Kleinere überlegt überhaupt auf die Beerdigung zu gehen, doch sein Mate brauchte ihn. Izuku könnte es niemals mit seinem Gewissen vereinbaren zu wissen, dass Shoto allein am Grab stand. Sicher, seine Geschwister und auch sein Vater waren ebenfalls anwesend, doch inzwischen wusste Izuku, dass nur er selbst Shoto Halt geben konnte. Sein Alpha würde auch niemand anderes an sich heranlassen. Er akzeptierte nur seinen Omega, sonst niemanden.
 

Es war auch das erste Mal, dass Izuku komplett schwarz trug. Ihm war sehr unwohl dabei, da er normalerweise bunte Farben mochte. Aber auf einer Beerdigung trug man nun einmal schwarz, es war Tradition. Die Zweifel von Izuku waren jedoch komplett vergessen als er seinen Alpha sah. Er trug einen schwarzen Anzug, der seine Figur wieder besonders gut hervorbrachte. Wieder einmal musste der Kleinere feststellen, dass seinem Mate einfach alles stand. Gemeinsam betraten sie den Friedhof. Langsamen Schrittes folgten sie dem steinigen Pfad. Immer wieder sah der kleine Omega zu seinem Mate, der seinen Blick nach unten gerichtet hatte.
 

„Shoto?“
 

„Hm?“, kurz blieben sie stehen. Der Größere hatte seinen Blick immer noch gesenkt. Der Grünhaarige vernahm die Pheromone, die um Shoto herumkreisten. Trauer war seit Tagen ihr ständiger Begleiter. Es gab Tage, da war alles gut, da konnte Shoto auch einmal lächeln. Aber an Anderen war er wieder komplett in sich gekehrt. Der kleine Omega wusste, dass ein harter Weg vor ihnen lag. So einfach würde er sich nicht geschlagen geben. Izuku lächelte traurig, legte beide Hände an Shotos Wangen und hob daraufhin dessen Gesicht an.
 

„Wir schaffen das.“
 

Der Größere brachte nicht mehr als ein Nicken hervor, ehe er seine eigenen Hände auf Izukus platzierte. Kurz atmete Shoto ein und aus. Ihm war schlecht. Schon wieder machte sich dieses mulmige Gefühl in seiner Magengegend breit. Er musste Geduld haben, das wusste er bereits. Dass sein Omega aber so stark war und ihm wie ein Fels in der Brandung beistand, ließ ihn kurz seine Sorgen vergessen.
 

„Danke“, hauchte der Weißrothaarige und nahm Izukus Hände von seinen Wangen. Zaghaft nahm er diese in seine eigenen Hände und verschränkte sie miteinander. Gemeinsam machten sie sich dann weiter auf den Weg.
 


 


 

Es waren viele Leute anwesend. Es war auch das erste Mal, dass Izuku Tsuchis Eltern kennenlernte. Sein Vater war ein großer Alpha, der selbst Endeavor Konkurrenz machen konnte. An seiner Seite war ein männlicher Omega, der die ganze Zeit den Blick nach unten gesenkt hatte. Männliche Paare waren in der heutigen Zeit nicht unüblich, aber es kam dennoch selten vor. Meistens waren es Betapaare, die in der heutigen Gesellschaft auftraten. Was Alpha-Omega-Beziehungen anbelangte, so traten meistens nur die heterosexuellen Paare hervor. Männliche Omega waren inzwischen sehr selten geworden. Desto überraschter war Izuku, dass ausgerechnet Tsuchi von einer solchen Bindung abstammte. Dennoch zierte ein trauriges Lächeln seine Lippen. Nun konnte er selbst noch besser nachempfinden, wie es für ein Omega sein musste das eigene Kind zu Grabe zu tragen. Zudem es auch noch ihr einziges Kind war. Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter und Izuku biss sich auf die Unterlippe. Der Anblick war schwer ertragbar. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
 

Als Best Jeanist mit Valerie auftauchte, musste der Grünhaarige stark an sich halten. Die Omega war in einem sehr schlechten Zustand. Ihre Augen waren sehr dunkel umrandet und ihre Wangen wirkten eingefallen. Dass ein Omega innerhalb kürzester Zeit so abbauen konnte, erschreckte Izuku zutiefst. Von der einst so hübschen, fröhlichen und jungen Frau war nichts mehr übrig. Zudem sie zusätzlich noch sehr blass wirkte. Doch was Izuku sehr verwunderte, die Blondine war nicht allein. Als Izuku genauer hinsah, erkannte er seinen alten Klassenkameraden, der direkt hinter ihr lief. Der Grünhaarige erschrak als er die Zeitbombe erblickte. Die sonst so intensiven roten Augen hatten alles an Glanz verloren. Schwarze Ränder zierten seine Augen. Er sah sehr mitgenommen aus. Nun wusste der Grünhaarige, auf was Tante Mitsuki vor fast einer Woche angespielt hatte. Der Schlafmangel war dem Alpha anzusehen. Hatte er in den letzten Tagen überhaupt Schlaf gefunden?
 

Shoto, der neben Izuku stand, drückte daraufhin seine Hand fester. Der Grünhaarige wand daraufhin den Blick ab und widmete sich wieder seinem Alpha, gegen dessen Schulter er sich anlehnte. Vor ihnen stand ein Podest, auf dem eine silberne Urne thronte. Sie war mit wunderschönen goldenen Ranken verziert. Umspielt wurde diese von Blumen. Verschiedene Sträuße strahlten ihre Farbenvielfalt aus. Als wolle man der Dunkelheit und Trauer keinen Platz geben. Izuku ließ den Anblick auf sich wirken. Zärtlich streichelte er an Shotos Arm entlang. Anfangs war sein Alpha noch sehr angespannt, doch langsam ließ die Anspannung nach. Gedankenverloren widmete der Grünhaarige seine Aufmerksamkeit dem Pfarrer, der daraufhin vor sie trat.

 

 
 


 

„Wir sind heute hier zusammengekommen um Tsuchi Yamari, der auch in seiner Schulzeit unter dem Hero Name Cystallize bekannt war, die letzte Ehre zu erweisen. Tsuchi war ein junger Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte. Er hatte eine Familie, hatte Freunde, hatte sogar einen Omega an seiner Seite. In so jungen Jahren unsere Welt zu verlassen, ist schrecklich, fast schon unbegreiflich. Warum musste eine solche junge Seele von uns gehen?“
 

Izuku ließ seinen Blick erneut durch die Menge schweifen. Shotos Geschwister standen weiter hinten, während Endeavor neben Best Jeanist stand. Es war ungewohnt den Flammenhelden ohne Feuerbart zu sehen. Seine Flammen waren komplett erloschen. Gedankenverloren richtete der kleine Omega seinen Blick wieder nach vorne und drückte sich noch näher an seinen Alpha.
 

„Tsuchi war ein Held. Ein Held, dem das Berufsrisiko mehr als bewusst war. Er hatte sein eigenes Leben hintenangestellt. Für ihn stand fest: Das Leben Unschuldiger zu retten, stand an erster Stelle. Tsuchi ist als Held gestorben. Einen ehrenhafteren Tod gibt es nicht, nicht für einen Helden, der hierdurch mehrere Leben retten konnte.“
 

Der Grünhaarige sah zu seinem Alpha hoch. Eine einzelne Träne kullerte an Shotos Wange herab. Als Izuku daraufhin zusätzlich Valeries Weinen vernahm, die einige Meter neben ihm erneut zusammenbrach, versetzte es ihm einen erneuten schmerzlichen Stich. Izuku senkte seinen Blick, auch seine Augen füllten sich mit Tränen. Es tat so verdammt weh. Nicht nur das sein Alpha unter dem Verlust litt, auch einen Artgenossen so leiden zu sehen, brach ihm fast das Herz.
 

„Dennoch hat Tsuchi Yamari nun einen Platz im Himmel gefunden und schaut nun auf uns alle herab. Er mag zwar nicht mehr unter uns weilen, aber seine Seele lebt in uns allen weiter. Der Ewigkeit sind keine Grenzen gesetzt. Man wird ihn nie vergessen.“
 

Währenddessen gingen Körbe mit Kerzen durch die Reihen. Jeder nahm eine Kerze in die Hand und zündete sie an. Als Izuku eine Kerze hervorzog, sah er zu seinem Alpha hoch, der ihm daraufhin wieder tief in die Augen blickte. Silber-Türkis traf auf Wiesengrün. Ohne den Blickkontakt voneinander zu lösen, aktivierte Shoto seine Quirk und ließ Izukus Kerze und seine eigene brennen. Eine Weile schauten sie sich einander noch tief in die Augen, nahmen um sich herum nichts mehr wahr. Es zählte nur dieser eine kleine Augenblick. Für sie stand die Zeit still. Dann griff Shoto nach Izukus Hand und verschränkte sie erneut mit seiner eigenen, ehe er den Blickkontakt unterbrach und wieder nach vorne sah. Als alle anderen Anwesenden ebenfalls ihre Kerze gezündet hatten, fuhr der Pfarrer weiter fort.
 

„Die Leere, die Tsuchi hinterlassen hat, wird nicht mehr gefüllt werden können. Ein Verlust ist ein Verlust. Aber wir sollten mit bestem Beispiel vorangehen und uns immer wieder vor Augen führen, dass das Leben vergänglich ist. Das wir zu schätzen wissen, wer an unserer Seite steht.“
 

Die Predigt dauerte noch eine ganze Weile. Izuku war jedoch nicht mehr in der Lage dieser zu folgen. Nur gedämmt lauschte er den Worten weiter. Sein Blick war auf die Urne vor sich gerichtet. Sein Kopf war leergefegt. Als der Pfarrer seine Predigt schließlich beendet hatte, wurde die Urne in die Erde herabgelassen. Danach sollte jeder nach vorne schreiten, sich eine Rose nehmen und diese ins Grab hinunterwerfen.
 

Zuerst waren Tsuchis Eltern dran. Der Alpha konnte gerade noch so die Fassung wahren, doch der Omega brach vor dem Grab zusammen und musste schließlich von Beast Jeanist und Endeavor aufgeholfen bekommen. Ein schwerer Klos bildete sich in Izukus Hals. Ein fruchtbarer Anblick, der sein Mark bis ins tiefste erschütterte. Sein Griff um Shotos Hand festigte sich. Danach war Valerie an der Reihe. Kurz atmete sie ein und aus ehe sie nach Katsukis Hand griff. Tränen sammelten sich wieder in ihren Augen.
 

„Komm bitte mit..“, schluchzend ließ sie ihren Kopf sinken. Der Blonde sah überrascht die Omega vor sich an.
 

„Willst du wirklich, dass ich mit nach vorne gehe?“
 

Izuku dachte erst er höre nicht richtig. Seit wann war sein ehemaliger Klassenkamerad denn so kleinlaut? Es war eine ungewohnte Situation. Die Blondhaarige jedoch hielt weiterhin ihren Kopf gesenkt.
 

„Ich pack das nicht allein, Katsuki.“, daraufhin trat der Alpha an sie heran, platzierte seine rechte Hand auf ihrer Wange und fuhr mit dem Daumen über die tränenbenetzte Haut. Mit der anderen Hand umschloss er ihre und nickte ihr zu. Wortlos machten sich die Beiden auf den Weg.
 

Für Izuku wirkte das Bild sehr surreal. Wie er mit ihr umging. Wie er ihr beistand. Der Grünhaarige konnte einfach nicht fassen, dass Katsuki auch eine weiche Seite zu haben schien. Gerade er, der in Omegas all die Jahre Minderheiten gesehen hatte. Der ihn und seinesgleichen weggestoßen und schikaniert hatte.
 

Was war passiert, dass sich der Blonde so gedreht hatte?
 

Gedankenverloren folgte das wiesengrüne Augenpaar den Beiden, die schließlich vor dem Grab zum Stehen kamen. Der Grünhaarige rechnete damit, dass Valerie nun erneut zusammenbrechen könnte, aber sie war gefasst.
 

Wie schwer muss dieser Weg wohl für sie sein?
 

Der endgültige Abschied, zu wissen, dass es kein zurück mehr gibt?
 

Wie hielt sie dem ganzen bloß stand?
 

Lag es wirklich daran, dass Katsuki an ihrer Seite war?
 

Plötzlich erinnerte sich Izuku an eine fast vergessene Szene. Tsuchi hatte vor seinem Tod Katsuki etwas zugeflüstert. Es schien etwas Wichtiges gewesen zu sein, sonst wäre die blonde Explosion nicht so geschockt gewesen. Der Unglaube, der sich damals in dem feuerroten Augenpaar widergespiegelt hatte. Izuku hatte Katsuki noch nie so aufgelöst erlebt.
 

Was genau hatte Tsuchi ihm gesagt?
 

Auf einmal vernahm Izuku noch eine weitere Stimme. Sie hallte immer wieder und wieder durch seinen Kopf. Fast schon gedämmt, nicht direkt verständlich und doch so ausdrucksfähig.

 
 

[…]

„Pass bitte gut hierauf auf.“

[…]

Izukus Augen weiteten sich. Bei all der Tragödie hatte er die Geschehnisse verdrängt, fast schon weggesperrt. Der Grünhaarige wusste, dass da noch etwas anderes gewesen war. Etwas wichtiges.

Was genau hatte Tsuchi ihm nochmal genau gesagt?

Worauf genau sollte er aufpassen?

Egal wie sehr Izuku versuchte sich zu erinnern, es gelang ihm nicht. Es war fast schon so, als ob ein dichter Nebel seine Gedankenwelt umschloss. Ihn regelrecht daran hinderte hindurch zu sehen. Shoto, der immer noch neben ihm stand, sah seinen Mate fragend an.

„Izuku? Ist alles in Ordnung?“

Der Kleine Omega sah zu seinem Alpha auf und nickte. Nachdem Valerie und Katsuki gegangen waren, schritten nun er und Shoto nach vorne. Der Grünhaarige spürte den stechenden Blick in seinem Rücken. Izuku wusste genau, dass Endeavor gerade in diesem Moment die perfekte Sicht auf sie hatte. Wenn man genauer hinsah, konnte man erahnen, dass sie ein Paar waren. Dicht an dicht liefen sie beieinander, zudem ihre Hände miteinander verschränkt waren, was man aber durch die lange Jacke nicht direkt sehen konnte. In der freien Hand trug jeder seine Kerze. Schweren Herzens schritten sie voran und blieben vor der Grube stehen. Shoto griff nach einer weißen Rose, Izuku hingegen entschied sich für die blaue. Daraufhin sahen sie sich einander wieder tief in die Augen und warfen gleichzeitig die Blume hinein. Fast schon synchron. Gedankenverloren schauten sie den zwei Rosen nach, wie sie fast übereinander gekreuzt auf der Urne liegen blieben. Sie standen noch eine kurze Weile an Ort und Stelle. Danach setzen sie sich in Bewegung und verließen wortlos die Menschenmenge. Der schwierigste Akt war vollbracht, Tsuchi fand nun endlich seine Ruhe. Izuku spürte wie eine schwere Last von seinem Herzen fiel.

 

 

Bevor sie den Friedhof jedoch verließen, beschlossen sie noch eine kleine Runde zu drehen. Es wurde inzwischen dunkel. Der Himmel wirkte grau und trostlos. Die vereinzelten Grablichter erhellten ihnen den Weg. Das Bild wirkte friedlich. Izuku mochte die Kerzen auf den Gräbern. Sie strahlten Ruhe und Hoffnung aus. Sie liefen noch eine ganze Weile weiter bis Shoto plötzlich stehen blieb. Fragend sah der Omega zu seinem Alpha auf.

„Shoto?“

Als Izuku jedoch seinen Blick wieder vor sich richtete, erstarrte er. Vor ihnen befand sich ein weiteres Grab. Ein großer Marmorstein fiel ihm ins Auge, ebenso die Inschrift. Vergissmeinnicht schmückten diesen. In der Mitte des Blumenbeets stand eine Engelstatur.

„Touya Todoroki..“, geschockt hielt Izuku plötzlich inne.

Shoto ging währenddessen in die Hocke und platzierte die Kerze auf einer kleinen Steinplatte, die zwischen dem Blumenbeet lag. Der Grünhaarige kniete sich nun ebenfalls hinunter und stellte seine Kerze direkt neben die von Shoto. Eine Weile beobachteten sie das Farbenspiel vor sich. Schließlich war es Shoto, der die Stille beendete.

„Ihr Beiden hättet euch bestimmt gut verstanden.“

Izuku sah zu seinem Alpha hoch und nahm erneut Shotos Hand.

„Weißt du was meine Mutter mir früher immer erzählt hat? Menschen, die sterben, werden zu Engeln und leben in den Wolken. Jeder Einzelne von uns hat einen eigenen, der über uns wacht. Man nennt sie Schutzengel. Lange habe ich das Ganze nicht geglaubt, aber als ich damals den LKW auf mich zurasen sah, hatte ich das Gefühl, schützende Federn um mich gespürt zu haben. Ich weiß, dass du mich gerettet hast, Shoto. Aber ich spürte noch eine weitere Präsenz, jene, die ich nicht sehen konnte.“

Shoto lächelte traurig und legte seine freie Hand auf Izukus Wange. Wieder schauten sie sich einander tief in die Augen.

„Manchmal frage ich mich eher, ob ein solcher Engel nicht als Menschengestalt auf die Erde geschickt wurde. Denn wenn dem so sei, kommst du definitiv einem solchen Geschöpf gleich. Du bist liebenswert, gerecht, aufrichtig, treu und weißt mit Worten umzugehen. Selbst die Waldbewohner haben einen Narren an dir gefressen.“

Izuku sah daraufhin wieder auf die Kerzen. Seine Augen glänzten im Kerzenschein. Sein Herz schlug wieder schneller und eine angenehme Wärme breitete sich in ihm aus. Diese Worte erfreuten ihn zutiefst.

„Danke, Shoto…“

Daraufhin erhob sich der Größere und reichte Izuku seine Hand. Lächelnd nahm Izuku die Hand entgegen und ließ sich von seinem Alpha hochziehen. Dann schmiegte er sich an Shotos Brust und schloss seine Augen, während sich starke Arme um seine Körpermitte schlossen. Izuku vernahm Shotos Atem nah an seiner Halsbeuge. Eine Gänsehaut überkam den Kleineren. Izukus Herz schlug heftig gegen seinen Brustkorb. Da war sie wieder diese Geborgenheit.

Izuku wusste nur eines in diesem Moment:

Wo dunkle Wolken einst thronten und die Welt verdunkelten, dort werden warme Sonnenstrahlen folgen, die dunklen Wolken durchbrechen und die Welt wieder ins Licht führen.

 
 

 
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2021-02-18T21:36:18+00:00 18.02.2021 22:36
OMG ich bin so gerührt von diesem Kapitel das ist wirklich ein gelungenes Kapitel. Ich hoffe das es für sie alle wieder Berg auf geht.
Antwort von:  Mina_Tara
23.02.2021 20:40
vielen Dank für die lieben Worte :)


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