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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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However you want it

049 ) However you want it
 

Das war wohl nichts mit einer friedlichen letzten Schicht! Immerhin wusste er jetzt, warum Grady ihn eine halbe Stunde hatte warten lassen! Der hatte sich die Finger mit Sicherheit nicht selber dreckig gemacht, aber er hatte ja seine Handlanger und nur einer von denen war mit ihm im Büro gewesen!

Langsam schaute er sich in der Schlauchwäsche um. Hier sah es aus, als hätte jemand ein uraltes, lange vergessenes Fass voller Altöl mit Schwung ausgekippt. und genauso stank es auch. Die braune, schmierige Brühe klebte so ziemlich überall. Einige Spitzer waren sogar an der Decke.

Dean zog sein Handy hervor und filmte den Raum, dann stellte er es so auf ein Regal, dass es den Raum und vor allem die Tür aufnahm. Vielleicht verriet sich ja einer. Er starrte das Handy an. Eigentlich war es Quatsch. Diese Aufnahmen würde nie jemand sehen und doch hielt ihn etwas davon ab das Handy auszuschalten, genauso wie ihn immer wieder etwas davon abgehalten hatte, die Aufnahmen, die er seit Oktober von seinen Quälereien gemacht hatte, zu löschen. Vielleicht brauchte er die Bestätigung, dass es wirklich passiert war. Vielleicht war er auch nur masochistisch veranlagt? Er schnaufte und begann den Raum zu säubern.

Irgendwann kam Coon nach unten, starrte süffisant grinsend in den Eimer, in den Dean alles das geworfen hatte, was er aus dem Abfluss geholt hatte und der jetzt neben der Tür stand.

„Na, gefällt dir unsere Fischsuppe? Oder brauchst du noch mehr, bis du endlich aufgibst? Wenn es dich nicht gäbe, hätten wir Martin bekommen! Der wäre ein richtiger Feuerwehrmann, nicht so eine Lusche wie du!“

Dean warf ihm nur einen kurzen Blick zu, reagierte sonst aber nicht auf diese Aussage. Er zerrte einen alten Lappen hinter einem der Geräte hervor und warf ihn in Richtung des Eimers. Leider traf er nicht ganz genau. Der Lappen klatschte dagegen und verteilte einen Teil des Altöls auf Coons Hose.

„Kannst du nicht aufpassen?“, fauchte der und verschwand wieder. Dean warf nur einen kurzen Blick zu seinem Handy. Das war dann wohl auch mit drauf. Trotzdem wusste er noch nicht, warum er das aufnahm. Brachte doch alles nichts mehr! Er schob den Gedanken beiseite und machte weiter. Einen anderen Gedanken konnte er jedoch nicht verdrängen. ‚Martin?‘ Er kannte nur einen Martin. Bender aus dem Lehrgang. ‚War der Gradys Neffe? Wollte Grady Bender haben, aber First Chief Reed hatte den einer anderen Wache zugeteilt?!? Lag es nur daran, dass die ihn hier so behandelten? Wohl eher nicht. Lieutenant Pratt und Everwood sagten doch, dass die hier so was schon öfter durchgezogen hatten. Auch Lund und Dearing sagten das. Da konnte Bender nicht der Grund gewesen sein. War das nur vorgeschoben? War es überhaupt deswegen? Er schob den Gedanken beiseite. Es brachte ja eh nichts! Selbst wenn er wusste warum sie ihn so behandelten, es machte die Situation nicht besser und half ihm keinen Zentimeter weiter. Er würde kündigen. Das Ende dieser Schicht war das Ende seiner Feuerwehrkarriere! Er schluckte die Wut, den Hass und die Tränen herunter, die ihn gerade überrollen wollten. Es brachte doch nichts!
 

Kurz vor Feierabend hatte er es geschafft den Raum mit Hilfe eines Hochdruckreinigers und jeder Menge Waschbenzin, bis auf ein paar schwer zugängliche Ecken, wieder sauber zu bekommen.

„Den Rest können Sie gerne heute Abend machen“, gab sich Grady huldvoll.

‚Klar‘, dachte Dean nur. ‚Das mach mal selber. Heute Abend gibt es mich hier nicht mehr.‘ Seinen Noch-Chef gegenüber nickte er nur. Er räumte die Putzmittel auf und ging duschen.

Er verließ die Wache, ohne sich noch einmal umzuschauen. Er ging zu seinem Baby und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Mit Vollgas lenkte er seine schwarze Schönheit vom Parkplatz. Erst etliche Querstraßen weiter hielt er am Straßenrand an, ließ den Kopf auf die Rückenlehne fallen und gab sich der Trauer um seinen Traumjob hin.

'Reiß dich zusammen', schimpfte er sich nach einer Weile. ,Das war ja nun wohl wirklich keine Traumstelle!‘ Er schniefte noch einmal und wischte sich die Träne, die seiner Selbstbeherrschung getrotzt hatte, von der Wange.

Er atmete tief durch, startete sein Baby und lenkte den Impala wieder in den fließenden Verkehr, um zum Hauptquartier zu fahren.
 

Dean rieb sich mit der Hand über das müde Gesicht und richtete sich auf. Er wollte jetzt nichts lieber als in Bett und sich vor der Welt, Sam und sich selbst verkriechen. Aber das konnte er gleich noch. Außerdem hatte er demnächst jede Menge Zeit dazu, dieser vertanen Chance nachzutrauern!

Sein Blick wanderte zu den Fenstern der Chefetage, hinter denen schon Licht brannte. Er schaute auf die Uhr. Kurz nach 8. Da hatte er wohl länger am Straßenrand rumgesessen als er vermutet hatte. Eigentlich hatte er die Kündigung nur in den Briefkasten werfen wollen, doch wenn der Chief schon da war, erschien es ihm richtiger, die persönlich abzugeben. Auf die paar Minuten kam es nun auch nicht mehr an. Auf jeden Fall würde er dann ruhiger schlafen können.

Langsam stieg er die Stufen in die Chefetage hinauf.

Vor der Tür atmete er durch und klopfte.

Fast sofort hörte er das freundliche „Herein“ der Sekretärin. Er atmete tief durch und öffnete die Tür.

„Guten Morgen“, grüßte er und trat zum Schreibtisch.

„Guten Morgen, Mr. Winchester. Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie zum Chief?“

Wieso wusste sie sofort, wer er war? Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen. Egal!

Er straffte sich. „Nein, es reicht wenn Sie ihm das geben.“ Er hielt ihr den Umschlag mit der zugeklebten Rückseite nach oben hin.

Sie nahm ihn entgegen und nickte freundlich.

„Danke“, sagte Dean. Er wandte sich zur Tür. Das war´s also mit seinem Ausflug in einen geregelten Arbeitsalltag. „Einen schönen Tag.“ Er öffnete die Tür.

„Ihnen auch, Mr. Winchester.“

Dean schloss sie Tür, zog die Schultern hoch und ging zur Treppe. Er hatte keinen Nerv, jetzt noch auf den Fahrstuhl zu warten und mit irgendwelchen Feuerwehrmännern, wenn auch nur Sekunden, in der Kabine eingepfercht, verbringen zu müssen. Er wollte sich in Selbstmitleid und Selbstvorwürfen suhlen und dann Sammy zum Lunch abholen, um ihm die neuesten Entwicklungen zu beichten. Wahrscheinlich hätte er mit Sam reden sollen, bevor er die Kündigung abgab, doch das hatte sich gestern nicht ergeben und noch einen Tag hätte er auf dieser Wache nicht durchgehalten! Er konnte nur hoffen, dass Sam ihn verstand!
 

In ihrem Büro drehte Mrs. Milton den Umschlag um und starrte auf die Buchstaben. „Kündigung“

Sie riss ihn auf, zog das Blatt heraus und überflog es kurz. Sie erlaubte sich ein leises Seufzen, dann drückte sie den Eingangsstempel darauf und wollte es gerade in das Körbchen des Chiefs legen, als der aus seinem Büro kam. Sie reichte ihm das kurze Schreiben.

„Winchester?“, fragte der Chief nach einem kurzen Blick auf das Schreiben. Er hatte in der letzten Zeit, nach dem Gespräch mit Lt. Pratt, versucht Erkundigungen über die Wache 39 einzuholen. Entweder Grady war der Beste oder … Grady war der Beste. Die eine Gruppe lobte ihn über den grünen Klee und die andere Gruppe genauso, nur weniger überschwänglich. Irgendetwas musste es geben, das Grady in der Hinterhand hatte, etwas, warum sich keiner mit ihm anlegen wollte. Das konnte doch nicht einfach nur daran liegen, dass der der Schwiegersohn des alten Chiefs und irgendwie auch mit der halben Feuerwehr von Bloomington versippt und verschwägert war!

„Ja, er war gerade hier.“

„Rufen Sie unten an, wenn der noch da ist, soll er hochkommen. Ich will mit ihm reden!“ Vielleicht bekam er ja jetzt ein paar Informationen.

„Ja, Chief.“ Sie griff zum Hörer und telefonierte mit dem Empfang.
 

Zielstrebig lief Dean durch die Eingangshalle und steuerte die großen Glastüren an, als die Frau, die am Empfang saß, auf ihn zu kam.

„Mr. Winchester?“

„Ja?“ Dean blieb stehen.

„Der Chief möchte mit Ihnen sprechen. Würden Sie bitte noch einmal nach oben gehen?“ Sie wandte sich ab und ging zu ihrem Arbeitsplatz zurück.

Unschlüssig stand Dean im Weg. Was wollte der Chief? Warum sollte er mit ihm reden wollen?

Eigentlich wollte er hier nur noch verschwinden, aber wenn er mit ihm sprach, blieb weniger Zeit für Selbstvorwürfe, weil er nicht durchgehalten hatte, bis er Sam abholen konnte. Was soll´s! Er hatte nichts mehr zu verlieren, und überlegen wie es weitergehen sollte, konnte er auch später noch.

Dean machte auf dem Absatz kehrt und stieg die Treppen wieder nach oben.

Wieder klopfte er an die Tür und wieder hörte er fast sofort das freundliche „Herein.“

Er trat ein.

„Mr. Winchester. Schön, dass sie Sie noch erwischt hat. Chief Reed möchte sich mit Ihnen unterhalten.“ Sie drückte auf eine Taste an ihrer Sprechanlage. „Chief. Mr. Winchester ist hier.“

„Schicken Sie ihn rein und wenn Sie uns einen Kaffee machen würden?“

„Kommt sofort!“, erwiderte sie und erhob sich. Lächelnd deutete sie auf die Tür. „Wie möchten Sie ihren Kaffee?“

Eigentlich wollte Dean ablehnen. Er wollte weder einen Kaffee noch wollte er hier sein! Er wollte nicht kündigen und er wollte nicht auf dieser Wache bleiben. Am Wenigsten wollte er jedoch seine widersprüchlichen Gefühle analysieren und schon gar nicht erklären. Immerhin würde er sich an der Tasse festhalten können.

Er unterdrückte ein Gähnen bevor er antwortete: „Schwarz bitte.“

„Kommt sofort.“ Aufmunternd lächelte sie ihm zu und nickte in Richtung der Tür.

Dean klopfte und trat nach einem weiteren „Herein“ in das geräumige Büro. Er stand stramm und salutierte.

„Guten Morgen, Chief.“

„Guten Morgen. Stehen Sie bequem. Sie haben gekündigt?“, kam er ohne Umschweife zur Sache.

Dean nickte nur. Was sollte er auch weiter dazu sagen. Der Chief hatte sein Schreiben in der Hand. Nahm er es nicht an? Hatte es Formfehler? Musste er eine bestimmte Zeit warten, eine Kündigungsfrist einhalten?

Ein kurzes Klopfen unterbrach seine Gedanken. Mrs. Milton brachte den Kaffee und stellte ihn auf dem kleinen Tisch der Sitzecke ab. Leise zog sie sich wieder zurück.

„Verraten Sie mir, warum Sie kündigen?“, bat der Chief ruhig. Aufmerksam beobachtete er das Minenspiel seines Gegenübers. Er sah das kurze Flackern in den Augen, sah die Wut, die für eine Millisekunde aufblitzte, die Enttäuschung und die Trauer. Er war beeindruckt, wie gut der junge Mann sich unter Kontrolle hatte und es erinnerte ihn an sich selbst: einen jungen Mann, dessen Vater seinen Lohn an Automaten verfütterte und dessen Mutter ihren Kummer im Alkohol ertränkte. Er hatte auch immer versucht seine Gefühle vor der Außenwelt zu verstecken.

Der junge Mann vor ihm hatte so einiges in seinem Leben erleben müssen, da war er sich sicher.

Deans Gesicht erstarrte zu einer Maske. „Ist wohl doch nicht das Richtige für mich“, erwiderte er regungslos.

„Und das merken Sie nachdem Sie über ein halbes Jahr als Feuerwehrmann gearbeitet und den Lehrgang für die Rüstgruppe abgeschlossen haben?“

„So ist es wohl.“ Dean fühlte sich unwohl unter dem prüfenden Blick des Chiefs. Er trat von einem Fuß auf den anderen. Trotz allem wollte er niemanden reinreiten.

„Es liegt nicht an der Wache?“, bohrte der Chief nach.

„Es … ich …“ Dean brach ab und schluckte hart. Er wollte nicht lügen und er wollte nicht als Verräter dastehen.

Der Chief erhob sich und ging zu der Sitzecke hinüber. „Mr. Winchester! Sie haben einen Lehrgang zum Rettungssanitäter, die Ausbildung für die Feuerwehr und den Lehrgang der Rüstgruppe in kürzester Zeit und jeweils unter den besten Fünf abgeschlossen und jetzt sagen sie mir, der Beruf ist nichts für Sie? Tut mir leid, aber das glaube ich Ihnen nicht.“ Warum wollte er nur nicht mit der Sprache rausrücken? Wieder fragte er sich was Grady an sich hatte. Es war zum aus-der-Haut-fahren! Er hatte die Statistiken gesehen und sie war sehr aussagekräftig. Trotzdem waren es nur Zahlen, die nichts über das Wie und Warum aussagten und die er nicht gegen Grady verwenden konnte, solange er diese Zahlen nicht mit Aussagen untermauern konnte. Er musterte den Winchester.

„Ich kann Sie nicht zwingen mir zu sagen was Sie zu diesem Schritt bewegt hat. Allerdings würde ich Sie gerne um ein paar Minuten Ihrer Zeit bitten.“ Er machte eine einladende Geste zum Tisch und dem Kaffee. „Wenn Sie es schon nicht für sich wollen, vielleicht ja für Ihren Nachfolger?“ Fragend blickte er den jungen Mann an.

Dean atmete aus und nickte. Was hatte er schon noch zu verlieren? Die Feuerwehr war sein Traumjob gewesen, etwas das dem, was er sein Leben lang gemacht hatte sehr nahe kam und auch noch legal und anerkannt war. Er hatte es schaffen wollen und er hatte versagt!

Er ließ sich auf der Kante des viel zu gemütlich aussehenden Sessel nieder und nah einen großen Schluck Kaffee.

„Also“, begann der Chief noch einmal. „Es ist die Wache.“



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