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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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Digging in the dirt

045) Digging in the dirt
 

In der folgenden Woche schlug sich Dean zusätzlich, zu den eh schon zeitfressenden Hausaufgaben, auch noch mit Recherche für den Fall herum. An jedem Abend verglich er seine Recherchen, mit denen er, unwissentlich, Chris´ Neugier bis aufs Äußerste strapazierte, weil der nichts auf den Zetteln wirklich entschlüsseln konnte, mit Sams. Sie fanden heraus, wann Eloise Duncan nach Rodney gekommen war und wann sie starb. Über ihre Beerdigung gab es jedoch keine Zeile. Immerhin hatte Sam herausgefunden, dass sie nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes, bei einem Raubüberfall, zu ihrer Tochter nach Rodney gezogen war. Außerdem fand Sam heraus, wann genau die Angriffe begonnen hatten und kurz darauf hatte er auch ein paar Satellitenbilder entdeckt, die kurz vor und vier Wochen nach dem ersten Angriff gemacht wurden.

Vor diesen Bildern hockte Dean eine halbe Ewigkeit, um den entscheidenden Unterschied zu finden, der ihm verriet wo Eloise ihre letzte Ruhe hätte finden sollen.
 

Die Quittung für diese, vom Lernen, abgezweigte Recherche bekam er am Freitag bei den Tests. Deren Ergebnisse fielen um einiges schlechter aus als die der Vorwochen. Gut, mit Strom hatte er ziemlich schlechte Erfahrungen gemacht und er konnte sich auch jetzt nicht damit anfreunden, trotzdem wurmte ihn sein Ergebnis.

Naja, eine Chance blieb noch. Die Abschlusstests in der folgenden Woche, die alles Gelernte zusammenfassen sollte, wurden stärker gewichtet. Damit konnte er seinen Schnitt wieder heben. Er durfte sich dann allerdings keinen Fehler erlauben. Wenn er als Feuerwehrmann schon kündigen musste, wollte er ihnen wenigstens zeigen, was sie verloren. Außerdem wäre es eine gute Bewerbungsgrundlage, sollte er sich entscheiden, sich bei einer anderen Feuerwehr bewerben zu wollen.
 

„Nimms nicht so schwer“, versuchte Chris ihn am Abend zu trösten, als sie in der Bar an der Theke standen, ein Bier in der Hand, und darauf warteten, dass die Spieler an einem der Billard-Tische fertig wurden.

„Was?“, fragte Dean irritiert. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen.

„Den Test. Es ist nicht so schlimm, dass du nur unter den besten 10 bist“, erklärte Chris ruhig.

„Es ist meine Schuld. Ich hätte mich eben mehr darauf konzentrieren müssen und nicht auf diesen bekloppten Fall!“

„Wann willst du, was auch immer tun, um das zu beenden?“

„Morgen Nacht, aber du wirst nicht mitkommen!“

„Ich kann dir helfen, Dean!“, entgegnete Chris eindringlich.

„Und wie?“, auffordernd schaute Dean zu dem Freund hinüber.

„Keine Ahnung! Du wirst es mir schon sagen!“

Dean nickte. „Du bleibst hier! Damit hilfst du mir am Meisten!“

„Aber ...“

„Nichts „Aber“. Meine Karriere als Feuerwehrmann ist zu 99% zu Ende. Du hast sie noch vor dir. Das wirst du dir nicht zerstören! DU. Bleibst. Hier.“
 

Chris nickte, um das Thema offiziell zu beenden. Trotzdem nahm er sich vor, es nicht auf sich beruhen zu lassen. Wenn Dean ihn nicht mitnehmen wollte, würde er ihm eben von sich aus folgen!

Ein Spieler am vorderen Tisch warf seinen Cue auf den Tisch und stapfte wütend davon. Dean nahm sein Bier und schlenderte zu den Spielern. Er zog 20 Dollar aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. Der Gewinner musterte ihn abfällig, nickte und legte eine weitere 20 Dollar Note dazu. Auch die beiden anderen Spieler stiegen mit ein.

Chris grinste. Dean hatte seine Opfer gefunden. In aller Ruhe sah er zu, wie das übliche Spiel aus fast hilflosem Billard, verlieren und den Typen zum Schluss doch alles abnehmen begann, das nur der Winchester so meisterhaft zu beherrschen schien.

Als sie die Bar kurz nach eins verließen, hatte Dean seinen kompletten Einsatz etwas mehr als verdoppelt.

„Unser Essen in der nächsten Woche ist gesichert“, grinste Dean und ließ sich auf den Fahrersitz seines Babys fallen.
 

„Willst du zuerst ins Bad?“, fragte der Winchester, als sie wieder in ihrem Zimmer waren.

„Nee, geh mal“, antwortete Chris und Dean nickte.

Kurze Zeit später kam er im Schlafzeug wieder ins Zimmer und Chris ging duschen. Dean nutzte diese Zeit, um sich wieder richtig anzuziehen. Seine Jacke drapierte er so über der Stuhllehne, dass sie aussah, als wäre seine Kleidung darunter. Die Schuhe stellte er vors Bett und schlüpfte unter die Decke.

„Nacht“, sagte Chris. Er löschte das Licht und legte sich ebenfalls hin.

Das Belauern ging los. Chris war sich sicher, dass Dean heute Nacht noch los wollte und Dean wollte den Freund auf keinen Fall mitnehmen.

Er wartete.

Irgendwann nickte Chris doch ein und seine Atemzüge veränderten sich.

Noch immer wartete Dean, bis er sich ganz sicher war, dass der Freund wirklich schlief.

Kurz atmete er durch, schob die Decke beiseite und stand auf. Er nahm seine Schuhe, raffte die Jacke vom Stuhl und schlich aus dem Zimmer. Erst vor der Tür zog er sich richtig an. Dann lief er zum Impala und machte sich daran, Mrs. Duncan endgültig in die ewigen Jagdgründe zu schicken.

Das Geräusch des startenden Impalas riss Chris aus seinem Dämmerzustand. „Verdammt“, fluchte er und sprang aus dem Bett. Gut, dass er wusste, wohin Dean wollte.

Hastig zog er sich an und folgte ihm mit seinem Leihwagen.
 

Leise sang Dean einen Titel aus dem Radio mit, während er sein Baby über die nächtlichen Straßen lenkte. Er genoss diese Fahrt und kurz blitzte der Gedanke auf, alles hinzuschmeißen und wieder jagen zu gehen. Keine Konventionen, die ihn banden, kein Einpassen in eine Gesellschaft. Er wäre sein eigener Herr, müsste sich von niemandem runtermachen lassen oder rechtfertigen und wäre wohl schneller tot als er gedacht hätte. Entweder würde Sam ihm den Kopf abreißen oder Bobby mit seiner Schrotflinte auf ihn warten oder einer seiner nächsten Gegner würde ihn erwischen. Außerdem müsste er alleine jagen.

Und da war der Haken. Sam würde sein Studium aufgeben und ihm folgen und genau das würde er für seinen kleinen Bruder nicht wollen.

Nein. Wieder jagen zu gehen reizte ihn nicht halb so sehr, wie befürchtet.
 

An einer Tankstelle hielt er an und kaufte einen Kanister Benzin. Den Rest seiner Ausrüstung hatte er in der Woche besorgt. Immer dann, wenn er Essen holen gefahren war.

Die Straßen waren fast wie ausgestorben und ließen ihm so genug Raum, seine Gedanken laufen zu lassen. Mal von Sams unerklärlichem Hass ihm gegenüber im Allgemeinen und Mrs. Duncans im Speziellen, war es eine schöne Zeit gewesen, die er im wilden Westen verbringen durfte. Vielleicht interpretierte er da ja zu viel hinein, die Zeiten waren sicherlich nicht leicht und schon gar nicht leichter als ihr jetziges Leben hier, mit all seinen Bequemlichkeiten, aber wenn er es sich aussuchen dürfte, hätte er lieber damals da gelebt, als hier mit dem Wissen um all die Kreaturen denen er schon begegnet war.

Ein wenig gestattete er sich noch seinen Erinnerungen nachzuhängen, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.

In Rodney angekommen lenkte er den Impala in die Auffahrt neben der Kirche und stieg aus. Eine Weile stand er in der Dunkelheit und lauschte in die Stille. Bald schon setzten die nächtlichen Geräusche wieder ein. Er holte seine Taschenlampe hervor, schaltete sie an und ließ den Lichtkegel einmal über die Kirche gleiten. Nichts regte sich. Dean grinste. Sein Körper vibrierte vor Adrenalin. Er hätte nie gedacht, dass er sich, obwohl er nie wieder jagen gehen wollte, so auf eine Jagd freuen würde. Er holte Spaten, Salz und Benzin aus dem Kofferraum und machte sich auf den Weg zum Friedhof.
 

Neben dem umgestürzten Baum, dessen Sturz er zur Ursache des Übels erklärt hatte, stellte er alles ab. Er untersuchte das Erdreich. Leider hatte es, nachdem der Baum gefallen war, noch zwei Hochwasser gegeben und selbst wenn jemals etwas zu sehen gewesen wäre, waren diese Spuren lange fortgespült worden. Hoffentlich war das Grab nicht direkt unter dem Stamm!

Vorsichtig schob er hier und da ein paar Blätter weg. Plötzlich stieß sein Fuß auf eine harte Ecke. Er hockte sich hin und fuhr mit der Hand darüber.

„Hah!“, rief er leise. Die Kante unter seiner Hand war viel zu ebenmäßig, als dass es ein einfacher Stein sein konnte. Er grub weiter. Ja! Genau! Ein Grabstein, der neben dem umgestürzten Baum lag. Das hier musste das Grab sein! Er tastete weiter.

Ja, genau. Hier gab es auch eine kleine Vertiefung im Boden, da wo wohl der Sarg eingesackt war.

Schnell zog er eine Salzlinie um das Grab. Ohne Sam, der ihn schützen konnte, war das sicherer. Geister bekamen meistens mit, wenn es ihnen an den Kragen gehen sollte.

„Dann mal los!“, murmelte er.

Gerade hatte er die obere Schicht Blätter und Erde zur Seite geschoben, als gar nicht weit entfernt ein Ast knackte.

Sofort schaltete er die Taschenlampe aus und lauschte in die Richtung.

Nichts rührte sich.

Dean wartete eine Weile, dann knipste er seine Taschenlampe wieder an und leuchtete in den Wald.

Nichts.

Er nahm den Spaten wieder auf und begann zu graben.
 

Schicht um Schicht grub er sich durch Erdreich und Wurzeln und zweifelte immer mehr, dass er hier richtig war.

Gerade als er aufgeben wollte, stieß die Schaufel auf Holz. Der Sarg. Verdammt hatten die sie tief vergraben!

Mit Wucht zerschlug er den Deckel, legte das Sarginnere frei und erstarrte verwundert. Im Sarg lag ein ziemlich großer Stein.

Dean kletterte aus dem Loch, griff nach seiner Taschenlampe und ließ den Lichtkegel langsam über den Sarg gleiten.

Hier war wohl jemand verdammt abergläubisch gewesen und wollte sie auf keinen Fall noch einmal sehen. Zwischen den Zähnen des Schädels klemmte ein kleiner Stein und der große Brocken, über den er sich gerade schon gewundert hatte, sollte wohl auf ihren Beinen liegen.

Er ließ den Lichtstrahl weiter wandern.

„Hm“, murmelte er leise. Vielleicht hätten all diese Maßnahmen sogar geholfen. Allerdings war der Baum, unter dem das Grab lag, umgestürzt. Dabei hatte eine der Wurzeln den Sarg vermutlich so stark bewegt, dass der Stein von ihren Beinen gerutscht war.

Er holte sein Handy heraus. Das musste er für Sam fotografieren. Sowas hatte er mal aus Europa gehört, hier aber noch nie zu Gesicht bekommen.

Ein erstickter Aufschrei ließ ihn aufschauen. Etwas flüchtete. Ein Mensch?

Hastig schaltete er die Taschenlampe aus und lauschte in die Dunkelheit. Ja, da rannte ein Mensch und er kam auf ihn zu.

Verdammt! Und jetzt? Auch wenn er sich schon damit abgefunden hatte, nicht weiter in Bloomington bei der Feuerwehr zu arbeiten, so wollte er doch nicht unbedingt wegen Grabschändung im Knast landen!
 

Der Mond brach durch die Wolken und beleuchtete die Szenerie.

Chris kam auf ihn zu …

Chris? Was machte Chris hier und wieso rannte er wie von Furien gehetzt durch den Wald, anstatt in seinem Bett zu liegen und zu schlafen!?!

Und dann sah er sie.

Mrs. Duncan war hinter ihm her.

„Wade“, hörte er sie rufen. Selbst ihm lief bei dieser Stimme ein kalter Schauer über den Rücken. Er sah sich hektisch um. Was jetzt? Für eine Sekunde war er versucht alles stehen und liegen zu lassen, um Chris zu helfen. Doch das wäre ja nur temporär. Nein! Er musste das Problem richtig lösen und hoffen, dass Chris noch ein bisschen durchhielt.

Augenblicklich verteilte er das restliche Salz großzügig auf den Knochen und kippte Benzin darüber. Er riss ein Streichholzbriefchen an und ließ es fallen.



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