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Haikyu - Asanoya-Tana

Wahre Freundschaft und mehr
von

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Kontakt (Nishinoya)

Ich stehe in der Umkleidekabine und höre, wie Ryu mit jemandem über seine Muskeln redet. Ich drehe mich zu ihm um. Armer Asahi. Sein Gesicht ist ganz rot geworden. Er sieht total niedlich aus, wenn er sich so schämt. Ich grinse. Ryu macht das sicher genau aus diesem Grund.

Ich drehe mich wieder meinem Spind zu und hebe meinen Pulli an. Sofort schießt der Schmerz durch meine Brust in den Arm und ich halte im Reflex die Luft an. Autsch. Ich greife unter dem Stoff, hoch zu meinen Rippen, fahre mit den Fingern über die Haut. Der Schmerz wird immer größer, schließlich nehme ich die Finger weg. Ob die Rippe doch was abbekommen hat? Ich wende das Zentrum meiner Schmerzen von den anderen ab, hebe den Pulli nochmals an. In der Reflektion des Metalls vor mir, sehe ich wie der Stoff den dunklen Bluterguss frei gibt. Schnell ziehe ich den Pulli wieder runter. Verdammt. Er ist seit heute Morgen sogar noch größer geworden.

Ich warte bis die Stimmen hinter mir verhallen und alle zum Training in die Halle gegangen sind. Ich versuche mir den Pulli auszuziehen, doch der Schmerz macht es mir schwer. Dann höre ich Ryus Stimme hinter mir, er ermahnt mich zur Eile. Er ist noch da? Er hat Recht, man wird mit uns schimpfen, wenn wir zu spät kommen. Warum geht er eigentlich nicht rein? Na klar, er wartet auf mich, wir sind schließlich Freunde. Ich ziehe den Stoff über meinen Kopf, greife schnell nach dem Trainingsshirt. Wenn ich mich beeile, dann merkt er vielleicht nichts. Ich drehe ihm den Rücken zu.

„Verdammt, das sieht ja furchtbar aus!“, trifft mich seine erschütterte Stimme und ich zucke zusammen. Mist. „Das ist nicht so schlimm wie es aussieht.“, sage ich schnell, stecke die Arme in mein Shirt. Ich drehe mich seitlich und so den blauen Fleck von ihm weg.

Plötzlich fasst er meinen linken Arm und hebt ihn hoch. Seine starke Hand dreht mit Leichtigkeit meinen kompletten Körper und offenbart ihm mein Geheimnis. Nein. Ich will nicht darüber sprechen! Ich will mich nicht erinnern! In meinen Kopf baut sich die Szene von gestern Abend auf. Der feste Griff an meinem Arm. Finger, die sich schmerzhaft in meine Muskeln drücken. Mein rasender Blutdruck, der in meinem gesamten Arm pulsiert. Ich verliere den Halt unter den Füßen. Er ist so stark, er könnte mich ohne Anstrengung einfach zu Boden drücken, egal wie sehr ich versuche mich zu wehren. Ich hätte keine Chance. Er könnte mit mir machen, was immer er will. Nein, nein nein! Ich will das nicht!

Ohne mein Zutun fährt mein Körper herum. Ich spüre, wie seine Finger sofort von meinem Arm abrutschen. „Fass mich nicht an!“ Meine Stimme ist laut, hallt durch den Raum.

Ich ziehe die Arme zur Brust, verberge so viel der freiliegenden Haut wie möglich. Sieh mich nicht an. Ich bin hilflos. Ich kann dir nicht in die Augen sehen. Ich habe Angst.

„Noya...“

War das Ryus Stimme? Ja, stimmt. Der da vor mir, das ist Ryu. Ryunosuke Tanaka. Er würde mir niemals etwas zu leide tun. Im Gegenteil. Und ich... Ich habe ihn angeschrien... Oh, nein, was habe ich da wieder Dummes gemacht?

Seine Stimme ist so sanft. Ich habe ihn wohl total erschreckt. Tut mir leid. Tut mir leid, aber ich kann nicht...

Ich ziehe mein T-Shirt an. „Wir sollten reingehen.“, sage ich knapp, sehe nicht mal zu ihm auf, bevor ich einfach los gehe. Ich drehe mich nicht um, gehe in die Halle, als wäre nichts gewesen.

***

Nach dem Training bleibe ich einfach vor meinen Spind stehen. Ich warte. Der Schmerz, der von meiner Verletzung ausgeht ist erheblich gestiegen, was wohl auch an dem Ball liegen wird, der mich vorhin direkt dort getroffen hat. So heftig, dass sich mein ganzer Körper verkrampft hat und mir die Luft weg blieb. Zum Glück lässt sich Asahi in stressigen Situationen nicht von Panik anstecken. Seine Stimme kann so beruhigend sein und der Druck, mit dem er seinen Körper gegen meinen gepresst hat, war sanft, überhaupt nicht bestimmend. Es tat so gut, als die Luft wieder in meine Lunge strömen konnte. Einen Moment hatte ich mich von ihm halten lassen, meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt.

Eine angenehme Wärme durchströmt mich bei dem Gedanken. Er ist so lieb, ich mag ihm wirklich sehr. Doch auch er geht, verlässt die Umkleidekabine. Nur Ryu bleibt zurück, was mir nicht entgeht.

Ich atme so gut es geht vorsichtig durch, dann versuche ich das T-Shirt auszuziehen. Unmöglich. Ich kann nicht mal den linken Arm heben ohne dass ich vor Schmerzen aufschrien möchte. Was mache ich denn jetzt?

Lange Zeit habe ich nicht zum Überlegen, denn ich spüre einen sanften Druck am linken Ellbogen, der meinen Arm nach oben drückt. Ich sehe hinter mich, dort steht Ryu. Er ist zu mir rüber gekommen. Ich öffne meinen Mund, um etwas zu sagen, da merke ich, wie der Stoff an meinem Rücken nach oben gleitet. Er hat mein T-Shirt gepackt und zieht es mir über den Kopf. Ich senke den Blick, als er es mir übergibt. Mit beiden Händen halte ich den Stoff fest, sehe unsicher zu Boden. Er ist so nett zu mir, obwohl ich ihn angeschrien habe... völlig grundlos. Sicher enttäuscht ihn mein Schweigen. Aber...

„Weißt du, Noya, ich merke ja, dass du nicht darüber sprechen willst, was passiert ist...“, durchbricht seine Stimme meine Gedanken. Er spricht ganz ruhig, ist nicht verärgert ober bedrückt, wie ich es erwartet habe. Natürlich hat er mich durchschaut. Wir kennen uns jetzt schon eine ganze Weile und ich verbringe gerne viel Zeit mit ihm. Er ist genauso ein aufgeweckter Spaßvogel, wie ich. Zumindest normalerweise. So wie ich mich gerade benehme, so anders, kennt er mich nicht. Sicher macht ihm das zu schaffen, was mir aufrichtig leid tut.

Er atmet leise durch, bevor er weiter spricht, sortiert seine Worte. „Nur... wenn du es mir nicht erzählst, dann denke ich mir etwas aus.“

Was? Überrascht drehe ich den Kopf zu ihm. Was ihm seine Fantasie wohl vorgaukelt? Oh, nein. Das kann sicher grausam sein.

„Deine Wortwahl geht mir nicht aus dem Kopf. Du sagtest `Fass mich nicht an`...“

Ja, das habe ich gesagt. Ich senke den Blick.

„Ich habe nicht den Eindruck, dass ich derjenige bin, dem du das sagen wolltest.“

Ein kalter Schauer durchfährt meinen Körper. Er hat Recht. Als er meinen Arm festgehalten hat, da habe ich nicht ihn wahrgenommen. Seine Hand war es nicht, die mir die Kontrolle entzog.

„Hat dich jemand angefasst, von dem du es nicht wolltest?“

Meine Augen weiten sich erschrocken. Er hat sicher lange überlegt, was mir widerfahren ist, dass ich einen derartigen Bluterguss an der Seite habe. Sein Kopf hat ihm erzählt, jemand hat mich mit Absicht verletzt. Doch wie er es ausdrückt, deutet mir noch einen ganz anderen Hintergedanken. Er fragt nicht, ob mich jemand geschlagen hat, ob mich jemand getreten hat. Er fragt, ob mich jemand ´angefasst´ hat, etwas von mir wollte und es sich vielleicht einfach genommen hat...ohne mein Einverständnis. Mein Herz schlägt schneller. Ach, Ryu...

„Nein. So war das nicht.“, sage ich nach einen kurzen Moment der Ruhe.

„Oh, Gott sei Dank...“ Er atmet hörbar aus. Erst jetzt sehe ich, wie angespannt er vor mir steht, die Hände zu Fäusten geballt, die sich jetzt langsam wieder lösen. „Ich habe schon überlegt, wo ich die Leiche entsorge.“

Erstaunt sehe ich zu ihm hoch. Sein Blick ist fest, voller Ernst. Da ist ein wütendes Funkeln in seinen Augen. Es verrät mir, dass er die Wahrheit sagt. Er würde für mich töten? Ich atme leise aus. Ich glaube ihm.

Ich muss es ihm erzählen...

„Ich... ich bin die Treppe runter gefallen. Bei uns zu Hause.“, sage ich mit wackliger Stimme.

Er glaubt mir nicht, fragt direkt nach, ob ich ihm die Wahrheit sage. Ich schließe kurz die Augen. Es fällt mir schwer, doch ich werde weiter reden.

Er setzt sich vor mich hin und ich setzte mich langsam daneben, denke angestrengt nach.

Als ich Luft hole, um meine Geschichte zu erzählen, sprudelt es nur so aus mir raus. Ich erzähle ihm von dem Streit mit meinem Vater. Ich erzähle ihm wie ich wütend wurde und wie er immer näher gekommen war. Wie er mich gepackt hatte und ich vor Panik ausgerastet bin. Ein klares Bild der Treppe formt sich vor meinem inneren Auge. Ich spüre, wie sich das Geländer fest und ruckartig in meine Rippen drückt, als es meinen Sturz bremst.

Plötzlich fühle ich Ryus Hand auf meinem Rücken. Ich sehe erschrocken auf. Dann beginnt er meinen Rücken zu streicheln. Ich schlucke schwer. Er will mich trösten. Das ist wirklich lieb von ihm. Dann bietet er mir an, mich nach Hause zu begleiten. Es tut mir leid, dass ich ihm Sorge bereitet habe.

„Das ist wirklich sehr nett von dir, aber es ist nicht nötig.“, sage ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Ich freue mich sehr über seine Fürsorge. Er fragt noch ein paarmal nach, doch ich versichere ihm, dass ich keine Angst habe, nach Hause zu gehen.

Ich gehe zurück zu meinem Spind und versuche meinen Pulli anzuziehen. Als ich Probleme habe den Kopf durch den Kragen zu stecken, merke ich auf einmal, wie sich der Stoff um mich herum bewegt und richtet. Ich schlüpfe in meinen Pullover und grinse Ryu an, dessen Hand noch im Nacken den Stoff festhält.

„Sag mir wenn was sein sollte, ok? Du kannst mir alles sagen.“, sagt er fast wehmütig und senkt den Blick. Dankbar lächele ich schief und lehne mich an seine Schulter. „Danke.“
 

Ryu geht und ich sehe ihm nach, dann nehme ich meine Sporttasche und verlasse kurz darauf den Raum. Als ich durch die Türe des Schulgebäudes gehe, entdecke ich Asahi, der gegen die Fensterbank lehnt. Er steht mir direkt gegenüber. Ob er auf mich gewartet hat? Die Gänge sind menschenleer. Klar, es ist schon weit nach Unterrichtsschluss.

„Noya,..“, fängt er an, während er sich aufrecht hinstellt, den Blick gesenkt. Dann beugt er sich weit vor. „Es tut mir sehr leid.“

Meine Augen weiten sich erschrocken und ich spüre ein Stechen in der Brust. Er entschuldigt sich bei mir? Wieso...?

„Ich wollte wirklich nicht unsensibel sein, als ich dein Shirt hochgezogen habe. Bitte verzeih mir. Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass dir das unangenehm sein könnte. Das war dumm von mir.“

Ich ziehe betroffen die Augenbrauen zusammen. Ryus Worte haben ihn viel mehr getroffen, als ich erwartet habe. Und natürlich hat er sich diese Kritik zu Herzen genommen, so wie alles was er tut und ihm widerfährt. Und jetzt steht er vor mir und entschuldigt sich dafür, dass ich mich wie ein Idiot verhalten habe. Seine sanfte und ehrliche Stimme dringt ungebremst in mein Herz. Ich spüre, wie meine Wangen warm werden und mein Atmen stockt. „Asahi...“, dringt ein klägliches Wimmern aus meinem Mund.

Er sieht erschrocken auf, hebt beschwichtigend die Hände. „Oh, nein. Noya... bitte nicht weinen...“

Zu spät. Die ersten Tränen laufen bereits mit warmen Spuren über meine Wangen.

Überfordert legt er die Hände an seinen Kopf. „Jetzt habe ich dich auch noch zum Weinen gebracht! Oh, es tut mir so leid!“, sagt er aufgebracht.

Ich schüttele den Kopf. „Nein. Das ist es nicht.“, sage ich und reibe mir energisch die nachlaufenden Tränen aus den Augen. „Mir tut es leid. Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt und jetzt denkst du, du hättest mich verletzt, dabei war ich es doch, der..“

Weiter komme ich nicht. Ich erstarre, als ich plötzlich spüre, wie sich seine Arme um mich legen und er mich sanft an sich drückt. „Egal, wer Schuld hat, bitte hör auf zu weinen.“, dringt seine Stimme warm in mein Ohr. Er legt eine Hand in meinen Nacken und schmiegt seinen Kopf gegen meinen. „Ich kann es nicht ertragen, wenn du so traurig bist.“

Wie eine schützende, warme Decke legt sich seine Umarmung um mich. Alle Anspannung fällt von mir ab. Ich fühle mich unendlich geborgen, als könnte mir nichts in der Welt etwas anhaben.

Ich hebe meine Arme und lege die Hände an seine Hüfte. Meine Tränen versiegen und ich genieße seine Nähe. Ich spüre die Wärme seiner Hand durch den Stoff in meinem Rücken. Ich hebe den Kopf an und drücke meine Wange gegen seine. Er hat sich ein ganzen Stück zu mir runter gebeugt und steht dennoch sicher, wie ein Fels in der Brandung.

„Es war nicht dein Fehler...“, sage ich bedrückt und spüre, wie sich sein Griff ein wenig lockert, um mich anzusehen. Seine warmen braunen Augen sehen mich fragend an. „Ryu hat seine Worte mit Absicht so gewählt, dass sie dich verletzen.“ „Was...?“ Er sieht mich überrascht an. Ich sehe kurz zu Boden, bevor ich meinen Blick zur Seite richte. „Kannst du dir denken, warum er das getan hat?“ Ich sehe ihn wieder an und er schüttelt nur langsam den Kopf. „Weil er wollte, dass du nicht weiter nachfragst.“ „Nicht nachfragst...?“, wiederholt er meine Worte geistesabwesend. Nickend, drücke meine Hände an die Seiten seines Körpers, in den Pullover.

„Was sollte ich nicht nachfragen?“ Sein unschuldiger Blick trifft mich angenehm und ich lächle leicht.

„Warum ich nicht möchte, dass du mein Shirt hochziehst.“

„Das habe ich mich wirklich gefragt. Ich meine, wir duschen ja auch manchmal zusammen, also...“ Er wird leicht rot, was ich wirklich süß finde. „..habe ich Tanaka geglaubt, es sei wegen Shimizu.“

Ich schüttele leicht den Kopf, es fällt mir schwer mein Lächeln aufrecht zu halten.

„Warum denn dann?“, fragt er und seine Stimme ist wieder so angenehm weich, dass mein Herz schneller schlägt.

„Ich wollte nicht, dass alle es sehen und... Fragen stellen...“

Jetzt wirkt er noch mehr besorgt, als vor wenigen Sekunden. Ich senke bedrückt den Kopf und mache einen Schritt rückwärts. Als er merkt, dass ich mich von ihm entfernen möchte, lässt er seine Arme sinken, doch es wirkt widerwillig, was mir nicht entgeht. Ich greife den Bund meines Pullovers, atme durch und hebe den Stoff bis zu meiner Brust nach oben. Dann sehe ich ihn zögerlich an. Ich kann spüren, wie sein Blick über meinen Bauch wandert und schließlich auf den Bluterguss trifft. Seine Augen weiten sich erschrocken und er schlägt die Hand vor den Mund.

„Mein Gott, Noya...“ Seine Stimme ist leise und erschüttert.

Ich beiße mir auf die Unterlippe, versuche das Gefühl der Beklemmung in mir zu kontrollieren.

Plötzlich fasst er mich an den Schultern und ich lasse überrascht den Pullover los. Der Stoff rutscht wieder runter.

„Tut das nicht furchtbar weh?“ Ich blinzele ihn an. „Und mit so einer Verletzung trainierst du mit uns? Und dann... Dann hast du auch noch einen Ball auf die Wunde bekommen! Ich verstehe, warum dir da die Luft wegbleibt...“ Er senkt den Blick. Dann beginnt er langsam aber energisch den Kopf zu schütteln. „Nein, nein... nein“, höre ich ihn flüstern, als er mich an sich drückt. Sein Griff ist nun fester, doch zentralisiert sich auf meinen Schulterbereich. Er achtet wohl darauf, nicht meine Rippen zu drücken, will mir nicht weh tun. „Wie kann denn sowas passieren?“, fragt er mit angespannt zittriger Stimme.

Ich schließe die Augen und lasse mich von ihm halten. „Ich bin die Treppe runter gefallen, als ich mich mit meinem Vater gestritten habe.“ „Oh, je.“, sagt er leise und beginnt meine Arme zu reiben. Tatsächlich beruhigt mich seine Geste. Er wirkt so aufrichtig besorgt, dass mir ganz warm ums Herz wird. „Du musst besser auf dich aufpassen... bitte.“ Er lehnt sich zurück und sieht mir in die Augen. Er sieht so traurig aus. Ich nicke.

Dann legt er die Hand an meine Wange, streicht mit den Fingerspitzen über meine Haut. Ich spüre, wie ich erstarre unter seiner zärtlichen Berührung. „Du... Du bedeutest mir mehr als alles andere.“ Ich werde rot. Er sieht mich an, ein weiches Lächeln auf den Lippen.

Ich spüre seine Hand in meinem Rücken und auf meiner Wange. So sanft hat mich noch nie jemand berührt. Mein Herz klopft schneller. Was ist denn plötzlich los? Warum ist er so liebevoll zu mir?

„Ich will nicht, das dir so etwas passiert.“ Er legt seine Stirn an meinen Kopf und ich schließe genussvoll die Augen. Seine Wärme umgibt mich. Ich höre auf, mich zu fragen, warum das gerade passiert. Ich will nur, dass es nicht endet. Er drückt mich fester an sich und meine Knie geben nach. Während ich tiefer sacke, hält er mich fest und schließlich sitzt er auf dem Boden und ich auf seinen Oberschenkeln. „Alles ok?“, fragt er leise, ohne seinen Griff zu lockern oder mich anzusehen. Unsere Wangen berühren sich und ich spüre seinen Atem an meinem Ohr, als er spricht. Ich bekomme Gänsehaut.

„Ja...“ Ich weiß auch nicht, warum meine Beine mich plötzlich nicht mehr tragen wollten. „Ich denke, ich bin einfach erschöpft.“ Es klingt ein wenig wie eine Frage, doch ich bin zu abgelenkt um auf meinen Tonfall zu achten. Seine Hände wandern meinen Rücken hinunter und verschränken sich an meiner Taille. Er neigt sich in wenig zurück und sieht mich an. Seine Wangen sind gerötet, doch er lächelt sanft. Ich schlucke, bemerke, wie heiß sich mein Gesicht anfühlt. Sicher bin ich auch ganz rot.

Ich fahre mit den Fingern über seine Wange, streiche ihm eine Haarsträhne, die aus seinem nicht besonders achtsam gebundenen Zopf gefallen ist, hinter das Ohr. Seine Augen werden schmaler, als sein Lächeln noch wärmer wird. Dann dreht er seinen Kopf zu meiner Hand. Er schließt die Augen und küsst meine Handfläche. Überrascht atme ich stoßartig aus und eine Hitzewelle durchfährt meinen gesamten Körper.

Diese kleine respektvolle Geste, diese winzige zarte Berührung hat ausgereicht, um meine innere Ruhe auszuschalten und ein mir bisher unbekanntes Verlangen zu entfachen. Mein Atem geht schneller. Er sieht mich an. Sein Blick ist genauso mit Zärtlichkeit erfüllt, wie die Berührung seiner Lippen, die sich nun wieder sanft von meiner Hand lösen.

Ich lehne mich vor, meine Finger vergraben sich in seinen Haaren, bis meine Hand an seinem Hinterkopf liegt. Er sieht zu mir auf. Ich ziehe ihn zu mir, schließe die Augen und küsse ihn. Seine Lippen geben weich nach, unter meinen. Fordernd bewege ich meinen Mund, bis ich spüre, wie er meinen Kuss erwidert. Ich keuche auf, löse meine Lippen von seinen, um Luft zu holen, als ich merke, dass ich den Atem angehalten habe. Einen Moment verharren wir so, die Augen geschlossen. Unsere Nasen berühren sich, während unser Atem unruhig geht. Dann spüre ich, wie sich seine Hände an meine Hüfte legen und er mich ruckartig zu sich zieht, dass ich ein ganzes Stück näher zu ihm rutsche, bis meine Hüfte seinen Bauch berührt. Dabei streckt er seinen Rücken und versiegelt meinen Mund mit seinen Lippen. Ich atme hörbar aus, als sein Körper auf meinen trifft. Das kommt unerwartet. Er ist doch sonst so ruhig und zurückhaltend, doch jetzt gerade scheint es mir, als kann er gar nicht genug bekommen. Nicht genug... von mir.

Betört stöhne ich auf und kralle meine Finger in seinen Pullover, bis der Soff hoch rutscht. Als meine Hand die nackte Haut seines Rückens berührt, durchfährt mich ein weiterer heißer Schauer. Ich öffne meinen Mund und streiche mit der Zunge auffordernd über seine Lippen. Ich höre, wie er überrascht Luft durch die Nase einzieht. Komm schon. Lass los. Ich will dich spüren. Gib mir mehr.

Fordernd drücke ich mich fester an ihn, bäume mich hoch, dass er seinen Kopf in den Nacken legen muss, um den Kuss aufrecht zu erhalten. Dann spüre ich, wie sich seine Lippen öffnen und meiner Zunge Einlass gewähren. Mein Atem geht zittrig, ich bin überwältigt von den Gefühlen, die er in mir auslöst, als sich unsere Zungen berühren. Mir ist so heiß. Ich rutsche näher an ihn ran, spüre wie seine Hände meinen Rücken hinauf und dann immer weiter hinunter wandern.

Plötzlich hält er die Luft an und seine Finger verkrampfen sich an meiner Hüfte. Er ist nervös. Ob ich zu viel verlange? Er hat sich schon zu weit mehr hinreißen lassen, als ich jemals vermutet hätte. Ich sollte es nicht übertreiben... auch wenn mir der Sinn nach mehr steht.

Ich löse meine Lippen von seinen und schließe den Mund. Sofort entspannen sich seine Hände. Ich hatte also Recht. Ich lasse mich wieder sinken, bis ich auf seinem Schoß sitze, sehe ihn an, versuche meinen Atmen zu kontrollieren. Sein Blick ist aufgewühlt. Er senkt den Kopf, rutscht ein paar Zentimeter nach hinten und bringt so ein wenig Distanz zwischen uns.

„Was hast du?“, frage ich überrascht während ich beobachte, wie er nervös und unfokussiert den Blick auf meinen Bauch richtet. „Es ist ok für mich.“, sage ich mit einem sanften Lächeln. Ich möchte ihn beruhigen, ihm zeigen, dass es keinen Grund gibt so nervös zu sein.

„Ich...“, setzt er unsicher an, senkt seinen Blick noch weiter. Als ich versuche etwas näher zu rutschen, hält er mich an den Armen fest und somit auf Distanz. Überrascht blinzele ich ihn an.

„Möchtest du nicht mehr? Hast du... keine Lust mehr?“, frage ich zögerlich. So langsam verunsichert mich seine Nervosität doch ein bisschen.

„Doch.“ Seine Stimme ist ungewohnt fest und bestimmt. Als er dies merkt, zieht er die Schultern hoch, als wäre es ihm unangenehm.

„Dann ist doch alles gut.“, lache ich leicht und lege die Hände an seine Schultern.

„Nein.. genau das... ist das Problem.“

Ich sehe ihn fragend an. Einen Sekundenbruchteil sieht er zu mir hoch, doch als unsere Blicke sich treffen, wird er knallrot und er blickt zur Seite.

„Was ist dir denn so peinlich? Vor mir muss dir nichts unangenehm sein.“, sage ich ehrlich. Ich dachte, das wüsste er bereits.

„Es ist nur...“, setzt er an, sichtlich um Worte bemüht. „Mein Körper...“

„Was stimmt denn damit nicht?“

„Er... er...reagiert auf... dich.“

Ich blinzele verwirrt, während er sich vor mir immer kleiner macht.

„Er reagiert...?“, wiederhole ich leise und nachdenklich. Mein Augen wandern seinen Körper hinunter, über seine Brust, weiter zu seinem Bauch und...

Ich ziehe scharf die Luft ein, als ich verstehe, was er mir zu sagen versucht.

„Du bist scharf auf mich?!“, rufe ich begeistert und Asahi schlägt die Hände vors Gesicht.

„Noya! Sag sowas nicht... Und schon gar nicht so laut...“

Ich beginne zu lachen und klopfe ihm auf die Schulter. „Das braucht dir doch nicht unangenehm zu sein. Ehrlich. Ich finde das toll.“ Ich grinse breit während Asahi so aussieht als würde er am liebsten im Erdboden versinken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hypsilon
2021-10-21T10:53:45+00:00 21.10.2021 12:53
Ich finde toll, dass du nicht einfach nur das ganze erste Kapitel auf Noya umgeschrieben hast.
Der Anfang war echt wichtig, dass man Noyas Sicht sieht und auch das nach dem Training in der Umkleide noch. Dass er direkt solche Herzchen für Asahi hat, finde ich total süß ❤
Einem Slowburner wie mir ging der Schluss dieses Kapitels zwar ein kleines bisschen zu schnell, dennoch fand ich es für die beiden doch sehr passen.
Als Noya Asahi so begeistert ertappt musste ich total lachen, ach, das passt wirklich gut zu den beiden xD armer Asahi, will am liebsten im Boden versinken ^^

Schönes Kapitel =)

LG Hyps


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