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Decision

von

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Gefährliche Verstärkung

Die Sonne brannte weiterhin unbarmherzig auf ihr Haupt, auch wenn sie schon recht weit hinter den Horizont gesunken war. Aoi spürte den Schweiß an ihrem gesamten Körper kleben und sie sehnte sich nach einer kalten Dusche. Ihren drei unfreiwilligen Begleitern schien das Ganze nicht wirklich etwas auszumachen. Sie plauderten schon den gesamten Weg in einer fremden Sprache, Aoi schätzte, dass es sich um Russisch handelte. Jemand hatte einmal gesagt, dass Vampire der Sonne noch weniger abgewinnen konnten als Menschen. Auf diese Vampire schien das jedenfalls nicht zuzutreffen. Dass sie jedoch nicht müde wurden schien zu stimmen, sie waren schon seit Stunden unterwegs und sie ließen noch nicht das geringste Zeichen von Erschöpfung sehen. Aoi sehnte sich hingegen nach einer Pause. Ihre Feldflasche war schon fast leer und diese Vampire hatten bestimmt kein Wasser dabei. Nach kurzem Überlegen hatte sie sich doch entschlossen mit den dreien mit zu gehen. Alles andere hätte ihr nur Schwierigkeiten bereitet. Eine Flucht wäre ihr nie im Leben gelungen, ein Angriff hätte tödlich für sie geendet. Urd warf ihr einen Blick über seine Schulter zu: „Bist du erschöpft, Sangu? Keine Sorge, wir sind bald da. Dann gibt es etwas zu trinken für alle.“ „Klingt gut. Meine Kehle brennt“, es war Lest Karr der sprach und Aoi konnte sehen wie sich ein leichtes Funkeln in seinen Augen gebildet hatte. Die Leute bei der Armee sagten, dass Vampire außer ihrem Durst nach Blut keine weiteren Bedürfnisse hatten. Keine Liebe, keine Lust, lediglich ihr unstillbarer Hunger blieb ihnen. Kein Wunder, dass sie ihn über alles stellten, da es die einzige Freude in ihrem Leben zu seien schien. Aoi hörte das Rauschen des Meeres, welches immer lauter wurde. Sie bewegten sich aufs Meer zu, zu einem Hafen, wie Aoi vermutete. Sie konnte bereits die Bucht sehen.
 

Als sie aus dem Schatten der Häuser traten verschlug es ihr vollends die Sprache. Schiffe. Massenweise Schiffe lagen im Hafen und schaukelten leicht auf den Wellen. Im Hafen selbst waren viele Vampire beschäftigt mit dem Ausladen von Kisten und sie alle trugen Kleidung die der von Ky Luc sehr ähnelte. So langsam verstand sie was hier vor sich ging. Die Schiffe, die Uniformen und die fremde Sprache. Sie waren die Verstärkung, die schon lange befürchtet wurde. Sobald die Vampire in Japan in Bedrängnis gerieten würden sie Unterstützung anfordern. Das war allen klar gewesen. Aber niemand hatte damit gerechnet, dass sie schon so früh kommen würde. Ky Luc hatte seine Arme hinter dem Kopf verschränkt: „Na so was, da sind wir gerade mal den ersten Tag hier und schon haben wir ein Souvenir mitgebracht, das ist doch mal was.“ Lest Karr schnaubte: „Das schon, aber dieser nichtsnutzige Ferid Bathory ist immer noch nicht aufgetaucht. Was um alles in der Welt treibt der?“ „Immer mit der Ruhe, er wird schon kommen und dann wird er uns einiges zu erklären haben. Gehen wir an Bord, unser Gast braucht eine Dusche und Nahrung“, sagte Urd und ging auf eines der großen Schiffe zu. Aoi fühlte wie sie von den Blicken durchbohrt wurde. Alle Vampire im Hafen starrten sie an als wäre sie das achte Weltwunder. Aoi hatte sich noch nie zuvor so sehr gewünscht im Boden zu versinken. In dem Moment war sie wirklich ausnahmsweise über ihre Begleitung froh, diese einfachen Vampire würden sich hoffentlich nicht auf sie stürzen während diese hohen Tiere bei ihr waren. Sie spürte wie das Schiff leicht schwankte. „Wir sehen uns im Salon, Meister Geales“, sagte Lest Karr und verschwand im inneren des Schiffes, Ky Luc folgte ihm. Nun war sie wieder mit Urd allein. Unschlüssig was sie nun tun sollte wanderte ihr Blick über das offenbar gut gepflegte Deck. „Folg mir“, Urd ging voran und öffnete eine Tür, Aoi folgte ihm, sie wollte lieber nicht allein mit den ganzen Vampiren bleiben. Die Gänge waren eng und schmal, aber mit edlen Teppichen ausgelegt. Sie folgte ihm immer tiefer ins Schiff, bis er vor einer kleinen, aber hübsch geschmückten Tür stehen blieb. „Hier drinnen kannst du dich waschen. Sobald du fertig bist komm eine Etage höher, ich warte dort auf dich.“ Damit ging Urd von dannen. Aoi stand noch ein paar Minuten unschlüssig vor der Tür bis sie dann doch beschloss das Zimmer zu betreten. Sie betrat das Zimmer, es war ein kleines Schlafzimmer, aber die Einrichtung war hochwertig und edel. Ein Bett, ein Schrank ein Stuhl und ein Tisch, das war mehr als sie sich erhofft hatte. Sie schloss die Tür hinter sich und atmete erst einmal tief durch, danach machte sie sich daran ihre Uniform abzulegen. Die Aussicht auf eine Dusche ließ die Vampire in den Hintergrund rücken.
 

Urd Geales ließ sich auf eines der Sofas fallen. Der Geruch nach menschlichem Blut stieg ihm in die Nase, seine Kehle begann zu kratzen. Seufzend beugte er sich nach vorn und goss sich etwas von dem roten Lebenselixier aus der Glaskaraffe in ein Weinglas. Er setzte es an seine Lippen und spürte wie die Flüssigkeit seinen Hals hinablief. Genießerisch schloss er die Augen und lehnte sich zurück. Dieser Tag hatte einige unerwartete Ereignisse gebracht. Erst die Ankunft in Japan, dann seine kleine Erkundungstour in den Ruinen und seine Begegnung mit Aoi Sangu. Er hatte sie bereits von weitem gewittert, das sie es ihm jedoch so einfach machen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Noch wusste er nicht was er mit ihr machen sollte, aber sie erst einmal aus dem Verkehr gezogen zu haben war eine gute Sache. Je weniger ihnen Wiederstand leisteten, umso weniger würde er töten müssen. Man konnte es sich in diesen Zeiten nicht leisten noch mehr kostbares Blut zu verschwenden. Menschen hatten die Angewohnheit sich leichtsinnig in den Tod zu stürzen. Er hofft die Menschen würden sich kampflos ergeben, aber daran glaubte er mittlerweile nicht mehr. Diese Menschen waren anscheinend so indoktriniert, dass sie sich lieber selbst das Leben nahmen als in die Hand des Feindes zu gelangen. Vertrauten sie ihrem Anführer wirklich so sehr oder sahen sie einfach keinen anderen Ausweg? Es musste irgendjemanden geben der sie alle lenkte, es war in der Geschichte der Menschheit schon immer so gewesen. Auch wenn Aoi im Moment noch keinen kooperativen Eindruck machte, vielleicht konnte er ihr doch den ein oder anderen Namen entlocken oder andere Informationen. Wenn ihr Anführer fiel dann würden sie sich vielleicht ergeben. Sie mussten mit Bedacht vorgehen, wenn sie die Herrschaft über die Menschen behalten wollten. Die letzten Monate hatten ihn gelehrt sie nicht zu unterschätzen, jetzt da sie es geschafft hatten einen Seraph of the End zu zähmen. Ihnen war wohl wirklich jedes Mittel recht. Dann war noch die Frage was Krul Tepes damit zu tun hatte. Hatte sie sich wirklich an den Experimenten beteiligt oder hatte Ferid Bathory den hohen Rat angelogen? Überraschen würde es ihn nicht. Ferid war ein Unruhestifter, welcher schon öfters unangenehm aufgefallen war. Urd war nicht so leichtsinnig ihm sein Vertrauen zu schenken. Aoi hatte ihm bestätigt, dass die Menschen um die Gefahr wussten die von dem Engel ausging. Dennoch machten sie weiter. Es konnten noch so viele Jahrhunderte vergehen, Urd würde die Gedankengänge der Menschen nie verstehen. Auch dass er selbst mal einer war änderte daran nichts.
 

Schon als die ersten Wassertröpfchen Aois Körper berührten fühlte es sich an als würden fast alle Sorgen mit dem Schmutz im Abfluss verschwinden. Aber eben auch nur fast. Sie war immer noch in Feindeshand, Kureto war allein in Shibuya und schon bald sollte der Sturz Tenri Hiragis stadtfinden. Die Vampire hatten den perfekten Moment abgepasst oder besser gesagt hatten sie vermutlich nur Glück, dass sie zu einem Zeitpunkt gekommen waren, an dem die Aufmerksamkeit der Armee auf anderen Punkten lag. Wenn sich diese Truppen mit denen aus Japan verbünden würden, dann wäre es aus. Zwar hatten sie den Seraph of the End, aber was nützte dass wenn sie überrannt wurden? Beim ersten Einsatz hatte die Dämonenarmee das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, doch dieses Mal waren die Vampire darauf vorbereitet und keiner wusste wie sich diese Adeligen gegen den Engel behaupten würden. Wenn sie sich verbündeten, dann würden ihre Chancen wahrscheinlich gar nicht mal so schlecht stehen. Diese drei, Urd Geales, Lest Karr und Ky Luc, schienen ein recht gutes Verhältnis zueinander zu haben. Das war für diese Kreaturen ungewöhnlich, die normalerweise als Einzelgänger bekannt waren. Wenn sie im Kampf genauso zusammenstehen konnten, dann waren sie wohl nicht aufzuhalten. Sie stellte das Wasser ab und überlegte ob sie das Duschbad verwenden sollte. Sie schraubte den Deckel ab und roch einmal an der Flüssigkeit. Honig. Unsicher stellte sie die Flasche wieder zurück, sie wusste nicht was da drin war. Sie stieg aus der Dusche und wickelte ein Handtuch um ihre Körper. Anschließend nahm sie ihr Dämonenschwert Chijiryu von dem Hocker, auf dem sie es abgelegt hatte. Ihre Uniform hatte sie auf einen Kleiderbügel, welchen sie aus dem Schrank genommen hatte, in dem Schlafzimmer aufgehängt, aber ihre Waffe wollte sie dann doch in ihrer Nähe haben. Sie wunderte sich ein wenig darüber, dass sie ihr nicht abgenommen worden war, aber sie wollte sich darüber nicht beschweren. In dem Schrank waren noch einige andere Kleider gewesen, doch Aoi konnte dem Stil dieser nichts abgewinnen. In den Schubladen war sogar Unterwäsche und sie hatte beschlossen die dann doch anzuziehen. Anschließend überlegte sie wie sie nun weitermachen sollte. Urds Befehl Folge leisten und in den Salon gehen? Flüchten? Einfach hier bleiben? Zum Flüchten war sie zu geschwächt, so langsam war sie wirklich hungrig und todmüde. Außerdem waren immer noch massig Vampire da draußen. Selbst wenn sie es von dem Schiff schaffte, sie würde wohl nicht weit kommen. Ihr blieb wieder keine andere Wahl als zu tun was die Vampire von ihr wollten. Sie zog sich ihre Uniform wieder an und öffnete die Tür.
 

Leise schloss sie sie wieder hinter sich und suchte nach dem Aufgang. Sie fand ihn auch recht zügig, die Etage war nicht besonders groß. Oben angekommen erstreckte sich ein weiterer Gang vor ihr. Und nun? Urd hatte ihr kein konkretes Zimmer genannt. „Was treibst du da, Mensch?“ Ruckartig drehte Aoi sich um und ihre Hand fuhr zu ihrem Schwert. Ein Vampir stand hinter ihr, es schien kein besonderer zu sein. „Lass das lieber. Das würdest du bereuen“, sagte er und sein lauernder Blick fixierte ihren Hals. Aoi kämpfte ihre Wut nieder. Wenn sie jetzt einen von denen umlegte würde sie womöglich ihr endgültiges Todesurteil unterschreiben. Stattdessen beschloss sie, Urds hohen Rang für sich zu nutzen: „Urd Geales wollte mich sehen. Wo ist er?“ Das hatte Wirkung. Er ging augenblicklich einen Schritt zurück: „Er ist im Salon, vierte Tür rechts. Kannst sie nicht verfehlen, es ist die größte im Gang.“ Damit wandte er sich um und ging. Aoi entspannte sich wieder. Das hatte ja blendend funktioniert, Urds Name hatte hier eindeutig Gewicht. Sie ging weiter und fand auch schon bald die große Flügeltür, sie war wirklich nicht zu übersehen. Sie atmete noch einmal tief durch und klopfte anschließend. „Herein“, drang eine Stimme aus dem inneren gedämpft zu ihr. Vorsichtig öffnete sie die Tür und trat ein. Der Salon war wirklich groß, zwei Sofas und ein Sessel waren um einen Couchtisch eingerichtet, ein Kamin befand sich in der Wand und ein Kronleuchter an der Decke tauchte den Raum in ein schummeriges Licht. Urd saß auf einem der Sofas, seinen Mantel hatte er inzwischen ausgezogen und in seiner Hand hielt er ein Weinglas, dessen roter Inhalt wahrscheinlich kein edler Tropfen war. Auch die anderen beiden waren anwesend, Lest Karr lag in dem Sessel, seine Beine ließ er über eine der Armlehnen baumeln und Ky Luc saß auf dem zweiten Sofa, er summte leise vor sich hin und schwenkte dabei sein Glas, wobei der Inhalt bedrohlich schwappte. Auf dem Tisch stapelten sich einige Papiere und auch ein Buch lag darauf. Sie ging etwas weiter in den Raum, blieb jedoch stehen. Sie wollte sich nicht unbedingt neben einen der beiden setzen. Als hätte er ihre Gedanken gelesen wies Urd auf den Platz neben sich: „Bitte, setz dich doch.“ Nur wiederwillig nahm sie den Platz neben ihm ein, allerdings mit etwas Abstand. Urd setzte sein Glas an die Lippen und nahm einen großen Schluck: „Ich habe angewiesen etwas zu essen zu besorgen, sollte nicht mehr lange dauern.“ Aois Magen unterstützte das. Bereits wenige Minuten später öffnete sich die Tür und eine blonde Vampirin betrat den Raum, welche ein Tablett auf ihrer Hand balancierte. „Wir haben besorgt was Ihr gewünscht habt, Meister Geales“, sage sie und neigte ergeben ihr Haupt. Urd wandte seinen Kopf zu ihr: „Gut. Stell es einfach auf dem Tisch ab, Ana.“ „Wie Ihr wollt“, sie stellte es vor Aoi ab und schenkte ihr ein unerwartet warmes Lächeln, „Guten Appetit.“ Damit verließ sie den Raum wieder und Aoi widmete ihren Blick dem Teller. Ein großes, gutes Stück Fleisch mit Gemüse, eine dampfende Tasse Tee und sogar ein kleines Dessert. Sie hatten sich zumindest etwas einfallen lassen, das konnte sie nicht bestreiten. Auch wenn sie sich fragte wo das ganze Essen herkam. Hatten sie Menschen an Bord? Das war die einzige Erklärung die ihr einfiel.
 

Während Aoi ihren Magen füllte hatten sich die anderen beiden Vampire verabschiedet. Ky Luc wollte an die frische Luft und Lest Karr hatte sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. Erneut war sie allein mit Urd Geales. „Bist du satt oder benötigst du noch etwas?“, fragte er, sein Glas war inzwischen auch leer. Aoi schüttelte den Kopf: „Nein, habe keinen Hunger mehr.“ Ein kurzer Moment der Stille breitete sich zwischen den beiden aus bevor er wieder sprach: „Kannst du Schach spielen?“ Aoi schüttelte erneut den Kopf. Was sollte diese Frage denn nun? „Du…hast mich noch nicht gebissen“, stellte Aoi fest. „Sollte ich das tun?“, entgegnete er, „Passt das besser in das Bild, was du von uns hast?“ Sie erbleichte: „Nein, danke. Ich verzichte. Du…hast gute Beziehungen, hm?“ Alle hatten Respekt vor ihm, alle sprachen ihn mit Meister an. Welchen Rang hatte der bitte? „Ich kenne die beiden schon mehr als tausend Jahre. In dieser langen Zeit…wächst man dann doch irgendwie zusammen.“, Er nahm einige der Papiere vom Tisch und begann diese zu studieren. Tausend Jahre…eine für Aoi völlig ungreifbare Zeitspanne. „Du bist ein adeliger Vampir. Dann musst du einen Rang haben“, sie musste es einfach wissen, sie musste wissen wo genau ihr Stand war. Er rückte näher zu ihr und beugte sich etwas über sie: „Ihr habt noch nicht so viel Ahnung von uns, oder? Wenn ihr uns wirklich kennen würdet, dann hättest du meinen Namen erkannt. Ich bin Urd Geales, ein Urahn 2. Ranges. Der Vorsitzende des hohen Rates der Urahnen.“ Sie schluckte. Sie wusste nicht was sie vom mächtigsten Mann in der Vampirwelt erwartet hatte, aber so hatte sie ihn sich bestimmt nicht vorgestellt. Sie hatte ein seelenloses, böses Monster erwartet, was ohne zu zögern seine menschliche Beute tötete. Aber Urd Geales schien mehr in seinem Kopf zu haben als den Durst nach Blut…



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