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Das Leben danach

von
Koautor:  Teky95

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zeitliche Einordnung:
Montag, 6. Mai 2019
Masaos Büro
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Mimis Sorgen, Teil 1

Masao hatte seine Termine schon morgens abgearbeitet, um ab dem Mittag voll für Mimi da zu sein, viel wusste er noch nicht, Mimi hatte ich nur gesagt, dass wohl irgendwas mit Tai war und natürlich würde er helfen wo er konnte, schließlich war Mimi mittlerweile für ihn auch eine gute Freundin geworden. Also sie sein Büro betrat, stellte er ihr einen Kaffee hin und setzte sich zu ihr „Also erzähl mal, was ist los?“

 [JUSTIFY]Dass Tai gut vom Thema abgelenkt hatte, war Mimi durchaus nicht entgangen, aber sie hatte es dieses Mal ehrlichweise auch darauf angelegt, da sie sich erst mal Rat bei Masao suchen wollte, bevor sie da irgendetwas in die Hand nahm. Sie war eben noch recht unerfahren und emotional involviert, da war es nicht so einfach den richtigen Therapieansatz zu finden. Den Urlaub über konnten sie wirklich gut entspannen, ihren 29. Geburtstag noch ausgiebig zu zweit feiern und sich so oft lieben, wie sie wollten, sodass Mimi mit viel Power und Energie ihren Termin Anfang Mai bei Masao antreten konnte. Morgens verabschiedete sie sich noch von ihren Kids und ihrem Mann, die heute ihren Papa-Tag hatten und daher nicht in den Kindergarten mussten. Anschließend setzte sie sich ins Auto und eine halbe Stunde später saß sie mit ihrem dampfenden Kaffee neben Masao und lächelte. „Danke für den Kaffee. Und was genau los ist, weiß ich ehrlich gesagt selbst nicht so genau, aber ich mache mir Sorgen. Zum einen habe ich das Gefühl, dass ihm das Älterwerden zu schaffen macht, er ist vor zwei Wochen ja 30 geworden, an dem Tag war er schon komisch. Er hat mich mit einem gemeinsamen Urlaub nur für uns zwei überrascht und eigentlich war auch alles gut, bis wir den Livestream zur Charity Gala geschaut haben, für die wir einen Song produziert hatten, um krebskranken Kindern zu helfen, davon hatte ich dir ja erzählt gehabt, die Stiftung arbeitet ja auch mit der Uniklinik zusammen.“ Sie fasste ihm zusammen, was danach passiert war und was Tai ihr dann über Taki offenbart hatte. „Mir war nicht klar, dass er immer noch so unter dem Tod seines Sohnes leidet, Masao. Für mich war der Tod meiner Tochter auch schlimm, aber vielleicht kann ich damit auch einfach anders umgehen als er. Ich würde ihm gern helfen, dass er das auch so gut überwindet wie ich, aber ich weiß nicht so genau, wo ich ansetzen soll.“[/JUSTIFY][JUSTIFY][/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nachdenklich trank sie von ihrem Kaffee, sah dann aber wieder Masao an. „Wenn er bei den Kindern ist, dann merkt man ihm nicht an, dass er innerlich noch trauert, manchmal habe ich das Gefühl, wenn wir zwei alleine sind, dann ist er ein vollkommen anderer Mensch, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Immerhin geht man mit Kindern ja auch anders um als mit dem Partner. Möglicherweise mache ich auch nur die Pferde scheu und die Charity Gala hat ihn einfach ein wenig getriggert, über seine Großmutter hat er vorher ja auch nie gesprochen, ich weiß auch nicht. Mit Kari wollte ich darüber nicht reden, sie hat sich gerade so gut gefangen, da wollte ich sie nicht unnötig besorgen, zumal sie alle Hände voll zu tun hat mit der Planung ihrer Hochzeit nächsten Monat. Und Matt und Tai stehen ja leider immer noch auf Kriegsfuß, es ist nicht so, dass Matt es nicht versucht hätte, aber mein Mann ist da ein wenig stur. Ich kann ihn irgendwie aber auch verstehen, wenn man dem besten Freund jahrelang die eigenen Gefühle verheimlicht, ist das schon ein Vertrauensbruch. Aber ich weiche vom Thema ab. Hast du eine Idee, wie ich das mit Tai angehen könnte?“[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Masao hörte sich in Ruhe an, was Mimi erzählte und ließ sich das durch den Kopf gehen. „Was du mir sagst, klingt tatsächlich nicht sonderlich gut, ich meine das Älterwerden ist für keinen einfach denke ich, das kenne ich zu genüge, das ist in der Regel nichts Ungewöhnliches…, und zu dem Trip zu zweit kann ich nur sagen, dass du bedenken solltest, dass du gerade erst ein Kind geboren hast Mimi, ihr hattet kaum eine Minute mal für euch, da finde ich diesen Trip überhaupt nicht verkehrt. Es ist für euch auch wichtig, als Paar nicht ganz auf der Strecke zu bleiben, für seine Kinder zurückzustecken, das ist vollkommen normal, aber ihr macht das in dem Punkt eigentlich schon ganz richtig, also mach dir da mal keinen Kopf.“ Er trank einen Schluck, ehe er weiterredete „Was das mit Taki angeht, da sieht die Sache schon schwieriger aus, ich vermute da wird eine tiefergehende Traumatherapie von Nöten sein, keine Trauerbewältigung, denn die Trauer bewältigt er, aber das Trauma, das daraus resultiert ist, nicht. Du hattest in dieser Zeit professionelle Unterstützung gehabt Mimi, von Leuten, die deine Trauerverarbeitung von Anfang an in die richtigen Bahnen leiten konnten, aber Tai hatte niemanden, er hatte alleine mit seiner Trauer und all dem dagestanden und niemand zum Reden, Kari sollten wir da auch vorerst raushalten.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er lehnte sich entspannter an den Tisch und sah sie an „Ich will, dass du mir was beantwortest, okay? Wenn du deinen Mann beschreiben müsstest, wie würdest du das tun? Was ist er für ein Mensch, was für ein Ehemann und was ist er für ein Vater?“, er wusste, dass Mimi nicht wusste, wieso das wichtig war, aber das würde sie noch früh genug erfahren, er wollte erst einmal ihre Antworten abwarten und war gespannt darauf.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Mimi sah Masao an und kicherte ganz leise, ehe sie sich entschuldigend räusperte. „Ich glaube das ist so ein Männerding mit 30, bei Frauen kommt das ja oft mit der 40, aber das ist auch nicht unbedingt das, weswegen ich mir Sorgen mache, solange sich Tai da nicht reinsteigert. Und das mit dem Urlaub fand ich auch gut, die Ehekrise im Sommer hat uns ja gezeigt, dass wir auch mehr auf uns achten müssen, aber das mit Taki ist nicht so einfach, deswegen bin ich ja hier.“ Schweigend hörte sie ihm zu, knetete dabei ein wenig ihre Finger durch. „Vielleicht hast du gar nicht so unrecht, ich hatte wirklich viel Unterstützung, Skills gelernt, die ich anwenden kann, wenn ich drohe, in die Trauer zu rutschen, aber bei ihm kam ja auch so vieles auf einmal, die Ereignisse haben sich quasi überschlagen. Erst hatte er den Unfall, dann trennte sich Sora von ihm und er bangte etwa anderthalb Jahre darum, wieder auf die Beine zu kommen, ehe es hieß, dass er nie wieder spielen könnte. Kurz darauf starb seine Großmutter, eine Woche nachdem Taki geboren wurde, der Kleine hat es ja auch nur knappe zwei Wochen geschafft. Kaum hatte er sich sein Standbein als Sozialarbeiter aufgebaut, nahm sich Jess, die er schon viele Jahre betreut hatte, dann das Leben. Und danach rutschte Tai immer weiter ab, bis er das Jahr drauf bei mir landete. Wenn ich es so bedenke, gab es keinen Zeitpunkt, an dem er in der Lage war, das alles zu verarbeiten…“, Mimi seufzte, ihr wurde das jetzt erst so richtig bewusst, aber sie sprach mit ihrem Mann auch nur selten über die Vergangenheit, weil er sowieso nur abblockte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Als Masao meinte, Kari da raus zu halten, nickte sie, das war ihr auch lieber, sie hatte sich ja selbst gerade erst so richtig stabilisiert und gefangen. Auf seine Frage hin blickte sie ihn überrascht an, nickte dann aber. „Ja klar, natürlich. Allgemein würde ich sagen, dass Tai ein liebevoller Mensch ist, dem das Wohl seiner Liebsten am Herzen liegt. Er kann ziemlich stur und dickköpfig sein, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat und versucht dann auch gerne schon mal, anderen seine Meinung aufzudrücken, diskutieren mit ihm kann manchmal etwas anstrengend sein, aber wenn man ihn mit Argumenten überzeugen kann, lenkt er da auch ein. Als Ehemann ist Tai ziemlich aufopfernd, manchmal muss ich ihm sagen, dass er sich auch mal eine Pause gönnen soll, vor allem nach der Geburt von Misaki habe ich das gemerkt, er ist so oft nachts aufgestanden für die Kleine, damit ich schlafen konnte und hat dann morgens auch noch die Kids versorgt und in den Kindergarten gebracht. Er ist ein liebevoller Vater und die Familie steht für ihn immer an erster Stelle. Manchmal habe ich das Gefühl, er würde die Kleinen am liebsten in Watte packen, vielleicht wegen dem, was mit Taki passiert ist und er meinte mal, dass er eigentlich gar nicht will, dass sie größer werden, weil er es genießt, dass sie noch so klein sind und er sich um sie kümmern kann. Unsere Kazumi ist ziemlich fixiert auf Tai und er verwöhnt die Kleine nach Strich und Faden, deswegen hatten wir auch schon mal ein bisschen Streit, aber sie ist eben seine kleine Prinzessin, also lasse ich ihn hin und wieder auch mal. Makoto ist eher ein Mama Kind, aber er kommt mit Tai auch ganz gut klar, kommt aber meistens eher zu mir, wenn etwas ist. Reicht dir das, oder willst du noch mehr wissen? Und verrätst du mir, warum dich das so interessiert? Du fragst das doch nicht ohne Grund, ich kenne dich.“ Sie zwinkerte ihm leicht zu, inzwischen kannte sie so ein paar Ticks von Masao auch und wusste, dass er solche Fragen nie ohne Hintergedanken stellte, typisch Psychologendenken eben.[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Masao sah Mimi an. „Weißt du, diese Alterssache ist eine Kleinigkeit, nichts worüber man sich Sorgen machen müsste, Männer ticken da etwas anders als Frauen, nach deinen ganze Aufzählungen jetzt ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass er da so ist wie er ist, er hatte beschlossen zu vertrauen und jedes Mal, wenn er Menschen vertraute, wurde dieses Vertrauen missbraucht, er hatte dem Ganzen immer wieder die Chance gegeben, doch am Ende stand er immer alleine da, Irgendwann legst du den Schalter um und baust eine riesige Mauer um dich herum auf, damit du nicht mehr verletzt werden kannst und nichts anderes hat er getan, also etwas ganz Normales. Jedes Mal, wenn er auf was Gutes gehofft hatte, wurde es ihm genommen, das prägt einen Menschen nicht gerade wenig, aber an den Geschehnissen können wir jetzt nichts mehr ändern.“ Er hörte genau zu, was sie erzählte und analysierte ihre Worte auch zugleich, ob Mimi bewusst war, was sie da tat? Nun ja, Masao würde sie gleich aufklären. „Mimi... genau diese Aussage, dass er nicht will, dass sie älter werden, legt sehr vieles offen, denn natürlich sagt das fast jedes Elternteil, aber ich denke dieses unterschiedliche Verhalten von ihm rührt daher, dass, wenn du bei ihm bist und auch die Kinder, dann hat er alles unter Kontrolle, dann weiß er, es geht euch gut. Wenn die Kinder nicht bei ihm sind, kann er die Situation nicht kontrollieren, dann brauchen sie ihn in diesem Moment nicht und dass Kazumi so auf ihren Papa fixiert ist, bestätigt ihn in seinem Verhalten ja nur, Kazumi braucht ihren Papa und er will gebraucht werden, ob von den Kids oder von dir, er braucht das Gefühl gebraucht zu werden.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er sah sie ernst an. „Hör zu, Matt hat sich vor einiger Zeit mit T.K. unterhalten, T.K. sieht es vielleicht nicht so, aber Kari sucht immer wieder Gründe, um zu Tai zu müssen. Ich bin noch dran, mit ihr diesen Abnabelungsprozess zu schaffen, aber sie verwirrt Tai, sie will ihren Freiraum, aber gleichzeitig klammert sie sich dann immer wieder an ihn, anstatt sich voll auf T.K. zu fixieren. Sie sieht dich nicht mehr als Bedrohung, das ist schonmal ein sehr, sehr großer und wichtiger Fortschritt, aber sie behindert durch ihr Verhalten auch Tai in seinem Prozess, sie gibt ihm das Gefühl, dass er genau das Richtige tut, obwohl das ganz und gar nicht so ist. Aiko ist ihrer Mama sehr ähnlich, ihr Papa ist ihr Held, aber ihr Onkel fast noch mehr, denn ohne es zu wollen nimmt Tai in Aikos Leben eine Rolle ein, die er nicht haben sollte, er erzieht Aiko fast mit und Kari unterstützt das mit ihrem Verhalten, das wird wieder zu Spannungen bei ihr und T.K. führen, Tai macht das auch nicht bewusst oder um jemandem wehzutun, genau wie Kari merkt er gar nicht, was er da tut, jetzt ist er davon etwas weg durch Misaki, aber die Kinder werden älter und sich immer mehr von den Eltern abnabeln, was ja vollkommen normal ist, das haben wir alle so durchgemacht und das müssen wir auch. Wenn Kazumi anfängt sich abzunabeln von ihrem Papa, wird sein Verhalten schlimmer werden, je mehr sie ihm entgleitet, desto mehr wird er Wege suchen, um die Kontrolle zu behalten und das kann dazu führen, dass Kazumi irgendwann anfangen würde ihrem Papa gegenüber Hass zu entwickeln, bei Makoto ist er nicht so fixiert, weil er ein Junge ist, das ist die einfach Erklärung.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er streckte sich kurz und redete dann weiter. „Hör zu, Tai ist ein liebevoller und umsorgender Papa und das ist auch wunderschön, aber er braucht mal nen Tritt in den Arsch, denn du verteidigst andauernd sein Verhalten und spielst das Ganze herunter. Und genau deswegen wirst du ihn nicht therapieren können, du liebst ihn viel zu sehr, als dass du objektiv an die Sache herangehen könntest, du wirst immer wieder Wege suchen, sein Verhalten herunter zu spielen und zu verteidigen und ich bin mir sicher er weiß auch ganz genau, wie er dich um den Finger wickeln kann und du auch, wie du es bei ihm schaffst, du bist nicht in der Lage ihm platt vor den Kopf zu sagen, dass es so nicht geht, weil du ihn nicht verletzen willst..., auf dich reagiert er äußerst sensibel und ich bin ehrlich, nach deinem Unfall, wo du im Koma lagst, da hatte ich mehr Sorge um seine Gesundheit als um deine, Mimi.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er trank noch einen Schluck Kaffee. „Wenn Tai irgendwann nicht mehr so gebraucht wird, wie es jetzt der Fall ist, dann weiß er nichts mehr mit sich anzufangen, er ist gezwungen, seine Kinder irgendwann, wenn sie älter sind, in fremde Hände zu geben und dieser Gedanke, der wird ihn verrückt machen, er braucht einen Spezialisten, der unbefangen ist, du kannst nicht unbefangen sein, du bist mit ihm verheiratet…, deine Gefühle sind viel zu stark, als dass du konsequent ihm gegenüber sein könntest, so leid es mir auch tut das zu sagen. Er gibt mehr für eure Familie, als er kann, aber das ignoriert er, weil für ihn nur zählt, dass es dir gut geht und den Kindern, dass er selbst immer ausgelaugter wir, das merkt dein Mann gar nicht oder es ist ihm egal, er will dir so viel abnehmen, wie ihm nur irgendwie möglich ist.“[/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Mimi hörte Masao sehr aufmerksam zu und musste zustimmen, dass das mit dem Altern vielleicht wirklich keine so große Sache war, aber das was Tai erlebt hatte, ihn ziemlich geprägt hatte. Mimi war klug genug zu wissen, dass man an den vergangenen Ereignissen nichts mehr ändern konnte, sie hatten einzig und allein die Möglichkeit, die Auswirkungen dieser Geschehnisse auf die Zukunft so gut es ging zu minimieren, woran sie ja eigentlich kontinuierlich seit drei Jahren mit Tai arbeitete, zumindest dachte sie das, aber dass sie ihn eigentlich in seinem falschen Verhalten noch bestärkte, war der dreifachen Mutter gar nicht so bewusst gewesen. Sie war emotional viel zu sehr in das Ganze nun verwickelt, als es zu Beginn der Therapiezeit mit Tai der Fall gewesen war. Damals standen sie sich durch die gemeinsame Vergangenheit natürlich auch nahe und Mimi empfand eine gewisse Zuneigung Tai gegenüber, aber daraus war echte, tiefgründige Liebe geworden, die ihr eine objektive Sicht auf das Ganze natürlich nahm.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dass Masao ihr seine Gedanken dazu so platt vor den Kopf knallte, wäre für viele wahrscheinlich unangenehm, vielleicht auch verletzend gewesen, aber Mimi war sehr selbstreflektiert und erkannte in seinen Worten sofort, dass er Recht hatte und etwas passieren musste. Sie legte die Stirn in Falten und seufzte. „Ich habe immer gedacht, dass das irgendwie normal wäre, aber je weiter du ausholst, desto mehr wird mir klar, dass er sich seinen Kindern gegenüber so verhält wie damals bei Kari, als sie selbst noch Kinder waren. Er lässt Kazumi wirklich keinen Moment aus den Augen, wenn ich jetzt so darüber nachdenke…  die Eingewöhnung in den Kindergarten hat glaube ich auch nur deswegen so gut geklappt, weil Kari dort arbeitet, das hatte Tai irgendwie auch ruhiger gemacht, wenn ich jetzt so zurückschaue… glaubst du, er hat einen Kontrollzwang, Masao? Aber dann ist die Frage: Warum? Weswegen? Wozu?“ Sie rieb sich die Stirn und trank einen Schluck Kaffee, das bereitete ihr gerade wirklich Kopfzerbrechen. Als er begann, über Matt zu sprechen, horchte sie auf, wirkte durchaus verblüfft und überrascht. „Kari ist damit immer noch nicht durch? Und dabei behandelst du sie jetzt seit gut zwei Jahren… ich hatte gedacht, nach dem Theater mit Daisuke wäre das Thema vom Tisch gewesen, aber so kann man sich täuschen… dennoch, ich glaube, Matt hat Recht, Kari ist wirklich oft bei uns und sie sorgt auch immer dafür, dass Aiko wie eine Klette an meinem Mann klebt… ich hab mir dabei nichts gedacht, mich einfach gefreut, dass sie sich wieder so gut verstehen, aber das könnte auch ganz fix zum Problem werden, da stimme ich dir zu.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie streckte sich ebenfalls einen Moment, sah ihn dann wieder an. „Das Problem ist, glaube ich, dass sich die beiden Herrschaften gerade gegenseitig blockieren und behindern. Tai klammert an Kari, weswegen sie ihren Wunsch nach Freiraum zurückstellt, gleichzeitig damit aber Tai im Klammern weiter bestärkt und sich so immer abhängiger von ihm macht… wieso habe ich das die ganze Zeit nicht bemerkt?!“ Man sah Mimi an, dass sie durchaus an ihrem Verstand zweifelte, aber es mischte sich auch Sorge in ihre Mimik. „Ich denke, dass es gut wäre, das jetzt zu unterbinden, wo die Kids noch klein sind, je länger wir warten, desto schlimmer wird es und ich glaube, noch eine Krise werden Kari und T.K. nicht überstehen. Ich weiß, dass sie ihn liebt, deswegen wäre es umso schlimmer, wenn das in die Brüche gehen würde, allein schon Aiko wegen. Und ich will auch nicht, dass Kazumi in ihrer Autonomieentwicklung gefährdet oder behindert wird…“, meinte sie noch, ehe sie erst mal wieder Masao lauschte, der ihr klar machte, dass sie Tai auch noch bestärkte. Mimi wirkte durchaus betroffen, aber man konnte sehen, wie sich langsam Erkenntnis in ihren Blick legte. „Verdammt… du hast Recht und ich habe es nicht mal gemerkt… er hat mich ausgetrickst, mich um den Finger wickeln kann er nämlich wirklich gut. Wenn ich jetzt offen und ehrlich zu mir selbst bin, dann weicht er mir bei unangenehmen Themen eigentlich nur noch aus, aber ich war auch einfach zu müde irgendwann, noch weiter dagegen zu halten…  und es stimmt, ich will ihn wirklich nicht verletzen, wenn ich gemerkt habe, dass ihn emotional etwas triggert, habe ich das Thema einfach unter den Tisch fallen lassen…“, seufzend stützte sie das Kinn in die Handflächen und dachte einen Moment nach. „Der Kindergarten der Zwillinge macht demnächst einen Ausflug, bei dem die Kids über Nacht weg sind. Tai war der Erste, der sich gemeldet hat, als es darum ging, welche Eltern als Unterstützung mitfahren…, dass er manchmal zu viel gibt, das sehe ich auch, aber immer wenn ich ihn darauf hinweise, sich etwas zurückzunehmen, ignoriert er meine Sorge und spielt es herunter… es muss dir nicht leid tun, mir das gesagt zu haben, Masao, ich glaube, manchmal ist so ein unbefangener Blick von außen hilfreicher, als man glaubt.“ Sie schaute nachdenklich einen Moment in die Ferne, ehe sie wieder Masao anschaute. „Ich glaube, ein Spezialist ist wirklich die einzige Möglichkeit, auch wenn ihm das nicht schmecken wird, aber da muss er durch. Denn du scheidest ja auch aus, da du Kari therapierst, das wäre nicht gut, wenn er jetzt auch noch dein Patient werden würde. Hast du vielleicht jemanden im Kopf, zu dem wir Tai schicken könnten? Ich will, dass er sich helfen lässt, bevor er sich selbst und die Kinder gefährdet, das würde er sich niemals verzeihen.“                                                                                                                                                                                   [/JUSTIFY]

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[JUSTIFY]Masao lauschte ihren Worten und dass sie Erkenntnis und Einsicht zeigte, würde es ihm um einiges leichter machen, das war eine Eigenschaft, die er an Mimi sehr schätzte, sie nahm Kritik an und reflektierte ihr Verhalten auch sehr gut, deswegen hatte er auch keinerlei Bedenken gehabt, ihr das alles einfach so vor den Latz zu knallen. „Ich glaube nicht mal, dass es ein Kontrollzwang ist unbedingt, ich würde eher auf Verlustangst tippen, dieses Trauma fing für ihn an, als Sora ihn hat sitzen lassen, zu dem Zeitpunkt hatte er sie nun mal geliebt. Dann hatte er das irgendwie überwunden und wurde Vater, aber Taki starb, wieder ein Verlust, den er hinnehmen musste und noch dazu kam, dass seine Großmutter kurz vor Taki gestorben ist, das sind so viele Rückschläge in kurzer Zeit. Ein Jahr später dann dieses Mädchen, das er betreut hatte und jetzt kommt der Clou Mimi, dieses Mädchen, es lag ihm sehr am Herzen“, er stand auf und ging zur Schublade, wo er ein Bild herausholte und es Mimi reichte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Jess hatte verdammt viel Ähnlichkeit mit Kari..., er hat diese Beschützerrolle, die er bei Kari nicht mehr so einnehmen konnte, auf Jess umgelegt, deswegen hat ihn ihr Tod auch so sehr aus der Bahn geworfen, so tiefgehend wie ihre Depressionen laut Therapieberichten waren, hätte er nichts mehr tun können, sie hatte für sich mit ihrem Leben abgeschlossen und wenn ein Mensch soweit ist, dann bringst du ihn auch nicht mehr davon ab sein Leben zu beenden…, für ihn muss es sich angefühlt haben , als wäre seine Schwester gestorben..., wieder ein Mensch den er nicht retten konnte, wieder ein Mensch, der ihn verlassen hatte.“ Er rieb sich die Stirn. „Dir kann man keinen Vorwurf machen, es ist unmöglich für dich, ihm gegenüber objektiv zu bleiben, das kann auch keiner verlangen von dir, also mach dir da keinen Kopf, du musst dir das nicht aufbürden. Das ist der Job eines anderen Psychologen, der objektiv an die Sache herangeht. Das Problem ist nur, hingehen ist die eine Sache... ob er auch redet ist die Frage, da sehe ich eher das Problem. Ich glaube kaum einer will sich Fremden anvertrauen und da wäre das wegen den Kids, er hat Probleme anderen Leuten zu vertrauen und dann sollte er auch noch seine eigenen Kinder in die Hände von Leuten übergeben, die er nicht kennt, die ihm fremd sind. Ich denke, da lag das Kernproblem, die Leute waren einfach fremd, wäre Kari nicht in dem Kindergarten tätig, hätte er denke ich alles getan, damit die Kids da nicht hingehen.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Masao nickte leicht. „Kari zeigt zwischendurch immer noch ein Verhalten, das an ihr Früheres anlehnt, ich bin dabei, mit ihr eine Strategie zu entwickeln, wie sie Konflikte bewältigen kann, weil häufig tritt das auch auf, wenn sie sich mal mit T.K. in die Haare kriegt, aktuell ist es denke ich der ganze Stress mit der Hochzeitsplanung, der ihr zu schaffen macht und T.K. will sie damit ja auch nicht unbedingt belasten, also sucht sie Zuflucht bei ihrem Bruder und der hat des Öfteren schon mal Nein gesagt, dass er eben keine Zeit hat, aber sie hat es immer wieder geschafft ihn zu überreden, dass sie sich sehen müssen. Bei ihm fühlt sie sich immer verstanden und sicher, T.K. gibt ihr halt auch mal Kontra und teilt nicht immer ihre Meinung und dann flüchtet sie sich zu Tai, in der Hoffnung er bekräftigt ihre Ansichten und meistens tut er das unterbewusst auch. Wir müssen es schaffen, dass Tai gegenüber Kari konsequent bleibt, sprich wenn er Nein sagt, dann muss er auch bei diesem Nein bleiben und darf nicht einknicken, wenn sie anfängt zu betteln. Außerdem müssen wir Aikos Fixierung auf Tai unterbinden, sie soll sich voll und ganz auf T.K. fokussieren, nicht auf Tai, sonst haben wir später das Problem, wenn T.K. ihr was verbietet, dass sie dann zu Tai rennt und von ihm bekommt sie das dann, denn er will sich ja mit ihr gut stellen. Wenn Tai Kari gegenüber konsequenter wird, dann wird auch Aiko mehr auf T.K. fokussiert sein, weil Tai eben nicht mehr jederzeit so greifbar ist.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Masao atmete einen Moment durch. „Und Tai trickst dich nicht bewusst aus, er sucht nur Wege diesen Themen zu entgehen, weil er sich dem nicht stellen will, er will sich mit diesen Gefühlen nicht auseinandersetzen, deswegen fokussiert er sich immer wieder auf die Gefühle für dich und die Kinder, was ich auf eine Art und Weise auch schätze, er macht sich Tag für Tag verletzlich für dich, das zeugt von unglaublich großem Vertraue, im Prinzip vertraut er dir sein Leben an und eure Liebe wächst, weil du ihm bewiesen hast, dass es sich auch lohnen kann zu vertrauen. Er gibt sich dir komplett hin und du tust es andersherum genauso, euer Zusammenhalt und eure Liebe macht eure Beziehung stabil, deswegen belasten Streitigkeiten eure Ehe auch kaum, denn ihr wisst zu schätzen, was ihr aneinander habt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er überlegte dann einen Moment. „Eine Kollegin kennt einen guten Psychotherapeuten, da werden wir Tai hinschicken und der wird sich dann der Sache auch annehmen.“ Etwas anderes jedoch musste er mit Mimi klären „Du sagtest: ‚Nicht, dass er sich und die Kinder gefährdet‘, hast du Zweifel an ihm? Oder Zweifel an ihm gehabt? Egal in welchem Bezug, ich will, dass du mir das ehrlich beantwortest Mimi, auch wenn es vielleicht unangenehm ist.“[/JUSTIFY]

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