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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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It‘s alright to be a redneck

151) It‘s alright to be a redneck
 

„Hier ist es“, erklärte der Arzt und reichte Bobby die Hand, bevor er weiter ins Schwesternzimmer eilte.

Bobby klopfte an die Tür und trat nach einem kurzen „Herein“ ein.

Es war ein Dreibettzimmer. Die Männer in den vorderen Betten musterten ihn neugierig. Es passierte ja sonst kaum etwas Interessantes, als das nicht jeder Besucher eine Abwechslung bedeutete.

Der junge Mann im hintersten Bett, dem an Fenster, reagierte gar nicht. Er erwartete keinen Besuch. Wer sollte auch kommen. Er hatte niemanden mehr. Den Blick weiterhin auf die dahingleitenden Wolken gerichtet, wartete er darauf, dass der Besucher begann, lautstark mit einem seiner Bettnachbarn zu reden, so wie es immer passierte. Stattdessen kamen die Schritte nach hinten und blieben vor den Fußende seines Bettes stehen.

Verwundert drehte er den Kopf. Hatte er eine Untersuchung vergessen? Wollten sie ihn deshalb holen?

Allerdings war es kein Arzt, kein Pfleger und keine Schwester, die neben seinem Bett stehen blieb und ihn anschaute.

„Daryl?“, fragte Bobby leise und musterte den Jungen besorgt. Das eingegipste Bein war hochgelagert, das Gesicht schmaler, als er es in Erinnerung hatte. Außerdem zierten etliche Hämatome die Stellen seines Körpers, die nicht mit Verbänden oder Pflastern abgedeckt waren.

„Onkel ... Bobby?“, brachte der Junge rau über die Lippen. „Woher?“ „Du hast meine Nummer als deinen Notfallkontakt bei deinen Papieren.“ „Oh“, überlegte Daryl. „Okay.“ Er kaute auf seiner Unterlippe.

„Wie fühlst du dich?“, versuchte Bobby das betretene Schweigen nicht noch weiter auszudehnen und ein Gespräch anzufangen. Er hätte sich wirklich mehr um den Jungen kümmern müssen, egal wie sehr die Winchester-Brüder seine Aufmerksamkeit beschlagnahmten und Daryl jede Annäherung abblockte.

Aber in den letzten Monaten war eins zum anderen gekommen und er nahm sich vor, mehr für Daryl da zu sein. Vor Allem jetzt.

„Wie soll ich mich fühlen? Ich liege mir hier den Rücken wund!“ „Das wird wohl noch eine Weile so bleiben.“ Bobby deutete auf das Gipsbein.

„Pfff“, machte Daryl. „Das kann ich auch woanders hochlegen.“ ‚Wie Dean‘, überlegte Bobby und schob den Gedanken beiseite. „Darüber wollte ich mit dir reden“, sagte er.

Aufmerksam musterte Daryl den Jäger. „Und was wolltest du mir sagen?“ „Ich muss noch etwas erledigen. Dein Arzt sagte mir, dass du auf jeden Fall noch eine oder zwei Wochen bleiben sollst. Das passt ganz gut. Danach kannst du mit zu mir kommen.“ „Ich muss Merle beerdigen. Ich kann mir keine zwei Wochen faules Rumliegen leisten!“ „Das wird sich wohl nicht verhindern lassen“, Bobby deutete erneut auf das eingegipste Bein, „und um Merle kann ich mich kümmern. Du musst mir nur sagen, was mit seinem ... was mit ihm passieren soll.“ „Kipp ihn auf ´ne Müllhalde oder in ´ne Jauchegrube. Da gehört er hin!“ „Gut, dass du das endlich einsiehst“, erklärte Bobby trocken. „Willst du ihn vorher noch einmal sehen?“ „Willst du ihn herschleppen?“

Bobby verdrehte die Augen. „Dr. Stone meinte zwar, dass es besser wäre, wenn du ihn so in Erinnerung behältst, wie er war aber wenn du ihn noch einmal sehen willst? Ich kann mit dem Arzt reden und versuchen einen Rollstuhl zu organisieren.“

„Ich ...“, begann Daryl und schaute auf sine Bettdecke. Er wusste nicht, was er wollte. Woher auch? Schwankte er doch ständig zwischen Freude endlich nicht mehr Merles Anhängsel zu sein, nicht mehr von ihm herum kommandiert zu werden, nur um im nächsten Moment daran denken zu müssen, dass er wieder allein dastand, weil Merle wieder verschwunden war, dieses Mal endgültig und der Trauer nun auch noch das letzte Familienmitglied verloren zu haben. Wieder und wieder schalt er sich für diese Gedanken, für die Freude und die Trauer und doch konnte er nichts davon verdrängen.

„Egal, wie du dich entscheidest. Ich rede mit dem Arzt“, erklärte Bobby. „Danach suche ich mir ein Zimmer und werde mich um die Beerdigung kümmern.“ Er wartete, bis Daryl ihn ansah. „Brauchst du etwas? Kann ich dir morgen etwas mitbringen?“

„Du kommst morgen wieder?“

„Ich komme morgen wieder! Keine Ahnung, wie lange das mit der Beerdigung dauert, deshalb will ich nichts versprechen, was ich so vielleicht nicht halten kann.“ Auch da war Daryl wie Dean, früher. Auch er musste lernen, dass es Menschen gab, die Versprechen einhielten, die es ehrlich mit ihm meinten.

„Nein, ich ... Ich habe hier alles.“

„Gut, dann sehen wir uns morgen“, verabschiedete sich Bobby. Legte seine Hand kurz auf Daryls Bein und wandte sich dann dem Ausgang zu.

Daryl blickte ihm kurz nach, dann drehte er den Kopf wieder zum Fenster und starrte auf die Wolken. Bobby würde nicht wiederkommen! Warum auch. Was sollte er mit so einem Redneck, mit so einem Krüppel wie ihm anfangen?
 

In der Tür zur Treppe traf Bobby auf Dr. Stone. „Ist es möglich, dass Daryl seinen Bruder noch einmal sehen kann?“, wollte er wissen. „Ich werde mich gleich um eine Beerdigung kümmern, aber ich denke, er sollte die Möglichkeit haben, sich zu verabschieden.“

Der Arzt nickte kurz. „Ich reden mit der Oberschwester. Sie werden Unterstützung brauchen.“ „Danke Doktor“, entgegnete Bobby. „Bis morgen.“
 

Der Tag verging schnell, doch Bobby schaffte alles, was er sich vorgenommen hatte. Er fand ein Bestattungsunternehmen, das sich um die Beerdigung kümmern würde und er suchte sich ein Zimmer. 

Abends telefonierte er mit Jody. 

Noch im Einschlafen musste er lächeln, als er an ihre Frage: „Bringst du ihn mit?“, dachte. Er liebte diese Frau so sehr, dass er dachte, dass es nicht noch mehr werden könnte, und doch passierte genau das immer wieder. Sie war in sein Leben gestolpert und hatte es auf den Kopf gestellt. Seit Karens Tod war er nicht mehr so glücklich gewesen. Nicht auszudenken, dass sein Glück noch immer wuchs.

Ja! Sie hatten das Glück endlich gefunden und er gedachte einen Teil davon an Daryl weiterzugeben. Der Junge musste nur zugreifen. Würde er das? Er hoffte es und er würde ihm mehr als nur eine Hand reichen.
 

Bobby ließ sich an diesem Morgen richtig Zeit. Er frühstückte in Ruhe und fuhr dann zum Krankenhaus.

„Guten Morgen“, grüßte er die Männer im Zimmer und ging zu Daryl. Der Junge starrte ihn mit großen Augen an.

„Lust auf einen Ausflug?“, fragte er und musste innerlich über die großen, fragenden Augen lachen, mit denen er gemustert wurde. „An deiner Stelle würde ich „ja“ sagen. Keine Ahnung, wann du hier wieder rauskommst, wenn ich erstmal weg bin.“

„Du willst weg?“

„Das muss ich. Ich habe noch was zu tun, aber ich komme wieder her, bevor ich nach Sioux Falls zurückkehre.“

Daryl nickte nur und schaute wieder aus dem Fenster. Klar fuhr er wieder! Wer wollte schon ... Doch dann riss er sich los. Er schob diesen Gedanken beiseite. Bobby hatte etwas von einem Ausflug gesagt.

„Wie stellst du dir diesen Ausflug vor?“, fragte er und deutete auf sein Gipsbein.

„Das siehst du gleich“, erwiderte Bobby und ging zur Tür.

Kaum hatte er sie geöffnet, kamen auch schon zwei Pfleger mit einem Rollstuhl herein, die Daryl von den Überwachungsgeräten befreiten und ihn in den Rollstuhl setzten. Sein Bein wurde vorsichtig auf die Schiene gelegt. Der dabei entstehende Schmerz ließ Daryl kurz die Luft anhalten. Doch was war der schon gegen die Aussicht, endlich mal hier raus zu kommen.

Die Pfleger schoben ihn vor die Tür, dann übernahm Bobby.

„Willst du zu Merle?“

„Jah“, krächzte Daryl. Er hatte lange mit sich gerungen, doch er wollte seinen Bruder noch einmal sehen, egal wie schlimm der Anblick wäre, also brachte Bobby ihn ins Leichenschauhaus.
 

Daryl war noch immer kreidebleich, als Bobby ihn durch die Türen nach draußen in die Sonne schob. Bei der Autopsie hatten sie sich nicht wirklich Mühe gegeben Merles Verletzungen zu kaschieren. Der Arzt hatte Daryl und Bobby gewarnt, doch er musste seinen Bruder noch einmal sehen. Er musste wissen, dass er es wirklich war, der da lag, kalt und tot.

Langsam schob Bobby den Rollstuhl den Weg entlang zu einer Bank, die unter einem Baum stand. Er stellte ihn neben dieser Bank ab, so, dass Daryl sein Gesicht in die Sonne halten konnte.

„Danke“, sagte er leise. „Du hattest Recht. Ich hätte ihn besser nicht mehr gesehen, aber ich musste mich vergewissern, dass ...“

„Ich weiß“, sagte Bobby leise und war froh, dass Daryl nicht wusste, was andere wussten. Vielleicht wäre er ja auch so dumm. Doch nein. Merle war nicht Sam und Daryl nicht Dean und das Verhältnis der Dixon-Brüder nicht das seiner Jungs. Nichts, absolut nichts war hier mit den Söhnen von John Winchester zu vergleichen! Aber warum drängten sich ihm dann gerade jetzt diese Erinnerungen und Gedanken immer wieder auf?

Bobby schaute zu Daryl. „Es gibt ein paar Sachen, die ich noch mit dir klären will, bevor ich fahre“, begann er. Der Junge musterte ihn aus schmalen Augen.

„Willst du bei der Beerdigung dabei sein? Sie könnten ihn einäschern und dann warten, bis ich wieder hier bin.“

„Es ist dir wirklich ernst damit, wieder her zu kommen“, stellte Daryl leise fest. Bobby nickte nur. Natürlich war es das.

„Nein. Nein, ich muss nicht dabei sein. Aber ich würde sein Grab gerne besuchen, wenn ... später.“ Wieder nickte Bobby nur, bevor er sich dem anderen Thema zuwandte.

„Daryl! Du wirst mit dem Bein noch eine Weile ziemlich ... eingeschränkt sein. Gibt es einen Ort, an den du gehen kannst? Hast du hier jemanden, der dir in dieser Zeit helfen kann?“

Daryl ließ den Kopf hängen. Er hatte hier niemanden! Niemanden, der ihm in so einer Situation helfen würde. Warum musste Bobby in dieser Wunde herumstochern?

„Daryl?“ Bobby ahnte, was in dessen Kopf vorging, doch er musste fragen. Er musste ihm einen Grund liefern ja sagen zu können, ohne sich bevormundet zu fühlen.

Daryl schüttelte den Kopf. „Niemand der ... nicht so.“

„Ich würde dich gern mitnehmen, wenn ich wiederkomme. Überleg es dir. Du musst nicht bleiben und es wird auch kein fünf Sterne Hotel werden, aber du wirst Hilfe haben, wenn du sie brauchst. Du wirst Zeit haben, um darüber nachdenken zu können, wie es weitergehen soll, was du machen willst und wenn du gesund bist, wenn du unbedingt gehen willst, werden wir dich nicht aufhalten.“ „Du hast immer wieder von mitnehmen gesprochen, aber nie von wir ... früher“, sagte Daryl leise.

„Weil es bist jetzt kein wir gab“, erklärte Bobby ruhig.

„Und wer ist wir? Weiß wir, dass du jemanden anschleppst? Einen Redneck, der zu nichts taugt? Will dieses wir so einen wie mich im Haus haben?“

„Du wirst es nicht glauben, aber dieses wir hat schon gefragt, ob ich dich mitbringe. Dieses wir wird dich überraschen. Dieses wir heißt übrigens Jody und ist schon mit ganz anderen Herausforderungen klargekommen.“

„Wer ist sie? Mutter Theresa?“

„Mutter Theresa ist tot!“, erklärte Bobby leise, bevor er Daryl ansah. „Jody ist jemand, der Hilfe bekam, als er sie dringen brauchte. Ich habe sie als warmherzigen, zupackenden Menschen kennengelernt. Sie weiß mit Schwierigkeiten umzugehen. So schnell haut sie nichts um. Du wirst sie mögen!“

„Ich habe noch nicht ja gesagt!“

„Naja. Eine Reise im Pickup und ein paar Wochen verwöhnen lassen gegen weiterhin Krankenhausalltag und Krankenhausfraß. Was gibt es da abzuwägen?“

Daryl musterte Bobby wortlos, bevor er wieder geradeaus blickte.

„Und wo wir gerade von Essen sprechen. Ich habe Hunger und du?“

„Hier gibt es nur Krankenhausfraß, wie du so schön sagst“, erklärte Daryl. Um nichts wollte er jetzt zugeben, dass er es genoss jeden Tag drei Mahlzeiten zu bekommen, egal wie die schmeckten.

„Nicht weit ist eine Burger-Bude“, Bobby deutete nach rechts, „oder so ein neumodischer Street-Food-Stand.“ Jetzt deutete er nach links. „Gebratene Nudeln, Falaffel, Reisbällchen, Sushi.“

„Burger und `ne Cola würden mir schon reichen“, gestand Daryl.

Bobby nickte. Er stand auf und schob den Rollstuhl nach rechts.
 

Pappsatt ließ sich Daryl gegen die Lehne fallen. Zufrieden strich er sich über seinen Bauch.

Bobby musterte ihn lächelnd. ‚Wie Dean‘, schoss es ihm durch den Kopf.

„Ich glaube, ich könnte jetzt einen Mittagsschlaf vertragen“, ließ sich Daryl hören.

„Dann bringe ich dich zurück.“ Bobby brachte ihren Müll weg und brachte Daryl zurück.

„Wann willst du los?“, fragte der, als er wieder im Bett lag und die Pfleger mit dem Rollstuhl verschwunden waren.

„Morgen früh.“

„Fahr vorsichtig und Bobby? Danke!“

„Gern gesehen, Daryl. Bis in zwei Wochen. Spätestens!“ Bobby verließ das Krankenhaus und fuhr in sein Motel. Wie gerne hätte er Daryl schon jetzt mitgenommen. Der Blick des Jungen sprach Bände. Doch das brachte nichts. Er würde nur im Motel rumliegen. Obwohl selbst das für ihn schon mehr wäre als das Krankenhaus. Egal. Er fuhr morgen nach Texas, traf sich mit Rufus und würde zusehen, dass er dieses Lager so schnell wie möglich räumte. Bis dahin hatte Daryls Bein Zeit weiter zu heilen und er konnte sich in aller Ruhe entscheiden, wie es weitergehen sollte.



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