Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ritual

078) Ritual
 

Am Mittwoch kam die lang ersehnte Mail von Bobby.

„Endlich“, entfuhr es Sam, als er sie öffnete. Sofort stand Dean hinter ihm.

„Woher wusstest du …?“, fragte er.

„Der Ton einer ankommenden Mail und deine Äußerung. Du würdest höchstens noch deine Prüfungsergebnisse oder einen Praktikumsplatz so begrüßen. Da du aber weder das eine noch das andere erwartest ...“ Dean lächelte. „Und jetzt mach das Ding auf!“

Jetzt war es an Sam zu grinsen. Er öffnete die Mail und überflog den Text.

Bobby hatte ihnen ein Ritual aufgeschrieben, dass es ihnen ermöglichen würde, mit einem Geist Kontakt aufzunehmen, das aber nicht ohne Risiko war, oder sie könnten auf Pamela warten. Er hatte mit ihr gesprochen. Leider war sie gerade ziemlich eingespannt und würde erst in zwei oder drei Wochen zu ihnen kommen können.

„Was machen wir?“, fragte Sam und schaute zu seinem Bruder. „Haben wir Zeit bis Pam kann?“

„Pam?“ Dean schüttelte den Kopf. „Ich kann mich an keine Pam erinnern.“

„Sie hat uns bei deinem Seelentausch geholfen, dich wiederzubekommen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, du, Dean, hast nie mit ihr gesprochen.“

„Okay und wie sollte sie uns helfen können?“

„Sie ist ein starkes Medium. Sie könnte mit unserem Geist reden. Aber wollen wir so lange warten?“

„Eigentlich nicht. Ich würde schon gerne bald abfangen, auch weil ich nicht weiß, inwieweit es die Abrissarbeiten stören wird. Das Dach soll nächste Woche gemacht werden und die Erdwärmebohrungen“, Dean schüttelte den Kopf. „Was hältst du davon, wenn wir uns erstmal das Ritual ansehen und dann entscheiden.“

„Das ist echt nicht ohne“, sagte Sam, nachdem er sich Bobbys Schreiben und seine Erklärungen mehrfach durchgelesen hatte. „Sollen wir das wirklich machen?“

„Je schneller wir den Geist vertreiben und den Schutzzauber brechen, umso eher können wir auch umziehen“, erklärte Dean.

„Aber einer von uns muss quasi sterben!“

„Das habe ich bis jetzt verdrängt“, schnaufte Dean. „Aber hast du eine bessere Idee?“

„Lass mich wenigstens noch einmal die Unterlagen von Mrs. Newton durchgehen. Vielleicht findet sich ja irgendein Hinweis, den wir bis jetzt überlesen haben“, versuchte Sam das Unumgängliche hinauszuzögern.

„Du wärst nicht Sam, wenn du das nicht schon lange gemacht hättest.“

Sam nickte und ließ den Kopf hängen.

„Wenn du Bedenken hast es zu machen, lassen wir es und warten auf Pamela“, intervenierte Dean.

Sam atmet tief durch. „Nein. Das Ritual kann jeder von uns machen und die Zutaten für die Beschwörungen haben wir auch da. Ich habe nur ein schlechtes Gefühl, weil wir schon ewig nichts mehr in dieser Richtung gemacht haben und weil einer von uns … naja.“ Sam schnaufte.

„So ganz wohl ist mir dabei auch nicht, aber wenn wir es nicht rocken, wer dann? Wir sind DIE Winchesters“, erklärte Dean. Diese Aussage zauberte ein trauriges Lächeln auf das Gesicht seines Bruders.

„Immer öfter bin ich geneigt „leider“ zu sagen“, nickte Sam.

Dean schob eine Erwiderung darauf beiseite. Sie wussten beide, dass ihr Leben nicht das gewesen war, was sie beide gewollt hätten. Doch das war egal. Es war nicht zu ändern. Sie konnten nur das Jetzt gestalten. „Ich habe morgen noch Schicht und dann zweieinhalb Tage frei. Wenn du also denkst, dass es geht, können wir gleich morgen versuchen mit dem Geist Kontakt aufzunehmen und wenn wir es nicht schaffen, können wir immer noch diese Pamela zu Hilfe bitten.“

„Okay. Ich bereite alles vor. Bleibt nur noch die Frage, wer geht.“

„Wer wohl. Du kennst dich mit den Formeln und Beschwörungen besser aus und du bist der beste Anker im Diesseits, den es geben kann“, erklärte Dean kategorisch und wehrte jede Diskussion mit einer Handbewegung ab. Er wollte nicht darüber reden. Warum auch. Er würde gehen. Ende der Diskussion.

„Du kannst dich nicht immer für mich ins Feuer stürzen!“

„Warum nicht? Ich bin Feuerwehrmann!“

„Ja, aber hier willst du ohne Schutzausrüstung gehen!“

„Und was willst du tun? Willst du ohne Schutzausrüstung gehen?“

„Nein, Dean, will ich nicht wirklich, aber ich will wenigstens die Chance haben, dich von diesem Unterfangen abhalten zu können!“, erklärte Sam verzweifelt. Letztendlich war ihm eigentlich klar, dass Dean gehen würde, so wie er immer derjenige war, der sich mit wehenden Fahnen auf den Feind stürzte, aber er hoffte sich dann wenigstens nicht ganz so schlecht zu fühlen.

Fragend legte Dean den Kopf schief.

Sam grinste gequält, legte eine Hand auf den Rücken und hielt Dean die andere, zur Faust geballt hin.

Dean grinste. Schnick, Schnack Schnuck. Warum nicht.

Während Sam zählte, ratterten die Gedanken durch seinen Kopf. Dean würde wie immer Schere nehmen, also müsste er Papier …? Aber wollte er verlieren? Ohne wirklich zu einer Entscheidung gekommen zu sein, nahm er auch Schere und stutzte.

„Du nimmst immer Schere!“, beschwerte er sich, als er sah, dass Dean Papier hatte.

Dean grinste. „Ich weiß. Akzeptiere es einfach, Sammy. Ich werde mit dem Geist reden und du quälst dich mit Rauch und Feuerschalen und jeder Menge Latein.“

„Das werde ich wohl tun müssen!“, resignierte er.
 

Am nächsten Abend, sie hatten gerade alles für das Ritual gepackt und wollten los, als Dean Handy klingelte. Verwundert schaute er auf das Display. „Chris“, murmelte er leise und schon fielen ihm alle vergessenen Zusagen wieder ein. Nein, eigentlich war es nur eine, eine Dauerzusage.

„Tut mir leid, Chris“, begann er auch sofort, kaum dass er das Gespräch angenommen hatte. „Ich weiß wir waren zum Schwimmen verabredet. Ich hab vollkommen vergessen dir abzusagen. Wir sind Hausherren geworden und gerade dabei, uns in alles rein zu finden. Kann ich dich in den nächsten Tagen anrufen? Ich will das mit Sam abklären, und dann treffen wir uns und wir erzählen euch alles?“

„Ihr seid Hausherren geworden? Das nenne ich mal einen schnellen Entschluss, wenn ich mir überlege, dass du vor knapp vier Monaten noch alles hinschmeißen wolltest.“

Dean schnaubte nur kurz. Er schloss ihre Tür ab und lief über den Parkplatz.

„Aber gut. Melde dich. Wir lassen es uns hier richtig gut gehen!“

„Tut das!“, erwiderte Dean und legte auf.

„Chris“, sagte er nur während er auf seinen Sitz rutschte.

„Wir wollten heute schwimmen gehen!“, entfuhr es Sam.

Dean nickte. „Ja. Ich hab ihm abgesagt. Aber wir sollten unsere Planung vielleicht noch mal überarbeiten. Nur weil mein Leben gerade etwas chaotisch ist, will ich ihn nicht komplett streichen.“

Sam nickte lächelnd. Sein Bruder hatte Freude an Freunden gefunden. Er wusste, dass sie ihm gut taten und er genoss es, dass sich nicht nur der kleine Bruder für ihn interessierte.

„Da fällt mir ein, den Musketieren hab ich auch schon länger nichts mehr erzählt.“

„Heute ist es zu spät für Fotos“, erklärte Sam.
 

Dean setzte den Blinker und bog in ihre Einfahrt ab.
 

Gemeinsam stiegen sie aus, gingen ins Haus und bereiteten alles für das Ritual vor. Sam zeichnete mit einer Paste aus Schafblut und Kalk ein Pentagramm, das er mit etlichen Schutzsymbolen spickte.

Die Dämmerung brach herein und der Wind strich leise heulend durch das Haus.

„Lass uns loslegen“, drängte Dean. „So langsam kriege ich Hunger.“ Er hatte bewusst nichts mehr gegessen, bevor sie losgezogen waren. Wer wusste schon, was das Ritual mit ihm machte.
 

Sam nickte ernst und überprüfte noch einmal das Pentagramm und sämtliche Schutzsymbole, die auf den Boden vor der Bibliothek prangten. Dean tigerte derweil an der Wand auf und ab und brachte Sam damit fast zur Verzweiflung.

„Machst du das eigentlich extra, damit es mir gleich nicht so schwer fällt, dich in die Geisterwelt zu schicken?“, fragte der Jüngere genervt und bekam ein schiefes, fast verzweifeltes, Lächeln als Antwort. Immerhin riss sich Dean zusammen und blieb zwischen Tür und Fenster, in der Ecke, stehen.

Ein letztes Mal überprüfte Sam alle Utensilien, die auf einer kleinen Fußbank standen, dann wandte er sich zu Dean.

„Bist du wirklich sicher, das...“

„Wenn du noch einmal fragst, nicht mehr“, erwiderte der heiser.

„Wir müssen nicht …“

„Sammy!“, unterbrach Dean ihn erneut. „Das hatten wir doch schon alles. Lass es uns durchziehen, bevor mir meine Selbstachtung restlos egal ist und ich kneife.“

„Du …“

Dean wehrte Sams Worte mit einer Handbewegung ab und trat zu ihm. „Was soll ich tun?“ Noch einmal musterte Sam seinen Bruder, dann drängte er seine Sorgen um ihn beiseite.

„Leg dich bitte in die Mitte des Pentagramms und schließe die Augen. Versuche, wenn möglich an nichts zu denken, aber hör mir zu, okay?“ Er kannte Deans Art, sich aus dem Hier und Jetzt vollkommen ausklinken zu können, aber genau das sollte er eben nicht.

„Okay“, nickte Dean heiser.

Er trat in das Pentagramm und versuchte keine Linie zu zerstören, bis er sich in die Mitte setzte und sich gleich darauf ausstreckte. Er atmete tief durch, faltete die Hände auf dem Bauch und schloss die Augen.

Auch Sam atmete noch einmal tief durch, schob sämtliche Gedanken beiseite und begann, die erste Beschwörungsformel aufsagend, die schwarzen Kerzen anzuzünden und auf die Spitzen des Pentagramms zu stellen. Das sollte vor allem Deans Körper schützen.

Mit ein paar Eschespänen entzündete er ein Feuer in einer Schale. Er warf ein paar Mistelzweige hinein und begann mit seiner Beschwörung.

Immer wieder machte er Pausen und ließ Kräuter, weitere Zweige und einige Beeren in das Feuer fallen.

Rauch erfüllte die Eingangshalle.

Dean lauschte Sams monotoner Stimme und versuchte sich auf die Worte zu konzentrieren, die über ihn dahinplätscherten. Seine Glieder wurden immer schwerer und eine bleierne Müdigkeit erfasste ihn und dann, als er meinte einschlafen zu müssen, jagte eine Hitzewelle durch seinen Körper, der ein Reißen folgte. Er biss die Zähne zusammen. Um nichts in der Welt wollte er Sams Beschwörung unterbrechen. Als sich dann auch noch sein Magen zusammenkrampfte und die Magensäure seine Speiseröhre hinaufkroch, gab er ein leises Knurren von sich. Er war froh über seine Eingebung nichts zu essen.

Das Reißen und Zerren verbanden sich und schienen einen Augenblick kaum noch auszuhalten.

Dann war es vorbei. Von einer Sekunde auf die nächste. Nichts!

Verwirrt schaute er sich um. Sam hockte vor dem rauchenden Kessel. Die Rauchschwaden waberten durch den Raum und ließen die Umrisse langsam im Nebel verschwinden. Alles war okay, oder?

Noch einmal schaute er sich um. Dann traf es ihn wie ein Blitz.

Seine Perspektive hatte sich verändert. Er stand!

Irritiert schaute er in den Kreis und sah sich, seinen Körper, in der Mitte liegen. Reglos. Tot! „Abgefahren“, murmelte er.

Langsam umrundete er sich und Sam. Sollte ihn das jetzt nicht irritieren? Sollte er nicht wenigstens ein komisches Gefühl im Magen haben? Er war tot! Wenn jetzt ein Sensenmann käme … Nein, er würde nicht mitgehen. Nicht jetzt! Nicht, wo sein Leben gerade richtig gut zu werden schien!

Er warf noch einen Blick auf seinen Bruder.

Sam hatte die Beschwörung inzwischen beendet. In einer Stunde würde er damit beginnen, ihn zurückzuholen! Er sollte sich beeilen! Doch wo fing er an?

Am Besten wohl in der Bibliothek. Da hatte er einen Geist gesehen! Zügig ging er zu dem Raum und prallte gegen ein Barriere. Rote Symbole flammten auf dem Türrahmen auf, die sofort wieder verblassten, kaum dass er einen Schritt zurückwich. Was sollte das denn? Verdammt!

War das bei den anderen Räumen genauso? Hatte er sich ganz umsonst töten lassen? Was hatte diese Mrs. Nweton noch alles gemacht? Mit welchen Mächten hatte sie sich eingelassen? So etwas konnte doch keine kleine Möchtegernhexe hinbekommen!

Mit schnellen Schritten ging er zur Küche. Auch hier war kein Reinkommen. Genauso wenig wie im Esszimmer oder dem vierten Raum gegenüber der Küche. An jedem Türrahmen flammten diese Symbole. Und jetzt? Missmutig fuhr er sich durch die Haare und ging zu Sam zurück.

Er setzte sich ihm gegenüber. Doch es hielt ihn nicht lange am Boden. Ruhelos begann er durch die Eingangshalle zu wandern. Es musste doch eine Lösung geben! Welche?

‚Denk nach, Dean, denk nach!‘



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück