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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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on the sunny side of the street

061 on the sunny side of the street
 

Schweigen breitete sich im Impala aus, als sie zu Deans alten Wache fuhren.

Sam musterte seinen Bruder immer wieder stumm und sah, wie sehr der sich verspannte, je näher sie der Straße kamen. Wie schlimm musste es da gewesen sein, dass er noch immer und so offensichtlich reagierte, fragte er sich entsetzt, und warum hatte er vorher nichts gemerkt? Hatte Dean sich so gut im Griff gehabt? Hatte er es nicht merken wollen? Er wusste es nicht, aber er vermutete, dass es wohl ein Bisschen von Beidem gewesen war. Diese Erkenntnis machte ihm eigentlich noch viel mehr Angst und er nahm sich vor, noch besser auf Dean zu achten. Sie hatten doch nur noch sich!

„Soll ich mit reinkommen?“, fragte er, als Dean die Zündung vor der Wache ausschaltete.

„Damit ich auch noch das letzte bisschen Respekt verliere? Nicht das ich hier je welchen gehabt hätte, nicht bei Grady“, nuschelte Dean und atmete tief ein. „Ich denke ich schaffe es auch ohne deine Unterstützung. Aber wenn ich in einer Stunde noch nicht wieder rausgekommen bin, solltest du vielleicht doch über eine Rettungsaktion nachdenken.“

Sam musterte ihn mit einem schiefen Grinsen. „Du meinst, die ist dann noch nötig?“

„Die Hoffnung stirbt zuletzt, oder wie heißt das? Aber du könntest vorsorglich mal einen Exorzismus sprechen. Nicht dass ich das nicht auch schon versucht hätte.“ Dean grinste schief, stieg aus und stapfte in das Gebäude.

Er lief Willcocks in die Arme.

„Was machst du denn hier?“, wollte der auch sofort wissen. „Ich dachte du wärst bei einer anderen Wache eingeteilt worden. Der 17, oder?“

„Bin ich, ja. Ich wollte schauen, ob meine Einsatzkleidung noch hier ist und mal hören, ob einer weiß, was hier eigentlich los ist. Ich hatte einen Anruf vom Büro des Chiefs, dass ich mich heute auf der 17 melden sollte. Meine neuen Kameraden haben mich heute Morgen regelrecht gelöchert und ich stand ziemlich doof da“ blieb Dean bei der halben Wahrheit und zuckte mit den Schultern. Vielleicht bekam er ja so Informationen und vielleicht bekam er raus, was über ihn erzählt wurde.

„Du hast nichts mitbekommen? Aber ...“

„Nein. Ich hatte aus familiären Gründen Urlaub und war nicht in der Stadt.“

„Also!“, begann Willcocks mit leuchtenden Augen und begierig diese irren Neuigkeiten zu erzählen. „Reed hat von jemandem hier Informationen über Grady, Miller und ihre Anhänger, und deren Machenschaften, bekommen. Wir tippen ja auf Everwood oder Pratt, aber sie schweigen sich aus. Egal! Also: Der gesamte Stab war hier, First Chief Reed, Deputy Monroe, der Gewerkschaftsboss Franklin und der Chef vom Personalbüro Patel. Ted sagte nur, dass es mächtig zur Sache ging.“ Willcocks grinste breit. „Grady wurde fristlos und ohne alle Pensionsansprüche entlassen. Miller musste sämtliche Streifen abgeben und hätte wohl auch nie wieder welche bekommen. Er hat daraufhin auch gekündigt. Coon und Webb haben ein Disziplinarverfahren am Hals, hätten wohl aber bleiben können. Letzte Woche haben sie auch gekündigt. Davis, Dearing und Leyne haben die Verwarnungen akzeptiert und wurden auf andere Wachen versetzt, genau wie du. Wir wurden auf zwei Schichten aufgeteilt und haben jede Menge neuer Leute bekommen. Pratt ist zum Captain befördert worden und leitet nun die Wache und Everwood ist an seiner Statt Lieutenant. Die sind aber beide nicht da. Ich bin jetzt in der zweiten Schicht. Mein neuer Lieutenant ist Wagner.“

„Wow“, entfuhr es Dean. Das waren ja mal Wendungen. Den Anschiss vom Chief hätte er schon gerne miterlebt, aber er war mehr als froh, hier nicht wieder arbeiten zu müssen, nicht mal unter Pratt und Everwood. Dazu waren die Erinnerungen an diesen Ort einfach zu schlecht.

Inzwischen waren sie bei seinem Spint angekommen. Das Schloss war aufgebrochen worden und die Tür sah noch verbeulter aus. Gut, dass er hier nichts drin hatte. Im großen Schrank daneben hingen die Einsatzuniformen, die aus der Wäscherei gekommen waren. Suchend schob er einen Bügel nach dem anderen zur Seite.

„Hah“ Da waren seine ja. Er zog die Bügel raus und musterte eine nach der anderen. Beide waren sauber.

„Dann nehme ich die mal mit“, sagte er.

„Was nehmen Sie mit?“, fragte eine Stimme barsch, von der Tür her.

Dean drehte sich um und musterte den Mann. Er kannte ihn nicht, aber er trug die Streifen eines Lieutenants, musste also dieser Wagner sein. Dean grüßte kurz.

„Winchester. Ich war auf der Wache und bin jetzt auf der 17 eingeteilt. Ich wollte nur meine Einsatzkleidung holen.“

„Ach, okay. Weiß der Captain Bescheid?“

„Nein. Ich habe mich nicht angemeldet. Es war eher eine spontane Entscheidung heute herzukommen.“

„Gut, dann informiere ich ihn bei der Übergabe“, nickte der Lieutenant.

„Danke“, antwortete der Winchester, schnappte sich seine Sachen und verließ die Wache, nicht dass Sam die doch noch stürmte, weil er so lange blieb.
 

Er packte die Uniformen in den Kofferraum und stieg ein.

„Und?“, empfing ihn Sam neugierig.

„Alles gut soweit. Grady, Miller, Coon und Webb haben die Feuerwehr verlassen. Grady wurde gekündigt und Miller und die anderen sind ihm gefolgt. Keiner scheint zu wissen, woher die Informationen kommen und ich werde den Teufel tun, jemanden aufzuklären. Sie glauben wohl, dass es Pratt und Everwood waren, doch die würden das Thema ignorieren.“

„An die große Glocke würde ich das auch nicht hängen.“

Dean zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf. „Ich wollte nie als Denunziant dastehen. Nur wegen mir hätte ich deshalb nichts gesagt. Ich wäre gegangen. Thema durch. Aber es ist irgendwie doch wie bei unseren Fällen. Was wir nicht beenden wird anderen zum Verhängnis und das wollte ich meinen Nachfolgern nicht antun. Außerdem war ich müde und auch sonst ziemlich fertig. Ich wollte da eigentlich nur noch weg und dem Chief zu geben was er wollte, war der schnellste Weg das zu können. Und irgendwie fühlte es sich auch richtig an.“ Er schluckte. „Wenn schon nicht für mich, dann wenigstens für die nach mir Kommenden“, fügte er noch leise hinzu.

„Ich finde gut, dass du das gemacht hast. Ich weiß“, Sam schüttelte den Kopf, „ich kann nur versuchen mir vorzustellen wie schwer sowas sein muss. Ich war nie in so einem Abhängigkeitsverhältnis“, er schaute zu Dean, „und in so einer Zwickmühle wie du da. Also eigentlich ist es noch viel bemerkenswerter, was, dass du das gemacht hast.“

„Ich sehe das nicht als bemerkenswert. Ich habe aufgegeben.“

„Nein! Nein Dean, nein!“, fuhr Sam eher wütend als enttäuscht dazwischen. „Hör auf! Du hast aufgehört dich wie einen Idioten behandeln zu lassen und das hat nichts mit Aufgeben zu tun! Hier und jetzt, wir beide, wir leben nicht mehr nach Johns Regeln. Wir leben unser eigenes Leben und machen unsere eigenen Regeln und eine davon heißt: Niemand wird schikaniert und niemand muss sich schikanieren lassen!“

„Heiße ich dann jetzt Niemand?“ Gegen seinen Willen musste Dean grinsen.

„Idiot!“

„Trottel!“

Dean startete den Wagen und lenkte ihn in den Verkehr.

„Morgen wollte ich zu Stan“, sagte er nach einer Weile.

„Willst du ihm wegen des Schrottplatzes schon was sagen?“

„Nein. Ich will ihm nur erzählen, dass ich auf einer neuen Wache bin. Ich würde den Schrottplatz gerne übernehmen, will aber noch zwei Wochen warten und schauen, wie es sich auf der Wache entwickelt.“

Sam nickte. „Gut. Ich denke, egal wie es nach meinem Studium mit den Jobangeboten aussieht, ich werde hier in der Gegend schon was finden und dableiben. Zur Not arbeite ich als Privatdetektiv. Darin haben wir ja schon irgendwie Erfahrung.“

„Für mich wäre dein Notnagel eher das Nonplusultra.“ Dean musterte ihn kurz. „Du denkst also, ich soll es machen?“

„Ja.“ Sam hatte gesehen, wie sehr Dean die Arbeit bei Bobby geholfen hatte und auch wenn er mit seiner neuen Wache wirklich glücklich werden würde, es würde Tage geben, an denen er diese vollkommen andere Arbeit brauchen würde, an denen er etwas brauchen würde, auf das er einschlagen könnte und was wäre da besser als ein Schrottauto?

„Gut. Ich will trotzdem noch zwei Wochen mit der festen Zusage warten und natürlich zählt der Preis. Zu viel will ich dafür nicht ausgeben.“

„Okay, so machen wir es.“ Sam lächelte. So gefiel ihm sein Bruder. So war er der Dean, den er kannte, und der er sein sollte.
 

Dean lenkte den Impala auf den Parkplatz vor ihrem Wohnhaus. Sie stiegen aus und gingen in ihr Apartment. Der Geruch von Brownies und Muffins empfing sie.

„Oh Gott!“, stöhnte Dean und verdrehte verzückt die Augen. „Ich werde Konditor!“

„Besser nicht. Du wärst schneller pleite als du Kuchen sagen kannst.“ Lachend schlug Sam ihm gegen die Brust.

„Warum?“

„Weil du alles selber essen würdest.“

Schmollend schaute Dean zu seinem Bruder. „Und wer wollte heiße Muffins probieren?“

„Okay, hin und wieder würde ich beim Essen helfen.“

„Gut,“ erklärte Dean und nahm die Packungen.

„Wo willst du hin?“

„Ich bringe sie in den Impala. Nicht dass morgen keine mehr da sind.“

„Ich werde bestimmt nicht ...“, schnaubte Sam.

„Aber ich, vielleicht“, lachte Dean.

Als er wieder in die Wohnung kam, empfing ihn Sam an der Tür. Er griff in das Regal und nahm

das St. Florian-Medaillon heraus. Wortlos lächelnd hielt er es Dean hin.

Über Deans Gesicht huschte ein Lächeln, als er es nahm und wieder an seinen Schlüssel hängte.

Er wog den Schlüssel in der Hand und schob ihn dann bedächtig in seine Tasche. Erst jetzt schaute er Sam in die Augen. „Danke“, sagte er und zog seinen Bruder in eine feste Umarmung.

„Danke, Sammy“, sagte er noch einmal während er sich wieder von ihm löste.
 

In dieser Nacht schlief Dean endlich wieder tief und fest und ohne Albträume.
 

Am nächsten Morgen wurde Dean in der Wache mit fragenden Blicken auf die Kartons empfangen. Er stellte sie auf die Küchentheke neben die Kaffeemaschine und ging sich umziehen. Seine Einsatzkleidung hängte er in den Schrank dafür.

Als er wiederkam, stoben seine neuen Kollegen auseinander wie ein Schwarm Spatzen und Dean musste grinsen. In aller Ruhe nahm er sich eine Tasse Kaffee und dann erlöste er sie und nahm die Deckel ab. „Mein Einstand.“

Max war der erste, der einen Blick riskierte und sofort zugriff. „Wo hast du die denn her?“, wollte er genüsslich kauend wissen.

„Selber gebacken“, erklärte Dean ruhig.

Josh Duke musterte den Muffin in seiner Hand, warf einen Blick auf Max, der sich den Rest in den Mund schob und nach einem zweiten schaute, und biss ab.

Die Dinger schmeckten!

Auch der Chief hatte sich inzwischen einen genommen.

„Wenn der jetzt noch halb so gut kochen kann, sollten Sie ihn nie wieder gehen lassen, Chief“, forderte Josh Duke und schob sich einen Brownie in den Mund.

„Das müssen wir erst noch in aller Ruhe testen“, erklärte Bradley und nahm sich noch einen Muffin.

Dean stand mit einem Becher Kaffee in einer Ecke. Er beobachtete mit welcher Geschwindigkeit sich die Kartons leerten und war sich sicher, dass er mit seiner Idee voll ins Schwarze getroffen hatte.
 

Diese Orgie wurde von einem eingehenden Notruf unterbrochen.

Sie mussten wieder zu einem Unfall ausrücken. Zwei PKWs waren kollidiert und hatten sich so ineinander verkeilt, dass sie die Insassen mit schwerem Gerät befreien mussten.

„Winchester? Den Spreizer“, forderte Lt. Gilian.

Dean holte das Teil, setzte es an und … rutschte ab. Sofort erstarrte er innerlich. Jetzt kam mit Sicherheit der Anschiss und er würde wieder nur zuschauen dürfen. Er wagte kaum zu atmen, doch nichts dergleichen passierte! Lediglich Josh schob ihn mit einem „Warte mal“, ein Stückchen zur Seite und setzte mit der Brechstange an, um dem Spreizer etwas mehr Angriffsfläche zu schaffen.

„Jetzt“, erklärte der kaum eine Minute später und trat wieder zur Seite. Noch völlig perplex versuchte Dean es erneut und jetzt fand das Teil Halt und er konnte die Tür aufhebeln.

Zusammen legten sie dem Fahrer die Halskrause an und konnten ihn dann bergen und den Sanitätern übergeben.
 

Fast gleichzeitig mit dem Rettungswagen kamen die Feuerwehrleute wieder zurück auf die Wache. Sie hatten den Unfallort noch gereinigt, nachdem die Polizei alle Daten aufgenommen hatte.

„Sie werden wohl überleben“, berichtete Amy, die Sanitäterin und holte sich einen Kaffee und nahm den letzten Brownie.

„Gute Arbeit, alle zusammen“, lobte der Chief.

Auf Deans Gesicht schlich sich ein Lächeln. In seinem Bauch machte sich ein warmes Gefühl breit. So hätte es von Anfang an sein können.

Schnell schob er das Gefühl von Wehmut beiseite, dass sich in ihm breit machen wollte und half dabei den Einsatzwagen wieder fertig zu machen.



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