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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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thoughts

052) thoughts
 

Zurück in ihrem Zuhause musterte Sam seinen Bruder. Trotz ihres Gespräches und der Hoffnung, zu Bobby fahren zu können, hatte sich an seinem Aussehen nicht viel geändert. Aber wie auch? Sie hatten geredet. Einer Lösung waren sie aber keinen Meter nähergekommen.

„Hast du jetzt Hunger?“, fragte er ruhig.

„Eigentlich nicht“, erwiderte der Ältere und schüttelte zur Bekräftigung seinen Kopf.

Sam nickte. Das hatte er sich schon gedacht. Er stellte den Karton in den Kühlschrank und drehte sich wieder zu Dean, der noch immer unschlüssig mitten im Raum stand.

„Leg dich hin und versuch zur Ruhe zu kommen und vielleicht sogar noch etwas zu schlafen. Ich rufe Professor Davenport an. Wenn er zustimmt fange ich an zu packen und rede mit Bobby.“

Dean starrte Sam an. Was hatte der gesagt?

„Leg dich hin, Dean!“, forderte er leise. „Versuch zur Ruhe zu kommen! Soll ich dir was zum Einschlafen geben?“

Fragend schaute Dean ihn an.

„Heiße Milch mit Honig und einem Schuss Rum?“

„Nein, ich ...“ Er schüttelte den Kopf, atmete durch und begann sich auszuziehen. Sam hatte ja Recht und vielleicht konnte er wirklich wieder einschlafen? Mit Sam zu reden, hatte viel von der Last genommen, die ihm auf der Seele lag. Die Unsicherheit war jedoch geblieben. Seine Frage nach der Zukunft war noch genauso offen wie davor und er trudelte noch immer haltlos herum.

Trotz seiner inneren Unruhe siegte die Müdigkeit und er schlief ein, kaum dass er sich ins Bett gelegt hatte. Ein erholsamer Schlaf war ihm jedoch nicht vergönnt. Immer wieder wälzte er sich von einer Seite auf die andere.

Sam wartete noch bis Dean wirklich schlief, dann telefonierte er mit Prof. Davenport und, als der zugestimmt hatte, mit Bobby. Danach begann er seine Sachen zu packen.

Immer wieder ging Sam in Deans Zimmer, um nach ihm zu sehen und seine Tasche zu packen. Ein paar Mal war er versucht ihn zu wecken, doch da er nicht mal wach wurde, als das Buch, das Dean auf dem Nachttisch liegen hatte zu Boden polterte, sprach nur dafür wie fertig er wirklich war.

Er brachte seinen Teil seiner Bücher zum Impala, setzte sich auf den Beifahrersitz und wählte die Nummer von Everwood.

Schnell hatte er den auf den neusten Stand gebracht.

„Das ist es also“, sagte er. „Pratt hat einen Termin beim First Chief. Viel werden die Kameras ja wohl noch nicht aufgenommen haben. Da waren wir wohl zu spät und Grady hat gewonnen.“

„Der Speicher sollte eigentlich von jedem PC aus auszulesen sein. Vielleicht ist ja doch was drauf“, sagte Sam.

„Das Ding, das in meinem Spint liegt?“

„Genau.“

„Gut, dann nimmt Ben den heute mit und zieht die Dateien runter. Die kann der Chief ruhig noch kriegen.“

„Schaden kann es wohl nicht mehr“, erwiderte Sam.

„Was hat Dean jetzt vor?“, fragte Ted ehrlich interessiert.

„Ich weiß es nicht. Er braucht Zeit, denke ich. Wir fahren erstmal zu unserem Onkel.“

„Okay. Dann viel Glück euch.“

„Danke, Ted. Euch auch.“ Sam legte auf und ging zurück in die Wohnung. Er fühlte sich schlecht. Er hatte versucht Dean zu helfen, aber er war zu spät. Auch wenn er nicht wusste, wann er hätte eher etwas tun sollen, es tat trotzdem weh nicht helfen zu können!

Bevor er sich in sein Zimmer zurückziehen wollte, schaute er noch einmal nach seinem Bruder. Dean hatte wohl gerade wieder einen Albtraum. Anders konnte er es nicht bezeichnen. Er hustete dumpf und warf sich herum, so dass die Decke zu Boden rutsche.

Vorsichtig legte Sam ihm die Hand auf die Schulter und drückte sanft zu. Er wartete bis Dean sich sichtlich entspannte, bevor er die Decke hochhob und ihn wieder richtig zudeckte.

Mit einem leisen Seufzen wandte er sich ab und ging zurück in den Wohnraum. Er schaute noch eine Weile fern nun ging, nach einem letzten Blick nach Dean, ebenfalls ins Bett. Hoffentlich half ihm der Aufenthalt bei Bobby! So konnte es auf keinen Fall weitergehen! Aber wie konnte er ihm helfen? Wie konnte er seine Fragen beantworten, wenn er selbst die Antworten nicht kannte? Was wollte er in Zukunft tun? Wo wollte er arbeiten? Gab es hier Stellen für einen Anwalt? Vielleicht sollte er vor dieser Frage erstmal klären, was für ein Anwalt er werden wollte! Dafür sollte er aber auch alle Bereiche kennen.

Ach, es war zum Verrückt werden! Warum musste alles so kompliziert sein?
 

Dean fühlte sich wie gerädert, als er aus dem Schlaf aufschreckte. Was ihn geweckt hatte, konnte er nicht mehr ergründen. Ein Traum, ein Hupen vor dem Fenster? Er griff nach seinem Handy. Kurz nach fünf. Er streckte sich. Ob er wieder einschlafen konnte? Brachte es was, es überhaupt zu versuchen? Er schlug die Decke zurück und ging ins Bad.

Die heiße Dusche entspannte zwar seine Muskeln etwas, seine trüben Gedanken konnte sie nicht wegspülen. Dabei hätte er doch eher einen Grund sich zu freuen. Er musste nicht mehr zu der verhassten Wache. Er konnte vielleicht doch Feuerwehrmann bleiben und vielleicht trug Sam ja die Entscheidung mit, den Schrottplatz zu übernehmen. Vielleicht entschloss sich Sam ja doch schon jetzt, hier in Bloomington zu bleiben. Konnte Sam das überhaupt schon nach einem knappen Jahr Studium?

Vielleicht. Vielleicht! Vielleicht? Vielleicht hielt ihn in der Schwebe und war genau das, was sein angeknackstes Selbstbewusstsein so gar nicht brauchte! Aber er konnte Sam ja schlecht die Pistole auf die Brust setzen und ihn zu einer Entscheidung zwingen, die er gar nicht treffen konnte.

Wütend stieg er aus der Dusche. Wütend rieb er sich trocken und wütend warf er das Handtuch auf den Boden im Bad. Er machte sich fertig. Sam schlief noch. Und jetzt? Er schaute sich um.

Neben der Tür standen zwei Taschen.
 

Sie hatten gestern darüber gesprochen, zu Bobby zu fahren, wenn Professor Davenport zustimmte. Scheinbar hatte der genau das getan. Ein Lichtschimmer kroch in seine trüben Gedanken. Bobby! Jody! Der Schrottplatz! Vielleicht sollte er einfach bei Bobby bleiben? Sich da verkriechen und verwöhnen lassen und über kurz oder lang ins Jägerleben zurückkehren. Wollte er das? Frustriert rieb er sich die Nasenwurzel. Wenn er noch lange nachdachte, würde sein Kopf platzen von all diesen Vielleichts. Er schüttelte den Kopf und ließ seinen Blick durch das Zimmer gleiten. ‚Immer einen Schritt nach dem anderen‘, sagte er sich. Und der Erste: Sam würde bald wach werden, dann könnten sie gemeinsam frühstücken. Er griff nach seiner Jacke und nahm den Impalaschlüssel von der Kommode. Der Anhänger mit der St. Florian-Münze wog schwer in seiner Hand und ließ den Lichtschimmer verschwinden. Er atmete tief durch, und schluckte hart, bevor er die Münze vom Schlüssel löste und in den Papierkorb fallen ließ.

Erst jetzt fühlte sich der Schlüssel richtig an und er fuhr Frühstück besorgen.
 

Leise betrat er ihre Wohnung, lud seine Einkäufe auf der Arbeitsfläche der Küche ab und begann die Kaffeemaschine zu füttern. Gerade als er sie einschaltete, kam Sam aus seinem zimmer geschlurft.

„Hey, was machst du denn schon hier?“, fragte der Jüngere.

Dean zuckte mit den Schultern. „War schon wach.“ Er holte Teller aus dem Schrank und drehte sich um, um den Tisch zu decken.

Sam hielt ihm auf. „Du siehst beschissen aus.“

„Ich dich auch, Schatz“, grummelte Dean und drängte sich an seinem Bruder vorbei.

„Ehrlich, Dean. Hast du überhaupt richtig geschlafen?“

„Ich …“ Dean schaute Sam in die Augen. Sie hatten sich Ehrlichkeit geschworen. Gerade gestern hatte er versprochen Sam zu sagen, wie es ihm ging.

„Irgendwie.“ Hilflos zuckte er mit den Schultern, schüttelte den Kopf und lehnte sich gegen die Arbeitsfläche. „Keine Ahnung.“ Er holte tief Luft. „Ich wusste immer wie es weitergehen sollte. Solange wir gejagt haben, war es nie wichtig weit in die Zukunft zu schauen. Irgendwann würde mich eins der Dinger erwischen, so wie jeden Jäger.“ Wieder zuckte er mit den Schultern.

„Mit der Amnesie wollte ich nur die Leere füllen und danach gab es die Feuerwehr und damit eine Zukunft, die ich gerne gelebt hätte. Jetzt? Jetzt hänge ich in der Luft. Da ist kein Ziel, keine Perspektive. Nichts. Ich fühle mich wie ein Blatt, das im Sturm vom Baum gerissen wurde.“

Er starrte auf den Boden. „Nutzlos“ Sam nahm Deans Gesicht in seine Hände und brachte ihn dazu, ihm in die Augen zu schauen.

„Du bist alles andere als nutzlos, Dean! Nichts bist du weniger als das!“

Er ließ Deans Kopf los, als er sah, dass seine Worte bei seinem Bruder angekommen waren. Dass er sie sofort bedingungslos glaubte, war eine aussichtslose Hoffnung, aber er würde darüber nachdenken und das reichte ihm im Moment.

„Ich würde dir gerne eine Antwort geben“, fuhr er fort, „würde gerne so hinter dir stehen, wie du immer hinter mir gestanden hast, allerdings fühle ich mich gerade auch etwas überfahren. Ich meine, ich habe schon mal darüber nachgedacht was und wo ich arbeiten möchte, aber ich hab noch nicht mal das erste Studienjahr durch und ich habe keine Ahnung. Reicht es dir, vorerst, zu wissen, dass wir zwei Wochen zu Bobby fahren können? Prof. Davenport braucht mich nicht und mit der Uni habe ich es auch geklärt.“

Dean nickte kurz. „Am Liebsten würde ich mich bei Bobby verkriechen und alles was mit Bloomington und Feuerwehr zu tun hat komplett vergessen!“

„Warum tust du es nicht?“, platzte es aus Sam heraus. Immerhin hatte er auch ein halbes Jahr bei Bobby und Jody gelebt. Es hatte ihm gutgetan und ihm auf einige Dinge eine andere Perspektive verschafft.

„Soll ich dich wieder alleine lassen? Außerdem wartet Stan auf eine Antwort.“ Fragend schaute er Sam in die Augen.

„Ich denke: Ja.“

„Du denkst?“

„Gibst du auch mir diese zwei Wochen?“

Dean schloss die Augen, presste die Zähne aufeinander und atmete tief durch. Nickend öffnete er die Augen wieder. „Ich weiß, dass du keine Entscheidung treffen kannst und rational gesehen, will ich das auch gar nicht von dir verlangen. Emotional will ich dich packen und dich zwingen ja oder nein zu sagen. Egal was. Nur ja oder nein, damit ich mich bewegen kann, einen Weg aus diesem Dilemma finden kann.“ Dean schaute seinen Bruder in die Augen. „Du musst nicht antworten, Sammy. Ich weiß, dass du es nicht kannst und ich Unmögliches verlange.“ Er ging zum Tisch. „Lass uns frühstücken, aufräumen und dann losfahren.“

Sam seufzte, bevor er nickte. Er fühlte sich schlecht, weil er seinem Bruder nicht helfen konnte. Dean hatte immer einen Weg wissen müssen, er hatte immer einen Weg gewusst und jetzt, wo er ihm helfen sollte, konnte er es nicht. Er hatte Gründe, gute Gründe, die Dean nicht nur akzeptierte sondern auch verstand, die für ihn schlüssig waren, trotzdem war er enttäuscht.

Sie saßen in einer Zwickmühle, die sich so schnell nicht lösen ließ. Vielleicht wusste Bobby ja Rat?

Das Frühstück verlief schweigend. Dean grübelte darüber nach, warum er so angefressen war. Warum ihm seine Kündigung so nah ging, wo sie doch alles andere als unerwartet kam. Hätte er sich nicht inzwischen damit abfinden müssen? Was ihn so richtig verunsicherte, war Sams Reaktion. Warum sagte er nicht ja oder nein? War es so schwer einen Job als Jurist hier in Bloomington zu bekommen? Warum wollte er das dann werden? Nein!

Er war ungerecht! Sam wusste doch erst seit gestern sicher, dass er den Schrottplatz übernehmen wollen würde. Er wusste seit gestern, dass er seinen Job bei der Feuerwehr geschmissen hatte! Wie sollte Sam eine jetzt schon Entscheidung haben, wenn er selbst eine Weile gebraucht hatte, um sich zu entscheiden und selbst jetzt war er sich ja noch nicht wirklich sicher.

Er sollte sich einfach nur auf Bobby und Jody freuen! Aber die Kündigung tat zu weh, als dass er irgendwo etwas Gutes sehen konnte. Er musste erstmal verkraften, dass sein Traum geplatzt war!

Konnte er das?

Er musterte seinen Bruder. Damals als der nach Stanford gegangen war, hatte er niemanden in seine Collegesuche mit einbezogen. Hatte er da auch mehrere Bewerbungen abgeben müssen? Wohl eher nicht. Sammy war gut! Das war er immer gewesen und er hatte bekommen, was er wollte. Irgendwie hat er immer erreicht, was er sich in den Kopf gesetzt hatte. War Sam nicht mehr so gut wie früher? Würde er auch kämpfen müssen, wenn es um eine Anstellung in einer Kanzlei ging? Sam war älter geworden. Spielte das für die Kanzleien auch eine Rolle?

Sam stellte sich ganz ähnliche Fragen. Warum hatte er nicht zugesagt, als Dean ihn fragte, ob er hierbleiben würde? Es gab genügend Kanzleien im Umkreis von Bloomington, bei denen er sich bewerben konnte. Selbst Indianapolis war nicht weit. Seine Noten lagen im oberen Drittel des Jahrgangs, auch wenn er viel dafür lernen musste. Er hatte auch die Möglichkeit zur Staatsanwaltschaft zu gehen. Wenn da nur nicht diese leise Stimme in seinem Hirn wäre, die ihn immer wieder erklärte, dass er weder in dem einen noch in dem anderen Bereich den Menschen wirklich immer helfen konnte. Als Anwalt zu arbeiten, sagte ihm mehr zu, allerdings musste er, wenn er in einer Kanzlei arbeitete, vielleicht auch Mandanten verteidigen, von deren Schuld er letztendlich doch überzeugt war. Konnte er sich eine eigene Kanzlei aufbauen? Aber was für Mandanten nahm er dann an? Nur von Pro Bono Fällen konnte er nicht leben und all ihre Kosten auf Dean abzuwälzen war keine Option. Obwohl der es wohl kommentarlos übernehmen würde. Nein! So ging es nicht! Auch er würde die Zeit bei Bobby nutzen, um sich über seine Zukunft klarer zu werden. Und er konnte mit Jody reden. Als Sheriff konnte sie ihm sicher einiges erklären, bei dem er sich noch unsicher war.

Schweigend saßen sie am Tisch und hingen ihren Gedanken nach. Erst als Sam aufstand und begann den Tisch abzuräumen hielt Dean ihn auf: „Geh du duschen, ich mach hier fertig.“

Sam musterte seinen Bruder, dann nickte er und verschwand im Bad.



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