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Kill this Killing Man (III)

Ein neuer Anfang
von

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Hope

051) Hope
 

Schweigen breitete sich am Tisch aus.

Sam wurde immer unruhiger. Seinen Bruder dabei zu beobachten, wie der mit stumpfem, sich im Nichts verlierenden Blick, immer wieder Zuckerstreuer und Milchkännchen hin und her schob, machte ihn fast wahnsinnig.

„Dean“, begann er leise und legt seine Hand auf dessen Arm. „Sag es einfach. Ich sehe doch, dass dich etwas quält. Wir finden eine Lösung!“ ‚Hoffentlich‘, fügte er stumm hinzu.

Endlich klärte sich Deans Blick und kam in die Wirklichkeit zurück. Traurig sah er Sam in die Augen. Es gab keine Lösung zu finden. Er musste Sam sein Versagen beichten. Egal was Reed gesagt hatte. Er war derjenige, der nicht durchgehalten hatte, derjenige der aufgegeben hatte. Er war der Versager, den John Winchester schon immer in ihm gesehen hatte. Nur gut, um Befehle zu empfangen und diese auszuführen, aber selbst das hatte er dieses Mal nicht gekonnt.

Er schluckte und bekam eine Gnadenfrist, weil die Kellnerin ihre Bestellung brachte.

„Das hab ich nicht ...“, begann er, mit einem Blick auf all die süßen Köstlichkeiten.

„Aber ich“, lachte Sam, nur um gleich wieder ernst zu werden. Auffordernd und ermutigend blickte er seinem Bruder in die Augen.

Der atmete noch einmal tief durch, schluckte, nahm einen Schluck Kaffee und schluckte erneut hart.

„Ich hab meine Kündigung eingereicht!“, sagte er und starrte in seine Tasse, als gäbe es auf deren Grund die Lösung aller Probleme zu finden. „Ich weiß, ich hätte erst mit dir reden sollen, aber gestern war irgendwie alles gegen uns und ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Ich hätte nicht noch eine Schicht ...“

Jetzt war es an Sam zu schlucken. „Du hast ...“ Er hatte es befürchtet. Ihre Bemühungen waren umsonst gewesen! Dean hatte lange durchgehalten, so wie er aussah zu lange und doch hatte es für sie nicht ausgereicht! Er hätte eher anfangen müssen!

„Es tut mir so leid, Dean. Das war dein Traumjob. Nicht nur weil Mom im Feuer gestorben ist und nicht nur, weil es dem, was wir bisher gemacht haben so nahekam. Ich habe gesehen, wie glücklich du in der zweiten Schicht warst.“ Sam legte seine Hand auf Deans. „Aber warum bist du dann noch arbeiten gegangen?“

Deans Blick huschte zu Sam und blieb an ihm kleben. Keine lange Rede? Keine Verurteilung? Keine Missachtung? Sam verstand ihn!

Er nahm noch einen Schluck: „Ich hatte irgendwie immer noch gehofft, dass der Lehrgang etwas ändert. Dass sie ...“, er schnaubte. Der Lehrgang hatte etwas geändert. „Samstag haben sie mich Treppen rennen lassen und als sie zu den Einsätzen gefahren sind, musste ich in der Wache bleiben und gestern? Sie haben die Schlauchwäsche mit Altöl und was weiß ich noch, versaut und ich musste die wieder putzen. Es hätte sich nie etwas geändert und ich wollte nicht noch tiefer sinken. Ich ...“ Er schüttelte den Kopf und hoffte, dass Sam ihn auch so verstand.

Sam schwieg. Er wollte Dean so gerne erzählen, was Pratt, Everwood und er unternommen hatten, um ihm zu helfen, doch dann würde sich Dean noch schlechter fühlen. Sie hatten beide mal wieder geschwiegen, um den anderen zu schützen. Und jetzt? Wie konnte er Dean aufbauen? Wie konnte er ihm helfen? Wie konnte er ihm wirklich helfen?

„Wir müssen an unserer Kommunikation arbeiten, Dean“, sagte er ernst. „Ich bin erwachsen und du musst mich nicht schützen, nur weil du mir die Freude daran nicht verderben willst, doch noch Jura studieren zu können, oder weil du Angst hast, mir die letzte Chance zu zerstören. Deine Probleme mit dieser Wache gingen viel tiefer, als du mir erzählt hast. Bitte! Du musst das nicht alleine durchstehen! So hat das vielleicht funktioniert als ich noch klein war. Jetzt sind wir gleichberechtigt. Wir leben zusammen und ich will mich nicht nur mit dir freuen, ich will dir auch in schlechten Zeiten beistehen und nein, das war kein Heiratsantrag, ich habe mich damit abgefunden, dass du nur dein Baby liebst!“

Ungewollt kräuselten sich Deans Mundwinkel zu einem Lächeln.

Schnell wurde er jedoch wieder ernst. „Darin Probleme voreinander zu verbergen, sind wir Meister. Daran müssen wir wohl beide noch arbeiten. Ich auf jeden Fall mehr als du“, gab er zu. „Aber wie hättest du mir den helfen wollen, mehr als du es getan hast?“

„Es geht nicht darum, ob ich dir mehr helfen, oder ob ich dir gar eine Lösung anbieten kann. Meistens reicht es schon, sich das, was einen quält, von der Seele zu reden.“ Sam musterte seinen Bruder eindringlich. Vielleicht war er ja doch endlich zu ihm durchgedrungen.

Dean starrte eine Weile vor sich hin, bevor er langsam nickte. „Ich weiß es nicht Sam. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich wirklich noch weiter öffnen kann. Ich meine, Du hast gefragt und ich habe dir einen Teil erzählt. Ich weiß nicht, ob ich mich weiter drängen lasse, ob ich dann mehr erzählen werde, oder ob ich dicht mache. Ich ... es sitzt so tief drin dich zu schützen ... Bitte sei nicht böse, wenn ich dicht mache, wenn du fragst. Ich weiß, dass du hartnäckig bist.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Sei mir bitte nicht böse, wenn ich dann auf stur schalten sollte. Ich versuche mich zu ändern.“

Sam nickte. Dean war ehrlich, das wusste er zu schätzen. Er nahm einen Schluck Kaffee und überlegte, wie er darauf antworten konnte, als sein Bruder plötzlich weitersprach und seine Gedanken in eine ganz andere Richtung lenkte:

„Mir spukt so viel durch den Kopf. Ich ... Ich denke immer noch über Stans Angebot nach. Geld, um ihm den Schrottplatz abzukaufen wäre ja da. Ich könnte einen Lehrgang über Buchführung besuchen und Stan ist ja auch noch bis August da.“ Wieder suchte Dean seinen Blick. „Es ist nur, wenn du nach deinem Studium hier weggehst, will ich auch nicht bleiben. Nicht ohne dich und schon gar nicht alleine hier in Bloomington! Aber wenn ich den Schrottplatz übernehmen würde, würde ich den wohl nicht wieder los werden ...“ Deans Blick wanderte zum Fenster und kam zu Sam zurück. „Du müsstest deine Lebensplanung also hier in Bloomington verwirklichen wollen. Ich will nicht bleiben, wenn du nicht bleibst. Verstehst du? Ich ...“ Dean zuckte mit den Schultern und schaute noch einmal kurz zu Sam, bevor er seinem Kaffee nahm, einen Schluck trank und als er die Tasse wieder abgestellt hatte, nach einem Cupcake griff. Mit banger Erwartung schaute er wieder zu seinem Bruder, schüttelte den Kopf und starrte auf das Gebäckstück in seiner Hand, so als wüsste er wieder wie das dahin gekommen war noch was er damit anfangen sollte.

„Ich fühle mich, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggerissen. Am liebsten würde ich zu Bobby fahren und mich da verkriechen. Mit ihm an Autos schrauben ... Irgendwann hätte ich ja vielleicht auch eine Idee, wie es weitergehen soll. Ich ...“ Er legte den Cupcake weg und begann wieder damit Zucker und Milch hin und her zu schieben.

Sam trank einen Schluck Kaffee, dann setzte er die Tasse ab. Er war im ersten Studienjahr und hatte noch keinen Gedanken daran verwendet, wie es später weitergehen sollte. Er verstand Deans Beweggründe. Trotzdem hatte er keine Ahnung, was er jetzt antworten sollte.

„Lässt du mir Zeit, um darüber nachzudenken?“

Dean nickte. Er würde jetzt eh zu keiner Entscheidung kommen, obwohl er diese Sicherheit gerade jetzt gerne hätte. Er holte tief Luft und begann wieder Zucker und Milch hin und her zu schieben.

Sam legte seine Hand erneut auf Deans, um ihn dazu zu bringen, ihn wieder anzusehen. Etwas an Deans Aussage störte ihn und er wollte jetzt wissen, ob er ihn richtig verstanden hatte.

„Du hast gesagt, du hast deine Kündigung eingereicht. Du hast nicht gesagt, ich habe gekündigt.“ Er hatte gelernt zwischen den Zeilen zu lesen. Vor allem bei seinem Bruder waren solche Kleinigkeiten manchmal von großer Bedeutung. War es jetzt auch so?

Dean atmete tief durch, bevor er nickte. „Ja, ich habe sie eingereicht. Chief Reed wollte wissen warum. Er kann ziemlich hartnäckig sein.“, Dean schnaubte. „Ich habe ihm einiges erzählt und Beweise dafür gegeben. Ich weiß nicht, was er damit macht und eigentlich ist es mir auch fast egal.“ Er zuckte mit den Schultern und schüttelte gleich darauf den Kopf. Nein eigentlich war es ihm nicht egal. Eigentlich wollte er Feuerwehrmann sein, doch das hatte sich ja wohl erledigt. Egal was der Chief gesagt hat. Wer wollte schon einen Versager in seinen Reihen? Wer wollte schon mit einem Verräter zusammenarbeiten? Er biss sich auf die Unterlippe. „Ich ...“

„Du hast dem Chief Beweise gegeben?“, hakte Sam nach. Er fühlte sich ertappt. Woher wusste Dean von ihrem Plan, woher hatte er die Beweise?

„Du hattest irgendwann gesagt, dass du ohne Beweise nichts tun könntest, damals, als du mit Prof. Davenport gesprochen hattest.“ Dean schaute kurz auf. „Ich hab meistens das Handy mitlaufen lassen und so einiges an Sprachaufnahmen aber auch Filme gesammelt. Keine Ahnung, was Reed jetzt damit macht.“

Sam strahlte seinen Bruder an. „Ich bin stolz auf dich!“

„Warum, ich ... Ich bin ein Verräter!“

„Nein! Niemand, der unzumutbare Zustände anprangert, ist ein Verräter!“ Sam schüttelte den Kopf. „Du bist keiner! Aber ich hatte dich unterbrochen.“

„Ja, ich ...“ Dean überlegte kurz, was er sagen wollte. ‚Ach ja!‘ „Der Chief hat mich um zwei Wochen Bedenkzeit gebeten. Er will versuchen mich auf einer anderen Wache unterzubringen.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob ich das annehmen will. Ich weiß nicht, ob ich wirklich noch als Feuerwehrmann arbeiten will, kann. Ich weiß nicht mal ob ich den Schrottplatz wirklich will ... Wenn du nicht hier bleibst ...“ Er rieb sich müde über das Gesicht.

„Im Moment ist alles nur schwarz und trist. Wenn du nicht studieren würdest, würde ich zu unserem alten Leben zurückkehren!“ Niedergeschlagen starrte er auf seine Hände und kaute auf seiner Unterlippe.

„Nur das nicht!“, wehrte Sam ab. Er glaubte zwar nicht, dass Dean wirklich zum Leben als Jäger zurück wollte, aber ein Bisschen Unterstützung wäre wohl nicht verkehrt, nicht dass Dean aus einem Reflex heraus wirklich wieder in ihr altes Leben abrutschte. Er würde sich das nie verzeihen können und er würde nicht ruhig irgendwo sitzen können, wenn er Dean auf der Straße wusste.

„Warum fahren wir für diese Bedenkzeit nicht einfach zu Bobby? Er würde sich freuen, Jody auch und du kämst auf andere Gedanken.“ Sioux Falls, der Schrottplatz aber vor Allem Bobby und jetzt wohl auch Jody wären genau das Richtige, um Dean aufzufangen und ihn wiederaufzubauen. Er hatte ja eh damit gehadert, nicht die Zeit gehabt zu haben sich dort über sein weiteres Leben klar zu werden und vielleicht könnte der eine oder andere Schrotthaufen unter Deans Händen ihm auch bei der Entscheidung helfen, ob er Stans Angebot annahm oder nicht. Aber so wie es Dean gerade ging, würde er ihn auf keinen Fall alleine fahren lassen. Der käme glatt auf den Gedanken wirklich abzuhauen und als Jäger unterzutauchen und das wäre für niemanden gut.

„Du bist mitten im Studium!“, platzte Dean hervor. Er konnte die mitschwingende Hoffnung nicht ganz unterdrücken.

„Eine oder auch zwei Wochen kann ich verpassen. So wichtig ist es gerade nicht. Wir wiederholen eigentlich nur. Vielleicht bekomme ich einen Praktikumsplatz nicht, was schade wäre, dann aber eben nicht zu ändern. Meine Hausarbeit habe ich schon vor über einer Woche eingereicht.

Tylor und Mity können für mich mitschreiben und mir durchgeben was für Fälle und Paragraphen sie auseinandernehmen. Meine Bücher kann ich mitnehmen, und ich rede mit Professor Davenport. Jetzt bist du wichtiger! Also? Was sagst du?“

Die gerade noch glimmende Hoffnung wuchs sich zu einem Buschfeuer aus. Trotzdem überwog die Skepsis in Deans Blick und Sam konnte es verstehen.

„Wir bezahlen und fahren Heim, dann telefoniere ich mit dem Professor. Danach sehen wir weiter, okay?“, schlug er also vor.

Dean nickte stumm. Er trank den letzten Schluck kalten Kaffee und stellte die Tasse ab. Sam winkte der Bedienung.

„Können Sie uns die einpacken?“ Sam zeigte auf die Süßigkeiten. „Mein Bruder hatte wohl doch nicht so viel Hunger.“

„Ich dachte schon es würde nicht schmecken“, stellte sie mit leichter Skepsis in der Stimme fest.

„Sie schmecken hervorragend und wir kommen bestimmt wieder! Es lag nicht an Ihnen“, beschwichtigte Sam Amelia und griff zu einer Notlüge. „Mein Bruder hat Liebeskummer und der hat ihm auf den Appetit geschlagen.“

Den bösen Blick, den Dean ihm zuwarf, ignorierte er gekonnt.

Er zahlte und folgte seinem Bruder mit einem Karton voller Köstlichkeiten. Irgendwann würde er die wohl doch essen.



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