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Ein Austausch mit Folgen

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Das Duell ist vorbei, und die Heimkehr steht an - nicht ohne einige Überraschungen.

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Mein Weihnachtsgeschenk

Der Flug nach Hause verlief recht ereignislos. Kaiba hatte mit seinen PR-Leuten zu tun, die ihn für seine brillante Duellführung lobten, während Mokuba und ich gemütlich gegeneinander irgendein sinnloses Game spielten. Pegasus´ Brief wollte ich noch nicht lesen. Mir die Heimkehr zu versauen, war nicht in meinem Interesse. Stattdessen plapperte Mokuba wild auf mich ein, wie cool er doch das Duell am Ende gefunden habe, und wie selbstsicher ich dabei gewesen sei. Letzteres konnte ich nicht ganz unterschreiben, war mir doch öfters das Herz in die Hose gerutscht. Irgendetwas hatte der Kleine in mir ausgelöst. Ohne ihn hätte ich mit der Exodia nie angegriffen.
 

Wir setzten pünktlich um 18:00 Uhr japanischer Zeit zur Landung an. Eine schwarze Limousine wartete auf uns, und kutschierte das gesamte Team, die PR-Leute miteingeschlossen, zur Kaibavilla. Kaum war ich ausgestiegen, so hatte ich schon jemanden am Hals kleben. Entgegen meiner Vermutung war es nicht Joey, sondern Serenity. Ich hatte Mühe, mich von ihr nicht erdrücken zu lassen. Einen Kuss auf die Wange später ließ sie mich endlich los und strahlte mir mit ihren rehbraunen Augen entgegen, die denen ihres Bruders so sehr glichen. „Du warst der absolute Wahnsinn!“ Ich hob fragend meine Brauen und schrägte den Kopf. „Beim Duell gegen diese Mönche, da hast du so gut ausgesehen! So selbstsicher! Meine Freundinnen haben schon sturmgeläutet, ob du noch zu haben bist.“
 

Ich schmunzelte verlegen und machte ein wenig Platz, damit Mokuba auch aussteigen konnte. „Er war irre. Du hättest ihn beim Duell gegen Pegasus sehen sollen!“ Beide tauschten sich energisch aus, was mich zu einem amüsierten Kopfschütteln bewegte. Ich hatte wohl das genaue Gegenteil erreicht: Jetzt würden mich erst Recht x Leute herausfordern wollen.
 

„Wir haben exakt Ihre Worte an die Presse weitergegeben, Herr Kaiba. Die Medien überschlagen sich“, rissen mich die Worte eines Fremden von meiner Beobachtung weg. Ein Butler stand neben dem CEO, der auf der anderen Seite ausgestiegen sein musste, und hielt ihm schon fast demütig die morgendliche Ausgabe der örtlichen Zeitung hin. „Protegé von Seto Kaiba besiegt Maximilien Pegasus im Alleingang – Dreiergestirn aus König der Spiele, CEO der Kaiba-Corp und dem Exodia-Duellanten wird beim nächsten Turnier erwartet.“
 

„Exzellent, Oikawa. Das haben Sie gut gemacht. Sie und Ihre Kollegin haben für die restliche Woche frei.“ Sowohl Frau Mizukawa, als auch Herr Oikawa, verbeugten sich, und verließen das Anwesen durch das große Eisentor. „Dreiergestirn? Du, Yugi und ich?“ Ich lachte traurig. Hatte Kaiba überhaupt eine Ahnung, was er da lostrat? „Es geht darum, das medienwirksamste Ergebnis zu erzielen. In unserem Fall haben wir das zweifelsohne erreicht“, antwortete Kaiba und griff in seine Manteltasche. Wortlos hielt er mir einen Schlüssel entgegen. „Was soll ich damit?“, fragte ich ihn und hielt reflexartig die Hand auf, als er den Schlüssel fallen ließ. „Dein Weihnachtsgeschenk“, entgegnete der CEO kühl, und ging dann, begleitet von seinem Butler, der leise auf ihn einredete, ins Anwesen.
 

„Komm!“, riefen Mokuba und Serenity gleichzeitig, und zogen mich hinter ihnen her. Mein Weihnachtsgeschenk? Ich hasste diese Sorte von Überraschungen. Beinahe widerstandslos ließ ich mich ins Anwesen schleifen. Dort führten mich Serenity und Mokuba durch die Villa, nur um vor einer Ebenholztür anzuhalten. Ich rieb mir die Augen und schüttelte den Kopf. In goldener Zierschrift war mein Name ins Holz eingelassen worden. „David Pirchner“, stand auf der Tür. Meine Begleitung kicherte amüsiert ob meiner Reaktion. „Na los, sperr schon auf“, forderte mich Mokuba auf. Der Schlüssel glitt wie von selbst ins Schloss.
 

Mir bot sich ein Anblick, wie man ihn normalerweise in den nobelsten Luxushotels erwartete. Alleine das Doppelbett, welches rechts an der Wand stand, hatte wahrscheinlich mehr gekostet, als die Jahresmiete meiner Wohnung. Je länger ich mich umsah, desto weiter klappte mir die Kinnlade herunter. Serenity hielt sich die Hand beim Lachen vor den Mund: „Haargenau wie Joey.“ Was sollte das jetzt wirklich bedeuten? „Das ist ein Witz, oder?“, fragte ich, und lugte zu Mokuba hinab, der breit grinsend den Kopf schüttelte. „Frohe Weihnachten, großer Bruder.“ Damit umarmte er mich fest. „Rühr dich nicht, ich habe noch etwas für dich.“ Blitzschnell verschwanden die beiden Plagegeister und ließen mich alleine.
 

Der Fernseher, der gegenüber vom Bett montiert worden war, hatte eine Bildschirmdiagonale, die wahrscheinlich meiner Körpergröße entsprach. Der Schreibtisch aus Kirschholz hatte dem Tischler wahrscheinlich ein nettes Sümmchen Geld eingebracht. Nach und nach offenbarten sich immer mehr Dinge. Der Laptop musste ein kleines Vermögen gekostet haben. Die Schränke waren riesig, mit genügend Platz für die Kleidung von drei Familien. Mir wurde erst langsam klar, was man dir eigentlich geschenkt hatte.
 

Poster an den Wänden, die den Schwarzen Magier zeigten, oder den Schwarzen Rotaugendrachen, wie er sich majestätisch aufbäumte, zierten die dunkel gestrichenen Wände. Das sauber zu machen, musst eine Heidenaufgabe sein. Dazu Spielkonsolen, Teppiche, Zierpflanzen, ein Bücherregal – es fehlte noch der Whirlpool, und ich wäre mir nicht sicher gewesen, ob man mich in eine Luxussuite der Extraklasse verfrachtet hatte. Ein vorsichtiger Blick ins Badezimmer präsentierte mir den nächsten Wahnsinn: Eckbadewanne, Toilette, Waschbecken – alles dunkler Stein oder Keramik. War das wirklich der Ernst von Kaiba? Wie hatte Mokuba ihn dazu gebracht? Hieß das überhaupt, was ich vermutete?
 

„Tut es“, beantwortete Kaiba meine letzte Frage, die ich wohl laut ausgesprochen haben musste. Ich zog den Kopf aus dem Badezimmer und schüttelte den Kopf: „Das ist unmöglich. Ich weiß, du willst mich nicht in deiner Nähe haben. Außerdem läuft mein Mietvertrag noch, und…“ Der CEO unterbrach mich mit einer Geste seiner linken Hand: „Der Mietvertrag läuft mit 31. Dezember aus. Du erhältst deine Kaution zurück, und deine Sachen werden bereits übersiedelt.“ Es musste einen Haken geben. Was wollte Kaiba von mir? „Mokuba hat sich gewünscht, dass du in seiner Nähe sein kannst.“ Verlegen schob ich meine Hände in die Hosentasche: „Kaiba, das kann nicht dein Ernst sein. Ich meine, wenn du diese Räume vermietest, nimmst du eine Stange Geld ein. Ich kann dir nicht einmal eine angemessene Anzahlung leisten.“
 

Kaibas Lippen kräuselten sich amüsiert: „Denkst du wirklich, ich wäre auf dein Geld angewiesen?“ Das „Ich“ betonte er besonders. Natürlich war er das nicht, aber in Kaibas Gunst zu stehen, wollte ich nicht unbedingt mehr, als es sein musste. „Wir haben strikte Regeln bezüglich der Wäsche und des Essens. Man wird dich noch einweisen.“ Essen? Wäsche? „Kaiba, ich will nicht…“ Der CEO bedeutete mir erneut, den Mund zu schließen. „Es ist unerheblich, was du willst, oder ich will. Mokuba hat diesen einen Wunsch geäußert, und ich werde ihn ihm erfüllen. Wage es nicht, meinen kleinen Bruder unglücklich zu machen.“ Mit Mühe konnte ich mir den bissigen Kommentar, der mir auf der Zunge lag, hinunterschlucken. Stattdessen senkte ich meinen Kopf und murmelte ein leises „Danke“.
 

„Danke nicht mir, sondern meinem kleinen Bruder.“ Kaiba nickte kurz, bevor er Serenity und ihrer Begleitung Platz machte. Mokuba hielt mir dann Paket entgegen. „Frohe Weihnachten!“ Drehten jetzt alle am Rad? War das nicht schon genug Geschenk gewesen? Überfordert nahm ich das Päckchen entgegen und riss es auf. Es war eine Schachtel, deren Inhalt mich beinahe sabbern ließ. „Ihr seid ja alle wahnsinnig“, lachte ich leise und setzte mich auf die Bettkante. Es waren Laufschuhe, aber nicht irgendwelche: Meine Freunde hatten alle darauf unterschrieben. „Probier sie an“, forderte mich das dynamische Duo auf.
 

Alleine das Muster war einzigartig. Beide hatten ein Rotauge als Gesicht an der Spitze. Pechschwarz wie sie waren, schienen sie fast schon im Zimmerlicht ein wenig zu glänzen. Mit einem weißen Stift hatte man überall einen Namen hingekritzelt – sogar Bakura hatte unterschrieben. Der Tragekomfort war himmlisch. Sie waren leichter, als alle, die ich bisher mein Eigen nennen durfte. Probeweise machte ich einige Sprünge, und lief durchs Zimmer, nur um Mokuba und Serenity dann in die Arme zu nehmen: „Spinner“, schmunzelte ich.
 

„Ich glaube, da möchte dich wer sehen“, sagte Serenity nach einer Weile und löste sich gemeinsam mit Mokuba von mir. Beide winkten Joey lächelnd zu, ehe sie sich aus dem Zimmer verdrückten und uns alleine ließen. Mein Freund schloss die Tür hinter sich, und einen Augenblick später hielten wir uns eng umschlungen fest. „Ich habe dich vermisst“, hauchte er mir leise ins Ohr, was mich nur dazu bewog, meine Finger in sein Shirt zu krallen. „Ich dich auch“, flüsterte ich und drückte meine Wange an seine Brust. Wir standen eine Weile so da, bevor wir uns voneinander lösten, und zum Bett gingen. Beide saßen wir auf der Bettkante und sahen uns tief in die Augen. Irgendetwas hatte sich verändert.
 

„Du erinnerst dich, oder?“, fragte ich leise nach. Joey bestätigte meine Vermutung mit einem angedeuteten Nicken. „Du kannst dich genauso ändern, oder?“ Ich verstand, was er meinte. „Ja, kann ich.“ Joey griff nach meiner Hand und verwob seine Finger mit meinen. „Wen von euch liebe ich nun?“ Ich biss mir auf die Lippen. „Beide“, antwortete ich knapp. Wenn er sich wirklich erinnern konnte, mochten es auch nur Bruchstücke sein, dann konnte ich mir denken, was in ihm vorging. Mein Daumen strich sanft über Joeys Handrücken. Er schien sich wirklich zu freuen, mich zu sehen, aber da war noch mehr in seinem Blick: Trauer, Wut, Schuld.
 

„Ich…“, begann er, wurde dann aber sogleich von mir unterbrochen. Meine Lippen schmiegten sich sanft an die seinen, und ich legte ihm meine freie Hand in den Nacken. Der Kuss war zärtlich, und in ihm lag so viel von der Liebe und Geborgenheit, nach der wir beide uns so sehr sehnten. „Du musst dich für nichts entschuldigen, oder an früher denken“, sagte ich, als sich unsere Lippen einen Millimeter voneinander entfernten. „Nichts was war, hat jetzt Bedeutung. Ich liebe dich, von ganzem Herzen, so wie du bist.“ Mit der Hand von seinem Nacken strich ich ihm über die Wange. Dabei konnte ich die ersten Tränen spüren, die sich ihren Weg bahnten. „Sch, es gibt nichts, worüber du weinen müsstest, Joey.“ Beschämt schlug der Blonde die Augen nieder. „Es stimmt, oder?“ Natürlich stimmte es.
 

„Schatz“, begann ich leise, und versuchte dabei, so gut es ging, seine Tränen zu trocken: „Ich weiß nicht, an was du dich erinnerst, aber, du hast mir damals versprochen, dass wir uns wiedersehen. Das hast du gehalten.“ Mit sanfter Gewalt, bedingt durch meine Finger, die sein Kinn nach oben drückten, zwang ich ihn, mir in die Augen zu schauen: „Joey? Mein letzter Moment galt dir. Denkst du, ich würde über Dinge, an die ich mich selbst nicht wirklich erinnere, die wie eine ferne Welt wirken, nachdenken? Ihnen eine Bedeutung zumessen, die meine Gefühle zu dir beeinträchtigen?“ Seltsamerweise musste ich lächeln: „Du bist so wunderschön, und wenn jemand beschämt sein sollte, dann ich.“
 

Geräuschvoll zog Joey die Nase hoch und wischte sich mit dem Ellenbogen über die Augen. „Red keinen Stuss“, brummelte er dabei. Ich griff nach seinen Handgelenken und drückte seine Arme so sanft nach außen. „Joey? Hast du mein Gedicht gelesen?“ Meine Frage wurde mit einem stummen Nicken beantwortet. „Versprichst du mir etwas?“ Joey sah wieder auf. „Lies es noch einmal, immer wieder, so lange, bis diese unnötigen, negativen Gefühle verschwinden.“ Mein Freund öffnete den Mund, und schloss ihn dann wieder, nur um zu grinsen. „Romantiker“, murmelte er und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Mit einem Bärenhunger“, entgegnete ich amüsiert. Wir warteten noch eine Weile, bis auch die letzten Anzeichen von Joeys Weinen einigermaßen aus seinem Gesicht verschwunden waren, ehe wir uns auf den Weg zum Esszimmer machten. Ich hoffte, der Koch hatte irgendetwas zubereitet, was mir schmeckte; andererseits hätte ich wahrscheinlich auch gebratene Heuschrecken mit Schneckenschleim vertilgt, so einen Hunger hatte ich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Satra0107
2019-02-25T11:26:10+00:00 25.02.2019 12:26
Haha, anscheinend können die Älteren Mokuba echt nichts abschlagen.
Nur wird David auf Dauer glücklich in so einer großen Villa? 🤔
Antwort von:  SuperCraig
25.02.2019 13:01
Das sehen wir, wenn er einmal länger in dieser Umgebung sein Dasein fristen darf. :P

Mokuba weiß genau, was er machen muss, um seinen Willen durchzusetzen, dabei ist auch Kaiba keine Ausnahme.


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