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Mosaik

Urban Fantasy Thriller
von

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[20.11.2011 – F10 – Verrat]

Pakhet hatte ein billiges Restaurant, ein Restaurant, in das normale Leute gingen ausgewählt. Zum einen, weil es hier für die normalen Besucher auffälliger sein würde, wenn etwas nicht stimmte, zum anderen, weil sie hier bewaffnet hinkonnte, weil es hier nicht auffiel, wenn sie ihre Weste und darüber die Lederjacke trug. Hier dachte niemand darüber nach, hinterfragte es niemand.

Sie wünschte sich nur, Heidenstein wäre ähnlich ausgerüstet. Sie wünschte sich, sie müsste sich weniger Sorgen um ihn machen. Warum musste dieser Idiot nur mitkommen?

Er ging nervös neben ihr, als sie vom Wagen, den sie zwei Blocks entfernt geparkt hatten, zu dem italienisch-afrikanischen Restaurant gingen. Ungewöhnliche Mischung, doch es war egal. Sie war nicht wegen dem Essen dort. Sie hatte andere Anforderungen gehabt.

Das Restaurant lag an einem Block, wo sich ein Imbiss an den nächsten, ein Restaurant an ein weiteres reihte. Eine übliche Fressmeile. Die meisten Städte hatten sie.

Sie hatte den Wagen entfernt geparkt, um es unwahrscheinlicher zu machen, dass jemand den Wagen zuparkte. Wenn sie fliehen mussten und ihre Angreifer wussten, in welchem Wagen sie gekommen waren, wäre es sonst ein einfaches, ihren Fluchtweg zu blockieren. Der Nachteil blieb: Sie mussten ein Stück laufen. In diesem Fall auf einer relativ breiten Straße, die für ein Feuergefecht Vor- und Nachteile haben würde. Immer wieder schaute sie zu den Dächern der größtenteils drei- bis vierstöckigen Gebäude. Um sicher zu gehen, dass hier niemand war. Doch wusste sie zu genau, dass nur weil sie niemanden sah, es nicht bedeuten musste, dass da niemand war.

Da war das Restaurant. Sie waren eine Viertelstunde zu früh. Es gab ihnen hoffentlich eine Möglichkeit die Situation besser zu beobachten.

Unter ihrer Jacke trug sie gleich zwei Waffen verdeckt: Die Dartpistole und ihre normale Pistole. Dazu jeweils ein zusätzliches Magazin und drei weitere Darts, die sie in einer vermeintlichen Handytasche am Gürtel verstaut hatte. Sie hatte angefangen die kleinen Spritzen auch als Nahkampfwaffe schätzen zu lernen.

Ebenfalls in ihrer Hose versteckt, war ein kurzes Kampfmesser. Ein weiteres war in ihrem Schuh versteckt.

Ja, sie war gut vorbereitet, doch sie war sich sicher, dass ihr Gegner das auch wäre.

Sie erreichten das kleine Restaurant, das an der Ecke des Blocks lag. Wie bei Restaurants üblich, besaß es eine größere Glasfassade, auf dem der Name breit abgedruckt war.

Sie holte tief Luft, betrat dann das Restaurant.

Kurz strich Heidenstein über ihre Schulter – offenbar in einer beruhigenden Geste. Ach, warum musste er das nur tun?

Sie sah zu ihm, sagte jedoch nichts. Ging stattdessen zu einem Tisch auf mittiger Höhe des Restaurant, das die Tische in zwei Ringen angeordnet hatte: Einen inneren und einen äußeren. Im inneren waren alle um eine Art Insel aufgestellt, mit halbrunden Sitzbänken an jedem Tisch. Sie nahm an einem dieser Platz, den Blick auf den Eingang des Restaurants gerichtet.

Fuck.

Sie mochte die Situation noch immer nicht. Was würde jetzt passieren?

„Beruhige dich“, flüsterte Heidenstein und griff nach ihrer Hand.

Sie biss sich auf die Lippen. Gerne hätte sie etwas gesagt, hätte ihn abgewiesen, doch sie tat es nicht, starrte stattdessen nur auf die Eingangstür.

Eine Kellnerin kam, nahm eine Bestellung entgegen. Pakhet achtete nicht einmal darauf, was sie genau bestellte. Sie wusste es später eh nicht mehr. Sie war nicht hier zum Essen. Im Gegenteil. Essen konnte gefährlich sein. Essen konnte vergiftet sein. Deswegen trank sie nur ein Wasser.

Sie beobachtete weiter die Tür, sah Leute kommen, Leute gehen. Viele von ihnen Familien. Fuck. Sie wollte nicht noch mehr Leute mit hereinziehen.

Zumindest wirkte es nicht so, als hätte Nel hier seine Leute bereits positioniert. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er ganze Familien für so etwas anheuerte. Aber das hieß auch, das sie Unbeteiligte waren.

Verdammt.

Da. Draußen fuhr ein Polizeiwagen vorbei. Dann noch einer. Auffällig. Vielleicht nur eine Streife. Sie wäre jedoch jede Wette eingegangen, dass es etwas anderes war, spannte sich an.

Verdammt. Sie hasste es so blind in eine Situation reinzugehen.

Wieder ein auffälliger Wagen. Ein gesichertes Model. Ein BMW. Er fuhr langsam. Konnte er das sein?

Pakhet wusste es nicht. Sie hasste es, Dinge nicht zu wissen. Sie hasste es, sich wie in der Falle zu fühlen. Oh, verdammt. Was tat sie hier nur.

Wieder berührte Heidenstein sie, sah sie besorgt an. „Ruhig.“

„Ich bin ruhig“, flüsterte sie.

„Du bist angespannt“, erwiderte er.

„Natürlich bin ich angespannt.“

„Willst du ihm die Genugtuung geben?“

Sie holte tief Luft, versuchte sich zu entspannen. „Du hast Recht.“ Dennoch spürte sie die Nervosität. Wieder sah sie auf die Tür, gerade früh genug, um zu sehen, wie ein afrikanischer Mann, zusammen mit zwei kräftigen Männern und einer sehr vertrauten Gestalt durch die Tür kam.

Sie hatte Recht gehabt. Es war Michael gewesen.

„Fuck“, zischte sie, als Michael sich im Laden umsah, sie erkannte und übertrieben freudig winkte.

„Da bist du ja, Pakhet“, meinte er.

Wie Nel trug er ein einfaches Hemd. Wie bei Nel zeichnete sich darunter eine dünne Weste ab. Da Michael seinerseits nicht magisch war, wohl eher ein traditionelles Modell. Es hätte sie auch nicht überrascht, wäre Nels Hemd selbst schusssicher gewesen.

Michael wollte neben ihr auf die Bank rücken, doch sie machte ihm keinen Platz. Sie wollte am Rand bleiben, so dass sie im Notfall aufstehen und fliehen konnte.

Allerdings hatte der Tisch ohnehin keinen Platz für sechs Personen – etwas, das auch Nel zu erkennen schien. Er musterte sie für einige Sekunden aus dunklen Augen, setzte dann jedoch ein falsches Lächeln auf und winkte den beiden einfach bekleideten Typen, die ihn begleiteten und fraglos seine Bodyguards waren, zu. „Lasst uns doch an einen der anderen Tische setzen, wo wir nicht drängeln müssen.“

Pakhet fluchte. Sie wollte dieses Treffen bestimmen, sie wollte die Kontrolle haben. Doch natürlich hatte sie es nicht.

Schon saßen sie an einem etwas länglichen Tisch, direkt am Fenster.

Wieder sah sie hinaus. Draußen war nichts auffälliges, aber das musste nichts heißen. Verdammt.

Sie fixierte Nel über den Tisch hinweg. Der Mann war leicht untersetzt, jedoch nicht wirklich übergewichtig. Er wirkte für einen afrikanischen Mann relativ alt, hatte deutliche Flecken auf den Wangen. Seine Haut war relativ hell, heller als die von Smith und deutlich Heller als Crashs. Sein Haar hatte ein paar graue Flecken, war ansonsten jedoch schwarz. Seine Augen waren kühl, berechnend, gefühlslos, musterten sie genau so aufmerksam wie sie ihn.

Ein Lächeln, das mindestens so falsch und schmierig wie das Michaels war breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Es freut mich, dass wir endlich die Möglichkeit haben, uns persönlich zu treffen, Ms Pakhet. Ich habe schon so viel von ihnen gehört.“

Warum machte er sich überhaupt die Mühe, sie mit diesem Namen anzusprechen. Wenn er mit Michael gesprochen hatte, wusste er fraglos, wer sie wirklich war, oder?

Ihr Blick schnellte zu Michael hinüber, der an Nels Seite saß. Er sah aus, als wäre er äußerst zufrieden mit sich selbst. Sein Blick wurde spöttisch, als er den ihren bemerkte.

Wie sehr sie ihn doch hasste.

Sie sah wieder zu Nel, der auf eine Antwort zu warten schien. Also setzte auch sie ein falsches Lächeln auf. „Ja, die Freude ist ganz meinerseits.“ Konnte sie ihn erschießen? Was würde dann passieren? Wahrscheinlich würde sie hier nicht mehr herauskommen.

Ach, könnte sie nicht einfach ihn und Michael erschießen? Sie konnte es nicht riskieren. Heidenstein war bei ihr. Wäre sie allein hätte sie es vielleicht getan. Aber ja, es war wahrscheinlich eine dumme Idee. Michael hatte sicher einen Totmannschalter, Nel wahrscheinlich auch. Sie durfte nicht voreilig sein.

„Ist es nicht schön? Wir alle hier zusammen?“, fragte Michael. „Sogar der gute Doc ist mitgekommen.“

„Doctor Heidenstein, nehme ich an?“ Nel sah zu Heidenstein hinüber.

Er spannte sich neben ihr an, schaffte es jedoch sein professionelles Lächeln aufzusetzen. „Ja. Das nehmen Sie richtig an.“ Dennoch war seine Anspannung aus seiner Stimme zu hören.

Kurz noch musterte Nel ihn, wandte sich dann aber wieder Pakhet zu. „Wollen Sie nichts essen, Ms Pakhet?“

„Ich habe keinen Hunger“, erwiderte sie. „Wie wäre es, wenn wir stattdessen darüber sprechen, warum Sie mich hatten treffen wollen?“

Nel lächelte, wandte sich dann aber einem Kellner zu. Er sprach leise, schien jedoch einen Wein und vier Gläser zu bestellen. Erst dann wandte er ihnen wieder die Aufmerksamkeit zuzuwenden. „Ich habe den Eindruck, Sie haben den falschen Eindruck von mir.“

Pakhet sah ihn an. „Ich verstehe schon, es ist alles ein großes Missverständnis. Die Daten, die ich gesehen habe, sind allesamt falsch. Die Emails, die ich gelesen habe, alle gefälscht?“

Er antwortete nicht sofort, schien seine Worte bewusst zu wählen. „Sie wissen, dass das Hacken von staatlichen Daten mehr als nur ein geringfügiges Vergehen ist?“

„Sie wissen, dass Menschenhandel und Mord international geahndet werden?“, erwiderte sie spitz.

Noch immer lächelte er, auf dieselbe professionelle, falsche Art, auf die alle Politiker lächelten. Er wirkte jedoch etwas enttäuscht. „Sehen Sie. Da irren Sie. Ich habe in meinem Leben nie jemanden ermordet. Genau so wenig habe ich je einen Menschen 'gehandelt', wie Sie es sagen.“

Sie durfte sich keine Schwäche anmerken lassen, setzte ein breiteres Lächeln auf. „Ja, ich verstehe das schon. Sie sind, was? Sie lassen sich dafür bezahlen, dass die Polizei nicht eingreift, hmm? Wann auch immer ein Mädchen oder ein Junge verschwindet, wann auch immer überhaupt einmal etwas gemeldet wird, sorgen sie dafür, dass die Polizei die Fälle leider nicht lösen kann, die Ermittlungen schnell einstellt, richtig?“

Wieder schwieg er. Stattdessen war es Michael, der die Stimme erhob.

„Ach komm schon, Pakhet. Diese Jugendlichen“ – er verbesserte – „jungen Erwachsenen kommen aus Familien, die sie nicht vermissen.“

„Denée hatte Leute, die sich um sie gesorgt haben“, erwiderte sie kühl. „Und wenn ich nach den Berichten gehe nicht nur sie.“

„Und wie viele Teenager hast du schon erschossen?“, fragte Michael. „Es ist bei den Gangs doch so oft auseinander zu halten, wie alt die sind, oder?“

Sie sagte nichts, sammelte sich. Natürlich hatte er Recht. Sie hasste es, doch machte sie sich keine Illusionen: Sie hatte als Söldnerin oft mit Gangs zu tun gehabt. Diverse Gangmitglieder waren im selben Alter wie Dené gewesen, selbst wenn sie es nicht genau wusste. Sie hatte immer versucht nicht zu töten, doch hatte sie es nicht immer verhindern können.

„Pakhet“, fuhr Michael fort, „du musst zugeben, dass ich Recht habe. Und du weißt genau so gut wie ich, woher diese Leute kamen.“

„Deswegen verdienen sie es aber nicht, wie Vieh gehalten zu werden“, flüsterte Heidenstein. Er sah Michael mit einem kalten Blick an, den Pakhet so bei ihm noch nicht gesehen haben. „Deswegen verdienen sie es nicht, als Opfer an irgendwelche Dämonen verfüttert zu werden.“

„Ach, komm schon, Doctor“, meinte Michael. „Dein guter Freund, der Mafioso, er hat auch seine Kinder, die als Söldner agieren, oder? Und was ist mit den Prostituierten? Und generell sind die Vory doch relativ bekannt dafür, Mädchen umzusetzen, oder?“

Heidenstein zuckte beinahe zusammen bei diesen Worten.

Pakhet verstand: Wie auch sie hatte er Themen, über die nachzudenken er vermied. Für ihn war es Victor Dracovic.

„Beruhigen wir uns erst einmal.“ Nel erhob die Stimme leicht, offenbar um Michael ein deutliches Zeichen zu setzen. „Mein guter Herr, ich weiß ihr Engagement zu schätzen, aber eigentlich wollte ich mich mit der Dame unterhalten.“ Er warf Michael einen bestimmten Blick zu, wandte sich dann wieder an Pakhet. „Sehen Sie, ich habe gehört, Sie sind als Söldnerin tätig, gehören zu den besten.“

Darauf lief es also hinaus. Sie verstand, lächelte wieder. „Lassen Sie mich raten: Sie haben mir einen Job anzubieten?“

„Korrekt.“ Er schmunzelte.

Die Kellnerin kam mit einer Flasche Rotwein und einem Tablett mit vier Gläsern. Sie sah sich um. „Wer bekommt kein Glas?“

„Die beiden Herren“, meinte Nel und nickte in Richtung seiner Bodyguards. „Die beiden müssen heute noch arbeiten.“

Die Kellnerin nickte. Sie wirkte unsicher. Ob es wegen der angespannten Stimmung am Tisch war, weil sie etwas mitgehört hatte oder weil sie sehr wohl wusste, wer Nel war, vermochte Pakhet nicht zu sagen. Sie stellte die Gläser auf den Tisch, wollte Wein einschenken, wurde jedoch von Nel abgehalten. Er gab ihr ein deutliches Handzeichen, brachte sie damit dazu, zu gehen.

Stattdessen öffnete er seinerseits den Wein, goss ein, während seine Augen weiterhin auf Pakhet ruhten. „Ich hatte, um ehrlich zu sein, darüber nachgedacht, Sie fest anzustellen. Wie Sie wissen, bin ich ein wichtiger Mann. Ich könnte eine Bodyguard von ihrem Kaliber gebrauchen.“

Sie sah ihn mit übertriebenen Unglaube an. „Meinen Sie das wirklich ernst?“

„Sicher“, erwiderte er und schob eins der Gläser zu ihr, ein weiteres zu Heidenstein hinüber. Sein eigenes Glas nahm er, roch leicht daran. „Ich habe gehört, dass Sie einige Leute haben, an denen Sie hängen. Einen Jungen, der sicher eine Schulbildung gebrauchen kann, habe ich gehört. Und ich habe auch gehört, dass der gute Doktor neben ihnen, ein wenig Unterstützung gebrauchen könnte, sein Krankenhaus, eventuell auch weitere Krankenhäuser aufzubauen. Alles Dinge, die sich mit Geld und Einfluss leicht erreichen lassen.“

Bot er ihnen das alles gerade wirklich an? Natürlich war sie nicht dumm. Sie hörte auch die unterschwellige Drohung mitschwingen. Er wusste von Murphy, wusste von Heidensteins realer Identität. Er bot ihnen gerade den silbernen Schlüssel an, all ihre Probleme zu lösen. Natürlich. Hatte er so viel Angst vor dem, was sie erreichen konnte? Hatte sie ihnen schon soweit geschadet, dass er sie ernsthaft als eine Gefahr ansah?

Sie blickte kurz zu Heidenstein, der mit einer Mischung aus Unglaube und Panik zu ihr sah. Er verstand genau so gut wie sie, was Nel sagte. Als er ihren Blick bemerkte, deutete er ein Kopfschütteln an.

Um ihn zu beruhigen, legte sie unter dem Tisch kurz ihre Hand auf die seine. Dennoch musste sie es wissen. „Wie viel würden Sie mir anbieten, Mr Nel?“

„Eine halbe Millionen Dollar im Jahr“, erwiderte er ohne mit der Wimper zu zucken. „Mit Garantie für die ersten fünf Jahre.“

„Gegeben des Falls, dass Sie leben?“, fragte sie.

„Nun, sonst würde der Job als Leibgarde wenig Sinn machen, finden Sie nicht?“

„Ich muss sie wirklich beeindruckt haben“, meinte sie.

Ein leises Lachen. „Das kann man so sagen.“ Er hob das Glas in einer deutlichen Aufforderung.

Auch sie hob ihr Glas, hob es mit ihrer linken Hand, selbst wenn diese sich weit steifer bewegte. Sie hatte den Glamour aktiv, der den Arm normal erscheinen ließ. „Und was ist, wenn ich ablehne?“

Noch immer lächelte er. „Nun, Sie wissen, was ich weiß, oder? Sie können es zumindest ahnen.“

„Fraglos“, erwiderte sie. „Und was ist mit den Jugendlichen?“

Er hob die Augenbrauen. Eine milde Drohung lag in seinem Lächeln. „Welche Jugendlichen?“

Sie musterte ihn. Ihr Herz hämmerte wild in ihrem Brustkorb. Sie konnte Heidensteins Anspannung spüren, wagte es jedoch nicht, ihn anzusehen. Sie kannte seine Meinung. Es war dieselbe wie ihre. Sie hasste es. Sie hasste, dass sie nicht nur über ihr eigenes Leben entschied. Doch wusste sie auch, was die anderen gesagt hätten, hätte sie sich selbst für sie verkauft.

„Ich frage mich ja eine Sache“, meinte sie freundlich. Als er sie aufmerksam ansah, fuhr sie fort: „Wie viel Geld hat das schleimige Arschloch neben Ihnen für all diese Informationen verlangt?“

Unbewusst sah Nel Michael an, der nur mit den Schultern zuckte.

Pakhet ließ das Glas fallen. Es zerschellte auf der Tischplatte. Der Wein spritzte in alle Richtungen, landete auf den Hemden der vier Männer, während er an ihrer Lederjacke und der Jeansjacke Heidensteins abperlte. „Ups“, säuselte sie und stand auf. Sie nahm eine Servierte aus dem Halter, ging zu Nel hinüber, bemerkte sehr wohl, wie sich seine Bodyguards anspannten.

Sie beugte sich zu Nel herunter, nah genug, dass sie flüstern konnte. „Glauben Sie nicht, dass Sie mich kaufen können. Ich habe meine Entscheidung schon lange getroffen. Am Ende werde ich es sein, die Sie tötet. Sehen Sie es, als ein Zeichen meiner Professionalität, dass ich es nicht hier tue.“ Sie ließ das Messer in ihre Hand rutschen, stellte sicher, dass er es sah, ließ es dann wieder in ihrem Ärmeln verschwinden.

Laut sagte sie: „Ich fürchte, ich muss noch eine Weile über ihr Angebot nachdenken, Mr Nel. Entschuldigen Sie mich bitte. Ich habe heute noch andere Termine.“

Heidenstein war bereits aufgestanden, kam zu ihr.

Noch einmal wandte sie sich Nel und Michael zu. Zu gerne hätte sie beide erschossen, doch konnte sie es nicht tun. Nicht hier. Nicht jetzt. Doch irgendwann würde sie es tun.

Sie wandte sich ab, tauschte einen Blick mit Heidenstein. Anspannung und gleichzeitig Erleichterung sprachen aus seinen Augen. Er war wirklich froh, dass sie nicht angenommen hatte. Selbst, wenn er hätte profitieren können.

Idiot.

Sie ging zum Eingang des Restaurants, damit rechnend, dass jemand auf sie schießen würde. Doch nichts dergleichen passierte. Sie erreichten die Tür, gingen heraus. Nichts passierte. Niemand belästigte sie.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Taroru
2022-04-08T21:18:05+00:00 08.04.2022 23:18
mhm... okay was für ein spielchen treibt micheal eigentlich?
er scheint ja doch so ziemlich über all in irgend einer art und weiße seine finger im spiel zu haben.....
und nel selbst.... wollte er das wirklich? sie als bodyguard? nicht mehr? mhm.....
Von:  Sunae
2022-03-17T18:01:40+00:00 17.03.2022 19:01
Ich hätte mich gerne gefragt, was er erwiedern würde wenn sie gefragt hätte, ob er nicht Angst davor hätte, sie würde ihm als Leibgarde irgendwann in den Rücken fallen?

Ich weiß ja nicht, sie könnte easy annehmen und dann trotzdem gegen ihn arbeiten. Sie brauche nur einen Hacker für die Überwachung und schon hätte sie Zeit seine Akten zu durchstöbern. Weiterhin wäre es auch besser gewesen sie gleich hier und jetzt umzubringen, ich sehe gar keinen Sinn es zu verzögern. Menschen sind leider super squishy und können nur so viel Konzentration auf ihre Selbstverteidigung aufbringen.
Wie wars mit Sherlock Holmes? Ein verirrter Blunentopf, oder ein Raser...
Ich persönlich war auch immer ein ganz großer Fan der Waffen einer Frau, Gift.

Nicht zum Schein anzunehmen und auch nicht zu töten sorgt nur dafür dass sie Leute beschützen muss die man nicht mit bloßer physischer Gewalt beschützen kann.


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