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Feel the Love you can't live without

von

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As it should be

Der Tag bis zur abendlichen Feier verflog in Windeseile, während die beiden Vollblut-Saiyajins in einer heilen Welt versunken waren. Goku vermied jedes Gespräch, dass ihre eingelegte Pause hätte stören können und Vegeta hatte selbst nicht mehr das Bedürfnis diese eingekehrte Ruhe mit einem weiteren Streit zu unterbrechen. Nach dem Gespräch mit Trunks hatte er ohnehin das Gefühl, dass es da nicht unbedingt noch etwas gab, das er Kakarott hätte vorwerfen können. Eigentlich schwebte nur noch das Thema Shanks wie eine dunkle Wolke über ihnen, aber darüber wollte Vegeta einfach nicht nachdenken. Er würde sich noch früh genug damit auseinander setzen müssen…

Daher verbrachte er den restlichen und damit den ersten richtigen Tag mit seinem Erstgeborenen und Son Goten, Goku immer an seiner Seite. Wollte man es nun glauben oder nicht, aber Vegeta wirkte zufrieden. Er lächelte die meiste Zeit, zog den immer noch nervösen Goten ständig auf und sie lachten gemeinsam, als wären sie schon immer so zusammen gewesen. Als seien sie schon immer eine Familie gewesen…

Natürlich kam auch das Thema Gona und Sona auf, Goten und Bras Tochter und Enkeltochter, doch auch das schien Vegeta nicht mehr weiter zu stören. Immerhin waren die beiden ihm noch völlig unbekannten Frauen etwas, das ihn nun mit Kakarott verband und irgendwo tief in sich, freute er sich sogar darauf, sie an diesem Abend kennen zu lernen.
 

Mit fortgeschrittener Stunde war es schließlich soweit. Die ersten Gäste trudelten ein, Gesichter, die Vegeta schon kannte, aber nicht mehr wirklich zuordnen konnte, doch er ließ sich nichts anmerken, stellte sich nur mit verschränkten Armen näher zu Kakarott, der ihm auch weiterhin keine einzige Sekunde von der Seite wich. Endlich waren sie da angekommen, wo sie hingewollt hatten. An den Punkt, an dem Vegeta wieder wach war und sie ihm in Ruhe und Frieden zeigen konnten, was er verpasst hatte…
 

So begannen die Feierlichkeiten friedlich, fröhlich, mit vielen Gesprächen und gutem Essen. Von Trunks‘ jüngeren Geschwistern jedoch…fehlte jede Spur.

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„…ver…verachtest du mich jetzt?“, hallten Shanks‘ Worte durch die große, leere Trainingshalle.
 

Bra saß neben ihrem Bruder auf dem Boden am hinteren Ende des Raums. Sie hatte ihre Arme um ihre Beine geschlungen und sah starr gerade aus. Shanks hockte im Schneidersitz neben ihr, seine eine Hand zur Faust geballt, die andere darauf ruhend.
 

„Gib mir…ein paar Minuten, okay…?“, war Bras verstört klingende Antwort auf die Frage ihres Bruders.
 

Shanks‘ Fingernägel bohrten sich in seine darunterliegende Hand. Er hatte seiner Schwester alles erzählt. Hatte ihr den Grund offenbart, warum Vegeta und Goku aufeinander losgegangen waren und damit vom Kuss zwischen ihm und ihrem Ersatzvater. Auch von seiner Besessenheit, die er, verborgen vor ihnen allen und doch so offenkundig neben ihnen, ausgelebt hatte. Es hatte sich befreiend angefühlt darüber zu reden und bei Gott, er hatte sich in seinem Redeschwall gar nicht mehr bremsen können. Doch jetzt, da er geendet und Bras weit aufgerissene Augen und dieses Entsetzen in ihrem Blick gesehen hatte, fühlte er sich nackt. Irgendwie angreifbar. Verletzlich. Als ob nach dem Kürzen seiner Haare nun auch sein Schutzwall abgefallen war.

Sein Haar stand zwar immer noch wild und unbändig nach oben, aber von seiner alten und damit von Vegetas Frisur, war nichts mehr zu erkennen. Als Lirana sie ihm am Vorabend abgeschnitten und er seinen Strähnen beim zu Boden sinken zugesehen hatte, war auch etwas anderes von ihm abgefallen. Seine Maskerade, hinter der er sich all die Jahre verborgen hatte, war verschwunden und es war ihm, als sei nun sein wahres Ich zum Vorschein gekommen. Ob er es mochte, wusste er nicht und ob die anderen es…akzeptieren würden, erst recht nicht. Wenn sie es nicht tun würden, dann…dann…nein, er wusste nicht, was er dann täte…

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Zu späterer Stunde saßen bereits alle im Burghof gemütlich zusammen. Sie hatten gespeist, geplaudert, getanzt, gelacht, Geschenke an Trunks verteilt und in alter Manier und in Gedenken an seine Mutter, hatte es einen Bingo-Wettbewerb gegeben, wie es auch Bulma an ihrem siebzigsten Geburtstag veranstaltet hatte. Alles war wundervoll, selbst Vegeta schien sich in diese neue Gemeinschaft eingefunden zu haben, doch den ganzen Abend über wurmte Trunks etwas. War es ihnen denn allen egal, dass weder Shanks noch Bra hier waren? Gut, von seiner Schwester war man es gewohnt, dass sie nie an einer von Trunks‘ Feiern teilnahm, aber fragte sich denn keiner, wo Shanks war? Noch dazu, wo doch Vegeta endlich wach war und sie schließlich alle wussten, wie viel das dem Jüngsten von Vegetas Kindern bedeutete? So langsam wurde ihm klar, wie es hatte sein können, dass Shanks‘ Besessenheit von seinem Vater niemandem aufgefallen war…
 

Und doch…trotz allem, was Trunks wusste und egal wie sehr Shanks wohl Angst davor hatte, Vegeta und Goku unter die Augen zu treten…war er wütend auf seinen kleinen Bruder. Schon klar, ein Geburtstag war nicht so besonders, wie die Tatsache, dass Vegeta wieder wach war, aber zumindest…zumindest ein Anruf…ein…ein kleines Zeichen, dass er ihn gedacht hatte. Aber das war etwas, dass er verkraften konnte, was er ihm nachsehen würde, denn eigentlich wünschte er sich seine Geschwister hierher, damit sie sehen konnten, was er gerade miterlebte…
 

Sein Blick huschte zu Vegeta, der neben Son Goku saß. Der größere Saiyajin hatte seinen Arm um die Lehne des Stuhls, auf dem der Prinz saß, gelegt und lächelte, wie Trunks ihn noch nie hatte lächeln sehen. Vegeta selbst unterhielt sich mit Sona, Gona und Gohan. Wirkte dabei gerade komplett von etwas überzeugt, war auf seinem Sessel vorgerückt und gestikulierte wild, tippte mit seinem Zeigefinger auf die Tischplatte vor sich, um wohl etwas zu verdeutlichen. Danach blickte er zu Goku, schien sich von ihm eine Bestätigung zu erwarten, doch dieser lachte nur, was Vegeta eingeschnappt seine Arme vor der Brust verschränken ließ. Trunks erkannte in den Gesichtern seiner Familie und seiner Freunde, dass sie sich Vegeta immer genau so vorgestellt hatten, wie sie ihn jetzt erleben durften, denn sie sahen sich gegenseitig an und…lächelten.
 

Trunks schloss seine Augen, wollte dass sich dieses Bild für immer so in seine Netzhäute brannte, damit er diesen Augenblick niemals vergessen würde. Danach stand er auf. Auf Gotens fragenden Blick hin, legte Trunks ihm nur seine Hand auf die Schulter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin bald wieder da.“ Mehr sagte er nicht, erhob sich in die Luft und flog in die Richtung der Capsule Corp. davon…

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„…willst du nicht langsam mal…was sagen?“, fragte Shanks nach einer gefühlten weiteren Stunde, in der er und Bra nur schweigend nebeneinander gesessen hatten. Als ob er sie mit seinen Worten aus ihrer Trance gerissen hätte, zuckte Bra zusammen, wandte jedoch endlich ihren Blick von der gegenüberliegenden Tür ab und sah zu ihrem Bruder.

„Tut mir leid, ich musste das erst mal…naja…“

„Verdauen?“

„Ja. Und…ich hab da echt…ne Menge Fragen.“

„Dachte ich mir schon. Dann…leg mal los.“

„Also erstens…warum…nein…wie…nein…mh…“ Sie wandte ihr Gesicht wieder ab und verfiel in ihre typische Denkerpose, indem sie einen Arm um ihren Körper legte, ihren anderen Ellbogen darauf platzierte und ihr Kinn auf der Hand abstützte. Shanks beobachtete sie eine Weile, doch wenn er ehrlich zu sich war, dann…wollte er keine Fragen beantworten. Er hatte ihr alles gesagt, was es zu erzählen gab. Er atmete tief durch und stand auf. Seine Beine fühlten sich vom stundenlangen auf dem Boden hocken taub an.

„Weißt du, Bra…so etwas in der Art dachte ich mir schon, wie man auf all das reagieren würde. Zeigt mir nur, dass es richtig war, nie…irgendjemanden davon zu erzählen…“

„Das ist nicht fair, Shanks.“ Bra stand nun auch auf. „Du hast mir da grad ne Menge Brocken um die Ohren gehauen. Ist ja nicht so, als ob du mir NUR erzählt hättest, dass du Lirana eben mal fremd gegangen wärst. Das ist etwas, dass…dass…“

„Was denn? Hab ich jetzt dein komplettes Bild von mir zerstört?“

„Ja!“, rutschte es Bra heraus und schon in der nächsten Sekunde war ihr klar, dass sie dieses Wort nie wieder würde zurücknehmen können. Ein verletztes Lächeln über das Gesicht ihres kleinen Bruders huschte. Er wandte sich von ihr ab, schlang seine starken Arme um seinen Körper und versuchte sich damit selbst ruhig zu halten. Ja, er fühlte sich wirklich einfach…nackt.

„Bra…“, begann er, „…was damals passiert ist…kann ich nicht mehr ändern…ich hätte niemals gedacht, dass das jemals herauskommen würde. Aber ich schätze…jedes Geheimnis kommt irgendwann ans Licht…“

„Und…wer…wer bist du nun? Ich mein, bist du jetzt ‚Du‘ oder bist du…also…versucht du immer noch wie unser Vater zu sein und eigentlich wärst du ganz…anders? Und wärst du denn…überhaupt mit Lirana zusammen, wenn du nicht…also wenn du nicht wie Dad hättest sein wollen?“

„Keine Ahnung. Vielleicht. Was ich aber ich weiß, ist, dass ich sie JETZT über alles liebe. Genauso wie unseren Sohn. Und das sag ich dir jetzt als…ich. Also…schätze…ich bin jetzt ich. War ich eigentlich schon seit…dem Kuss mit Son Goku…“

„Das ist dann doch…gut…oder? Dann war das vielleicht einfach…notwendig? Also für dich?“

„Schon möglich…“

„Schätze-“, begann Bra, doch bevor sie weiterreden konnte, hämmerte jemand gegen die Tür des Trainingsraums, die auch sogleich aufgestoßen wurde. Die beiden Halb-Saiyajins zuckten zusammen und Shanks erstarrte erst einmal, erinnerte ihn das doch an den Auftritt seines Vaters vor nur wenigen Tagen. Erst als er realisierte, dass da nicht Vegeta, sondern Trunks stand - auch wenn dieser einen mindestens genauso finsteren Blick im Gesicht hatte - konnte er sich wieder bewegen.
 

Es war Bra, die als erste wieder ihre Stimme fand und sich zu Wort meldete. „Trunks?! Was…machst du denn hier?“

„Was ich hier mache?!“, wiederholte der Älteste von ihnen aufgebracht. „Ist das dein ernst?! Ich feiere meinen siebzigsten Geburtstag und meine wundervollen Geschwister halten es nicht für nötig mal vorbei zu schauen?! Vielen Dank auch!“

„Jetzt mach mal halblang!“, kam es sogleich wütend von Bra zurück. Zwar hatte sie das Kriegsbeil zwischen ihnen begraben, aber so einfach ließ sich dann doch eine jahrzehntelange Abneigung nicht in Nichts auflösen. Doch anstatt darauf zu reagieren, waren Trunks‘ Augen auf Shanks hängen geblieben. Sein Mund hatte sich geöffnet und war nicht wieder zugegangen. Er starrte auf die kurzen Haare seines jüngeren Bruders. „Nette…nette Frisur…etwa extra für mich?“

„Das glaubst du doch selbst nicht!“, drängte sich Bra dazwischen. „Wenn Shanks seine Haare abgeschnitten hat, dann höchstens für sich selbst, klar?!“

„Schon gut…“, äußerte sich endlich Shanks zu Wort und deutete seiner Schwester, sie solle sich beruhigen. „Sorry, Trunks, dass wir nicht zu deiner Feier gekommen sind und…also…alles Gute zum Geburtstag…“

„…als ob mich das jetzt noch interessieren würde.“, erwiderte der Silberhaarige, jedoch mit merklicher Enttäuschung in der Stimme.

„Spiel dich bloß nicht so auf, Trunks!“, mischte sich sofort Bra wieder ein und stellte sich vor ihren jüngeren Bruder.

„Ich spiel mich nicht auf.“

„Doch tust du!“, fauchte die Blauhaarige wie eine Löwin, die ihr Junges beschützte.

„Tu ich nicht!“

„Doch!“

„Nein!“

„Herrgott, wir wären schon noch zu deiner Geburtstagsfeier gekommen, okay?!“

„Toll!“, erwiderte Trunks in Rage, stockte aber sogleich. „Warte…darum…darum geht’s mir gar nicht!“

„Worum denn dann?!“, wollte Bra, selbst ebenso in Rage, wissen.

Trunks‘ Blick huschte zu dem Jüngsten unter ihnen, der nur stumm auf den Boden starrte. Es wirkte fast so als würde er sich hinter seiner Schwester verstecken, die sich wie eine schützende Mauer vor ihm aufgebaut hatte.

„Shanks. Hey, Shanks!“

Nur widerstrebend hob der Angesprochene seinen Kopf. „…was denn?“

„Können wir…können wir einfach mal reden? Unter vier Augen? Über…also…du weißt schon.“

„…schon gut…Bra…weiß bescheid.“ Passend dazu verschränkte die Blauhaarige ihre Arme vor der Brust und bedachte Trunks mit einem finsteren Blick. Nichts würde sie dazu bringen ihren jüngeren Bruder alleine zu lassen.

„Na schön. Dann…also…wie wäre es, wenn du mir mal verraten würdest, was mit dir los ist? Bis jetzt kenne ich nur Son Gokus Seite.“

Es dauerte einige Augenblicke bevor Shanks antwortete. „…reicht dir denn…seine Sicht der Dinge nicht? Ihr wart doch schon immer ein Herz und eine Seele…“

„Komm mir jetzt bloß nicht so, Shanks.“

„Wie denn?“

„Wie der trotzige, kleine Bengel, der du früher warst.“

„Tz…“ Der jüngere Halb-Saiyajin verschränkte eingeschnappt seine Arme und blickte zur Seite.

„Shanks…jetzt…sei doch mal ehrlich…wir sind hier unter uns. Was ist los? Was war das zwischen dir und Son Goku? Und warum plötzlich der neue Haarschnitt?“, fragte Trunks endlich wieder etwas ruhiger weiter.

„…was interessiert’s dich…“, war Shanks‘ patzige Antwort darauf.

„Du bist mein kleiner Bruder, natürlich interessiert es mich!“

„Ach, seit wann kümmerst du dich um die Befindlichkeiten deiner Geschwister?!“, mischte sich Bra wieder ein.

„Verdammt nochmal, das darf doch einfach nicht wahr sein! Das habe ich IMMER!“, verteidigte sich Trunks sofort.

„Einen Scheiß! Du hast dich immer nur für dich selbst interessiert und dich hinter Son Goku versteckt! Der hat sich nämlich auch immer mehr für dich interessiert als für uns!“

„Das…was soll das denn jetzt wieder? Goku hat NIE einen Unterschied zwischen uns gemacht.“

„Klar…und deswegen hast DU auch die Leitung der Schule bekommen und deswegen wurdest auch DU zum Gott. Also erzähl uns nicht, dass Goku uns alle gleichbehandelt hat!“, platzte es aus Bra heraus. Dinge, die ihr und auch Shanks schon immer sauer aufgestoßen waren.

„Ihr wart doch nie daran interessiert, die Schule zu leiten und dass ich zum Gott wurde, war nicht Gokus Entscheidung! Die haben wir alle gemeinsam getroffen!“, erklärte Trunks aufgebracht, nicht wirklich glauben könnend, welche Richtung dieses Gespräch gerade annahm.

„Ge…GEMEINSAM?! Bra und ich waren strikt dagegen!“, brach es nun aus Shanks heraus.

„Ihr wart aber in der Unterzahl. Es war eine gerechte Abstimmung zwischen uns allen!“

„Tz! Aber GOKU hat für dich gestimmt und damit war es klar, dass sich alle anderen auch für DICH entschieden haben!“, warf der Jüngere seinem älteren Bruder vor. Das Thema Saiyajin-Gott war eines, das ihn schon immer gefuchst hatte, gerade in Anbetracht dessen, dass er es nie geschafft hatte wie sein Vater dieses Level von sich aus zu erreichen.

„Toll…einfach toll…und da haben wir es wieder…das trotzige, kleine Kind. Und du wunderst dich noch, dass sich Son Goku für mich entschieden hat…“

„Du…Du elender Mistkerl!“ Shanks ballte nur zitternd seine Fäuste.

„Oh wie schlagfertig.“, kam es hingegen sarkastisch von Trunks.
 

Das wars. Shanks stürmte zornig an Bra vorbei, hob dabei seine Faust und zielte direkt auf Trunks‘ Gesicht, der jedoch spielend leicht auswich, indem er sich zur Seite drehte, Shanks Arm packte, ihm diesen auf den Rücken drehte und seinen Oberkörper in der Drehung gegen die Wand presste. Ihn dort fixierend, näherte er sein Gesicht Shanks‘ Ohr und drohte mit tiefer Stimme: „Jetzt hör mir mal genau zu, Shanks. Bei dir scheint irgendwas völlig schief gelaufen zu sein. Dass du Son Goku geküsst hast, zeigt das ziemlich deutlich. Verdammt, er war wie ein Vater für uns…aber du warst ja immer nur von Dad besessen. Soll ich dir mal was verraten? Das ging MIR schon immer auf die Nerven. Ich bin nicht blöd, Shanks. So langsam kann ich mir zusammenreimen, was da los war. Dein ständiges Getue, dass du Dad doch so ähnlich bist…soll ich dir mal was verraten? Du…ähnelst ihm kein bisschen…“

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Fast synchron hoben Vegeta, Goku und auch Piccolo ihre Köpfe und blickten in dieselbe Himmelsrichtung, während die anderen seelenruhig weiter plauderten, tranken und aßen.

„Spürst du das?“, flüsterte der Größere der beiden Saiyajins. „Trunks hat sich in einen Gott verwandelt…“ Göttliches Ki vermochten nur andere Götter zu spüren und Piccolo natürlich.

„Mh…Shanks‘ und Bras Ki ist auch angestiegen.“, stellte Vegeta fest, während sein Gesicht immer noch der Richtung, aus der er die Auren seiner Kinder wahrnahm, zugewandt war.

„Sollen wir…?“, fragte Goku mit ernstem Gesichtsausdruck.

„Nein.“

„Aber-“ „Nein, du wirst gar nichts unternehmen.“ Vegeta stand von seinem Stuhl auf.

„Und was hast du jetzt vor?“, wollte Goku sofort wissen.

„Es klären.“, antwortete der Jüngere und atmete tief durch. Dann fügte er hinzu: „Ein für alle Mal.“

„Aber…“ Goku richtete sich schnell auf. „…denkst du nicht, dass ich lieber mitkommen sollte?“

Sich mit finsterem Blick Kakarott zuwendend, zischte Vegeta nur: „Ich hab dir schon mal gesagt, dass das MEINE Kinder sind!“, und wollte schon losfliegen, doch Goku schnappte ihn instinktiv am Oberarm.

„Vegeta?“

„Was denn?“

„…ist…die Pause jetzt etwa vorbei?“

Der Prinz zögerte sichtlich, doch bejahte diese Frage schließlich, indem er nickte. Danach riss er sich von seinem Geliebten los und startete so aufbrausend los, dass es das Geschirr von den Tischen auf den Boden schleuderte und sich Goku nur noch schützend den Arm vors Gesicht halten konnte.

Als er diesen wieder senkte, herrschte Stille und nicht nur das. Alle starrten ihn an.

Sein Blick streifte Piccolos, der ihm gegenüber mit verschränkten Armen hinter Gohan stand und mit seinen Fingern ungeduldig auf seinem Oberarm trommelte. „…erfahren wir jetzt auch endlich mal, was hier los ist, Son Goku?“, sprach er schließlich aus, was sich wohl alle bereits dachten.

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Trunks starrte seinen kleinen Bruder durch seine türkisfarbenen Gott-Augen an, während Shanks ihn mit den blauen Augen eines Super-Saiyajins anfunkelte. Sie standen einander gegenüber, kampfbereit. Ihre Auren knisterten in dem großen Raum.

„Was ist dein Problem, Shanks?! Macht es dich so wütend, dass du in meinen Augen NICHT wie Dad bist?!“

„Halt…halt den Mund…!“

Ein siegessicheres Lächeln huschte über Trunks‘ Lippen. „Ich scheine ja genau ins Schwarze zu treffen. Ist es das denn? Hast du Son Goku deswegen geküsst? Um Dad näher zu sein?!“

„HALT DEN MUND!“, schrie nun Bra, die neben ihrem jüngeren Bruder ebenfalls in Angriffsstellung gegangen war. Sie wussten beide, dass sie alleine nichts gegen einen Saiyajin-Gott ausrichten konnten. Aber zusammen…
 

„Ihr haltet jetzt alle die Klappe!“, donnerte plötzlich Vegetas Stimme durch den Raum.
 

Erschrocken und mit aufgerissenen Augen starrten die drei Halb-Saiyajins zu ihrem Vater, der die Tür zum Trainingsraum aufgestoßen hatte und sie mit finsterer Miene anstarrte.

„Trunks! Bra! Raus mit euch.“, knurrte Vegeta ihnen entgegen, während er Shanks nicht aus den Augen ließ.

Bra sah sofort auf das Profil ihres jüngeren Bruders, der sich aus seiner Kampfhaltung aufgerichtet hatte und mit angespanntem Blick zur Tür des Trainingsraums starrte. „Papa…ich-“ „RAUS, HAB ICH GESAGT!“, schnitt Vegeta mit lauter, befehlender Stimme seiner Tochter das Wort ab.

Nur widerwillig löste Bra auch ihre Angriffshaltung auf, doch sie blieb, wo sie war. Schützend vor ihrem kleinen Bruder.

Vegetas Augen huschten zu seiner Tochter. „Rede ich vielleicht undeutlich?!“

„Dad…“, kam es ruhig von Trunks. „Du wirst die beiden nicht voneinander trennen können.“

Vegeta blickte zu seinem ältesten Sohn, der ihn mit durchdringendem Blick ansah und sich dann wieder zurück verwandelte. Nur noch seine Hände zu Fäusten ballend, wandte sich der Prinz wieder seinen beiden jüngeren Kindern zu.

Sofort versteinerte Shanks als ihn der Blick seines Vaters erneut traf. Vegeta hatte seine Augenbrauen tiefer in sein Gesicht gezogen und funkelte ihn mit seinen pechschwarzen Augen an. Etwas in ihm wollte auf seinen Sohn zustürmen. Das Fortsetzen, was Goku vor ein paar Tagen noch verhindert hatte. Nämlich, dass er Shanks, mit dem Gesicht voran, gegen die nächste Mauer donnerte. Ihm die Seele aus dem Leib prügelte. Ihn durchschüttelte bis alles, was er von ihm wissen wollte, aus ihm herauspurzelte.

Shanks hingegen stand einfach nur da. Bewegte sich nicht. Hielt den Atem an. Sein Herz schlug so schnell, pumpte sein Blut so heftig durch seinen Körper, dass er es in seinen Ohren rauschen hören konnte. Und all das verhinderte, dass er auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte.
 

Trunks und Bra beobachteten die beiden mit geschärften Sinnen. Sie konnten spüren, wie Vegetas Aura bedrohlich aufflackerte. Es wirkte unbeständig, als ob er einen innerlichen Kampf mit sich selbst ausfocht. Unwillkürlich warfen sich die beiden Halb-Saiyajins einen Blick zu, der auf beiden Seiten dasselbe aussagte. Dass sie wachsam sein mussten. Sich bereiten halten mussten, um im Notfall einzugreifen. Ihnen war klar, dass ihr Vater, einer der stolzesten Männer des Universums, es nicht auf sich beruhen lassen konnte, dass jemand seinen…nun ja…Gefährten angefasst hatte. Egal wie lange das nun schon her sein mochte. Für ihn war es eben keine bereits lange abgeschlossene Geschichte, genauso wie es für Trunks und Bra etwas war, das sie erst seit kurzem wussten.
 

Die Spannung in dem Raum stieg immer weiter. War fast schon greifbar. Und es war still. Unheimlich still. Wie die Ruhe vor einem unerbittlichen Sturm, dem wohl keiner der Halb-Saiyajins etwas würde entgegenhalten können, wenn er einmal losstürmte…wenn Vegeta losstürmte…
 

Verdammt, wo war Son Goku, wenn man ihn mal brauchte? Sonst war er doch auch immer da gewesen. Irgendetwas musste Trunks jedenfalls tun. Etwas, um seinen Vater davon abzuhalten, auf Shanks loszugehen. Nur schwer schaffte er es sich von dieser Anspannung loszureißen und vor Vegeta zu treten. „Ähm…Dad…?“

Die Augen des Prinzen sprangen zu seinem Sohn.

„Nun…also…wir…wir wissen glaub ich alle, worum…naja…worum es hier gerade geht und…ähm…“, begann er etwas zu unbeholfen für seinen Geschmack. Fast schon hilfesuchend blickte er zu Bra nach hinten, die sofort verstand. Sie löste sich ihrerseits aus ihrer Starre und eilte an die Seite ihres großen Bruders. „Ja genau. Wir wissen bescheid. Und…Shanks…also…ich glaube, es tut ihm wirklich leid, was damals passiert ist, nicht wahr?“, fragte sie, warf ihrem kleinen Bruder über die Schulter einen auffordernden Blick zu. Dieser jedoch stand immer noch steif an Ort und Stelle und starrte seinen Vater an, dessen Augen sich wieder auf ihn gerichtet hatten.

„Also…Dad…“, begann nun wieder Trunks auf seinen Vater einzureden, nachdem weder von Shanks noch von Vegeta ein Mucks gekommen war. „…weißt du…wir haben ja heute schon ein wenig darüber geredet, wie es für uns ohne dich war und…ich glaube Shanks, er…also…ihm hast du auch ziemlich gefehlt. Die ganzen Erzählungen von dir und wie wir dich einfach alle kannten und erlebt haben…hat wohl nicht grad dazu beigetragen, dass er sich besser gefühlt hat. Scheinbar hat er sich da einfach viel zu sehr hineingesteigert.“, reimte sich der älteste Halb-Saiyajin zusammen und hoffte, dass er damit nicht allzu weit daneben lag.

„Ja! Ja genau.“, begann nun auch Bra. „Ich mein…ich versteh nicht, warum er sich all die Jahre nie jemandem anvertraut hat, warum er sich MIR nicht anvertraut hat. Immerhin hätten wir ihm helfen können. Wenn wir nur-“ „Sicher?“, unterbrach Vegeta seine Tochter plötzlich, ohne seinen Blick von Shanks abzuwenden. „Bist du sicher, dass auch nur einer von euch ihm hätte helfen können? Wenn…ich es genau betrachte…dann…“

„…dann?“, fragte Trunks nach.

„Dann ist Shanks mir nicht gerade unähnlich. Und damit meine ich nicht sein Aussehen.“

„Und wie meinst du das dann?“, wollte nun Bra wissen.

„Nun…ich…“ Endlich wandte Vegeta seinen stechenden Blick von Shanks ab und sah zu seinen älteren Kindern. „Ich war damals besessen davon, der Stärkste zu sein. Kakarott zu besiegen. Ich ging sogar so weit einfach wahllos Menschen zu töten, nur um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Und bei Gott…niemand hätte mich davon abhalten können. Schon gar nicht irgendein Gespräch mit…Bulma, Kakarott selbst oder sonst jemandem. Und schon davor war ich besessen davon der eine legendäre Super-Saiyajin zu werden. Freezer in Grund und Boden zu stampfen. Mir dadurch den Stolz meiner Rasse zu sichern, die es nicht einmal mehr gab…“ Sein Blick streifte wieder den seines jüngsten Sohnes. „…vielleicht hat Shanks…diesen Drang…dieses Alles oder Nichts-Streben…von mir geerbt…“

„Und…was…also was hat dich dann zur Vernunft gebracht?“, fragte Trunks neugierig nach.

„Bulma, du und…Kakarott. Aber nicht, weil ihr mit mir geredet hättet. Es war einfach die Einsicht, dass…es lohnenswert ist, für euch zu kämpfen und nicht meinem Trieb stärker als alle anderen zu werden oder sonst irgendeiner illusorischen Vorstellung hinterher zu jagen…aber so eine Einsicht bedarf einer enormen Willensstärke, die…euer Bruder mit Sicherheit nicht hat.“ Vegeta ging um seine beiden Kinder herum und stand nun Shanks gegenüber, wenn auch mit einigem Abstand. „Mit anderen Worten…du ähnelst mir kein bisschen. Und mit dieser lächerlichen Frisur nicht einmal mehr äußerlich.“
 

Nun war es Shanks der seine Fäuste ballte und seine Augenbrauen tief in sein Gesicht zog. Sein Körper begann zu zittern. Nicht vor Angst, dass sein Schutzwall in Form seiner Geschwister nun nicht mehr vor ihm stand, sondern…weil Vegetas Worte ihn so verdammt wütend machten. Als ob es nicht gereicht hätte, dass Trunks ihm vorhin noch dasselbe an den Kopf geworfen hatte. Dies aber nun aus…aus Vegetas Mund zu hören, setzte jegliche Vernunft in ihm aus. Ein enormer Zorn kroch tief aus seinem Innersten hervor und brach schließlich aus ihm heraus. „…das will ich auch gar nicht! Nicht mehr!“

„Ach und warum so plötzlich?“, entgegnete Vegeta nur gelassen.

„Weil ich…WEIL ICH NIEMALS JEMAND SEIN WILL, DER SEINE KINDER IM STICH LÄSST!“
 

Sowohl Bra als auch Trunks klappte das Kinn herunter. Für einen kurzen Augenblick hatten sich Vegetas Augen geweitet, nur um sich dann zu schmalen Schlitzen zu verengen. Im Bruchteil einer Sekunde stand er vor seinem Sohn, packte ihn am Kragen und zerrte ihn ganz nah an sein Gesicht heran. „Jetzt hör mir mal ganz aufmerksam zu, du kleiner, verwöhnter Bengel! Du kannst dir alle zehn Finger abschlecken, dass du mit Kakarott aufwachsen durftest! Wäre ich da gewesen, dann wäre dir Hören und Sehen vergangen!“ Mit einem verachtenden Schnauben stieß er Shanks von sich, machte auf dem Absatz kehrt, marschierte an Trunks und Bra, die ihn mit weit aufgerissenen Augen einfach nur anstarrten, vorbei und auf die Tür zu.
 

„Ich…ich hätte…ICH HÄTTE DICH GEBRAUCHT!“
 

Vegeta hielt inne.
 

„ICH HÄTTE DICH VERDAMMT NOCHMAL GEBRAUCHT!“
 

Langsam und mit tief ins Gesicht gezogenen Augenbrauchen schüttelte der Prinz der Saiyajins nur seinen Kopf und drehte sich wieder um. „Wofür hättest du mich denn gebraucht?“

Als keine Antwort kam, fuhr Vegeta fort: „Hast du nicht eine Frau und einen Sohn? Bist du nicht zu einem starken Krieger herangewachsen? Bist du unzufrieden mit deinem Leben?“

„W…was? Nein!“

„Und wofür genau hättest du MICH jetzt gebraucht? Hat Kakarott dir nicht alles gegeben, was du gebraucht hast?“

„Doch…schon.“

„Dann sag ich dir jetzt mal was, Shanks. ICH bin OHNE Vater und unter einem verdammten Tyrannen aufgewachsen. Ich hatte nichts. Niemanden. Und hat dir irgendjemand erzählt, dass ich mich JEMALS darüber beschwert hätte?!“

„N…nein.“

„Und DU bist behütet unter dem Dach deiner Mutter aufgewachsen! Hast NIEMALS um dein Leben fürchten müssen! Oder seh ich das falsch?“

„Nein…“

„Dann hast du mich in keiner EINZIGEN Sekunde deines Lebens gebraucht! Weil du hier aufgewachsen bist. Mit Bulma, Kakarott, Kuririn, Gohan, Piccolo, deinen Geschwistern…verdammt, Sohn! MEHR Familie kann man sich nicht wünschen! Ein schöneres Leben kann es gar nicht geben als mit diesen Leuten aufzuwachsen!“
 

Es wurde still. Beklemmend still. Shanks stand der Mund einen spaltbreit offen, seine Pupillen zitterten hin und her, musterten das Gesicht seines Vaters, dessen Blick so unfassbar viel aussagte. Da waren so viele Gefühle in seinen Gesichtszügen zu erkennen, die er jedoch nicht deuten konnte. Aber was auch immer es bedeuten mochte, spielte in dem Moment keine Rolle. Denn immer noch verstand es niemand. Niemand schien zu verstehen, worum es ihm eigentlich ging. Oder gegangen war. Und jetzt wusste er auch, dass es sein Vater nicht verstand…
 

„Ich bin sicher…“, durchbrach Bra schließlich die Stille, „…dass er das weiß. Und-“ Shanks räusperte sich, was seine Schwester verstummen ließ. Die Augen der Anwesenden richteten sich wieder auf den Jüngsten von ihnen.

Die Fäuste ballend und leicht zitternd begann nun Shanks endlich zu reden: „Das…das Problem ist, dass ich nicht der geworden bin, der ich heute bin, weil ich hier aufgewachsen bin, sondern…weil ich einem Bild von jemanden hinterher gejagt bin, der ich sein wollte, damit ich dir ähnlicher werde! Ich hab mein Leben dieser Ideologie verschrieben, es danach ausgerichtet und ich habe…ich hab verdammt lange gebraucht, um zu kapieren, dass ich…so nicht weiter machen konnte. Und ja, natürlich hatte ich ein gutes Leben, mir hat es nie an etwas gefehlt, aber…das ist es nicht, worum es im Endeffekt geht! Es geht einzig und allein darum, dass DU nicht da warst! Uns Tag ein, Tag aus hast hoffen lassen, dass du aufwachst! Fünfzig verschissene Jahre lang und keiner von uns hat je aufgehört, daran zu glauben, dass du jeden Moment aufwachst! Ist dir überhaupt klar, was das in einem anrichten kann? Mh?! Kannst du dir das nur im Entferntesten vorstellen?! Was es…Gott! Was es in der Seele eines kleinen Jungen anrichtet, wenn er glaubt, dass…dass ER es sein könnte, der dich dazu bringt, wieder aufzuwachen?!“

„Nein, kann ich nicht.“, war Vegetas schlichte Antwort darauf. Die Frage, ob sich einer von ihnen vorstellen konnte, wie es einem erging, wenn man nach fünfzig Jahren wieder aufwacht, verschluckte er.

„Nein, kannst du nicht…“, wiederholte Shanks verächtlich. „Kaum zu glauben, dass ich wirklich wie du sein wollte. Und noch viel schlimmer, dass ich tatsächlich eine Zeit lang deinen Platz einnehmen wollte…“ Er strich sich mit der Hand über sein Gesicht, denn etwas in ihm wollte noch ans Tageslicht. Der Ballast, den seine Seele schon viel zu lange mit sich herumtrug. „Gott…wenn…wenn wir schon mal bei der Wahrheit sind, VATER…“ Wieder trafen sich die Blicke von Vegeta und Shanks. Einige Sekunden verstrichen in denen vollkommene Stille herrschte. In Jüngsten unter ihnen schien ein erbitterter Kampf zu toben, das konnte man ihm deutlich ansehen.

„Die Wahrheit ist, dass ich…sogar mit dem Gedanken gespielt hatte, dich…dich zu töten.“

„WAS?!“, kam es gleichzeitig mit demselben Entsetzen in der Stimme von Bra und Trunks.

Seine Geschwister ignorierend und einzig und allein Vegeta fixierend, fuhr Shanks unbeirrt fort: „Und ich glaube heute noch manchmal, dass es besser für uns alle gewesen wäre, wenn du einfach gestorben wärst. Denn auch Goku…“, und damit wandte er sich gezielt an Trunks, „…dein teurer Son Goku…hätte mit Sicherheit ein leichteres und wesentlich schöneres Leben gehabt als er es die letzten fünfzig Jahre hatte.“ Seine Augen wanderten wieder zu Vegeta. „Und ja. JA, ich hab ihn geküsst, nachdem ich zuvor bei dir gewesen bin und…überlegt hatte, ob ich dich nicht einfach erwürge und endgültig deinen Platz einnehme. Dann hätte Goku wenigsten bis zu meinem Tod ein paar erfüllte Jahre gehabt.“ Ein unheimliches Grinsen huschte über Shanks Gesicht. „Blöd nur, dass ich auf Frauen stehe…dabei war Son Goku wirklich nicht schlecht.“
 

Diese Offenbarung kam so unerwartet, dass Vegeta nur mit aufgerissenen Augen und offenstehendem Mund dastand. Seine Fäuste ballten sich fester zusammen. Sein Körper begann zu zittern. Konnte das denn sein? Konnte man für sein eigenes Kind tatsächlich…Verachtung empfinden?

Wie konnte sein eigener Sohn…sein eigen Fleisch und Blut ihn lieber tot sehen wollen?

Das Schlimmste war allerdings, dass sich Vegeta doch genau dasselbe schon gedacht hatte. Dass…dass Kakarott besser dran gewesen wäre, wenn er nicht auf ihn gewartet hätte. Da war sein Tod doch sogar irgendwie naheliegend, oder?
 

„Shanks…das…das kannst du doch nicht ernst meinen…“, kam es nach einigen Momenten der Stille fassungslos von Trunks. Selbst Bra, die sonst nie auf den Mund gefallen war, brachte in dieser Situation kein Wort über die Lippen.

„Ach und wieso nicht? Überlegt doch mal, wie unser Leben gewesen wäre, wenn wir nicht darauf gewartet hätten, dass Vater wieder aufwacht! Wäre es da so viel schlimmer gewesen, wenn er einfach tot gewesen wäre?!“

„Jetzt reichts aber, Shanks!“, fuhr ihn nun Bra an. „Wie kannst du sowas auch nur denken?!!“

„Wie könnt ihr nicht?!“

„Drehst du jetzt komplett durch?!“, entrüstete sich Trunks.

„Ich…! Ich war noch nie SO klar!“

„Das reicht.“, knurrte Vegeta hinter seinem ältesten Sohn, schob diesen beiseite und baute sich vor Shanks auf. „Du willst mich tot sehen? Nur zu.“ Eine dunkle Aura strömte aus dem Gott der Zerstörung, während er seine Arme zur Seite ausbreitete. „Versuch’s.“

„Dad!“, „Vater!“, kam es gleichzeitig von Bra und Trunks.
 

Es dauerte keine zwei Sekunden, da tauchte Son Goku zwischen ihnen auf. Das Aufflackern der Zerstörungsenergie hatte seinen Wächtersinn sofort alarmiert und obwohl er gerade mitten in einer Erklärung gegenüber Piccolo und den anderen gesteckt hatte, was mit Trunks und Vegeta los war, war er augenblicklich verstummt, hatte seinen Zeige- und Mittelfinger an die Stirn gelegt und sich zu seinem Gott teleportiert.

„Son Goku! Zum Glück bist du endlich da!“, rief Trunks.

„Verschwinde, Kakarott! Das hier geht dich absolut nichts an!“, fuhr Vegeta seinen Wächter sofort an, ohne den Blick von Shanks abzuwenden, der seinen Vater mit einem ebenso finsteren Blick bedachte.
 

Goku versuchte die Situation zu analysieren. Zwischen Vegeta und Shanks herrschte eine enorme Anspannung, während Trunks und Bra richtig verzweifelt wirkten. Was…was zur Hölle war hier…seine Gedanken brachen ab und sein Blick schwenkte zurück zu Shanks. Was…was zum…?! Seine Haare! Wo waren seine Haare hin?

„Kann…kann mich mal einer aufklären?“ Seinen Blick nur schwer von Shanks abwenden könnend, richtete er seine Frage an Trunks. Er wusste, dass er von ihm noch am ehesten eine Antwort bekommen würde. Und so war es schließlich auch.

„Nun…Shanks ist…“ Die Augen des Halb-Saiyajins verdunkelten sich als er zu seinem Bruder blickte. „…am Durchdrehen.“

„Shanks?“, fragte Goku verwundert nach und wandte sich zu dem Jüngsten in dem Raum. Irgendwie hatte er eher erwartet, dass es Vegeta sein würde, der…wieder einmal…durchdrehte. Andererseits…dass Shanks seine Haare abgeschnitten hatte, war ein mehr als deutliches Zeichen.

„Ich dreh nicht durch!“, knurrte dieser auch sogleich.

„Also…du weißt, ich bin immer auf deiner Seite, aber…“, begann nun Bra, sichtlich hin und her gerissen, „…Trunks…hat recht. Was du da gesagt hast…das kannst du wirklich nicht so meinen! Nichts wäre besser, wenn Papa tot wäre!“

„W…was? Tot?“ Goku konnte seinen Ohren nicht glauben. „Was soll das denn heißen?“

„Shanks findet…dass eure Leben besser gewesen wären, wenn ich nicht geschlafen hätte, sondern tot wäre.“, erklärte Vegeta in einem äußerst wütendem Tonfall, wobei seine Stimme geradezu bebte.

„Was?!“ Goku sah ihn fassungslos an, wandte sich dann zu seinem Ziehsohn. „Wie kommst du denn auf so nen Mist?“

„Weil es die Wahrheit ist! Über den Tod eines geliebten Menschen kommt man irgendwann hinweg! Aber mehr als ein halbes Leben auf jemanden zu warten, der nebenan pennt, ist…ist…die Hölle! Und jetzt sag nicht, dass es anders war, Son Goku!“
 

Es wurde still. Alle Augen waren auf den großen Vollblut-Saiyajin gerichtet.
 

„…ja.“
 

Vegetas göttliche, schwarze Aura verpuffte bei diesem Wort. Mit aufgerissenen Augen starrte er auf sein Leben, der mit dem Rücken zu ihm stand.
 

„…ja, es war schrecklich. Aber genauso war die Zeit mit euch wundervoll und ich würde keine einzige Sekunde davon vermissen wollen. Wir hatten doch trotzdem alle ein tolles Leben.“

„Genau!“, pflichtete Trunks seinem Ziehvater bei.

„Ja, das stimmt.“, meldete sich auch Bra dazu. „Und du hast es doch vorhin selber gesagt, Shanks. Du hattest ein gutes Leben. Wir ebenso und Son Goku auch, auch wenn Papa geschlafen hat.“

„Klar war ich deswegen oft traurig und deprimiert…“, fuhr Goku fort, „…aber dafür bin ich jetzt umso glücklicher, dass Vegeta wieder da ist. Gut, wenn wir gewusst hätten, was mit ihm passiert, wenn er der neue Gott der Zerstörung wird, hätten wir uns vielleicht…also…“ Goku blickte hinter sich. Sah Vegeta direkt in die Augen. „…möglicherweise hätten wir uns dann anders entschieden, aber es ist jetzt wie es ist. Und nichts…NICHTS wäre besser, wenn du tot wärst.“ Mit diesen Worten wandte er sich wieder Shanks zu. „Mein Leben wäre ohne ihn kein Deut besser gewesen. Im Gegenteil. Ich…ich wäre ohne ihn zu Grunde gegangen.“ Goku ballte seine Fäuste. Sein Blick wurde ernst. „Ich kann…ich kann ohne ihn nicht leben, ob er nun wach ist oder schläft, spielt keine Rolle. Er ist mein Leben, kapiert?! Also keine Ahnung, wie du auf so einen bescheuerten Gedanken kommst, aber ich glaub nicht, dass ich oder Bulma dich so erzogen haben. Ich glaub, du weißt genau, was richtig und falsch ist. Was Gut und was Böse ist. Und dass du denkst, es wäre besser, wenn Vegeta tot wäre, ist einfach nur…es ist einfach nur falsch!“
 

Shanks‘ Wut begann zu schwinden und machte etwas viel Schlimmerem Platz. Angst. Angst darüber, gerade seine gesamte Familie gegen sich aufgehetzt zu haben. Angst, am Ende völlig alleine dazustehen. Angst, dass er…dem Traum, dem er so lange hinterher gejagt war, nun endgültig den Todesstoß verpasst hatte. Angst, dass…dass er die Anerkennung, den Stolz und die…die Liebe seines Vaters verspielt hatte…
 

„Aber…a…aber…ich…ich meinte doch nur…ich…mein ganzes Leben…ich…wollte doch immer nur, dass…dass…“

„Shanks…“, unterbrach Goku das verzweifelte Gestotter. Instinktiv schien er zu wissen, was er jetzt sagen musste. Was es bedurfte, um Shanks endlich…wieder auf den richtigen Weg zu leiten. „…dass du deinem Vater nachgeeifert bist, war vollkommen in Ordnung. Dass du es so übertrieben hast, dass…es tut mir ehrlich leid, dass ich in dieser Hinsicht nicht mehr für dich da gewesen bin. Dass ich nicht erkannt hatte, dass dir das nicht gutgetan hat. Und ja, du ähnelst Vegeta bis zu einem gewissen Punkt wirklich sehr, aber…ich kenne dich. Den Shanks-Teil in dir. Und soll ich dir was verraten? Der…ist wundervoll.“

„Son…Son Goku…“ Wie konnte es nur sein, dass…dass ausgerechnet Son Goku…als einziger…zu verstehen schien…

„Ist doch so, oder nicht?“, fragte Goku und richtete sich damit an Shanks‘ Geschwister.

„Na klar!“, kam es sofort von Bra.

Trunks hingegen sagte nichts, sondern trat mit ernstem Gesichtsausdruck vor seinen jüngeren Bruder. „Du…bist ein Idiot, weißt du das? All die Jahre…ALL die Jahre hast du es nicht geschafft, nur einmal einen Mucks von dir zu geben?! Verdammter Idiot!“ Trunks verpasste Shanks völlig unvorbereitet eine Kopfnuss. Während sich dieser die schmerzende Stelle rieb, fuhr sein älterer Bruder fort: „…ich hab dich immer für so verdammt tapfer gehalten. Hab dich dafür beneidet, dass…dass du Vater äußerlich so ähnelst…dabei…hat dich wohl genau das zerstört…und…es tut auch mir leid. Auch ich, als dein großer Bruder, hätte mehr für dich da sein müssen, doch ich war so mit mir selbst, Goten und der Schule beschäftigt, dass ich es nicht gesehen habe, dass du Hilfe gebraucht hättest…“

Shanks ließ seine Arme wieder sinken und funkelte Trunks finster an. „…ich…hab keine Hilfe gebraucht! Ich…ich wollte doch nur…nur…dass er…stolz auf mich ist…“

Trunks‘ Augen weiteten sich. Dann…war es das also? Das, was sein kleiner Bruder die ganze Zeit über gewollt hatte? Einfach, dass ihr Vater stolz auf ihn war?

„Du bist ein Idiot.“, wiederholte er flüsternd. „Wenn Dad nicht stolz auf das ist, was du bist…was du geworden bist…dann…ist er der größte Idiot von uns allen. Hör auf Son Goku, wenn er dir sagt, dass du wundervoll bist. Und…sei verdammt nochmal stolz darauf, dass ER dich so sieht. Dass Son Goku stolz auf dich ist, denn das ist er.“ Trunks wandte sich zu dem älteren Vollblut-Saiyajin. „Bist du doch, oder?“

„Natürlich.“, erwiderte Goku ohne auch nur eine Sekunde zu zögern und trat neben Trunks. „Sieh mich an, Shanks…“

Nur widerwillig folgte der Angesprochene Son Gokus Anweisung. Als sich ihre Blicke trafen, legte der Größere seine Hände auf Shanks‘ Schultern und beugte sich ein Stück zu ihm hinab, um ihm direkt in die Augen sehen zu können: „Ich bin wahnsinnig stolz auf dich. Du bist verdammt klug, bist ein begeisterter und begabter Kämpfer und ein klasse Lehrer. Die Schüler bewundern dich, das weißt du, oder? Und…und das ist das Wichtigste von Allem…du hast ein unglaublich gutmütiges Herz. Wie auch sonst wärst du auf die dumme Idee kommen, dass du das, was uns alle so traurig gemacht hat, auslöschen wolltest. Ich versteh das, Shanks…du wolltest es für uns tun, nicht wahr?“

„J…ja…“

„Und…ein klein wenig wolltest du das auch für dich, nicht wahr?“

„…ja.“

„Und…das zwischen uns…war dann wohl der Höhepunkt des Ganzen, oder?“

Shanks konnte Gokus Blick nicht mehr standhalten. Sein Körper hatte unter dem herzlichen Griff des großen Saiyajins zu beben begonnen. Er brachte kein Wort mehr heraus. Konnte nur noch nicken, während sich unaufhaltsam Tränen in seinen Augen bildeten.
 

Er war wirklich ein Idiot gewesen. So ein verdammter Idiot…
 

„Shanks…“

Mit verschwommenem Blick sah er wieder auf. Sah in die Augen des einzigen, den er wirklich jemals…gebraucht hatte. Der doch wirklich immer für ihn da gewesen war. Wahrscheinlich sogar als er es nicht einmal wirklich mitbekommen hatte. Goku war…ja, verdammt, er war der Vater, den er sich immer gewünscht hatte und dabei…all die Jahre bereits an seiner Seite gehabt hatte…
 

„S…Son…Goku…es…es tut mir leid…ich…ich…“

„Ach Shanks…“, kam es sichtlich gerührt von Goku angesichts der Tränen seines Schützlings. Jetzt gab es nur noch eines zu tun. Er zog ihn in seine Arme. Drückte sein Gesicht an seine Brust und streichelte ihm durchs Haar. „Schon gut…alles ist gut…“ Zur Verdeutlichung drückte er ihm einen liebevollen Kuss auf den Kopf.

„Go…Goku…“, schluchzte Shanks lauthals und klammerte sich an dessen Rücken fest. Mit seiner zweiten Hand streichelte Goku ihm beruhigend über den Rücken, machte keine Anstalten ihn loszulassen. Wie…ja, wie ein Vater, der seinen Jungen zu trösten und beruhigen versuchte.

Weder Trunks noch Bra hatten ihren jüngeren Bruder jemals…so…weinen gesehen. Es zerriss ihnen das Herz. Es bedurfte nur eines kurzen Blickes zwischen ihnen und Trunks schlang seinerseits seine Arme um die beiden. Nur kurz darauf lief Bra zu ihnen und schloss sich der Umarmung, der Erleichterung, dem Trost an…der Wärme und…der Liebe, die Son Goku für sie empfand.
 

Und…Vegeta?
 

Er war gegangen, hatte das Bild der Vier nicht mehr ertragen. Dieses Glück, das…seines hätte sein sollen. Sein müssen.

Mit zitternden Knien lehnte er sich außerhalb der Trainingshalle an die Wand. Seine Augen waren mit Tränen gefüllt. Er schloss sie als sich die erste von ihnen löste und seine Wange hinabrann…

Eben hatte er doch noch das Gefühl gehabt, angekommen zu sein. Sich in diese neue Zeit eingefunden zu haben. Aber diese Szene…hatte ihm erneut brutal vor Augen geführt, dass…er nicht dazu gehörte. Ein Fremder war. Dass er Verlorenes niemals würde wiedererlangen können. Dass sein Platz nicht hier war. Nicht mehr.

Das Ziehen in seiner Brust wurde immer Schlimmer. Es schnürte ihm regelrecht die Kehle zu. Mit einem erstickten Schrei sank er zu Boden…
 

Es war Goku, der nach einiger Zeit zuerst die Trainingshalle verließ. Als sich Shanks irgendwann beruhigt und er gemerkt hatte, dass Vegeta den Raum verlassen hatte, hatte er die drei Halb-Saiyajins gebeten, dort zu warten.

Er hockte sich vor den Prinzen, der mittlerweile sein Kinn auf seine angezogenen Knie abgestützt und seine Beine mit seinen Armen umschlungen hatte. Seine Augen waren immer noch feucht und auch das Glitzern auf seinen Wangen verriet Goku, dass Vegeta geweint hatte. Sie sahen einander eine ganze Weile einfach nur stumm in die Augen und Goku verstand.

„Es…tut mir leid, Vegeta…ich konnte nicht anders…“

„…ich weiß…“

„Sie bedeuten mir einfach genauso viel wie meine eigenen…“

„…ich weiß…“ Vegeta klang nicht wütend, auch nicht traurig. Es lag fast so etwas wie Verständnis in seiner Stimme, auch wenn ein Teil in ihm es nicht akzeptieren wollte. Sind nicht damit abfinden wollte, dass Kakarott ein besserer Vater geworden war, als er es jemals würde sein können, doch der Rest in ihm…fand sich damit ab. Ja, war sogar froh darüber, dass er sich nach all den Jahren, nach all der Zeit, immer noch so dermaßen auf seinen Gefährten verlassen konnte. Was brachte es denn noch, sich deswegen aufzuspielen? Den verletzten Sturkopf heraushängen zu lassen? Nichts. Rein gar nichts…außer, dass er die Personen, die ihm am Wichtigsten waren weiterhin verletzten würde…
 

„Schätze…es wird Zeit…“

„Zeit? Wofür denn?“, fragte Goku leicht irritiert und legte seinen Kopf schief.

Vegeta atmete tief durch. „…Zeit, mich zusammen zu reißen.“ Mit diesen Worten kämpfte er sich zurück auf seine Beine und bot Kakarott die Hand zum Aufstehen an. Erst nach einigen Herzschlägen ergriff Goku diese und ließ sich von seinem Gott aufhelfen. Vegeta wollte schon die Tür zum Trainingsraum öffnen, als der Ältere ihn zurückhielt, indem er seine Hand auf die seine legte und ihn mit ernstem Gesichtsausdruck anblickte.

„Was ist?“

„Was ist mit…uns?“

Erst wusste Vegeta nicht, was ihm sein Wächter damit sagen wollte, doch dann war er es, der verstand. „…der Streit…er ist vorbei, Kakarott. Außer du-“ „Nein. Nein von mir aus ist alles klar…“

Goku begann zu lächeln, was auch dem Jüngeren ein kleines entlockte. „Vielleicht hätten wir schon früher ne Pause bei einer unserer Streitereien einlegen sollen und einfach miteinander ins Bett hüpfen.“

„Was? Das…das war ja wohl eine Ausnahme.“

„Wieso? Hat doch gut funktioniert.“

„Also das…das besprechen wir, wenn es soweit ist. Und wer weiß, vielleicht kommt es ja auch nie dazu.“

„Oh, glaub mir, es wird dazu kommen.“

„Na du bist ja optimistisch, Vegeta.“

„Ich weiß eben, dass es Dinge gibt, die ich nicht ausstehen kann.“ Für einen kurzen Moment schien der Prinz zu überlegen. „Ich hasse es zum Beispiel, wenn jemand das Klopapier falsch rum aufhängt und dir ist das völlig egal.“

Goku…blinzelte Vegeta einfach nur völlig verwundert an.

„Das…das war ein Witz, Kakarott. Okay? Ein WITZ…“ Leise fügte er jedoch hinzu als er sich wieder der Tür zur Trainingshalle widmete: „Obwohl ich so nen Streit tatsächlich einmal mit Bulma hatte…“ Mit einem Mal schoss ihm Röte auf die Wangen und er wandte sich schnell wieder zu Goku. „Also…das heißt nicht, dass ich derjenige war, der…also…es ist mir egal wie es hängt, okay?!“

„Ähm...ja, klar. Sicher doch. Es ist dir egal, habs verstanden.“

Vegetas Augen verengten sich. „…aber es gibt ne richtige und ne falsche Seite…das ist dir schon klar, oder?“

Goku konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, dann beugte er sich zum Ohr des Jüngeren und flüsterte neckend: „…wenn es hinten abrollt, richtig?“ „Tz…Idiot…“, grummelte Vegeta daraufhin nur.
 

Immer noch lächelnd richtete sich Goku wieder auf. „Und…was willst du jetzt zu Shanks sagen?“

„Wirst du gleich hören.“

„Willst du nicht vorher mit mir darüber reden?“

„Wieso? Weil du mir ‚Wie bin ich ein guter Vater‘-Tipps geben willst? Keine Sorge, ich kann das genauso gut wie du.“

„Ich…ich hab doch gar nichts Gegenteiliges behauptet.“

„Fein. Würdest du mich dann bitte reinlassen?“

Seufzend nahm Goku seine Hand von Vegetas, doch bevor dieser die Tür öffnete, meinte er noch: „Vielleicht ist es besser, du wartest hier.“

„…ich…werde einfach bei der Tür stehen bleiben, okay?“

Vegeta maß seinen Gefährten mit einem finsteren Blick, sah ihm aber deutlich an, dass er es ernst meinte. Dass er sich nicht von dem Kommenden ausschließen lassen wollte. „…von mir aus. Mach was du willst…“, grummelte Vegeta nur und öffnete schließlich dir Tür.
 

Dort fuhren Trunks und Bra, die mit dem Rücken zur Tür gestanden hatten, sofort herum und bildeten gemeinsam eine Mauer vor ihrem jüngeren Bruder als Vegeta einfach auf sie zumarschierte, mit einem Ausdruck im Gesicht, den die beiden nicht deuten konnten. Vor ihnen blieb der Vollblut-Saiyajin stehen, bedachte die beiden mit einem strengen Blick und forderte, dass sie zur Seite treten sollten, was sie jedoch erst taten, nachdem Trunks einen fragenden Blick zu Goku, der bei der Tür stehengeblieben war, geworfen hatte und dieser ihm zugenickt hatte.
 

Da standen sie nun. Vater und Sohn. Das Herz des einen schlug schneller als das andere. Erneut legte sich eine Spannung in den Raum, die keiner der übrigen Anwesenden auch nur mit einem Atemzug zu durchbrechen wagten.
 

Erst nach einer Weile, in der Vegeta seinen Sohn einfach nur angesehen hatte, durchbrach er die Stille. „…mit dieser Aktion eben…“

„…j…ja?“

„…hast du mich ganz schön beeindruckt.“

„Wie? Was?“

„Es gehört eine Menge Mut dazu, seinem eigenen Vater ins Gesicht zu sagen, dass man ihn töten wollte.“

Shanks schluckte nervös. „Das…ich…so ist das doch-“ „Ich bin noch nicht fertig.“, unterbrach Vegeta seinen Sohn harsch. „Dass du Kakarott angefasst hast, ist etwas, dass ich dir mit Sicherheit nicht verzeihen werde. Egal wie lange es her sein mag.“

Der Halb-Saiyajin wollte schon schuldbewusst sein Haupt senken, doch der stechende Blick seines Vaters hielt ihn gefangen.

„…aber…“, fuhr Vegeta fort, „…ich muss zugeben, dass…es mir gefallen hat, was Kakarott mir über dich erzählt hat. Ja, ich war tatsächlich stolz einen Sohn zu haben, der mir so ähnlich ist. Der es scheinbar für ehrvoll gehalten hat, so zu sein wie ich. Aber jetzt habe ich ja erfahren, wie du wirklich über mich denkst, daher… “

„…j…ja?“

„…daher…“ Es war tatsächlich Vegeta, der seinen Blick abwandte. Ihn auf den Boden richtete, all seinen Stolz und seine Eigensinnigkeit krampfhaft beiseiteschob und seine Fäuste ballte. „…bleibt mir jetzt nur noch zu hoffen, dass du…irgendwann…doch noch stolz darauf bist mein Sohn zu sein…“
 

Es wurde still. Quälend lange Sekunde verstrichen. Trunks, Bra und Goku stand der Mund offen. Shanks‘ Augen waren ungläubig aufgerissen, während Vegeta einen dunklen Fleck auf den weißen Fliesen fixierte. Sich innerlich nur auf diesen Punkt konzentrierte, der sich so von dem restlichen, makellosen Weiß unterschied.
 

Es dauerte und dauerte, bis endlich…die erlösenden Worte durch den Raum hallten. „…das…das bin ich doch………Va…Vater…“
 

Vegetas Gesicht ruckte nach oben. Seine Augen trafen die seines Sohnes, in deren Winkeln sich erneut Tränen zu sammeln begannen.
 

„Oh Gott, das ist so…das…“, begann die Halb-Saiyajin neben den beiden zu schluchzen.

„Jetzt…jetzt macht doch endlich…“, kam es von Trunks, dessen Stimme eindeutig zitterte.
 

Shanks blickte genauso irritiert zu Bra, wie sein Vater zu Trunks. Dann sahen sie einander wieder in die Augen, nicht wirklich wissend, was man jetzt von ihnen erwartete, als Vegeta plötzlich von hinten geschubst wurde. In die Arme seines Sohnes. Goku stand nur breit grinsend da und sah mit an, wie sein Schubs die beiden in die richtige Richtung brachte…
 

Vegeta hatte sich schnell von Shanks weggedrückt, nachdem er in seinen Armen gelandet war, starrte ihn entsetzt an und begegnete einem ebenso überraschten und überrumpelten Ausdruck in dessen Augen. Vegeta wollte sich schon umdrehen, Kakarott anschreien, was er sich einbildete, doch dieser Anflug von Wut verpuffte sofort, als sich Shanks‘ Mundwinkel zu heben begannen und ein unsicheres Lächeln auf dessen Lippen erschien. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, da bildete sich auch eines bei ihm. All die Unsicherheit, all die Bedenken, Vorwürfe und Zweifel, ob er sich jemals seinem jüngsten Sohn würde annähern können, verschwanden. Dann packte er Shanks, der nur wenige Zentimeter kleiner war als er, im Nacken und zog ihn mit einem schnellen Ruck an sich. Schlang seinen zweiten Arm um seinen Rücken. Die Lippen an sein Ohr führend, flüsterte er: „Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen, dass…ich nicht für dich da gewesen bin…mein…mein Junge…“

„Das…ich……D…Dad…“

Vegeta spürte, wie sich die Hände seines jüngsten Sohnes zitternd um ihn legten. Wie sein ganzer Körper bebte. Ein unfassbar erleichtertes Lächeln stahl sich auf die Lippen des Prinzen und er schloss nur noch seine Augen. Genoss diesen einen Moment, der…alles beendete. Die Schmerzen in seiner Brust, den Abstand, der zwischen ihnen gelegen hatte.
 

So…so sollte es sein. Genau so…hätte es all die Zeit schon sein sollen.

Ja…er war enggültig angekommen. Hier…bei ihnen…
 

____________________________
 

Es wurde eine wundervolle Zeit, die auf diesen Abend folgte.
 

Wochen des Glücks, Monate des Friedens, ein Jahr, das getränkt war von Liebe und Zufriedenheit. Ein Jahr, das Vegeta und Goku mit ihren Kindern verbrachten, mit ihren Enkeln und deren Kindern. Ein Jahr, in dem sie ihr Glück auf der Erde fanden. Auch wenn Vegeta immer wieder den Drang verspürte aufzubrechen, dass es Zeit war, seinen Pflichten nachzukommen, so wollte etwas in ihm die Erde einfach nicht verlassen. Seine Seele, sein Körper schien alles daran zu setzen, dass er, zumindest ein wenig, mit Kakarott hier blieb. Hier bei jenen, die sie liebten…

Auch der Götterschlaf blieb in dieser Zeit aus. Es war tatsächlich so wie er vermutet hatte. Solange er seinen Pflichten nicht nachkam, schlief er auch nicht. Und das war gut so. Dieses Jahr hatte er verdient. Gebraucht. Und Goku noch so sehr viel mehr, in Anbetracht dessen, was noch auf sie zukommen würde…
 

Und so blieben sie auf der Erde, solange es ihnen möglich war.
 

So lange sie es ertrugen.



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