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Feel the Love you can't live without

von

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Valediction

Es war erst ein paar Tage her, dass Vegeta Piccolos Tod verkündet hatte. An alles, was danach geschehen war, erinnerte er sich kaum noch.

Da waren so viele Entsetzensschreie gewesen, Unglauben überall, erneute Tränen, gefolgt von einem hektischen Treiben und so vieler unbedeutender Worte, die er, kaum, dass er sie gehört hatte, wieder vergessen hatte. Was er jedoch nicht vergessen hatte und was ihm zusehends immer mehr Sorgen bereitete, war Gokus Verhalten. Nachdem er vor Gohans Schlafzimmer zusammengebrochen war und irgendwann keine weiteren Tränen mehr hatte vergießen können, war er verstummt. Hatte sich aufgerichtet, sich die Spuren des Zusammenbruches aus dem Gesicht gewischt und sich auf seine Beine zurück gekämpft. Er hatte tief durchgeatmet und einen letzten Blick in das Zimmer seines Sohnes geworfen, bevor er Vegeta die Hand zum Aufstehen gereicht hatte. Auf dessen Frage, ob es ihm gut ginge, hatte Goku nicht geantwortet, hatte nur gemeint, dass sie jetzt zu den anderen gehen mussten, um ihnen beizubringen, dass nun auch Piccolo von ihnen gegangen war…
 

Nachdem sie die ganze Nacht in Son Gohans Haus verbracht hatten, waren sie erst am frühen Morgen in die Bergen zurückgekehrt, zusammen mit Goten und Trunks. Die beiden Halb-Saiyajins hatten sich in ihr Zimmer verzogen und ihre Väter hatten es ihnen gleichgetan. Kaum waren sie alleine gewesen, hatte sich Goku einfach stumm hingelegt und die Augen geschlossen als ob er vor lauter Erschöpfung einfach nur schlafen wollte, was er jedoch nicht konnte. Trotzdem hatte er es getan als wollte er diese Nacht einfach nur vergessen. Für gewöhnlich sah die Welt nach einer ordentlichen Mütze Schlaf nicht mehr so dunkel aus, doch Goku war ein solcher ‚Neustart‘ einfach nicht vergönnt…
 

Die darauffolgenden Tage erlebte Vegeta dann auch wie sehr sich sein Artgenosse verstellen konnte. Wie er still vor sich hin leiden konnte. Wenn er bei ihren Familien und Freunden war, war er derselbe fröhliche Saiyajin, wie man ihn eben kannte. Er spendete Trost, brachte sie zum Lachen und ließ ihre Welt in einem Licht erstrahlen, welches nur Goku zu vermitteln wusste. Doch wenn man genau hinsah, oder er sich unbeobachtet fühlte, konnte man ihm seine eigene Trauer deutlich ansehen. Zumindest Vegeta konnte es, auch wenn er selbst ihm gegenüber so tat, als wäre er in Ordnung. Doch er war alles andere als das. Und am heutigen Tag, am Tag der Beerdigung von Son Gohan und Piccolo, konnte er seine Fassade nicht mehr länger aufrecht halten…
 

Er stand mit dem Rücken zu Vegeta in ihrem Zimmer im Haus in den Bergen und versuchte sich seine Krawatte zu binden, während der Prinz sich gerade einen schwarzen Blazer überzog.

„Vegeta…?“

Sich von seinem Spiegelbild abwendend, da er noch überprüfen wollte, ob alles richtig saß, blickte er auf Gokus Rücken. „Ja?“

„Kannst du mir…helfen? Diese dämliche Krawatte…sie…will einfach nicht richtig sitzen.“

Als Vegeta die zitternden Schultern seines Geliebten bemerkte, ging er schnellen Schrittes zu ihm. Gokus Blick war auf das Stück Seide um seinen Hals gerichtet, dessen Enden er mit seinen zitternden Händen zu verknoten versuchte. Dazu kam, dass er kaum noch etwas erkennen konnte, denn in seinen Augen standen dicke Tränen, die ihm die Sicht nahmen. Selbst als Vegeta seine Hände auf die seinen legte und sie von der Krawatte fortzogen, schien das der Ältere gar nicht wirklich wahrzunehmen. Er starrte weiterhin an sich hinab.

„Ich…ich kann das nicht.“, murmelte er vor sich hin.

Vegetas Augen zogen sich fragend zusammen, während er sich die beiden Enden der Krawatte schnappte und das eine um das andere band. „So schwer ist das nicht…“ Mit einem letzten geschickten Handgriff verknotete er die Krawatte und schob den Knoten nach oben, dann blickte er zu Goku auf, dem die Tränen nun über die Wangen liefen. „Siehst du? Schon erledigt.“

„Ich ertrag das nicht, Vegeta.“

„Zu eng?“

Der Prinz wollte den Knoten schon etwas lockern als Goku plötzlich dessen Hände packte und von sich schleuderte. „Ich sagte, ich ertrag das nicht mehr!!“, schrie er ihm unvermittelt plötzlich mitten ins Gesicht. „Hast du überhaupt den leisesten Schimmer, wie sich das anfühlt?! Wie es sich anfühlt, wenn jemand stirbt, weil seine Zeit gekommen ist und wir ihn NICHT wiederbeleben können?!“

Vegetas Gesichtszüge versteinerten. „Nein.“ Er trat einen Schritt zurück. „…ich weiß nur, wie es sich anfühlt, wenn einem gesagt wird, dass so ziemlich jeder, den man kannte, tot ist.“

Gokus Augen weiteten sich und schon im nächsten Moment taten ihm seine eigenen Worte leid. Es war nicht fair, Vegeta an den Kopf zu werfen, dass er die letzten Jahre nicht hier gewesen war. Nicht jetzt. Nicht an diesem Tag.

„Es…es tut mir leid. Das war gemein. Ich wollte nicht, also…ich…“

„Schon gut, Kakarott, vergiss es. Ich versteh’s. Man…sollte seine eigenen Kinder nicht…nicht zu Grabe tragen müssen. Egal…egal wie alt sie geworden oder wie krank sie gewesen sind. Das ist einfach nicht richtig…“

Bei diesen Worten schossen weitere Tränen in Gokus Augen. „Oh Gott…Vegeta. Es…es ist Son Gohan…mein Gohan…“

„Ich weiß…“

„Gohan und Piccolo…die beiden…sie…sie waren…immer da…“

„…ich weiß…“

„Über achtzig Jahre lang…waren sie immer da. Waren immer mehr für mich da gewesen als…als ich für sie…“

„…Goku…“

„Es…es ist doch…“, er brach ab, schluckte heftig, setzte erneut an, „Gohan…er hatte immer ein Gespür dafür gehabt, wenn es mir nicht gut ging…und Piccolo…er…er wusste immer das Richtige zu sagen…“

Vegeta war klar, dass er nichts sagen konnte, um Kakarott diese Trauer zu nehmen, weswegen er einfach nur dessen zitternden Körper stumm in seine Arme zog und ihn fest an sich drückte. Er fühlte sich machtlos. Es gab einfach nichts, dass er sagen konnte, nichts, dass es erträglicher machen würde. Doch es war, es war nun einmal der Lauf des Lebens. Eines sterblichen Lebens…
 

Während Vegeta seinen Liebsten weiterhin festhielt, kreuzten Piccolos Worte seinen Geist, die er damals zu ihm gesagt hatte, nachdem sie ihnen offenbart hatten, dass er zum neuen Gott der Zerstörung und Kakarott zu dessen Wächter geworden war. Dass sie unsterblich geworden waren. Ja, damit hatte Goku recht. Piccolo hatte es immer verstanden, Dinge zu durchschauen, sie auf den Punkt zu bringen.
 

‚…ich hoffe einfach, dass du Son Goku und…er auch dir…den Halt geben wird, den ihr braucht, wenn ihr…uns alle sterben seht…da wirst du … und vor allem Son Goku … jemanden an seiner Seite brauchen, der für ihn da ist und…dasselbe erleben muss.‘
 

Und dann hallten auch noch die darauffolgenden Worte Son Gohans in seinem Kopf wider, die letztendlich auch ihm die Tränen in die Augen trieben.
 

,Aber irgendwie ist es doch eine beruhigende Vorstellung, denn Vegeta und Vater werden über unsere Kinder, unsere Kindeskinder und deren Kinder wachen, so wie sie es schon immer bei uns getan haben…‘
 

Vegeta schloss seine Augen. Ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen, während ihm ein Tropfen über die Wange lief. Die erste Träne, die er seit jenem Abend zuließ. Die anstehende Beerdigung würde hart werden, noch um so viel härter als die letzten Tage, die sich so unwirklich angefühlt hatten. In denen sie eher wie in Watte gepackt herumgelaufen waren als wären sie nur Geister, die nicht wirklich existierten.
 

Goku immer noch fest in seinen Armen haltend, flüsterte er diesem zu: „Kakarott…es wird Zeit.“

Sanft drückte Vegeta ihn von sich, strich ihm zärtlich die Tränen aus dem Gesicht, bevor er ihm stumm die schwarze Krawatte richtete, die er über einem ebenso schwarzen Hemd trug.

Der Größere schloss seine Augen währenddessen. So viele Tode, so viele Beerdigungen hatte er nun schon hinter sich gebracht, aber diese würde die Schwerste werden. Wäre Vegeta nicht bei ihm, er würde es nicht schaffen aus diesem Zimmer zu gehen. Er wäre mit Sicherheit erneut zusammengebrochen. Tief durchatmend versuchte er sich, zumindest ansatzweise, zusammen zu reißen. Denn etwas anderes blieb ihm schließlich nicht über. Er wollte stark sein für die, die er liebte. Musste ihr Anker sein in dieser schweren Zeit. So wie…so wie Vegeta der seine war.
 

Nachdem sein Geliebter, sein Gefährte, ihm die Krawatte gerichtet hatte, ergriff er dessen Hand, die ihm den nötigen Halt gab, sich überhaupt bewegen zu können und aus diesem Zimmer zu gehen.
 

Es war auch der Verdienst des Prinzen gewesen, dass man Son Gohan und Piccolo nun dort bestatten würde, wo Gohan gestorben war. In dieser Wildnis, auf der Plattform des Berges. Hätte Vegeta diesen Vorschlag nicht gemacht, hätte man Gohan in Videls Familiengrab bestattet, neben Boo und Mr. Satan und Piccolo in einem Sarg aus Stein in Gottes Palast. Doch diese Idee, die beiden nebeneinander zu beerdigen, wo sie doch immer zusammen gewesen waren, sogar mehr oder weniger zusammen gestorben waren, die hatte sogar Videl gefallen…
 

Goku trat auf den Balkon, auf dem Goten und Trunks bereits auf sie warteten, ebenfalls in dunkle Kleidung gehüllt. Kaum, dass sie zu ihnen nach draußen getreten waren und der Jüngste unter ihnen sie erblickt hatte, brach er in Tränen aus, ließ Trunks‘ Hand los und lief auf seinen Vater zu. Stürzte sich in dessen Arme und wie Goku nun einmal war, legte er seine Arme beruhigend um seinen Sohn und tröstete ihn. Vegeta ließ ihnen diesen Moment, ging um sie herum und stellte sich an Trunks‘ Seite. Blickte stumm in den tiefblauen Himmel.
 

„Wie…wie geht es ihm?“, flüsterte Trunks, während er Goku dabei beobachtete wie er beruhigende Worte in Gotens Ohr flüsterte. Welche, konnte er nicht verstehen.

„…was denkst du denn?“, war Vegetas belegte Antwort und Trunks nickte nur. Er hatte sich so etwas schon gedacht. Goku musste Höllenqualen durchleiden, auch wenn er es niemandem gegenüber offen zeigte. Zumindest nicht … seinen ‚Kindern‘ gegenüber.
 

Jetzt was es jedoch soweit. Sie würden diesen letzten Abschied nehmen, wie es sich gehörte, wie sie es immer getan hatten, und würden diesen Tag…diesen Tag, der definitiv endgültig etwas in Goku zerstörte…gemeinsam hinter sich bringen…
 

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Einen Monat nach Gohans Beerdigung stand Goku mit verschränkten Armen auf der Mauer vor dem Banner der Schule und starrte mit ausdruckslosen Augen in den großen Hof hinab, in dem sich Trunks und Goten aufhielten und ihrer nachfolgenden Generation beim Training mit Shanks zusahen. Sie wirkten glücklich. Zufrieden. Goku hingegen war wie eine emotionslose Statue, wie eine Art Geist, der über sie alle zu wachen schien.
 

Vegeta saß nun schon seit einiger Zeit auf der gegenüberliegenden Burghofmauer. Auch er beobachtete ihre Kinder. Die Vorstellung, dass wohl auch sie ihrem unausweichlichen Ende entgegensteuerten, ließ seinen Körper erzittern. Natürlich würden er und Goku immer über sie wachen, bis zum bitteren Ende…wie Gohan es sich vorgestellt und wohl auch gewünscht hatte…doch, ob sie es auch ertragen würden? Sein Blick schweifte zu Goku.

Würde er es ertragen? Würde er einen weiteren Tod seiner Liebsten verkraften?
 

Das Bild seines Geliebten bei Gohans und Piccolos Beerdigung schoss ihm durch den Kopf. Wie er gemeinsam mit Son Goten den Sarg Gohans durch die Reihen ihrer Familie und Freunde getragen hatte. Ihn in das ausgehobene Grab hinabgelassen hatte. Sein Blick war so verschlossen gewesen. Solch einen Ausdruck hatte Vegeta noch nie an ihm gesehen. Als hätte er eine Mauer um sich hochgezogen, hinter der er seine Gefühle eingesperrt hatte. Mit demselben Blick hatte er seinen Arm aufmunternd um Son Goten gelegt und sich mit ihm neben seine restliche Familie gestellt und zugesehen, wie Dende und Mr. Popo den Sarg Piccolos zu dessen Grab getragen hatten…
 

Seit der Beerdigung hatte sich Kakarott noch mehr in sich selbst zurückgezogen. Hatte kaum mehr etwas gesprochen und doch immer gelächelt, wenn er Vegeta angesehen hatte. Mit diesen traurigen Augen. Mit diesem herzzerreißenden Blick wie ihn der Prinz schon damals in dieser Vision von Kakarotts Zukunft gesehen hatte…

Diese Erkenntnis ließ den Prinzen erneut erzittern. Dann hatte Piccolo also tatsächlich recht behalten. Die Schattenseite der Unsterblichkeit hatte sie unaufhaltsam eingeholt. Sie würden sie alle sterben sehen. Einen nach dem anderen. Ihre Kinder, ihre Enkelkinder, einfach alle.
 

Während Vegeta sein Leben von der gegenüberliegenden Mauer weiterhin beobachtete, erinnerte er sich an Gokus Worte, als er ihm erzählt hatte, dass ihn eines Tages das Gefühl beschlichen hatte, dass es an der Zeit war, von der Erde zu verschwinden. Und genau dieses Empfinden schien sich in den letzten Tagen und Wochen nun auch in Vegeta breit gemacht zu machen. Er wurde dieses Gefühl einfach nicht mehr los, dass es besser gewesen wäre, sie wären niemals zur Erde zurückgekehrt. Dass sie niemals das letzte Jahr mit ihren Familien verbringen hätten sollen. Dass es wohl einfach besser gewesen wäre, sie hätten sie aus weiter Ferne behütet und beschützt.
 

Langsam erhob er sich, während dieses brennende und stechende Gefühl in seiner Brust immer stärker wurde. Er flog über den Burghof und landete neben Goku, was ihn endlich aus dieser Starre herausholte, in der er nun schon seit Stunden verharrte. Als sich ihre Blicke tragen, legte sich sofort wieder dieses traurige Lächeln auf sein Gesicht.
 

„Goku…“, begann Vegeta mit belegter Stimme.

Das Lächeln verschwand augenblicklich von den Lippen des Größeren als er die Ernsthaftigkeit in den Augen seines Geliebten, seines Lebens, bemerkte. „Was ist los?“

Doch anstatt zu antworten, lehnte der Prinz nur seine Stirn an Gokus Brust.

„…Vegeta?“, fragte dieser und sah besorgt auf ihn hinab.

„Wir müssen reden.“, murmelte der Prinz leise.

„Worüber denn? Wirst du etwa…wieder müde?“

„Nein, nein das nicht, aber wir…“ Vegeta wich ein Stück zurück und sah zu Goku auf. „Wir müssen von hier weg, Kakarott…“

„W…was?“, fragte Goku überrascht. „Wieso denn?“

„…ich schätze dein Instinkt war richtig, als du damals mit mir die Erde verlassen hast…“

„Ach…ja?“

„Wir…“ Sein Blick schweifte über Kakarotts Gesichtszüge. Er wirkte nicht verwundert, noch nicht einmal überrascht. Als…als hätte er nur darauf gewartet, dass Vegeta deswegen zu ihm kommen würde. Trotzdem sprach er es aus. Musste es einfach. Für sich selbst, für…sie beide. „…wir sollten gehen und die Erde hinter uns lassen…“

„Du meinst, wir müssen SIE hinter uns lassen, nicht wahr?“

Überrascht weiteten sich Vegetas Augen, während Goku bereits wieder dieses traurige Lächeln aufgesetzt hatte. „Dann…ist es jetzt also soweit.“ Sich von seinem Gott abwendend und wieder zu seinen Kindern hinabblickend, setzte er fort, „Zeit, dass wir Abschied nehmen und uns zurückziehen.“ Goku wirkte bei diesem Satz so kalt. Als ob sein Geist unendlich weit entfernt war. Als ob der Wächter, der Engel, aus ihm sprach. Vegeta starrte ihn nur an, brachte keinen Ton mehr über seine Lippen. Hatte Kakarott denn wirklich all die Zeit nur darauf gewartet, dass…dass er soweit war? War es seine Schuld, dass…dass er…so litt?
 

„Aber…der alten Zeiten willen…sollten wir vielleicht noch eine letzte, große Feier bei der Capsule Corporation veranstalten, meinst du nicht?“, fragte Goku und riss Vegeta damit aus diesen düsteren Gedanken, ohne ihn anzusehen. „Wir haben immerhin früher jede Gelegenheit genutzt, um zusammen zu kommen und zu feiern.“

„…wenn…du das willst, dann…ja. Ja, feiern wir unseren Abschied.“

„Gut. Dann werde ich Bulma…oh…also…ich…ich meine Bra fragen, ob wir bei ihr feiern dürfen.“

„Kakarott…“

„Ich…ich mach mich gleich mal auf den Weg…“
 

Schnell und etwas hektisch hob Goku von der Mauer ab, sah den Prinzen auch weiterhin nicht an und flog davon. Vegeta sah ihm lange hinterher. Sein Herz schmerzte…und dieses schreckliche Ziehen in seiner Brust wurde unerträglich.

____________________________
 

Es war eine schöne Feier, die Bra ihrem Vater und Goku bereitete. Doch es war nicht einmal ansatzweise wie früher. Denn so viele ihrer Freunde fehlten…und ganz besonders Piccolo und Son Gohan, deren Tod immer noch wie dunkle Wolke über ihnen schwebte.

Einen Anlass für die Feierlichkeit hatten Goku nicht genannt, nur, dass er alle versammelt wissen wollten. Dass es eine letzte Feier vor diesen heiligen Hallen, mit denen er und Vegeta so viel verbanden, sein sollte, hatte er für sich behalten. Behielt es immer noch für sich. Wenn man ihn nach dem Anlass der Feier fragte, so schwieg er, lächelte, klopfte demjenigen nur auf die Schulter und wechselte das Thema.
 

Ja, es waren die nächsten Generationen, denen sie nun endlich Platz machen mussten. Die nächsten Generationen, die Vegeta in diesem einen Jahr wirklich in sein Herz geschlossen hatte. Wie…wie sollte er ihnen einfach den Rücken kehren? Wie verabschiedete man sich von seiner Familie? Wie sagte man, dass man vorhatte…nie wieder zurück zu kehren? Wie hatte Kakarott das damals geschafft? Oder hatte er gewusst, dass er eines Tages zu ihnen zurückkehren würde…?
 

Mit fortschreitender Stunde wurde Vegeta immer unruhiger. Der Zeitpunkt rückte näher, an dem es ‚Lebewohl‘ heißen würde. Mit einem heißen Knoten im Magen trat er an Kakarotts Seite, der mit an seinem Hinterkopf verschränkten Armen am Kopfende der langen Tafel saß und mit einem Lächeln im Gesicht dem Treiben seiner Familie und Freunde zusah.

„Wir sollten anfangen…“, begann Vegeta leise, „…ich glaube, die ersten werden bald aufbrechen.“

„Anfangen? Womit?“

„Mit…dem Verabschieden.“

Ohne den Blick von den Feiernden zu nehmen, meinte Goku nur lächelnd: „Ach, weißt du, ich hab das schon durch. Ich hab mich schon von ihnen verabschiedet.“ Dass er es nur innerlich getan hatte, während er jeden einzelnen von ihnen beobachtet hatte und sich die schönsten Erinnerungen dabei ins Bewusstsein gerufen hatte, behielt er für sich. „Aber…ja, du solltest langsam damit anfangen, Vegeta.“

„Und wie?“

Die Augenbrauen überraschend hebend, sah Goku zu Vegeta auf. „Naja…du verabschiedest dich eben.“

„Schon klar, aber…wie? Was soll ich denn sagen?“ Nun waren es die Augen des Gottes, die über die Feiernden schweiften.

Wieder stahl sich ein Lächeln auf Gokus Lippen. „…das wirst du schon wissen, wenn du es tust…“

Vegeta sah wieder zu seinem Leben hinab. Ihre Blicke kreuzten sich und er wusste nicht warum, aber die Zuversicht, die er vermeinte in Gokus Augen zu sehen, beruhigten ihn. Gaben ihm das Gefühl, dass es genau so sein würde…
 

Er wandte seinen Blick zurück zu den Feiernden, suchte zwischen ihnen nach seinen Kindern, doch als erstes fiel ihm Son Goten ins Auge. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, dann straffte er seine Figur und steuerte auf diesen zu. Mit einem zufriedenen Lächeln beobachtete Goku die nachfolgenden Szenen, sog sie tief ihn sich ein…
 

„Son Goten?“, ertönte Vegetas tiefe Stimme hinter dem Halb-Saiyajin, der bei diesem ernsten Tonfall sofort zusammenzuckte, denn ihm stellten sich immer noch sofort die Nackenhaare auf, wenn er mit Vegeta aufeinandertraf.

„J…ja?“, fragte er vorsichtig und wandte sich dem Ursprung seiner Angst zu.

„Mitkommen.“

„Ja…jawohl!“, rief Goten etwas zu laut, was Vegeta nur skeptisch eine Augenbraue heben ließ. Insgeheim musste er sich jedoch ein Grinsen verkneifen, denn Gotens offensichtliche Panik vor ihm amüsierte ihn immer noch. Auch das eine Jahr, in dem sie zusammen in einem Haus gelebt hatten, hatte nichts an dem Respekt, den Goten vor dem Vater seines Gefährten hatte, geändert.

Sich hilfesuchend nach Trunks umblickend, den er jedoch auf die Schnelle nicht fand, folgte der Halb-Saiyajin dem Gott der Zerstörung zu einem ruhigeren Plätzchen abseits der Feier.
 

„Ähm…Vegeta? Was…was wollen wir denn hier?“

„Reden.“

„Re…reden?“, fragte Goten, sichtlich nervös. „Wo…worüber denn?“

Vegeta musterte Kakarotts Sohn, der sich, wie sein Vater, verlegen den Nacken rieb und plötzlich wusste er instinktiv, welche letzten Worte er an ihn richten wollte…

„Son Goten. Du weißt, was ich von dir halte. Du hast meiner Tochter das Herz gebrochen…“ Sofort schluckte der Halb-Saiyajin nervös. „Dafür…“ Vegeta legte extra eine längere Pause ein, in der er Son Goten mit einem finsteren Blick bedachte. „Dafür hast du meinen Sohn umso glücklicher gemacht.“

„Ähm…was?“, erwiderte Goten überrascht.

„Und deswegen…will ich mich bei dir bedanken.“ Als Vegeta ihm auch noch die Hand entgegenstreckte, wich Son Goten automatisch einen Schritt zurück. Starrte die Hand des Prinzen an, als wäre sie aus Feuer.

Dann ruckten seine Augen zurück zu Vegetas Gesicht. „Wirk…wirklich?“

„Ja. Ebenso für meine fantastische Enkelin und deren Tochter.“

„Ernst…haft?“

Vegeta antwortete nicht mehr, sah Goten nur mit ernstem Gesichtsausdruck an, während er sichtlich darauf wartete, dass dieser endlich seine ihm dargebotene Hand ergriff. Nachdem Goten endlich kapiert hatte, dass er dieser für ihn überaus seltsamen Situation nur entkommen konnte, wenn er endlich Vegetas Hand nahm, hob er zögerlich die seine. Überlegte noch einmal kurz, ob er wirklich gefahrlos zugreifen konnte und tat es dann schließlich. Sofort huschten seine Augen zurück zu Vegetas Gesicht, der überraschenderweise endlich seine ernste Miene abgelegt hatte und lächelte.

„Du bist wirklich nicht schlecht geraten, Son Goten. Bleib…so wie du bist und…kümmere dich auch weiterhin um Trunks. Er liebt dich wirklich über alles. Nur, vergiss niemals…“, und damit packte er fest zu und zog Goten zu sich heran. „Ich werde immer ein Auge auf dich haben.“

Erst nach einigen Sekunden, wirklich langen Sekunden, ließ er die Hand des Halb-Saiyajins wieder los, ging um den verdutzten Goten herum, gab ihm einen so festen Klaps auf den Rücken, dass dieser ein paar Schritte vorwärts taumelte und ging, ohne ein weiteres Wort, jedoch grinsend, zurück zu den anderen.
 

Dort angekommen, sprang ihm Bra ins Auge, die gerade mit ihrem Mann, Tom, am Büffet stand. Es versetzte ihm einen schmerzhaften Stich als sie so bezaubernd lächelte, wie es auch Bulma immer getan hatte. Während Vegeta damit kämpfte, seinen Körper dazu zu bewegen zu ihr zu gehen, kam Goten blinzelnd und taumelnd zurück und ließ sich neben seinen Vater auf einen Stuhl sinken.

„Das…war…seltsam…“, murmelte er, sichtlich überfordert.

Goku wandte ihm grinsend sein Gesicht zu. „Ach ja? Was denn?“

„Na…Vegeta…er…hat sich bei mir bedankt.“

„Tatsächlich?“ Das Grinsen seines Vaters irritierte Goten noch mehr. Besonders als dieser einfach seinen Arm um ihn legte und an seine Seite zog. „Ach Goten…genieß dein Leben bloß solange es dauert. Jede Sekunde davon. Jedes noch so kleine Detail, hörst du? Dein Bruder hat das auch getan…“ Damit zog er seinen Sohn näher zu sich heran. Noch verdutzter, was denn nun auch noch mit seinem Vater los war, drückte er sich sachte von ihm. „Was…was soll das denn jetzt, Dad? Du bist ja schon genauso komisch wie Vegeta.“

Immer noch grinsend, erwiderte dieser nur: „Ach, lass uns doch ein wenig schrullig sein…“

„Aaahja…“, kam es langezogen von Goten. Dann klopfte er seinem Vater auf den Oberschenkel. „Dann seid halt schrullig…ich hol mir was zu trinken…“ Auf dem Weg zum Buffet blickte er nochmal zu seinem Vater zurück, der jedoch seine Arme wieder hinter seinem Kopf verschränkt hatte und mit einem breiten Lächeln dem Gespräch seiner Enkelkinder lauschte.
 

Währenddessen hatte sich Vegeta endlich dazu durchgerungen zu seiner Tochter zu gehen. Als er an ihre Seite trat, strahlte sie übers ganze Gesicht, schob sich unter seinen Arm und zog ihn an sich heran. „Na, gefällt dir die Feier, Papa? Und hast du schon das Schwein probiert? Hab es extra in Bananenblätter zwei Tage lang in einem Erdloch garen lassen.“

Der Kloß in seinem Hals wurde größer. Ihn nur schwer hinunter schluckend, antwortete er mit einem leisen „Ja“. Zufrieden mit sich, fuhr Bra munter fort: „Weißt du, Papa, das ist eine echte Spezialität, die ich extra für euch hab machen lassen. Nachher gibt’s dann auch noch Son Gokus Lieblings-Nachspeise, Mochis in allen möglichen Variationen. Ich hoffe echt, dass er sich darüber freuen wird.“

Der Kloß in Vegetas Hals meldete sich wieder zurück. Er konnte nur noch seine Augen schließen und seiner Tochter einen liebevollen Kuss auf ihren Kopf drücken, den diese an seine Schulter gelehnt hatte. „Das…wird er, bestimmt.“ Danach legte er seine Wange auf ihrem Kopf ab.

Bra entkam ein leises Kichern, dann drückte sie sich enger an ihren Vater. Genoss diese Nähe, die ihr über all die Jahre nie zuteil geworden war. Im vergangenen Jahr hatte sie sich zurückgehalten, hatte ihrem kleinen Bruder all die Zeit, die er mit Vegeta und ihrem Training, verbracht hatte, einfach gegönnt. Aber dieser Augenblick gerade, sie wusste nicht warum, aber er kam ihr ganz besonders vor. Als ob er nur ihr alleine-

„Omaaa!!“, wurden sie von einer Stimme, die Bra sofort ihrem Enkel Kakarott Jr. zuordnete, aus diesem Moment gerissen. Gleichzeitig schlugen sie und Vegeta die Augen wieder auf, Bra hob ihren Kopf an und gemeinsam blickten sie zu dem Störenfried, der den Kopf aus der Capsule Corp. gesteckt hatte und Bra heranwinkte. „Kannst du mal kommen?!“

Sie seufzte lautstark. „Oh man…ohne mich geht hier einfach nichts…“ Sie drückte sich von ihrem Vater und wollte schon losgehen, doch Vegeta hielt sie zurück. „Bra.“

„Ja?“, drehte sie sich noch einmal zu ihm.

Ihm lagen seine Worte schon auf der Zunge. Er wollte ihr sagen, dass sie gut auf sich aufpassen sollte, dass er immer da sein würde, wenn sie ihn brauchte, dass er…dass er sie liebte…doch sie kamen ihm nicht über die Lippen. Stattdessen setzte er ein Lächeln auf und bedankte sich bei ihr. Für die Feier, für das tolle Essen.

„Aber klar doch, Dad.“, erwiderte sie, ebenfalls lächelnd, doch als Kakarott Jr. noch einmal nach ihr rief, verdrehte sie ihre Augen und wandte sich ihrem Enkel zu. „Ich komm doch schon, Herrgott nochmal!“
 

Vegeta sah ihr hinterher, bis ihn sich ein Räuspern wieder umdrehen ließ.

„Alles in Ordnung?“, fragte Tom, der die ganze Zeit über neben ihnen gestanden hatte.

„Ja, warum?“

„Ach…nur so. Ich…hab mich nur schon die ganze Zeit über gefragt…warum Son Goku und du diese Feier wolltet.“ Ja, Tom war wahrlich ein intelligenter Mann. Vegeta hob jedoch nur seinen Arm und legte seinem Schwiegersohn seine Hand auf die Schulter als er bei ihm vorbeiging. „Spielt das denn eine Rolle?“

„Mh…schätze nicht.“

„…richtig.“ Vegeta wollte schon weitergehen, blieb jedoch stehen. „Tom?“

„Ja?“

„…pass mir einfach weiterhin auf meine Tochter auf…und meine Enkel und meinen Urenkel.“

Toms Augen weiteten sich für einen kurzen Moment. Dann war also die Vermutung, die er schon die ganze Zeit gehabt hatte, seit Bra ihm davon erzählt hatte, dass Son Goku sie um die Organisation einer Feier gebeten hatte, richtig gewesen. Das hier…war ein Abschied.

„Ich…verstehe.“, gab er seinem Schwiegervater zu verstehen und nickte. „Das werde ich, Vegeta. Du kannst dich auf mich verlassen.“

Mit einem Blick, der eindeutig Dankbarkeit ausdrückte, klopfte der Prinz sachte auf die Schulter seines Schwiegersohnes und wandte sich danach endgültig von ihm ab. Doch nur einige Schritte weiter, musste er stehenbleiben und seine Augen schließen. Einmal tief Luft holen.
 

Wie vom Blitz getroffen sah Goku auf, erblickte Vegeta, der inmitten der anderen stehen geblieben war und mit geschlossenen Augen seinen Kopf in den Nacken gelegt hatte. Es war ihm als könnte er die Schmerzen, die Vegeta in diesem Augenblick spürte, selbst fühlen. Er wollte sich schon erheben, doch genau in diesem Augenblick öffnete sein Leben die Augen wieder, atmete tief durch und richtete seinen Blick auf eine ganz bestimmte Person. Trunks, wie Goku nur wenige Augenblicke später feststellte. Vegeta steuerte direkt auf diesen zu, tippte ihm auf den Rücken und als dieser sich zu ihm umdrehte, deutete ihm Vegeta mit dem Kopf, dass er ihm folgen sollte. Danach verschwanden sie aus Gokus Blickfeld.
 

„Was ist los, Dad?“, fragte Trunks mit ernster Miene. Dass sein Vater ihn von den anderen weggeholt hatte, wunderte ihn.

„Nun…Trunks…“ Ein paar Schritte von seinem Sohn wegmachend, blickte Vegeta in den sich bereits rötlich färbenden Himmel. „…es wird Zeit.“

„Zeit?“, fragte dieser skeptisch und starrte mit hochgezogener Braue auf den Rücken seines Vaters.

„Ja. Zeit…aufzubrechen.“

Trunks folgte dem Blick seines Vaters zum Himmel. Es dauerte einige Herzschläge, doch dann glaubte Vegetas Sohn zu verstehen. „Oh…alles klar…“

„Tatsächlich?“ Seinerseits eine Braue hebend, fixierte Vegeta den rötlich verfärbten Wolkenschleier am Himmel.

„Ja…du musst schließlich deinen Pflichten nachgehen und…danach wirst du mit Sicherheit wieder einschlafen, nicht wahr?“

Vegeta stutzte. Daran…hatte er noch gar nicht gedacht. Er hatte tatsächlich schon nach Monaten nicht mehr jedes Mal beim Aufwachen als erstes darüber nachgedacht, ob er vielleicht wieder für einige Jahre geschlafen hatte. Doch ja…Trunks hatte recht. Wenn sie der Erde jetzt den Rücken kehrten, war es endlich an der Zeit, seinen Verpflichtungen nachzugehen, was wiederum bedeutete, dass…

„Dad?“, durchbrach die Stimme seines Sohnes seine Gedanken und ließ sich Vegeta seinem Sohn zuwenden. „Was…bedeutet das jetzt? Ich meine…für uns? Werden wir uns…ich meine…glaubst du, dass…wir uns…“ Trunks schluckte, brachte die nächsten Worte kaum über die Lippen. „Dass wir uns noch einmal…wiedersehen werden?“

„…n…nein.“, kam es nur gebrochen und leise, aber vollkommen ehrlich von Vegeta.

Sofort füllten sich Trunks‘ Augen mit Tränen. „Dann…dann warst das jetzt? Ein Jahr? Wir hatten ein Jahr mit dir? Das…also…das wird…ich meine…ich…oder naja…Shanks, er, er wird das gar nicht…gut…verkraften…“ Bei den letzten Worten rannen dem Halb-Saiyajin bereits Tränen die Wangen hinab.

„Ni…nicht, Trunks…“

„Tut…tut mir leid…“ Hektisch wischte sich der Halb-Saiyajin über sein Gesicht, konnte aber die Tränen nicht davon abhalten, immer wieder von Neuem über seine Wangen zu rinnen. „Es war…es war klar, dass…es irgendwann soweit…sein würde…“ Erneut wischte sich Trunks über sein Gesicht. „Wissen…wissen sie es?“

„Was denn?“

„Dass das hier eure…Abschiedsfeier ist…“

„…nein.“

„Wirst du…werdet ihr…es ihnen-“ „Nein.“

„Gu…gut…ist wahrscheinlich besser so…“

„Glaubst du wirklich?“, bohrte Vegeta nach.

„Naja…ich denke…damit lebt es sich…leichter. Mit dem Gedanken, dass…wir euch eines Tages…doch wiedersehen werden.“

„Wir werden doch ohnehin…immer da sein. Das hast du mir doch erklärt…oder nicht?“

„Ja…ja natürlich! In unseren Herzen werdet ihr…immer da sein…“

Die beiden sahen sich eine geraume Zeit einfach nur an, bis Vegeta leise, aber mit völliger Überzeugung in der Stimme, darauf erwiderte: „…und ihr…werdet in unseren sein.“ Noch leiser fügte er hinzu: „Für immer.“

Es dauerte nur eine Sekunde, da war es bei Trunks vorbei. Er konnte sich nicht mehr zurückhalten und stürzte in die Arme seines Vaters. Der Gedanke, dass dies ihre letzte war, machte es fast unmöglich sich wieder voneinander zu lösen. Es fast unmöglich die fließenden Tränen zu stoppen. Es wurde zu einer innigen, liebevollen und einzigartigen Umarmung. Der letzten…
 

Als Vegeta wieder zu den anderen stieß, wirkte er völlig durch den Wind. Als könnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Seine Augen brannten, seine Kehle fühlte sich trocken an. Bei Trunks sah es nicht anders aus, wenn nicht sogar um einiges schlimmer. Und wie Vater und Sohn nun einmal waren, steuerten sie unabhängig voneinander ihren Liebsten an. Trunks torkelte zu Goten und Vegeta ließ sich, kaum, dass er bei Goku angekommen war, neben ihm auf den Stuhl sinken.
 

„Du siehst furchtbar aus…“, war das das Erste, das der Prinz von seinem Wächter zu hören bekam. Als Antwort war nur ein tiefer Atemzug zu hören und ein schneller Griff Vegetas nach seinem Glas, welches er in einem Zug leerte. Erst als er es zurück auf den Tisch geknallt hatte, wandte er sich Goku zu. „So fühl ich mich auch…“

„…und? Wirst du das wirklich noch mit jedem einzelnen machen?“

Vegeta musterte das Gesicht seines Wächters. Er konnte deutlich erkennen, dass Goku damit auf etwas hinauswollte und wenn er ehrlich zu sich war, dann kannte er die Antwort auf diese Frage bereits. Es gab nur noch einen, mit dem er persönlich reden wollte. Und dem Gesicht und der Art nach, wie Kakarott diese Frage gestellt hatte, gaben Vegeta die Zuversicht, dass auch er der Ansicht war, dass es nur noch dieses eine Gespräch zu führen gab…
 

Nach einem weiteren tiefen Atemzug, während dem er Goku tief in die Augen gesehen hatte, meinte er: „Eines…nur noch-“ „Alles klar.“, unterbrach ihn der Größere, beugte sich zu ihm und gab Vegeta einen zärtlichen und langen Kuss auf die Wange. Danach stupste er ihn mit der Nasenspitze an und flüsterte: „Du schaffst das…“

Vegeta nickte nur, wandte sich von Goku ab und ließ seinen Blick über die Szenerie schweifen. Die anderen wirkten fröhlich, ja glücklich. Es war schön sie nach der traurigen, letzten Zusammenkunft bei Gohans und Piccolos Beerdigung ein letztes Mal so unbeschwert zu erleben…und irgendwie fragte sich Vegeta, ob…ob Kakarott genau das im Sinn gehabt hatte, als er diese Feier vorgeschlagen hatte…
 

Seinem Geliebten einen letzten Blick zuwerfend, stand er wieder auf. Schenkte den am Tisch sitzenden, dessen Aufmerksamkeit er dadurch auf sich gezogen hatte, ein kleines Lächeln, dann wandte er sich ab. Suchte seinen jüngsten Sohn und fand ihn dort, wo er sein sollte. Neben seiner Gefährtin und ihrem Sohn. Bei seiner Familie…

Vegeta bewegte sich auf ihn zu, blieb jedoch auf halbem Wege stehen. Beobachtete seinen Sohn, sein eigenes Gesicht, wie es lachte, fröhlich war, mit seinem Sohn scherzte. Ein Anblick, der so viel in Vegeta auslöste. Ihn beinahe davon abhielt, ein letztes Mal mit ihm zu reden. Sich selbst zur Ruhe ermahnend, brachte er die letzten Schritte hinter sich, blieb bei Shanks, Lirana und Vegeta Jr. stehen und mischte sich in ihr Gespräch. Lachte mit ihnen. Ermutigte Vegeta Jr. sein Training mit seinem Vater fortzusetzen, sprach über den Stolz der Saiyajins, den fortzuführen irgendwann seine Aufgabe sein würde, bis sich sein und Shanks‘ Blick trafen. Vegetas Worte über ihr Erbe, über eine Zukunft in der weder er noch Shanks da waren, hatten den Halb-Saiyajin stutzig werden lassen. Fragend zogen sich seine Augenbrauen zusammen, dem sein Vater nur mit einem Lächeln begegnete.

Vegeta Jr. eine Hand auf die Schulter legend und seinen Blick von Shanks abwendend, fuhr er seine Ansprache fort: „Vergiss niemals welcher Blutlinie du entstammst, denn egal wo ich einmal sein werde, ich werde immer ein Auge auf dich haben. Aber bei einem kannst du dir sicher sein…“, seinen Blick wieder auf Shanks richtend, fügte er hinzu: „…egal was du auch tust, ich…werde immer stolz auf dich sein.“

„Und wir werden…immer…stolz darauf sein, deine Nachkommen zu sein.“, erwiderte Shanks darauf.
 

Lirana und Vegeta Jr. warfen sich skeptische Blicke zu, während sich Shanks und Vegeta unaufhörlich ansahen als würden sie ein Gespräch miteinander führen, das niemand sonst hören konnte. Das taten sie zwar nicht, aber ihre Blicke, ihr Lächeln, sprach Bände…

____________________________
 

Während sich alle weiterhin ausgelassen amüsierten, verschwanden die letzten beiden reinrassigen Saiyajins von der Feier. Ohne Aufsehen. Ohne Lebewohl zu sagen. Denn genau so unbeschwert und glücklich wie ihre Familien in diesen Momenten waren, wollten Vegeta und Goku sie in Erinnerung behalten…
 

Nach einem letzten Flug, einem letzten Blick auf die Capsule Corp., das Haus in den Bergen und einem letzten Umweg zu Gottes Palast, landeten sie auf dem Berggipfel, an dessen Hang sich ihre Schule befand. Ihr Lebenswerk. Hier wollten sie ihren letzten Abschied nehmen. Ein letztes Mal den Wind der Erde spüren, die untergehende Sonne beobachten, den Duft ihrer Heimat einatmen.
 

Danach kehrten sie der Erde den Rücken und…blickten nicht mehr zurück.
 

Trunks, Goten, Bra und Shanks standen dicht nebeneinander und starrten in den Himmel als das gleißende, weiße Licht am Himmel verschwand, welches der Wächter-Stab bei seiner Art zu reisen hinter sich herzog und mit dessen Hilfe Goku und Vegeta die Erde vom Gipfel des Berges aus verlassen hatten. Man hatte dessen Schweif auch noch von der Capsule Corp. aus gen Himmel fliegen sehen können.
 

„Sie…sie sind weg.“, flüsterte Bra fassungslos. „Tatsächlich weg…“

Trunks und Goten verkreuzten ihre Finder ineinander. Traurigkeit zierte ihre Gesichter.

„Warum haben sie sich nur ohne ein Wort davongemacht…?“, fragte Goten, der mit aller Kraft versuchte seine aufkeimenden Tränen zu unterdrücken.

„Weil es nicht notwendig ist. Sie werden immer da sein und…über uns wachen…“, erklärte Trunks, der seinen Blick wieder gen Himmel richtete, Gotens Hand fester drückte und zu lächeln begann. Dann legte er Shanks seine zweite Hand auf die Schulter, die zu zittern begonnen hatte, weil er das Gefühl hatte, die letzten Worte seines Vaters, die er an ihn gerichtet hatte, immer noch hören zu können.
 

‚Aber bei einem kannst du dir sicher sein, egal was du auch tust, ich…werde immer stolz auf dich sein.‘
 

„Es ist okay.“, flüsterte Trunks, „Du kannst es ruhig zulassen. Es ist in Ordnung zu weinen…“ Noch während er das aussprach, rann ihm selbst eine Träne über die Wange…
 

Ja, ihre Väter waren fort. Hatten sie hier zurückgelassen, ihnen die Verantwortung und den Schutz der Erde überlassen, während sie selbst dort draußen das gesamte Universum bewachen würden. Für sie. Für ihre Familien. Ihre Freunde. Für alle Zeit. Und wer wusste schon, ob sie sich nicht doch eines Tages wiedersehen würden. Ein Gedanke, der ihnen allen Trost spenden würde bis zu ihrem Ende…
 

____________________________
 

Während ihrer gesamten Reise zu Beerus‘ ehemaligen Planeten sprachen Vegeta und Son Goku kein einziges Wort. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Durchlebte seine schönsten Momente. Jeder für sich verabschiedete sich damit von ihrem alten Leben. Von ihren Liebsten, ihrem Zuhause. Dem Leben, das sie sich dort aufgebaut hatten und das…wirklich wundervoll gewesen war.
 

Vegeta hatte es nicht für möglich gehalten, aber der Abschied war ihm wirklich unfassbar schwergefallen. Er wurde den Gedanken einfach nicht los, dass es mehr hätte sein müssen. So viele Jahre hatte er dort verpasst. So viel von ihrem gemeinsamen Leben war durch seinen Götterschlaf verloren gegangen. Aber er hatte in diesem letzten vergangenen Jahr so viel er konnte seinen Kindern mitgegeben. Hatte jede Stunde, jede Minute damit verbracht, um Zeit nachzuholen. Und ein Jahr hatte viele Minuten, noch umso viel mehr an Sekunden. Wenn man jede einzelne von ihr effizient und zielführend verbrachte, konnte man eine beachtliche Anzahl an Sekunden aufbringen, die man mit so viel Leben, so viel Liebe füllen konnte, wenn man sie nicht, wie sonst, mit so vielen Belanglosigkeiten verschwendete…
 

Das Ziehen und Brennen wurde mit jedem Lichtjahr, das sie sich von der Erde entfernten, leichter in seiner Brust. Erträglicher. Ihm wurde immer bewusster, dass sie das Richtige taten. Ja, es war das Richtige gewesen diesen einen letzten Abschied von der Erde zu nehmen…
 

Da standen sie nun, angekommen bei ihrem neuen Zuhause und starrten es an. Dort, auf ihrem eigenen Planeten, auch wenn dieser nur ein Witzling im Vergleich zu ihrem alten war. Hier würden sie also den Rest ihres Lebens verbringen.
 

Vegeta entkam ein kleines Lächeln. Das stimmte nicht. Er musste sich gedanklich selbst korrigieren, denn hier würden sie nun…für immer leben.
 

„Kakarott…?“

„Ja?“

„Willkommen…in der Ewigkeit.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ryosae
2022-03-13T19:01:24+00:00 13.03.2022 20:01
Oh man das war die einzig richtige Entscheidung...
Die Tragweite Vegetas Entscheidung ist wohl beiden nun vollends klar... die Zwei tun mir soo leid!

Man muss sich zwangsläufig die Frage stellen: Sterblichkeit und dafür schöne 40-50 Jahre zusammen, oder Unsterblichleit und das?

Hatte Son Goku innerlich wirklich schon mit dem verlassen der Erde abgeschlossen?

Wieder sooo traurig! 😢

LG
Ryo
Antwort von:  -Alice-
03.04.2022 20:17
Liebe Ryosae,

vielen lieben Dank wieder einmal für deinen tollen Kommentar! =)
Es freut mich wirklich sehr zu hören, dass du ihre Entscheidung, die Erde hinter sich zu lassen als die einzig richtige empfindest. Aber du hast vollkommen recht. Die Tragweite ihrer Wahl der Unsterblichkeit kann hier einfach nicht mehr geleugnet werden...
Es ist einfach so schön zu hören, wie leid sie dir tun. Oh man...das hört sich immer so falsch an, wenn ich mich darüber freue, dass jemandem Vegeta und Goku leid tun. ^^° Aber es ist einfach so...als Autor freut man sich einfach, wenn man solche Emotionen beim Leser wecken kann...

Wie dem auch sei, du triffst es in deinem Kommentar einfach genau auf den Punkt mit der Frage, die du hier aufwirfst. Wenn man im vorhinein weiß, was einem bei der Unsterblichkeit erwartet, würde man sich dennoch dafür entscheiden? Eine Frage, die ich an diesem Punkt der Geschichte leider (noch) nicht beantworten kann...
Aber deine zweite Frage dafür schon. =) Oder zumindest kann ich was dazu sagen. ^^° Also, ja und nein. Einerseits hatte Goku schon mit dem Verlassen der Erde abgeschlossen, vor allem, weil es für ihn nicht das erste Mal war. Andererseits...kann man mit so etwas wirklich jemals endgültig abschließen? Seine Freunde...seine Familie hinter sich lassen?
Oh je...jetzt ich hab wohl einfach nur eine weitere Fragen aufgeworfen...^^°

Ähm...jaa...damit verabschiede ich mich jetzt einfach mal. ^^° Noch einmal vielen Dank für deinen Kommentar. Ich hab mich wirklich sehr darüber gefreut. =)

GlG, Alice


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