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Blut_Linie

von

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Handeln müssen

Daniel hatte Marti um einen Cappuccino gebeten. Der hatte ihm den sofort gemacht, froh, wenigstens ein paar Minuten durch so eine einfache Tätigkeit wie der Herstellung des gewünschten Getränkes abgelenkt zu sein von all den Sorgen. Kurz seine Hände und seinen Kopf beschäftigen zu können.

Daniel hatte den Kaffee dankend entgegen genommen und in Ruhe getrunken.

Wirklich genossen hatte er ihn nicht, dafür gingen ihm zu viele Gedanken im Kopfe herum.

Er überlegte hin und her, was er nun tun sollte. Eigentlich wusste er es längst ...

Und dennoch. Manche Entscheidungen fallen schwer, man trifft sie nicht gern allein.

Und daher beschloss er, dass er dringend mit seinem Vater reden musste.
 

Er stand auf.

„Ich muss einmal telefonieren. Ich brauche auch einen Augenblick frische Luft. Ich bin gleich wieder zurück“, sagte er. Und ging in Richtung der Wohnungstür.

„Soll ich dich begleiten?“, fragte Marti.

„Nein, ich möchte lieber einen Augenblick allein sein.“

In Martis Augen blitzte einen winzigen Moment Enttäuschung auf. Er schien ein klein wenig verletzt zu sein, aber natürlich sagte er: „Okay“, und nickte.

Daniel seufzte. Nun auch noch Marti zu verletzten, was das letzte was er wollte. Aber bei dem Gespräch mit dem Vater konnte er keine Zeugen gebrauchen.
 

Unten auf dem Bürgersteig angekommen, ging er ein paar Schritte. Er setzte sich auf den Rand eines Blumenkübels, nahm das Handy und wählte.

„Ja, Hallo?“, hörte er die Stimme des Vaters.

„Hallo, Vater, hier ist Daniel“, antwortete er, und dann begann er, dem König zu erzählen, was hier in Berlin geschehen war und wie es um Steve stand.
 

Nachdem er geendet hatte, schwiegen sie einen Moment.

Dann räusperte sich der Vater.

„Daniel ... dir ist klar, was du jetzt tun musst?“

Daniel schwieg noch immer.

„Hör zu“, sagte der alte Vampir, „Larissa geht es immer schlechter. Sie konnte heute morgen nicht aufstehen, weil sie zu schwach dazu ist. Ich habe nach den besten Ärzten geschickt, sie sind noch bei ihr. Aber wie es aussieht, haben wir bedeutend weniger Zeit, als ursprünglich gehofft. Und unsere Forscher haben noch immer keinen Ersatz für Menschenblut. Also hat sie nur zwei Möglichkeiten. Menschenblut zu trinken, und wir wissen beide, dass sie das nicht tun wird. Oder … Steve.“

„Ja“, sagte Daniel leise. „Ich weiß.“
 

„Nun, dann weißt du auch, dass du ihn retten musst, nicht wahr?“

„Ja, Vater.“

„Bleib in Berlin, Junge. Ich werde dich über Larissa auf dem Laufenden halten. Aber wenn Steve in Gefahr sein sollte, zu sterben, musst du handeln! Du darfst es nicht zulassen.“

„Ja, Vater.“

„Und auch, wenn Larissa immer schwächer werden sollte. Wenn es zu schlimm ist, und auch sie Gefahr läuft, es nicht mehr länger durchzuhalten, musst du handeln, sollte Steve dann immer noch im Koma liegen.“

„Ich werde tun, was nötig ist, Vater.“
 

Ja, das würde er. Er würde Steve retten. Er hatte die Möglichkeit dazu.

Die Freund jedoch dürften nichts davon erfahren. Denn es würde ihnen nicht gefallen.

Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass er die Menschen, die er gerade erst vor gar nicht so langer Zeit als Freunde gewonnen hatte, würde hintergehen müssen. Besonders Marti ...

Aber er konnte ihnen nicht sagen, was er plante, denn sie würden ihn daran zu hindern versuchen. Mit Sicherheit.

Und das durfte nicht geschehen, denn dann würde Larissa sterben.

Und mal abgesehen davon, dass er die junge Frau zutiefst in sein Herz geschlossen hatte, hatte er auch das Gefühl, dass sie noch eine wichtige Rolle zu spielen haben würde ...

Sie musste gerettet werden. Unter allen Umständen.
 

„Ich weiß, dass das schwer für dich ist“, sagte der Vater leise. „Aber vergiss nicht, du ist nicht einfach nur Daniel, mein geliebter Sohn und guter Freund der Menschen in Berlin. Nein, du bist auch der Thronfolger dieses Reiches. Und als solcher musst du deine Pflicht erfüllen, wenn sie dir entgegen tritt.“

„Ja, Vater. Ich weiß. Und ich werde es tun, sobald es nötig ist. Bis dahin muss ich mir etwas überlegen, das mir die Möglichkeit gibt, so viel Zeit wie möglich an Steves Krankenbett zu verbringen.“

„Die wird schon etwas einfallen“, sagte er Vater.

„Und nun, mein Sohn, halt die Ohren steif. Du wirst das richtige tun. Ich verlasse mich auf dich. Ich bin stolz auf dich.“

„Danke, Vater“, sagte der junge Vampir und legte auf.
 

Schweren Herzens ging er hinauf in die WG.

Marti stand an der Wohnungstür und ließ ihn hinein. Er bemerkte sofort die schweren Sorgenfalten auf der Stirn des anderen und die trüben Schleier über seinen Augen.

„Was ist los?“, fragte er.

Daniel schluckte. Wie gerne hätte er Marti sein Herz ausgeschüttet. Aber das ging nicht. Oder vielleicht doch? Vielleicht würde Marti ja verstehen, was er zu tun beabsichtigte ... Doch nein. Er durfte nicht riskieren , dass er es nicht verstand, und den anderen davon erzählte, und sie dann versuchen würden, ihn davon abzuhalten.
 

„Ich mache mir einfach Sorgen um Steve“, sagte er.

Und er sah Martis Augen an, dass der ihm nicht glaubte.

„Schon klar“, sagte der auch sofort, „aber da ist noch mehr, oder?“

„Reicht es nicht, wenn ich mich um einen Freund sorge?“, sagte er etwas pampig. Der Kummer brachte ihn dazu, so zu reagieren.

Wieder schaute Marti verletzt drein.

„Schon gut, ich frag nicht mehr. Musst mich nicht gleich so anfauchen.“

Vielleicht sollte er sich entschuldigen ...

Nein, besser nicht. Das würde es vielleicht glaubhafter machen, wenn er ...

Sein Herz tat ihm weh.

Er würde Marti sehr weh tun müssen, wenn sein Plan gelingen sollte.

Aber er brauchte Unterstützung.
 

Jakob. Ja.

Daniel erhob sich.

„Das ist gerade alles ein bisschen viel“, sagte er. „Seid mir nicht böse, Freunde. Aber ich mache mich auf den Weg zur anderen WG. Ich möchte mit meinem Bruder sprechen.“

„Na, gut“, sagte Rick. „Aber, weißt du, Marti mag dich eben und sorgt sich um dich, klar?“

Marti hatte die Arme verschränkt und schaute trotzig drein.

„Ich weiß“, sagte Daniel.

Dann wandte er sich um und ging.

Ach verdammt, warum musste das Schicksal nur so eine Bitch sein?
 

* * *
 

Zur gleichen Zeit kam in den Forschungslaboren des Schlosses in Transsylvanien ein aufgeregter Assistent zu seinem Professor gerannt.

„Professor Denkenstein, bitte kommen Sie, schauen Sie sich das an! Ich glaube, ich habe da etwas gefunden!“



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