Zum Inhalt der Seite

Sein Blick traf mich wie eine Kugel

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

No.16

Dass Kid sich mehr von dem Aufenthalt in Kyoto versprach, ahnte Law nicht. Ihm waren immer noch seine Worte von vorhin im Kopf. Tat er das alles wirklich nur fürs Geld? Verarschte er Law vielleicht sogar von vorne bis hinten, spielte die Homosexualität nur, um ihm noch zusätzlich eins auszuwischen? Law wusste überhaupt nicht mehr, was er glauben sollte. Und auf Kyoto freute er sich auch nicht wirklich. Er war so unfassbar lange nicht dort gewesen und er wusste: Es war ein Ort voller Erinnerungen. Aber ihm blieb keine Wahl. Er war pünktlich bei Kid und klopfte an seiner Tür. Als der Rothaarige öffnete, grinste der ihn an. „Da bist du ja... lass uns los!“ Kid schien dem ganzen positiv entgegen zu sehen... dieses Gefühl konnte er nicht teilen, auch noch nicht, als sie kurz darauf im Auto saßen, Kid fuhr, und Richtung Kyoto aufbrachen.

Eigentlich hatte der rothaarige erwartet, dass Law etwas entspannen würde, sobald sie auf dem Weg waren, aber die Stimmung zwischen ihnen war noch immer seltsamen angespannt. Sie waren bereits eine halbe Stunde unterwegs. Kid sah immer mal wieder über zu Law, der sah allerdings aus dem Fenster, in Gedanken und betrübt. „Was ist los? Du wirkst wieder völlig abwesend... Ich dachte, je weiter weg von ihm, desto besser!“

Law war völlig in Gedanken versunken. Kids Worte rissen ihn raus und er sah zu ihm. Sollte er ihm sagen, was ihn beschäftigte? „Ist es auch... aber kann dir doch egal sein!“ Law wollte gar nicht so schnippisch antworten. Aber irgendwie brannten Kids Worte noch in seinem Verstand.

Kid sah wieder kurz zu ihm, sein Blick war irritiert. War Law sauer auf ihn? „Ist es mir aber nicht? Ich dachte du freust dich, wenn wir endlich mal etwas weg von ihm kommen... immerhin bist du ganz schön ausgerastet, als er mich da behalten wollte.“ Kid verstand gerade nicht, was in Law vorging. „Ja, weil ich dich dafür bezahle... darum geht es doch, um die Kohle, mehr nicht, oder?“ Wieder war Law bissig, doch in dem Moment verstand Kid sofort, wieso. Es waren seine Worte vorhin gewesen. „Du weißt aber schon, dass ich das nur gesagt habe, dass er nicht glaubt, wir könnten was haben?“ Kid sprach noch immer ruhig, Law allerdings nicht. Er sah nun endlich zu ihm, aber abwehrend und verletzt. „Ach, hast du das? Oder bin ich auch nur eine Schwuchtel für dich, weil ich mich von ihm ficken lasse?“ Law wurde nun sogar laut und seine Worte trafen Kid. Er sah nicht zu ihm, stattdessen fuhr er an dem Parkplatz, der gerade kam, raus und hielt den Wagen an.

Als Kid auf den Parkplatz fuhr und den Wagen stoppte, bekam Law plötzlich Angst. Was wenn er ihn mit dieser Art vertrieb? Es wäre ein leichtes für den rothaarigen, ihn jetzt einfach rauszuwerfen und davon zu fahren. Bis das einer merkte, wäre er längst über alle Berge. Doch das geschah nicht, stattdessen spürte er, kaum hatte der Wagen gestoppt, Kids warme Hand auf seine Oberschenkel.

„Denkst du wirklich, ich würde so von dir denken?“ Kid klang trotz der starken Hand auf seinem Bein, enttäuscht. Enttäuscht von Law, weil er ihm sowas zutraute. „Und dass ich für dich da war, die letzten Wochen, stempelst du ab, als hätte ich nur mit dir gespielt?“

Law sah in dem Moment wieder zu Kid, wütend und enttäuscht.

„Hast du nicht? Ich hab dich nie gebeten, für mich da zu sein! Du hättest ruhig weg bleiben können, wenn es dir lästig war... wenn ich dich anwidere, weil ich‘s mit nem Mann treibe, dann...“

„Bitte?!“ Nun wurde auch Kid langsam sauer, drehte sich mehr zu ihm. „ICH hab DICH geküsst, Law! Hörst du eigentlich, was du da redest? Ich habe das zu ihm gesagt, weil ich nicht wollte, dass er merkt, dass ich dich am liebsten jede Sekunde küssen würde! Was denkst du denn, was passiert wäre, wenn ich nicht was abfällig gesagt hätte? Dann hätte er mich da behalten, und vielleicht sogar auf der Stelle kalt gemacht! Außerdem ist das kein Treiben, was du mit ihm tust, das ist Vergewaltigung! Das hat damit NICHTS zu tun!“

Kids Stimme war laut und aufgebracht, doch seine Worte trafen Law direkt. Seine Augen weiteten sich einen Moment, ehe er beschämt runter sah.

Kid wollte ihn jede Sekunde küssen? Wieso? Law fühlte sich selbst so abstoßend wegen dem, was der Don mit ihm tat. Er konnte einfach nicht glauben, dass ihn jemand trotzdem wollen könnte.

„I-Ich weiß das doch...!“ murmelte er leise, Kid hörte, dass er den Tränen nah war.

„Wieso sagst du dann so einen Schwachsinn? Ich dachte, du würdest das sofort verstehen... ich wollt dich doch nie verletzten, aber ich wollte dich auch nicht alleine nach Kyoto gehen lassen...!“

Law sah immer noch nicht hoch.

„Tut... mir Leid. Ich... es fällt mir einfach so schwer zu vertrauen, Kid... und dann ausgerechnet Kyoto...!“

Kid schien langsam zu verstehen, sein Daumen strich sanft über seinen Oberschenkel.

„Mir fällt auch nichts schwerer, als zu vertrauen, aber bei dir... da glaube ich, könnte ich es lernen!“ sagte Kid sanft und lächelte ihn nun wieder an. „Was ist in Kyoto denn? Schlimme Erinnerungen?“ fragte Kid nach und plötzlich war seine Stimme wieder so sanft. Seine Worte hörten sich so gut an. Vertrauen lernen... vielleicht konnten sie das ja endlich, miteinander und voneinander. Law sah wieder hoch.

„Nein, das Gegenteil... schöne Erinnerungen...“

Kid erstaunte die Antwort. Law sah wieder weg, doch seine Stimmlage verriet ihm, dass diese Erinnerungen trotzdem traurig waren.

„Erzähl es mir... sobald wir da sind! Ich will dir dabei in die Augen sehen können...!“ Kid startete den Motor wieder, Law sah wieder aus dem Fenster.

„Ich weiß nicht, ob du das wirklich willst...!“ Denn ob Laws Augen dabei trocken bleiben würden, wusste er nicht.

„Ich denke, das will ich schon!“ Law antwortete nicht mehr und Kid fuhr weiter.
 

Die Fahrt dauerte inzwischen gut vier Stunden und die meiste Zeit davon hatten Kid und Law geschwiegen. Allerdings war es dieses Mal keines dieser unangenehmen Schweigen. Zumindest nicht mehr, nachdem sie auf dem Parkplatz gehalten hatten. Law sah die meiste Zeit aus dem Fenster... er dachte an früher. Er verband so unendlich viele Dinge mit dem Ort, an den sie jetzt fuhren. Er war völlig gefangen in seiner eigenen Welt, bis irgendwann Kids Stimme an seine Ohren drang. Law drehte sich zu ihm, doch Kid sprach nicht mit ihm. Er sang... leise, aber wunderschön. Es war ein englisches Lied im Radio, das der andere mitsang und noch nie hatte er etwas Schöneres gehört. Völlig fasziniert sah er ihn an. Kid hatte durchaus eine wohlklingende Stimme, sie hatte Law sogar schon das ein oder andere Mal eine Gänsehaut bereitet. Aber dass er so schön singen konnte, hätte Law nie erwartet. Doch plötzlich hörte er auf und sah ihn kurz an.

„Was? Tut mir Leid, stört es dich, wenn ich mitsinge? Das passiert automatisch wenn ich lange Auto fahre...!“ Kid fühlte sich wohl ertappt, doch Law musste lächeln.

„Nein, überhaupt nicht... du singst wunderschön! Sing ruhig weiter, es... gefällt mir irgendwie! Ich hätte nicht erwartet, dass du so gut singen kannst!“

Kid wurde bei Laws Kompliment tatsächlich etwas verlegen. Trotzdem lächelte er, dass Law sein Gesang gefallen könnte, hätte er nicht gedacht.

„Naja, ich... glaube du bist auch der erste, der mich seit Jahren dabei erwischt...!“ Kid sah wieder auf die Straße, sein Lächeln wurde traurig. „Weißt du, früher wollte ich immer Rockstar werden. Meine Mum hat mir ihre Gitarre geschenkt, als ich gerade sechs wurde. Ich hatte große Ziele... hab‘s mir selbst beigebracht, für Unterricht hatten wir kein Geld. Ich war sogar mal kurzzeitig als Teenie in einer Band, als Sänger und Gitarrist, aber... ist leider nichts draus geworden...!“

Kid klang so unfassbar traurig, als er darüber sprach und Law fühlte mit ihm. Auch seine Träume waren geplatzt wie eine Seifenblase, als seine Kindheit von einem auf den nächsten Tag plötzlich vorbei gewesen war. Kid schien es nicht anders gegangen zu sein.

„Du... wärst sicher ein unfassbar guter Künstler geworden!“ Law sah wieder nach vorne. „Deine Stimme klingt wunderschön... du... darfst gerne jederzeit für mich singen!“ Es rutschte Law einfach so raus, doch sofort wurde ihm klar, was er da gesagt hatte. „Also... wenn ich da bin... nicht für mich, ich meine...!“ Was bildete er sich ein? Kid, für IHN singen? Darauf hatte Law doch gar kein Recht, sie waren ja nicht zusammen oder so.

Doch von Kid kam nur ein sanftes Lachen, als Law sich so verhaspelte. Er konnte im ersten Moment kaum glauben, was Law da sagte. Aber offensichtlich hatte er selbst darüber kaum nachgedacht. Sanft sah Kid einen kurzen Moment zu ihm. „Ich würde... liebend gerne für dich mal singen... vielleicht finden wir ja irgendwo sogar mal eine Gitarre, dann spiel ich dir was vor!“ Er glaubte, es noch zu können, und wenn nicht für Law, für wen sollte er dieses Talent sonst wieder ausgraben?

Law war es nun, der verlegen wegschaute, aber auch ihm huschte ein Lächeln auf die Lippen. Kid wollte also doch gerne für IHN spielen? Irgendwie machte ihn das glücklich.

„Ich glaube, in dem Onsen gibt es sogar eine, wenn sie die nicht weggeschmissen haben!“ Kid sah inzwischen wieder auf die Straße, sein Lächeln verging dabei nicht.

„Dann kann ich das ja schon ganz bald hoffentlich. Es... würde mir wirklich viel bedeuten, wenn mir jemand dabei zuhört. Vor allem, wenn du es bist!“ Kids Worte trugen nicht gerade dazu bei, dass Laws Verlegenheit verging.

„Ich werde dir zuhören!“ kam es leise, aber glücklich von ihm. Law sah ebenso wieder aus dem Fenster. Er wüsste zu gerne, was nach dem Tod von Kids Mutter passiert war. Wieso Kid diesen Weg eingeschlagen hatte. Er war nach Japan gekommen, das wusste er... aber nicht, was dazwischen passiert war. Irgendwann würde er ihn danach fragen, aber im Auto war wohl wirklich der falsch Zeitpunkt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück