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Der Waldläufer Nousagi

von

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Offenes Buch

Kapitel 22 Offenes Buch
 


 

Am Abend trainierte ich noch etwas, nachdem ich alleine in meinem Gemach gegessen hatte. Ich wollte eigentlich meine Ruhe, doch nach einigen Stunden, als die Sterne schon am Himmel standen, kam Ayaka. „Nousagi“, sprach sie mich an und ich wendete ihr meinen Kopf zu. Sie hielt ein kleines Körbchen mit Gebäck in der Hand und lächelte mich an. Meine kleine Freundin, dachte ich schmunzelnd und ging zu ihr. Schweißnass setzte ich mich auf die Veranda und Ayaka tat es mir gleich.
 

„Ein so spätes Training? Hat dich Yukaras Rat so aus der Fassung gebracht?“, kam sie gleich zum Punkt und fischte sich einen Keks aus dem Körbchen. “Ich weiß auch nicht. Irgendwie verstehe ich nicht, was sie mir sagt“, seufzte ich wahrheitsgemäß und nahm den Keks an den sie mir reichte. Bröselig schmolz er auf meiner Zunge als ich ihn genüsslich kaute. „Was hat sie denn gesagt? Du musst zugeben, das es schon komisch ist, wie sich diese Menschenfrau verhält“, versuchte Ayaka mich aus der Reserve zu locken und ich musste lachen. „Du hättest sie beim Herrn erleben müssen. Sie hat sich nicht einmal verbeugt. Die Frau hat mehr Mumm wie Überlebenssinn“, gab ich wieder und Ayaka japste auf. „Nicht dein Ernst?“, fragte sie ungläubig und ich nickte nur wild.
 

„Aber nun sagst du mir mal, was Yukara gesagt hat“, bat Ayaka und aß noch einen Keks. Ich hatte mich etwas beruhig und sah zum Nachthimmel auf. Es war kühl und mein Suikan lag wie immer auf der Kommode. Shijukaras Gesicht tauchte vor mir auf und ich schmunzelte leicht. Gefühle. Das hatte Yukara gesagt und ich musste zugeben, dass irgendetwas davon stimmte. Aber Shijukara war ein Mensch, ein ungehobelter noch dazu. Und doch. Mein Herz schlug schneller, wenn ich an sie dachte, was ich ziemlich oft tat. Wenn ich sie sah, wurde mein Hals zur staubigsten Wüste und sie machte mich nervös. Zudem war das Biest aufgebracht. Es fiel mir schwer es zu unterdrücken und ich fürchtete mich ehrlich gesagt davor, das es wieder überhandnahm.
 

Der wartende Blick meiner Freundin lies mich ihre Frage wieder aufnehmen. „Sie sprach von Gefühlen und das ich auf mein Biest hören sollte“, erklärte ich. Ayakas Blick veränderte sich urplötzlich und sie wendete ihn ab. „Achso ist das“, murmelte sie. Ich wurde hellhörig. Wusste sie etwa, was das zu bedeuten hatte? Was wollte mir das Biest mit seiner Unruhe mitteilen? „Was weißt du darüber?“, fragte ich schnell und Ayaka setzte sich in Bewegung. Bittend sah ich zu ihr auf, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Das musst du schon selbst herausfinden. Bitte entschuldige mich“, bat sie und ging schnell davon. Fragend sah ich ihr nach und stand nach einigen Minuten auf.
 

Nachdem ich mein Suikan geholt hatte, ihn mir über die Schultern warf, ging ich zu meinem Gemach. Schon vor der Tür bemerkte ich eine schwache Aura hinter der Tür die in mein Reich führte. Wurde das nun zur Gewohnheit? Leise klopfte ich an und schob dann die Tür auf. Mein Zimmer war dunkel. Nur eine fast abgebrannte Kerze spendete ein winziges Licht an meiner Schlafstätte. Auf leisen Sohlen schlich in mein Gemach, schloss die Tür und ging zuerst an meinen Schrank, aus der ich mir frische Kleidung herauszog. Ein kurzer Blick zu meinem Bett, sagte mir das ich keinerlei blicke zu erwarten hatte und so zog ich mich schnell um. In einem langen Yukata setze ich mich an meinen kleinen Tisch und sah wieder zu meinem Bett. Leise und gleichmäßig atmete die zierliche Person darin. Ihr Geruch lag überall in dem Raum. Das Biest rebellierte und spornte mein Herz zur Höchstleistung an. Was sollte das nur alles bedeuten?
 

Augen schließend, sog ich ihren Geruch ein und das Biest grollte in meinem inneren. Ich will sie, bat es und ich öffnete die Augen wieder. Was wollte es von ihr? Vorsichtig krabbelte ich zu meinem Bett und lies mich dort im Schneidersitz nieder. Ihr Gesicht sah so friedlich aus. So rein und makellos. Ohne darüber nachzudenken, strich ich ihr eine verirrte Haarsträhne zur Seite und spürte zum ersten Mal wieder ihre Haut. Meine Finger brannten förmlich und das Biest krisch in mir. Mein Körper pulsierte und ich konnte mich nicht lange wehren. Aber diese junge Frau hatte etwas in mir berührt, obwohl sie es nicht beabsichtigt hatte.
 

Ein stummer Pfiff drang an mein Ohr und ich sah zum Fenster. Der Herr rief nach mir. Ich erkannte den kleinen feinen Unterschied in der Stimmlage dieses Rufes, den nur Inuyokai hören konnten. Der Herr führte ihn damals in der großen Schlacht gegen die Drachen ein, um kommunizieren zu können, auch wenn man viele Meter voneinander entfernt war.
 

Ich stand also auf und ging zum Fenster, öffnete es und stieg hinaus. Auf dem Gang, welcher den Garten mit den Häusern verband, saß Taisho-sama auf einer Bank. Es war zwar kalt, doch der Sturm hatte vor einigen Stunden nachgelassen und nun war es sogar sternenklar geworden. „Morgen soll es noch einmal schlimm werden“, begann mein Herr sein Gespräch, als ich mich neben ihm auf die Bank niederlies. „Ich kann es riechen“, antwortete ich und versteckte die Arme in meinen Ärmeln.
 

„Sie schläft in deinem Gemach wurde mir gesagt“, sprach mein Herr weiter und ich sah zu ihm. Das warme Gold traf mich und ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. „Sie scheint dich zu mögen.“
 

Schnaubend schüttelte ich den Kopf. „Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat. Sicher fürchtetet sie sich nur vor den anderen. Sie mag keine Yokai, glaube ich“, stellte ich meine Theorie auf und er lehnte sich lachend zurück. „Dafür erscheint sie mir mehr als mutig. Schon lange hat sich niemand mehr so, in meiner Anwesenheit verhalten“, begann er herauszulachen und als er sich wieder fasste fügte er hinzu: „sie scheint eine interessante Frau zu sein.“
 

Ich hielt schlagartig die Luft an. Natürlich war mir das klar und auch meine Gefühle und das Biest schienen dies ebenso zu sehen. Aber konnte man mir das, so sehr ansehen? Auch Yukara hatte es gemerkt. Taisho etwa auch? Verlegen hielt ich einfach den Mund und starrte auf die schneebedeckte Wiese vor uns.
 

„Dein Biest scheint das auch zu sehen, habe ich Recht?“, fragte er. Mir stockte der Atem und ich nickte nur kurz. Es war mir mehr als unangenehm, das er es bemerkt zu haben schien. Was würde das nun für ein Gespräch werden? Würde er mir sagen können, was ich nicht verstand?
 

„Ach das Biest ist doch ein seltsames Wesen, welches in uns Yokai wohnt. Es macht uns stark und kann uns ebenso schwach machen. Doch am Ende lenkt es uns in unserem Leben und führt uns auf den, für uns besten Weg“, sinnierte mein Herr. Nervös rieb ich den Ärmel meines Yukatas zwischen meinen Fingern und hörte ihm einfach zu. Er kannte mich von allen am besten und würde mich nicht dafür verurteilen das ich ihm nicht antwortete. Auch auf unseren Reisen, hatte es Jahrzehnte gedauert bis sich unser Gesprächsfeld, über dem des Auftrages hinausbewegte. Größtenteils sprachen wir in den Pausen meines Trainings. Nur durch ihn, habe ich mein Biest einigermaßen unter Kontrolle, doch er sagte mir einmal das sich das irgendwann auch wieder ändern könnte. Das Biest im inneren war unberechenbar. Mein Herr war in dieser Zeit zu meinem vertrauten geworden. Ich wusste, das ich mit allem zu ihm gehen konnte und er konnte dafür auf meine bedingungslose Treue und Loyalität zählen. Sicher dachte er anders über unsere Beziehung, doch mir genügte, das er mir zuhörte und mir mit seinem Rat zur Seite stand.
 

„Hat dein Biest schon über die Markierung gesprochen?“, fragte er weiter und holte mich aus meinen Gedanken. Markierung. Dieses Wort hatte Ayaka mir damals versucht zu erklären, als Satoru-sama und Yukara heirateten. Eilig schüttelte ich meinen Kopf und die Wärme stieg in meine Wangen. An so etwas hatte ich niemals gedacht. Natürlich dämmerte es mir, das mein Biest diese Frau mochte und ich natürlich auch, aber Markierung? Zudem wusste ich ja immer noch nicht genau, was damit gemeint war. Als Taisho nicht weiter redete, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zu fragen. „Was hat es damit auf sich? Ich hörte es damals als Satoru-sama und Yukara ehelichten, doch so richtig erfahren habe ich nichts drüber“, murmelte ich leise und hoffte er würde mich hören.
 

Nun war Taisho derjenige, der etwas rot um die Nase wurde und der hart schluckte, bevor er anfing zu reden. „Naja ich kann es dir auch nur theoretisch erklären“, begann er. Doch mir kam gleich eine Frage auf. „Habt ihr und Tsuky no Megami nicht diese Markierung geschlossen?“, fragte ich und nun schüttelte er, mit einer harten Grimasse, den Kopf. „Bloß nicht. Nein. Tsukyomi und ich haben nur einen Erben gezeugt. Ich bin niemals einen Bund auf dieser Basis eingegangen. So wie es nun ist, wird es sich auch nicht ändern. Als Taisho habe ich keine Zeit für eine Ehefrau“, brummte er am Ende und sah leicht traurig zum Apfelbaum, von dem ich ihm damals einen Apfel holte.
 

„Das heißt, die Markierung ist eine Art Vermählung?“, fragte ich um ihn wieder auf das Thema zu bringen. Sein Blick traf meinen und er schmunzelte. „So in der Art. Allerdings ist es noch mehr. Das Yokaipaar vereinigt sich nicht nur körperlich“, erklärte er und ich bekam wieder rote Wangen. „Sondern auch Mental. Durch einen Biss, egal wo am Körper, tauscht das Paar sein Yoki miteinander.“
 

„Dadurch spürt man dann die Schmerzen des anderen? So wie bei..“, stotterte ich und Taisho räusperte sich. „Genau. Wie damals als Satoru starb.“
 

Wir wurden ruhig und sahen einfach in den Garten hinaus. Nach einigen Minuten stand Taisho dann neben mir auf und streckte sich. „Höre auf dein Biest Nousagi. Es wird Dir schon sagen, ob diese Frau, die richtige für dich ist“, gab er mir seinen Rat und streckte mir die Hand zum Aufstehen zu. Ich ergriff sie und stand nun neben ihm. „Ich wünsche dir, das sie dich auch erwählt.“
 

Mit roten Wangen lies ich seine Hand los und bemerkte wie er sich lächelnd umdrehte. „Eine gute Nacht Nousagi“, wünschte er und streckte winkend die Hand. Doch mir lag noch etwas auf der Zunge, was ich ihm sagen musste.
 

„Ich wünsche mir, das ihr auch die richtige findet, Herr. Ich habt es hundert Mal mehr verdient, wie ich“, rief ich ihm zu und brachte ihm dazu, kurz stehen zu bleiben. Schnaubend ging er weiter und schloss die Tür zu seinem Gemach.
 


 

Zurück in meinem, nahm ich wieder neben dem Bett Platz und lehnte mich an die Wand. Shijukara hatte sich etwas bewegt und die Decke bedeckte Ihren Körper nur noch Sperlich. Kurzerhand zog ich die Decke über sie und sie murmelte anerkennend irgendetwas unverständliches. Sie schien einen festen Schlaf zu besitzen. Noch ein letztes Mal betrachtete ich ihre zarten Züge und schloss dann selbst die Augen.
 


 

Am Morgen wachte ich vor ihr auf und schlich mich zum Training. Als wir unser Frühstück zu uns nahmen entdeckte ich zwei azurblaue Augen. Shijukara stand am Rand der Halle und sah durch die Tür hinein. Kurzerhand winkte ich sie zu mir, was Baku nicht gefiel.
 

„Muss sie hier, nun auch noch alles mit ihrem Geruch verpesten“, gröllte er und Shijukara zuckte. Ich hörte wie sie Luft holen wollte und rannte zu ihr. Sie schreckte auf und ich hielt ihr den Mund zu. Sie würde sich doch nicht, auch noch mit meinem General anlegen wollen? „War ja klar, das der Hasenjunge sich mit ihr anfreundend“, spie Zeno und kam mit einigen seiner Bande zu uns. Auch Baku trat dazu und musterte uns. „Sie scheint genau richtig für dich zu sein. Obwohl. Sie scheint mehr Mumm zu haben, als du Hasenjunge“, beleidigte er herum und die anderen lachten los. Ich rollte mit den Augen und hielt weiterhin den Mund der kleinen Menschendame zu. Aber sie biss mir in die Hand und ich zuckte kurz zurück.
 

„Was fällt dir ein Yokai!?“, knurrte sie ihn an und ich legte wieder meine Hand auf ihre Lippen. „Hör auf!“, knurrte ich in ihr Ohr. Eine Gänsehaut überlief ihren Körper und sie schwieg endlich. Baku dagegen funkelte sie wütend an. „Pass auf was du sagst Menschlein, sonst lasse ich dich zu mir holen und ich zeige dir mal, was ein Yokai so alles kann“, drohte Baku und ich knurrte lauter als gewollt auf. Verdutzt sahen mich seine Kameraden an und Baku grinste wissend.
 

„Wie ein offenes Buch“



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