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Mustang

Shika x Tema / Reallife
von

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Ein teures Foto

Den restlichen Tag schob Temari ihre schlechte Laune vor sich her. Das Schrottauto hatte sie irgendwann zusammen geflickt und sich anschließend mit Gonzo über die Preise der Gebrauchtteile gestritten. Während er es so günstig wie möglich machen wollte, hatte sie den Fokus auf den Verdienst. Von irgendwas musste die Werkstatt schließlich leben, mal ganz abgesehen von ihrem Lohn! Als er ihr dann zum Feierabend hin noch einen weiteren Gebrauchtwagen zum Spazierenfahren aufdrücken wollte, war die Blonde angepisst in ihr eigenes Auto gestiegen und vom Hof gebraust. Für heute hatte sie einfach genug.
 

Laut dröhnte die Musik aus den Boxen und beschalten ihre Ohren. Eigentlich mochte Temari es nicht, die gesamte Straße mit ihrer Musik zu unterhalten, doch heute hatte sie das tiefe Bedürfnis, sich ihre Gedanken mit der Musik wegzublasen. Dennoch dachte sie immer wieder an diesen dunkelhaarigen Kerl, der es gewagt hatte, sie so zu behandeln. Bis jetzt hatte es noch keiner wirklich gewagt, ihr so zu kommen. Die Blonde erinnerte sich lediglich an einen Macho, der ihre Grenzen überstrapazierte. Und kurz darauf hatte er eine gebrochene Nase. Im Nachhinein betrachtet hatte sie Glück, dass er sie nicht wegen Körperverletzung angezeigt hatte. Auf der anderen Seite hätte sich wohl kein Mann diese Blöße gegeben, eine Frau wegen einem fetten Faustschlag anzuzeigen.

Aber dieser Typ von heute hatte ihre Grenzen sehr ausgereizt. Wortwörtlich machte es sie rasend vor Wut, denn die Tachonadel stieg unaufhörlich weiter. Temari fiel es wie immer erst auf, als ein kurzes Blitzen sie aus ihren Gedanken riss. Na toll, auch das noch.

„Nicht schon wieder...“, ein Blick auf die Armatur verriet ihr, dass dieses Foto ziemlich teuer werden würde. Grummelnd bremste sie ab und fuhr im vorgeschriebenen Tempo weiter. Immerhin würde ihr nicht der Führerschein eingezogen werden.
 

„Temari!“, die Tür zur Werkstatt knallte donnernd gegen die Wand dahinter und Gonzo stand wütend in der Türrahmen. Angefressen presste die Blonde die Lippen aufeinander. Sakura, die ihr gerade bei der verhassten Inventur half, in dem sie alles für sie notierte, zuckte zusammen. Fast schäumend vor Wut baute sich ihr Chef vor ihr auf und hielt ihr einen Zettel entgegen: „Kannst du mir das mal erklären?!“ Wortlos nahm sie ihm das Schreiben ab und betrachtete ein Schwarz-Weiß-Foto von sich.

„Ups.“, kommentierte sie lahm. Sakura entriss ihr den Zettel: „Ups?! Das ist das sechste Mal, dass du in diesem Jahr geblitzt wurdest!“

„Kann doch mal passieren...“, sie rollte mit den Augen und drehte sich von den anderen weg. Eigentlich hatte sie das Angelegenheit schon wieder vergessen, immerhin war es ein paar Tage her. In der Hoffnung, die anderen beiden würden sie in Ruhe lassen, sortierte sie weiter ein paar Radschrauben und Muttern.

„Das könntest du sagen, wenn es nicht das sechste Mal wäre und wir nicht gerade erst Mai hätten!“, Gonzo war sichtlich genervt von ihrem Fahrverhalten, „Schlimm genug, dass der zuständige Sachbearbeiter deine Blitzer-Schreiben direkt an mich sendet, damit sie fristgerecht bezahlt werden!“ Die Blonde schnalzte mit der Zunge. Das war etwas, was ihr ziemlich auf den Senkel ging. Aber da sie einige Male nicht rechtzeitig bezahlt hatte, war das Ordnungsamt direkt an Gonzo als ihr Arbeitgeber herangetreten, der die Strafe direkt von ihrem Gehalt pfändete. Und so bekam er natürlich immer mit, wenn sie wieder zu schnell gefahren war.

„Vielleicht sollten wir die Bilder mal einrahmen und aufhängen...“, schlug Sakura vor und überflog die Daten des Schreibens, „Temari, achtzig in der Ortschaft?“

„Abzüglich der Toleranz sind es nur zwanzig zu viel.“, hielt sie dagegen und notierte nebenbei weitere Zahlen auf der Inventurliste.

„Wie wäre es denn, wenn ich dir das doppelte vom Lohn abziehe und die eine Hälfte auf ein Sparkonto verfrachte?“, kam meckernd von ihrem Chef, „Bei dem Tempo, in dem du Strafzettel sammelst, kannst du das bald mit einem Monatsgehalt gar nicht mehr ausgleichen!“
 

Ein Klopfen riss die drei aus ihrer Diskussion raus und ließ sie zur Tür schauen.

„Ich würde ja fragen, ob ich störe, aber das tue ich eh.“ Musste es ausgerechnet der Typ mit dem Zopf sein? Temari grummelte genervt auf: „Was willst du hier?“

„Sei gefälligst freundlich zu unserer Kundschaft!“, wies Gonzo sie zurecht und wandte sich dann höflich an den jungen Mann, „Was können wir für sie tun?“

„Wäre nett, wenn ihre Meisterin ein Formular für mich ausfüllen könnte, dann bezahlt die Versicherung meine Rechnung.“ Wütend stapfte Temari auf ihm zu und zog nebenbei sein Trinkgeld aus der Hosentasche, welches sie noch immer mit sich rumschleppte. Angepisst drückte sie es ihm in die Hand: „Du hast doch genug Geld, also bezahl deine Rechnung alleine!“ Ebenso sauer folgte ihr Gonzo und faltete sie zurecht: „Spinnst du?! Sieh zu, dass du dieses Formular ausfüllst und zwar tadellos korrekt!“ Mit bösem Blick bedachte sie ihren Chef, der ihr aber unmissverständlich klar machte, dass sie ihr Maß für heute mehr als gefüllt hatte. Widerwillig hielt sie dem anderen Mann eine Hand hin.

Von ihrer Wut komplett unbeeindruckt drückte er ihr ein zusammengefaltetes Dokument in die Hand. Gonzo warf ihr einen letzten ermahnenden Blick zu und wandte sich dann wieder seinem Kunden zu: „Falls irgendwas nicht zu ihrer Zufriedenheit ist, melden sie sich jederzeit bei mir im Büro.“ Leise vor sich hinfluchend verließ er die Werkstatt.

„Kein guter Tag heute, was?“, fragte er schmunzelnd. Stumm ging Temari zurück zu Sakura und nahm ihr das Klemmbrett ab, um die Papiere auszufüllen. Dabei entging ihr nicht das Grinsen ihrer Freundin, die schließlich den Ausgang der Werkstatt ansteuerte: „Bis später!“ Wunderbar, jetzt ließ Sakura sie auch noch mit dem Typen alleine. Ihre Laune sank immer weiter, als sie die drei Seiten überflog. Warum zum Teufel wollte es die Versicherung so detailliert wissen? Frustriert schob sie ihr Werkzeug auf der Werkbank zur Seite, um mit einem kleinen Hüpfer darauf Platz zunehmen. Sie blätterte zurück zur ersten Seite und las erstmals seinen Namen. Shikamaru Nara. Weitere Zeilen später überschlug sie ihre Beine und schnippte mit dem einen Ende des Kugelschreibers auf das Klemmbrett: „Dir ist bewusst, dass das hier Versicherungsbetrug ist?“

„Das kommt wohl ganz drauf an, wie man es auslegt.“ Sie hob ihren Blick: „Und wenn sie dich erwischen?“ Er vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. Die Geste entging ihr nicht und da Temari sie nun mehrfach bei ihm gesehen hatte, war die Blonde sich sicher, dass es eine seiner Macken war.

„Das fragt mich jemand, der Blitzer-Fotos von sich sammelt.“, er hob ihre Mahnung auf, die Sakura zuvor auf die Werkbank gelegt hatte, „Kostspielige Angelegenheit.“ Sie zog eine Schippe und entriss ihm den Zettel: „Das geht dich nichts an.“ Der Nara zuckte nur mit den Schultern: „Dir macht es bestimmt nichts aus, die Sätze etwas anzupassen.“

„Ich soll für einen Fremden lügen?“, Temari hob ungläubig eine Augenbraue, „Wie komme ich dazu?“

„Ich würde dir jetzt gerne ein Trinkgeld anbieten, aber da du mir ja schon das vom letzten Mal entgegen geworfen hast, schätze ich, dass das wohl entfällt.“ Ihre Augen verengten sich: „In der Tat, ich bin doch keine Nutte, die sich für irgendwelche Dienste bezahlen lässt.“ Nun musterte er sie verblüfft: „Das denkst du? Himmel, ich hab dir danken wollen.“

„Darauf kann ich gut verzichten, ich verdiene mir mein Gehalt, ohne dass man mich dabei auf mein Geschlecht reduziert.“ Oh na Hallo... Ein Lachen entfuhr dem Dunkelhaarigen: „Du bist wirklich speziell.“ Temari konnte es nicht fassen, mit jedem weiteren Satz kochte sie innerlich mehr. Konnte er nicht einfach die Klappe halten?

„Tatsächlich war es ein ehrlich gemeinter Dank.“, entgegnete er, „Und das nicht nur für die Reparatur, sondern auch dafür, dass du mich beeindruckt hast.“ Da änderte sich ihre Mimik. Überrascht hob sie eine Augenbraue. War das ein Kompliment? Sie betrachtete kurz seine braunen Augen und überlegte, ob sie sich nun freuen oder aufregen sollte.

„Wärst du so nett und würdest das Formular zu meinem Vorteil ausfüllen?“, durchbrach er ihre Gedankengänge und hob spitzbübisch die Mundwinkel. Temari hatte keine Ahnung, was sie da plötzlich ritt, als sie sein Grinsen erwiderte und anfing zu schreiben. Schweigend füllte sie das Papier aus und fragte sich bei jedem Satz, warum sie sich für diesen Typen an einem Versicherungsbetrug beteiligte. Der Dunkelhaarige hingegen sah ihr belustigt zu und musterte sie dabei aufmerksam. Er kam nicht umhin zu bemerken, wie gut ihr diese verdreckte Arbeitskleidung stand. Jetzt, wo er sie ein zweites Mal sah, war es noch stimmiger, als er sie das erste Mal in Minirock gesehen hatte.

„Dir ist klar, was passiert, wenn du mich verpfeifst?“, harkte die Blonde mittendrin nach.

„Ich schätze, dann sollte ich besser nicht mit meinem Auto fahren und es in der nächst besten Werkstatt auf Manipulationen checken lassen...“ Nickend grinste sie: „Wir verstehen uns.“ Ihre Drohung war unmissverständlich klar und er war sich bewusst, dass sie dabei keinen Spaß verstand.

„So...“, sagte sie leise, unterschrieb und rutschte von der Werkbank, „Ich muss das eben noch abstempeln.“

„Gerne, ich folge.“, meinte der Nara und begleitete sie bis zum Büro.
 

„Sakura, ich bedien mich mal an deinem Tisch.“, rief Temari unverfroren der Rosahaarigen zu, die gerade Prospekte einsortierte.

„Was?“, harkte diese irritiert nach. Überrascht sah sie zu, wie die Blonde hinter ihren Schreibtisch ging und sich dort mit den Papieren des Fremden rüber beugte. Schnell hatte sie die drei Seiten des Dokuments abgestempelt und wieder zusammen gefaltet.

„Temari, ich muss das für unsere Akten noch einscannen.“, Sakura trat zu ihr, doch da reichte die andere die Papiere schon weiter an den Nara, der breit grinste.

„Danke!“, er hob zum Abschied die Hand mit dem Formular und spazierte aus dem Gebäude.

Entgeistert starrte Sakura die Mechanikerin an: „Sag mir nicht, dass es das ist, was ich denke.“ Temari stellte sich entspannt mit verschränkten Armen hin: „Keine Ahnung, was du meinst.“

„Ich bin doch nicht blöd!“, gab Sakura zurück, „Temari, du lässt das Dokument nicht in unseren Akten auftauchen und ich soll es nicht abstempeln, damit ich es nicht sehe! Das schreit gerade zu nach Versicherungsbetrug!“

„Krieg dich wieder ein, das geht dich nichts an und es betrifft dich auch nicht.“ Verdattert klappte der anderen der Mund auf: „Was zum Teufel ist los mit dir?“

„Nichts?“, die Blonde umrundete wieder den Schreibtisch und schlug den Weg Richtung Eingangstür ein.

„Also wenn er dich dafür bezahlt hat, dann kannst du dich dieses Mal wirklich wie eine Bortsteinschwalbe fühlen.“ Bei dem Satz drehte sich Temari doch wieder zu ihrer Freundin: „Er hat dafür nicht bezahlt.“

„Das macht das Ganze noch seltsamer.“, Sakura legte den Kopf schief, musste dann aber grinsen, „Wie hat er das geschafft?“ Nun doch wieder genervt, setzte die Blonde ihren Weg fort: „Ist doch nur ein Text, nicht mehr.“

Mit diesen Worten ließ sie Sakura stehen, um schnell wieder in ihrer Werkstatt zu verschwinden. Dort angekommen, grübelte sie tatsächlich noch einmal darüber nach, was sie da gerade getan hatte.

Ein Versicherungsbetrug war schon etwas krasser, als ständig Strafzettel zu erhalten. Und dennoch war sie sich aus irgendeinem Grund sicher, dass er sie nicht in die Pfanne hauen würde.

Seufzend griff sie nach ihrem neuen Foto. Verblüfft tauchte unter dem Blatt ihr Trinkgeld auf, welches sich in Höhe ihrer Strafe vermehrt hatte. Das kam ziemlich unerwartet für Temari. Von den einen auf den anderen Moment, war sie wieder sauer. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Sie konnte ihren Mist selber auslöffeln, dafür hatte sie keinen Mann nötig! Angefressen nahm sie die Scheine und stopfte sie zurück in ihre Hosentasche.
 

Am späten Abend stand Temari unter der Dusche und schrubbte sich die Fingernägel sauber. Heute Abend war wie immer der Tag in der Woche, in der sie mit Sakura um die Häuser zog. Manchmal war auch Hinata dabei, aber meist war das einfach nichts für die schüchterne Frau.

Nach mehrmaligem Bearbeiten ihrer Hände gab sie auf, sie würde sich die Fingernägel einfach dunkellackieren. Entspannt seifte sie sich ein und wusch sich den restlichen Schmutz von ihrem Arbeitstag vom Körper. Vielleicht hatte sie ja heute Glück und bekam mal wieder ihren Spaß.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kleine Anmerkung: es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis die Fingernägel an Mechanikerhänden wieder sauber sind :'D
Ich habe mir auch oft lieber die Nägel lackiert, das ist wesentlich einfacher!
Euch ein schönes Wochenende! Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Carmion2
2019-10-11T20:43:23+00:00 11.10.2019 22:43
Das war so schön turbulent, das neue Kapitel. Mir gefällt Temari immer besser in der neuen Rolle.
Antwort von:  Berrii
13.10.2019 22:45
Schön, dass die FF bei dir gut ankommt :)


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