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Lokis Strafe

von

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Erklärungen

«Es ist so...» begann Thor, indem er unruhig hin und herlief und den Avengers und den SHIELD-Agenten leicht nervöse Blicke zuwarf. Was er gleich sagen würde, hörte sich irgendwie dämlich an, das war ihm klar. Also tief Luft holen und durch! «Ich hatte da diesen seltsamen Traum... Von einer alten Frau namens Luitgard. Obwohl sie gar nicht wirklich so heisst. Wie auch immer, Mutter meinte, es wäre kein Traum gewesen, sie wäre mir sozusagen erschienen. Und... Naja, sie hat mich gewarnt. Vor irgendeinem mächtigen Feind, der bald kommt. Ich wäre der einzige, der ihn stoppen kann und dass ich dich fragen soll wann das genau wäre... Du würdest den Zeitplan kennen... Also, wann dieser Feind kommt, meine ich. Zuerst dachte ich die Alte sei verrückt aber Mutter meinte sie wäre eine Seherin und obwohl Vater...»
 

«Thor, hol mal kurz Luft zwischendurch, okay!» Loki hob beide Hände und schüttelte leicht irritiert den Kopf. Dann murmelte er, mehr zu sich selbst: «Und ich dachte ich wäre derjenige, der in anderer Leute Köpfe reinschauen kann.»
 

Nun war die Verwirrung auf Thors Seite.
 

Loki grinste. «Ich wollte dir eben von Aid'Vrandinn erzählen.» Als Thors Gesicht immer noch ein einziges Fragezeichen bildete, fügte der Magier seufzend hinzu: «Die Alte, die du erwähnt hast. Wie hat sie sich genannt? Luitgard?» Er dehnte den Namen und lachte. «Wirklich komisch!»
 

«Entschuldige, aber klingt Aid'Vrandinn etwa besser?»
 

Loki zuckte nur die Schultern. «Nicht wirklich, zugegeben. Aber so heisst sie halt nun einmal.»
 

«Sie hat behauptet, dass sie ihren echten Namen niemandem verrät. Weil das gefährlich wäre oder so.»
 

Loki schmunzelte nur. «Ja, ja, die alte Leier. Aber ich kenne ihn trotzdem...»
 

«Klar.» Thor erwiderte das Grinsen und setzte sich dann hin. «Also, Bruder: von welchem Feind, der bald kommt, redet sie? Und was soll das Gefasel, dass ich der einzige bin, der ihn stoppen kann?»
 

Lokis Gesicht wurde schlagartig ernst. «Äh, Thor, vielleicht sollten wir das unter vier Augen...»
 

«Kommt nicht in Frage.» unterbrach ihn Clint Barton. Es schien, als hätte er nur auf die Gelegenheit gewartet, Loki anschnauzen zu können. «Wenn es irgendeine Gefahr gibt, betrifft das ja wohl uns alle.»
 

Jeder im Raum rechnete damit, dass der Magier eine scharfe – oder spöttische – Antwort geben würde, aber Loki zuckte nur erneut die Schultern und meinte dann: «Bevor ich dir erkläre, worum es geht...» Er sah nur Thor an dabei, «...muss ich dir sagen, dass ich die Alte auch nicht ganz ernst genommen hatte. Jedenfalls nicht bis...» Er brach ab, biss sich auf die Lippen und fügte dann aprubt hinzu: «Aber jetzt weiss ich, dass sie nicht verrückt ist. Ich fürchte nur, meine Zeitberechnungen waren falsch. Eigentlich sollte Thanos meiner Meinung nach erst in etwa fünf Jahren kommen, aber so wie es aussieht - » Er neigte sich nach vorn und sah Thor fest in die Augen, « - ist er bereits unterwegs.»
 

«Thanos?»
 

«Der Kerl, von dem Aid'Vrandinn gesprochen hat.» Loki stockte einen Moment, holte tief Luft und fügte dann hinzu: «Derselbe, der mich geschickt hatte, die Erde zu erobern.»
 

Das sass! Alle starrten Loki an, als sähen sie ihn zum ersten Mal.
 

Der Magier gab ihnen jedoch gar keine Gelegenheit, darauf etwas zu sagen, sondern fuhr hastig fort: «Er ist mächtig, Thor. Eines der mächtigsten Wesen, das mir im Universum bislang begegnet ist. Nicht so stark wie dieses Etwas, das die dunkle Dimension beherrscht, zugegeben... Aber diese Macht stellt eine andere Art von Gefahr dar. Thanos hingegen...» Er fuhr sich mit einer fahrigen Geste durch die schwarzen Haare. «Thanos will alle sechs Infinity-Steine in seinen Besitz bringen.»
 

«Infinity-Steine?» Steve Rogers trat einen Schritt näher. «Was ist das?»
 

«Besondere Artefakte, in denen sich die sechs Singularitäten in jeweils einem Aspekt des Universums manifestieren.» erwiderte Loki. Als Rogers – und die übrigen – ihn nur weiterhin verwundert anstarrten, versuchte er, es so simpel wie möglich zu formulieren: «Sechs Steine, die vor Erschaffung des Universums, wie wir es kennen, entstanden sind. Sie bergen die grösstmögliche Macht. Es gibt den Realitätsstein, den Stein der Macht, den Zeitstein, den Seelenstein und dann die beiden, die bekannt sein dürften: den Raumstein, der im Inneren des Tesserakts liegt und den Gedankenstein, der in dem Zepter ist, das ich von Thanos bekommen hatte.»
 

«Du hast das Zepter von Thanos erhalten?» fragte Thor überrascht.
 

«Ja.» Loki schloss flüchtig die Augen. «Aber wie auch immer: jeder Stein besitzt seine eigenen Möglichkeiten – der eine ist etwas mächtiger, der andere ein bischen weniger. Doch alle zusammen stellen sie die ultimative Macht dar.»
 

«Und was will Thanos damit anstellen?» wollte Clint wissen. Seine Stimme klang leicht spöttisch: seiner Meinung nach gab Loki entweder Blödsinn von sich – oder wollte sie mal wieder in die Irre führen.
 

«Die Hälfte des Universums ausradieren.»
 

Stille. Wieder starrten alle den Magier an, als habe er gerade etwas in einer ihnen unverständlichen Sprache gesagt.
 

Das war doch hoffentlich ein Witz, oder?
 

Doch Clint war der einzige, der laut auflachte. «Die Hälfte des Universums ausradieren? Toll... Darf's sonst noch was sein?»
 

Loki warf ihm einen düsteren Blick zu. «Naja, ich schätze wir sollten dankbar sein, dass er nicht vorhat, alles auszulöschen!»
 

Er meinte also wirklich jedes Wort ernst.
 

Thor atmete tief durch. «Aber Thanos wird es kaum schaffen, alle Steine in seinen Besitz zu bringen. Immerhin befinden sich zwei davon in Asgard.» Er und die Avengers hatten kurz nach Lokis Invasion (und nachdem dieser besiegt worden war) herausgefunden, dass das Zepter in den falschen Händen gelandet war. Sie hatten es sich gemeinsam beschafft und Thor hatte es nach Asgard gebracht, wo es sicher verwahrt wurde. Genauso wie der Tesserakt.
 

«Na und?» entgegnete Loki wenig beeindruckt. «Vergiss nicht, dass Asgard im Moment keine allzu grosse Bedrohung darstellt. Für niemanden.» Er liess die Worte einen Moment wirken, ehe er fortfuhr: «Und ein Stein ist nach wie vor auf der Erde – den zu beschaffen dürfte für Thanos also kein Problem sein.»
 

«Und zwei besitzt er schon.» setzte Thor leise hinzu.
 

«Moment mal!» warf Tony dazwischen. Er hatte krampfhaft versucht, der Unterhaltung zu folgen ohne dabei der Versuchung nachzugeben, das alles als Verrücktheit abzutun. «Ein Stein ist noch auf der Erde, sagst du?» Er fixierte Loki scharf. «Welcher denn?»
 

«Der Zeitstein. Einer eurer Magier hat ihn, ein gewisser Doktor Strange.» gab Loki ruhig zurück. Dann wechselte sein Blick zu Thor. «Du sagst, er hat zwei Steine? Woher weisst du das?»
 

«Die Alte hat es gesagt. Sie meinte, er habe schon zwei. Ah, und da ich es gerade erwähne: sie hat noch von was anderem gesprochen...»
 

«Sekunde! Stop!» Iron Man trat zwischen die zwei Brüder und breitete die Arme aus. Wieder blieb sein Blick auf Loki haften. «Wer ist Doktor Strange? Und woher... weisst du von ihm?»
 

Irrte er sich, oder zuckte da flüchtig sowas wie Scham über Lokis Gesicht? Wie auch immer, es verschwand sofort wieder. Doch die Stimme des Magiers klang leicht belegt, als er antwortete: «Ich habe mich... ziemlich genau über die Erde informiert, bevor ich... Du weisst schon. Vor allem wollte ich wissen, ob es hier Magier gibt, die Widerstand leisten könnten. Und wenn ja, wie stark sie sind. Ich bin fündig geworden – aber Strange und seine Freunde stellen nicht wirklich eine Gefahr dar.» Er biss sich kurz auf die Lippen. «Naja, zumindest nicht für mich. Aber bei der Gelegenheit habe ich auch rausgefunden, dass der Zeitstein in Stranges Besitz ist.»
 

«Und weiss Thanos das auch?» fragte Thor schnell, bevor Tony dazwischen reden konnte.
 

Loki seufzte leise. «Damals nein... Sonst hätte er mir den Auftrag geben, diesen Stein auch zu beschaffen. Aber ob das immer noch so ist? Da würde ich nicht unbedingt drauf wetten.»
 

«Und wie wollen Sie das damals alles rausgefunden haben? Wegen Strange und dem Stein, meine ich?» Clint verschränkte die Arme über der Brust und funkelte Loki an. «Haben Sie kurz im Internet gesurft oder was?»
 

«Wäre vielleicht eine Alternative gewesen.» gab Loki bissig zurück. «Aber da alle Magier ihre Spuren hinterlassen war es relativ einfach, von der Existenz dieses Herrn und seiner magischen Freunde zu erfahren. Von denen es übrigens, nebenbei bemerkt, nicht viele auf der Erde gibt. Und was den Stein anbelangt... Auch der hinterlässt seine Spuren. Und da Thanos mich darauf angesetzt hatte, wusste ich auch, die Fährte richtig zu deuten. Wenngleich ich auch zugeben muss, dass ich etwas überrascht war, soszusagen einen Bonusstein hier zu finden.» Der letzte Satz kam noch bissiger.
 

Loki liess Barton jedoch keine Zeit zu einer Antwort sondern musterte seinen Bruder und fragte: «Du wolltest vorhin noch was sagen, bevor du von Tony unterbrochen wurdest. Irgendetwas, das die Alte noch erwähnt hatte...»
 

Thor blinzelte verwirrt, dann fiel der Groschen. «Ja. Sie sagte, ich solle dich fragen, warum du es nicht geschafft hast, mich in Form zu bringen. Denn sie meinte, ich sei noch viel stärker, als ich bisher wüsste.» Ein leicht verlegenes Grinsen huschte über seine Züge. «Nicht, dass ich das glaube... Ich meine, dass ich stärker sein soll. Das ist Quatsch. Aber ich wüsste gerne, was sie meinte, als sie sagte, du hättest mich...»
 

«Das ist kein Quatsch.» unterbrach ihn Loki ernst. «Du bist sehr viel mächtiger als du weisst. Und was mich anbelangt...» Wieder fuhr er sich flüchtig durch die Haare, ein deutlich nervöses Zeichen diesmal. «Ich habe mir unfreiwillig eigentlich alle Mühe gegeben, dich in Form zu bringen.»
 

Als Thor ihn mit offenem Mund anstarrte, fügte er mit einem traurigen Lächeln hinzu:
 

«Oder habe ich dich in der Vergangenheit etwa noch nie so richtig sauer gemacht?»
 


 


 


 


 


 

Irgendwann an diesem Abend fand Tony endlich die Gelegenheit, allein mit Loki sprechen zu können. Das hatte er seit dessen Anspielungen auf seinen Versuch, die Erde zu erobern, tun wollen.
 

Er hätte es selbst nicht genau erklären können, aber eine innere Stimme sagte ihm, dass Loki nicht alles erzählt hatte. Und wenn er seine Logik einschaltete, musste er offen zugeben, dass es irgendwie erstaunlich war, dass sie den Magier damals überhaupt hatten besiegen können – schliesslich hatte Tony inzwischen genug von dessen Fähigkeiten gesehen, um zu wissen, dass es eigentlich andersrum hätte laufen müssen.
 

So packte er die Gelegenheit beim Schopf und gesellte sich zu Loki, als sich die Avengers und die Agenten langsam in ihre privaten Räume zurückzogen. Auch Stark hatte einen persönlichen Raum bekommen, doch bislang hatte er ihn kaum gebraucht. Das letzte Mal hatte ihn der Schlaf geflohen und jetzt... Jetzt war er wieder viel zu aufgewühlt, um sich hinlegen zu können.
 

Erwartungsgemäss traf er auch Loki noch wach an. Er sass in der hintersten Ecke im grossen Gemeinschaftsraum mit einem Laptop vor der Nase. Flüchtig musste Tony grinsen. Ein Magier, der sich simpler Technik bediente... Aber andererseits war er nicht überrascht, dass Loki wusste, wie man einen Computer benutzte.
 

Anders als bei Thor... Da wäre ihm wohl die Kinnlade runtergefallen.
 

«Hey,» sagte er und setzte sich ungefragt Loki gegenüber. «War ein verrückter Tag, oder?»
 

«Nicht verrückter als die meisten meiner Tage.» erwiderte der andere mit seinem typischen Grinsen. «Aber was machst du noch hier? Du solltest dich endlich richtig ausruhen, denkst du nicht?»
 

«Ja, nachher.» Stark trommelte leicht nervös mit den Fingern auf der Tischplatte. «Hör mal, wegen diesem Thanos...»
 

«Tony, lass es bis morgen ruhen.»
 

«Nein, ich frage mich nur schon die ganze Zeit... Also, du sagtest, er habe dich geschickt. Warst du...» Er atmete tief durch und versuchte, nicht allzu viel Hoffnung in sich aufkeimen zu lassen. «Warst du also vielleicht gar nicht... freiwillig hier?»
 

Ein dunkler Schatten huschte über Lokis Züge und er wandte den Blick ab. «Ich wünschte, ich könnte jetzt einfach 'nein, war ich nicht' sagen. Aber das wäre eine Lüge.» Er stockte und schloss flüchtig die Augen. «Zumindest eine halbe.»
 

«Will heissen?» Tony war selbst überrascht wie sehr er hoffte, dass Loki – und sei es auch nur ein bischen – zu seinen Taten gezwungen worden war.
 

«Das ist eine lange Geschichte. Viel zu lange nach so einem Tag.»
 

«Ich will dich nicht quälen.» beeilte sich Stark zu sagen. «Es ist nur...»
 

«Für dich zu lange, Tony!» unterbrach ihn Loki. «Du magst es dir nicht eingestehen, aber du brauchst dringend Ruhe.»
 

Stark dachte einen Moment nach, dann erwiderte er ehrlich: «Wenn du mir wirklich Ruhe verschaffen willst, dann sag mir, was damals genau passiert ist.»
 

Loki war drauf und dran, wieder abzuwehren. Doch ein Blick in Iron Mans Augen liess ihn innehalten. Der Ausdruck darin war nur ernst und besorgt – sonst nichts. Keine Anklage, kein Zorn, von Spott ganz zu schweigen.
 

Schliesslich gab sich Loki einen Ruck und sagte: «Na schön, ich versuche, es dir zu erklären. Aber beschwer dich nicht, wenn es teilweise verrückt klingt. Denn das ist es.»
 

Eine gute Stunde später wusste Tony, in welch inneren Zwiespalt Loki gestanden hatte, als er die Attacke auf die Erde gestartet hatte. Er wusste, dass ein Teil von ihm das alles gewollt hatte – dass aber der weitaus grössere Teil sich dagegen gesträubt und so gut es ging gewehrt hatte... Bis hin zur freiwilligen Kapitulation.
 

Als Loki geendet hatte, legte Tony seine Hand auf die des Magiers und meinte schlicht: «Danke.»
 

Er wusste, dass er nicht mehr zu sagen brauchte. Dass Loki sehen konnte, wie viel ihm das, was er ihm eben offenbart hatte, bedeutete.
 

'Freunde', dachte Tony, als er sich schliesslich doch müde ins Bett legte und die Augen schloss, 'Freunde vertrauen einander solche Sachen an...'



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