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Lokis Strafe

von

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Er gehört zum Team!

«Sie müssen es geschafft haben.» Natasha starrte wie alle anderen auf den Bildschirm, auf dem deutlich erkennbar war, dass sich der Befall, der durch den Riss in der Dimension entstanden war, nicht mehr weiter ausbreitete. Die unheimliche schwarze Masse, die sich in den letzten Tagen kilometerweit durch Erde und Bäume gefressen hatte, stoppte von einer Sekunde auf die andere.
 

«Sieht ganz danach aus.» versetzte Coulson leise. Er war – wie Daisy – noch immer etwas schwach auf den Beinen, hatte es sich aber nicht nehmen lassen, wieder zum Dienst anzutreten.
 

«Und was nun?» fragte Steve.
 

Clint stiess einen scharfen Laut aus, der ein wenig an ein Knurren erinnerte. «Nun wollen wir hoffen, dass Tony lebend zurückkommt – und Loki nicht die Gelegenheit beim Schopfe packt und ihn einen Kopf kürzer macht!»
 

«Clint!» Natasha warf ihrem Freund einen überraschten und ziemlich wütenden Blick zu.
 

«Was?» Hawkeye verschränkte die Arme über der Brust und sah alle Anwesenden der Reihe nach an. «Erzählt mir nicht dass keiner von euch um Stark zittert.»
 

«Doch, das tun wir, Clint.» sagte Bruce Banner ruhig. «Aber nicht wegen Loki.»
 

Clint murmelte etwas das wie ‘Idioten’ klang, aber die anderen zogen es vor, nichts darauf zu erwidern.
 

Steve formulierte seine Frage um. «Das Portal ist geschlossen, die Gefahr gebannt, so wie’s aussieht. Aber ist das wirklich das Ende der Geschichte?»
 

«Ist es nicht,» seufzte Natasha. Mit einem Seitenblick auf Clint fügte sie hinzu: «Gemäss Loki ist dieser Thanos nicht der Auslöser des Risses, welcher die dunkle Seite geöffnet hat. Er ist nur dafür verantwortlich, dass das Portal – bis jetzt – offen geblieben ist. Womit uns also der Hauptschuldige noch fehlt.»
 

«Genau!» Clints Augen waren zwei schmale Schlitze. «Und ist euch Genies eigentlich noch nie in den Sinn gekommen, dass dieser ‘Hauptschuldige’ vielleicht die ganze Zeit vor unserer Nase rumläuft?»
 

Die verständnislosen Gesichter seiner Freunde und der SHIELD-Agenten sagten mehr als genug.
 

«Loki, meine Lieben!» Clint schüttelte den Kopf. Er konnte es kaum fassen, dass sie noch nicht mal mit dem Gedanken gespielt hatten. «Echt jetzt, wollt ihr mir erzählen, dass ihr ihm vertraut? Ich meine, wirklich vertraut?» Seine Stimme schwoll an. «Dem Gott der Lügen und des Unheils?» Wieder schüttelte er den Kopf. «Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, wenn Loki selbst das Portal geöffnet hätte!»
 

Im ersten Moment wusste keiner eine passende Antwort. Sie teilten Clints Meinung über Loki nicht, doch jeder hier verstand seine Gefühle. Schliesslich war er von dem Magier manipuliert und für seine eigenen, finsteren Zwecke benutzt worden. Niemand konnte es Barton daher verübeln, dass er sich schwer damit tat, Loki auch nur einen Fingerbreit zu vertrauen.
 

Trotzdem war die Annahme, dass Loki hinter all dem stecken könnte, schlicht absurd. Zumal er sich zu dem Zeitpunkt, als Coulson und Daisy verschwunden waren, noch in Asgard befunden hatte.
 

Es war schliesslich Coulson, der als erster die Sprache wiederfand. «Ich denke, es dürfte klar sein, dass ich nicht gerade zu den Leuten gehöre, die Loki als ‘Freund’ bezeichnen würden, nicht wahr?» Mit seinem typisch milden Lächeln betrachtete er Hawkeye ausgiebig. «Aber ich habe inzwischen einige gute Gründe, ihn auch nicht mehr ‘Feind’ zu nennen. Nicht zuletzt weil ich ihm mein Leben verdanke. Und das bereits zum zweiten Mal... Oh nein, warten sie: zum dritten Mal, genau genommen»
 

Clints Augen wurden gross – und nicht nur seine. Jeder begriff, dass Coulson auf seine Rettung aus der dunklen Dimension anspielte. Ebenso wie auf die Rettung der ganzen Welt, sozusagen – ein Umstand, über den inzwischen alle Avengers in Kenntnis gesetzt worden waren. Doch was meinte er mit dreimal? Sie konnten alle rechnen: eins und eins ergab immer noch zwei. Oder?
 

Doch bevor jemand eine Frage stellen konnte, hob Coulson die Hand und fügte hinzu: «Ich möchte das Thema nicht weiter vertiefen, also belassen wir es dabei. Sie, Mister Barton, sollten sich einfach an den Gedanken gewöhnen, dass Loki zum Team gehört. Zum Team von SHIELD. Und wir stehen für unsere Teammitglieder ein.»
 

Es war das erste Mal, dass Coulson Loki als Mitglied des Teams bezeichnete. Aber keiner seiner Leute widersprach. Im Gegenteil: er erntete nur ein bekräftigendes Nickens seitens der anwesenden Agenten.
 

Fandral, der dem Disput der Menschen bislang schweigend zugehört hatte, kam Clint zuvor, der schon zu einer schneidenden Antwort ansetzte: «Loki hat nichts damit zu tun. Wäre es anders, hätte er uns da drüben verrotten lassen. Was folglich bedeutet, dass der wahre Feind noch irgendwo da draussen ist.»
 

Clints Mund schloss sich wieder. Sein Atem ging schwer, aber langsam, ganz langsam, sickerte die Erkenntnis in ihm durch, dass die anderen wohl Recht haben mochten. Wenn es um Loki ging, konnte er einfach irgendwie nicht mehr klar denken.
 

Coulson trat vor ihn und legte ihm die Hand auf die Schultern. «Ich verstehe sie, Barton. Wirklich. Aber sie tun sich selbst keinen Gefallen, wenn sie in der Vergangenheit und bei ihrem Hass auf Loki verharren. Ich musste das auch lernen.»
 

In Clints Augen schimmerten Tränen, als er den Mann anstarrte. «Wie können Sie so reden? Ausgerechnet Sie? Ich meine, Loki hat sie beinahe getötet...»
 

«Nicht nur beinahe.» erwiderte Coulson leise.
 

Bartons Augen wurden riesig. «Sie waren wirklich... tot?»
 

«Vielleicht sollten Sie die Geschichte doch erzählen.» sagte Daisy, indem sie neben ihren Chef trat. «Ich meine, wir SHIELD-Agenten kennen sie ja schliesslich auch alle.»
 

Coulson seufzte leise. Er rang einen Moment lang mit sich, dann nickte er schliesslich schwer und bedeutete allen, sich zu setzen. «Na gut. Aber es wird ein Weilchen dauern.»
 


 


 

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Während Coulson seine Geschichte erzählte, die sie ja bereits kannten, gingen Jemma Simmons, Leopold Fitz und Alphonso Mackenzie nochmals die Akten durch, die Phil und Daisy ursprünglich dazu veranlasst hatten, die verhängnisvolle Fahrt anzutreten, die mit ihrem Sturz in die dunkle Dimension geendet hatte. Um herauszufinden, warum der Ghost Rider wieder zugeschlagen und fünf Männer getötet hatte, hatten die beiden Agenten die Kinderheime aufsuchen wollen, in denen die Toten aufgewachsen waren.
 

Leopold hatte schliesslich auf einem der Kinderfotos, die sie aus den Heimen bekommen hatten, eine interessante Kleinigkeit entdeckt. Er hatte das Foto, das einen der Jungen in T-Shirt und kurzer Hose zeigte, stark vergrössern lassen. Der Junge winkte etwas steif in die Kamera, was der Grund dafür war, dass man die Innenseite seines Handgelenks sah. Und das, was zunächst nur ein kleiner brauner Fleck auf der Haut gewesen war – und den alle für eine Unsauberkeit auf der Linse der Kamera gehalten hatten – entpuppte sich nun als eine Nummer.
 

«Du meine Güte!» entfuhr es Jemma. «Das sieht ja fast aus wie...» Sie konnte es nicht aussprechen, doch was sie sagen wollte, war klar.
 

Aber auch wenn in diesem Fall natürlich nicht die Nazis hinter der schrecklichen Brandmarkung eines Menschen stecken konnten – die Agenten beschlich dennoch das ungute Gefühl, dass diese Nummer auf dem Handgelenk des Jungen die Frage nach der seltsamen Herkunft des Kindes beantworten könnte. Und vielleicht sogar die Frage, warum der Ghost Rider ihn und die anderen getötet hatte.
 

«Würde mich nicht wundern, wenn die anderen Kinder auch eine solche Nummer gehabt hätten.» sprach Jemma die Gedanken aller aus.
 

«Was relativ leicht rauszufinden sein dürfte.» meinte Mack. «Schauen wir uns die Leichen nochmals an.»
 

«Das habe ich bereits getan.» erwiderte Fitz und zeigte die entsprechenden Fotos.
 

Die Bilder waren eindeutig: alle fünf Toten trugen eine Nummer. Von 004 bis 008.
 

«Sollen wir..?» hob Jemma an, aber Mack schüttelte den Kopf.
 

«Ich weiss nicht, wie wichtig das in der augenblicklichen Situation ist.» entschied er mit ruhiger Stimme. «Behalten wir’s im Hinterkopf. Aber für den Moment sollten wir wohl mal zunächst die Heimkehr unserer beiden Weltraumabenteurer abwarten.»
 

«Hast Recht.» Fitz legte die Bilder seufzend wieder beiseite. «Eigentlich... war es einfach nur eine willkommene Ablenkung.»
 

Jemma nickte. «Ja. Wenn man selbst was tun kann, ist das okay. Aber in der letzten Zeit komme ich mir dauernd wie auf der Reservebank vor.»
 

Mack lachte. «An das Gefühl müssen wir uns wohl langsam gewöhnen. Ich meine, mit einem Halbgott in unseren Reihen dürften wir noch öfters auf der Reservebank landen!»
 

«Zwei Halbgöttern, so wie’s aussieht!» warf Jemma ein.
 

«Okay... einen Vorteil hat das Ganze immerhin!» Fitz fand seine gute Laune wieder. «Wir kommen so vielleicht mal dazu, ein Bier fertig zu trinken.»
 

«Womit du mich doch glatt auf gewisse Ideen bringst...» Mack grinste und ging zur Bar hinüber. «Haltet ihr mit?»
 

«Aber immer doch. Solange wir die Chance dazu kriegen!»
 

Und wenn sie gewusst hätten, dass dies wirklich für längere Zeit ihr letztes gemeinsames Bier sein würde, hätten sie es wohl doppelt genossen.



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