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Lokis Strafe

von

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Disput um Loki

«Drei Probleme?» fragte Tony mühsam beherrscht und legte Clint die Hand auf den Arm. Dieser sah aus, als wolle er Loki am liebsten gleich an die Gurgel gehen.
 

Sie standen inzwischen alle im grossräumigen Büro, in das Melinda May sie geleitet hatte, und starrten Loki mit einem Gemisch aus Wut, Verblüffung und Neugier an. Dabei schienen Steve und Bruce am ehesten entspannt zu bleiben. Natasha schaffte zumindest ein Pokerface.
 

Doch Tony und Clint... Jedem der übrigen war klar, dass es wenig brauchte, um die beiden zum Explodieren zu bringen!
 

Loki schien die angespannte Situation jedoch nicht im Mindesten zu beeindrucken. Lässig liess er sich in einen Stuhl fallen und erwiderte: «Ja. Der Ghost Rider ist Problem Nummer eins, Coulson und Daisy sind Problem Nummer zwei und ein... sagen wir mal alter Bekannter aus Asgard ist Problem Nummer drei. Oh, wobei ich vermute, dass wir Problem Nummer zwei und drei in den gleichen Topf werfen können.»
 

Als ihn nur verständnislose Blicke trafen – und zwei weitere äusserst wütende aus Bartons und Starks Augen – erklärte der Magier mit einem leicht bissigen Lächeln: «Ich nehme an, dass Fandral und die zwei Agenten am selben Ort gelandet sind.»
 

«Fandral?» warf Steve Rogers ein.
 

«Ein Krieger aus Asgard, der kurz nach seiner Ankunft auf der Erde verschwunden ist.» antwortete Jemma Simmons an Lokis Stelle. Fitz hatte sie auf dem Rückweg über den Vorfall informiert. Und sie musste Loki im Stillen Recht geben: das sah verdächtig nach dem selben Muster wie bei ihren Kollegen aus.
 

«Und dieser Ghost Rider?» Das war Banner. Auch er versuchte die deutlich elektrisch geladene Stimmung im Raum durch Ruhe zu entschärfen.
 

«Im Moment wohl das kleinste Problem.» meinte Loki, plötzlich wieder ernst geworden. «Trotzdem keines, das man auf die leichte Schulter nehmen sollte.»
 

Tony hielt es nicht mehr aus. «Bevor wir das weiter vertiefen.» sagte er schneidend, «würde ich gerne wissen, wie es kommt, dass Sie hier sind. Müssten Sie nicht eigentlich in irgendeinem Asgardianischen Gefängnis sitzen oder so?»
 

Die SHIELD-Agenten warfen sich unruhige Blicke zu, doch Loki erwiderte nur: «Sogar noch besser. Aber das ist eine lange Geschichte. Und zwar eine, für die wir jetzt keine Zeit haben.»
 

«Noch besser?» Clint trat näher und atmete tief durch. Seine Augen waren zwei schmale Schlitze. «Sie meinen besser als Gefängnis?»
 

Lokis düsterer Blick huschte von ihm zu Stark. «Ja.» Sein Lächeln blieb, erreichte jedoch nicht mal annähernd seine Augen. «Es wird Ihnen gefallen, das verspreche ich Ihnen. Aber für den Moment sollten wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: Den drei Verschwundenen läuft nämlich die Zeit davon.» Er erhob sich und fixierte Clint, der unbewusst einen Schritt zurückwich. «Also: stehen Sie bloss im Weg rum oder machen Sie sich nützlich?»
 

«Können wir das denn?» beeilte sich Banner zu fragen, während er an Clints Seite trat. «Uns nützlich machen, meine ich?»
 

Loki zuckte die Schultern. «Keine Ahnung. Aber ich dachte, es klingt netter als einfach zu sagen ‘sie stören’.»
 

«Hey!» Stark kam Clint zuvor, der sich kaum noch beherrschen konnte. «Jetzt mal langsam, ja! So reden Sie nicht mit uns.»
 

Der Magier hob die Brauen und musterte ihn mit milder Nachsicht. Fast so, wie man ein kleines Kind anschaut, das etwas Dummes gesagt hat. Dann wandte er sich an Jemma, ohne Iron Man weiter zu beachten. «Ich brauche kurz ein wenig Ruhe. Zwanzig Minuten müssten genügen, um herauszufinden, ob diese Anomalie, die unsere drei Vermissten verschluckt hat, noch immer latent vorhanden ist und wenn ja, wo.»
 

Jemma nickte. «Klar. Sie wissen ja inzwischen wo Sie ungestört sein können.»
 

Als Loki draussen war, brach es aus Hawkeye heraus. «Agent Simmons: wenn Sie mir jetzt nicht schleunigst eine verdammt gute Erklärung für das alles hier liefern, dann geh ich dem Kerl nach und dreh ihm den Hals um! Das schwöre ich Ihnen!»
 

«Das sollten Sie besser lassen.» antwortete Jemma ernst. «So wie’s aussieht, ist Loki unsere einzige Chance, Coulson und Daisy wieder zu finden. Und diesen Fandral, natürlich. Ausserdem...» Sie wechselte einen raschen Blick mit den Kollegen, «...ist er eigentlich ganz umgänglich, wenn man ihn mal etwas besser kennt.»
 

«Umgänglich?» Tony glaubte, sich verhört zu haben. «Der Kerl hat versucht, die Erde zu erobern.»
 

Stille. Die Agenten schauten sich an und wussten sichtlich nicht genau, was sie darauf antworten sollten. Stark machte ein triumphierendes Gesicht als wollte er sagen ‘na, gegen das Argument müssen alle anderen verstummen!’ Doch dann meinte Mack gedehnt: «Was das anbelangt... Da sind wir nicht mehr so völlig überzeugt, dass Loki das wirklich vorhatte.»
 

«Wie bitte?» Auch Clint fragte sich jetzt, ob er was an den Ohren hatte. «Falls es nicht bekannt sein sollte: ich war dabei! Ich war mittendrin! Ich war einer von denen, die Loki unter seine Kontrolle gebracht hatte. ICH WAR SEINE VERDAMMTE MARIONETTE!» Den letzten Satz schrie er beinahe. «Wenn also jemand genau weiss, dass dieser Schuft vorhatte, uns alle zu seinen Sklaven zu machen, dann bin ich das!» Die Adern an seinen Schläfen schwollen bedrohlich an.
 

Jemma wollte etwas erwidern, doch es war Melinda May, die antwortete.
 

«Ich denke, wir sollten jetzt keine Diskussion über Loki vom Zaun brechen. Denn in einem Punkt hat er wirklich Recht: Coulson und Daisy gehen vor. Und darum wiederhole ich jetzt seine Frage, allerdings meine ich sie ernst: helfen Sie uns – oder wollen Sie wieder gehen?»
 

Ihr forschender Blick wanderte von einem Avenger zum anderen. Diese brauchten keine zwei Sekunden, um ihre Entscheidung zu fällen. Geschlossen erwiderten sie: «Wir helfen. Was denn sonst!»
 

«Gut.» Melinda atmete sichtlich auf. «Dann sollten wir Sie mal über alles informieren, was wir wissen.»
 

«Auch wenn es erschreckend wenig ist.» Jemma war bereits zum Computer geeilt und rief alle Daten ab, die sie im Zusammenhang mit dem Ghost Rider, Coulson und Daisys Verschwinden sowie der Ankunft von Fandral besassen.
 

Wenige Minuten später begriffen die Avengers, warum SHIELD im Moment so verzweifelt auf Lokis Hilfe setzte.
 

Sie waren schlicht auf ihn angewiesen.
 

Trotzdem konnte Clint es nicht lassen, mit grimmigem Lächeln darauf hinzuweisen, dass er sich jetzt schon darauf freute, zu hören, was denn dieses ‘Bessere’ als ein Gefängnis in Asgard gewesen war!
 

Steve und Bruce hingegen liess etwas ganz anderes nicht los. Sobald sie die Gelegenheit dazu bekamen, zogen die beiden Alphonso Mackenzie deshalb kurz zur Seite und fragten ihn, was er damit gemeint hatte, als er sagte, dass Loki die Erde nicht habe erobern wollen.
 

Mack warf einen flüchtigen Blick über die Schulter wie um sich zu vergewissern, dass ausser ihnen niemand zuhörte. Dann klärte er die beiden Avengers über Lokis wahre Fähigkeiten auf – und dass die seiner Meinung nach gross genug waren, dass er bei seinem Vorhaben eigentlich hätte erfolgreich sein müssen. Da er aber den Kampf um die Eroberung der Erde verloren hatte, fragten sie sich hier bei SHIELD inzwischen alle ernsthaft, ob das nicht vielleicht Absicht gewesen war.
 

Beinahe gespannt wartete er auf die Reaktion der zwei Männer – in der sicheren Annahme, dass sie entweder wütend werden oder ihn schlicht auslachen würden.
 

Doch Steve und Bruce wechselten bloss einen raschen Blick und schwiegen nachdenklich.
 

«Nur damit das klar ist,» fügte Mack eindringlich hinzu. «Ich mag Loki ebenso wenig wie sie. Auch ich würde den Kerl rein gefühlsmässig am liebsten auf den Mond schiessen! Aber um es ganz offen zu sagen: ohne ihn gäbe es diese Welt inzwischen schon gar nicht mehr.»
 

Und mit wachsender Fassungslosigkeit erfuhren Steve Rogers und Bruce Banner nun von Ian Quinn und seinem wahnsinnigen Versuch, durch die Gewinnung von Gravitonium die Weltherrschaft an sich zu reissen. Und davon, dass er in seinem Irrsinn Daisy dazu benutzen wollte, um an weitere, nur tief im Erdkern vorhandene Gravitonium-Vorkommen zu gelangen – und damit beinahe den Planeten in Stücke gerissen hätte.
 

«Ohne Loki,» schloss Mack ernst, «würden wir drei jetzt nicht miteinander sprechen.»
 

Es blieb still nach seinen Worten. Sehr still.



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