Zum Inhalt der Seite

Lokis Strafe

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Und wohin jetzt?

Loki hatte nicht vor, in Asgard zu bleiben. Er war nur schlicht unsicher, wohin er gehen sollte. Nach Midgard zurück? Ein eigentlich logischer Gedanke, aber andererseits: was sollte er da noch?
 

Doch seine Optionen waren noch genauso gering wie vor einigen Monaten, als er von Thor befreit worden war. Du meine Güte, es kam ihm wie eine Ewigkeit vor! Und gleichzeitig hatte er das Gefühl, es wäre erst gestern gewesen.
 

Da er unentschlossen war, hatte er sich zunächst in die selbe Höhle teleportiert, in die Thor ihn damals gebracht hatte, kurz, bevor sie nach Midgard aufgebrochen waren. Der Tag ging zur Neige, und da dies auch auf der Erde so sein würde, war es wohl besser, die Nacht hier zu verbringen. Vielleicht hatte er bis zum Morgengrauen ja sogar eine Erleuchtung, wohin er gehen sollte! Man konnte schliesslich nie wissen... Er setzte sich hin und versuchte, es sich so gemütlich wie möglich zu machen.
 

So fand ihn Thor schliesslich. Loki, der nicht wirklich schlief, sondern nur so vor sich hindöste, schrak sofort auf, als er Schritte vor dem Eingang der Höhle vernahm. Als er den Bruder erkannte, entspannte er sich jedoch gleich wieder.
 

«Thor.» meinte er mit einem müden Lächeln. «Hatte mir fast schon gedacht, dass du noch hier aufkreuzt.»
 

«Warum bist du einfach abgehauen?» fragte der blonde Donnergott und setzte sich neben Loki. Im Gegensatz zu seinem Bruder, dem die Kälte wie immer wenig bis nichts ausmachte, fröstelte es ihn grässlich.
 

«Das habe ich doch gesagt.» erwiderte Loki.
 

«Lass das. Ich weiss schon, warum du gegangen bist.»
 

«Wenn du das weisst, warum fragst du dann?» Lokis Blick wurde spöttisch.
 

Thor seufzte. «Hast ja Recht, das war dumm. Aber du bist abgehauen, weil du möglichst niemandem begegnen wolltest, stimmts?»
 

«Bischen schwierig, wenn man bedenkt, dass mich so ziemlich alle neben dem Thron haben stehen sehen!»
 

«Loki, komm, du weisst genau, was ich meine.» Thor hätte ihn am liebsten geschüttelt.
 

Da lenkte der Bruder ein. «Ja natürlich weiss ich das.» Er schloss flüchtig die Augen und lehnte den Kopf gegen die kalte Felswand. Thor wurde unwillkürlich an den Moment erinnert, wo er ihn aus diesem Käfig rausgeholt hatte: da hatte Loki genauso da gesessen. Wenngleich er jetzt auch sehr viel besser aussah! Trotzdem machte er für Sekunden wieder den Eindruck eines Tieres, das am liebsten wegrennen würde.
 

«Vater hat mich regelrecht angefleht, dich zurück zu bringen.» sagte Thor leise. «Und er war nicht der einzige. Ich glaube, da gibt es so einige, die sich gerne bei dir... entschuldigen möchten.» Thor wusste, wie lahm das Wort ‘entschuldigen’ klang, aber ihm fiel beim besten Willen kein anderes ein.
 

Loki wollte ihn im ersten Augenblick wütend anfahren, doch dann gewann sein Sarkasmus einmal mehr die Oberhand. «Entschuldigen?» fragte er schmunzelnd. «Bist du sicher, dass du da nicht was verwechselst?»
 

«Du weisst, dass ich nicht lüge – schliesslich brauchst du nur in mich hinein zu sehen, um das zu wissen!» Thor warf ihm einen beinahe beschwörenden Blick zu. «Fast alle haben mich bei der erstbesten Gelegenheit zur Seite gezogen und gebeten, dass ich mit dir reden soll. Dich überzeugen soll, dass du zu uns gehörst und sie sich gerne persönlich bei dir dafür bedanken würden, dass du sie gerettet hast. Und nicht wenige haben hinzugefügt, dass es ihnen unendlich leid tut, was sie dir... angetan haben.»
 

«Sentimentaler Blödsinn.» gab Loki leichthin zurück, auch wenn es in ihm ganz anders aussah. So sehr er sich auch dagegen wehrte: Thors Worte liessen ihn nicht kalt. Und da er wirklich wusste, dass der Bruder die Wahrheit sagte, konnte er sich auch nicht mehr hinter weiteren sarkastischen Bemerkungen verstecken.
 

«Jetzt bist du derjenige, der lügt.» erwiderte Thor mit einem sanften Lächeln.
 

«Lassen wir das.» Loki erhob sich und trat an den Eingang der Höhle. Er hatte eben einen Entschluss gefasst. «Ich komme nicht mit zurück, Thor. Morgen gehe ich nach Midgard – mal als Anfang. Ob ich dort bleibe, weiss ich noch nicht. Aber wie du dich erinnern wirst, stehen mir ansonsten nicht allzu viele Möglichkeiten offen.» Die letzten Worte klangen leicht bitter.
 

«Loki, bitte, du gehörst hierher. Asgard ist deine Heimat.» Auch Thor war aufgestanden und neben Loki getreten. Er legte ihm den Arm um die Schulter. «Und Vater... Bitte, er möchte unbedingt mit dir reden.»
 

«Aber ich nicht mit ihm, Thor.» Loki wandte den Kopf und konnte sich gerade noch ein düsteres Lachen verkneifen. «Vielleicht irgendwann einmal. Doch nicht jetzt. Jetzt will ich weder ihn noch sonst jemanden aus Asgard sehen. Akzeptiert es.» Er zuckte die Schultern. «Wenn nicht... müsst ihr mich mit Gewalt zurückholen.»
 

«Rede keinen Unsinn.» Thor war enttäuscht, verstand den Bruder aber auch. «Soll ich Vater etwas ausrichten?»
 

«Wozu? Er würde eh nicht glauben, dass es die Wahrheit ist.»
 

«Loki..!» Der Blonde wollte widersprechen, doch ein Blick in die Augen seines Bruders liess ihn verstummen. Auch wenn er genau wusste, dass der andere sich irrte: dass er glaubte, was er sagte, konnte er ihm nicht verübeln.
 

Er würde ihn gehen lassen müssen, das sah er jetzt ein. Es versetzte ihm einen tiefen Stich, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Doch etwas musste er noch loswerden.
 

«Bitte versuch, in Midgard zu bleiben.» meinte er ernst und eindringlich. «Die Menschen könnten dich gut gebrauchen. Dass du ihnen eine grosse Hilfe bist, hast du mehr als genug bewiesen. Und Coulson und seine Leute haben dich wirklich schätzen gelernt.»
 

Loki hob die Brauen und konnte sich das Lachen diesmal nicht verkneifen. «Schätzen gelernt..? Naja, ich lass dir mal deine Illusionen.»
 

Der Blonde erwiderte das Lachen, wenn auch schweren Herzens. «DU kannst in ihre Köpfe reinsehen und erkennst nicht, was ICH auch so wahrnehme?» In gespielter Theatralik verdrehte er die Augen. «Manchmal bist du wirklich in Dummkopf, Bruder.»
 

«Ja, ich mag dich auch.» entgegnete Loki nur, dann klopfte er Thor auf den Rücken und fügte hinzu: «Und jetzt verzieh dich. Ehe du noch erfrierst!»
 

«Gleich.» Thor breitete die Arme aus und zog Loki an sich, ehe der sich wehren konnte. Er drückte ihn so fest, dass dem Bruder beinahe die Luft wegblieb. «Nur, damit du mich nicht vergisst.»
 

Dann flog er davon.
 

Loki sah ihm einen Moment lang nach, eher er sich wieder in die Höhle zurückzog und versuchte, den Rest der Nacht noch etwas Schlaf zu finden.
 


 


 


 


 

Am nächsten Morgen brach er tatsächlich nach Midgard auf. Zwar war er sich sicher, dass es nur eine Übergangslösung sein konnte, doch da Thor ihm versichert hatte, dass Janes Hütte immer noch zur Verfügung stand, hatte er zumindest einen Ort, an den er gehen konnte.
 

Ihm war klar, dass es nicht lange dauern würde, bis SHIELD von seiner Rückkehr erfuhr. Ob sie ihn diesmal wieder holen kommen würden? Er beschloss, es einfach mal drauf ankommen zu lassen. Was sollte er auch sonst tun?
 

Anders als beim ersten Mal ging ihm die Ruhe in der einsamen Berghütte jedoch innert kürzester Zeit schon auf die Nerven. Er hatte sich ja schon beim letzten Aufenthalt fast durch die ganze Bibliothek gelesen, und da er körperlich inzwischen definitiv wieder auf der Höhe war, begann er sich ernsthaft zu langweilen. In Gedanken ging er wieder und wieder seine Möglichkeiten durch, nur um am Ende stets zum gleichen Ergebnis zu gelangen: ausser Midgard gab es kein Reich, in dem er Zuflucht finden würde.
 

Hätte er allerdings gewusst, dass es mit der Ruhe bald vorbei sein würde, hätte er die wenigen ruhigen Stunden vermutlich mehr zu schätzen gewusst.
 

Denn zwei Tage nach seiner Ankunft in der Hütte stand SHIELD tatsächlich wieder vor der Tür – jedoch nicht, um ihn abzuholen, sondern weil sie Hilfe suchten...
 

...verzweifelt Hilfe suchten!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück