Zum Inhalt der Seite

Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der unsichtbare Feind

ES sah zu. Genoss die Szene – jede einzelne davon.
 

Ach, wie sehr hatte ES doch vor Loki gezittert. So sehr ES ihn bewunderte, ja, geradezu liebte, so sehr fürchtete und hasste ES ihn gleichzeitig mit aller Kraft. Und Kraft... nun, davon besass ES reichlich. Nur einer hätte IHM im Wege stehen können, doch dieser eine war jetzt ein für alle Mal keine Gefahr mehr.
 

ES hoffte trotz allem, Odin würde ihn nicht töten. Loki war zu schön zum Sterben. Zu brillant. Zu talentiert. Zu intelligent. Auch wenn ES nie so stark gewesen war, in ihn einzudringen und ihn zu beherrschen – nicht einmal, seit er seine Magie eingebüsst hatte – wollte ES ihn trotzdem besitzen. Oder gerade deshalb?
 

Doch da Odins Wut nun einmal entfesselt war, konnte ES sie nicht mehr kontrollieren, musste ihr ihren Lauf lassen. ES seufzte leise und hätte beinahe dafür gebetet, dass der Allvater sich rechtzeitig daran erinnerte, dass er den Mann, den er zu zerstören im Begriff war, einmal ‘Sohn’ genannt hatte.
 

Aber obwohl ES wirklich nicht wollte, dass Loki am Ende dieser schrecklichen Prozedor tot war, sass ES sass einfach nur da, fest entschlossen, bis zum Ende dabei zu sein, zuzusehen und zu geniessen. Und es gab so einiges zu geniessen: Lokis Schreie. Sein qualvolles Stöhnen als ihn die Kraft zum Schreien verliess. Sein schmerzverzerrtes Gesicht (wie konnte ein Mann trotzdem immer noch so gut aussehen?). Sein zusammengekrümmter Körper. Jedes noch so kleine, wunderbare Anzeichen einer entsetzlichen Pein – ES saugte sie alle in sich auf wie ein Schwamm das Wasser.
 

Schliesslich hatte ES lange darauf gewartet.
 

Mochte Loki vergessen haben... Mochte er zum Vergessen gezwungen worden sein...
 

ES hatte nicht vergessen!
 

Ja, ES genoss jeden Augenblick von Odins grausamem Zorn. Wusste ES doch, dass es letztlich SEIN Zorn war, der sich über Loki ergoss.
 

Odin war nur ein willenloses Spielzeug. Genauso wie Thor, sein dämlicher Sohn. ES hasste Thor. Der Donnergott... ein geradezu lächerlich schwacher Charakter. Körperlich mit Bärenkräften ausgestattet, innerlich labiler als ein kleines Mädchen. ES hatte zwar geahnt, dass es einfach sein würde, den Blonden zu beherrschen. Aber derart leicht..? Nein, das war schon fast ein wenig enttäuschend gewesen.
 

Odin bot da mehr Vergnügen. An ihm hatte ES sich beinahe die Zähne ausgebissen. Doch einmal am Haken, war auch der einst so mächtige König Asgards nur noch eine Marionette.
 

Wie wunderbar, wie herrlich! Und wenn ES schliesslich offen zutage treten würde, würden sie alle aus sämtlichen Wolken fallen – im hilflosen entsetzlichen Wissen, dass sie nichts tun konnten, um ES aufzuhalten.
 

ES hatte einen ziemlichen Schrecken bekommen, als ES gesehen hatte, dass Loki die geheimen Hallen nicht nur wiederfinden, sondern sich auch immer noch Zutritt verschaffen konnte. Und das sogar ganz ohne Magie. Einen Moment lang war heisse Bewunderung in IHM aufgekommen, ehe ES sich davongeschlichen hatte, um Odin einen Wink zu geben.
 

Nur ein kleines, sachte angestossenes Gefühl...
 

Der Allvater hatte ES nicht enttäuscht. Wie auch, hatte ES ja schliesslich alles daran gesetzt, seinen Hass auf Loki zu schüren. Und seine – latent schon seit jeher vorhanden gewesene – Angst vor ihm! ES hätte beinahe gelacht, beherrschte sich aber gerade noch. Nicht, dass Odin ES hätte hören können. Doch bei Loki war ES sich nicht so sicher. Magie hin oder her: der Schwarzhaarige besass einen sechsten Sinn... Einen Riecher für Gefahr.
 

Sogar in den schlimmsten Umständen, die man sich denken konnte. Sogar jetzt.
 

ES musste zugeben, dass ES ihn immer mehr bewunderte. Widerwillig, aber dennoch mit stetig wachsendem Respekt, gestand ES sich ein, dass man Loki weder Feigheit noch Schwäche vorwerfen konnte. Jeder andere hätte längst um Gnade gewinselt. Aber Loki blieb stumm... Naja, sah man von den Äusserungen der Qual ab, die er von sich gab.
 

Natürlich wusste der Mann, dass es sinnlos war zu betteln. Trotzdem: ES kannte niemanden, der die Stärke aufgebracht hätte, derartige Schmerzen hinzunehmen, ohne um ein Ende zu flehen. Um ein Ende der Qualen oder ein Ende überhaupt. Jeder andere, da war ES sich sicher, hätte gejammert - wider besseres Wissen, dass die Worte ungehört verhallen würden.
 

Aber er war ja schliesslich selber schuld. Wie konnte er es auch wagen, IHM in die Quere kommen zu wollen?
 

Selbst wenn er nicht wusste, wem er da eigentlich auf der Spur gewesen war...
 

ES wusste, der Magier war nahe dran gewesen – gefährlich nahe. Aber ES war sich absolut sicher, dass er das Buch nicht entdeckt hatte. Nicht einmal er konnte noch wissen, wo es genau lag, verborgen zwischen so vielen anderen, unauffällig, kaum sichtbar. Zumal nur wenige Minuten verstrichen waren, bis Odin ihn und diese Prinzessin in ihrem Tun gestört hatte. Und ES hatte genau hingeschaut: als die Tür aufgeschwungen war, hatte Loki kein Buch in der Hand gehabt.
 

Nein, ES war davon überzeugt, dass ES das Schlimmste gerade noch rechtzeitig verhindert hatte. Denn sollte Loki sich erinnern, würde er einen Weg finden, ES aufzuhalten.
 

Ganz egal wie schlecht seine Aussichten auf Erfolg waren.
 

Er hatte es schon einmal geschafft, damals. Und da waren seine Karten kaum besser gewesen. Scheinbar gerettet von Thanos, diesem Wahnsinnigen (ES nannte ihn Dummkopf, aber das taten nur wenige) und in der denkbar grössten Zwickmühle, hatte er dennoch einen Auseg gefunden. Hatte nicht nur verhindert, dass Thanos das Universum vor der Zeit heimsuchte, sondern auch den eigentlichen Feind dahinter besiegt.
 

ES...
 

Den Fehler, Loki zu unterschätzen, würde ES deshalb nie begehen.
 

Doch solange er sich nicht erinnern konnte, war alles gut. Solange er nicht mehr wusste, wie der eigentliche Feind hiess, brauchte ES sich keine Gedanken zu machen.
 

Und dafür, dass es dabei blieb, würde ES sorgen.
 


 


 


 


 

Thor kämpfte. Mit aller Kraft versuchte er, die Schwärze abzuwehren, die erneut in ihn dringen wollte. Solange er vor dem Spiegel stand, schien das zu klappen. Auch wenn es ihn innerlich zerriss, weil er das Gesicht, das ihm daraus entgegenblickte, nicht wirklich anschauen wollte, war es wohl gerade dieser Schmerz, der ihm half, bei klarem Verstand zu bleiben.
 

Die Minuten verstrichen, und er tat alles, um nicht wieder abzudriften. ‘Du bist Thor’, sagte er sich innerlich vor, ‘Sohn von Odin. Beschützer der neun Welten. Bruder von...’
 

Der Gedanke an Loki schlug eine neue, tiefe Wunde in sein Herz.
 

Er holte tief Luft und zwang sich, den Satz zu Ende zu denken. ‘Bruder von Loki’.
 

Bruder...
 

Thor stöhnte und krallte sich am Waschbecken fest. Die Augen, die ihn aus dem Spiegel anstarrten, waren blutunterlaufen. Was sollte er nur tun? Er brauchte dringend Hilfe, musste dringend jemandem erzählen, was mit ihm los war.
 

Seine Mutter. Sie war Magierin, wie Loki... Sie würde helfen können. So hoffte er zumindest.
 

Aber konnte er es wagen, sich vom Spiegel weg zu bewegen? Würde er es schaffen, lange genug er selbst zu bleiben, bis er die Gemächer seiner Mutter erreicht hatte? Und was sollte er ihr überhaupt sagen? Er konnte ja nicht einmal selber genau definieren, was mit ihm los war.
 

Er keuchte, merkte, wie ihm der kalte Schweiss ausbrach. Seine Gedanken liefen Achterbahn, drehten sich im Kreis. Er wusste, dass er gar keine andere Wahl hatte. Dass er es einfach schaffen musste, seine Mutter zu erreichen.
 

‘Hilf mir!’ schrie es in ihm. An wen der Hilferuf ging, hätte er jedoch nicht zu sagen vermocht.
 

Schwach wie noch nie zuvor in seinem Leben liess er schliesslich den sicheren Anker los und tastete sich der Wand entlang Richtung Tür. Die Kälte wurde stärker, drohte ihn erneut zu packen. Thor ballte die Fäuste und rief laut «Nein!»
 

Er war der Donnergott, der stärkste Krieger Asgards! Er würde das hinbekommen.
 

Die zwei Einherjar vor seinem Zimmer sahen ihn herausstolpern und fragten, was los sei. Er brummelte etwas und winkte ab, als sie ihn an den Armen greifen wollten. Wäre ja noch schöner, wenn er auf zwei Wachen gestützt gehen müsste!
 

Wenige Meter weiter wünschte er seinen Stolz in die Wüste. Er hätte das Angebot annehmen sollen, aber jetzt war es zu spät. Die Einherjar, gehorsame Diener ihres zukünftigen Königs, hatten nicht einmal ein Wort des Widerspruchs gewagt.
 

Thor taumelte weiter, versuchte, auf den Beinen zu bleiben und gleichzeitig die Kälte, die ihn auffressen wollte, zurück zu drängen. Nur noch wenige Meter... Er sah die Tür zu Mutters Räumen schon vor sich.
 

Die beiden Wachen, die auch vor ihren Gemächern standen, sahen ihn kommen und warfen ihm ebenso besorgte Blicke zu wie die anderen beiden vor seiner Tür. Doch als er nun auf sie zu torkelte, merkte er plötzlich, wie seine Kräfte langsam zurückkehrten und sein Schritt sicherer wurde.
 

Na also – er war eben doch Thor!
 

Doch sobald er die Tür zu Mutters Räumen erreicht hatte realisierte er, dass das scheinbar gute Zeichen ein schlechtes war.
 

Das Ende seiner Schwäche bedeutete den Verlust der Kontrolle.
 

Mit aller Kraft stemmte er sich dagegen. Aus diesem Grund hörte er nicht, wie die beiden Wächter ihm bedauernd mitteilten, dass seine Mutter nicht da war. Er merkte noch nicht einmal, dass er ihnen irgendeine Antwort gab und dann die Gemächer der Königin von Asgard betrat. Das einzige, was er wieder bewusst wahrnahm, war die Leere, die ihn erwartete.
 

Er schlug die Tür hinter sich zu und sank in die Knie. Während er den Kopf in den Händen vergrub, stöhnte er verzweifelt «Mutter!»
 

Nur das Echo seiner eigenen Stimme antwortete ihm in seinem Kopf.
 

Es klang als ob ihn jemand verhöhnen würde!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück