Zum Inhalt der Seite

Ich bin doch kein Wolf!

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

„Keine Ahnung, aber den hätte ich auch nicht geküsst!“

Keine Sorge, auch wenn es nach den letzten Kapiteln scharf den Eindruck macht, ich bleibe dem Boys-Love-Genre treu ;D
 

Es tut mir übrigens Leid dass es jetzt soooo lange gedauert hat bis hier mal was neues kam, ich gelobe nun aber Besserung! Vielleicht muss ich sogar nochmal die Einstufung überdenken...momentan ist es zwar recht jugendfrei, aber ich bin gern bereit das zu ändern. Als kleine Entschuldigung sozusagen. ;)
 

~*~
 

Ich konnte meine Mutter davon überzeugen mich nicht ins Krankenhaus zu bringen, stattdessen hütete ich eine Woche streng das Bett, vollgedröhnt mit Aspirin und noch irgendetwas stärkerem das meine Mutter aus den Untiefen ihres Medizinschrankes zu Tage gefördert hatte.

Meine Hüfte erholte sich nur langsam, aber stetig. Was deutlich mehr schmerzte als die Verletzungen war die die Tatsache dass Georg sich nicht wie versprochen meldete. Sogar Mariam schrieb mir kurz vor ihrer Abreise noch eine SMS, nur mein angeblich bester Freund hüllte sich in tiefes Schweigen.

An Tag drei hörte ich auf ihn anzurufen oder ihm Nachrichten zu schicken, ich wollte nicht zu verzweifelt wirken. Aber innerlich zerriss es mich fast. Ich schlief mit Handy neben mir auf dem Kopfkissen, aber es klingelte nicht ein einziges Mal.

War Georg immer noch wütend auf mich?

Aber warum? Wegen Mariam, oder wegen unserem Kampf? Er hatte doch gewonnen, und Mariam war längst abgereist. Es gab keinen Grund mehr sauer zu sein.

Wenn ich ihn doch nur erreichen würde!

Am siebten Tag, genau eine Woche nach unserer Auseinandersetzung, weckte mich mein klingelndes Handy aus einem späten Mittagsschlaf. Ich schoss sofort in die Höhe, verfluchte mich für den Schmerz der prompt in meiner geschundenen Hüfte aufflackerte, und hielt es mir aufgeregt ans Ohr.

„Ja?“

„Ich bins, Georg. Kann ich vorbeikommen?“

Mein Herz klopfte bis zum Hals, ich wusste nicht ob ich mich jetzt freuen oder doch sauer sein sollte, aber ich entschied mich dass ich das gern von Angesicht zu Angesicht klären wollte. Also beließ ich es erst einmal bei einem emotionslosen „Natürlich“, und legte auf.

Es dauerte keine halbe Stunde, dann stand Georg in meinem Zimmer. Sein Gesicht sah schon wieder ganz passabel aus, es waren nur noch ein paar Kratzer und ein paar blasse blaue Flecken zu sehen.

Ich richtete mich vorsichtig auf und deutete mit einem Kopfnicken auf meinen Schreibtischstuhl, aber Georg ignorierte die Geste und setzte sich stattdessen zu mir aufs Bett. Er musterte mein Gesicht ohne zu Blinzeln, dann beugte er sich langsam nach vorn und küsste mich sanft auf den Haaransatz.

„Sorry dass ich mich nicht gemeldet hab. Ich musste nachdenken.“

Ich blickte ihn überrascht an als er sich wieder zurücklehnte, ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer…intimen Geste. Natürlich hatte Georg mich schon oft umarmt, ich ihn ja auch, aber geküsst hatte er mich noch nie. Ich war verwirrt, und das schien er zu bemerken. Aber er ging nicht weiter darauf ein. Stattdessen huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht, und er wechselte das Thema.

„Wie geht es deiner Hüfte?“

Ich war eigentlich noch nicht bereit die Sache damit auf sich beruhen zu lassen, aber ich wollte mich auch nicht direkt wieder streiten. Also lehnte ich mich mit einem leisen Seufzen zurück und verzog kurz das Gesicht.

„Tut noch weh, aber es wird besser. Wenn ich langsam mache schaffe ich es sogar alleine auf Toilette.“ Ich grinste schief, und Georg lachte leise. Dann fuhr er sich durchs Haar und sein Blick wurde wieder ernst. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen, er wirkte angespannt, und das machte mich ebenfalls nervös. Wollte er mir vielleicht doch die Freundschaft kündigen? Das wäre furchtbar, und meine Laune sank bei diesem Gedanken direkt wieder in den Keller.

Diese Ungewissheit machte mich fertig. Ich räusperte mich, dann beugte ich mich trotz schmerzhaft protestierender Hüfte wieder noch vorn und fing Georgs Blick ein. Das war unangenehm und alles in mir schrie danach die Augen zu senken, aber ich hielt diesem Drang stand. Ich musste endlich wissen woran ich bei ihm war.

Georg sah mich irritiert an, dann runzelte er die Stirn. Seine Lippen bebten, der Wolf in ihm reagierte auf meine Herausforderung und wollte die Zähne blecken. Aber er hielt ihn zurück.

„Was machst du da?“ Georgs Stimme klang gepresst, seine Hände gruben sich in meine Bettdecke. Ich antwortete nicht, wich aber auch nicht zurück. Würde er mich in diesem Zustand angreifen? Er schien mit sich zu ringen, alles in ihm wollte sich auf mich stürzen und mich unterwerfen, aber die Vernunft hielt ihn zurück. Ein fast lautloses Knurren kam über Georgs Lippen, dann schoss er plötzlich nach vorn, seine Hand packte mich im Nacken, und sein eben noch vor stiller Wut verzogener Mund presste ich auf meinen. Ich zuckte überrascht zurück, aber Georgs Griff hinderte mich daran vor ihm zurückzuweichen. Der Kuss dauerte nur wenige Sekunden, aber ich hatte das Gefühl wir hätten eine Ewigkeit in dieser Position verharrt. Als er sich von mir löste war die Wut aus seinem Blick verschwunden, nur ich war noch verwirrter als vorher. Warum hatte er das gemacht? Ich wollte gerade zu genau dieser Frage ansetzen da kam Georg mir zuvor. Ihm schien der Kuss überhaupt nichts ausgemacht zu haben, seine Stimme klang sogar ziemlich gefasst. Für ihn war es höchstwahrscheinlich auch nicht der erste gewesen. Bei diesem Gedanken breitete sich ein seltsames Gefühl in meinem Magen aus, und ich rutschte gleich noch ein paar Zentimeter weg. So hatte ich mir meinen ersten richtigen Kuss eigentlich nicht vorgestellt.

„Tut mir Leid, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Sonst hätte ich dir wahrscheinlich weh getan.“

Georg wirkte zerknirscht, er streckte die Hand nach mir aus und berührte mich vorsichtig am Arm. Ich starrte ihn immer noch völlig verblüfft an, aber ich versuchte nicht mich seiner Berührung zu entziehen. Er hatte mich geküsst um einen Kampf zu vermeiden und das war ziemlich verrückt. Aber clever.

Ich wischte mir mit beiden Händen über die Augen und grinste.

„Meinst du bei Hector würde das auch funktionieren?“ ich blinzelte Georg zu, und er lachte.

„Keine Ahnung, aber den hätte ich auch nicht geküsst!“

Ich grinste noch breiter, dann rutschte ich wieder zurück auf meinen angestammten Platz und lehnte mich leicht erschöpft in die Kissen. Meine Hüfte machte sich bemerkbar, und ich war immer noch etwas angeschlagen. Aber auch erleichtert. Georg hatte mich lieber geküsst als mich anzugreifen, und damit sogar unsere Freundschaft riskiert. Er hatte ja nicht wissen können dass ich darauf so gelassen reagieren würde.

„Alles wieder gut?“ er sah mir fragend an.

Ich nickte.

„Alles wieder gut.“
 

Aber das war es nicht. Ganz und gar nicht. Auch wenn Georg sich besorgt gezeigt und mich sogar geküsst anstatt erneut verprügelt hatte, er hatte sich nicht bei mir entschuldigt. In seiner Welt hatte er alles richtig gemacht, und ich war eigentlich der Schuldige. Ich hatte nicht auf ihn gehört, und ich hatte es sogar gewagt diesen Ungehorsam vor ihm geheim zu halten.

Das hatte nichts mehr mit uns Wölfen zu tun, das war ganz allein Georgs Ding. Vielleicht wäre es ganz gut wenn ich anfing mich ein bisschen von ihm zu distanzieren. Nicht ganz, ich mochte ihn ja immer noch, aber unsere Freundschaft wurde langsam zum Problem. Sie bekam einen fahlen Beigeschmack, und das war nicht das einzige was mir Sorgen machte.
 

Die Lage zwischen Hector und Georg spitze sich immer weiter zu. Keine Ahnung ob es daran lag dass ich mich nun auch immer öfter mit unserem Rudelchef traf und Georg deswegen ab und an absagen musste, aber die Abneigung meines besten Freundes gegen das Rudel an sich wuchs immer weiter.

Ich dagegen begann mich langsam wohl zu fühlen.

Hector hatte mir ja schon am Anfang unseres Kennenlernens gesagt dass er mich gern mehr integrieren würde, und bis jetzt hatten ich mich nur Georgs Einfluss und seine Vorurteile davon abgehalten diesem Wunsch nachzukommen. Aber nach der Sache mit Mariam war meine Hemmschwelle was Aktionen für das Rudel und damit gegen Georg anging deutlich gesunken.

Ich wurde den Gedanken nicht los dass es ihm gar nicht darum ging mich vor unseren angeblich ach so primitiven Artgenossen zu schützen, sondern dass das alles nur sein eigener kleiner Egotrip gegen Hector war.

Georg gönnte seinem Feind keinen neuen Rekruten in den eigenen Reihen, also versuchte er mich von ihnen fern zu halten.

Nur passte mir das langsam nicht mehr. Ich fühlte mich bevormundet, vor allem seit Georg angefangen hatte mich auch körperlich zu unterdrücken. Und das passierte eindeutig nicht weil ich mich ihm gegenüber respektlos verhielt.

Hector war momentan einfach die angenehmere Gesellschaft.

Das was ich bis jetzt über die Wölfe und das Rudel gelernt hatte hatte ich größtenteils aus Georgs Mund erfahren, und jetzt hörte ich noch einmal die andere Seite. Hector glorifizierte nichts, er blieb bei den Fakten, aber was noch viel wichtiger war: er versuchte nicht mich zu beeinflussen. In ihm hatte ich einen unvoreingenommenen Gesprächspartner, und meine manchmal unsinnigen Fragen schienen ihn eher zu belustigen als zu verärgern. Hector stand mir geduldig Rede und Antwort, und dafür war ich ihm sehr dankbar.

Georgs Sticheleien dagegen nahmen immer weiter zu. Er wagte es nicht sich offen gegen Hector zu stellen oder seinen Unmut zu äußern, aber ich war ein willkommenes Ventil für seinen Frust. In seiner Gegenwart fühlte ich mich wie ein dummes kleines Kind das ohne nachzudenken einer zweifelhaften Autorität hinterher und damit direkt in sein Verderben rannte. Zumindest stellte Georg das so dar. Er ließ keine Gelegenheit aus um Hector und das Rudel schlecht zu machen, und ich wurde seines gehässigen Geredes langsam überdrüssig. Es nervte, er schien so von Wut zerfressen dass er gar nicht merkte wie albern er sich benahm.

Aber ich konnte ihm kein Kontra geben.

Auch wenn ich es nie für möglich gehalten hätte, aber Georg war mir körperlich und kräftemäßig überlegen. Und er wusste wie er seine Stärken einsetzen konnte. Auch wenn er es nach Möglichkeit immer noch vermied in einen Kampf verwickelt zu werden, im Falle eines Falles zeigte er anderen gegenüber eine so brutale Hemmungslosigkeit dass ich ihn nicht wieder erkannte.

Von dem Georg den ich am Anfang kennen gelernt hatte war nicht mehr viel übrig.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück