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Der Waldläufer Nousagi

von

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Verbot

Kapitel 29 Verbot
 


 

Die nächsten Tage arbeitete Shiju an dem Siegel. Sie war sehr begeistert von der Kralle des Drachen. Ich beobachtete sie, wie geschickt sie die Werkzeuge benutzte und sie zeigte mir ebenfalls einiges. Einen Nachmittag hatten wir komplett damit verbracht zu schnitzen. Shiju lobte mein Talent ebenso wie sie mich ausschimpfte, wenn ich ihrer Meinung nach etwas falsches tat. Sie war eine strenge Lehrerin.
 

Aber an den Abenden, wenn die Sterne klar am Himmel standen, nahm ich sie auf meine Arme, setze mich mit ihr in einen Baum und wir betrachteten die Sterne. Dabei war Shiju stets in eine dicke Decke eingekuschelt und lehnte sich an meine Brust.
 

„Wann musst du wieder aufbrechen?“, fragte sie an diesem Abend. Ich hatte die Augen geschlossen und war einfach nur entspannt. „Mehr als eine Woche kann ich nicht bleiben. Taisho hat Baku über diesen Zeitraum informiert", antwortete ich dann und zog sie enger an mich. Die Woche wäre morgen vorbei und ich wollte nicht fort. Allein der Gedanke an die Trennung zu Shiju machte mich trüb. Auch sie schob ihre Arme um mich und drückte ihr Gesicht in meine Halsbeuge. „Das heißt du musst morgen aufbrechen?“, stellte sie Fest und ich nickte kaum merklich. „Ich will nicht von dir fort. Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal zu dir kommen kann", brummte ich angespannt und Shiju sah zu mir hoch. Ich erwiderte ihren Blick und spürte ihre Hände an meinen Wangen.
 

„Wir finden schon eine Lösung“, versuchte sie mich aufzumuntern, doch das schlug in Trotz meinerseits aus. Was sollten wir schon für eine Lösung finden? Entweder sie gab ihr Heim auf oder ich meines, zudem meine Anstellung als Krieger. Genau das könnte ich eben nicht. Taisho hatte mich damals aufgelesen und mich aufgenommen, versorgt, trainiert und gefördert. Wir verstanden uns gut und ich würde für immer in seinem Dienst stehen. Andererseits würde er mich sicher auch befreien, weil er von meinen Gefühlen wusste. Aber meine Treue und die Schuld in der ich stand, würden es nicht zulassen das ich es tat. Shiju darum zu bitten alles aufzugeben, wäre auch nicht die Lösung. Sie wollte nicht mit mir ins Schloss und das musste ich akzeptieren. Sie war ein Mensch und wir alle Yokai dort.
 

„Lass uns irgendwann durchbrennen", schlug sie vor und ich sah sie verwundert an. Hatte sie meine Gedanken mitgelesen? „Sowas ist doch Quatsch“, antwortete ich und sie stemmte die Hände in ihre Hüften.“Warum denn nicht? Wir bauen uns irgendwo unser eigenes Leben auf. Ich kann von überall aus arbeiten und du könntest ein großes Feld anlegen und wir verkaufen die Dinge gemeinsam“, plapperte sie ihre Vorstellungen vor. Ich musste zugeben das es sich nicht schlecht anhörte. Ich könnte einiges Pflanzen was sich zu gutem Geld machen lassen ließe. Und vielleicht ließ sich auch eine Art Training für jüngere Leute anpreisen, welche sich besser verteidigen können wollten. Viele ungeübte Menschen besaßen ein Schwert und verletzten eher sich selbst damit, wie ihre Feinde. Aber leider war da immer noch meine Treue.
 

„Ich habe meinen Herrn Treue geschworen. Außerdem verdanke ich es ihm allein das ich dich heute in den Armen halten kann", erklärte ich ihr und zog sie wieder an mich. Liebevoll rieb ich meine Nase an ihrer, legte meine Stirn an ihrer ab. „Du könntest ihn fragen", bat Shiju leise und ich erforschte ihre Augen. „Ich werde es versuchen."
 


 

Am nächsten Abend musste ich also aufbrechen. Langsam erhob ich mich aus ihrer Schlafstätte und sie sah mich schon wehleidig an. Die letzten Stunden hatten wir eng aneinander verbracht. Der Hautkontakt tat gut, bevor wir ihn doch so lange nicht mehr spüren würden. Ich zog mich an und auch Shiju stellte sich auf, schlüpfte in ihren Kimono und wickelte ihn um ihren zarten Körper. Als ich meine Rüstung ergriff, umschlag sie mich noch einmal von Hintern und ich spürte ihr Gesicht an meinem Rücken. „Bitte melde dich liebster. Bleib nicht zu lange fort", bat sie und ihre Stimme war leicht kratzig. Sie hatte schon beim letzten Mal, die starke spielen wollen, doch ich roch ihre Tränen bereits.
 

In ihren Armen drehte ich mich zu ihr, ließ die Rüstung noch einmal auf den Boden sinken und hob ihr Kinn, damit ich ihre Augen sehen konnte. Vorsichtig wischte ich die kleinen Tränen beiseite. „Ich komme bald wieder. Versprochen", gab ich ihr mein Wort. Wie könnte ich auch wochenlang fortbleiben, wo ich sie jetzt schon nicht verlassen wollte. Stumm warf sie sich in meine Arme und ich drückte sie in einer festen Umarmung an mich. Einige Minuten standen wir so da und ich musste diesen Moment durchbrechen. „Ich muss aufbrechen, sonst gibt es nur ärger", versuchte ich es sanft klingen zu lassen und hatte Erfolg. Shiju löste sich von mir. „Eine Sache noch, dann lasse ich dich gehen", bat sie und ich sah sie fragend an. Was wollte sie denn nun von mir?
 

„Bitte schließe deine Augen“, bat sie mich und ich tat ihr den gefallen. Aber nur, weil ein Yokai seine Augen geschlossen hielt, hieße das nicht das er seine Umgebung nicht mehr wahrnahm. Ich hörte ihre Schritte, wie sie in ihr Arbeitszimmer ging und wie sie dort etwas vom Tisch nahm. Es roch nach dem großen Knochen, welchen ich einige Nächte zuvor dort stehen sah. Was sie damit nun vorhatte? Sie kam zurück und stand nah bei mir. Ich spürte ihre Finger immer wieder an meinen Wangen und in meinem Gesicht. „Was tust du da?“, fragte ich lächelnd und legte meine Hände an ihre Hüfte. Sie kicherte leise. „Eine kleines Geschenk für dich", verkündete sie „und ich teste es."
 

Ein Geschenk? Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Geschenke in dem Sinne waren mir fremd. Ich hatte niemanden, der mir etwas schenkte und selbst hatte ich nur Ayaka etwas geschenkt. Warum also schenkte Shiju mir etwas? „Das brauchst du nicht. Du allein bist mein Geschenk", sagte ich zu ihr und zog sie näher an mich. Noch immer hielt ich meine Augen geschlossen. Sie hatte es mir ja noch nicht erlaubt, sie wieder zu öffnen. „Bitte lass mich. Du weißt ja, das ich sowieso nicht auf dich höre“, stichelte sie und ich grinste breit. „Darf ich meine Augen wieder öffnen?“, fragte ich liebevoll und sie bejahte. Den Knochen hatte sie wohl schnell hinter sich versteckt. Also öffnete ich meine Augen und sah in ihr glücklich strahlendes Azurblau. Wie sehr ich diese Augen liebte und diese Frau vor mir. Shiju streckte sich zu mir hoch, schloss wieder ihre Augen und legte ihre Lippen auf meine. Genüsslich kostete ich diesen Kuss. Es würde für lange Zeit der letzte sein.
 

Shiju Band mir zum Schluss noch meine Maske um und mit einem letzten Blick auf sie sprang ich in die finstere Nacht.
 


 

~
 


 

Im schloss des Westen angekommen, wurde ich diesmal nicht empfangen. Sicher war Ayaka noch sauer auf mich. Also ging ich in mein Gemach. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich das sich etwas verändert hatte. Sesshomaru war vor einigen Jahrzehnten ins Schloss gezogen, hatte sich allerdings mehr außerhalb herumgetrieben. Aber nun schien er sich im Schloss aufzuhalten. Taisho erzählte mir einmal, das die Mondgöttin ihn zu seinem Vater schickte, damit er lernen könnte ein Taisho zu sein. Das Kämpfen und die schulischen Dinge hatte sie übernommen, nun fehlte noch die Praxis. Für meinen Herrn war dies ein komisches Gefühl gewesen, denn er hatte zuvor nicht viel mit Sesshomaru zu tun gehabt. In den Zeiten wo er hier im Schloss war, hatte er ebenso viel zu tun, wie sonst auch und so war Sesshomaru oft bei uns Kriegern oder eben bei den Beratern und gelehrten gewesen. Als er nun endgültig hier her sollte war es also, als ob ein fremder ins Schloss käme, der auf der gleichen Stufe stand wie Taisho-sama. Die Bediensteten Damen wollten schnell nicht mehr für ihn zuständig sein, denn Sesshomaru war ebenso wie ich, ein Mann geworden und nutzte seine Macht gerne aus.
 

Ich hatte bis auf sie gelegentlichen Trainingseinheiten, in denen ich für Sesshomaru parat stehen musste, nichts mit ihm zu tun. Wollte es auch nicht, denn er stand über mir und doch gehorchte ich nur Taisho. Ihm war ich zu Dank verpflichtet und keinem anderen.
 

Erschöpft von der Rückreise und dem schweren Herzen, welches in meiner Brust schlug legte ich mich zunächst in mein Bett. Taisho-sama Aura war nicht zu spüren und so hatte ich noch einige Stunden Zeit ihm das Siegel zu überreichen.
 

Leider wurden aus Stunden, Tage und sogar eine ganze Woche. Ich wollte zu Shiju zurück, musste ihm das Siegel geben und ihn bitten meine Pflichten zu mildern. Vielleicht könnte ich weiterhin auf die Gesuche mitgehen und ihm als Krieger zu Diensten stehen, aber eben bei Shiju wohnen. So hatte ich mir einen Plan gesponnen, konnte aber nicht fragen ob es möglich war. Wo Taisho nur war?
 

Am frühen Morgen ging ich wie gewohnt zum Training und machte meine gewohnten Übungen. Baku kam bald dazu und beobachtete mich schweigend. Genervt versuchte ich ihn zu ignorieren und machte weiter. Doch als der Prinz dazu kam und mit ihm redete konnte ich nicht mehr weghören. „Mit einem Menschenweib. Wirklich schrecklich. Er zieht das Ansehen des gesamten Heeres in den Dreck", spottete Baku. Sesshomaru sah weiterhin schweigend zu mir und verzog keine Miene. Ob er genauso dachte? Sicherlich. Baku und er hatten mehr gemein, als der Prinz mit unserem Herrn.
 

„Irgendwann wird er schon sehen, was er davon hat. Obwohl ich zugeben muss, das er sich ein hübsches Weib genommen hat. Wäre sie kein Mensch, wäre sie auch nach meinem Geschmack“, sprach Baku dann weiter und ich erstarrte augenblicklich. Das Biest in mir grollte und meine Aura spielte leicht verrückt. Das schien der Prinz zu bemerken, doch Baku war immer weiter damit beschäftigt Shiju zu beschreiben. Außerdem was er gerne an Frauen hatte. Mir wurde es schlecht und ich hatte alle Mühe meine Wut unter Kontrolle zu bekommen. Sesshomaru beobachtete mich nur und wendete sich nach einiger Zeit zu Baku. „Es ist verboten, so von der Gefährtin eines anderen zu reden", sprach er und ich wunderte mich. Nahm er mich hier gerade in Schutz? „Ebenso ihr Leid anzutun. Auch wenn es wahrlich eine Schande ist, das hohe gut der Markierung, für ein paar lausige Jahrzehnte zu opfern", zog er am Ende doch noch darüber her. Ich entspannte meine Haltung als Baku schnaubend auf den Platz ging und auf die andere Seite des Trainingsgelände verschwand. Sesshomaru musterte mich noch kurz und drehte dann ab. Es kam mir ein wenig so vor, als hätte er gewollt, das ich diese Information bekomme. Vielleicht war der Prinz doch nicht so ein schlechter Zeitgenosse.
 


 

Ich hatte etwas für mich Wichtiges herausgefunden. So würde ich Shiju überreden können. Wenn ihr kein Yokai etwas tun durfte, weil es verboten war, dann wäre sie hier sicher und würde sicher auch Freundschaften schließen. Das müsste ich ihr dringend sagen und so beschloss ich am Ende des Tages zu ihr zu gehen. Ich müsste mich nur beeilen dann wäre ich zum Sonnenaufgang wieder hier.



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