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Nie die Hoffnung verlieren...

Levy x Gajeel | AU, Neuzeit
von

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Nie die Hoffnung verlieren...

Hey^^

Willkommen zu diesem OneShot. Es ist schon länger her, dass ich hier etwas on gestellt hab. Grund ist, dass ich bei keiner Story so richtig weiter komme und ich dauernd neue Ideen bekomme^^'

Die Idee zu dieser OS kam mir während der Arbeit und da ich absolut nichts zu tun hatte, habe ich sie auch schon während der Arbeit angefangen auf einer Brötchentüte zu schreiben XDDD

ich hoffe, die gefällt euch :)

Über liebe Kommentare und konstruktive Kritik würde ich mich sehr freuen.
 


 

Autor: Shikura Haera | Fandom: Fairy Tail | Levy x Gajeel | AU, Neuzeit

relationship, friendship, soulship, familyship

Disclaimer: Hiro Mashima | die Idee ist meine
 

Viel Spaß beim Lesen
 

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Nie die Hoffnung verlieren…
 

Es war ein angenehm warmer Herbsttag. Man Konnte sogar nur im T-Shirt draußen herum laufen, wenn man wollte.

Auf den Straßen, im Park und auch am großen See waren Eltern, die mit ihren Kindern spielten oder Renter, die spazieren gingen oder auf Bänken saßen. Teenager kamen von der Schule, quetschten sich teilweise in Busse.

Doch zwischen all der Sonne und der guten Laune gab es Jemanden, den das alles kalt ließ…
 

Gajeel saß am Krankenbett und hielt die Hand seiner Freundin Levy. An ihr waren Kabel, die alles Mögliche überwachten, angeschlossen. Eine Atemmaske auf ihrem Mund und ein Tropf in ihrem Arm befanden sich ebenfalls an ihrem Körper.

In einer gewohnten, schon oft ausgeführten Geste, strich er mit dem Daumen über ihre Hand. Das monotone Piepen der Geräte hörte er schon nicht mehr, so sehr hatte er sich bereits daran gewöhnt.

Er sah nie auf die Uhr, zu groß war die innere Angst, dass er eine von Levys Reaktionen verpassen könnte. Deswegen konnte er auch kaum ruhig sitzen bleiben, wenn er wegen dem Ende der Besuchszeit gehen musste. Dann lief er noch stundenlang durch die Stadt und ging erst nach Hause, wenn der Herbstwind ihn bis auf die Muskeln in Kälte gehüllt hatte.

Zu Hause erdrückte ihn alles und nicht einmal sein schwarzer Kater Pantherlily konnte ihn ablenken oder aufmuntern. Gajeel war seinem Kater dankbar dafür, dass er zu ihm kam. Lily war nicht der Kuscheltyp, doch er es, wenn es dem Schwarzhaarigen schlecht ging und kam dann zu ihm.
 

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Doch dem Geräusch schenkte Gajeel keine weitere Beachtung. Vermutlich nur eine Krankenschwester, die aus Höflichkeit klopfte.

Eine warme Hand auf seiner Schulter ließ ihn in seiner Bewegung inne halten. Es konnte nur einer hinter ihm stehen und das war Natsu. Nur dieser hatte von Natur aus eine höhere Körpertemperatur, was besonders im Winter praktisch war. Er fror nicht so schnell.
 

„Hey Kumpel…“

„Mh“, gab er nur von sich. Warum war Natsu hier?

„Wir haben dich in der Schule vermisst.“

Er erwiderte nichts darauf. Er fehlte seit einem Monat alle paar Tage und Gajeel war sich sicher, dass er in dieser Zeit auch zwei Klausuren verpasst hatte.

„Komm doch Morgen wieder.“

„Wozu?“

„Um… bei uns zu sein. Um nicht alleine zu sein.“

„… sie wäre dennoch nicht da…“

„Levy ist bald wieder bei uns.“

Gajeel stand schwungvoll auf, drehte sich dabei um.

„Und wann soll dieses bald sein?! Es ist bereits ein halbes Jahr vergangen und es hat sich nichts getan! Sie sollte da nicht liegen, sondern ich! Levy hatte die volle Motorradkluft an, ich nur Helm und Lederjacke! Es ist nicht fair, dass sie für meine Unachtsamkeit bestraft wird! Dass sie im Koma liegt, während ich mit Schrammen und einem gebrochenen Bein davon gekommen bin!“ Gajeel hatte nie gesagt, was er seit dem Unfall dachte und fühlte, doch jetzt gerade kam alles hoch. „Sie… liegt schon ein halbes Jahr im Koma.“

„Glaub an Levy. Glaub an sie und an ihre Stärke. Weißt du noch, als Lucy vor zwei Jahren ihre Erinnerungen verloren hatte? Sie konnte sich kaum an etwas erinnern, wusste nicht einmal mehr, wer ich war oder dass wir zusammen sind.“ Natsu unterbrach sich selbst, stellte sich ans Fenster. „Ich hab nicht aufgegeben, ihr zu erzählen und alles zu zeigen. Ich war mir sicher, hab gehofft, dass sie eines Tages wieder alles weiß. Natürlich, an manchen Tagen hab ich gezweifelt und geglaubt, dass sie sich doch nicht mehr erinnern wird… aber dann war sie wieder bei mir. Sie war wieder meine Lucy. Natürlich dauerte es danach auch noch eine Weile, bis wirklich so gut wie alles wieder zurück gekehrt ist und auch heute fragt sie manchmal nach, weil sie nicht weiß, ob sie sich gerade wirklich an etwas erinnert oder es nur aus einem Traum stammt, was sie im Kopf hatte.“ Der Pinhaarige drehte sich um, blickte den Anderen an. „Es ist schwer und es tut weh, weil man sich selbst am Unglück seiner Freundin die Schuld gibt. Aber du musst einfach an Levy glauben. Sei für sie da, sei bei ihr, gib ihr Kraft… Und komm bitte wieder jeden Tag in die Schule. Auf die Dauer ist es langweilig, immer nur mit Gray zu streiten.“

„… okay, ich überlege es mir.“

„Cool! Also dann, bis Morgen.“ Mit einem zuversichtlichen Grinsen verließ Natsu das Zimmer von Levy.

Gajeel, innerlich wieder etwas ruhiger, sah ihm leicht lächelnd hinterher, ehe er sich wieder an das Bett setzte.

Der Schwarzhaarige beschloss, dass er für Levy wieder mehr am Leben teilnehmen würde. Er würde wieder jeden Tag zur Schule gehen, seinen Aufgaben nachkommen, sich auch wieder mit den Anderen treffen. Er würde noch oft bei ihr im Krankenhaus sein, aber nicht mehr ununterbrochen.

Er dachte für sich, dass er ab und an vielleicht auch einfach mit einem ihrer Freunde zu Levy gehen konnte.

In weiter Ferne erinnerte er sich, dass er mal gelesen hatte, dass Komapatienten auch hören konnten, was man in ihrer Nähe sagte.

„Tut mir leid für meinen Ausbruch gerade“, sagte er deswegen leise, strich wieder über ihre Hand.

Er hob die Hand etwas an, hauchte einen Kuss auf die Innenseite.

„Ich liebe dich“, flüsterte er.
 

Im Laufe der nächsten Tage fand Gajeel Stück für Stück immer mehr zurück ins Leben. Er kam jeden Tag zur Schule, beteiligte sich an den Gesprächen mit seinen Freunden und unternahm auch etwas mit ihnen.

Wenn er zu Hause war, lag er nicht nur trübselig auf dem Sofa. Er spielte mit Lily oder war in der Garage, wo er an dem Motorrad herum schraubte. Es war bei dem Unfall sehr in Mitleidenschaft gezogen worden und ein Mechaniker hatte gemeint, dass verschrotten lassen und neu kaufen besser sei. Doch das hatte Gajeel nicht gewollt. Es war sein erstes Motorrad gewesen, er hatte es selbst bezahlt, wofür er hart gearbeitet hatte, und noch dazu kam, dass das Muster darauf ein Design von Levy war.

Also hatte es seit dem Unfall nur noch hier in der Garage gestanden. Jetzt aber wagte sich Gajeel daran, es zu reparieren. Er verbrachte einige Stunden daran und war nach etwas mehr als zwei Wochen damit fertig. Es sah aus wie neu.

Stolz auf sich, versorgte der Schwarzhaarige seine Katze mit Futter und Trinken und ging sich duschen.
 

Im Krankenhaus saß er wie immer auf dem Stuhl neben Levys Bett und hielt ihre Hand, über welche er wieder strich.

Er erzählte ihr von den vergangenen Tagen, davon dass da Motorrad nun repariert war. Er ließ sie wissen, was in der Schule so los war und dass Gray und Juvia es langsam miteinander auf die Reihe bekamen. Gajeel erzählte von der letzten Klausur und dass er das Gefühl hatte, sie verkackt zu haben.

Er sprach einfach über alles Mögliche bei jedem seiner Besuche.
 

Die Wochen vergingen, der Herbst ging und der Winter zog in der Stadt ein. Mitte November fiel der erste Schnee und blieb auch direkt liegen.

Gajeel spürte, wie er gerade jetzt zur kalten Jahreszeit die Hoffnung auf Levys Erwachen verlor. Doch er ermahnte sich selbst, dass es wichtig war, an sie zu glauben. Er durfte nicht die Hoffnung verlieren und aufgeben. Es war wichtig, dass er sich an den Stromhalm klammerte, welcher ihm Levy zurück bringen würde.
 

Als er sich Mitte Dezember einen kleinen Weihnachtsbaum holte und schmückte, stellte er wieder einmal fest, was das für ein Unterfangen bei seinem Kater war. Lily spielte mit den Christbaumkugeln und auch als der Baum geschmückt war und extra wegen dem schwarzen Stubentiger auf einem Tischchen stand, war er nicht ganz sicher.

Gejeel konnte beobachten, wie Pantherlily immer wieder hochsprang und mit den Kugeln spielte, die er erwischen konnte. Er schlug immer wieder mit seiner Pfote dagegen und nach vielen Versuchen hatte er es geschafft, zwei von ihnen runter zu reißen. Von dem Aufprall hatte er sich allerdings so sehr erschrocken, dass er zusammen gezuckt war und fauchend das Wohnzimmer verlassen hatte. Also hatte der Schwarzhaarige eine Spielzeugkugel besorgt, die leise klingelte, wenn man sie hin und her rollte, da sich darin zwei kleine Glöckchen befanden. Es klappte sogar und Lily ließ den Baum in Ruhe.
 

Heilig Abend war der Langhaarige alleine, an den beiden Weihnachtstagen jedoch waren ein Teil seiner Freunde bei ihm. Natsu hatte seinen Kater Happy mitgebracht und sofern die beiden Kater nicht schliefen, spielten sie miteinander und tollten in der Wohnung herum.

Silvester feierten sie auch alle zusammen und dieses Mal waren auch Charle, die Katze von Wendy, Lector und Frosch, die Kater von Sting und Rogue mit dabei.

Um Mitternacht, als sie alle vor der Tür standen und ein kleines Feuerwerk machten, konnte er bemerken, dass Erza diesem mit einem wehmütigen Lächeln zu sah. Sie und Gerard sahen sich nicht oft, da sie beide in zwei verschiedenen Städten wohnten und beide mit ihrem Studium viel beschäftigt waren. Das war auch der Grund, weshalb Gerard heute nicht hier sein konnte.

Er war eben nicht der Einzige, der sich gerade jetzt zum Jahreswechsel besonders einsam fühlte…
 

Ein paar Tage nach dem Neujahr war Gajeel wieder bei Levy.

Er erzählte ihr von den Feiertagen, von Silvester. Er erzählte ihr davon, wie er den Weihnachtsbaum geschmückt hatte und dass das bei einem Kater wie Lily nicht ganz so einfach gewesen ist.

„… und Silvester haben es Gray und Juvia endlich geschafft. Sie haben sich Silvester endlich gesagt, dass sie sich lieben. Wobei es Juvia ja vorher schon einige Male getan hatte, wenn auch nicht direkt…“ Er lachte amüsiert, doch dann verlor es sich in einem wehmütigen, traurigen Lächeln.

„Levy, wach bitte endlich auf… du fehlst einfach. Du fehlst in der Schule, du fehlst bei den gemütlichen Abenden mit unseren Freunden, du fehlst… ganz einfach mir. Mein Herz tut weh, weil es ohne dich sein muss…“

Er versuchte nicht, gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen, ließ sie einfach über seine Wangen tropfen.

„Ich… liebe dich…“
 

Die Tage vergingen, wurden zu Wochen und ehe man es sich versah, zog der Frühling in der Stadt ein.

Heute war wieder einer dieser Tage, an denen sich Gajeel einfach nicht aufraffen und zur Schule gehen konnte. Er schaffte es nicht. Er saß einfach nur da und starrte vor sich hin. Die Anrufe und Nachrichten seiner Freunde ignorierte er. Nicht einmal den Anruf oder die Nachrichten von seinem besten Freund Rogue nahm er entgegen oder beantwortete er.

Erst am nächsten Tag konnte er sich wieder aufraffen, zur Schule zu gehen.
 

Zur Verwunderung aller kam Gajeel mit dem Motorrad. Er stieg ab und nahm den Helm vom Kopf.

„Gajeel… wow… das hätte keiner von uns noch erwartet“, kam es von Lucy.

„Es ist schön, dass du diesen Schritt gemacht hast. Das freut mich“, fügte Yukino hinzu.

„Wenn man vom Pferd fällt, muss man wieder aufsteigen. Uhm… sorry, dass ich mich gestern nicht gemeldet und euch ignoriert hab. Mir war einfach nicht danach, Jemanden zu sprechen oder zu sehen.“

„Kein Problem, dafür bist du heute ja wieder da“, antwortete Natsu grinsend und auch die Anderen stimmten mit ein.
 

Nach der Schule kamen Laxus, Lucy und Erza mit ins Krankenhaus, um Levy zu besuchen.

Sie alle erzählten der Türkishaarigen von verschiedenen Ereignissen und während sie so erzählten und Gajeel ihnen auch einfach nur zuhörte, bemerkte er, dass Levys Haare recht lang geworden waren. Am Anfang waren sie ihr nur knapp bis zu den Schultern gegangen und mittlerweile reichten sie ihr bis weit über die Schultern.

Leider bemerkte er jetzt gerade auch mal wieder, dass sie dünner geworden war. Aber das war auch kein Wunder. Levy bekam dank des Tropfes Flüssigkeit, doch der Körper brauchte auch feste Nahrung und die konnte sie in ihrem komatösen Zustand schlecht zu sich nehmen. Er hoffte, dass sie wirklich bald mal aufwachte, damit sie wieder zu Kräften kommen konnte. Er hatte Angst, dass sie noch mehr abnahm und dies dann ihre Heilung beeinflusste.

Er bemerkte nicht, dass er inzwischen alleine war. Er saß bei ihr und hielt ihre Hand und er redete. Er wusste nicht einmal, was er alles erzählte. Er wusste nur noch, dass irgendwann eine Krankenschwester zu ihm kam und ihm mitteilte, dass er bereits schon eine halbe Stunde über der Besuchszeit hinaus hier war.

Er entschuldigte sich und ging mit einem Kuss auf Levys Stirn zum Abschied hinaus. Seine Füße trugen ihn wie von selbst nach Hause, wo er schon von Lily begrüßt wurde. Der Kater lief um seine Beine herum, ließ sich bereitwillig auf die Arme nehmen.

„Es gibt noch immer keine Besserung. Aber bald ist sie wieder da, dann kannst du auch wieder mit ihr kuscheln. Versprochen, Levy kommt bald wieder zu Besuch“, erzählte er seinem Kater, welcher zustimmend mauzte.
 

Tag für Tag verging. Gajeel fiel er wieder sehr schwer, zur Schule zu gehen. Doch er hatte es seinen Freunden und auch Levy versprochen. Er würde in die Schule kommen, am Unterricht und den Klausuren teilnehmen. Er würde lernen und sich anstrengen.

Manchmal fiel es ihm auch schwer, sich auf ganz einfache Aufgaben zu konzentrieren. Immer und immer wieder schweiften seine Gedanken zu seiner schlafenden Freundin ab.

Inzwischen war es schon Sommer.

Gajeel lag auf seinem Bett und sah mutlos an die Decke. Es war schon über ein Jahr her, dass er und Levy den Unfall hatten. Es war schon über ein Jahr her, dass sie ins Koma gefallen war, während er selbst mit nur ein par kleinen Verletzungen davon gekommen ist.

//Meine Levy… bitte wach doch wieder auf…//

Als Etwas zu ihm auf das Bett sprang, zuckte er leicht zusammen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass gerade jetzt Lily zu ihm kommen würde.

Gedankenverloren streichelte er den Kater, welches es sich auf seiner Brust bequem gemacht hatte, über den Kopf und den Rücken. Er kraulte ihn hinter den Ohren, wofür er ein beruhigendes, genüssliches Schnurren zur Antwort bekam.

Er setzte sich auf, wobei Lily auf seinen Schoß rutschte. Der Kater rollt sich auf dem einen Bein ein und ließ sich weiter streicheln und kraulen. Das Tier konnte man echt nicht in seinem ruhigen Gemüt stören.

„Was meinst du? Wird sie noch aufwachen? Es ist schon über ein Jahr her, dass sie ins Koma gefallen ist. Ich weiß, es soll Leute gegeben haben, die viel länger im Koma lagen und wieder wach geworden sind. Aber in letzter Zeit schwindet meine Hoffnung auf Besserung. Es tut sich einfach nichts.“

Natürlich würde Pantherlily ihm nicht antworten, dennoch sprach er manchmal mit ihm. Der Schwarzhaarige hatte das Gefühl, dass der Kater ihn dennoch verstand. Er konnte ihm einfach alles erzählen und war sich ganz sicher, dass es nie jemand Anderes erfahren würde. Seinen Freunden gegenüber fiel es ihm nach all den Jahren noch immer schwer, über seine Gefühle zu reden. Nach dem Tod seines Vaters, als er selbst gerade mal acht Jahre alt war, hatte sich ein Schalter in ihm umgelegt. Gajeel sprach nicht mehr als nötig über sich und seine Gefühle. Er fühlte sich angreifbar, wenn man genau wusste, was er fühlte, was in ihm vor ging und das mochte er nicht.

Klar, Levy gegenüber konnte er offener sein. Aber sie war auch SEINE Freundin. Da war das für ihn eine ganz andere Situation.

„Ist es für dich okay, wenn ich zu ihr gehe?“

Lily blickte auf, miaute ihn an.

„War das ein ja?“

Wieder ein Miauen, diesmal lauter, fast schon drängender. Demonstrativ erhob sich Lily und verließ das Bein seines Besitzers. Er legte sich an das Fußende des Bettes, wo er sich einrollte und der Welt damit zeigte, dass er nichts mehr von ihr hören oder sehen wollte.

Leicht lächelnd stand Gajeel auf und zog sich um. Er hatte nur in Shorts und Jogginghose auf dem Bett gelegen.

Bevor er sein Zimmer verließ, strich er Lily noch einmal über den Kopf.

„Ich bin in ein paar Stunden wieder hier. Ich richte dir noch dein Futter und dein Wasser, dass du versorgt bist.“

Lily streckte seiner Hand kurz den Kopf zur Antwort entgegen, dann nahm er seine eingerollte Haltung wieder an.

Der Langhaarige verließ sein Zimmer, richtete in der Küche Wasser und Futter für Lily und verschwand schließlich aus der Wohnung.

Das Krankenhaus hatte er schnell erreicht.

Er begrüßte die Frau am Empfang und ging dann zum Zimmer seiner Freundin, welches er mit einem viel zu leisen Klopfen betrat. Wäre nun eine Krankenschwester hier drin, dann würde sie sich vermutlich nun sehr erschrecken. Doch es befand sich außer Levy niemand hier drin.

Er setzte sich an das Bett, griff dabei automatisch die Hand seiner Freundin. Ihr Haar war inzwischen noch viel länger geworden. Es reichte ihr inzwischen bis über die Schulterblätter. Er bemerkte, dass sie trotz allem gesünder aussah. Er überlegte noch, warum, aber dann fiel es ihm wieder ein. Eine Krankenschwester hatte ihm erklärt, dass sie ihr noch eine Infusion gaben, durch die sie ein paar wichtige Stoffe bekam, die man sonst nur durch Nahrung aufnehmen konnte. (1)

„Hey Levy, ich bins, Gajeel… wer auch sonst, huh? Ich bin ja fast jeden Tag hier.“

Er holte einen tiefen Atemzug, nahm sich einen Moment Zeit, sich nur auf das Streicheln mit seinem Daumen über ihre Hand zu konzentrieren.

„Es wäre schön, wenn du langsam mal aufwachen würdest. Ich weiß ja, dass es meine Schuld ist, dass du hier liegst. Aber glaubst du nicht, über ein Jahr ist genug Zeit, um sich dafür bei mir zu revangieren?“ Natürlich war ihm klar, dass sie das nicht mit Absicht machte. Aber sie hatten sich in ihrer Beziehung und auch davor von immer gegenseitig ein bisschen gepiesackt und irgendwie half es ihm, das Ganze hier etwas besser für sich zu vertragen.

„Hey Schrimp, denk dran, bald stehen die Vorprüfungen für die Unis an. Du wolltest doch an einigen teilnehmen, besonders an der zu der Uni, auf die du unbedingt gehen willst. Ich hoffe doch sehr, dass das noch immer dein Plan ist, du hast schließlich so sehr darauf hingearbeitet und dich dafür mächtig ins Zeug gelegt.“

Er griff ihre Hand etwas stärker.

„Außerdem hab ich dir doch etwas versprochen. Ich hab gesagt, wenn du es auf die Uni schaffst, die dein Favorit ist, werde ich dir einen Heiratsantrag machen. Das kann ich aber nicht machen, wenn du nicht langsam mal aus deinem Dornröschenschlaf erwachst, dich wieder auf deinen Hintern setzt und diese verdammte Vorprüfung und danach folgenden Aufnahmeprüfung bestehst. Hörst du, Levy, du musst es einfach schaffen. Du musst… wieder zu mir… kommen. Du musst… ich will… also ich meine… Ach verdammt… Komm bitte endlich zu mir zurück. Levy, ich liebe dich.“

Die Hand, die ihre festhielt, zitterte. Mit der anderen Hand versuchte er sich die Tränen aus dem Gesicht zu streichen, doch es klappte nicht. Er konnte nicht aufhören zu weinen und fand sich selbst super erbärmlich. Er war gerade ein richtiges Weichei, fand er.
 

An dem Tag war Gajeel noch sehr lange bei Levy. Er hatte sogar wieder die Besuchszeit überschritten, doch die Krankenschwestern sagten nichts. Sie schimpften nicht mit ihm deswegen oder rügten ihn. Sie kamen einfach irgendwann ins Zimmer und erklärten ihm ruhig, dass er sich schon wieder bis über die Besuchszeit bei seiner Freundin befand. Er entschuldigte sich jedes Mal dafür, dass er nicht auf die Zeit achtete und verabschiedete sich bei der Krankenschwester, die ihn wieder in die Realität holte, ehe er das Zimmer und das Krankenhaus verließ.
 

Gajeel saß auf seinem Platz in der Klasse, blickte zur Tafel. Daran war ein Koordinatensystem oder so aufgezeichnet. Linien, Punkte, Geraden… doch er hörte dem Lehrer gar nicht richtig zu. Er hatte letzte Nacht kaum geschlafen. Er war gefühlt alle zehn Minuten aufgewacht, hatte sich immer nur herum gedreht, genervt geseufzt. Er hatte sogar ein Buch gelesen, in der Hoffnung, sich ablenken zu können oder müde zu werden. Doch Fehlanzeige. Dann hatte er sich eine warme Milch mit Honig gemacht, etwas, was er sich von Levy abgeschaut hatte, doch auch die hatte nicht geholfen. Also hatte er einen Film eingelegt und es doch wahrhaftig geschafft, von diesem nur die ersten und die letzten zehn Minuten zu sehen – den Abspann nicht mit eingerechnet.

Das Aufleuchten des Displays seines Handys riss in von der Tafel los. Er hatte es auf stumm gestellt, sodass es weder einen Ton von sich gab, noch vibrierte. Doch wenn man ihn anrief, leuchtete das Display auf.

Als er das Wort Krankenhaus sah, weiteten sich seine Augen erschrocken. Er spürte, wie sich sein Herz zusammenzog und sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Er schluckte ihn hart herunter und ermahnte sein Herz, ruhig zu bleiben.

Ohne weiter nachzudenken und darüber nachzudenken, dass er sich gerade mitten im Klassenzimmer befand, nahm er das Handy in die Hand und nahm den Anruf entgegen.

„Redfox!“

„Gajeel! Es ist Unterricht, Handy weg!“, ermahnte ihn der Lehrer, doch er ignorierte ihn. Gildartz, Natsus Pate, konnte ihn mal kreuzweise.

Eine der Krankenschwestern, die für Levy zuständig war, meldete sich. Als er ihre Worte hörte, hätte er beinahe das Handy fallen gelassen.

„… ich komme…“ Er stand so schwungvoll auf, dass sein Stuhl mit umflog und verließ das Klassenzimmer.

Gajeel rannte so schnell, wie er nur konnte. Dabei überlief er sogar eine rote Ampel und konnte von Glück reden, dass in dem Moment kein Auto kam.

Als er das Krankenhaus erreicht hatte, lief er zum Zimmer seiner Freundin und vergas dieses Mal, die Frau vom Empfang zu begrüßen. Er hatte gerade einfach nur einen Tunnelblick.

Die Tür zu Levys Zimmer riss er fast schon auf, nur um schwer atmend im Türrahmen stehen zu bleiben.

„I-i-ich bin… da…“

Er sah zwei Krankenschwestern und den Chefarzt der Station an. Als die beiden Frauen zur Seite gingen, konnte er seine Freundin sehen.

Levy saß halbwegs aufrecht im Bett, lehnte an der hochgestellten Kopfseite des Bettes. Es waren nur noch der Tropf für die Flüssigkeitszufuhr und das Gerät, welches Puls und Herz überwachte, an ihr angeschlossen.

„L-Levy…“ Er ging auf sie zu, beugte sich vor und nahm sie in den Arm. „Du b-bist… wieder wach, du bist wieder… da… Du bist… bist wieder…“ Seine nächsten Worte verloren sich in ihrer Halsbeuge, in die er sein Gesicht gelegt hatte.

„Hey, mein Drache“, antwortete sie mit heiserer Stimme und erwiderte die Umarmung.

Für Gajeel klang es so unglaublich schön, diesen Spitznamen wieder von ihr zu hören. Da er Drachen liebte, hatte sie ihn irgendwann angefangen, ab und an so zu nennen.

Er löste sich von ihr, ließ sich auf dem Stuhl am Bett nieder.

Er konnte die Tränen weder verhindern noch aufhalten, als sie ihm über die Wangen liefen. Doch er lächelte dabei bis über das ganze Gesicht.

„Heiratest du mich auch, wenn ich es nicht auf die Uni meiner ersten Wahl schaffe?“

„Was?“

„Ich hab dich neulich gehört… ich konnte dich immer hören. Es tut mir leid, dass ich dich so lange alleine gelassen hab.“ Dass ihr der Hals noch immer etwas wehtat, obwohl sie schon gut was getrunken hatte seit dem Aufwachen, war ihr gerade egal. Sie musste sagen, was ihr auf dem Herzen lag.

„Nein, nein… schon okay. Mir tut es leid, dass ich nicht aufgepasst habe.“

Levy nickte nur lächelnd. Das war so ein Thema, über das sie wohl nun ewig diskutieren könnten, doch das wollte sie jetzt nicht. Außerdem hatte sie dafür nun weder die Kraft in der Stimme noch die Lust.

„Also?“

Gajeel brauchte einen Moment, um den Gedankensprung zur Frage von eben zu verstehen. Dann aber suchte er sein kleines Schlüsselbund heraus. Es war in Karabinerhaken mit dem Wohnungsschlüssel und dem Motorradschlüssel, doch so hatte er immer beides bei sich.

Er machte den Wohnungsschlüssel ab und versuchte diesen vom Ring zu bekommen. Doch es klappte nicht. Deswegen hielt er Levy den Ring so hin, dass sie den Schlüssel nicht mehr sehen konnte, indem er eben jenen festhielt.

„Levy McGarden, willst du mich, Gajeel Redfox, heiraten?“ Dabei war er aufgestanden und hatte sich auf das Bett gesetzt.

„Natürlich!“

Er schob den zu großen Schlüsselring auf ihren rechten Ringfinger und zog sie wieder in eine Umarmung, welche erwidert wurde. Stumm fanden ihre Lippen zusammen. Sie vergasen beide, wo sie sich befanden.

Die beiden Krankenschwestern und der Arzt klatschten und gratulierten zur Verlobung.
 

Die nächsten Tage musste Levy noch zur Beobachtung und Kontrolle im Krankenhaus bleiben, dann jedoch durfte sie nach Hause. Sie sollte sich jedoch noch viel schonen und zur Sicherheit einmal die Woche zu Kontrolluntersuchungen ins Krankenhaus kommen.

Auch ihre Freunde waren alle glücklich, als sie erfuhren, dass Levy wieder aufgewacht war. Gildartz ließ deswegen, und auch weil Natsu ihn böse und vorwurfsvoll angesehen hatte, den Eintrag über Gajeels Verhalten an dem Tag aus dem Klassenbuch verschwinden.
 

Inzwischen durfte Levy auch wieder zur Schule gehen. Durch gezieltes essen hatte sie es geschafft, in einem gesunden Zeitraum wieder an Körperumfang zuzunehmen. Sie sah nicht mehr so aus, als hätte sie versucht, ein Skelett aus der Geisterbahn nachzuahmen. Ihr langes Haar ließ sie einfach so. Es war mal etwas Anderes und wenn es sie doch stören sollte, konnte sie es sich ja jederzeit abschneiden lassen. Doch im Moment hielt sie es mit einem Bandana, wie es auch ihr Freund… Verlobter… hatte, zurück, damit es ihr nicht ins Gesicht fiel.

Gajeel hatte ihr sogar einen richtigen Antrag gemacht mit einem richtigen Ring. Er war schlicht, doch für Levy war er der schönste Ring, den sie sich nur hatte vorstellen können. Gajeel trug auch so einen Ring. In beiden war das Datum ihres Zusammenkommens eingraviert und zusätzlich ihre Namen. Bei ihr seiner und bei ihm ihrer.

Da Levy durch ihren komabedingten Ausfall viel verpasst hatte, sie aber eine der Besten ihres Jahrganges war, gab man ihr die Chance auf eine Nachprüfung, um die Klasse noch bestehen zu können. Sie strengte sich an, holte alles nach, wobei ihr dabei auch ihre Freunde halfen, und schaffte schließlich die Nachprüfung.
 


 


 

Sie verließen nebeneinander und sich an den Händen haltend, die Kirche. All ihre Freunde standen schon davor und jubelten, als sie sie sehen konnten. Es wurden Blumen und Reis geworfen, man rief Glückwünsche und man konnte sogar Jemanden pfeifen hören.

Ohne dass man etwas sagen musste, versammelten sich alle Frauen zusammen. Levy drehte sich um und wollte den Strauß werfen, als man sie hochhob.

„So bist du viel größer, Schrimp. Gihi!“

Sie lächelte breit, ehe sie sich bereit machte und den Strauß warf. Erza war es, die ihn fing. Sofort wurde sie rot im Gesicht. So aufbrausend und temperamentvoll sie auch war. Wenn es um Gerard ging, dann konnte sie nervös wie ein kleines Schulmädchen werden.

Gajeel konnte sich ein freches Lachen nicht verkneifen, als er sah, wie viel röter die Andere wurde, als Gerard zu ihr ging und sie vor versammelter Mannschaft küsste.
 

Seit dem Unfall waren nun schon einige Jahre vergangen.

Levy hatte es auf die Universität geschafft, auf die sie unbedingt gehen wollte, war kurz vor dem Abschluss und hatte erst vor wenigen Tagen ihre Bachlorarbeit fertig geschrieben. Gajeel hatte ein paar Tage nach dem Abschluss eine Ausbildung in einer Werkstatt angefangen und diese auch direkt beim ersten Durchlauf komplett bestanden und das sogar mit recht guten Noten. Er war nie sonderlich lerneifrig gewesen und das hatte sich auch in der Ausbildung nicht geändert. Doch bestanden war bestanden und mehr zählte dabei nicht.
 

Gajeel hielt Levy in einer innigen Umarmung an sich gerückt fest, während sie beide zu einer Musik tanzten, die nur sie beide hören konnten. Ihre Freunde waren noch alle im großen Schuppen, den sie gemietet hatten und feierten.

Doch sie beide hatten sich inzwischen etwas abgesetzt, um ein bisschen unter sich zu sein.
 

„Ich liebe dich, Schrimp.“

„Ich liebe dich auch, Drache.“

Die Eheringe sahen fast genau so aus wie die Verlobungsringe, nur dass sich in ihnen das Datum ihrer Hochzeit und ihre Kosenamen befanden.

Gajeel beugte sich runter und küsste Levy, was sie erwiderte.

Jetzt gerade gab es nur sie beide und der einzige Zeuge dieses Kusses war der Vollmond am Himmel…
 


 


 


 


 

(1) Ich weiß nicht genau, ob es so etwas wirklich gibt. Ich bin ehrlich, ich habe auch nicht versucht, es herauszufinden.

Wenn ich aber bedenke, wie gesund Asuna in Sword Art Online nach der langen Zeit im „Koma“ aussah und wie Kirito aussah, schätze ich schon, dass es da verfügbare Mittel und Möglichkeiten gibt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -BlacK_RoSe-
2019-09-15T08:09:16+00:00 15.09.2019 10:09
Huhu Maus,
da ich noch nicht einschlafen konnte, habe ich mich mal um 01:30 Uhr deiner Geschichte zugewendet, konnte nicht mehr abwarten zu lesen. 🤣😉
Wow ich muss schon sagen, auch wenn es nur eine kurze Story war, die fand ich sehr gut, die war Klasse. 😍

Mach weiter so, du kannst das wirklich gut.☺️👍

LG deine -BlacK_RoSe-


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